BDSM und schlechte Tage

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      BDSM und schlechte Tage

      Ich bin nun schon eine ganze Weile hier und habe wahnsinnig viel gelernt hier.
      Ich habe mich selbst besser kennen gelernt und einige von euch glücklichweise auch. Und damit das nicht so einseitig bleibt, erzähle ich mal ein bisschen über mich.

      Ich leide unter Depressionen und einer leichten (aber wahnsinnig nervigen) Angststörung. Ich bin in Behandlung nehme Medikamente, die zwar helfen aber nicht komplett heilen.

      An schlechten Tagen fühlt es sich an, als hätte ich einen Elefanten auf der Brust sitzen und würde von einer Wolke verfolgt werden. Als wäre alles grau und dumpf und jeder Schritt ist zu viel. Als würde jeder Mensch mich anstarren und mich verurteilen. Als hätte ich keine Freunde und schon garkeine Zukunft.
      Und das einzige was an solchen Tagen ein bisschen hilft ist, wenn ich nachfragen muss, ob ich was Süßes essen darf, oder durch irgendeine andere Kleinigkeit unser Machtgefälle spüren kann.

      An schlechten Tagen gibt es keine Szene, das ist keine gute Idee (versucht und für doof befunden ;) ), aber das Wissen dass mein Freund/Dom da ist und ich mich nicht um alles sorgen muss, das tut wahnsinnig gut.

      Ich bin sicher ich bin nicht die einzige hier, deren Gehirn nicht so tut, wie es soll und wollte deshalb mal fragen, wie es euch damit geht. Wie geht ihr mit schlechten Tagen um? Und hilft bdsm euch dabei? Oder sind solche Tage bdsm-frei?

      Ich hoffe heute ist ein guter Tag,
      Ala
      Cunning. Ambitious. Resourceful. Determined. Shrewd.
      Schöner Thread @Aladine

      Definitiv, wenn es mir schlecht geht dann sehne ich mich nach einer liebevollen Herrin, die mit dem sub in mir kommuniziert. Also wie Du sagst, wenn er nachfragen muss, ob er dies und das darf.

      Ich deute das so dass an schlechten Tagen mir die Energie fehlt den sonst so souverän auftretenden Menschen (*prahl*) zu versorgen und nur die innerste Hülle meiner selbst übrigbleibt. Diese innerste Hülle ist möglicherweise der sub. Er ummantelt direkt meinen Kern. Alles andere sind weiter aussen liegende Hüllen und brauchen demnach mehr Energie um aufrecht erhalten zu bleiben.


      Real submission is about being naked for her, not just in the physical sense, but also in the spiritual one
      Liebe @Aladine
      An solchen Tagen hilft mir BDSM, es "befreit" meinen Kopf, freut und stärkt mich.
      :blumen:
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Hallo Aladine,

      erstmal Danke für deine Offenheit.

      Die grauen Tage kenne ich auch. Ich könnte an solchen Tagen, es wohl nicht zulassen oder mich dafür öffnen. Ich würde dann keinen Zugang finden, da ich ja nur mit mir beschäftigt bin.
      Gut ist dann ein liebevolles Miteinander, die Ruhe, Gespräche, damit ich wieder zu mir finde.


      Grüße
      Noir
      Aladine,
      Deine Sorgen und Empfinden sind mir auch bekannt.
      Die Meine hat von Zeit zu Zeit ein ähnliches Problem und nimmt auch Medikamente.
      Sie braucht genau in dieser Zeit eine richtige Führung. Wenn sie die hat, geht es schnell wieder vorbei.Wenn wir darüber reden, nennt sie BDSM und mich als ihre Medizin.
      Wenn ich sie auch in so einer Phase maßregeln, braucht sie etwas weniger Intensität die dann aber wirklich durchschlagenden :D Erfolg hat und ihr Kopf ist geradegerückt.
      Ich hatte die erste Zeit damit ein blödes Gefühl damit. Heute ist es so, das wenn was bei ihr im Anmarsch ist, sie nach ihrer Medizin bittet.
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Majasdom () aus folgendem Grund: Autokorrektur

      @Aladine, natürlich kann und sollte BDSM kein Ersatz für Therapie oder sonstiges sein, aber es hilft!

