Transsexualität (ausgegliedert aus "Ist unsere Gesellschaft prüder geworden?")

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      Für mich persönlich gibt es einen elementaren Unterschied zwischen Erlebnissen, Teilaspekten des eigenen Lebens und der Fähigkeit sich darin einzufühlen und dem einfühlen in etwas wie Transsexualität. Auch wenn ein Mann nie voll umfänglich begreifen wird wie es ist ein Kind in sich zu tragen, bzw. eine Geburt zu erleben, auch wenn die meisten Vanillas sich schwer damit tun die Gründe warum jemand BDSM betreibt nachzuvollziehen, so ist dies nichts was die eigene "Person" auch nur annähernd so stark beeinflusst wie das Gefühl das Physis und Psyche nicht zueinander gehören. Meiner persönlichen Meinung nach ist die Diskrepanz die entsteht wenn jemand sich im falschem "Körper" fühlt etwas das auf viel invasivere Weise die betroffene Person beeinflusst als einfach nur ein Teilaspekt den man theoretisch erfassen könnte.
      Ich weiß nicht wie es ist eine tödliche Krankheit zu haben, und doch kann ich mich in die Angst vor dem Tod einfühlen, die Angst geliebte Menschen zurückzulassen, die Angst vor Schmerzen, wie es sich tatsächlich anfühlt weiß ich davon nicht aber ein theoretisches Einfühlen ist in diesem Punkt durchaus möglich.
      Allerdings empfinde ich wie gesagt den Umstand im falschem Körper zu sein als so maßgeblich für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung, und auch die lebenslangen Folgen dieses Umstands als so viel komplexer das ich mir nicht anmaße dies theoretisch auch nur annähernd erfassen zu können.
      Ob man sich sein Geschlecht nun "aussuchen" kann oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen denn die Menschen die sich für diesen Weg entscheiden werden ihre Gründe haben.
      Mir persönlich ist es auch völlig egal ob jemand Transsexuell ist, ich nehme den Menschen wahr der vor mir steht! Einer meiner besten Freunde war bei seiner Geburt weiblich, und wir kannten uns schon seit dem Kindergarten damals noch als Freundinnen... Einige Monate nach seiner Total-OP sprach er mich darauf an, warum ich ihn nie danach gefragt habe warum er keine Frau mehr sein "wollte".
      Wir hatten uns zwischen Grundschule und unserem Wiedersehen (etwa eineinhalb Jahre vor seiner OP) einige Jahre aus den Augen verloren, und tatsächlich ist wohl die häufigste Reaktion auf die er trifft wenn er jemanden von früher trifft "Ach du bist jetzt ein Mann?"
      Vielleicht war er nicht immer ein Mann, vielleicht war er schon immer ein Mann und sah nur nicht so aus, vielleicht war er nie weiblich, vielleicht ist er einfach ein Mensch der selbe Mensch den ich vor fast 30 Jahren kennengelernt habe!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Viva () aus folgendem Grund: Bitte zitiert so effektiv, wie möglich um die Thread gut lesbar zu halten. Mehr Infos gibt es hier: http://forum.gentledom.de/index.php/Faq/#Wie und wann macht zitieren Sinn?

      Atum schrieb:

      Man kann sein Geschlecht nicht aussuchen.
      Das ist die Frage.

      Was bestimmt das eigene Geschlecht?

      Die Angabe im Perso > Kann man ändern
      Den Hormonhaushalt des eigenen Körpers > Kann man ändern
      Die Geschlechtsteile am Körper > Kann man weitgehend ändern
      Die Gebärfähigkeit > Denn wäre alle Menschen die Unfruchtbar sind also Neutren
      Die Art sich zu Verhalten > Kann man ändern
      Was der Kopf denkt das man ist > Kann man in Teilen ändern, dürfte aber am schwersten sein
      Die Wahrnehmung der Umgebung > Kann man ändern
      Das Geschlecht bei der Geburt > und wenn es nicht zu dem passt wie sich der Mensch entwickelt hat?

