Aufarbeitung der Vergangenheit durch ein Rollenspiel?!?! Achtung! Etwas länger und ausführlicher!

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      Aufarbeitung der Vergangenheit durch ein Rollenspiel?!?! Achtung! Etwas länger und ausführlicher!

      Ich habe mich etwas gescheut, dieses Thema zu anzusprechen, aber als ich hier gerade ein Thema gelesen habe, dass sich ebenfalls auf Gewalterfahrungen in der Vergangenheit bezieht, (Nach Gewalterfahrungen, wie soll angefangen werden) möchte ich diesen Schritt nun doch wagen, vielleicht kann es ja doch für mich und eventuell auch für andere hilfreich sein.

      Ich hoffe, dass ich hier in der richtigen Rubrik bin, ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, wo dieses Thema hineinpasst, oder ob es überhaupt hierher passt…

      Aber ich möchte es einfach mal wagen…


      Ich befinde mich seit einiger Zeit mit meinem Partner und einem weiteren Pärchen in einem BDSM-Rollenspiel, in dem ich und meine Freundin zwei Internatschülerinnen spielen, von denen ich die aufmüpfige und sie die artige ist. Ihre Partnerin und mein Partner spielen eine Lehrerin/Hausdame und den Direktor des Internats.

      Was für uns anfänglich als vergnügliches Rollenspiel gedacht war, wurde im Laufe des Spiels fürmich immer mehr zu einer Reise in die Vergangenheit, die ich bereits seit langer Zeit zu vergessen versuche. Ich habe früher als Kind seit dem Kindergarten bis zum Ende der Realschule oft täglich Gewalt erlebt, körperlich sowie verbal, sowohl von Mitschülern als auch von sog. Pädagogen/Lehrer/innen. Ich hatte es schon lange vergessen bzw. verdrängt, aber durch dieses Spiel kam die ganze schmerzhafte Erinnerung wieder hoch.


      Ich hatte für mich gehofft, in diesem Spiel wirklich einmal so sein zu können, wie ich wirklich bin, das habe ich auch, ich brauchte mich nicht zu verstellen, und mir wurde im Laufe des Spiels immer klarer, dass ich die „Rolle“, die ich da spielte, eigentlich „Ich“ in meiner Kindheit und Jugend war, bzw. teilweise heute noch bin.

      Ich hatte mir aber auch erhofft, in dem Spiel das zu erfahren, was ich nie erlebt hatte, „GERECHTIGKEIT“. Sprich, wirklich bestraft zu werden, für etwas was auch wirklich falsch von mir, und nicht einfach grundlos und willkürlich verbal oder körperlich angegriffen zu werden. Ich habe mir „Erziehung“, streng aber gerecht gewünscht, zwar auch durch körperliche Züchtigung, aber nicht willkürlich, sondern, dass mir bewusst ist, dass ich etwas falsch gemacht habe, und dafür halt die Konsequenz tragen muss, und auch nicht brutal (sprich verprügelt, getreten usw.) werden, sondern eben bestraft im Sinne von körperliche Züchtigung, auf die ich mich vorbereiten und einstellen kann, streng, hart aber gerecht.


      Leider ist das wohl irgendwie in dem Spiel aus dem Ruder gelaufen.

      Mein Partner hatte ebenfalls gewisse Vorstellungen, ich habe im Laufe des Spiels festgestellt, dass wir beide wohl mit gewissen Vorstellungen und Wünschen in dieses Spiel eingestiegen sind, und durch dieses Spiel wohl beide unseren geheimen verborgenen Wünsche oder Erinnerungen verarbeiten wollten. Da aber niemand von den anderen Bedürfnissen wusste, wir da auch nicht drüber geredet haben, sondern es haben auf uns zukommen lassen, ist die Lage wohl etwas verzwickt und es hat sich dann doch mehr Stress und Wut angestaut als Lust. Weil bei keinem von uns die wirklichen Erwartungen, die jeder an diesem Spiel hatte, erfüllt worden sind, weil der andere nicht davon wusste.

      Wir hatten wohl gedacht, das würde sich im Laufe des Spiels ergeben und jeder hat dem anderen gewisse Hinweise gegeben, die aber wohl irgendwie meist missverstanden wurden.


