Old-School-BDSM, gibt es das überhaupt?

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      dornenspiel schrieb:

      Zumal er wirklich auf der Aussage 2er Herrschaften ist.
      Da dies nun öfter im Thread fiel, frage ich mich gerade warum dieser Punkt hier so kritisiert wird. Ein Artikel wird ja meist von einer bzw. wenigen Personen verfasst und es scheint sonst nicht anzustossen. Entweder man mag die Ansicht oder nicht, evt. argumentiert man dagegen, aber das wars in der Regel. Es ist einfach eine Diskussionsgrundlage, mehr nicht. Hier ist es aber anders. Ich kann für mich nicht ganz einordnen warum das so ist, da ich einige Beiträge nachvollziehen kann und bei anderen komm ich nicht mit. Was bringt so auf? Die Wortwahl? Okay, aber wenn ich hinter meinem Modell stehe, geht es mir doch sonst wo vorbei. Auf der anderen Seite wird der Artikel beleidigt, aber von einer Handvoll Usern höre ich Argumente. An der Stelle Danke jenen die es tun, denn genau das bringt eine solche Diskussion für mich weiter.

      dornenspiel schrieb:

      es gibt dort ein vollkommen verzehrtes Bild ohne jede Gegendarstellung.
      Genau für eine solche Gegendarstellung ist doch ein Thread wie dieser gedacht, denke ich. Ich sehe im EP keinerlei Wertung und fände es schön weitere Gegendarstellungen zu lesen. Warum auch nicht? Ich verstehe im Ursprung des Threads keine Feindlickeit und würde es einfach toll finden, wenn eine solche auch im Verlauf nicht aufgebaut wird.

      Liebe Grüße
      Birdy (welche sich weder newschool noch oldschool fühlt, BDSM so lebt wie sie es lebt und trotzdem diesen Austausch spannend findet)
      @Viva und @Marie 99 danke für eure Fragen, sie treffen direkt den Kern der Sache.

      Ja es ist eine innere Lebenseinstellung, eine innere Haltung, es sind bestimmte Wertevorstellungen und es ist ein Gefühl, nein nicht nur ein Gefühl sondern auch das Wissen darum. Es sind aber auch bestimmte Handlungen bzw. unser Verständnis gewisser Handlungen, Ziele und Wege... all das macht für mich die „alte Schule“ aus.

      Es ist so unglaublich schwer zu beschreiben, alles klingt trotzdem immer noch nicht richtig genug.

      Es ist so intensiv, so tief und verbindend. Wenn wir unsere Sklaven formen gehen wir diesen Weg mit ihnen, wir machen das nicht nur weil es uns gefällt sondern es hat oftmals einen tieferen Sinn. Und während wir unseren Sklaven den Weg weisen verbinden wir uns mit ihnen, wir binden sie in Demut und Hingabe aber wir binden sie auch an uns.

      Aber auch diese Beschreibung trifft es immer noch nicht ganz.

      Mein Sklave erhebt seine Stimme nicht sondern spricht in einer der Umgebung angemessenen Lautstärke, auch wenn er innerlich aufgebracht, wütend oder frustriert ist hat seine Stimme leise zu sein.

      Mein Sklave hält sich im Hintergrund das heißt werde ich von Fremden oder Menschen angesprochen die ihn nicht kennen so ist er still und hat zu warten bis ich ihn vorstelle. Wenn ich das nicht mache darf er auch nicht sprechen. Treffen wir auf Freunde oder gar auf Gleichgesinnte so hat mein Sklave zu warten bis er angesprochen wird.

      Mein Sklave braucht mir keine Türen aufhalten, aus der Jacke helfen oder den Stuhl zurecht rücken ABER er darf sich erst setzen wenn ich mich gesetzt habe. Er darf erst mit dem Essen beginnen wenn ich den ersten Bissen genommen habe und er darf nur Alkohol trinken wenn ich es erlaube.

      Mein Sklave hat sich stets respektvoll gegenüber anderen Herrschaften zu verhalten, das bedeutet eine bestimmte Ansprache und das achten darauf was und wie er etwas sagt.

      Mein Sklave ist und bleibt in erster Linie mein Sklave ganz egal ob sich mit der Zeit irgendwelche tieferen Gefühle einstellen. Mein Sklave dürfte dennoch nicht mit in meinem Bett schlafen.

      Mein Sklave geht arbeiten allerdings verwalte ich allein die Finanzen worauf er keinen Zugriff hat.

      Das sind nur ein paar Beispiele die aber mit der entsprechenden Haltung und Ausstrahlung ihren Wert bekommen. Und ja so ist es immer ohne Ausnahme. Das bedeutet aber nicht das wir hirnlose Zombies wollen, im Gegenteil sie dürfen sein wie sie sind mit dem einen großen Unterschied das sie lernen all das auf angemessene Weise zu tun und sie lernen wie weit sie dabei gehen dürfen.

      Sie lernen das jede Handlung eine Konsequenz hat die sowohl positiv als auch negativ ausfallen kann. Sie dürfen Fehler machen doch lernen sie nachhaltig diese besser nicht zu wiederholen. Es gibt keine Augenhöhe, keine Gleichstellung oder Gleichgewicht. Sie sind rund um die Uhr immer Sklaven.

      Sie dürfen nicht lügen, nichts verschweigen oder verheimlichen. Sie müssen uns alles sagen, immer und ohne zögern ganz egal wie unwichtig es ihnen selbst erscheint denn wir entscheiden was wichtig ist und was nicht.

      Wir wollen immer wissen wo sie sind, sie müssen stets erreichbar sein, wir kontrollieren ihr Leben und wir kontrollieren sie.

      Auf diese und sehr viele andere Arten zeigen wir unseren Sklaven unsere Wertschätzung, wir beschützen und leiten sie. Wir zeigen ihnen auf diese Weise das sie uns wichtig sind, das wir uns um sie kümmern und sie lernen das sie sich fallen lassen dürfen in der Gewissheit aufgefangen zu werden. Man kann auch sagen es ist eine Form von Liebe, nur eben auf unsere Weise. Es ist unsere Art ihnen zu zeigen was Freiheit ist.

      Auch das beschreibt nur oberflächlich warum, wieso und wie wir uns „anders“ fühlen. Leider gibt es Dinge die man einfach nicht wirklich beschreiben kann, die man im Grunde nur begreifen kann wenn man selbst so fühlt.

      Doch nicht alle die sagen sie bevorzugen die „alte Schule“ leben so wie ich es beschrieb. Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung und selbst dann wenn sich einige zusammen finden deren Einstellung nahezu gleich ist sind sie trotzdem verschieden.

      Werte wie Höflichkeit, Respekt, Loyalität, Hingabe, Vertrauen, Treue usw. haben für uns einen anderen, nein nicht höheren oder gar besseren sondern nur einen anderen Wert.

      Ich weiß das obwohl ich es hier erneut versuche einige nicht verstehen werden weil sie nicht nachvollziehen können was ich sage. Ich weiß das einige den Kopf schütteln werden und sagen „was bitte ist da old school, was ist da anders als bei anderen“ und doch gibt es diesen Punkt der uns unterscheidet. Es ist der Punkt der inneren Haltung und Einstellung dem Ganzen gegenüber.

      Ich denke ich brauche nicht noch aufzählen was uns an der heutigen Zeit nicht gefällt oder doch? Es ist die Schnelllebigkeit und die Kurzweil, es ist die Oberflächlichkeit und der Egoismus. Es ist die Scheiß egal Haltung vielem und vielen gegenüber.

      Aber nicht nur uns geht es so denn so geht es wiederum vielen Menschen insgesamt. Wir alle passen uns bis zu einem gewissen Grad an. Das müssen wir weil es anders gar nicht geht. Doch gefallen muss uns das deshalb noch lange nicht.

      All das was ich aufgezählt und beschrieben habe sagt aber nicht aus das wir unsere Sklaven nicht verwöhnen, das wir sie nicht pflegen wenn sie krank sind, das wir sie nicht unterstützen wenn sie es brauchen. Es bedeutet nicht das wir alles andere verteufeln oder verurteilen. Es bedeutet nicht das wir nicht auch mit der Zeit gehen oder wir die heutigen Clubs, Szenetreffs, Messen, Stammtische oder sonstiges vermeiden.