      Aussuchen kann man sich weder sein Gefühltes noch Geburts-Geschlecht, denn es gibt Gründe warum man sich als Mann/Frau/Anderes fühlt oder eben geboren wurde, man kann aber für sich entscheiden, dass man Änderungen vornimmt.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Gentledom schrieb:

      Atum schrieb:

      Man kann sein Geschlecht nicht aussuchen.
      Das ist die Frage.
      Was bestimmt das eigene Geschlecht?

      (...)
      Na ja - darin steckt aber ein grundsätzliches Problem. Wenn die Bedeutung eines Worts im Nachhinein umdefiniert wird, wird aber alles möglich, mindestens aber, dass man aneinander vorbeidiskutiert. Deshalb trennen die führenden Gender-Theoretiker (ich bin aber kein Anhänger von denen) auch strikt zwischen den Begriffen "Geschlecht" und "Gender". - Und Geschlecht ist halt biologisch definiert. Wie Abweichungen zund Zwischenstufen entstehen, ist in der Biologie inzwischen auch ganz gut untersucht.

      Dem Denkansatz des Konstruktivismus folge ich allerdings nicht - da sind wir halt im weltanschaulichen Bereich und ich bin, was das anbelangt, ziemlich trockener Materialist.

      Das mit den EGschlechtsteilen und Hormonen und so weiter ist nicht so einfach, wie es gerne dargestellt wird. Es ist ein riesiger Unterschied, welche Hormone wann wirken bzw. gewikt haben, ob sie im Körper gebildet werden oder gegeben werden müssen usw. Hormone bewirken ja auch unumkehrbare Entwicklungsunterschiede zum Beispiel in der Embryonalphase bis dahin, dass ganze Gehirnbereiche völlig anders funktionieren. Und Geschlechtsteile sind mehr als Penis, Vagina, Brust.
      Und dann noch die heikle Frage, was einen Menschen (in jedem Fall etwas anders) glücklich macht. Du greifst an einer Stelle hormonell ein, bewirkst tatsächlich was, hast dann aber an einer anderen Stelle drastische Nebenwirkungen.

      Vor allem der Grundfehler im Denken, dass Geschlechtlichkeit schlecht wäre. Aber wieso denn? Die meisten Transsexuellen wollen absolut echt das Geschlecht haben, das sie blöderweise körperlich nicht (oder teilweise nicht) haben. Tut ihnen jetzt der Naturwissenschafler mehr weh, der sagt, perfekt kriegen wir's nicht hin, aber wir können probieren, so viel wie möglich zu machen. - oder tut nicht mehr das konstruktivistische Denken weh, wo gesagt wird, na he, man kann sich einfach umwünschen, das ist nicht wichtig. Klar ist einem Transsexuellen das Geschlecht wichtig! Genau deshalb leidet/er sie ja.

      Dieses totale Rrlativieren von allem, das gerade modern ist, ist in meinen Augen eine ungute Entwicklung, weil man Probleme unsichtbar macht, indem man sie unter den Teppich kehrt. Du kannst einen glühenden Ofen nicht diskurs abhängig machen - wenn der Blinde ihn anfasst, verbrennt er sich genauso die Finger. OK OK, das ist jetzt ein etwas gemeines Beispiel, aber im Prinzip ist es doch so.

      Bisher war es bei BDSM immer so, das wir gesagt hatten. Ich bin pervers, na und? Das auf Gegenseitigkeit und gut wars. Aber seit diese in sich völlig widersprüchliche Gender-PC-Konstruktivismus-Debatte läuft, trauen sich zum Beispiel etliches sub-Frauen INNERHALB DER SZENE gar nicht mehr richtig, zu sich zu stehen oder das gar laut zu äußern. Also ein ganz ähnliche Folge wie bei der Trans-Diskussion...

