Old-School-BDSM, gibt es das überhaupt?

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      Old-School-BDSM, gibt es das überhaupt?

      Einen neuen interessanten Artikel zu diesem Thema findet ihr auf der Hauptseite. Hier darf gerne über das Thema an sich diskutiert werden.
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      So, nach dem Lesen des unsachlichen und völlig uninformierten Textes bin ich gerade auf 180 ...

      Entsprechend kann ich auch argumentieren, daß es Dominanz und submissivität gar nicht gibt, weil 'echte' Machtverhältnisse ja gar nicht mehr in dem Sinne esistieren, sondern nur "Kopfkonstrukte" sind. Und Menschen, die sich sub oder Dom nennen lieber mal aufwachen und in der Realität leben sollten. - Oder wenn sie es nicht können mal zum Psychater geschickt werden ...

      Derartige Ausgrenzungen finde ich gerade in einer BDSM Community schon einen Hammer ...
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist
      Danke für den Artikel, da es sich ja um ein Thema dreht, das immer mal wieder diskutiert wird. Ich bin ehrlich gesagt ganz überrascht, denn wenn ich die Kernaussage richtig verstehe wird die Differenzierung eher an einer strukturellen Form festgemacht. Weg von kleinen, abgegrenzten Zirkel (womöglich elitär?) hin zu einer "Massen"bewegung, wo es in der Natur der Sache liegt,dass sich vieles aufweicht...viele Köche und so.
      Ich hatte eigtl immer das Gefühl,dass es schon auch stark um eine Abgrenzung in der inhaltlichen Ausprägung des gelebten BDSM geht, war aber auch für mich immer sehr schwammig. Sehr interessant und diskutierenswert finde ich.
      "In den letzten 50 Jahren gab es viele gesellschaftliche Veränderungen und dies schlägt eben auch auf BDSM durch. Gesellschaftliche Standards haben sich verschoben, Frauen mehr Rechte erhalten, es gibt mehr Freizeit und persönliche Freiheiten, das Verständnis von Missbrauch und Diskriminierung hat sich zum Glück gewandelt (die Akzeptanz weiblicher Dominas war damals sicher nicht in allen Gruppen vorhanden und eine Vergewaltigung in der Ehe war nicht strafbar). Das BDSM der alten Schule versucht, den Zeitgeist von damals zu retten, verklärt oder übersieht dabei aber womöglich die Schattenseite, wobei ganz sicher nicht alles damals schlecht war und nicht jede moderne Entwicklung gesund zu sein scheint."

      Ab diesem Part hatte ich eigentlich keine Lust mehr weiterzulesen. Aber man möge mir doch bitte mal den Kontext von Frauen haben mehr Rechte, die Vergewaltigung in der Ehe ist Strafbar und Verständnis von Missbrauch und Diskriminierung zu Old-School BDSM herstellen. Der erschließt sich mir nicht. Nur weil man sich vielleicht auf alte Werte beruft, heißt es doch nicht das man sich auch auf den ganzen Mist der damaligen Gesellschaft beruft? In meiner Grundschulzeit war es unter vorgehaltener Hand noch absolut okay, wenn der Lehrer oder Nachbar einen bestrafte. Hatte man dann auch verdient. Ich persönlich fand diese Zeit gut, heißt aber nicht, dass ich auch das Schlagen gut fand. Mehr Respekt herrschte dennoch. Meine Nachbarn wären damals perfekte Stasi-Mitarbeiter gewesen. Im Tiefen Westen. In den 90igern. Fand ich damals scheiße, aber es wurde aufeinander aufgepasst.
      Manchmal kommt in mir das Gefühl auf man darf nur pro oder contra Oldschool sein. Ein Zwischending ist hier so gut wie nie da.


      "Im Vergleich ist es heute aber deutlich einfacher und damit leider auch schnelllebiger. Dieser Punkt trifft aber auch auf die Vertreter des BDSMs der alten Schule zu, Beziehungen halten nach unserer Betrachtung dort nicht länger als bei Vertretern des „modernen“ BDSMs."