      Fakt ist aber zumindest eine Sache ganz definitiv nämlich die Tatsache das es überall, in jeder Gesellschaftsschicht, in jeder Gruppierung, jeder sexuell bezogenen Vorliebe, Einstellung und all den Gleichgesinnten immer auch jene geben wird die aus welchen Gründen auch immer andere wegen ihrer Art, ihrem Leben, ihrer Einstellung verurteilen. Solche Menschen gibt es auf der ganzen Welt, es gab sie immer und wird sie immer geben.

      Ich persönlich würde nie erwarten oder verlangen das man mag was ich mag. Ich verurteile niemanden und bemühe mich stets wirklich offen und tolerant gegenüber meinen Mitmenschen und deren Vorlieben usw. zu sein. Ich lasse jeden leben wie er es möchte auch wenn es oft nicht MEINS ist. Doch das muss es ja auch gar nicht. Ich bin immer bereit Erfahrungen zu teilen, versuche sofern es möglich und erwünscht ist zu helfen und ich weiß das ich meine Sache gar nicht mal so schlecht mache.

      Ich bin einfach nur ich und ihr seid ihr. Und das ist gut so.
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      Was Du beschreibst, @Rozabel, ist in meinen Augen schlicht eine Mischung aus TPE, Domestic Discipline und bestimmten persönlichen Werten. Was das mit *alter* Schule zu tun hat, erschliesst sich mir nicht, denn Du bist ja das blühende Beispiel dafür, dass das auch heute noch geht.

      Meine ersten Erfahrungen mit BDSM machte ich in den frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends und das sah bei mir nicht anders aus als es heute aussieht. Ich hatte damals genau so wenig Kontakt zur Szene wie heute, meine damalige Partnerin war submissiv und masochistisch und wir lebten das in einer Partnerschaft, bei der es um gegenseitigen Respekt und das Ausleben der jeweiligen Neigung ging, genau wie ich es heute tue. Bin ich damit Old School oder einfach nur ein alter Sack, der das selbe tut was er auch schon in jungen Jahren getan hat?

      Turnschuh.
      Drei Punkte aus der Sicht eines Außenstehenden, dem es völlig egal ist, wie man das nun nennen mag oder auch nicht:

      1. Wenn der doch sehr neutrale Ausgangsartikel schon abwertend und beleidigend gewesen sein soll, dann hat @Rozabel definitiv mit manchen Formulierungen hier den Vogel abgeschossen. Eine subtilere Herabstufung "anderer" Gruppen, der scheinbar "die inneren Haltung und Einstellung dem Ganzen gegenüber" und die an der ganzen Misere schuld ist, geht wohl nicht mehr. Auf der einen Seite sich über die Schnelllebigkeit aufregen und dann auf der anderen Seite von seinem Sub fordern, dass er stets und immer erreichbar ist. Das Thema Vertrauen etc., was ja von Subs eingefordert wird, steht in dem Kontext dann nochmal auf einem anderen Blatt. Sorry, mir fehlt da einfach die Konsequenz und mir kommt es immer mehr so vor, dass - wie in vielen anderen Bereichen auch - mit dem de Begriff "old school" einfach mal wieder der Versuch gestartet wird sich mit aller Gewalt abzugrenzen. Ich kenne es aus dem Rennsport, ich kenne es aus der Fliegerei, aber lassen wir das... ...da kommt man auch auf keinen grünen Zweig. Nur mal am Rande der Spruch eines "old school" Fahrers bei uns: "Diese ganzen jungen Piloten da mit ihrem predictive lap timing, wissen immer wann sie gerade Gas rausnehmen können und wann sie mal was drauflegen müssen. Früher, wir wussten eben noch wie es geht!" Schön, dennoch mag ich mein GPS...

      2. Was gerade von @Rozabel beschrieben wurde, ist einfach nur feinstes Patriarchat der Generation Alfred Krupp gepaart mit TPE und einem sexuellen Kontext. Gut, nehmen wir mal den zeitlichen Kontext, dann war dieser Führungsstil wohl echt old school, aber so old school ist der gar nicht, wie es viele (gerne) haben möchten. Schaut heute doch mal noch in vielen Familienunternehmen um, dort wird dieser Führungsstil aus Respekt und Gehorsam und voller Versorgung auch noch gepflegt. Doch was ist der Unterschied? Diese Leute mögen ihre traditionellen Werte haben, sie aus Überzeugung leben, genau die innere Haltung vorleben, Loyalität bis zum Umfallen einfordern, aber sie verschließen sich auch nicht vor anderen, "jüngeren" Führungsstilen. Und nur so schaffen sie es, dass deren "old school" - Führungsstil nicht die negative Konnotation anhaftet, wie dem Begriff im BDSM Bereich.

      3. Gefühl schreibe ich es in jedem zweiten Thread, daher nochmal: Leute, kommt endlich mal wieder klar und sucht in diesem ****** BDSM nicht immer nur die Differenzen sondern schaut auch mal die Gemeinsamkeiten. Ich bin mir sicher, dass der Großteil der Leute hier ein gemeinsames Ziel hat. Mit solchem Mumpitz, den man mit dieser Lagerbildung veranstaltet, wird man dies sicher nicht erreichen.
      Als jemand, der sich selbst noch sucht und immer wieder findet, das Leben auf eine ganze eigene Weise zu leben versucht, ganz unabhängig von Außenmeinungen fühle ich mich also zwar im weiten Feld des BDSM angekommen, aber sehe mich in keiner Schule, außer der Schule des Lebens, wusste als BDSM naives Menschenkind auch ganz offen gar nicht, dass es die Terminologie Old School, New School überhaupt gibt. Das ist bislang völlig an mir vorüber gegangen.

      Insofern konnte ich mich bei dem Artikel, den ich zugebenerweise nur so flüchtig überflogen hatte, da ich grad in der Straßenbahn war, auch nicht persönlich angegriffen fühlen. Mir war beim Überflügen auch nichts negatives, abwertendes aufgefallen, ich hatte quasi im Vorbeilesen nur etwas in der Art verstanden, dass man eigentlich nicht wirklich von einer "Old School" Bewegung (Gruppe) sprechen könne, weil es aufgrund einiger knapp umrissener Gegebenheiten keine einheitliche Gruppierung geben konnte, nur eben eine Art - so verstand ich es - Zirkel an verschiedenen Orten.

      Ich geb es zu, mehr hatte mich das Thema auch nicht interessiert, denn ich kann es nach gegenwärtigem Wissensstand nicht besser oder anders beurteilen, außerdem denke ich einfach seit je, jedem das Seine, jeder das Ihre. Mich fasziniert vieles, das ich z.B. im Forum lese, einiges verstehe ich nicht, muss ich ja auch nicht, manches erschreckt mich eher und ein paar Dinge stoßen mich ab, aber ich finde nach wie vor, wenn sich erwachsene, mündige Menschen einvernehmlich ... usw., soll jeder nach eigener Façon Erfüllung finden und es ist ja gut, dass man das jeweilige Pendant dazu finden kann.

      Das wiederum fand ich vor allem als ganz sagenhafte, bereichernde Möglichkeit in diesem weiten, weiten Feld des BDSM.

      Ich gebe es auch zu, ich war völlig überrascht, als ich die ersten aufgebrachten Reaktionen las und erst im Folgeverlauf konnte ich dann nachlesen, wie manche Punkte als verletzend empfunden wurden, andere verstanden oder nicht verstanden und plötzlich kam bei mir die Frage auf:

      Wäre ich als Mensch mit der Art, wie ich meine Neigungen derzeit auszuleben bereit bin, überhaupt akzeptiert oder aber ausgeschlossen in diesem angedeuteten Wertesystem, das ich noch nicht verstehen konnte, weil ich bis dahin noch immer nicht gelesen habe, wie es sich definiert bzw. was den Menschen, die sich hier daheim fühlen, wichtig ist.

      Mich hat es eher verwirrt, was dann für eine Frontenbildung, Wut, Verletztheit und gegenseitiges Hochschaukeln zu Tage trat, daher habe ich dann noch einmal ein paar der Stellen nachgelesen.

