Eine Strafe darf keinen Spaß machen - wirklich?

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      Mit dem Wort "Strafe" verhält es sich wie mit allen anderen Wörtern im BDSM-Kontext auch: sie bedeuten innerhalb des Kontextes nicht exakt das gleiche, was sie außerhalb dessen bedeuten. Das ist so, weil ganz bestimmte, persönliche Erfahrungen, Erlebnisse und Emotionen dahinter stecken. Wäre das nicht so, würde wahrscheinlich niemand es reizvoll finden, zur Strafe den Hintern versohlt zu bekommen. Denn das ist ja was ganz Schlimmes, was unbedingt geächtet werden muss! In der Kindererziehung: ja! In meinem BDSM: nein! Ohne das würde ich das Ganze lassen. Im Ernst.

      Abgesehen davon: jeder BDSMler macht irgendetwas, was „normale“ Leute grauenhaft finden: jemanden fesseln, schlagen, unterwerfen, demütigen. Ich kann mich natürlich irren, aber ich habe den schleichenden Verdacht, dass selbst die „Definatoren“ in diesem Thread nicht eigens neue Wörter erfunden haben, um jede aus persönlichen Gründen verpönte Assoziation zu vermeiden – dass sie also etwa „mit Schnürchen küssen“ statt fesseln sagen, weil fesseln halt so böse klingt… Es bleibt also das Faktum, das wir uns diese Wörter teilen und mit unterschiedlichen Bedeutungen leben müssen.

      BDSMler, könn(t)en ja theoretisch aus eigener Erfahrungen wissen, dass die Dinge nicht immer das sind, wofür man sie von außen hält, trotzdem überfordert dieser Denkprozess wohl viele und am Ende ist immer einer da, der dem anderen seine Lust, seinen Spaß, seinen Kink, oder in diesem Fall gleich die ganze Sache an sich wegdefiniert… Ja, fein, ich mache also „kein BDSM“, das hat jemand so entschieden, der mich nicht kennt und eigentlich gar nicht weiß, was ich so mache. Was genau mache ich denn, wenn das, was ich mache, „nicht zu BDSM gehört?“

      Es gibt mittlerweile auch im BDSM eine Art Mainstream, der behauptet, daß „Spaß“ nicht nur das oberste, sondern auch das einzige Ziel ist und sein darf, dass man anstreben sollte. Dass man durch eine bittere oder ernste Erfahrung freiwillig hindurch gehen und etwas über die eigenen seelischen Inhalte erfahren kann, was dann unter Umständen auch mal tiefgreifend etwas zum Besseren verändern kann, kommt da nicht vor. Schade drum, denn viele Leute machen solche Erfahrungen unfreiwillig (das passiert ganz schnell und unvorhergesehen, weil BDSM solche Grenzerfahrungen geradezu herausfordert) und kämpfen dann damit, weil sie das nicht einordnen können. Geil sein ist was Schönes, heil sein aber auch – und mir fiele nicht im Traum ein, das eine gegen das andere ausspielen zu wollen. Ich will beides und ich lasse mir auch nichts davon absprechen, bloß weil es nicht in irgendjemandes Weltbild paßt.
      "Wenn Du mal groß bist, möchte ich sein wie ich!" (Ralph Wiggum)
      Wenn wir mal von einer "richtigen" Strafe (im Gegensatz zu einer auf "Spaß" abzielenden Strafe im Kontext eines Rollenspiels) ausgehen, kann ich dem Satz, dass diese weder Dom noch sub Spaß macht, nur uneingeschränkt zustimmen.
      Sinn einer solchen Aktion ist es ja, dem sub sein Fehlverhalten aufzuzeigen und es zu sanktionieren, damit es zukünftig nicht mehr passiert.
      Neben Belohnungen für besonders gutes Verhalten ist meine Herrin z. B. eiserne Verfechterin von Strafen (insbesondere körperlichen) bei Negativverhalten. Bei kleineren Verfehlungen kann es zwar schon mal passieren, dass ich "nur" Fernseh-/PC-Verbot erhalte oder 300 mal einen Satz schreiben muss, aber wenn sie mit mir wirklich unzufrieden ist, werde ich von ihr körperlich gezüchtigt (zumeist mit einem Rohrstock oder einer Peitsche).
      Kern der Sache ist dabei, dass es in keinster Weise positiv aufgenommen werden soll. Eine Bestrafung bedeutet grundsätzlich, dass ich meine Herrin enttäuscht habe, und allein dieses Wissen ist für mich schon ziemlich abtörnend. Vor und nach der Sanktionierung spricht sie mit mir darüber, was ich falsch gemacht habe, weshalb sie die entsprechende Bestrafung ausgewählt hat und (neben einem nochmaligen Einschärfen, dass es nicht mehr vorkommen soll) dass die Verfehlung nach Durchführung der Züchtigung abgegolten ist. Der "Eriehungsaspekt" ist dabei sehr wichtig.
      Was nun die Strafe selbst betrifft, so würde sie ihren Sinn verfehlen, wenn sie mir Spaß machen würde. Aus diesem Grund habe ich für eine Strafe (im Gegensatz zu einer Scene) auch kein Safeword, da es meist erklärtes Ziel ist, dass sie mit Tränen endet. Außerdem legt sie großen Wert darauf, mir keine Gelegenheit zu geben, meine masochistische Ader zu nutzen, um das Erlebte abzumildern. Wenn sie mich z. B. auspeitscht, passiert dies im Wohnzimmer bei greller Beleuchtung und während sie betont un-erotische Kleidung trägt. Zu meinem eigenen Schutz werde ich dabei von ihr angekettet (um mich nicht im Reflex so bewegen zu können, dass sie mich versehentlich an einer falschen Stelle trifft), aber auch das macht sie mit unbequemen Handschellen statt der (bei einer Scene verwendeten)"bequemeren", breiteren Fesseln.
      Der langen Rede kurze Sinn: Zumindest was uns betrifft, steht das Wort "Strafe" in ganz entschiedenem Widerspruch zum Wort "Spaß". :)