      Dieser Punkt besagt eigentlich nichts. Hier wurden lediglich BDSM Beziehungen gegenüber gestellt. Würde man nun mal die Beziehungsdauer von Vanilla-Beziehungen sich anschauen oder gar Ehen, kommt man zum gleichen Ergebnis. Die Menschen verlieren sich zu schnell aus den Augen, vergessen über sich den Partner und leben nebeneinander her. Die Bereitschaft an einer Partnerschaft zu arbeiten verschwindet, da der Partner selbstverständlich wird. Also tauscht man lieber aus, wenn es kompliziert wird. Daher zwar eine nette Idee, aber hier hätte man doch einmal über den Beckenrand auf die Gesellschaft schauen sollen.


      "Wie angesprochen, waren gemeinsame BDSM-Standards gut für eine Gruppe, die Interaktion hatte weniger Reibungsprobleme und auch die Gemeinschaft war stärker ausgeprägt. "

      Gewisse Standards gibt es auch heute noch. Und das sage ich mal als Frischling. Das mag aber auch an meinem Rollenbilder liegen. Dazu gehört ein gewisses Verhalten meinerseits, wenn ich mit meinem Dom zusammen bin. Dh. Ich habe ihn nicht bloß zustellen. Habe höflich zu sein etc.. Da wären wir aber wieder bei dem Respekt-Thread ( Respekt in der BDSM-Szene )


      "Wer wirklich ein Old-School-BDSMler sein will, der dürfte sich gar nicht in der, zugegeben schnelllebigen, anonymen und oberflächlicheren virtuellen Welt rumtreiben, sondern müsste konsequenterweise seine Kontakte auf ein oder zwei kleine Gruppen beschränken und diese nach den alten Gepflogenheiten finden. Daran erkennt man leicht, dass Old-School-BDSM und New-School-BDSM reine Kopfkonstrukte sind, wer meint sich darauf berufen zu müssen, um sich abzugrenzen, soll es tun. Wer sich wirklich als Old-School-BDSMler, der das Internet und moderne Vernetzungen als Ursache für den Untergang der alten Szene verteufelt, durchgehen will, sollte sich konsequenterweise von BDSM Webseiten, größeren vernetzten Stammtischen und anderem Neumodischem BDSM Zeugs fernhalten. Dann hätte er wirklich das „Prädikat“ Old-School-BDSMler verdient ;)"

      Ist mir zu reißerisch / provokant geschrieben. Ich bezweifle sehr stark, dass Oldschool-er die neuen Medien verteufeln. Das Problem ist einfach, dass jeder Depp sich Sub oder Dom nennen kann. Der Typ, der nur mal schnell den harten F*** haben will, nennt sich so genauso wie der Typ, der sich mal fix durchgelesen hat wie das funktioniert. Ebenfalls nennt sich diejenige Sub, die es geil findet, wenn sich jmd mal nur um sie kümmert. Sollte es dann aber aus der Komfortzone gehen, wird stop gesagt und gemeckert. Oder es heißt "sowas macht man nicht". BDSM ist einfach dadurch, dass sich jeder so nennt (Dank den neuen Medien!) unglaublich weichgespült. Ich habe kein Problem zu erklären, warum ich wie handle, wenn mir aber weichgespülte Vorhaltungen entgegen kommen, bin sogar ich raus. Und vermutlich ist genau das der Punkt der stört.
      Für mich gibt es "Old School", das sind eben Werte die früher mal in einer Gesellschaft oder Gruppe einheitlich oder zumindest als einheitliches Ideal existiert haben. Lebt man diese Werte entgegen anderlautender Entwicklungen, dann ist man old school.

      Das Problem beim old school BDSM ist, es gab scheinbar nie Werte die durchgängig für die Szene galten, denn wie auch heute gab es in der Vergangenheit keine einheitliche BDSM Szene.

      Gerne wird angeführt, dass damals Hierarchien und der damit verbundene Respekt selbstverständlich war. Dies bedeutet, man hatte sich als Sub jedem Dom gegenüber besonders respektvoll zu verhalten. Heute sagen viele Subs, ich muss mich nur dem Dom gegenüber besonders respektvoll verhalten, der eben mein Dom ist.

      Werte wie Loyalität, unbedingter Gehorsam, Verschwiegenheit, Respekt, Leidensfähigkeit waren damals sehr wichtig für viele BDSM Gruppen. Die Gesellschaft, von der jeder BDSMler eben ein Teil ist, hat sich gewandelt und Werte haben sich verschoben. Diese Wertverschiebung ist aber keine die sich auf BDSM begrenzt, sie ist gesamtgesellschaftlich und es gibt keinen Exklusiv-BDSM-Stempel.