      Es ist immer schade, wenn sich Menschen verletzt fühlen, angegriffen fühlen, man liest halt im Internet, in Mails, in Posts auch nicht die Betonung, noch bekommt man wirklich mit, ob etwas so angreifend gemeint ist. Mir ist das ja auch schon so gegangen, als etwas für mich humoriges auf meinen Partner und mich bezogenes dann plötzlich aufgebrachte Reaktionen auslöste, Angriffe, sogar Respektlosigkeiten darin gesehen wurden, die ich in keiner Sekunde jemals gefühlt habe. Insofern hätte mich schon interessiert, wie die Verfasser die entsprechenden Passagen jetzt im Nachhinein bewerten oder interpretieren würde. Ich unterstelle zunächst einmal keine gewollte Provokation, kann damit aber natürlich völlig falsch liegen. Würde mich also interessieren, um alles ein wenig besser einordnen zu können.

      Was mich nun hier viel mehr interessiert hätte wäre also neben den ersten Bemühungen, über diese Werte, Vorstellungen, Lebensweisen zu sprechen, die ich schon mal ganz spannend fand, wie es - in sachlicher Gegenüberstellung zum Artikel - von anderen Menschen aus jener Zeitspanne empfunden wurde, ob sie jemals das Gefühl hatten, einer festen Gruppe anzugehören, einer eingeschworenen Gemeinschaft, ob es früher auch eine Vielfalt gab oder "Randerscheinungen" (mir fällt grad kein besseres Wort ein), ich meine Formen, die als weniger zugehörig gesehen wurden oder von denen man sich doch eher abgrenzen wollte oder ob es auch zu jener Zeit vielleicht das Gefühl gab, es gäbe eine noch traditionellere Form, etwas, dass noch weiter zurückgeht und vielleicht eine gewisse Vorlage, einen gewissen Rahmen bildet. Vielleicht auch etwas, wie wir es heute in meiner Generation kennen, eine gewisse Sehnsucht nach einer Zeit, die unkomplizierter schien. Wenn es so wäre, hätte das dann noch mit dem Kontext BDSM zu tun oder wäre es einfach ein typischer Gedankengang im Laufe des vorangeschritteneren Lebens.

      Meine Fragen sind vermutlich naiv ohne Ende, aber das kam mir in den Sinn.

      Als Nichtahnende zu den "School"begrifflichkeiten habe ich z.B. das, was dann später so ausführlich beschrieben wurde bisland lediglich als eine Form von vielen gesehen. Ich kannte bislang nur "Kavalier der alten Schule", bestimmte Höflichkeiten, die ich persönlich einfach sehr genieße, weil sie z.B. in meiner Familie noch normal waren und die ich versuche, weiter zu geben. Im BDSM Bereich hätte ich aus meiner naiven Anfängerinnensicht gar keine zeitliche Zuordnung damit verbunden, sondern einfach Menschen, die auf bestimmte Umgangsformen achten. Mein Eindruck nach Überfliegen der Diskussion ist jetzt aber eher, dass ich schon mal eher nicht dazu gehören könnte. Aber das respektiere ich, macht ja auch nichts. Finde ich trotzdem spannend.

      Genauso neu war es mir naiven Wesen, dass es Anfeindungen oder betont versuchte Abgrenzungen zu jetzigen Formen gibt, aber ich denke mir, das wäre ja auch nicht tragisch (also mir persönlich nicht wichtig). Jeder lebt doch seine eigene Form und wird sicher versuchen, andere Menschen zu finden, die das verstehen, teilen, insofern dürfte es ganz viele Gruppen geben und mehrere Möglichkeiten, irgendwo anzukommen.

      Abgrenzungsversuche oder Fragen in der Art wie "was ist dies, was ist jenes" oder auch "welchen BMI bevorzugt Ihr bei..." oder "wann ist man dies oder jenes" können natürlich spannend sein, vielleicht Begriffe erklären, Informationen enthalten, sie haben aber immer die Tendenz Menschen auszuschließen und zu verletzen, geeollt oder ungewollt.

      Geschmäcker, Interessen, Werte, Neigungen, usw. usw. sind einfach unterschiedlich. Warum kann man das nicht einfach so stehen lassen? Das frage ich mich dann eher, wenn ich mir bei einem weiteren Thread irgendwo beim Lesen sagen muss: na, schade, demnach würdest Du hier also nicht dazu gehören, dort nicht gewollt sein, hier vielleicht angefeindet, dort belächelt, dort verachtet, usw.

      Abgesehen davon, dass ich persönlich das nicht weiter tragisch finde, weil ich meinen Weg auf meine Weise gehe und meine Art so lebe, wie sie mir und den Beteiligten gut tut, also nicht wirklich angreifbar bin, weil ich niemandem die Macht dazu gebe, finde ich so manche dieser Threads und implizierte Ausgrenzungen oder Abgrenzungen bedauerlich, wenn auch so typisch menschlich.

      Gerade in dieser weiten Gruppe, die sich sicher mit vielen Anfeindungen, Selbstzweifeln, Risiken auseinander setzen musste und muss, hätte ich also zwar nicht ein "wir haben uns alle lieb", erwartet, aber doch Respekt für die jeweiligen Eigenheiten des Anderen, selbst, wenn ich sie so gar nicht teile oder verstehe, aber auch, dass man irgendwo darüber stehen kann, schon signalisiert: Stop, so ist es nicht bzw. so leben wir es nicht oder dieser Passage würde ich widersprechen.

      Meinungen dürfen doch unterschiedlich sein, Diskussionen sind spannend, nur warum diese Emotionalität, die Angriffe?

      Als naiver Neuzugang empfinde ich es so, als seien hier eigentlich sehr alte Wunden mit einem Schlag aufgekratzt worden, als gäbe es langr schwelende Konflikte, als gäbe es länger unterdrückte Wut, denn nur so kann ich für mich diese Emotionalität nachempfinden und erklären.


      Ich war, wie gesagt, ziemlich überrascht von den hochkochenden Emotionen, auch von mancher Interpretation auf beiden Seiten, kann das natürlich aber nur einfach so stehen lassen, da jeder aus prrsönlichen Gründen fühlt, wie er (sie) fühlt.

      Was ich für mich als jemand, der nicht fühlt, irgendetwas rechtfertigen oder verteidigen zu müssen, oder andere angreifen zu brauchen also aus dem Artikel und den nachfolgenden Diskussionen herauslese, was bei mir nach alledem hängenbleibt ist also:

      Es gibt offensichtlich besagte Richtungen im Empfinden mancher Ausführenden, es gibt offensichtlich schon recht lange schwelende Wut oder Enttäuschung auf beiden Seiten.
      Ich persönlich gehöre wohl dann per von mir herausgelesener, erfühlter Definition nicht dazu, was aber jetzt nicht so schlimm ist, weil ich für mich als Fazit mitnehme dass es trotzdem eine für mich faszinierende Welt ist in ihrer Gesamtheit, die mich sehr neugierig macht, die ich in weiten Teilen als anders akzeptieren kann, respektiere, wie ich eben auch andere Neigungsvarianten respektiere.
      Umgekehrt wäre das natürlich schön, ist aber nicht wirklich wichtig für mich.

      PS: Ich wünsche mir ein Meer an sachlichen Informationen, was auch immer geteilt werden mag, einfach so, ohne Rechtfertigungsversuche, einfach nur als spannende Einblicke und ich wünsche mir, dass das nicht bewertet werden braucht, sondern einfach als wertvolle persönliche Info, die Menschen zu teilen bereit sind angenommen werden kann.
      @Rozabel , ich habe Deine anfängliche Aufregung nicht verstanden und fand sie auch ziemlich überzogen. Aber schon in diesem Post war auch Dein Versuch der Versachlichung, der Öffnung für Fragen da. Nun hast Du recht ausführlich und wieder sachlich Deine Sicht auf Old School geschildert. Ich danke Dir dafür, weiß Deine Bemühungen sehr zu schätzen und muss nun meine Behauptung, dass ich von Vertretern der Old School bislang wenig Erhellendes gelesen habe, zumindest ein gutes Stück revidieren. Nochmal und wirklich von ganzem Herzen: Danke.

      Nachdem ich nun zumindest eine grobe Vorstellung von dem und ein Gefühl dafür habe, was Ihr Old School nennt, weiß ich: Das ist eindeutig nicht meins. Ich möchte jetzt aber nicht in den gleichen Fehler verfallen, der in dem Artikel Old Schoolern vorgeworfen wird, wie ich finde, zumindest bei einigen zu recht: Abwertung des anderen (Stichworte: Hedonismus, weichgespült).

