Old-School-BDSM, gibt es das überhaupt?

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      @Shayleigh
      Öööhmmm... also ich bin tatsächlch 10 Jahre älter, aber weder wurde ich von meinen Eltern geschlagen (ok, ich muss das etwas differenzieren, es gab "nur" zweimal Schläge vor dem Schulalter, an die ich mich jedoch nicht mehr wirklich erinnere) noch irgendjemand, mit dem ich befreundet war.
      Ich kann mich nicht entsinnen, dass meine Mutter meinen Vater gefragt hätte, ob sie arbeiten gehen dürfe. Sie hat es einfach gemacht und mir immer wieder gesagt, wie wichtig es sei, als Frau selbst Geld zu verdienen.
      Wir sind auch nicht für jeden Erwachsenen aufgestanden im Bus, sondern lediglich für Senioren.
      Hatten wir Respekt vor Erwachsenen? Jein, vieles war eher Angst und ncht Respekt.
      Mein BDSM übte ich iü nur allein bei der Selbstbefriedigung aus, immer voller Angst, entdeckt zu werden und ohne jegliches Wissen darüber, dass das BDSM war, das ich machte. Ein Partner, der es mit mir ausüben konnte, gab es nicht.
      Ich verband mit BDSM eher SM... und zwar die heftige Variante, bei der Blut fließt. Faszinierte mich iü auch schon damals, ich dachte jedoch nie, dass ich selbst auch BDSMlerin bin. Dafür fand ich meine Fantasien zu harmlos.
      Kontakt mit anderen BDSMlern habe ich iü erst hier durch das Forum bekommen.

      Was will ich damit jedoch vor allem sagen?
      Meine Wahrnehmung der Vergangenheit (einer 10 Jahre älteren Vergangenheit!) unterscheidet sich mMn in wichtigen Bereichen doch ziemlich von Deiner Wahrnehmung (eine reine Festellung)..
      Die Wahrheit liegt aber wohl in allem: Alles gab es, aber nicht jeder war betroffen.

      Um jetzt wieder zum Thema zu kommen:
      Genauso wird es auch im BDSM-Bereich gewesen sein: Es gab auch schon damals viel, aber nicht jeder war betroffen. Und jeder sieht die Vergangenheit ein Stück weit aus seiner persönlichen Perspektive.
      Meiner persönlichen Meinung nach beinhaltet Old School BDSM vor allem eine gewisse innere Haltung zum Verhältnis Dom/Sub.
      Ob dies wirklich in der Vergangenheit immer so gehandhabt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
      Aber die "Rollen" sind mMn im Old School konservativer und strikter, klarer strukturiert und voneinander abgegrenzt (das soll iü keine Wertung sein, dass es "besser" oder "echter" sei!). Das Machtgefälle ist umfassender und weitergehender auf eine selbstverständlichere Weise. Die Pflichten und Rechte von Dom/Sub sind festgelegter.
      Es ist im Grunde eine (für mich!) Idealvorstellung. Inwiefern dies wirklich jemals so gelebt wurde und wird in der Realität, auch das kann ich nicht sagen.
      BDSM ist hier eine Lebenseinstellung.

      Im "New School" geht es mMn vor allem um Befriedigung des sexuellen Triebes (auch das ohne Wertung!). Hier muss man viel mehr besprechen, was für ein Verhältnis zwischen Dom und Sub herrscht, was man und wie man miteinander BDSM praktiziert, es ist weniger ritualisiert. Es ist ein Teil des Lebens, aber keine Lebenseinstellung an sich.

      Hoffentlich habe ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt, :gruebel: .
      Vielleicht liege ich auch völlig falsch. :rot:
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Kurze Antwort zwischendurch: Gibt es den Begriff "Old School" tatsächlich ? Dieser Begriff ist da um eine gewisse Spielart oder Stilrichtung zu beschreiben. Und bei "New School" als "Gegensatz" weiß jeder in etwas was gemeint ist. Ansonsten müsste man die einzelnen Strömungen umschreiben. Und Sprache funktioniert so, daß man dann verständliche Begriffe münzt, die den Beteiligten eine Idee vermitteln, worum es geht.

      Anderherum: nein. Es gibt kein lizensiertes oder authorisiertes Gremium, daß den Begriff "definiert" und festgelegt hat. (Übrigens auch nicht bei "Gebäude", "Fahrzeug" oder anderen Begriffen - die können im Laufe der Zeit sogar völlig umdefiniert werden, z.b. "Diskriminierung", "brav", etc)
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

      Rozabel schrieb:

      Ach und noch etwas... ich bin keine alte Matrone von 70 Lenzen oder mehr... ICH bin gerade mal 37
      Hey Rozabel, Du junger Hüpfer ... :LA2:


      Rozabel schrieb:

      Jede Generation hat ihren Fortschritt und die darin geborenen Menschen wachsen so auf, kennen es nicht anders also kann man ihnen auch (in den
      allermeisten Fällen) keinen Vorwurf machen. Aber anstatt hinzugehen und
      die vorherigen und somit älteren Generationen von oben herab zu
      behandeln, sie zu verurteilen und aus allem raus zu drängen sollten die
      nachfolgenden Generationen endlich eins kapieren und auch akzeptieren...


      ...ohne UNS gäbe es SIE nicht!


      Ohne das Alte gibt es das Junge nicht. Die Alten bringen den Jungen
      alles bei was sie wissen, im Beruf, in der Schule, zu Hause, in der
      Freizeit... einfach im gesamten Leben.
      Ich gebe Dir Recht in dem Sinne, dass Erfahrung (die durch längeres Leben erworben wurde) oft nicht genug gewürdigt wird.

      Auf der anderen Seite finde ich es aber genauso wichtig, dass Althergebrachtes hinterfragt wird. Erstens ist nur so Fortschritt möglich, zweites ist ja nicht automatisch alles, was Ältere machen, gut und richtig.

      Ich bin 12 jahre nach dem 2. Weltkrieg geboren. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu begreifen, wie kurz diese Zeit ist, wie stark der Faschismus und das Trauma des Krieges mein Leben und das meiner Familie und das meiner ganzen Generation mit geprägt hat. Vor diesem Hintergrund: Althergebrachtes musste hinterfragt werden. Sonst wären wir in dieser Gesellschaft seelich erstickt.