      Ich nehme seit 2012 Antidepressiva wegen schwerer Depressionen. Habe eine jahrelange Therapie hinter mir.

      Mir geht es heute besser, aber es gibt sie immer noch, diese Tage.....

      Und da hilft mir mein BDSM ungemein. Mich spüren zu dürfen, ankommen bei mir selbst usw.

      Mein Sadist kennt meine Geschichte. Alles andere wäre für mich unzumutbar. Für beide Seiten!

      Würde es mir sehr schlecht gehen, wenn ein Treffen geplant ist, würde er niemals einer Session zustimmen.
      Aber es hilft mir, das er für mich da ist, mich erdet.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Hallo @Aladine,
      Ich hatte keinen Elefanten auf der Brust, ich hatte mal eine Marmorplatte auf dem Rücken :)
      Geholfen haben mir immer die Menschen und die Aufklärung, woher diese doofe Platte auf meinen Rücken kam. Ich konnte sie in kleinen Stückchen abtragen.
      Was die Wolken angeht, die kommen auch über mich. Sie zu ertragen hilft mir die Zuversicht, dass auch wenn gerade verdeckt, die Sonne immer da ist.
      Ich wünsche dir, dass du deinen Elefanten erkennst und zähmen kannst.
      Das mit den grauen Tagen kenne ich sehr gut, allerdings hat Führung und Devotion kaum was mit meinem BDSM zu tun. Und meinen Masochismus sollte und will ich an solchen Tagen nicht ausleben. Diese Verantwortung will ich keinen Top auf der Welt zumuten. Da würden einfach die falschen Synapsen mit einander verbunden werden. Aber ich kann sehr gut nachvollziehen, dass das Verantwortung abgeben gerade an solchen Tagen helfen kann. ^^

      Also an Tagen an denen mein Innerstes nach Schmerz schreit um fliehen zu können, darf ich mein BDSM nicht ausleben und auch wenn ich manchmal wünschte ich könnte es, sollte ich es nicht.
      Ich wurde gebeten folgenden Beitrag hier anonym zu posten:

      ______________________________________


      Mein Kopf funktioniert im Moment auch nicht so, wie ich möchte. Ich arbeite seit Kurzem ein Trauma auf, das an sich nichts mit Sexualität zu tun hat und doch großen Einfluss auf mein Sexualleben und die Beziehung nimmt. Inzwischen kann ich wieder in gute und schlechte Tage unterteilen, aber bis vor Kurzem ging es um Wochen und Monate.
      Monate, in denen sich mein Herr zurückhielt, in denen bis auf wenige Anker keine Rituale mehr bestanden, die sonst so viel Sicherheit boten. Monate, in denen ich nicht verstand, dass ich mir helfen lassen muss, bevor wieder intensive Momente zwischen uns Platz haben. Monate voller unerfüllter Wünsche, steigender Verlustangst und wabernder Desorientierung.
      Ich bin beeindruckt, dass wir das gemeinsam durchgehalten haben, aber es ist noch ein weiter Weg, bis wir unsere Beziehung wieder voll aufdrehen können.

      Wenn es mir schlecht geht, spielen wir nicht miteinander, aber der bdsmig angehauchte Alltag ist wichtig. Inzwischen sind einige Rituale wieder in Ordnung. Sie geben mir den nötigen Halt und das Gefühl, geborgen, geliebt und sicher zu sein.

      Zwischen uns hat immer ein Machtgefälle bestanden und das hat es meinem Herrn einfacher gemacht, mich aus meiner Welt herauszureißen und ins Leben oder wenigstens die Sonne zu schicken. Ich springe nicht in die Luft vor Freude, hinausgeschickt zu werden, aber hinterher geht es mir besser.
      Er hat zwischenzeitlich viel Alltägliches übernommen und motiviert mich jetzt, mich dort wieder mehr einzubringen. Er straft mich bei Fehlern mit Tragweite nicht, sondern lobt mich bei allem, was ich gut mache. Wenn etwas schiefgeht, bin ich geknickt genug, als dass mir noch jemand hinterherstrafen müsste. Er erwartet von mir nicht, dass ich meinen Pflichten verlässlich nachkomme. Ich glaube, er freut sich über alles, was ich davon schaffe, aber er bremst mich hier und da, damit ich bei der nächsten Flaute keine Enttäuschung erleben muss.