      Also: Kritik ja, Abwertung nein. Ich kann gut damit leben, dass Ihr Eurer Leben so lebt, wie Ihr es tut - solange Eure Sklaven jederzeit die Möglichkeit haben, auszusteigen. Aber ich muss auch sagen, dass ich glaube, dass Eurer Menschenbild und ich vermute auch Eurer Gesellschaftsbild ein deutlich anderes ist als meins.
      Insofern teile ich auch nicht @Oban 's Punkt 3 und würde nicht trotz aller gemeinsamen Ziele vom "Mumpitz der Lagerbildung" sprechen. Es gibt diese Lager genauso, wie es sie in der Restgesellschaft gibt. Man muss diesen Umstand nur einfach akzeptieren, sich bemühen, nicht den anderen schlecht zu machen, um sich selbst, bzw. das eigene Lager, zu erhöhen. In der Politik konnte man in den letzten Wochen beobachten, dass selbst bei so verfeindeten Lagern wie CSU und Grünen Annäherung möglich ist. Das wird dann doch auch bei uns möglich sein. Gerade weil es doch wirklich ein gemeinsames Ziel gibt.

      Nun aber doch auch zur Kritik.

      Rozabel schrieb:

      Ich denke ich brauche nicht noch aufzählen was uns an der heutigen Zeit nicht gefällt oder doch? Es ist die Schnelllebigkeit und die Kurzweil, es ist die Oberflächlichkeit und der Egoismus. Es ist die Scheiß egal Haltung vielem und vielen gegenüber.
      Gut, dass Du es trotzdem aufgezählt hast, auch wenn Du denkst, dass es das nicht braucht. So kann darüber eine Auseinandersetzung stattfinden.

      Thema Schnelllebigkeit: Technologische Entwicklung gibt es nicht erst seit unserer Lebenszeit. Das ist profan, führt aber zu der Frage: Was ist schnelllebig? Ist es schnelllebig, wenn wir mit 200 Sachen über die Autobahn rasen, oder wenn wir bei 15 km/h im Abteil einer Dampflokomotive sitzen? Ist es schnellebig, wenn wir mit unserem Smartphone gleichzeitig telefonieren, Facebook und Whatsapp gucken und nebenbei noch tindern? Oder ist es schon schnelllebig, wenn wir keine Boten mehr los schicken müssen, sondern an einer Kurbel drehen und schon nach wenigen Minuten hat uns die Dame in der Vermittlung mit unserem Gesprächspartner zusammengeschaltet? Man kann das alles beklagen, aber bleibt doch Sklave der technischen Entwicklung - selbst als Dom ;-). Und unsere Kinder werden mit großer Sicherheit einen ganz anderen Begriff von Schnelllebigkeit haben als wir.

      Themen Kurzweil, Oberflächlichkeit. Sicher, wenn man sich anschaut, was unsere Medien, vor allem die Privatmedien, so produzieren, kann man zu diesem Eindruck kommen. Aber wenn ich zurückblicke in mein leider nun doch schon langes Leben, so habe ich nicht den Eindruck, dass die Menschen selbst oberflächlicher geworden sind als vor sagen wir vierzig, fünfzig Jahren und nur noch nach Kurzweil streben. Gerade dieses Forum ist doch ein gutes Beispiel für das Bemühen um Tiefe. Und Oberflächlichkeit und Kurzweil gab es früher auch.

      Thema Egoismus: Die Gesellschaft ist individueller geworden, alte Strukturen wie die klassische Mann-Frau-Familie, das Dorf, der Betrieb, die Kollegenschaft, haben an Bedeutung tendenziell verloren. Das Individuum steht mehr im Fokus - richtig. Aber trotzdem, ich kann nicht feststellen, dass die Gesellschaft im Schnitt egoistischer geworden ist. Es bilden sich neue Strukturen, wie z.B. die mittlerweile sehr vielfältige Sharing-Kultur. Die ist das Gegenteil von Egoismus. Da gibt es viele tolle Entwicklungen, auf die ich richtig gespannt bin.

      Ich frage mich also, warum habt Ihr eine so negative Einstellung zum heute? Ich will jetzt wirklich nicht polemisieren. Das sind wirklich ernsthafte Fragen. Ist die Gesellschaft Euch zu unübersichtlich geworden ist und Ihr schafft Euch feste Strukturen als Gegenmittel und Gegenbild?

      Ich würde jetzt gerne noch weiter schreiben, bin aber zu müde und muss ins Bett.

      Nur noch eine Bemerkung: ich würde mich wirklich freuen, wenn hier im Thread doch nicht Mauern gebaut, sondern eingerissen würden.

      nightbird schrieb:

      dornenspiel schrieb:

      Zumal er wirklich auf der Aussage 2er Herrschaften ist.
      Da dies nun öfter im Thread fiel, frage ich mich gerade warum dieser Punkt hier so kritisiert wird. Ein Artikel wird ja meist von einer bzw. wenigen Personen verfasst und es scheint sonst nicht anzustossen. Entweder man mag die Ansicht oder nicht, evt. argumentiert man dagegen, aber das wars in der Regel. Es ist einfach eine Diskussionsgrundlage, mehr nicht. Hier ist es aber anders. Ich kann für mich nicht ganz einordnen warum das so ist, da ich einige Beiträge nachvollziehen kann und bei anderen komm ich nicht mit. Was bringt so auf? Die Wortwahl? Okay, aber wenn ich hinter meinem Modell stehe, geht es mir doch sonst wo vorbei. Auf der anderen Seite wird der Artikel beleidigt, aber von einer Handvoll Usern höre ich Argumente. An der Stelle Danke jenen die es tun, denn genau das bringt eine solche Diskussion für mich weiter.

      dornenspiel schrieb:

      es gibt dort ein vollkommen verzehrtes Bild ohne jede Gegendarstellung.
      Genau für eine solche Gegendarstellung ist doch ein Thread wie dieser gedacht, denke ich. Ich sehe im EP keinerlei Wertung und fände es schön weitere Gegendarstellungen zu lesen. Warum auch nicht? Ich verstehe im Ursprung des Threads keine Feindlickeit und würde es einfach toll finden, wenn eine solche auch im Verlauf nicht aufgebaut wird.
      Liebe Grüße
      Birdy (welche sich weder newschool noch oldschool fühlt, BDSM so lebt wie sie es lebt und trotzdem diesen Austausch spannend findet)
      @nightbird Das Problem liegt mMn. darin das es ein Artikel in der Com ist. Diese ist eine Anlaufstelle für BDSM Interessierte, vorrangig Leute die sich erstmals mit BDSM auseinandersetzen.
      Wenn jetzt jemand der die ersten Infos über BDSM sucht, den Artikel liest, was bekommt er denn für eine Info.

      Gerade die Stelle wo Änderungen in der Gesellschaft beschrieben wurden, sicher hat sich das Verständnis von Missbrauch geändert und es gab Gesetzesänderungen zur Vergewaltigung in der Ehe.
      Nur das in einem Atemzug mit Old-School aufzuzählen und dann den Satz darunter zu brinden


      Com schrieb:

      Das BDSM der alten Schule versucht, den Zeitgeist von damals zu retten, verklärt oder übersieht dabei aber womöglich die Schattenseite,

      Also die Co-Autoren haben ja anscheinend keinen Hang zu dieser "Nostalgie".
      Sie können aber darüber Urteilen wie alle anderen es sehen.


      Zur Gegendarstellung, der Artikel ist in der Com, nicht jeder der dort liest, liest auch im Forum, abgesehen davon gibt es dort keine Verlinkung hier zu dem Thread, es müsste also aktiv gesucht werden.
      Irgendwann hat sich hier die Aufregung auch gelegt der Thread verschwindet in den Tiefen des Forum und es bleibt der Artikel....

      Mit den Gegendarstellungen ist es doch gar nicht so einfach wie es scheint, denn vom Prinziep her sind es doch wirklich die Werte die die Alte Schule ausmachen.
      Werte sind mMn. etwas was man schwer bis gar nicht erklären sondern eigentlich nur vorleben kann.
      Auch das ist doch einer der Einwürfe der Alten Schule, früher wurde es vorgelebt, es wurde von den alten an die neuen weiter gegeben.

      Ich kann auch wenn es hier schon kritisiert wurde, @Rozabel da auch nur zustimmen, das es viel mit der inneren Haltung zu tun hat.