      Ich hoffe, Du verstehst, warum ich da anders ticke.

      Rozabel schrieb:

      Und DAS ist im BDSM ganz genauso. Wir die wir an alten Werten festhalten, werden verunglimpft. Wir werden lächerlich gemacht und verurteilt. UNS wird das Recht abgesprochen unser BDSM so zu leben wie wir es für richtig halten und gleichzeitig wird uns dann noch vorgeworfen WIR würden die Jüngeren belächeln.
      Für mich kann ich sagen: Ich will Dich weder lächerlich machen noch verunglimpfen. Ich finde, Du reflektierst auf hohem Niveau, auch wenn ich Deine Schlussfolgerungen häufiger nicht teile. Ich kann nicht beurteilen, auf welche Erfahrungen Du diese Aussage stützt. Klar wird: Du bist verletzt. Das tut mir leid. Ich fände es gut, wenn alle an dieser Diskussion beteiligten mal etwas zurückfahren, tief durchatmen und vielleicht etwas länger überlegen, bevor sie einen Post abschicken.

      Feuerpferd schrieb:

      Ich kann mich nicht entsinnen, dass meine Mutter meinen Vater gefragt hätte, ob sie arbeiten gehen dürfe. Sie hat es einfach gemacht und mir immer wieder gesagt, wie wichtig es sei, als Frau selbst Geld zu verdienen.

      Wenn deine Mutter das immer wieder gesagt hat, dann war es ja anscheinend nicht so selbstverständlich? Denn dann hätte sie es ja nicht so betonen müssen, oder?


      Feuerpferd schrieb:

      Hatten wir Respekt vor Erwachsenen? Jein, vieles war eher Angst und ncht Respekt.

      Ja, das kann ich teilweise auch bestätigen. Ich erinnere mich da an einen Nachbarn, vor dem wir alle Angst hatten. Dabei hat er uns nie etwas getan. Aber er sah so aus als ob wie wenn...... Also warum hatten wir Angst vor ihm? Ich habe bis heute keine Ahnung :pardon:


      Feuerpferd schrieb:

      Kontakt mit anderen BDSMlern habe ich iü erst hier durch das Forum bekommen.
      Ich auch ^^ :yes:


      Feuerpferd schrieb:

      Meine Wahrnehmung der Vergangenheit (einer 10 Jahre älteren Vergangenheit!) unterscheidet sich mMn in wichtigen Bereichen doch ziemlich von Deiner Wahrnehmung (eine reine Festellung)..

      Ich weiß nicht, aber soooo groß finde ich Unterschiede jetzt nicht :gruebel:

      Feuerpferd schrieb:

      Aber die "Rollen" sind mMn im Old School konservativer und strikter, klarer strukturiert und voneinander abgegrenzt (das soll iü keine Wertung sein, dass es "besser" oder "echter" sei!). Das Machtgefälle ist umfassender und weitergehender auf eine selbstverständlichere Weise. Die Pflichten und Rechte von Dom/Sub sind festgelegter.
      Es ist im Grunde eine (für mich!) Idealvorstellung. Inwiefern dies wirklich jemals so gelebt wurde und wird in der Realität, auch das kann ich nicht sagen.
      BDSM ist hier eine Lebenseinstellung.
      Dem kann ich voll zustimmen :yes:

      Feuerpferd schrieb:

      Im "New School" [...] muss man viel mehr besprechen, was für ein Verhältnis zwischen Dom und Sub herrscht, was man und wie man miteinander BDSM praktiziert, es ist weniger ritualisiert. Es ist ein Teil des Lebens, aber keine Lebenseinstellung an sich.
      Genau so empfinde ich das auch.




      Wenn ich heute in einen Club gehe und mich dort umschaue sehe ich viele, die BDSM praktizieren. Einige ernsthafter andere nicht ganz so ernsthaft. Aber ich finde, man merkt ziemlich schnell, wo "Old-Schooler" und wo "New-Schooler" miteinander agieren. Es ist einfach eine Art im Umgang miteinander, die Old von New unterscheidet.
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      @Moon-Beast ich frage so,weil dann für mich eine zeitliche Zurordnung rein theoretisch möglich sein sollte und vor allem ausschlaggebend wäre ... quasi ein Deckel für eine komplette Epoche. Es ist schwierig zu fassen für mich zumindest. aber ich finde eigtl dein Beispiel ganz gut und treffend, nämlich dass so etwas (wie vieles anderes im BDSM) erst durch wirkliches "erfühlen" verständlich wird

      Moon-Beast schrieb:


      Und es gibt eine Kultur. mit der wir eigentlich alle vertraut sind: die "deutsche Kultur". Wir sind darin aufgewachsen. Trotzdem mag es uns schwer fallen, wirklich zu beschreiben, was die denn ausmacht. Händeschütteln? Schwarzwälder Trachten? Lederhosen? ... Stelle sie aber mal einer anderen Kultur gegenüber: einer der asiatischen Kulturen oder einer afrikanischen. Dann wird man schnell deutliche Unterschiede sehen. Aber die Unterschiede sind es nicht, was die "deutsche Kultur" ausmacht. - Und genau das ist das Problem beim schriftlichen Erklären und Verstehen. Ich denke diese Art der Information läßt sich tatsächlich nur durch Vorleben und Vorbilder transportieren.
      Wahrscheinlich bin ich zu blöd? :rot:
      Ich habe den Artikel, wie hier empfohlen wurde, nun mehrfach gelesen, kann aber weder eine Verunglimpfung, Diskriminierung o.ä. dort erkennen. Vielleicht deshalb, weil ich die Meinungen anderer akzeptiere und auch mitunter interessant finde. Anders sähe es aus, entstünde ein Handeln respektive eine Tat aus einer Meinung, mit welcher ich mich nicht einverstanden erkläre könnte. Aber das ist ein ganz anders Thema.
      Zwischen den Zeilen lesen? Wozu? Warum sollte ich irgendwas rein interpretieren, was dort nicht steht? Und zum Hobbypsychologen tauge ich auch nicht.