      Ich sehe mich in vielen Belangen auch als eher old-school an. Aber mal ehrlich, meinen wir das nicht alle irgendwie. Ich glaube nicht, dass es weniger Loyalität in unserer Gesellschaft gibt. Was früher als loyal empfunden wurde, war mitunter aus der Not heraus geboren und Loyalität und Zwang passen in meinen Augen nicht zusammen.

      Ich mag meinen persönlichen Wertekanon, der Elemente enthält die eben mehr "new" und auch solche die mehr "old" sind und ich vermute jeder hat einen solchen Mix, der eine eben mit etwas mehr new, der andere mit old... es sind Werte. Ich lege wert auf meine Werte, hinterfrage sie ab und an kritisch und alles was dabei bestehen bleibt, das behalte ich und wenn ich es kann versuche ich diese Werte auch weiterzugeben.

      Im Kontext Heute/Früher bedeutet dies, dass es zwischenmenschliche Grundlagen gibt auf die früher gesellschaftlich mehr Wert gelegt wurde und die somit auch ihren Niederschlag im Kontext BDSM fanden/finden.

      Redet man mit älteren Menschen, so scheint die Gesellschaft zum Beispiel weniger verbindlich geworden zu sein und Werte die früher selbstverständlich waren sind es heute nicht oder werden inzwischen anders definiert. Bdsmler waren und sind in ihrem jeweiligen gesellschaftlichem Umfeld verortet, entsprechend unterschiedlich sind auch die Werte.

      Kurz gesagt es gibt kein Old-School-BDSM, weil es auch damals keinen Gruppenkonsens gab, was für Werte für alle BDSMler gelten sollen. Es gibt aber Old-School in Bezug auf den gesellschaftlichen Kontext einer Epoche. Daher ist Old-School eigentlich vollkommen falsch, denn es gibt mehr als eine Epoche und korrekt wäre "ich bin 1920 old-school" oder "ich bin 1960 old-school" denn Werte wandeln sich ständig nicht erst seit der Erfindung des Internets :)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Um mal eine andere Sicht reinzubringen: sfldg.org/blogfile/laura-antoniou-on-leather-traditions-and-houses-and-other-things-people-try-to-sell-you-on
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Meiner Meinung nach hatte jede Zeit seine Vor- und Nachteile.

      Früher war weder als besser, noch alles schlechter, Heute ebenso. Dieses schwarz-weiß denken stört mich enorm. Beide Seiten/Szenen miteinander verknüpfen und für sich den am besten passenden Ansatz rauszusuchen ist völlig legitim in meinen Augen. Warum sollte jemand nicht auch als Old-School Anhänger auf einen virtuell ins Leben gerufenen Stammtisch gehen? Nur weil der nicht durch Getuschel hinter vorgehaltener Hand und scheinbar elitärer Gruppen ins Leben gerufen wurde? Ganz ehrlich, dass ist doch so ein kleinkariertes Denken, auch wenn ich den Gedanken dahinter annähernd nachvollziehen kann.

      Irgendwann wird auch das New-School-BDSM sowas von Old-School sein. Und dann? Sind wir bzw. waren wir dann keine richtigen BDSMler?

      Und das es früher nur einem kleinen Kreis vorbehalten war wage ich einfach mal zu bezweifeln. Warum sonst hätte eine Bettie Page in den 50ern des letzten Jahrhunderts solch einen Erfolg gehabt? Oder warum gab es die Nachfrage nach den Bildern? Für alle die sie nicht kennen. Bettie Page war DAS Bondage- und Aktmodell dieser Zeit ;)

      Im Ganzen finde ich den Artikel gut, nur leider sprengstoffgeladen und ziemlich provokant geschrieben.
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren

      Abigail schrieb:

      Irgendwann wird auch das New-School-BDSM sowas von Old-School sein.
      Ich denke, wenn man die Zeit seit 1950 wirklich in größere BDSM Epochen einteilen will, dann wäre eben