      Mal ein Versuch der Erklärung
      Als ich meinen Herrn kennen lernte klopften wir so einige Themen ab, es passte in vielen Teilen wunderbar überein, wir telefonierten viel ect.
      Dann leitet er das Gespräch auf einen Fetisch den er hat, damit hatte mich "kalt erwischt" da ich da einige negative Assoziationen hatte und es für mich innerhalb eine Ds Beziehung, überhaupt nicht rein passte. Ihm ist es natürlich wichtig seinen Fetisch ausleben diese auch innerhalb der Beziehung und das so, dass es nicht rein auf Zwang aufgebaut ist, sondern auch der devote Part ein gewissen Spaß daran hat.

      Erste Infos dazu habe ich mir im Internet gesucht, allerdings waren die dürftig.
      Telefonate mit einigen Bekanten brachten mich auch nicht weiter.
      So war ich dann einige Tage später zu einem Stammtisch, den ich eine Zeit lang recht regelmäßig besucht hatte.
      Helfen konnte mir keiner dort, allerdings hatte ich einige Diskussionen, warum ich es nicht einfach als Tabu benenne. Auf meinen Einwand das er es in der Partnerschaft ausleben will, kamen dann die ersten Stimmen, das er mich damit schließlich emotional erpressen würde.

      Das war das einzige mal, das ich wirklich einen Stammtisch, genervt vorzeitig verlassen habe.

      Unter dem Strich, kann ich sagen, das es schon deutliche Unterschiede in den Reaktionen gab.
      Bei Gesprächen mit Anhängern der Alten Schule, war es überwiegend so, dass man es gut fand das ich mich thematisch damit erst mal auseinandersetzen will, es wurde unterstützt, es gab Links oder es wurden Kontakte vermittelt.

      Während bei den "Neueren" auch beraten wurde, allerdings in die Richtung, lass dich nicht drängen, das muss du nicht machen, das kann er nicht von dir verlangen.

      Im übrigen, nach dem ich meine Vorurteile abgebaut habe, nach dem etliche Gespräche mit meinem Herrn statt gefunden haben, bin ich froh mich damit auseinandergesetzt zu haben. Es ist eine wirkliche Bereicherung in unserer Beziehung.

      Allerdings finde ich das es eines der klassischen Beispiele dafür ist, wo die Unterschiede liegen.
      Sicher nicht zu verallgemeinern, aber es einfach die Tendenzen die man häufig beobachten kann.

      dornenspiel schrieb:

      @nightbird Das Problem liegt mMn. darin das es ein Artikel in der Com ist. Diese ist eine Anlaufstelle für BDSM Interessierte, vorrangig Leute die sich erstmals mit BDSM auseinandersetzen.
      Wenn jetzt jemand der die ersten Infos über BDSM sucht, den Artikel liest, was bekommt er denn für eine Info.
      Als jemand der Einblick in das Besucherverhalten hat, muss ich hier widersprechen.

      Das Forum ranked deutlich besser als die Hauptseite bei Themen und Stichworten (vgl u.a. SEM Rush).

      Wenn man BDSM der alten Schule eingibt ist der erste Treffer das Forum, genauer der Artikel: Dominanz nach der „alten Schule“ (old BDSM)

      Zugegeben, ich habe die Überschrift etwas optimiert, damit Google den Artikel besser findet. Ich habe also dafür gesorgt, dass jene Ansicht verbreitet wird, da ich unterschiedliche Ansichten wichtig finde und ich in 2016 nicht ständig gelesen habe, was besser dran ist sondern es damals nicht primär darum ging sich hervorzuheben sondern aufzuklären (vgl Gründe weiter vorn warum ich die beiden Interviews nun geführt habe).

      Allein dieser Forenbeitrag wurde 21.582 mal gelesen. Eben auch weil dafür gesorgt wurde, dass er dauerhaft bei Google auffindbar ist. Wer meint der Artikel auf der Hauptseite bekommt mehr Aufmerksamkeit dem biete ich eine Wette an :)

      Ich behaupte, dass bei gleicher Laufzeit der Forenbeitrag mehr als doppelt so viele Zugriffe haben wird.

      Wer dagegen wetten will, nur zu ich bin da sehr offen bei den Wetteinsätzen :D

      Bei Old School und Old School BDSM findet man diesen Artikel hier unter den jeweils ersten fünf Treffer bei Google. Die Hauptseite wird nicht in die Top10 Googletrefferisten kommen, da Google das Format Forum stets höher einordnet als andere. Daher finden Leute die sich zu dem Thema informieren die Forenartikel mit sehr vielen Befürwortern.

      Zumal wir in diesem Monat sogar einen Artikel pro Old-School auf der Hauptseite haben: gentledom.de/aus-dem-leben/bds…freie-interviews/rozabel/

      Da ich hier aber das Gefühl hatte, dass es bei den Inhalten der letzten Wochen vor allem darum ging zu betonen, dass alles was nicht old-school ist weichgekocht und hedonistisch sei, finde ich es nur konsequent sich dann auch mal kritisch damit zu befassen und das Ergebnis zu veröffentlichen und dafür befragt man eben Personen die damals schon BDSM gelebt haben, ob sie pro oder contra old-school sind, wusste ich vorab nicht mal.

      Edit: Dann wird nun auch noch der Satz: "Das BDSM der alten Schule versucht, den Zeitgeist von damals zu retten, verklärt oder übersieht dabei aber womöglich die Schattenseite" kritisiert. Was mich ein wenig verwundert, denn dort steht nicht XY verklärt oder übersieht sondern eben tut dies womöglich. Wobei es mir zu mühseelig erscheint nun auf alles einzugehen. Old School hat bei diesem Projekt eine gute Plattform und sofern ich hier im Forum nicht mehr lesen sollte, dass anderes hedonistisch und weichgespült ist, werde ich diesen Bereich wieder aktiv unterstützen, doch aktuell sehe ich das skeptisch, denn meist reißt nach einiger Zeit wieder ein, wenn nicht dann steht diesem Bereich meinerseits aber alles offen, hier im Forum wie auch auf der Hauptseite. Texte wie den jüngsten Beitrag hier im Thread von @Rozabel sind immer eine Bereicherung für das Projekt.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

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      Eine riesengroße Bitte an alle, die sich die Mühe machen, das jetzt wirklich zu lesen: Ich möchte niemandem auf die Füße treten, meine Absicht ist es nicht, altes oder neues BDSM besser oder schlechter zu machen. Ich möchte niemanden, weder alte noch neue Schule, abgrenzen oder ausgrenzen. Ich möchte euch einfach nur erzählen, wie ich persönlich mein BDSM im Laufe der Zeit erlebt habe.


      Wenn ich in diesem Beitrag von "Wir" spreche, meine ich mich und meinen damaligen Freund, bzw. meinen Freundes- und Bekanntenkreis.




      Old School BDSM vs. New School BDSM ??


      Die gute alte Zeit - Was ist das überhaupt??


      Vielleicht sollte man sich erst einmal darüber klar werden, wie "früher" gelebt wurde. Ja, genau, in der Zeit wo es noch kein Internet gab.... ;)


      Ich fange mal damit an, wie ich aufgewachsen bin:

      Ich bin Mitte der 70er geboren und in den 80er-Jahren aufgewachsen und sozialisiert. Im Westen, in Westdeutschland. Ja, richtig. Wir reden von einer Zeit, in der Deutschland noch geteilt war. Mitten durch Berlin verlief eine Mauer. Es gab ein Land im Osten, das nannte sich Deutsche Demokratische Republik, kurz DDR. Menschen, die in diesem Land lebten, konnte es nicht so ohne Weiteres verlassen. Aber das war für mich als Westdeutsches Mädchen im Rheinland verdammt weit weg. Ich hatte sogar eine Brieffreundin in "Ostdeutschland".


      Es war eine Zeit, in der es noch nicht normal war, daß Frauen arbeiten gingen. Und wenn sie arbeiten gehen durften (Ja, ihr lest richtig...), haben sie vorher ihren Mann gefragt, ob das denn auch in Ordnung ist und welchen Job sie ausüben dürfen.

      Meine Mutter durfte tatsächlich 6 Jahre zur Schule gehen!

      Und ja, auch wenn es viele nicht hören wollen, aber es ist wichtig, um den Zeitgeist zu verstehen. Die Vergewaltigung in der Ehe wurde nicht strafrechtlich verfolgt. "Die Staatsanwaltschaft hat im heimischen Schlafzimmer nichts zu suchen"

      Ende der 80er Jahre gab es eine riesige Debatte um den § 218 StGB, denn eine Abtreibung war bis dahin auch verboten. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Slogan "Mein Bauch gehört mir".