      Ich glaube, es bereits schon geschrieben zu haben, dass sich Wert nicht ändern können.
      2+3=5 An diesem Wert ändert sich nichts. Auch ich habe in der Schule so lange Ohrfeigen bekommen, bis ich es begriffen hatte. Was zählte, war allein das Ergebnis, was auch benotet wurde. Ja, so war das früher :old:
      Meine Tochter nahm schlechte Noten in Mathematik gelassener. „Siehst Du, ich habe doch 10 von 20 Punkten bekommen, weil ich weiß wie es geht. Nur das Ergebnis war halt falsch.“ habe ich oft genug hören müssen. Seit dem weiß ich auch was Old School und New School ist. :D

      Den Begriff Old School kenne ich eigentlich aus meiner Mopped-Scene, in welcher dieser schon nervig inflationär gebraucht wird. Ich verkleide mich am Wochenende nicht zum bösen Rocker und schüchtere kleine Mädchen ein, aber kennen tue ich einige dieser Leute und ich habe aiuch nicht gegen sie einzuwenden. Ich lasse mir gern erzählen und höre aufmerksam zu, wie man über das Einspielen von Updates die Motorleistung erhöhen kann und kann im Gegenzug helfen, wenn mal die Kurbelwelle gewechselt werden muss. Ölich macht mich fröhlich, und ein anderer kommt halt über andere Wege zum gleichen Ziel. So sitzen wir am Abend am Feuer und schlagen uns deshalb nicht die Köpfe ein. :)

      Es wurde hier auch schon angesprochen, dass Vieles mit dem Alter zu tun hätte. Für meinen Teil kann ich behaupten, dass man gelassener wird. Das ist auch gut so. Hitzige Diskussionen um des Kaisers Bart führte ich früher auch, weil ich glaubte dadurch was verändern zu können. Heute weiß ich es besser. :whistling: :beer:
      Ähm, ich habe inzwischen einiges auch zu den Themen gelesen und irgendwo (glaube mal wieder bei Baldwin) eine nette Epochen-Einteilung gefunden, die ich für mich übernommen habe:

      Old-Guard - ca 2. Weltkrieg bis AIDS mit einem Höhepunkt nach dem Vietnam-Krieg
      Old-School - ab AIDs bis zum massentauglichen Internet

      Und wie historische Epochen, sind die natürlich auch nicht genau datierbar (Bronzezeit, Mittelalter, da streiten sich ja sogar Historiker :) )

      Was die Epochengrenzen ausmachen sind Einschneidende Veränderungen in der Szene.

      Und zu den Begrifflichkeiten: Was heute als "Old School" bezeichnet wird hieß in den 80er das "New Leather" bzw "New Guard" (je nach Szene-Strömung) ... die Rebellen die sich gegen die "(Ur)-Alten" abgegrenzt haben und es "besser" bzw anders machen wollten.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist
      Nein. Es wird ja immer in die gerade vergangene Epoche geblickt.

      Jetzt in der "New School" Epoche, sind "new Schooler" 'normal' , d.h. es tauchen plötzlich "Old Schooler" auf, die Teile der vorhergehenden Epoche mit in die neue Zeit nehmen wollen.
      In der "Old School" Epoche waren "Old Schooler" 'normal' (sorry, so viele relativierende Anführungszeichen kann ich kaum tippen :) ) und es gab die "Old Guard" Leute, die Teile der vorhergehenden Epoche bewahren wollten.

      Und ich bin mir sicher, daß in 20-30 jahren die jetztgen "New Schooler" die "alten Hasen" sind, die sehen, was der Folge-Generation fehlt bzw. womit die Schwierigkeiten haben und dann versuchen ihre Erfahrungen den dann "Super-New-Whatever" nahezulegen, und dafür von denen dann als "Old Whatever" bezeichnet werden ;)


      P.S.:
      Ups, eine Frage hatte ich noch übersehen:

      Viva schrieb:

      Wo siehst du denn die UNterschiede zwischen Old Guard und Old School?
      Der gravierenste dürfte sein, daß die Old Guard schwule Männer waren (es gab m.W. recht wenige Butches), während die Old Guard deutlich hetero-freundlicher/offener war, bzw in meinem Erleben dann von den Heteros dominiert wurde.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Moon-Beast ()

      Viva schrieb:

      weil dann für mich eine zeitliche Zurordnung rein theoretisch möglich sein sollte und vor allem ausschlaggebend wäre ... quasi ein Deckel für eine komplette Epoche.
      Ich glaube das kann es nicht geben.

      BDSM ist nicht erfunden worden, es hat sich entwickelt. Spuren dieser Geschichte finden sich schon in vorchristlicher Zeit. Daher ist es vielleicht noch möglich zu sagen was "new" ist, also die letzte große Veränderung in einer Gruppe.
      Alt hingegen ist alles vor dieser Veränderung und ist geprägt von der eigenen Einstellung, dem was man erfahren hat (direkt und indirekt) und mitunter auch Sympathien.

      Aber egal ob nun heute vor 20, 50, 200 oder 500 Jahren, BDSM, so wie wir es derzeit verstehen, dürfte zu keinem Zeitpunkt ein einheitliches Gebilde gewesen sein, ein Deckel für alles kann es in meinen Augen daher gar nicht geben. Aber es gab sich (prägende) Strömungen zu jeder Zeit und auf diese kann man sich in Tradition berufen. Spannend bleibt dann die Frage, ob die hochgehaltene Tradition den Kern dessen trifft auf welches sie sich als Tradition/Geistsbewahrer bezieht.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Für mich PERSÖNLICH hatte Old School eigentlich immer einfach nur bedeutet das diese Menschen aus tiefsten Inneren ihre Art des BDSM leben. Sie haben ihre Regeln, es ist kein Spiel sondern eben eine andere Lebensweise.

      Wenn man diese "Art des BDSM" einmal Gefühlt hat, kennt man einfach den Unterschied :love: ...ob das dann wiederrum etwas für einen ist oder nicht muss jeder für sich beantworten.
      Es gibt meiner Meinung nach kein Richtig oder Falsch, den nicht umsonst ist BDSM so ein weit gefächertes Feld und jeder sollte es genau so leben können wie die beteiligten Personen es möchten.
      Ich würd gern noch was von @Rozabel , @Moon-Beast und @Rudolf wissen bzw eure Meinung hören/lesen.