      Epoche 1: Kleingruppen ohne Vernetzung
      Epoche 2: Vernetzung der Szene (offene Stammis/Munchs), Workshops, BDSM Clubs
      Epoche 3: Aufkommen des Internets mit den ersten virtuellen BDSM Austauschplattformen
      Epoche 4: Shades of Grey, mit seinen Auswirkungen auf die Szene und die Sicht der Medien/Bevölkerung auf das Thema

      Somit wären jene die vor SoG schon BDSMler waren, nun auch schon old-school. Ergo ich auch :)

      Betrachte man es unideologisch ist und war BDSM schon immer das was die Beteiligten untereinander festgelegt haben. Sofern gesunde, reflektierte und verantwortungsvolle Menschen miteinander agieren existiert BDSM in einer gewissen "Range" und das wird es sicher auch immer so bleiben. Manchmal kommt aber schnell das Gefühl auf „Old“ und „New“ sprechen von den gleichen Dingen, nutzen dabei aber ein sehr unterschiedliches Vokabular.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom ()

      Gentledom schrieb:

      Manchmal kommt aber schnell das Gefühl auf „Old“ und „New“ sprechen von den gleichen Dingen, nutzen dabei aber ein sehr unterschiedliches Vokabular.
      Ich denke auch, dass oft dasselbe gemeint ist nur anders formuliert und beide Gruppierungen gar nicht sooo weit voneinander entfernt sind wie sie denken. Manchmal wäre ein Wörterbuch oder Dolmetscher zwischen den Parteien sinnvoll denk ich ^^

      Gentledom schrieb:

      Somit wären jene die vor SoG schon BDSMler waren, nun auch schon old-school. Ergo ich auch :)
      Du auch? :golly: Alter Sack :P Sorry, der musste sein :ketten: :D Demnach müsste ich ja Methusalemina oder old-old-school sein ^^
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      ich hatte bisher eher das Gefühl ( ohne das es mit Wissen untermauert wäre), dass es nicht zwei Strömungen gibt (Old vs New) sondern Old School eine von vielen Strömungen ist, die aber halt auch spezielle Ansprüche an ihr Form des BDSM haben so wie sich auch DD/Littles zB abgrenzen von wiederum anderen Strömungen. Jetzt würde ich es eher so verstehen ,dass auch DD/Littles Old School sein koennen????
      Ich fände es wirklich sehr bereichernd,wenn sich hier Vertreter des Old School zu Wort melden würden um ihre Sicht zu vertreten :blumen:

      Snowflake schrieb:

      Im Vergleich ist es heute aber deutlich einfacher und damit leider auch schnelllebiger. Dieser Punkt trifft aber auch auf die Vertreter des BDSMs der alten Schule zu, Beziehungen halten nach unserer Betrachtung dort nicht länger als bei Vertretern des „modernen“ BDSMs."
      Zitiere einfach mal aus @Snowflakes Beitrag und spare mir das Suchen ;)

      Die Verfechter dieses Ausdrucks, old-school, sind ja nicht zwangsläufig älter als andere und da liegt Knackpunkt für mich. Mittlerweile ist ja scheinbar alles ziemlich kurzlebig und austauschbar. Und, wie auch im Hinblick auf die Vernetzung untereinander, dürften sich auch old-schooler in der Hinsicht angepasst (blödes Wort dafür, mir fällt nur nichts besseres ein) haben. Grundlegende Werte wie Treue und Loyalität scheinen Mangelware geworden zu sein und viele streben nach höher, schneller, weiter. So jedenfalls erscheint es mir ;)
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren

      Viva schrieb:

      Jetzt würde ich es eher so verstehen ,dass auch DD/Littles Old School sein koennen????
      Für mich sind das alles Label, die sich jeder selbst aufdrückt und, wiederum nur für mich, können auch DD/Littles old-school sein. Wenn sie sich selbst als solche empfinden, warum nicht :pardon: Solange sie damit glücklich sind sollen sie sich nennen wie sie wollen - finde ich ^^
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren

      Gentledom schrieb:

      Betrachte man es unideologisch ist und war BDSM schon immer das was die Beteiligten untereinander festgelegt haben. Sofern gesunde, reflektierte und verantwortungsvolle Menschen miteinander agieren existiert BDSM in einer gewissen "Range" und das wird es sicher auch immer so bleiben. Manchmal kommt aber schnell das Gefühl auf „Old“ und „New“ sprechen von den gleichen Dingen, nutzen dabei aber ein sehr unterschiedliches Vokabular.