      Die Frau hatte einfach einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft.


      Aber nicht nur die Frau, auch ich als Kind hatte einen anderen Stellenwert.

      Wenn ich heute auf die Straße gehe und sehe Kinder, wie sie mit ihren Müttern umgehen - Ich hätte drei Tage nicht sitzen können, wenn ich mich so benommen hätte. Das soll jetzt nicht heißen, daß ich es gut finde, wenn Kinder geschlagen werden - Mit Sicherheit nicht. Aber es war früher normal. Und nur das möchte ich damit sagen. Ich habe früher gewusst, wenn ich Mist baue und erwischt werde, wird das böse Konsequenzen haben.

      Es wurde aber nicht gelogen. Dazu waren wir damals zu stolz. Wenn wir wirklich mal erwischt wurden, dann haben wir unsere Strafe kassiert und dann war die Sache auch gut. Es wurde nicht mehr darüber gesprochen. Und wenn wir mal zu unrecht bestraft wurden, dann war das halt für die ganzen Male, wo wir nicht erwischt wurden. Auch das haben wir akzeptiert.


      Und ja, auch wenn viele der Jüngeren das jetzt nicht gerne hören, wir hatten damals mehr Respekt. Und zwar vor jedem, der älter war. Da war es egal, ob das der Nachbar oder der Lehrer oder die eigene Familie war.


      Wir haben auf das gehört, was uns gesagt wurde. Und zwar beim ersten Mal.

      Wir haben nicht diskutiert.

      Wir haben gegrüßt.

      Wir sind im Bus aufgestanden, wenn Erwachsene keinen Sitzplatz hatten.

      Wir haben im Gebäude die Mütze ausgezogen (Basecaps waren noch nicht so verbreitet).

      Wir hatten vernünftige Klamotten an, keine Löcher in der Hose (die kann man ja mittlerweile schon so kaputt kaufen.... :pillepalle: ) und der Schritt hing auch nicht in den Kniekehlen. Mit Trainingshosen ging man zum Sport und sonst nirgendwo hin.

      Wenn die Hose kaputt ging, dann wurde sie geflickt.



      Ja, ich weiß, das habt ihr ("Jüngeren") alles schon mal gehört oder gelesen. Aber ich nicht. Ich habe das erlebt. Und vielleicht liegt da auch der große Unterschied, der es so schwer macht, jüngeren Menschen die "Alten Werte" zu erklären.

      Ich kann viel aus der "alten Zeit" erzählen (auch wenn ich mich selbst noch gar nicht als so alt ansehe :old: ) - aber wirklich verstehen und fühlen kann man das leider nur, wenn man es selbst erlebt hat.



      Und genau so, wie das Leben damals anders war, war SM damals anders.


      Meinen ersten Freund hatte ich mit 17. Das war vor dem Internet und auch vor dem Handy. Wir hatten eine für uns völlig normale Beziehung. Heute hätte ich gesagt, wir hatten eine BDSM-Beziehung, Spaß an Bondage (beim Sex), kleinere DS-Aspekte, etwas SM und viel rough Body Play.

      Wir haben uns keine Gedanken über Tabus oder Safewords gemacht. Wir haben miteinander gesprochen und entweder hat er auf das gehört, was ist gesagt habe, oder eben auch nicht. Dann hat er halt auch mal gegen meinen Willen gehandelt. Ja. Genau. Ihr habt richtig gelesen. Gegen meinen Willen. Und das war für uns beide absolut ok so. Denn er war der Mann und sein Wille zählte, nicht meiner.



      Da wir auf dem Land lebten hatten wir keinerlei Kontakt zu Gleichgesinnten. Zirkel? Wir wussten ja gar nicht, daß es so etwas überhaupt gibt. Und selbst wenn - wie hätten wir denn dahin kommen sollen? Mit dem Bus wären wir vielleicht hin gekommen, aber niemals wieder zurück, denn ab 22:00 Uhr fährt kein Bus nicht mehr... Und mit dem Mofa 50 km bis nach Köln? Nicht wirklich.... (Ein Auto hatten wir nämlich erst, wenn wir es uns leisten konnten. Das mussten wir uns nämlich selbst kaufen, vom Geld, das wir im Ferienjob in den Sommerferien verdient hatten)


      Und Begriffe wie Bondage oder SM oder so kannten wir auch nicht wirklich. Wir hatten zwar mal davon gehört, daß es eine Lack- und Lederszene gibt, aber wirklich etwas darunter vorstellen konnten wir uns nicht. Und wenn, dann war das etwas für Perverse, aber doch nicht für uns :icon_lol: Denn wir hielten uns und unsere Beziehung für völlig normal. :yes:



      Wir haben einfach das gemacht, was uns Spaß gemacht hat. Wir waren in keiner Weise über Risiken und Gefahren aufgeklärt. Wir haben ausprobiert und dann hinterher schon gemerkt, was man besser nicht gemacht hätte .... Wir haben gelebt. Freier und intensiver.


      Vielleicht war das ganze in großen Städten nochmal ganz anders. Aber ich habe es bei uns auf dem Land eben so erlebt.


      Und wenn ich heute den Begriff Old-School-BDSM höre, dann denke ich eben an jene "Gute Alte Zeit" zurück. An jene "Alten Werte" und vor allem an das Lebensgefühl von damals.

      Das bedeutet nicht, daß ich mich heute nicht wohl fühlen würde. Ganz im Gegenteil. Internet und Handy haben unser Leben definitiv bereichert. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist schön und soll um Gottes Willen auch so bleiben. Ich finde Einrichtungen, wie dieses Forum, gut und wichtig und auch den Austausch hier finde ich toll.

      Aber eine Gewisse Wehmut bleibt, wenn ich an früher zurückdenke.


      Zum Abschluß noch ein Spuch, den ich als Kind gehasst habe, in dem ich aber jetzt die Wahrheit erkenne:

      Komm du mal in mein Alter, dann wirst du mich verstehen...... ;)
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      Der Autor Guy Baldwin von "The Ties that Bind" der von vielen Old-School (speziell Old-Guards) empfohlen wird hat eine spannende kleine Abhandlung zu dem Thema von sich gegeben: leatherati.com/old-gods-die-hard-759810d6f3a1

      Um einfach auch mal eine Sichtweise einzubringen von jemandem der dabei war und wohl eine der Szengrößen im Old-School-BDSM ist.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Gentledom () aus folgendem Grund: Nach Prüfung der Seite Hyperlink eingefügt

      Na,
      als lokaler Guy-Baldwin-Fanboy , will ich dann doch auch ein paar andere Reden von ihm vorstellen:

      The Old Guard: Classical Leather Culture Revisited (1998)
      leatherati.com/the-old-guard-classical-leather-culture-revisited-4fdc796aa25

      Holy Cows Make The Best Burgers (2002)
      ravishu.com/forums/index.php?topic=20720.0;wap2

      Und für die YouTube-Fans seine Eröffnungs-Rede beim 2013 MsC
      youtube.com/watch?v=2XZofvRnz6o


      Geneigte Leser*innen/Hörer*innen werden sich ein Bild machen können.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Viva () aus folgendem Grund: Gegendert ... Viva: Direktlinks entfernt

      Wichtig ist sich den Post auf der Hauptseite wirklich sorgfältig durch zulesen, nicht nur einmal sondern mehrfach und sich dann in Ruhe drüber nachzudenken.

      Die Kernaussage zu dem Thema ist imho:

      Old School Thread schrieb:


      In Wirklichkeit gab und gibt es kein Old-School-BDSM und New-School-BDSM, da es weder damals noch heute eine reale Vereinheitlichung von BDSM gab. Es gab früher, vor allem bedingt durch die sozialen Strukturen, nur einen begrenzten Tellerrand, der einen glauben ließ, es gäbe nur dieses einen BDSM. Old und New sind reine Gedankenkonstrukte und wer sich heute als Old-School BDSMler bezeichnet, wäre früher in vielen Gruppen der 60er und 70er Jahre so nicht akzeptiert worden. Dies ist ihnen nur nicht bewusst, da sie in der Regel weder die damaligen sozialen Strukturen noch BDSM Gruppen kennengelernt haben.

