Löst sich reines DS mit der Erfahrung zu Vanilla auf?

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      Ich finde das Beispiel mit z.B. Süßkram verdeutlicht auch ganz klar wo der Unterschied zwischen einer Ds-Beziehung und einer Vanilla- Beziehung ist.
      Dom hat eine Regel aufgestellt, die Sub einschränkt. An dem Punkt verzichtet Sub, auf was auch immer, weil es so in der Beziehung geregelt ist. In einer Vanilla Partnerschaft würde sie es vermutlich nicht. Zumindest nicht in einem solchen Ausmaß, da es dort solche Regeln auch nicht gibt.

      dornenspiel schrieb:

      Nachtrag: @Schnapsi Es wäre schön, wenn du die Frage danach, was du unter Ds-Beziehung verstehst, beantworten würdest, dass könnte der Diskussion und deiner Fragestellung hilfreich sein.
      Das fällt mir sehr schwer und ich merke gerade im Verlauf, wie stark die Definitionen auseinandergehen. Aber vielleicht ist das das Wichtigste:


      Snowflake schrieb:

      - möchte ich folgsam sein oder rebellisch? (Zwischentöne erlaubt)
      Für mich war die Frage "folgsam oder rebellisch" gar keine Frage von DS, sondern SM. Den rebellischen Kampf hatte ich zum Masochismus gesteckt, weil der weh tut, aber ich glaube, damit lag ich falsch.

      WaterLily schrieb:

      So wie ich es verstanden habe (korrigiere mich bitte, @Schnapsi, wenn ich daneben liege!), ist die Frage, was passiert, wenn alles perfekt rund läuft. Wenn Sub nichts Süßes essen soll, dann lehnt sie jedes Angebot von sich aus ab. Sie will nämlich auch gar nichts Süßes essen. Sie weiß immer und überall, was Dom erwartet und setzt das von sich aus um. Wenn der Tagesablauf immer gleich und klar ist, dass Dom keine Entscheidungen mehr treffen oder Anweisung geben muss. Vorausgesetzt, das ist für beide erfüllend: Ist das dann noch DS?


      Dieses Szenario entzieht sich natürlich jeder Realität. Das wäre eine fast schon philosophische Frage.
      Danke, du hast hier und auch in deinen anderen Beiträgen perfekt beschrieben, um was es mir eigentlich geht. Genau diese philosophische Frage.

      Ich habe die ganze Zeit versucht die Frage zu erklären und wie ein Moderator die Antworten zu bündeln. Dafür gab es einige Downvotes und ein paar bissige Kommentare, bei denen ich mich frage, ob die lange Diskussion überhaupt gelesen wurde. Schade, dass es hier eventuell Tabu-Themen oder Denk-Grenzen gibt. Naja, die meisten haben sich super Mühe gegeben mich zu verstehen und mitgedacht, dafür danke ich euch sehr. Ihr seid spitze.

      Denn für mich ist die Diskussion wirklich aufschlussreich. Auch spannend finde ich, dass es ein paar Parameter zu geben scheint, mit denen man unheimlich viele eurer Beziehungen beschreiben könnte. Manche sind harmonisch folgsam, andere rebellisch. Manche gehen mit Safe-Word an die Grenze, andere sind weit im sicheren Bereich. Bei manchen gehören Bestrafungen von Dom dazu, bei anderen folgt Sub mehr als Dom verlangt. Nehmt diese Parameter bitte nicht zu genau, aber ihr wisst hoffentlich, was ich meine. Wäre es nicht toll, wenn wir eine Tabelle hätten, in der die häufigsten Ausgestaltungen von BDSM-Beziehungen aufgelistet sind? Dann wäre eine Statistik möglich, was es so für Beziehungsformen gibt. Und darin könnten sich eine Menge der wertvollen Aussagen hier aus dem Thread wiederfinden, damit Anfänger wie ich ein besseres Verständnis bekommen können?
      :sekt:

      Schnapsi schrieb:



      Snowflake schrieb:

      - möchte ich folgsam sein oder rebellisch? (Zwischentöne erlaubt)
      Für mich war die Frage "folgsam oder rebellisch" gar keine Frage von DS, sondern SM. Den rebellischen Kampf hatte ich zum Masochismus gesteckt, weil der weh tut, aber ich glaube, damit lag ich falsch.
      kurzes OT?

      Ich denke man kann dieses Verhalten dem SM aber auch dem DS einordnen. Einfach je nachdem was da der Wunsch dahinter ist. Ich selbst will dann nur seine Macht spüren, die SM Komponente interessiert mich nicht. Vermutlich gibt es so auch Leute bei denen es umgekehrt ist, oder wo beides wichtig ist. Es ist oft sehr individuell wo der Fokus steckt.


      Und nun eine blöde Frage: wie würdest du dir diese Tabelle den vorstellen? Das finde ich nämlich persönlich sehr schwierig zu formulieren *grübel*
      bezüglich Statistik als Hilfe für Anfänger. Klar kann man machen ist dann aber nur so semihilfreich für Anfänger meiner Meinung nach.

      Der Punkt an dem Du jetzt warst mit Deiner Fragestellung ist ja der an dem man anfängt ein wenig tiefer zu hinterfragen was man da macht, weniger ist es richtig oder falsch, sondern eher ist das "echt" oder labele ich einfach nur irgendwas und warum zum Teufel brauch ich das eigtl, was ist eigtl der Kern um den es sich dreht. Das ist, wie ich finde eine Ebene, die dann oft schon mehr in eine philosophische Auseindersetzung mit sich selbst und seinem Agieren geht.
      Ich glaube aber das es für Anfänger extrem schwer ist auf dieser Stufe einzusteigen, weil sie meistens erstmal schon ausreichend mit der Aussenwelt beschäftigt sind. Diesen Schritt in die reine Innensicht kann man erst gehen wenn man die offensichtlichen Problemfelder schon mal beackert hat. Und ich glaube auch ehrlich gesagt, dass sich ganz viele niemals damit beschäftigen ( auch weil es ihnen kein Bedürfnis ist).

      Schnapsi schrieb:

      Dann macht Sub ohne Ansage das, was Dom verlangt hätte. Ist das dann Vanilla?
      Nein.
      DS ist doch nicht mit Vanilla gleichzusetzen, nur weil es gut läuft?
      Ich glaube, dass man so etwas theoretisch wirklich schwer erfassen kann.

      Einerseits ist das praktische 'Spielfeld' riesig. Das Leben verläuft ja nicht immer statisch, es gibt Schwankungen nach oben und unten, nach rechts und links.
      Regeln und Vorgaben bleiben zwar im Kern bestehen und geben durch Routine eine gewisse Sicherheit, jedoch müssen sie immer wieder überprüft, angepasst, erweitert etc. werden.
      Manchmal treten Regeln in den Hintergrund und Neue werden in Anbetracht neuer Lebensumstände erschaffen.

      Andererseits unterschätzt Du die Tiefe, die sich aus einer funktionierenden, langjährigen D/s-Beziehung entwickeln kann.
      Ich vergleiche es mal ganz platt mit Sex.
      Sex mit jemand Neuem mag aufregend sein und das Unbekannte kann reizen. Aber für mich geht dies mit einer gewissen Oberflächlichkeit einher.
      Erst wenn ich mein Gegenüber besser kenne, ihn lesen kann und weiß, wie er tickt, dringe ich wirklich zu ihm durch, ist eine andere Verbundenheit greifbar und möglich - sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler Ebene.

      Eine Beziehung ist ja auch nur so aufregend, so erfüllend, wie sie von den Beteiligten gelebt oder gestaltet wird.
      DS sollte mit den Jahren nicht langweiliger werden, sondern tiefer gehen, intensiver werden und eine exklusive Verbindung schaffen.
      Dadurch wird es keinesfalls gewöhnlich - sondern genau gegenteilig - zu etwas Besonderem.
      Ds lebt vom Machtgefälle und damit vom Machtfluss. Wachsender Gehorsam kann damit nicht zur Vanillaentwicklung führen, wenn Dom seinem Teil der Beziehungsstruktur nachkommt und den Machtfluss und damit das Machtgefälle lebendig hält.

      Im übrigen, jede Beziehung weche nicht lebendig erhalten wird stirbt und trocknet aus, sie wird nur durch anderes genährt.

      Ganz simpel an und für sich. :)
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe

      Schnapsi schrieb:

      Ich verstehe euch gerade so, dass so ein handelsübliches Sub nicht genau weiß, was von ihm erwartet wird. Deshalb wird es immer Führung verlangen. In meiner Annahme am Anfang des Threads weiß Sub irgendwann, wie Dom tickt, und kann sich ohne Führung danach richten.
      Ich hab mir jetzt alle Antworten durchgelesen und wundere mich ein wenig, dass niemand auf das "handelsüblich" reagiert hat.
      Ich bin EINZIGARTIG :evilfire:

      Und natürlich weiß ich, was von mir erwartet wird, nämlich Gehorsam, Hingabe, Unterwerfung.
      Wenn die Ansage kommt: "Ab sofort macht du....", dann mache ich das auch, wenn es nicht zu meinen Tabus gehört oder mich bloßstellen würde.
      Manchmal gelingt es mir auch, ihn zu überraschen, mit Taten, mit denen er nicht gerechnet hat, die er sich aber wünscht.

      Unabhängig davon liebe ich es, seine Dominanz zu spüren, egal ob in Worten,in Schriftform oder mit Gesten, Taten oder Blicken.
      Es verursacht ein wohliges Kribbeln in mir.

      Fehlt es mir, weil es länger nicht notwendig war, ticke ich es an, verlange danach, provoziere es sozusagen. ;)
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Mir hat dieser Thread geholfen, Eigenarten und Unterschiede meiner Beziehungen klarer zu fassen. So verstehe ich besser, welche meiner Verhaltensweisen DS-motiviert sind, und welche sich aus anderen Quellen speisen. Zwei von @Schnapsis Beiträgen, die Dislikes bekommen haben und aus denen ich hier zitieren werde, waren in der Hinsicht besonders erhellend für mich, aber auch einige der Antworten darauf.

      Ich lebe eine BDSM-freie Ehe und eine DS-Fernbeziehung. Oft hab ich mich gefragt, was für mich den Unterschied zwischen beiden Beziehungsmodellen ausmacht. Was hat meine DS-Beziehung an sich, das in meiner Ehe keine Rolle spielt? Der starke Wunsch, meinem Partner gut zu tun und mich nach Kräften entsprechend zu verhalten ist es z.B. nicht. Es ist auch nicht das Vorhandensein von Regeln. Wir haben uns z.B. lange vor der Heirat auf Kommunikationsregeln geeinigt, an die wir uns seitdem halten. Es ist nicht das Aufeinander-Bezogensein, es ist nicht die Freude am anderen, nicht das Gefühl, Heimat in einem Menschen gefunden zu haben. Es ist für mich so vieles nicht. Also was empfinde ich als DS-spezifisch? Das Machtgefälle natürlich, aber wie verhält sich das genau? Letztlich komme ich zu sehr ähnlichen Schlüssen wie @Schnapsi. Es sind...


      1. ... bestimmte Gedanken und Gefühle

      Schnapsi schrieb:

      Damit wären wir wieder bei dem Punkt, dass DS im Kopf stattfindet und sich durch nichts von einem Betrachter bemerken ließe.
      Die Basis, das bewusst erlebte Machtgefälle, findet für mich tatsächlich im Kopf statt. Unser DS ist in Teilen und in seiner Basis nicht für einen Betrachter zu bemerken, der weder die Vorgeschichte und Rahmenbedingungen unseres Handelns kennt, noch die entsprechenden Gedanken und Gefühle.
      Genauso könnte ein Betrachter fälschlicherweise Handlungen eines Nicht-DS-Paars als Ausdruck eines DS-Machtgefälles deuten. Wenn ich z.B. leise bin, weil mein Mann signalisiert, dass er Ruhe braucht, nehme ich mich nicht zurück, weil ich devot bin. Wenn @Eiskalter Engel signalisiert, dass ich still sein soll, und ich daraufhin leise bin, ist es für uns beide ein Ausdruck unseres DS und somit eben: DS. :D

      2. ... bestimmte Handlungen

      Schnapsi schrieb:

      Also DS erkennt man daran, dass es nicht ins Gesellschaftsbild passt und nicht langweilig ist. Wir haben eine neue Definition.
      Das würde ich zwar so nicht unterschreiben, aber den Gedanken fand ich trotzdem aufschlussreich.
      Ich stelle mir vor, ich würde plötzlich als unsichtbare Zuschauerin den Alltag eines Paares beobachten, ohne mit ihm in Beziehung zu treten. Falls ich überhaupt eine Chance hätte, zu erkennen, dass sie eine DS-Beziehung führen, oder DS in Sessions ausleben, dann so: Ich beobachte Handlungen, die gängigen modernen, mitteleuropäischen Normen der Beziehungsführung scheinbar zuwiderlaufen und die ich als Ausdruck eines Machtgefälles deute.
      Für mich als Beobachterin nicht zwingend erkennbar wäre, dass dieses Machtgefälle einvernehmlich und bewusst eingegangen worden ist. Für eine Definition von DS fände ich das aber wichtig.
      Das mit der Langeweile würde ich streichen. Es gibt auch DS-Beziehungen, die von mindestens einem der Beteiligten zweitweise oder über längere Zeiträume als langweilig empfunden werden. Oder von Beobachtern.