      Sehe ich auch so und würde gern Folgendes ergänzen:
      Eine Gruppe benötigt Verhaltensregeln respektive bringen unterschiedliche Verhaltensregeln unterschiedliche Gruppen hervor. Also auch hier die Kernfrage nach dem Huhn und dem Ei.
      Trotz Bewusstsein kann sich der Mensch die Gruppenzugehörigkeit nicht immer aussuchen und unterliegt zwangsläufig auch dem Gruppenzwang. Regeln werden zu Werten an denen bemessen wird. Somit entstehen zahlreiche unterschiedliche Maßstäbe über die sich vortrefflich streiten lässt. Werte an sich können sich nicht ändern, sich aber auf der Scala verschieben oder gänzlich entfallen.
      @Abigail definitiv! Da stimme ich Dir zu 100% zu.

      Aber ich fände es nur mal interessant zu verstehen, was denn nun von genau den Old Schoolern darunter verstanden wird,damit ich die Denkweise nachvollziehen kann. Aus reiner Neugierbefriedigung und zum Verständnis auch.

      Snowflake schrieb:

      In meiner Grundschulzeit war es unter vorgehaltener Hand noch absolut okay, wenn der Lehrer oder Nachbar einen bestrafte. Hatte man dann auch verdient. Ich persönlich fand diese Zeit gut, heißt aber nicht, dass ich auch das Schlagen gut fand. Mehr Respekt herrschte dennoch.
      Hat man das verdient? Ich weiß nicht ob man das so einheitlich sagen kann, wo immer Macht herrscht, wird auch Macht missbraucht. Ich persönlich würde das ganze in dem Kontext eher als Angst, denn als Respekt bezeichnen. Respekt habe ich vor Personen deren Sanktionen ich nicht fürchten muss um mich ihrer Wünsche und Bedürfnisse anzunehmen.

      Snowflake schrieb:

      Das Problem ist einfach, dass jeder Depp sich Sub oder Dom nennen kann. Der Typ, der nur mal schnell den harten F*** haben will, nennt sich so genauso wie der Typ, der sich mal fix durchgelesen hat wie das funktioniert. Ebenfalls nennt sich diejenige Sub, die es geil findet, wenn sich jmd mal nur um sie kümmert. Sollte es dann aber aus der Komfortzone gehen, wird stop gesagt und gemeckert. Oder es heißt "sowas macht man nicht". BDSM ist einfach dadurch, dass sich jeder so nennt (Dank den neuen Medien!) unglaublich weichgespült.
      Stimmt, es ist durch die Medien einfacher geworden, unter dem Deckmantel der Anonymität Unsinn zu machen. Allerdings bin ich der Meinung dass es auch in den 20er Jahren jede Menge Doms ohne echte Führungsqualitäten gab und auf der anderen Seite auch Subs, die lediglich auf den eigenen Nutzen bedacht waren. Die hatten es damals vielleicht schwerer, aber jedem Topf bekanntlich sein Deckelchen. Dass BDSM mittlerweile einigermaßen in der Gesellschaft angekommen ist, verursacht Trittbrettfahrer die sich der Möglichkeiten Bedienen die eben vorhanden sind um ihre zwecke zu erfüllen, vielleicht waren die damals eher außerhalb der "offiziellen" Szene zu finden und bedienten sich nur der Argumentation, wenn jemand stutzig wurde - aber anzunehmen die gab es damals nicht, klingt für mich ein bisschen Blauäugig.