      Was mir immer wieder durch den Kopf geht, ist...ob die Kontakte vor dem Internet einfach anders waren, im Sinne von Motivation.
      Durch das Netz gibt es einfach viel mehr “ausweichMöglichkeitendlich“

      Richard David Precht hat mal gesagt “wir konsumieren Menschen“

      Hier in unserem Forum zb kann man völlig unerkannt mal etwas BDSM Luft schnuppern, wenn's einem doch nicht zusagt geht man wieder und niemand hat's bemerkt....

      Früher musst man sich ja eher direkt zu erkennen gegeben, wenn man Kontakte knüpfen wollte. Musste auf die Menschen direkt zugehen....
      Ich kann mir gut vorstellen, dass das sehr viel Mut erfordert hat.
      Und, dass das “nur“ Menschen gemacht haben, die sich voll und ganz zu ihrer Neigung bekannt haben, innerlich/für sich selbst.
      Die das wirklich wollen und nicht nur mal guggen wollen.

      Ach Mist, ich find nicht die richtigen Worte :dash:

      Will ja keinem auf die Füße treten....

      Ich glaub, ich hab's
      Lebenseinstellung vs Lifestyle

      Da “müssen“ die old schooler heut mehr selektieren.
      So wie die “nicht old schooler“ seit sog sich vermehrt mit DummDoms / Subs konfrontiert sehen.
      Schwamm drüber. Du bist nicht der, der du bist. Du bist nur das, wofür dich die anderen halten. Das ist ein Fishismus.
      Wow, @Shayleigh, jetzt habe ich Deinen Beitrag schon dreimal gelesen und bekomme trotzdem den Bogen nicht.

      Wie Du bin ich Mitte der 70er geboren. Allerdings in (West-)Berlin, nicht im Rheinland.

      Das was Du schreibst, kann ich nicht nachvollziehen bzw. es war bei uns genau konträr:

      - Wir hatten Löcher in den Klamotten, alles andere wäre extrem uncool gewesen.
      - Wir waren rotzfrech.
      - Ein Kind zu schlagen, hätte den Eltern sofort einen Haufen keifender Alt-68er an den Hals gehetzt, die entsetzt und empört gewesen wären.
      - Im Bus sind wir frühestens dann aufgestanden, wenn uns ein schimpfender Rentner zurechtgewiesen hat.
      - Und Respekt vor Lehrern bestand nur dann, wenn sie lässige Typen mit Cordhose waren, mit denen man spannende Diskussionen führen konnte zu denen sie uns abends zu sich nach Hause zum Spaghettikochen einluden, und nicht zeternde alte Männer mit Weste und Stock im Arsch.
      - Auf die Idee in Gebäuden eine Mütze abzusetzen, wäre keiner von uns jemals gekommen.
      - Wir hatten ebenfalls unglaublich viel Spaß und eine sehr lustige Zeit.

      So unterschiedlich kann die Lebensrealität zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten im gleichen Land sein. Was ich nun aber beim besten Willen nicht verstehe ist, was das mit BDSM zu tun haben könnte? Ganz im Gegenteil. Die meisten Eltern in meinem Umfeld waren Alt-68er. Sie propagierten die freie Liebe und man konnte wunderbar mit Mutter und Vater der besten Freundin abends zusammen in deren Wohnzimmer eine Tüte rauchen und dabei über alles, und zwar ALLES, sprechen. Es gab keine Tabus und keine Beschränkungen. Erlaubt war was gefiel. (Auch wenn das Thema Dominanz und Unterwerfung bei der einen oder anderen lila belatzhosten Mutter vielleicht nicht so gut angekommen wäre ;) )

      Ich habe mein Aufwachsen als extrem frei erlebt. Direkt im Anschluss an die Kindheit kamen der Mauerfall und die Wende und mit ihr ausufernde Partys in Ost-Berliner Abbruchhäusern, in die man Donnerstagabend hineinging und aus denen man Montagfrüh verpeilt wieder auftauchte. Was in den Stunden dazwischen passiert war, lassen wie jetzt mal innerhalb der Clubwände ;)

      Heute empfinde ich im Vergleich vieles als sehr viel prüder. Wenn ich mir die Eltern der Freundinnen meiner Tochter ansehe, dann bin ich relativ sicher, dass sie besser kein Gras in deren Wohnzimmer rollen sollte und dass die Mehrheit entsetzt auf das reagieren würde, was mein Mann und ich so in unserem Schlafzimmer treiben. Insofern erinnere auch ich mich mit Wehmut an die guten alten Zeiten zurück - aber auf eine ganz andere Art. Den Bogen zu BDSM finde ich dennoch nicht.
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.
      So nach langem Thread lesen hab ichs nun endlich zu letzten Seite geschafft. Hier ist ja nun viel geschrieben worden.
      Die Stimmung ist hochgekocht, doch allerdings auch wieder abgekühlt.

      Meine Meinung zum Artikel:
      Ich als junger Hüpfer (mit meinen 23 Jahren) finde mal nichts abwertend an dem Artikel. Ich finde ihn eigentlich ziemlich interessant. Als ich dann die Beiträge hier gelesen habe konnte ich erst mal auch nicht verstehen, wieso sich jemand gekränkt oder beleidigt fühlt auf Grund des Artikels. Glaubt mir, ich hab versucht mich in die Lage zu versetzen.
      Ich verstehe natürlich, dass der Artikel nur eine kleine Punktaufnahme der "alten Generation" ist und keineswegs eine ganze Szene beschreibt. Von demher kann man gar nicht verallgemeinern.

      Zwischenzeitlich hab ich mich dann auch, wie so viele andere, gefragt was denn nun genau "Old School Bdsm" sein sollte und durfte lange warten. So ganz weiß ich das noch immer nicht aber ist ja auch gut. Meine Devise ist ohnehin "Jedem Tierchen sein Plezierchen".
      Allerdings muss ich anmerken, dass ich es gut finde, dass einige versucht haben ihr BDSM zu erklären, gerade weil sie sich selbst als Old Schooler ansehen. Und doch habe ich aus dem Beitrag von (bitte steinigt mich jetzt nicht) ich weiß nicht mehr genau wem nur eine sehr ausführliche Beschreibung bekommen von etwas das als ich immer als TPE einkatigorisiert habe.