      Mit der Zeit habe ich gelernt, deutlich zu sagen, dass ich etwas brauche, zum Beispiel Nähe, Ablenkung oder was Leckeres zu Essen. Manchmal kokettiert man als Sub mit Anspruchslosigkeit, aber das wäre im Moment kontraproduktiv. Er ist da recht klar, dass er das nicht möchte. Seitdem ich das weiß, fällt es mir leichter und da er meine Wünsche selten ablehnt, geht es mir dann besser.

      Insofern tut mir die BDSM-Beziehung schon gut, aber das härtere Spielen oder demütigendere Rituale sind gerade nicht drin. Dafür muss ich noch eine Weile an mir arbeiten.
      Also ich muss dazu sagen ich brauche an schlechtenTagen gerade bdsm damit ich mich wieder spüren kann. Ich hab zwar keine Depression sondern es liegt an meiner Autoimmunerkrankung was es nicht wesentlich leichter macht.

      Ich bitte ihn dann darum mich zu züchtigen das tut mir dann richtig gut es befreit irgendwie. Und ja ich weiß das bdsm keine Therapie ist aber mam sollte alles tun was einem gut tut ist meine Meinung
      Eine Frau die sich selbst unterwirft kann nicht gedemütigt werden. Sie hat den absoluten Vorteil sich in selbstgewählter Weise einem selbstgewählten Menschen unterworfen zu haben und wird dadurch unverletzlich.
      • Simone de Beauvoir
      Ich weiß ziemlich gut was du mit schlechten Tagen meinst. Bei mir zeigen diese sich oft in Form einer immensen inneren Anspannung. Da kann mir BDSM kurzzeitig Hilfe verschaffen. Es hilft sehr dabei Spannungen zu lösen und vor allem das Gedankenkarusell drum herum ein wenig zum Stillstand zu bringen. Allerdings ist BDSM in meinem Fall nur eine Ablenkung bzw. Überspielung des eigentlichen Problems. Ich merke das oft in ruhigeren Spielsituationen, in denen man eigentlich zu sich selber finden soll. Da steigen die schlechten Gedanken wieder auf und die Gefahr des Drops ist dadurch natürlich erhöht. Das bedeutet, dass ich direkt versuche es so kommunizieren, dass mir der Spannungsabbau an diesem Tag wichtiger ist, als ein perfektes ganzheitliches BDSM-Erlebnis und Session konzentriert sich dann z.B. stärker auf Spanking.

      Also BDSM hilft mir in solchen Situationen genauso wie z.B Ausdauersport, nur eben noch einen Tick effektiver. Es erreicht aber natürlich nie die Intensität heran, die man an guten Tagen hat, an denen man sich unbeschwert fallen lassen kann. Das sollte man wissen und deswegen auch keine Wunder erwarten.

      Was ich auch schon öfter erlebt habe, allerdings zum Glück eher selten, dass der Drop dann direkt umittelbar nach der Session kam. So nach dem Motto: Jetzt isses vorbei, nun muss ich mich wieder mit meinen schlechten Gedanken beschäftigen. Da nützt dann auch alles auffangen nichts. Schlechte Tage sind schlechte Tage. Eine Session kann einem in der Situation helfen, aber man darf darin keinen Ersatz für eine Therapie sehen. Es ist eher etwas, was einen wie jedes andere Hobby, das einem Spaß macht, dabei helfen kann eine depressive Episode zu überwinden. :)
      Schlechte Tage hat jeder Mal. Für mich ist aber die Hauptfrage in einer Ds-Beziehung: Ist es ein schlechter Tag oder liegt eine Krankheit vor. Bei letzterem würde ich meine Subzelte abbrechen. Ich will nicht mit jemandem spielen, der eine akute psychische Erkrankung hat. Noch würde ich Sub sein, wenn ich eine psych. Erkrankung hätte. Wobei da für mich auch chronische Erkrankungen dazugehören. Therapiertes aus der Vergangenheit interessiert mich nicht, solange es vorbei ist. Labilität der Psyche hat in meinem BDSM nichts zu suchen. Bei Freunden ist es mir egal, aber ich muss in einem Spiel mit dem Feuer nicht zusätzliches Öl kippen.