      Gruppenbildung gibt es damals wie heute. Bei genauerer Betrachtung könnte man dieses Forum zu genau einer dieser Blasen zählen, die Früher eben im Analogen Bereich stattgefunden haben. Die Gruppe hier verbindet der Grundsatz eines ehrlich Respektvollen Umgangs miteinander und Toleranz für viele Spielarten. Immer wieder gibt es hier Beiträge von Erlebnissen Jenseits der Forumsblase (Partnersuche in der SZ oder JC) in denen die etwas andere Wahrnehmung der BDSMler da draußen beschrieben wird. Anders als damals, ermöglicht das Internet es, sich in mehreren Blasen gleichzeitig aufzuhalten, was bestimmt zu etwas mehr Weitsicht führt, andererseits aber auch Unsicherheiten schafft. Sich einer Einzigen Ideologie zugehörig zu fühlen macht vieles einfacher, sich diese aufgrund mangelnder Alternativen gar nicht aussuchen zu müssen noch mehr.
      Die Zeiten ändern sich, ob man will oder nicht, man kann alte Werte hochhalten oder fallen lassen. Am Sinnvollsten ist es allerdings, die Werte beizubehalten die man für gut hält und der Zeit anzugleichen in der man sich befindet. Ein Beispiel: Ich lege Wert auf gegenseitigen Respekt, trotzdem duze ich Menschen in meinem Alter ab der ersten Begegnung. Einfach weil es heutzutage gängig ist und ich die Regeln der heutigen Umgangsformen Respektiere. Stehe ich älteren Menschen gegenüber, die eine förmlichere Anrede für angebracht halten respektiere ich auch das, und reagiere dementsprechend. Im Großen und Ganzen glaube ich nicht, dass sich an der Grundhaltung der Menschen einander gegenüber viel geändert hat, nur die Umgangsformen sind lockerer geworden und für manchen "oldschooler" mag das schwierig sein sich daran zu gewöhnen, dass die fixen Gesellschaftsregeln nicht mehr aktuell sind, aber auch das sollte Respektiert werden. Wenn jemand z.B. Wert auf eine gepflegte Anrede legt tut es mir ja nicht weh, ihm die zu gewähren. Er wiederum sollte aber eben auch damit klarkommen, wenn andere Gruppen unter sich eben anders agieren.
      Zu verwirrend? Vermutlich. Aber was solls.
      Wer mit mir friedlich diskutieren will, kann sich ab sofort die Gebrauchsanweisung in meinem Profil durchlesen.

      TommieTiger schrieb:

      Snowflake schrieb:

      In meiner Grundschulzeit war es unter vorgehaltener Hand noch absolut okay, wenn der Lehrer oder Nachbar einen bestrafte. Hatte man dann auch verdient. Ich persönlich fand diese Zeit gut, heißt aber nicht, dass ich auch das Schlagen gut fand. Mehr Respekt herrschte dennoch.
      Hat man das verdient? Ich weiß nicht ob man das so einheitlich sagen kann, wo immer Macht herrscht, wird auch Macht missbraucht. Ich persönlich würde das ganze in dem Kontext eher als Angst, denn als Respekt bezeichnen. Respekt habe ich vor Personen deren Sanktionen ich nicht fürchten muss um mich ihrer Wünsche und Bedürfnisse anzunehmen.
      Quatsch, Angst hatte damals keiner. Höchstens wenn man wusste, dass man Mist gebaut hatte und die Eltern keinen Beifall klatschen würden. Aber Angst vor den Lehrern oder den Nachbarn bzw. den Menschen in der Siedlung hatte niemand. Vermutlich stellst du dir gerade vor, dass sinnlos sanktioniert wurde. Doch dem war nicht so. Und tatsächlich haben wir Kinder auch mit unseren Eltern geredet bzw sie haben davon erfahren. Und wenn sie das als nicht gerechtfertigt sahen, dann gabs für die andere Person einen Rüffel. Genauso wie wir nochmal einen bekamen, wenn wir Bockmist gebaut haben. Und das kann man zum Teil auch aufs BDSM übertragen.
      Nur weil Handeln sanktioniert wird, muss keine Angst herrschen.

      Missbrauch von Macht gibt es immer. Aber das sind Menschen, die einfach ein Alibi brauchen.

      Manche Arten von Respekt mögen wie Angst wirken, aber sei dir gewiss: meine Grundschulzeit war super.

      Ich sehe in der Erziehung eines Kindes sowie einer Sub Sanktionen lediglich als Korrekturmöglichkeit. Man lernt, dass das Verhalten falsch war und kann sich bessern.

      Viva schrieb:

      was denn nun von genau den Old Schoolern darunter verstanden wird,damit ich die Denkweise nachvollziehen kann.
      Da es scheinbar als eine Art Wertekanon verstanden wird, müsste man für ein einheitliches Bild konkrete Wertfragen an verschiedene Personen richten, die sich als Old-School bezeichnen.