      Atum schrieb:

      Aber seit diese in sich völlig widersprüchliche Gender-PC-Konstruktivismus-Debatte läuft, trauen sich zum Beispiel etliches sub-Frauen INNERHALB DER SZENE gar nicht mehr richtig, zu sich zu stehen oder das gar laut zu äußern. Also ein ganz ähnliche Folge wie bei der Trans-Diskussion...
      Ehrlich gesagt habe ich gar keine Ahnung, wovon du redest :)
      Möchtest du vielleicht etwas konkreter werden? Wer traut sich nicht, zu was zu stehen?

      Und wenn du es nicht ideal findest, das Geschlecht durch die Psyche der Person maßgeblich zu definieren, was findest du am Besten? Das Y-Chromosom?

      A_Greedy_Princess schrieb:

      Ich kann meine angeborenen Geschlechtsteile als deformation bezeichnen ohne dabei komisch rüber zu kommen.
      Ich hab zu dem Thema glaub ich schon vor Ewigkeiten mal einen Thread gehabt, das kommt ja immer mal wieder hoch irgendwie.

      Im Grunde genommen lässt sich mMn. Transsexualität einfach als Geburtsfehler für den es keine wirklich gute Heilung, keine ausreichende Früherkennung und kein besonders gutes allgemeines Verständnis gibt Zusammenfassen.

      Ich denke es ist Falsch die psychischen und physischen Aspekte der Transsexualität zum Zentralen Bestandteil einer Genderdiskussion zu machen. Nicht umsonst geraten Genderaktivisten und Transsexuelle oft aneinander, weil die eine Gruppe scheinbar sehr darauf aus ist sich im Binären system der Geschlechter deutlich als eines der Geschlechter zu Identifizieren und die andere Gruppe davon überzeugt ist das es aus durchaus nachvollziehbaren Gründen wichtig ist sich von dem Binären Bild zu verabschieden an das Transsexuelle sich so häufig klammern.

      Ich selbst als betroffene finde es nicht hilfreich die beiden dinge in die selbe Kiste zu packen. Klar geht es übergeordnet um Identifikation und Geschlecht, aber im Sachen Selbstbestimmung treffen zwei grundsätzliche Gegensätze aufeinander. "Opfer" Biologischer Vorbestimmung/Fehlbildung vs. Genderfulide Freiheit sich selbst zu bestimmen. Beide Gruppen haben ihre Argumente, anliegen und Daseinsberechtigungen, aber sind aus völlig verschiedenen Perspektiven bei gleich klingenden Themen oft grundsätzlich verschiedener Meinung.

      Ich hoffe das war nicht zu abgehoben.

      Hier an der Stelle gab es auch mal ein paar Perspektiven, ist schon eine Weile her...
      Transgender, der Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen

      Alles liebe,
      Mia

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kellerkind ()

      @Rehlein: Na ja, bei knapp 100% der Bevölkerung ist es tatsächlich genau so supereinfach, aber bei einem kleinen Teil halt nicht. Und das instrumentalisiert eine ziemlich aggressive poltische Gruppe für sich. Da die aber noch viel mehr für sich instrumentalisieren, will ich das Thema eigentlich gar nicht weiter ausführen, sonst ufert das aus. An sich ging es mir eher darum, dass Transsexualität an echte körperliche Unterschiede geknüpft ist.
      @Atum, ich bin mit zarten 19 Jahren erst zu den Rocky Horror Picture Fans und dann erst über die in die ersten BDSM Freundeskreise gelangt.
      In den 80ziger Jahren versteckten sich unter den Rocky Horror Fans die queeren Leute.
      Also Tranvestiten als Homo und als Hetero , Transsexuelle in beiden Richtungen und viele viele Homos und Lesben, plus einige Stinos, die nur Spießer schocken wollten.
      Ich habe so viele Transsexuelle und auch Zwitter kennengelernt.
      Alle, ausnahmlos alle haben lieb, nett und geduldig Fragen beantwortet und diskutiert , wenn man sich ihnen höflich und menschlich respektvoll genähert hat.
      Agressiv politisch kenne ich diese Gruppe Menschen bis heute nicht. Eher sind sie glücklich, wenn sie in Frieden gelassen werden.