      Schlechte physische Tage gibt es bei mir durchaus, vor allem dank der Migräne aber auch durch meine Schmerzen im Arm. Da wird dann trotzdem gespielt. Ich liebe es. Lediglich bei den Armschmerzen wird Rücksicht genommen, da diese noch nicht im Griff sind. Bei der Migräne merkt er meist gar nicht Mal mehr das ich die habe Dank guter Medikamente. Ich stehe ihnen folglich immer zur Verfügung. Das ist mir persönlich wichtig. Wenn er schlechte Tage hat, nehme ich darauf Rücksicht, wobei diese auch eher in Körperlichkeiten statt der Psyche zu finden sind.

      Solange es nur ein paar Tage sind, ist es okay.
      Aber da ich zu jeder Zeit Sub bin, gibt es für mich kein frei. Das liegt ganz in seiner Entscheidung. Für mich persönlich gibt es nur bdsm in unserer Beziehung. Es gibt keinen Tag ohne. Und wenn es nur Machtgefälle ist. Aber eine freie Zeit, ist für mich der Horror. Wäre dies auf Dauer würde ich bitten zurück in den Freundschaftsstatus aufgenommen zu werden und das Ds zu beenden.

      _______

      Es freut mich dennoch zu lesen, dass einige von euch einen Partner gefunden haben, der damit umgehen kann. Gerade dir @Anonyme wünsche ich weiterhin alles gute und einen guten Weg weiterhin. Deine Geschichte hat sehr schön aufgezeigt, dass es Zeiten gibt, in der man sich auf die Freundschaft oder Liebe zurückbesinnen muss. :)
      Spannendes und gleichzeitig sehr persönliches Thema, danke für deine Offenheit @Aladine. Dazu gehört viel Mut und Selbstsicherheit.

      Ich kann für meinen Teil sagen, dass mir D/s hilft an solchen schlechten Tagen. Keine Sessions, sondern eher die Beziehungsrituale. Sie geben mir Halt. Rituale an sich. Ich bin im Autismus-Spektrum und mein Gehirn läuft ohne feste Regeln, Strukturen und Ordnungsparameter permanent Amok. Zumeist setze ich mir im Alltag diese Strukturen und Rituale selbst. Ich sehe D/s als Beziehungsform daher auch eher als für mich und mein Wesen konsequent an. Ich habe andere Beziehungsformen getestet und für mich nicht als praktikabel empfunden.

      Diese schweren Tage kenne ich zu gut; sie treten meist dann auf, wenn ich mit mir und meinem Autismus nicht gut umgehe und mich z.B. überfordere und es zu einem sogenannten "Meltdown" kommt. Dann ist zumeist innere Unruhe, eine ständige "hab Acht"-Stellung mit Hang zum Rückzug (latente Erschöpfung-Depression) von allem und jedem bei mir ein Thema. Mein Partner weiß davon und geht entsprechend damit um; fordert aber überfordert mich nicht. S/M wäre dann in so einer Phase eher selten Thema, es sei denn ich habe das Bedürfnis Anspannung loszuwerden und kommuniziere das auch entsprechend. Das wäre dann aber keine Session sondern eher Spanking an und für sich z.B.

      Viel wichtiger ist mir in einer solchen Phase, mal ein paar Stunden bis zu 1-2 Tagen eine "kürzere Leine" zu spüren. D.h. kleinschnittigere Regeln, Tagesplanung, temporäres TPE beinahe, um mir die Energie einfach zu sparen und dafür zu nutzen im "Normalmodus" wieder anzukommen. Dieses Bedürfnis kommuniziere ich dann auch, wenn er es nicht ohnehin schon durch von mir aus zurückgenommene Kommunikation bemerkt.

      Mir einzugestehen, in solchen Momenten Halt und eine "kürzere Leine" zu benötigen, hat mich sehr viel Überwindung gekostet, da bei mir Autonomie auch im D/s einen großen Stellenwert hat. Deswegen helfen solche Beiträge ungemein zu erkennen, dass es vollkommen okay ist diese Bedürfnisse zu haben. Danke dafür an alle, die hier kommentieren!
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      @Aladine, danke für das, was Du geschrieben hast.