      Zum Beispiel:

      - Muss Sub jedem Dom gegenüber mehr Respekt zeigen, als er/sie es bei anderen Mitmenschen machen würde
      - Wie ist das Mitspracherecht von Sub geregelt
      - Können Subs getauscht werden (Verleih durch den Dom) und wenn ja, haben sie ein Mitsprachrecht
      - Steht Subs eine Abbruchoption zu, wenn ja welche
      - Welche Grundeigenschaften erwartet man von Sub und inwieweit gehen sie über das hinaus, was man allgemein auch ohne BDSM von einem Partner erwarten würde
      - Welche Grundeigenschaften erwartet man von Dom und inwieweit gehen sie über das hinaus, was man allgemein auch ohne BDSM von einem Partner erwarten würde
      - Was bedeutet Verbindlichkeit und wie wird diese umgesetzt
      - Wird viel wert auf längere Partnerschaften gelegt und wenn ja dann wie viele Partner gab es in den letzten 5 Jahren
      - Gibt es auch hedonistische Strömungen in diesem Bereich
      - Welche Rolle spielt Sex in einer BDSM Beziehung
      - Was sind typische Rechte und Pflichten von Dom und Sub
      - usw...

      Man müsste also alle Bereiche beleuchten (was sicher einige mehr wären als jene paar die hier nun aufgeführt sind) und schauen wo in der Gruppe (sollten schon 10 Leute mitmachen, zur Not auch anonym) Übereinstimmungen sind, dass man von einem wirklichen Wertekanon sprechen kann. Ich vermute sehr stark, die Antworten wären nicht immer einheitlich und würden sich in Bezug auf viele Dinge gar nicht so sehr von anderen Beziehungsmodellen unterscheiden die von BDSMlern gelebt werden. Das ist natürlich eine reine Vermutung.

      Edit: Das wäre eben die andere Herangehensweise. Ich habe mich bei dem Artikel dazu entschieden BDSMler zu befragen, die seit über 40 Jahren in der Szene unterwegs sind um eben zu sehen, gab es überhaupt mal eine seit jener Zeit existierende einheitliche BDSM Szene auf die man sich beziehen kann. Die andere Herangehensweise setzt beim Heute an. Hätte man da ein einheitliches Ergebnis, dann könnte man schauen, ob es dazu ein entsprechendes Pendant in der Szenevergangenheit gibt und ob diese irgendwann einmal eine so starke Stellung gegenüber anderen Strömungen hatte, dass man dieser damaligen Teilszene einen Vertretungsanspruch für die gesamte Szene zugestehen könnte.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom ()

      Ich hatte den Artikel auch schon gelesen und man möge mir verzeihen aber ich habe mich ernsthaft persönlich angegriffen gefühlt und ganz ehrlich, daran hat sich jetzt bei nochmaligem lesen nichts geändert.

      Ich werde zwar nicht namentlich erwähnt aber die Meisten wissen das ich eben eine von denen bin die die Werte der "alten Schule" hoch hält und ja, darum fühle ich mich angesprochen.

      Ich bin wirklich wütend über das was da geschrieben wurde und ich würde am liebsten sofort darauf antworten, quasi noch mal eine Art Gegendarstellung ABER ich kenne mich genau und ich weiß wenn ich JETZT was dazu schreibe dann werde ich Dinge sagen die ich eigentlich sonst nicht SO sagen würde denn dieser Schrott der da verfasst wurde macht mich ernstlich aggressiv.

      Ich WERDE definitiv etwas dazu schreiben aber zuerst muss ich mich irgendwie abregen gehen und hoffen das ich dann beim Schreiben nicht wieder hoch koche (wird mir eh nicht gelingen das weiß ich jetzt schon aber zumindest habe ich mich dann wieder unter Kontrolle.)