      Mermaid schrieb:

      Agressiv politisch kenne ich diese Gruppe Menschen bis heute nicht.
      Nee nee nee, die meine ich um Gottes Willen wirklich nicht und jetzt ahne ich, was bei mir blöd formuliert war oder wo überhaupt eine Lücke in der Diskussion klafft. Da müsste ich zumindestens eine Erklärung hinterlassen:
      Die Gender/PC-Fraktion ist so locker in den blauem Himmel gelästert der Nachfolger all dieser Trotzkisten- und Maoisten-Kleinsekten und vielleicht noch Jusos dazu (Judäische Volksfront und so weiter). Die haben ja immer von der Weltrevolution geträumt, die die ausgebeutete Arbeiterklasse machen wird, und zwar unter ihrer Anleitung, weil die Arbeiter selbst zu doof dafür wären. Jetzt nix ausgebeutete Arbeiterklasse mehr, also nix Weltrevolution. Und nun denke ich mir das wie bei Junkies ohne Stoff, also die brauchten dringend wieder einen Schuss und haben sich jetzt gedacht, die sexuell Ausgebeuteten und diverses anderes Volks (Hautfarben, Geschlecht, eigentlich egal) wäre geeignet. Und da haben die sich draufgestürzt und weitergemacht wie früher, bloß halt angeblich für Frauen, Transsexuelle, diverse Hautfarben außer weiß, und wie früher, ohne das zu rettende Volk zu fragen, aber mit viel Sendungsbewusstsein und einem Haufen spinnerter Vorstellungen ohne jede Praxisprüfung. Fällt nicht jedem sofort auf, weil wir das so noch nicht hatten und weil einige Eckpunkte durchaus korrekt sind (ist das mit dem Hunger in der Welt aber auch, den der Kommunismus beseitigen wollte). Und diese Typen sind seit Kurzem halt die Vertreter der Gender-Theorie und von Political Correctness jetziger Prägung. Viele zusammengeklaute Ideen vermischt wie Drogencoctails, leicht verdaulich und sehr süffig. Und wenn die sich auf Transsexuelle stürzen, dann ist das, als wenn sich eine Frau in einer Umkleidekabine umzieht und ein Typ wichst dazu. Böser Vergleich, aber ungefähr so. Die Frau hat keinen eigenen Anteil, sie ist da nur Spielobjekt seiner Lust.

      Lange Rede, kurzer Sinn: Transsexuelle, Transvestiten, Crossdresser usw. sind "theoretischer Gegenstand" der Gender-"Theorie", aber es liegen Welten dazwischen. Sie passen noch nicht mal richtig ins Wunschbild der Gender-Leute, denn fast vollständig ausgeblendet sind ja die scheinbaren Lesben, die als Butch auftreten, in Wirklichkeit aber Transsexuelle f-->m sind und den Macho auch gerne mal mit allen Schikanen raushängen lassen, so richtig mit Zigarre und Kloppe, dass einige Hobbyfrauenversteher sich die Hose nass machen. :D Also mal echt, ich glaube, S/Mler aller Spielarten haben zu dem ganzen Thema mehr Ahnung, als diese ganze Genderfront. Schlicht weil wir es von den Urgründen an völlig OK fanden, dass jede Art von bunt in Ordnung ist ... ich meine, auf der queeren Regebogenfahne findet sich schwarz ja wohl nicht, oder? He! Ist nicht ernst gemein, das letzte, aber irgendwas ist halt trotzdem dran. Wir haben nicht diese Verkniffenheit, die die politische Gender-Szene hat. Aber wir müssen halt auch aufpassen, dass uns das nicht kaputtgemacht wird.
      @Atum ich finde das zwar etwas überspitzt und definitiv streitlustig formuliert, aber ich fürchte dein Grundgedanke ist nicht so weit daneben. Auch wenn ich der agressiven politischen Bewegung dann (zu großen teilen) doch lieber nur Ignoranz gepaart mit etwas freundlicheren Beweggründen unterstelle. Gut gemeint und so...