      Ich leide seit meiner Jugend unter Depressionen. Gute Phasen wechseln sich ab mit tiefen Löchern/schweren Tagen. Ich denke nicht, dass meine Erkrankung wirklich zu heilen ist. Bei mir geht es mehr darum, mit ihr zu leben, mit ihr umzugehen.

      In der Zeit, in der ich mit meinem Mann zusammen war, habe ich mich nicht wirklich krank gefühlt. Aber natürlich gab es auch da die schweren Tage. Wie Dir hat auch mir das Wissen geholfen, dass er da ist, dass ich nicht alleine bin. BDSM wurde in diesen Phasen nicht aus unserem Leben verbannt, BDSM hatte weiterhin seinen Platz. Geholfen hat mir aber die Gewissheit, geliebt und angenommen zu sein. Das ist ja zunächst völlig losgelöst von irgendwelchen sexuellen Praktiken. Nur bei mir ist es so, dass ich die Sicherheit, geliebt zu werden, nicht ausschließlich, aber eben auch aus unserem BDSM gezogen habe. Wenn ich über seinem Knie lag, trat alles andere in den Hintergrund. Mir tat es gut, seine Liebe und Fürsorge auf diese körperliche Weise zu spüren. Die ganzen negativen Gefühle waren wie Wachs auf meiner Haut, das er von mir abschlug. Danach fühlte ich mich immer etwas leichter. Ich würde BDSM zwar nicht als Medizin bezeichnen, aber es wirkte befreiend auf mich. Es wäre wohl eher kontraproduktiv gewesen, darauf zu verzichten. Mein Mann hat halt einfach verstanden, dass die Krankheit mir sowieso schon eine Menge kaputtgemacht hatte und dass ich nicht wollte, dass sie auch noch zwischen uns stand. Er hätte es nicht gebraucht, mich an solchen Tagen zu züchtigen oder irgendwie zu dominieren. Aber er wusste, dass ich es brauchte. Dass ich es brauchte, dieses Band zwischen uns zu spüren.
      Wir haben es so gesehen: Die Krankheit ist ein Teil von mir. Meine Sexualität ist ein Teil von mir. Je mehr wir letztere beschneiden, umso mehr Platz bekommt erstere. Kein guter Tausch. Deswegen BDSM auch in schwierigen Zeiten - mit Augenmaß, aber nicht weniger intensiv als sonst.

      Seit ca. 5 Jahren bin ich Single. In diesen Jahren hatte ich wieder schwere depressive Episoden. Manchmal habe ich das Bedürfnis, mir irgendwo von irgendwem "eine Dosis SM" verabreichen zu lassen. Aber davon nehme ich dann doch jedes Mal wieder Abstand, weil mir klar ist, dass das unvernünftig (selbstzerstörerisch?) wäre.

      Von Herzen alles Gute für Dich!
      Mir geht es ähnlich wie Dir @Aladine

      Während ich mich an schlechten Tagen nach dem Spüren des Machtgefälles und der damit verbundenen Sicherheit sehne, sind harte Praktiken dann bei mir eher kontraproduktiv, da sie einen Absturz auslösen können.

      Normalerweise wirken sie Wunder um die innere Anspannung abzubauen, aber an den schlechten Tagen ist nicht die Anspannung das Problem, sondern das Gegenteil... Absolute Antriebslosigkeit, innere Leere, Verlust der Lebensfreude/des Lebenswillens und seit kurzem plötzlich wieder: starke Verlustangst.

      Nicht im Sinne von Beziehungsende, sondern die Angst, dass meinem Partner etwas zustossen könnte. Ich weiss nicht warum sie so plötzlich und überwältigend wieder aufkam. Jedenfalls ist sie der Grund weshalb ich jetzt gerade schreibe, sie hält mich vom Einschlafen ab & ich versuche mich abzulenken :/ Bei weiterem Nachdenken zeigt sich bei diesem Punkt der momentan einzige Nachteil der "D/S-Therapie": nämlich dass die Bindung zum Partner noch stärker wird und die Verlustangst somit verstärkt. Gleichzeitig ist BDSM das einzige was mir hilft, das schwindelerregende Gedankenkarusell abzustellen.
      Es ist also ein zweischneidiges Schwert.