      Ich selbst mache keinen Unterschied zwischen Old und New bdsm. Für mich gibt es natürlich auch nicht das "Eine" Bdsm. Es ist so vielschichtig, wie es Menschen gibt und das ist auch gut so.

      Ich selbst sehe mich weder auf der neuen noch auf der alten Seite von was auch immer an. Ich bin ich und Punkt.

      Außerdem finde ich es interessant in welche Richtung sich der Thread nun bewegt hat. In die Hintergründe der Menschen. In die Kindheit und Jugendzeit. Zu den Anfängen ihrer Persönlichkeit. Und genau das ist die Wurzel unseres Seins. Hier kommen wir auch wieder zu den Werten die uns geprägt haben. Und somit auch unsere Beziehungen beeinflussen.

      Ich persönlich finde meine eigene Kindheit in einigen Beiträgen wieder. Zumindest einige Erlebnisse. Im Endeffekt bin ich auch nicht so viel anders aufgewachsen als ältere hier.

      Ich bin zwar in einer Großstadt in den 90ern zur Welt gekommen und doch, das Haus in dem ich aufgewachsen bin gleicht einem Dorf. Es war ein Haus mit etwa 25 Wohnungen und nem riesigen Garten drum rum. Es gab andere Kinder, die waren alle älter als ich und so wuchs ich als das Küken vom Haus auf. Die Nachbarn kümmerten sich uneins der, man kannte sich und half den anderen. Sei es nun ob die alte Dame im 2. Stock Hilfe bei den Einkäufen braucht (Aufzug gab es bei uns keinen) oder ob die junge Mutter mal niemanden hat der aufs Kind schaut. Es fand sich immer jemand.

      Eigentlich ist das etwas, das man aus Großstädten kaum kennt. Da kennt man maximal den Vornamen von seinem direkten Nachbarn aber dass man gemeinsam Sommerfest schmeißt? Undenkbar.

      In unserem Haus hatte man Respekt vor den Nachbarn. Und auch wir Kinder hatten den. Allerdings heißt das nicht, dass ich nun automatisch vor jeder Person Respekt hatte, die älter ist als ich. Ich habe gelernt, dass sich die Leute Respekt erst mal verdienen müssen. Egal wer das ist. Ich kann zwar auch vor Personen kuschen, vor denen ich keinen Respekt habe, aber das hat meistens eher mit Angst zu tun als mit Respekt. Zum Beispiel gab es bei uns im Haus auch eine ältere Dame, die immer mit uns Kindern geschimpft hat, wenn wir im Garten gespielt haben. Egal ob es jetzt darum ging, ob wir im Sommer ne Wasserschlacht veranstaltet haben, Ball gespielt haben oder auf Bäume geklettert sind. Wenn sie im Garten saß, sind wir ihr besser aus dem Weg gegangen. Wir wussten, wir spielen jetzt besser nicht genau unter ihrem Fenster, weil sonst werden wir wieder ausgeschimpft. Wir hatten keinen Respekt vor ihr aber Angst.

      Als ich älter wurde wurde das auch mir besagter Dame etwas besser. Ihr Mann war mittlerweile verstorben und sie suchte die Gesellschaft bei den Nachbarn. Bei Sommerfest trank sie nun mit den Nachbarn mit. Allerdings war sie von dem Schlag "Früher war alles besser". Und sie hat bei einem etwas zu hohen Alkoholpegel auch angefangen über die "Neue Zeit" zu schimpfen. Davon haben sich eigentlich alle anderen distanziert.

      Warum schreibe ich das alles nun?
      Nun ja, es wurde hier ja auch immer wieder angesprochen, dass jüngere Generationen doch ganz andere Werte haben.
      Ja und nein. Für mich zählen auch Werte wie Loyalität, Respekt, Treue, Freundschaft, Familie etc. Bin ich deshalb old School? Weil ich alt eingesessene Werte auch schätze? Weil es mir wichtig ist einen Partner zu haben mit dem ich mein Leben verbringen kann und nicht nur den schnellen Spaß für zwischendurch?
      Ich kenne genügend gleichaltrige, die ihre Sexualität entdecken wollen, auch mit mehreren Partnern. Die auch ab und an nur einen One night stand haben wollen. Und trotzdem zählen für diese Leute auch ähnliche Werte wie für mich.

      Also lange Rede kurzer Sinn, hier mein Resümee:
      Ich denke nicht, dass man eine klare Linie zwischen Old School und New School BDSM ziehen kann. Natürlich hat das Internet, wie in vielen Bereichen, auch Beziehungen verändert, egal ob Vanilla oder nicht. Aber etwas härtere und softere Bereiche gab es damals wie heute. Ich finde es schade, wenn von einer Seite gegen die andere gewettet wird, auch wenn ich, in meinen Augen, eigentlich keine klaren Seiten erkennen kann.

      Ich bin auf jeden Fall gespannt, mehr über dieses Thema zu erfahren und herauszufinden, was denn nun die Unterschiede sein sollen, abgesehen vom "Härtegrad".
      “But I don’t want to go among mad people," Alice remarked.
      "Oh, you can’t help that," said the Cat: "we’re all mad here. I’m mad. You’re mad."
      "How do you know I’m mad?" said Alice.
      "You must be," said the Cat, "or you wouldn’t have come here.”

      — Lewis Carroll

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Apfelstrudel ()

      Mit Interesse habe ich diesen Thread verfolgt und immer, wenn ich glaube, nachvollziehen zu können, was "old school" ist, scheitere ich an den Begriffen alt und neu.

      Viele von denen, die schon lange Bdsm betreiben, haben ihre Jugend, ihre Anfänge beschrieben, die viele Jahrzehnte zurückliegen und... ich sehe keine Unterschiede in den Werten und auch Erfahrungen von "damals" und "heute". Es haben ja sogar einige eher gegensätzliche Erlebnisse oder auch Werte zur selben Zeit geschildert. Ja, manche Umstände sind verschieden, früher die Trennung durch die Mauer oder heute das Internet, aber man entscheidet selbst, wie sehr man sich von den Umständen prägen lässt.
      Können wir uns also bitte von "alten" und "neuen" Werten trennen, wenn ich, jetzt in meiner Teenagerzeit, eine der jüngsten hier, dieselben Werte, sehr ähnliche Erfahrungen habe, wie jemand der vor 20 Jahren oder mehr ein Jugendlicher war? Ich bin davon überzeugt, es sind individuelle Werte, die weniger mit der Zeit, in der man aufwächst zu tun haben, sondern eher mit dem eigenen Umfeld, den Einflüssen auf einen selbst, den eigenen Interessen und Abneigungen. So entscheidet auch der Mensch selbst, welche Werte ihm wichtig sind und nicht etwa der Zeitpunkt seiner Geburt. Das Umfeld kann natürlich auch von der Zeit geprägt sein, aber das muss es nicht.

      So wie ich es verstehe, ist Old School eine Lebenseinstellung, eine innere Haltung, verbunden mit bestimmten, anders empfundenen Werten wie Respekt und Loyalität. Old school definiert sich also nicht durch "alte Werte", die jemand in "der guten alten Zeit" erlebt hat und auch ganz sicher nicht durch eine Abgrenzung von / negativen Haltung zu der "neuen" Schnelllebigkeit, dem "neuzeitlichen" Egoismus, der Oberflächlichkeit der "new school" oder wie es in dem Artikel steht Hedonismus.

      Eine Lebenseinstellung kann man von außen nicht sehen, es muss jeder selbst wissen, ob er diese Haltung hat - das macht die Differenzierung so schwierig. Also ist man nicht automatisch old school, weil man Loyalität schätzt, sondern erst, wenn man fühlt, dass man diese Einstellung hat und diese lebt.
      There will be a time when we must choose between what is easy and what is right.
      Ich habe jetzt auch mal den Artikel und fast alle Beiträge hier gelesen - das war eine stundenlange Arbeit :D !

      Ich hoffe, ich darf mich hier auch äußern, auch wenn ich aufgrund meines Alters nur einen begrenzten Erfahrungsschatz bereitstellen kann.

      Ich finde die Diskussion hier recht interessant und bemerke vor allem zwei Arten von Vibes, die mir hier entgegenschlagen:


      Da ist auf der einen Seite eine sehr existenzielle Diskussion bei Old School vs. New School. Die New Schooler fühlen sich durch die Old Schooler abgewertet, da sie als weichgespült und ohne Ideale dargestellt werden. Die Old Schooler fühlen sich durch die New Schooler abgewertet, da sie als hart, unbarmherzig und - im sehr negativen Sinne - krank und pervers dargestellt werden. Es scheint da ein gegenseitiges Gefühl der Bedrohung zu geben.

      In meinem Szenario der Fantasie könnte das so ablaufen: Da gibt es die Old Schooler, die sich um 1980 rum zu einem Stammtisch zusammengetan haben. Das brauchte damals Mut und Hingabe und man teilte seine Gedanken, auch extreme Werte. Das war okay - BDSM war ein sicherer Rückzugsort für Menschen, die anders liebten und lebten. Und irgendwann, so 30 Jahre später, kamen dann plötzlich massenhaft New Schooler dazu, die keine so homogene Gruppe mehr bildeten - die Masse gibt das einfach nicht mehr her. Und in dieser heterogenen Gruppe gibt es dann Menschen, die sagen: "Ey, Old Schooler, was ihr macht, ist nicht okay! Das ist gefährlich und brutal und nicht nett und kein BDSM." Und dann sagen die Old Schooler, als Verteidigung: "Ja, klar, ihr seid einfach total weichgespült und lebt gar kein BDSM!"

      Also für Old Schooler könnte es sich so anfühlen, als hätten sie sich - teils freiwillig, teils gezwungener maßen - sehr plötzlich einer sehr großen Gruppe geöffnet. Und sie haben versucht, tolerant und herzlich zu sein, was nicht erwidert wurde. Sicherlich auch nicht von allen New Schoolern, aber von ein paar. Vielleicht nicht mal aus böser Absicht, sondern einfach aus Unbedarftheit heraus - was meiner Meinung nach nicht schlimm ist, aber in einer angespannten Atmosphäre so aufgenommen werden kann.

      Old Schooler nehmen sich vermutlich eher als homogene Gruppe wahr, die sich auch als Ganzes beleidigt fühlt, wenn New Schooler sagen: "Es gibt Old Schooler, die sind einfach doof." Und New Schooler wiederum nehmen sich als heterogene Gruppe wahr und sind daher genauso beleidigt, wenn Old Schooler sagen: "New Schooler sind weichgespült und ideallos." Macht das irgendwie Sinn?

      Also das ist die eine Seite, die ich sehe: Old Schooler haben die New Schooler aufgenommen - auch in einem Forum wie diesem. Es kam zu vielen Missverständnissen, teilweise vielleicht auch wirklich zu Gemeinheiten, und die Fronten haben sich verhärtet, weil beide Seiten das Gefühl haben, es wird ihnen etwas weggenommen, abgesprochen. Den Old Schoolern ihre Indentität als Teil einer großartigen Bewegung und den New Schoolern ihre Identität als Individuen mit eigenen, wichtigen Werten.


      Und dann gibt es noch die andere Seite: Abgesehen von den Strömungen ein genereller Generationenkonflikt - ob man das am Alter festmacht, sei jetzt mal dahingestellt, aber ich bin eher jung. Und gerade in diesem Konflikt sehe ich mich überhaupt nicht.

      Ich möchte den "alten Hasen" hier danken, dass sie dich die Mühe gemacht haben, ihre Sicht zu zeigen. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich dazu trotzdem kritisch und respektvoll äußere:
      Schwächen zu zeigen macht einen stark.

      Rozabel schrieb:

      Ich denke ich brauche nicht noch aufzählen was uns an der heutigen Zeit nicht gefällt oder doch? Es ist die Schnelllebigkeit und die Kurzweil, es ist die Oberflächlichkeit und der Egoismus. Es ist die Scheiß egal Haltung vielem und vielen gegenüber.
      Hm... ich frage mich, um ehrlich zu sein, immer, wo den Menschen diese negativen Werte begegnen. Schnelllebigkeit? Mein Bekanntenkreis und ich - alle in den 20ern - legen viel Wert auf ernste und tiefe Beziehungen. Ich habe nur eine Freundin, die ihre Beziehungen schnell wechselt, aber bei der hat das gute Gründe. Alle anderen sind auf der Suche nach der wahren, echten Liebe und tiefen Bindungen. Ich selbst hatte bisher nur 3 Partnerschaften. Bei zwei davon haben wir beide sehr schnell gemerkt, dass es nicht funktioniert. Die dritte hält jetzt über alle Höhen und Tiefen schon länger als ein halbes Jahrzehnt und ich bin sehr stolz darauf, wie sehr wir diese Pflanze pflegen. In meinem Alter ist das sehr lang und trotzdem nicht die längste Beziehung in meinem Bekanntenkreis. Viele wollen heiraten oder sind schon verheiratet oder sie haben sich nach vielen, gewissenhaften Überlegen gegen die Ehe entschieden und für eine langfristige Beziehung ohne Trauschein.



      Kurzweil? Ist das so ähnlich wie Schnelllebigkeit?



      Oberflächlichkeit? Erlebe ich überhaupt nicht. Gerade die heutige Zeit ist doch so gar nicht oberflächlich. Menschen werden immer weniger nach der Hautfarbe, dem Geschlecht, der Sexualität und anderen Markern beurteilt. Es geht aus meiner Sicht sehr stark um die inneren Werte und alle Menschen, die ich kenne, nehmen das als Ziel wahr: Eine Gesellschaft, in der zählt, wer du bist, und nicht, wie du aussiehst. Wo man sich Zeit füreinander nimmt und nicht den ersten Eindruck alles entscheiden lässt. Gerade eine Entwicklung zu weniger Oberflächlichkeit hin hat - aus meiner Sicht - BDSM erst für die Massen kompatibel gemacht. BDSMler waren ja eh nie oberflächlich - sonst hätte das nie funktioniert. Aber die Gesellschaft um BDSM herum war es und das nimmt immer mehr ab, GSD.



      Egoismus... hm... das ist das Einzige, wo ich sagen kann: "Ja, die Menschen sind mehr auf ihren eigenen Vorteil, ihre Finanzen, Karrieren, Zeit, Ressourcen bedacht." Ich bin im Laufe meines Lebens egoistischer geworden und sehe das auch in meinem Umfeld. Bringt es mir keine Vorteile, lasse ich es. Ich sehe diese Entwicklung zum Teile darin begründet, dass die Städte immer größer und rauer werden. Als ich in die Großstadt zog, war ich immer lieb und freundlich. Ich wurde, z.B. im Berufsverkehr, angerempelt, angebrüllt, auch schon mal bespuckt, Menschen drängeln sich vor, denen es scheißegal ist, wie es dir geht. Und entweder, du wirst auch rauer oder du gehst unter. Das ist nicht schön und ich möchte daher auch weg aus der Großstadt in ein angenehmeres Umfeld ziehen. Wo jeder Mensch Platz hat und nicht alles ein Krieg ist.


      Shayleigh schrieb:

      Und ja, auch wenn viele der Jüngeren das jetzt nicht gerne hören, wir hatten damals mehr Respekt. Und zwar vor jedem, der älter war. Da war es egal, ob das der Nachbar oder der Lehrer oder die eigene Familie war.


      Wir haben auf das gehört, was uns gesagt wurde. Und zwar beim ersten Mal.

      Wir haben nicht diskutiert.

      Wir haben gegrüßt.

      Wir sind im Bus aufgestanden, wenn Erwachsene keinen Sitzplatz hatten.

      Wir haben im Gebäude die Mütze ausgezogen (Basecaps waren noch nicht so verbreitet).

      Wir hatten vernünftige Klamotten an, keine Löcher in der Hose (die kann man ja mittlerweile schon so kaputt kaufen.... ) und der Schritt hing auch nicht in den Kniekehlen. Mit Trainingshosen ging man zum Sport und sonst nirgendwo hin.

      Wenn die Hose kaputt ging, dann wurde sie geflickt.



      Ja, ich weiß, das habt ihr ("Jüngeren") alles schon mal gehört oder gelesen. Aber ich nicht. Ich habe das erlebt. Und vielleicht liegt da auch der große Unterschied, der es so schwer macht, jüngeren Menschen die "Alten Werte" zu erklären.
      Also, ich muss zugeben, dass ich mich nun etwas beleidigt fühle. Da es aber um einen Dialog geht und nicht darum, sich befindlich zu zeigen, möchte ich gerne etwas dazu sagen:



      Ich glaube schon, dass ihr damals mehr Respekt hattet. Ich muss aber auch zugeben, dass ich das eher als unbegründete Ehrfurcht wahrnehme und nicht als erstrebenswert. Einer meiner Lehrer sagte immer: "Bitte hinterfrage kritisch alles, was ich sage - ich könnte Unrecht haben." Das finde ich eine gute Einstellung. Ich habe keinen Respekt vor Ärzten, Politikern, Journalisten, Lehrern, Rentnern nur weil sie eben das sind. Natürlich habe ich den zwischenmenschlichen Grundrespekt und sehe die Leistungen, die sie in ihren Leben vollbracht haben. Da bin ich noch nicht und das sehe ich. Trotzdem haben auch diese Menschen nicht immer Recht und ein respektvolles "Warum?" kann beide Seiten bereichern.



      Grüßen tun die Menschen meiner Erfahrung nach heute auch noch. Wenn nicht, hat das aus meiner Sicht eben etwas mit der Verrohung durch die Masse von Menschen zu tun. Jeder will seinen Platz finden und weißt nicht, wie und wo. 1980 waren wir noch 60 Millionen Menschen in Deutschland, jetzt sind es 20 Millionen mehr. München hat in diesem Zeitraum fast 200.000 neue Einwohner gewonnen, Berlin über 500.000. Das macht was mit den Menschen, denn auch wenn es neue Wohnungen gab, die ja aktuell wieder fehlen und/oder zurückgebaut worden sind, bündelt es sich in den Straßen, den Bahnen, den Innenstädten. Es wird schwieriger, den Überblick zu behalten, und so viel Interagieren zu müssen. Alles soll mehr, besser, effizienter sein. Das ist sehr anstrengend und überfordert bisweilen.



      Im Bus aufgestanden wird doch heute immernoch für alte Menschen und Schwangere. Das fällt mir schon auf. Ich weiß nicht, ob so selbstverständlich wie früher, aber es passiert immernoch.



      Ich kenne keine Menschen, die in Gebäuden Mützen tragen. Und ich arbeite mit vielen, auch vielen jungen, Menschen zusammen.



      Was vernünftige Klamotten sind ist Ansichtssache. Da hatte jede Generation andere Vorstellungen. Wie sagte noch Sokrates? "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."



      Dass heutzutage zu viel weggeschmissen wird, sehe ich auch als Problem. Gleichzeitig gibt es aber ein viel größeres Bewusstsein für die Umwelt. Ich sage nur "Fridays for Future"
      Schwächen zu zeigen macht einen stark.

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      Ich glaube, viele junge Menschen fühlen sich über einen Kamm geschoren. Ich und mein Umfeld sind über Entwicklungen wie Egoismus und Ressourcenverschwendung auch sehr unglücklich und wollen etwas verändern; gehen in Second Hand Shops, beziehen Ökostrom. Aber andere Dinge sehe ich überhaupt nicht an uns, z.B. Oberflächlichkeit oder Kurzlebigkeit. Ja, "nur Spaß" kann eine Rolle spielen - im gegengseitigen Einvernehmen. Aber das ist ja nicht schlecht und negiert nicht das tiefe Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit, Nähe und Verbundenheit, das ich genauso bemerke.



      New Schoolern ihre Ideale abzusprechen finde ich schwierig. Ich praktiziere BDSM unter anderem, weil ich die tiefe Bindung zu meinem Partner schätze. Die Tiefe unserer Beziehung macht BDSM möglich und BDSM vertieft unsere Beziehung. Das ist wirklich wunderschön.



      Ich würde mich als New Schooler bezeichnen, da mir Gruppenwerte nicht wichtig - oder nicht bewusst - sind und ich auch viele Anglizismen nutze, wie @Gentledom vor ein paar Seiten verlinkte. Aber Ideale habe ich trotzdem.



      Ich muss auch zugeben, dass ich mit dem Forum hier noch nicht so richtig warm geworden bin. Ich schreibe immer mal wieder und ziehe mich dann eine Weile lang zurück.



      Was ich toll finde, ist, dass hier aufs Flirtverbot geachtet wird. Man fühlt sich sicher. Und es gibt viele Menschen, die mir schon sehr nette Sachen gesagt haben und ich konnte auch schon viel Neues lernen. Emotionaler und fachlicher Rat findet sich immer. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich hier hin gehöre.



      Denn meine Art ist... einfach anders. Ich bin manchmal sehr flapsig. Ich kann mich erinnern, dass ich in einem meiner ersten Beiträge hier schrieb, dass ich etwas lustig fände. Ich meinte damit, kurios/interessant/neu/spannend. Mir wurde das aber gleich um die Ohren gehauen. Das hat mich irgendwie getroffen. Zwar wurde mir dann auch zur Seite gesprungen, eben mit dem Hinweis, dass ich mich sicher nicht lustig machen wollte - das stimmte ja auch. Aber ich hatte dein Eindruck, dass ich in Zukunft vorsichtig sein müsse und genau überlegen, was ich sage. Was darf ich sagen und was nicht? Darf ich eine andere Meinung vertreten? Und wenn ja, wie?



      Sex, Liebe - das sind so heikle Themen. Man möchte niemandem auf den Schlips treten und irgendwie gelingt es mir trotzdem immer wieder. Manchmal auch einfach, weil ich Begriffe so nehme, wie sie sind, und mir eine BDSM-interne Bedeutung gar nicht bewusst ist. Und diese BDSM-interne Bedeutung ist dann anscheinend eine gruppeninterne Einigung einer Gruppe, die ich nicht umreißen kann. Das finden, glaube ich, viele New Schooler recht anstrengend. Deswegen werfen wir so gerne mit Anglizismen um uns, weil wir definieren dürfen, was sie bedeuten, ganz unverkrampft. Deswegen denken wir manchmal, Old Schooler seien bierernst und unentspannt. Und Old Schooler denken, uns mangele es an Respekt, nicht wahr?



      Manchmal denke ich, ich müsste - um mitreden zu können - die Regeln einer Gruppe lernen, die eigentlich keine Gruppe ist, sondern Einzelmenschen, die sich aber als Gruppe sehen. So fühlt es sich oft an.



      Ich glaube, da sind New Schooler einfach anders. Ich nenne es unverkrampft, man kann es auch als respektlos empfinden und ich finde nicht, dass eine der beiden Sichtweisen per se falsch ist. Es ist einfach schwierig, wie das bei Generationenkonflikten wohl immer ist - seien sie nun durch das Alter oder eine andere Kultur begründet.



      Ich möchte nochmals betonen, dass ich nicht ermessen kann, wie sich BDSM entwickelt hat und welche schwierigen und schönene Zeiten - einfach Erfahrungen - Old Schooler gesammelt haben. Die Erfahrungen sind gereift und haben ihre Berechtigung. Aber ganz genau diese Berechtigung haben New Schooler eben auch, wie auch immer man sich nun arrangiert. Im Prinzip waren Old Schooler ja auch mal New Schooler, selbst wenn der Kontrast zu den "New New Schoolern" gefühlt/wirklich größer sein sollte.



      Das sind so meine Gedanken.



      Inwiefern ich mich weiter hier beteilige, habe ich noch nicht entschieden. Ich muss auch zugeben - und da bin ich wohl tatsächlich ganz Old School - dass mir die Ähnlichkeit zu Facebook hier nicht so gefällt. Damit meine ich, dass es die Like- und Dislike-Funktion gibt. Es ist ein ekliges Gefühl, mit jemandem zu diskutieren, der gefühlt 40 Menschen per grünem Daumen hinter sich hat und man selbst hat dann vielleicht 5 Dislikes. Ich vergebe auch aus Prinzip keine Dislikes, aber ja. Ich fühle mich dann schnell in die Ecke gedrängt und habe gar keine Lust, nachzusehen, wer meine Meinung alles scheiße findet und wer sie großartig findet - alles per Knopfdruck, ohne persönliche Nachricht. Das hinterlässt bei mir in diesem sonst so vielversprechenden Forum einen unangenehmen Beigeschmack. Sex ist so ein sensibles Thema, ich möchte da einfach nicht per "Daumen runter" und "Daumen hoch" bewertet werden.
      Schwächen zu zeigen macht einen stark.