      Ehrlich gesagt, traue ich mich auch nicht, meinem Partner und dem Pärchen von meiner Vergangenheit zu erzählen. Ich habe Angst, dass sie dann eine Hemmschwelle haben, mich weiterhin zu dominieren und zu strafen… oder überhaupt das Spiel fortzuführen oder eventuell nicht damit umgehen können.

      Es ist leider alles etwas kompliziert und verzwickt. Ich weiß auch nicht recht, was ich machen soll, mein Wunsch wäre, dass dieses Spiel für uns alle Beteiligten einen guten Ausgang hat und wir die negativen Erfahrungen, die wir gemacht haben, dadurch verarbeiten können und sagen können, es war zwar hart und auch schlimm für uns alle, aber wir haben eine gute Lösung und ein gutes Ende gefunden…

      Ich bin gerade etwas neben der Spur, weil ich noch nicht weiß, wie es weitergehen soll und wie ich damit umgehen kann...

      Liebe Grüße an Euch allen

      Eure Penny!
      Auch wenn du dich nicht traust, über deine Gefühle und Vergangenheit zu reden wird die einzige Möglichkeit sein, euer Spiel gefahrlos fortsetzen zu können.
      Die andere Alternative, in der du wenig Schaden nehmen wirst, ist, alles abzubrechen. Ohne Erklärung wird das allerdings auch nicht einfach.

      So weiter zu machen ist meiner Meinung nach keine Option - du tust dir selbst damit weh, und den Anderen gegenüber ist es alles Andere als fair. :/

      Ihr solltet euch einfach mal zum Kaffee treffen, in einem geschützen Raum, in dem ihr euch alle wohlfühlt. Ein öffentliches Cafe wäre da sicher die falsche Adresse, genauso wie die Räumlichkeiten, in denen ihr sonst spielt.
      Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern erst mal die Anderen erzählen lassen, was in ihren Augen im Spiel nicht ganz so rund läuft. Vielleicht erlebst du eine Überraschung und es geht mindestens einem der Beteiligten ebenso wie dir.


      Penny schrieb:

      Ich habe Angst, dass sie dann eine Hemmschwelle haben, mich weiterhin zu dominieren und zu strafen…
      Ich glaube, wenn ihr euch vertraut und offen zueinander seid, dann wird diese Hemmschwelle sehr klein bis gar nicht da sein.
      Es ist für die meisten Menschen immerhin schon die Übertretung einer Hemmschwelle, einen Anderen (oder noch schlimmer, jemanden, den man mag) zu schlagen, zu strafen zu züchtigen. ;)


      Penny schrieb:

      oder überhaupt das Spiel fortzuführen oder eventuell nicht damit umgehen können.
      Diese Gefahr ist natürlich da, und sollte es so sein, liegt es an dir, ihnen Verständnis entgegen zu bringen. Solltest du deine Vergangenheit trotzdem aufarbeiten wollen /müssen, kannst du dich immer noch in professionelle Hände begeben.
      Allerdings denke ich auch hier, dass ein ernsthaftes, ruhiges, ehrliches Gespräch vieles klären kann. :yes:

      Nimm deinen Mut zusammen, sei ehrlich und verständnisvoll, dann wird es sich irgendwie klären- zum Wohle aller Beteiligten.
      Ich wünsche dir und deinen Gefährten alles Gute! :blumen:
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Hallo @Penny,

      das ist ja richtig blöd und aus dem Ruder gelaufen – tut mir wirklich leid, sowas zu lesen!
      Nur eine spontane Idee: Wenn du dich gehemmt fühlst, dich gleich allen dreien zu öffnen, könntest du vielleicht erstmal nur mit deinem Dom/Partner darüber sprechen. Nur ihr zwei, wenn ihr genügend Ruhe und Zeit füreinander habt, um ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Ich denke, es wäre einfacher, dich erstmal nur ihm zu öffnen, denn vermutlich hast du zu ihm die intensivste Verbindung und somit das meiste Vertrauen.