      Wer wirklich ein Old-School-BDSMler sein will, der dürfte sich gar nicht in der, zugegeben schnelllebigen, anonymen und oberflächlicheren virtuellen Welt rumtreiben, sondern müsste konsequenterweise seine Kontakte auf ein oder zwei kleine Gruppen beschränken und diese nach den alten Gepflogenheiten finden. Daran erkennt man leicht, dass Old-School-BDSM und New-School-BDSM reine Kopfkonstrukte sind, wer meint sich darauf berufen zu müssen, um sich abzugrenzen, soll es tun. Wer sich wirklich als Old-School-BDSMler, der das Internet und moderne Vernetzungen als Ursache für den Untergang der alten Szene verteufelt, durchgehen will, sollte sich konsequenterweise von BDSM Webseiten, größeren vernetzten Stammtischen und anderem Neumodischem BDSM Zeugs fernhalten. Dann hätte er wirklich das „Prädikat“ Old-School-BDSMler verdient.
      just my 2c
      @Shayleigh - Dein Post hat mir wieder einmal deutlich gemacht, wie relativ meine Wahrnehmung ist.

      Ich bin noch ein bißchen älter als Du - als Du geboren wurdest, wurde ich gerade erwachsen. Meine gute alte Zeit ist also eine andere als Deine. Allerdings würde ich das "gute" auch streichen.

      Auf unseren Hintern sind in der Volksschule (Grundschule gabs damals noch nicht) noch Bambusstöcke zerschlagen worden, einige Lehrer im Gymnasium dann hatten regelrechte und sehr sadistische Strafrituale (kein BDSM!), bei den Ohrfeigen flogen unsere Köpfe zur Seite, so dass ich mich frage, wieviele meiner Klassenkameraden wohl Hörschäden davon getragen haben.

      Heute würden diese Lehrer dafür wahrscheinlich wegen schwerer Körperverletzung ins Gefängnis kommen - und das wäre auch richtig so. Damals hat sich darüber keiner aufgeregt.

      Die andere Seite: als ich in der Volksschule war, fing es gerade an mit der sexuellen Revolution. Die jungen Frauen trugen superkurze Miniröcke (find ich alter Sack immer noch geil), der Spruch kam auf "Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment". Wir fingen an Autoritäten zu hinterfragen. Autorität wurde nicht mehr automatisch aus Alters- oder hierarchischen Gründen zuerkannt, sondern es wurde mehr geschaut, ob die Persönlichkeit eines Menschen Autorität vermittelt. Wir hatten nicht mehr oder weniger Respekt, sondern haben den Respekt anders verteilt. "Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren" war so ein Spruch, der unter anderem hierarchisch vermittelte Autorität hinterfragte und außerdem auch nach die Verantwortung der Elterngenerationen für den Faschismus des dritten Reiches.

      Interessanterweise haben wir genau die gleichen Sätze von unseren Eltern gehört, die Du jetzt sagst: "Wir haben auf das gehört, was uns gesagt wurde. Und zwar beim ersten Mal. Wir haben nicht diskutiert. Wir haben gegrüßt."

      Wir waren die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben (noch so ein bekannter Spruch)

      Wir hatten Löcher in den Hosen. Wir haben sie auch geflickt, aber die Flicken kamen einfach außen drauf.

      Versteh mich nicht falsch. Ich will nicht Deine Wahrnehmung und Erinnerung in Frage stellen. Ich will sie nur relativieren, genauso wie ich meine Wahrnehmung offensichtlich relativieren muss.
      Ach ich tu mich schwer damit,dass hier immer mit der guten alten Zeit arguemntiert wird. Old school und vieles was Rozabel in ihrem Text aufzählt, zähle ich zu meinem Idealbdsm (Domestic discipline, 24/7 bis TPE) anderes nicht und das ist total ok. Ich habe das aus meinem Empfinden heraus entwickelt und mit sehr sehr grosser Sicherheit nicht wegen der guten alten Zeit. Meine gute alte Zeit aka Kindheit ist geprägt durch ein extrem linkes, pazifischtes und gewaltloses Umfeld und meine heutige Lebenseinstellungen entsprechen dem immer noch. Trotzdem vertrete ich auf meiner BDSM Beziehungsebene ein starkes D/s als Ideal, weil es funktioniert bzw, weil ich als Sub das als meinen Weg erschliessen durfte.
      @treasure

      sorry, aber im Gegensatz zu @Regardo hat dein Post nichts mit dem Thema zu tun.



      Aber um bei deinem Beispiel zu bleiben: Man kann Gedichte nur interpretieren, wenn man die Zeit betrachtet, in der sie geschrieben wurden.

      Und so sehe ich das mit BDSM der Old-School eben auch. Man kann Old-School-BDSM nur verstehen, wenn man sich die damalige Zeit vor Augen führt. Und nur das war mein und auch @Regardos Ansinnen.
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      @Regardo, @Shayleigh:

      Ich gehe mal soziologisch ins Off-Topic:

      Eure Wahrnehmung ist gar nicht widersprüchlich. Es liegt etwa eine Generation zwischen Euch, Regardo war (schätzungsweise) in den 60ern "Teenager", Shayleigh und ich in den 80ern. Dazwischen hat es einen deutlichen Umschwung in den Ansichten gegeben: Nach den "über-perfekten", starren Nachkriegsjahren, haben die 68er die sozialen Grenzen gesprengt. Die nachfolgenden Jahre haben das Pendel dann wieder zurückschwingen lassen.

      Ähnliche Unterschiede sehe ich zwischen den 90er und 2010er Jahren. Und in anderen Bereichen kann man sicherlich noch andere Pendel finden, die sich in relativ kurzen Zeiten (10-20 Jahre), stark verändern. Als Beispiel nur die Volkszählungsaufstände in den 80ern und dem jetztigen Umgang mit Daten ...

      Und jede Zeit hat gute und schlechte Elemente. Die frage nur welche Elemente man als "gut" bewahren möchte und welche man lieber gegen "bessere" austauscht.

      P.S.:

      Viva schrieb:

      Ich habe das aus meinem Empfinden heraus entwickelt und mit sehr sehr grosser Sicherheit nicht wegen der guten alten Zeit.
      Kein "Old Schooler" - oder wie auch immer wir genannt werden, hat sich das ausgesucht weil "es früher so war". Sondern weil man ein inneres Gefühl hat, daß einige der alten Werte, Ansichten, Strukturen, bewahrenswert sind und eine Resonanz in einem auslösen. - Ansonsten wäre das ein ebenso oberflächliches "nachäffen" von Regeln und Verhaltensweisen( aka "Cargo-Religion") , wie man sie in so manchen heutigen Tipps Für BDSM-Anfänger" findet.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist
      @treasure

      Gut , dass Du nicht mein Deutschlehrer bist ;)

      Es geht um die "gute alte Zeit", um die alten Werte, die im Zusammenhang mit der Old School immer wieder beschworen wird. Vielleicht hätte ich das noch deutlicher machen sollen, habe aber gedacht, das ist klar.

      Mir war es wichtig, klar zu machen, dass jeder seine eigenen "alten Werte" hat. Dass das nichts allgemeingültiges ist - wie man zum Beispiel "Respekt" definiert.

      Das ist im übrigen auch Thema in dem Zitat, was Du oben gebracht hast: Da ist auch vom "begrenzten Tellerrand" die Rede.

      Ich hoffe, ich habe Dir den Sinn meines Beitrages deutlicher gemacht.

      Regardo schrieb:

      Ich frage mich also, warum habt Ihr eine so negative Einstellung zum heute? Ich will jetzt wirklich nicht polemisieren. Das sind wirklich ernsthafte Fragen. Ist die Gesellschaft Euch zu unübersichtlich geworden ist und Ihr schafft Euch feste Strukturen als Gegenmittel und Gegenbild?

      Also, ich denke nicht das wir alle diese negative Einstellung haben. Was ich schrieb hat wie jedes Mal wenn ich etwas schreibe, keine Allgemeingültigkeit. Ich weiß nur das viele ähnlich denken wie ich.

      Und ja, ich persönlich habe in der Tat diese eher negative Einstellung zur heutigen Zeit, allerdings nicht ausschließlich sondern manchen Dingen gegenüber.