      X(
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


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      (Erkenne dich selbst)

      Ich habe den Artikel jetzt zweimal gelesen und kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass hier auf dieser Basis eine Diskussion mit den Menschen, die sich selbst als Old School bezeichnen entstehen kann, eher eine Diskussion über sie und ihre Ansichten. Ich wünsche mir sehr, dass ich mich irre.
      Ich finde den Artikel sehr absolut und provokant geschrieben und aufbauend auf einer statistisch fragwürdigen Stichprobe (zwei Personen) generalisierend. Es mag sein, dass alle erwähnten formalen Umstände korrekt sind, ich kann (und will daher) das nicht beurteilen. Aber mir baut er zu sehr auf der "Mechanik" der Gruppenbildung, Kontaktsuche etc. auf.

      Ich habe im Prinzip ein ähnliches Problem wie der Autor (w/m) des Artikels: Ich gehöre nicht "dazu", ich gehöre keiner Gruppe an und meine Erfahrungen beziehen sich auf mein individuelles BDSM. Noch dazu ist meine Stichprobe ebenfalls klein: Ich kann mich nur auf das berufen, was ich aus zweiter oder dritter Hand mitbekomme, aus Gesprächen oder Forenbeiträgen. Trotzdem habe ich eine Meinung ;)
      Ich stimme dem Punkt zu, dass BDSM wohl schon immer recht individuell war - entweder so stark personalisiert wie heute oder gruppenspezifisch, wie in dem Artikel beschrieben. Allerdings sehe ich darin kein Problem, dass irgendeiner "Strömung" angelastet werden sollte. Ja, heute kann man leichter viel Information erhalten und sich seine Rosinen herauspicken. Aber wenn ich mir vorstelle, weniger auf Masseninformation zu setzen und vielleicht mehr mit Mentoren und Lehrmeistern (im positivsten Sinne) und auf einer persönlichen statt anonymen Ebene zu arbeiten, dann hat das durchaus seinen Reiz. Natürlich prägt sich eine Gruppe dadurch. Das ist aber nicht per se schlecht.

      Warum sollte man, wenn man "veraltete" Werte vertritt oder einfach nur einen altmodischen Geschmack hat, was Umgangsformen angeht, auf andere Dinge verzichten? Nur weil ich Pferde mag darf ich doch trotzdem Auto fahren. Nur weil ich die Umgangsformen des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts durchaus schätze, muss ich doch nicht auf moderne Antibiotika verzichten? Solche Vorhaltungen sind Provokation und sorgen dafür, dass keine Diskussion entstehen kann.

      Die berühmten "Werte" wurden außen vor gelassen. Das verwundert nicht, sind sie doch sehr persönlich und nicht so einfach zu erfassen, auch ich könnte nur über meine eigenen Werte reden. Was mir aber auffällt ist folgendes: Ganz oft, wenn ich Beiträge von "Old School-Vertretern" lese, spricht aus ihnen eine ungeheure Wertschätzung. Wertschätzung für das Gegenüber und vor allem auch für den/die Menschen, mit denen man seine Vorlieben auslebt. Ja, da werden Formen gelebt, die vielleicht nicht zum heute im Internet etablierten Mainstream gehören. Aber das müssen sie auch nicht. Die so oft gehörte Forderung nach Toleranz der individuellen Lebensart gilt für alle.

      Apropos Toleranz: Auch hier fällt mir oft auf, dass auf Seiten der "Old Schooler" die Toleranz für andere Arten, BDSM auszuleben, sehr groß ist. Ich höre weitaus öfter ein "Meins ist es nicht, aber wenn Du magst, dann viel Spaß dabei" als ein "IIIIIhhh, wie kannst Du nur, das geht ja gar nicht!!!". Vielleicht ist auch das eine Folge des kritisierten Zwangs-Zusammenschlusses von nicht passenden Charakteren in "Untergrundgruppen". Sollte das so sein, dass sich dadurch eine Toleranzkultur entwickelt hat, wäre das für mich ein guter Grund zur Nostalgie ;)

      Wie gesagt, meine Stichprobe ist kein. Natürlich ist es möglich, dass ich wie auf einer kleinen Insel der Glückseeligen lebe und halt nur "die Guten" mitbekomme. Das, was ich bislang allerdings mitbekommen habe, löst Respekt für die Menschen dahinter aus und Neugierde auf ein deutliches Mehr an Informationen, an Austausch, an Gesprächen. Auch und vor allem über Werte.







      (Edit wegen Blondheit und akutem "weit, weit neben-unter den Smilie-Button gedrückt habens" :dash: )

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MatKon ()