      Vielleicht kann dein Dom dann versuchen, das Spiel langsam in eine etwas andere Richtung zu lenken -und überhaupt wäre es sicher auch gut, wenn du seine Vorstellungen genauer kennen würdest, oder?

      Was hast du zu verlieren? Glaubst du, er würde sich von dir abwenden, wenn er über deine Vergangenheit Bescheid wüsste? Warum sollte er das tun? Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend sind bei weitem nicht so selten, wie man glaubt... Leider!

      Wenn ihr euch vertraut seid, versuch bitte über deinen Schatten zu springen und darüber zu reden, liebe Penny! Dein Dom kann dich auffangen, im Spiel zur Not einlenken -und dich bestenfalls sogar dazu ermutigen, auch mit dem anderen Pärchen über die Situation zu sprechen und gemeinsam nach einem Weg zu suchen, wie ihr das Spiel für alle Beteiligten gut ausgehen lassen könnt.

      Viel Kraft und alles Gute dir!
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Ein Rollenspiel bei dem man nebenbei merkt, dass man damit etwas aus der Vergangenheit verarbeiten kann, mag hilfreich sein. Aber in ein Rollenspiel einzusteigen UM etwas zu verarbeiten, geht meist in die Hose. Erstrecht wenn es nicht von psychologisch geschulter Seite begleitet wird und mit nahezu 100%iger Sicherheit, wenn dies dann mit 'psychologisch ungeschulten' Personen als 'Helfer' das Ganze stattfindet ohne VOHER komplett alles offen gelegt zu haben um was es einem dabei geht.

      Ich kann nur für mich sprechen, aber im Nachhinein zu erfahren, dass man als Problemlöser/Traumatherapeut 'benutzt' wurde, würde bei mir alles andere als gut ankommen.

      Ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass das recht hart kingt, aber mit solchen Dingen sollte man echt vorsichtig sein.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Artepus ()

      Da habt ihr ganz sicher recht. Es ist den anderen - unwissenden - Beteiligten gegenüber nicht fair und kann zudem auch noch gefährlich werden.
      Das sehe ich ganz genauso! Aber was würdet ihr an Pennys Stelle jetzt tun?
      Dass das so nicht 'richtig' ist, ist ihr wohl bewusst und ich gehe davon aus, dass sie für die Zukunft auch daraus gelernt hat.
      Ich denke, wir sollten ihr nun helfen, einen Weg aus dieser Situation zu finden und sie mit Ratschlägen unterstützen, aber nicht ihr schlechtes Gewissen verstärken... :/
      Auch wenn das vermutlich gar nicht so gemeint ist und selbstverständlich jeder seine Meinung dazu kundtun darf, glaube ich nicht, dass Penny das im Moment gut tun, geschweige denn helfen wird. :(

      Ich hoffe, das kommt jetzt nicht total falsch rüber. :/

      (Sorry, da kommt wieder mein 'Helfersyndrom und Beschützerinstinkt' durch... ^^ Ist halt so, wenn ich sehe, dass jemand verzweifelt ist und leidet...)
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      BDSM ist keine Therapie.
      Ein Spielpartner ist kein Therapeut.
      Eine Session ist keine Therapiestunde.

      Der einzige Ausweg hieraus ist meiner Meinung nach: Reden!
      Wenn Reden nicht geht - dann druck doch einfach deinen Beitrag aus und leg ihn den Beteiligten vor. Da hast du die Hintergründe, deine Erwartungshaltung und deine Empfindungen dazu ja bereits dargelegt - da musst du das Rad ja nicht neu erfinden.

      Und ja, ich verstehe deine Angst, dass das "Spiel" danach enden könnte... Aber ganz ehrlich - wenn du nichts tust, dann endet das Spiel auf jeden Fall. Denn so, wie sich das für mich liest, ist das nichts was du im Eigeninteresse weiter verfolgen solltest/kannst, ohne die Karten auf den Tisch gelegt zu haben.

      Ich gebe es zu: Ich bin jemand ohne eigene Gewalt-/Traumaerfahrung. Und auch, wenn es als "ausschließend" empfunden werden könnte sage ich ganz offen, dass ich nur mit Menschen spiele, die ebenfalls psychisch stabil und ohne derartige Erfahrungen sind. Alles andere ist mir zu heiß und mehr Verwantwortung als ich leisten kann und will.
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
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      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'
      @Artepus spricht da einen wichtigen Punkt an: denk bitte daran, dass du in jedem Rollenspiel auch immer eine Verantwortung für deine Mitspieler_innen trägst. Gerade auch aus der devoten Position heraus, ist es wichtig, dass man dir Vertrauen kann. Dazu gehört, dass du abbricht wenn etwas aus deiner Sicht schief läuft, aber auch, dass du deine Beweggründe offen legst.

      Ich würde mich mit Sicherheit hintergangen fühlen, wenn ich erfahren würde, dass ich wissentlich als Therapeut benutzt wurde. Natürlich kann man sich mal verschätzen, oder sich eines Problems nicht bewusst sein. Aber dann muss man es ansprechen, sobald man es merkt. Alles andere würde einen erheblichen Vertrauensverlust bedeuten.
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "
      Ich setze mich gerade selber mit dem Thema BDSM und Gewalterfahrungen auseinander und denke deshalb, dass du sehr vorsichtig sein solltest, was du ja bereits auch selber bemerkt hast.

      Mir hat es schwer zu denken gegeben, was du da schreibst:

      "Mein Partner hatte ebenfalls gewisse Vorstellungen, ich habe im Laufe des Spiels festgestellt, dass wir beide wohl mit gewissen Vorstellungen und Wünschen in dieses Spiel eingestiegen sind, und durch dieses Spiel wohl beide unseren geheimen verborgenen Wünsche oder Erinnerungen verarbeiten wollten."

      Ihr wolltet beide etwas verarbeiten? Ohne dem Partner davon etwas zu erzählen? Verarbeitungsprozesse können massiv ablenken und die Konzentration auf einen Partner wirklich stören, ihr achtet dadurch beide unter Umständen mehr auf euch selber nach innen als auf euch als Paar und dann habt ihr noch ein zweites Pärchen dabei, was auch zu einer anderen Form von Verhalten und Aufgeregtheit führt, sprich die Lage verkompliziert.

      "Wir hatten wohl gedacht, das würde sich im Laufe des Spiels ergeben und jeder hat dem anderen gewisse Hinweise gegeben, die aber wohl irgendwie meist missverstanden wurden."
      Vielleicht unterschätzt du/ ihr was es bedeuten kann, getriggert zu werden? Das kann dich unter Umständen über Wochen und Monate hinweg aus der Bahn werfen und mit variierenden Intensitäten immer wieder hochkommen. Und wenn das in einer Session passiert (ja, du kannst auch außerhalb dieses sehr spezifischen Kontextes mit Flashbacks und Erinnerungsblitzen konfrontiert werden), dann sollte jemand stabilisieren können. Jemand der sich auf sein Gegenüber konzentrieren kann und nicht gleichzeitig von seinen eigenen Problemen abgelenkt wird.

      "Ehrlich gesagt, traue ich mich auch nicht, meinem Partner und dem Pärchen von meiner Vergangenheit zu erzählen. Ich habe Angst, dass sie dann eine Hemmschwelle haben, mich weiterhin zu dominieren und zu strafen… oder überhaupt das Spiel fortzuführen oder eventuell nicht damit umgehen können."

      Vielleicht wäre es aber auch ganz gut, wenn sie eine größere Hemmschwelle dir gegenüber entwickeln, denn du bist grade hilfesuchend in einem Forum gelandet und hast nicht mit einem der drei gesprochen und des weiteren bist du schon aus der Balance. Druck wegnehmen und vom Gas runtergehen ist immer eine Option.

      Was @Nom_de_guerre schreibt, ist absolut richtig und ich würde sogar noch hinzufügen, dass eine Therapie nicht dem Äquivalent einer Schmerzmitteleinnahme entspricht und selbst wenn du nebenher eine Therapie machst, musst du nicht unbedingt "belastbarer" und "bespielbarer" werden dadurch. So ein Prozess kann dich im Gegenteil auch sehr aufwühlen. Wenn du sagst, du weißt nicht, ob deine Spielpartner nicht mit deiner Vergangenheit umgehen können, frage ich mich, was du von ihnen denn unbewusst und bewusst erwartest? Mir ist mal der Rat gegeben worden, meine Bekannt- und Freundschaften nicht damit zu belasten, mir von ihnen quasi "Mini-Therapie-Einheiten" zu holen, denn es ist unglaublich anstrengend und schwierig und belastend für die Beziehung, ständig diese Form von Aufbauarbeit zu leisten.
      Also inwiefern müssten sie mit dem, was dir passiert umgehen können? Wie stabil bist du von dir aus?