      Als erstes noch einmal der deutliche Hinweis das ich sehr wohl trotz allem mit der Zeit gehe. Ich sagte ja auch bereits das es gar nicht anders geht. Internet und Handy sind nur 2 Beispiele davon.

      Vieles ist besser, einfacher und leichter geworden darüber braucht man gar nicht diskutieren. Die Fortschritte in der Medizin, Forschung und Technik zb. haben das ermöglicht.

      Nur leider hat eben auch alles Gute seine schlechten Seiten, das ist immer so. Und wenn ich mir so manche schlechte Seite ansehe bzw. ansehen und ertragen muss dann wünsche ich mir manches aus der guten alten Zeit zurück.

      Das ist der Grund warum ich MEIN BDSM so lebe wie ich es lebe... nach den Werten der "alten Schule".

      Das was @Shayleigh hier geschrieben hat passt perfekt dazu und ich schließe mich ihr vollumfänglich an. Sie beschreibt sehr schön ein paar der Dinge die ich persönlich früher, im Gegensatz zu heute, besser fand und darum auch heute noch umsetze, ja sogar darauf bestehe selbst und gerade bei meinem Sklaven (und auch meiner Tochter!)

      Es geht nicht darum zu unterdrücken, auch nicht darum als Sklave vor anderen zu katzbuckeln, über den Boden zu kriechen oder Stiefel zu lecken. Äh moment... das muss ich ein wenig korrigieren... wenn es sich dabei um MEINE Stiefel handelt muss er das durchaus hin und wieder. :D

      Es geht darum einige Wertevorstellungen die früher in meinen Augen für mich eine andere, tiefere, deutlichere und nachhaltigere Bedeutung hatten auch in der heutigen Zeit zu leben.

      Und was es auch nicht bedeutet:

      Es bedeutet nicht das ich andere die anders leben verurteile. Jede Generation hat ihren Fortschritt und die darin geborenen Menschen wachsen so auf, kennen es nicht anders also kann man ihnen auch (in den allermeisten Fällen) keinen Vorwurf machen. Aber anstatt hinzugehen und die vorherigen und somit älteren Generationen von oben herab zu behandeln, sie zu verurteilen und aus allem raus zu drängen sollten die nachfolgenden Generationen endlich eins kapieren und auch akzeptieren...

      ...ohne UNS gäbe es SIE nicht!

      Ohne das Alte gibt es das Junge nicht. Die Alten bringen den Jungen alles bei was sie wissen, im Beruf, in der Schule, zu Hause, in der Freizeit... einfach im gesamten Leben.

      Hätten die Alten nicht gemäß ihrer Zeit ihre Erfahrungen gemacht, hätten nicht ausprobiert, getestet und versucht dann wüssten die Jungen heute nicht was sie gleich, anders oder teilweise auch besser machen könnten.

      Und DAS ist im BDSM ganz genauso. Wir die wir an alten Werten festhalten, werden verunglimpft. Wir werden lächerlich gemacht und verurteilt. UNS wird das Recht abgesprochen unser BDSM so zu leben wie wir es für richtig halten und gleichzeitig wird uns dann noch vorgeworfen WIR würden die Jüngeren belächeln.

      Natürlich passiert auch das denn überall und das sagte ich ebenfalls schon gibt es Menschen die es nicht ertragen andere einfach ihr Leben leben zu lassen, die ständig meinen es besser zu wissen und vor allem besser zu sein.

      Kein Mensch ist besser oder schlechter als ein anderer Mensch. Jeder hat sein Leben, macht seine Erfahrungen, findet seine Vorlieben und lebt danach und jeder hat auch das Recht dazu.

      Nur weil ich mein Leben auf meine Weise lebe heißt das nicht das andere es genauso tun müssen, es heißt allerdings auch nicht das ich meines überdenken und dann ändern muss.

      Ach und noch etwas... ich bin keine alte Matrone von 70 Lenzen oder mehr... ICH bin gerade mal 37 :!:
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      Moon-Beast schrieb:

      @Regardo, @Shayleigh:

      Ich gehe mal soziologisch ins Off-Topic:

      Eure Wahrnehmung ist gar nicht widersprüchlich. Es liegt etwa eine Generation zwischen Euch, Regardo war (schätzungsweise) in den 60ern "Teenager", Shayleigh und ich in den 80ern. Dazwischen hat es einen deutlichen Umschwung in den Ansichten gegeben: Nach den "über-perfekten", starren Nachkriegsjahren, haben die 68er die sozialen Grenzen gesprengt. Die nachfolgenden Jahre haben das Pendel dann wieder zurückschwingen lassen.

      Ähnliche Unterschiede sehe ich zwischen den 90er und 2010er Jahren. Und in anderen Bereichen kann man sicherlich noch andere Pendel finden, die sich in relativ kurzen Zeiten (10-20 Jahre), stark verändern. Als Beispiel nur die Volkszählungsaufstände in den 80ern und dem jetztigen Umgang mit Daten ...

      Und jede Zeit hat gute uns schlechte Elemente. Die frage nur welche Elemente man als "gut" bewahren möchte und welche man lieber gegen "bessere" austauscht.
      Du hast recht: Unsere Wahrnehmungen sind nicht widersprüchlich. Sondern relativ zur Zeit und den Lebensumständen. Genau letzeres habe ich aber auch gesagt.

      Und auch mit Deinen letzten beiden Sätzen hast Du recht. Genau das hat mich nämlich immer nicht verstehen lassen, was genau gemeint ist, wenn Old Schooler von "alten Werten" geredet haben.

      Regardo schrieb:

      Du hast recht: Unsere Wahrnehmungen sind nicht widersprüchlich. Sondern relativ zur Zeit und den Lebensumständen. Genau letzeres habe ich aber auch gesagt.
      Du schriebst ursprünglich:

      Regardo schrieb:

      Versteh mich nicht falsch. Ich will nicht Deine Wahrnehmung und Erinnerung in Frage stellen. Ich will sie nur relativieren, genauso wie ich meine Wahrnehmung offensichtlich relativieren muss.
      Eine (bzw zwei) Wahrnehmungen/Ansichten zu relativieren oder sie nebeneinander gleichwertig stehen zu lassen ist ein Unterschied ;) - Das wird jetzt aber semantische Wortklauberei :)


      Regardo schrieb:

      Genau das hat mich nämlich immer nicht verstehen lassen, was genau gemeint ist, wenn Old Schooler von "alten Werten" geredet haben.
      Wie ich schon mehrfach sagte: Das ist auch nicht für jeden allgemeingültig mathematisch oder juristisch wasserfest zu definieren. Genausowenig wie es keine klaren Definitionen mehr gibt was BDSM ist. Versuch das heute mal wirklich "diskussionsfest" von "nicht-BDSM-Beziehungen" zu trennen, das wird Dir nur gelingen, wenn Du mit Deinen Diskussionspartner sowieso schon auf einer Wellenlänge liegst.

      Ähnlich ist das mit dem sog. "Old School D/s" - er unterscheidet sich von dem was heute mehrheitlich (es gibt immer Ausnahmen!) unter D/s verstanden wird. Und was mir gerade beim durchsehen der Baldwin-Clips aufgefallen ist: Er redet nicht (mehr?) von D/s sondern von "authoritätsbasierten Beziehungen". Vielleicht ist das ein besserer Begriff als "Old School D/s". Und bitte achtet darauf, daß ich immer das D/s anfüge, denn Old School SM oder Old School Leather-Fetisch mag noch mal eine ganz andere Strömung sein, von der ich nichts verstehe.

      Vielleicht noch ein Versuch: SM war eine Sub-Kultur. (Wie das heute aussieht bin ich mir nicht sicher.)
      Und es gibt eine Kultur. mit der wir eigentlich alle vertraut sind: die "deutsche Kultur". Wir sind darin aufgewachsen. Trotzdem mag es uns schwer fallen, wirklich zu beschreiben, was die denn ausmacht. Händeschütteln? Schwarzwälder Trachten? Lederhosen? ... Stelle sie aber mal einer anderen Kultur gegenüber: einer der asiatischen Kulturen oder einer afrikanischen. Dann wird man schnell deutliche Unterschiede sehen. Aber die Unterschiede sind es nicht, was die "deutsche Kultur" ausmacht. - Und genau das ist das Problem beim schriftlichen Erklären und Verstehen. Ich denke diese Art der Information läßt sich tatsächlich nur durch Vorleben und Vorbilder transportieren.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist