Gedanken zur Nacht #19 - Manta oder Marmeladentoast?

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      Gedanken zur Nacht #19 - Manta oder Marmeladentoast?

      Ich glaube daran, dass der Mensch an sich, nach Selbstbestimmung strebt. Und doch schaffen es wohl die wenigsten wirklich selbstbestimmt zu leben. Zu viele äussere Einflüsse und auch selbst gesteckte Grenzen verhindern das. Die Suche nach Halt, die Sehnsucht nach Strukturen, der Wunsch vom Umfeld akzeptiert zu werden, schränken ein und geben doch gleichzeitig die gewünschte Sicherheit, die Bestätigung nicht falsch zu sein.

      Und so gliedern wir uns ein, versuchen zu gefallen, konform zu sein, akzeptiert zu werden. Wenn wir schlau sind, versuchen wir uns dabei nicht allzusehr zu verbiegen, machen gegebenenfalls aus Schwächen Stärken, können über uns selbst lachen. Oder aber spielen unsere Stärken aus, lernen sie im Idealfall zu dosieren und gezielt einzusetzen.

      Spielen Fantasien wie Dominanz, Devotion, Sadismus oder Masochismus eine Rolle in unserem Leben, geraten wir vermutlich in einen Konflikt, denn wir glauben nicht an eine allgemeine Akzeptanz dieser Neigung und wahrscheinlich behalten wir dieses Geheimnis zunächst für uns. Nach und nach begeben wir uns auf die Suche nach mehr Informationen dazu, was in Zeiten des Internets nicht mehr schwer ist, und stoßen auf Informationsquellen wie dieses Forum. Hier treffen wir auf Gleichgesinnte, fühlen uns verstanden, akzeptiert, lernen uns selbst zu akzeptieren, weil es offenbar eine Gruppe gibt, die uns eine Rechtfertigung für unsere Fantasien gibt, die uns als Gleichgesinnte akzeptiert. Wir sind nicht mehr Aussenseiter, sondern Teil einer Ordnung, in der es Gesetzmässigkeiten gibt, in der uns Ratschläge erteilt werden, in der es eine Suche nach einem Konsens gibt, was richtig oder falsch ist. Eine Gesellschaft, die uns darin bestätigt, dass unser Selbstbild okay ist, und die es uns erlaubt unsere moralischen Ansprüche an uns selbst, an unsere eigene Realität anzupassen. Ein Paralleluniversum, wenn man so will. Eins, in dem auch schon mal kontrovers über andere Paralleluniversen diskutiert wird, in denen die Grenzen an anderer Stelle liegen oder es vermeintlich keine gibt. Je nach Betrachtungsweise.

      Oder völlig anders formuliert: Wenn ich gerne Opel Manta fahre, kann ich entweder mit dem Gespött der anderen umgehen und im Idealfall darüber lächeln, oder ich werde Mitglied in einem Manta-Club, und lasse mich darin bestätigen, dass ich ein cooler Typ bin. Oder ich entscheide, mich anzupassen und fahre einen Golf. Oder eine Ente. Ja, es gibt auch Enten-Clubs. :)

      Manchmal stoßen wir dabei aber auch an die Grenzen unserer eigenen Vorstellungskraft. Und das ist völlig richtig so. Genauso richtig und oft wichtig, wie sachliche wenn auch kritische Stimmen es sind.

      Letztlich sind wir unsere eigene moralische Instanz und müssen für uns entscheiden, ob wir einen Marmeladentoast am Tisch vom Teller oder am Boden aus dem Napf essen möchten. Oder ob wir den Menschen, der sich uns hingibt als Objekt oder als Partnerin betrachten. Manta, Golf oder Ente fahren. Oder irgendetwas dazwischen.

      Ich möchte diesen Nachtgedanken als Anstoß verstanden wissen, warum es für uns wichtig ist uns mit Gleichgesinnten auszutauschen, uns in Foren und Gruppen zu organisieren, und möchte Euch gleichzeitig darum bitten an dieser Stelle nicht darüber zu diskutieren, was vermeintlich richtig oder falsch ist, was zu weit geht oder was zu weichgespült ist, denn es ist wie immer nur (m)ein kleiner Nachtgedanke.

      Turnschuh.
      Sehr gut ge- und beschrieben.

      (Ein „like“ gibt es von mir nur deshalb nicht, weil Du eine Diskussion untersagt- bzw durch Deine Bitte unterbunden hast - was ich sehr schade finde - aber selbstverständlich ist das Dein gutes Recht und auch darüber will ich nicht diskutieren. ;o) )

      Danke, dass Du Deine Gedanken mit und teilst :blumen:
      Ich freue mich über die Rückmeldungen - Danke. :blumen:

      Charley00 schrieb:

      Ein „like“ gibt es von mir nur deshalb nicht, weil Du eine Diskussion untersagt- bzw durch Deine Bitte unterbunden hast - was ich sehr schade finde
      Ich hatte Diskussionen nicht komplett ausgeschlossen, mir ging es nur um eine Richtig/Falsch-Diskussion. Es darf sich natürlich wie immer gerne über meine Gedanken unterhalten werden.