      Pass ein bisschen auf dich auf, deine Warnlämpchen sind nicht zufällig angegangen und es ist gut, das sie grade blinken. Das gibt dir die Chance, dich zu schützen und etwas an der Lage zu verbessern, bevor dir etwas Schlimmeres passieren kann.
      Erstmal danke an alle und Eure hilfreichen Ratschläge, ich fühle mich da selbst in einer gewaltigen Zwickmühle.

      Ich möchte aber eine Sache doch noch richtigstellen, ich habe dieses Rollenspiel nicht mit dem Vorhaben begonnen, damit meine Vergangenheit aufzuarbeiten. Sicherlich hatte ich eine gewisse Vorstellung, als wir anfingen, besonders was die Art von "Bestrafung" und in welchem Zusammenhang sie stehen sollte, nämlich gerechtfertigt. Aber, dass es mich so krass mit meiner Vergangeheit konfrontiert, war so konkret nicht geplant, es wr schon in die Richtung "Rollenspiel" also auch wirklich als Spiel gedacht gewesen, nicht als Therapie.
      Dass es sich dann im Laufe des Spiels immer mehr in diese Richtung entwickelte, war von mir nicht so gewollt.
      Ich muss dazu aber noch sagen, dass es von beiden Seiten etwas aus dem Ruder gelaufen ist, weil wir wohl beide da gewisse Erwartungen und Vorstellungen reingelegt haben...
      Auch bei meinem Dom ist mir aufgefallen, dass immer wieder Situationen und Themen aufkamen, die mit seiner eigentlichen Persönlichkeit zu tun hatten, also es war nicht nur von meiner Seite aus etwas abgedriftet...

      Ja, ich denke, wir sollten darüber reden, aber ich muss auch gestehen, dass ich mich davor scheue.

      Ich glaube, das Problem dabei war, dass die Vorstellung, die jeder davon hatte, nicht so ganz klar war. Wir haben einfach angefangen und es sich entwickeln lassen, vielleicht hätten wir mehr darüber sprechen sollen, was jeder davon erwartet oder sich davon verspricht.
      Ich glaube, jeder hat während des Spiels versucht, dem anderen auf Umwegen eine Botschaft zu senden, allerdings nicht klar und deutlich, sondern immer nur angedeutet, aber diese sind wohl bei uns nie richtig angekommen, sprich, wir haben wohl alle gewissen Vorstellungen gehabt, diese versucht, dem anderen zu vermitteln, aber es war nie eindeutig...

      Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal doch die Sachen mal ansprechen, auch wenn ich jetzt noch nicht wirklich weiß, wie....
      Liebe Penny,

      es haben schon viele Leute Dinge geschrieben, den ich zustimme, aber der Vollständigkeit halber möchte ich sie in meinem Post nicht außen vor lassen. Bitte nimm mir die Wiederholung nicht übel!

      Dinge die therapiebedürftig sind, geht man mit einem Therapeuten an.
      Nicht alles, was das Spiel beeinflusst muss man therapieren. Fairerweise solltest du deine Mitspieler über Stellen, an den das Eis dünn wird, aufklären. Schließlich ist es nicht nur für dich unangenehm, wenn ein Spiel schlecht läuft.
      So viel zu den Predigen ;)

      Ohne Reden läuft in meinen Augen da nichts. Aber wenn du dich schwer damit tust oder dich fürchtest "dein Innerstes" preisgeben zu müssen um deine Gefühle zu erklären kannst du es auch erstmal abstrakter halten. Weitere Informationen dazugeben geht immer und ich finde es wird leichter über Intimes zu reden, wenn man ein Häppchen hingeworfen hat und der Partner einen trotzdem nicht für verrückt hält :)

      Wenn ich deine Lage richtig verstanden habe, könntest du deinem/n Partner(n) erstmal einfach sagen, dass du ein Problem damit hast, wenn du ungerecht/zu viel/zu wenig bestraft wirst und dass dich das aus dem Spiel wirft.
      Darauf kann man dann aufbauen was du magst und was nicht gut ist.