      Tut mir leid, falls das etwas wirr war, aber dein Thread hat mich sehr zum Nachdenken gebracht^^

      Um es kurz zu fassen:

      Ja BDSM hilft mir damit umzugehen, allerdings eher der D/S Teil anstatt S/M. Deswegen sind auch schlechte Tage nicht per se bdsm frei.
      Trotzdem hilft es leider nicht bei allen Problemen.

      Ich wünsche dir, dass die guten Tage stets in der Überzahl sind :blumen:
      Hallo ihr Lieben!

      Auch ich kenne diese schlechten Tage bedingt durch meine traumatischen Kindheitserlebnisse. Depressionen sind eines, aber es gibt auch die sehr selbstzweifelbehaftete Seite an mir.
      Da ich noch nicht so lange dabei bin, kann ich den Vergleich zum BDSM nicht ziehen, aber wie es vorher war...
      Wenn mein Mann in diesen Phasen mich härter im Bett nahm, war ich schneller bei mir, habe mich gespürt und der Kopf wurde frei. Auch bestand dann nie die Gefahr, dass ich getriggert werde. Und ich fühlte mich danach einfach mehr geliebt und angenommen.
      Seit ich meinen Dom kenne, ist er, wenn auch leider meist nur telefonisch aufgrund der Entfernung, mein Anker. Wenn ich ihn anrufe, schafft er es innerhalb weniger Minuten mich wieder runter zu bringen, weg von den meist vorherrschenden selbstverletzenden Gedanken und dann kommen von ihm auch immer kleine Aufforderungen oder Aufgaben.
      Und einmal hatte ich während eines Treffens mit ihm einen kleinen Absturz. Ich wollte am liebsten weglaufen, doch er hat mich nur mit seinen Worten zurückgehalten, in den Arm genommen und geredet...
      Und als ich wieder bei mir selbst war, hatten wir noch eine wunderbare kurze Session.

      Die Erlebnisse / Erfahrungen, die ich machen musste sind ein Teil meiner Selbst und mein Mann wie auch mein Dom wissen davon. Alles andere wäre fatal.

      Aber ich bin sehr froh zu lesen, dass ich nicht alleine bin.

      Lunica
      Schlechte Tage, Depressionen, Ängste... Auch für mich ein großes Thema. Schon immer.

      Es tut mir gut und kann sich sehr positiv auf mein Gemüt auswirken, BDSM auch an solchen Tagen bzw. in länger anhaltenden Phasen aktiv auszuleben. Was im Einzelnen wirksam ist, hängt stark davon ab, warum es mir schlecht geht, was mich beschäftigt/belastet und wie es sich äußert. Es ist nicht immer gleich. Mal ist es ein erheblicher Mangel an Antrieb und Konzentration, mal die völlige Lethargie -freudlos, apathisch, melancholisch... Oder sehr, sehr große innere Anspannung und Unruhe... Mal sind es Gedanken, die immer wiederkehren und ich nicht unterbinden kann, mal sind es Ängste und mal sind es Erinnerungen, die weh tun und mich nicht loslassen. Es gibt noch mehr 'Varianten' und Kombinationen.

      Was bis jetzt ausnahmslos jedes Mal gut getan hat an/in solchen Tagen/Phasen, ist D/s. Es muss nichts Großes sein. Wenn er mich auf seine Weise ein bisschen führt, mir klare Ansagen macht, keine Widerrede duldet und mir Entscheidungen abnimmt, wenn ich sie gerade nicht selber treffen kann... Das gibt mir Sicherheit und ganz viel Halt. Oder wenn ich einfach nur schweigend zu seinen Füßen sitzen darf, er seine Hand auf meinen Kopf oder in meinen Nacken legt und mich liebevoll streichelt. Dann fühle ich mich geborgen und beschützt und kann innerlich endlich ein bisschen runterfahren -und das brauche ich dann auch ganz dringend.

      Ein nicht zu starkes, aber doch sehr klares und bestimmtes Machtgefälle... Mich ihm ohne Druck und (zu hohe) Erwartungen an mich unterlegen zu fühlen und gleichzeitig zu spüren, dass er mich sehr liebt, schätzt und so annimmt wie ich bin, hilft mir an diesen 'schlechten Tagen' sehr. Er nimmt viel Rücksicht auf mich, stellt keine Forderungen, die ich in so einer Verfassung sowieso nicht erfüllen könnte und unterstützt mich in den Dingen, die ich alleine gerade nicht schaffe (Und sei es nur dass er den Einkauf für mich erledigt. Damit nimmt er mir schon etwas ab.).