      Zusammenfassend würde ich die Eingangsfrage dieses Threads so beantworten:

      DS ist es, wenn (und so lange wie) ein Machtgefälle in den Gedanken und Gefühlen von Sub und Dom eine Rolle spielt. Für unbeteiligte Dritte (die plötzlich unsichtbar ein DS-Paar für längere Zeit auch im privaten Rahmen beobachten :ninja: ) ist DS wohl meistens (aber nicht zwingend) anhand bestimmter Handlungen zu erahnen, die auf ein einvernehmliches Machtgefälle hinweisen. Sie können als Indizien, aber nicht als Beweis für ein DS-Machtgefälle gelten. :D Ich glaube, ein gewisses, individuell unterschiedliches Maß solcher Handlungen ist erforderlich, damit DS bzw. das Machtgefälle in den Gedanken und Gefühlen der Beteiligten langfristig oder gar dauerhaft präsent bleiben kann. Dazu finde ich diesen Thread hier spannend.




      PS: Falls jemand sich an meinen Ausführungen stört oder Denkfehler entdeckt, bitte ich um einen erklärenden Hinweis. :cake:
      Ich fang mal ganz einfach an.

      DS = Dominance and Submission
      Submission (englischer Begriff) = deutsch Unterwerfung = lateinisch submissio

      Unterordnung / Unterwürfigkeit <-- Tätigkeit

      Unterwürfigkeit beschreibt ein Sozialverhalten bei dem sich eine Person dem Willen eines anderen unterordnet.
      Der Autorität einer anderen Person Glauben geschenkt wird.
      Das hat also erst einmal nichts mit Befehlen ansich zu tun sondern lediglich, sich dem Willen eines anderen zu beugen.
      Daher wurde Im Sprachgebrauch vor dem 15 Jahrhundert Unterwürfigkeit auch als Katzenbuckeln bezeichnet durch den gebeugten Gang. <-- somit auch visuell ersehbar durch niedere Haltung
      (Das mit dem Katzenbuckeln musste ich selbst nachlesen war irgendwie vor meiner Zeit :rot: :D !)
      Befehle sind nur ein Teilaspekt vom Macht. Beziehungsweise dessen Ausübung.
      - Ob DS vorliegt lässt sich demzufolge also nur dann erkennen, wenn sowohl der Willen der einen Person bekannt ist und die Tätigkeit der anderen
      Person mitbekommen wurde.
      - Oder der Willen einer Person verbal oder nonverbal vorliegt und die Handlung durch Haltung oder Tätigkeit den Rückschluss darauf zu lässt.

      Eine Willenserklärung kann also eine einseitige Verbindliche Erklärung sein, die erst zur vertraglichen Vollständigkeit führt, sofern Sub durch die Ausübung des
      vorliegenden Willens die einseitige Willenserklärung vervollständigt.
      Ergo <-- lateinisch = Folglich deutsch, Kann ausgeübte Dominanz nur vorliegen wenn beide Aspekte vorliegen.

      Daher geht auch DS in seinem Kern als Sache immer mit einem Machtgefälle einher.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Wenn Sub von sich aus, aus einem inneren Bedürfnis das tut, was Dom mag, dann nennt man das Devotion. Und wenn Dom das durchaus auch genießt und anerkennt und vielleicht auch lobt, dann nennt man das Respekt. Und alles zusammen im besten Fall, wenn beide sich lieben und ein Paar sind, nennt man das harmonische Liebesbeziehung.

      Ich hasse diese ganze Schubladendenke.
      Man lebt das Leben doch nicht nach Begriffen.... Mir ist es vollkommen schnurz,wie jemand meine Art der Beziehung nennen würde.... Ich benutze diese ganzen Begrifflichkeiten nur zur (vermeintlichen) Vereinfachung der Konversation.