      Ich finde, in dem Punkt sind Sex, BDSM und Geschenke gleich. Es ist großartig, wenn man genau das kriegt was man will, ohne dass man es sich gewünscht hat. Aber um die Wahrscheinlichkeiten zu verbessern und Enttäuschung zu verhindern, lohnt es sich meist doch, Wünsche zu formulieren!
      Liebe Penny,

      ich kann dich in deiner inneren Not absolut verstehen und es berührt mich sehr, wenn du schreibst:

      Penny schrieb:

      Ich hatte mir aber auch erhofft, in dem Spiel das zu erfahren, was ich nie erlebt hatte, „GERECHTIGKEIT“. Sprich, wirklich bestraft zu werden, für etwas was auch wirklich falsch von mir, und nicht einfach grundlos und willkürlich verbal oder körperlich angegriffen zu werden. Ich habe mir „Erziehung“, streng aber gerecht gewünscht, zwar auch durch körperliche Züchtigung, aber nicht willkürlich, sondern, dass mir bewusst ist, dass ich etwas falsch gemacht habe, und dafür halt die Konsequenz tragen muss, und auch nicht brutal (sprich verprügelt, getreten usw.) werden, sondern eben bestraft im Sinne von körperliche Züchtigung, auf die ich mich vorbereiten und einstellen kann, streng, hart aber gerecht.

      Auch ich bin vor etwas mehr als einem Jahr zur Domina gegangen, um über Rollenspiele und Bestrafungsszenarien meine traumatischen Kindheitserfahrungen aufzuarbeiten. Das ging auch zunächst gut. Die erlebten Szenarien waren sehr schön und haben tatsächlich einiges in mir geheilt, was sicher viel damit zu tun hat, dass ich mir eine erfahrende und verantwortungsbewusste Domina gesucht hatte, die außerdem noch eine therapeutische Ausbildung besitzt.

      Doch trotz aller Professionalität, mit der meine Domina an die Sache heranging, kam es vor einigen Wochen (als ich meine Domina schon über ein Jahr kannte) nach einem erneuten Bestrafungs-Rollenspiel zu einer Situation, in der bestimmte Kindheitserinnerungen mich plötzlich mit voller Wucht wieder eingeholt haben, so dass es mir hinterher eher schlechter als besser ging. Wenn so etwas selbst mit einem professionell (und sogar therapeutisch ausgebildeten) BDSM-Partner passieren kann, das ist das Risiko mit "normalen" Spielpartnern bestimmt noch größer.
      Ich bedauere, was dir jetzt widerfahren ist, kann mich aber dem Ratschlag nur anschließen, die Themen BDSM und Vergangenheitsbewältigung nicht zu sehr miteinander zu vermischen und im Zweifel eine begleitende Therapie zu machen, wenn dich solche BDSM-Spiele zu sehr belasten.

      Ich bin für mich selbst inzwischen auch an einem Punkt angekommen, wo ich einiges ausprobiert habe, das ich nicht bereue, wo ich aber auch merke, BDSM allein kann mir nicht das geben, wonach ich mich sehne. Besonders wenn es darum geht, dass "innere Kind " zu heilen, das ist auch mein Hauptthema, aber kann das BDSM nicht leisten, das ist mir inzwischen klar geworden. Das geht höchstens in einem sehr speziellen und eng umgrenzten Rahmen (z.B. bei einer therapeutisch ausgebildeten Domina), aber selbst dort können die Dinge in unvorhersehbarer Weise aus dem Ruder laufen, wie ich selbst erfahren musste.

      Rede unbedingt mit allein Beteiligten (ähnlich wie du es jetzt auch hier offenbart hast) und lass dich in nächster Zeit nur noch soweit auf solche Spiele ein, wie du sicher bist, dass du es auch ertragen kannst.