      Es gibt auch Tage, an denen meine Seele zusätzlich meinen Körper sprechen lässt (psychosomatische Symptome). Das kann so weit gehen, dass ich das 'richtige' Gefühl für meinen Körper verliere und mich selbst kaum noch spüre. Wattig, matt, benebelt, gar nicht wirklich da. Oder die Körperwahrnehmung ist irgendwie verzerrt. Sehr unwirklich und sehr unangenehm. Und dann kann SM bei mir wahre Wunder wirken. Gleichmäßiger, rhythmischer Schmerz, ohne 'Überraschungen' und ohne zwischendurch zu Zärtlichkeiten zu wechseln. Sanft beginnend, die Intensität langsam steigernd... Ich konzentriere mich auf den Schmerz, versuche ihn an- und aufzunehmen. Irgendwann schweifen meine Gedanken nicht mehr ab und es kehrt wieder Ruhe in mich ein. Es ist, als würde er mich Schlag um Schlag 'zurückholen' und als würde der Schmerz (kein Lustschmerz!) mein Körpergefühl wieder 'neutralisieren'.

      Keine Ahnung, ob das verständlich erklärt ist und ob das jemand auch schon mal so erlebt hat. Aber bei mir ist es so.
      Also ein klares Ja: BDSM auch an 'schweren Tagen'! Mir tut es unheimlich gut, es hilft mir für den Moment und wirkt meistens auch noch ein paar Stunden nach. Ich komme dadurch wieder ein bisschen mehr zu mir selbst.

      Ich denke, mit BDSM ist es wie mit Antidepressiva: Sie lindern einen Teil der Symptome, aber die Probleme lösen muss man selber.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Bei uns war gestern so ein Tag. Ich habe seit 28 Jahren chronische Schmerzen durch verschiedene körperliche Ursachen. Eine große Baustelle wurde vorigen Sommer mit einer TEP- OP erledigt. Zumindestens für die nächsten Jahre. Wenn ich dann Tage habe wo die Schmerzphase erhöht ist ( das ist ja von Tag zu Tag unterschiedlich und manchmal bin ich auch wirklich komplett schmerzfrei), dann wird BDSM runtergefahren. Das Machtgefälle ist da aber eben leichter, mein Herr nimmt darauf sehr sensibel Rücksicht.

      Manchmal gibt es Tage wo ich um Schläge bitte, :peitsche2: weil mir dieser bestimmte Schmerz dann hilft den anderen weniger wahrzunehmen. Es hört sich vielleicht blöd an, funktioniert aber bei mir. Es kann aber auch Tage geben wo ich mich zurückziehe, mich selbst irgendwie und irgendwo erden muss und alle Kraft für mich brauche. Da kann ich dann nicht als Sklavin dienen und mein Herr und Mann versteht das auch und fordert an diesen Tagen nichts unmögliches von mir. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. :love:
      Ich möchte das mal aus Dom-Perspektive beschreiben:

      Wenn ich merke das es Sub grundsätzlich nicht gut geht und sie gerade dazu neigt in eine Episode (depressive o.a.) zu fallen, versuche ich ihr explizit halt zu geben. Der Umgang mit ihr ist dann besonders liebevoll und ich stelle ihr Aufgaben die ihr dabei helfen sollen ihren Alltaf besser zu regeln. Dabei kann es um 3 Mahlzeiten pro Tag gehen, oder das sie ihr Zimmer aufräumen soll, sich mit Freunden zu verabreden, einen Timer zuzulegen, ein Mandala malen oder ich nehme sie mit und wir machen einen schönen Ausflug. Alleine die Auszeit hilft ihr häufig schon sehr ihre Gefühle zu sortieren und Dinge von einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

      Jedem Menschen geht es mal nicht gut, das ist völlig normal, und damit unproblematisch. Regentage gehören zum Leben dazu. Nach einer blödeb Zeit kommt auch wieder eine gute und darüber zu reden hilft ungemein.

      Mir hat u.a. der Satz geholfen: Es wäre heute nicht wie es ist, wäre es früher nicht wie es war.