      ramira schrieb:

      johny76 schrieb:

      Fernseh-/PC-Verbot erhalte oder 300 mal einen Satz schreiben
      Davon halte ich ja gar nichts. Subbie macht es, zuckt mit den Achseln, und das war's dann. Macht keinen Spaß, ok. Aber das ist doch keine Strafe.

      Das kann man so auch nicht sagen, finde ich. Was jemand als Strafe empfindet, hängt doch wirklich ganz speziell von der Person ab. Jemand, der eine Lieblingssendung hat, die er unbedingt jeden Abend schauen 'muss' und auf die er sich schon den halben Tag lang freut, wird es sehr wohl als Strafe empfinden, wenn ihm dies verweigert wird.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      @ramira ok, für dich ist es keine Strafe. Für andere schon. 300 mal einen Satz schreiben kann durchaus dazu führen, dass man es als Strafe ansieht. Ebenso ein Verbot von Kommunikationsmitteln.
      Letztendlich sollte die Strafe doch die zu strafende Person treffen und das kann sehr individuell sein.
      "Ich denke, also bin ich. Denk ich positiv- gewinn ich." (Die Fantastischen Vier)

      ramira schrieb:

      johny76 schrieb:

      Fernseh-/PC-Verbot erhalte oder 300 mal einen Satz schreiben
      Davon halte ich ja gar nichts. Subbie macht es, zuckt mit den Achseln, und das war's dann. Macht keinen Spaß, ok. Aber das ist doch keine Strafe. Klingt irgendwie nach einer Szene aus einem alten Pennäler-Film. Es gibt subtilere Strafen, und es muss auch nicht immer die Peitsche sein.
      Für mich sind seine Ignoranz oder die Schläge, die ich zählen muss, eine wirkliche Strafe. Sie sind härter, sie tun wirklich weh und ich hasse sie.
      Jetzt könnte man sagen, dass die Masochistin in mir sich doch darüber freuen würde.
      Nein, definitiv nicht. Es sind die einzigen Schläge, die ich weder wegatmen noch im Kopf verarbeiten kann, weil ich sie wirklich verdient habe.
      Ob eine Strafe Spaß machen soll oder nicht, kann ja grundsätzlich erst mal jedes Paar für sich selbst ausmachen. Es kommt ja immer drauf an, was man da auslebt, ob alles nur pur zum Lustgewinn macht, oder eine andere Richtung einschlägt.

      Ich persönlich spiele auch eher nach dem konsequenten Weg das eine "Bestrafung" aus Gründen des Lernprozesses keinen Spaß machen soll.
      Nichts stört mehr meine Immersion, als wenn Sub absichtlich Fehler machen würde, um eine für sie positive Sache zu triggern.
      Da muss ich sofort an das Klischee mit "Uhhh, ich war ein böses Mädchen und muss bestraft werden" denken. X/

      Selbst nutze ich für die Erklärung dieses Themas da aber immer gerne Begriffe die in der amerikanischen BDSM Szene geläufig sind.
      Dort unterteilt man das gerne in Punishment (Bestrafung) und Funishment (eine Wortschöpfung aus dem Wort "Fun" für Spaß und dem Rest von Punishment).
      Es beschreibt also ganz simpel, dass eine ist die Bestrafung mit dem Lerneffekt, während Funishment den Ganzen Teil einschließt, der beiden Spaß bringen soll.
      Wichtig ist am Ende nur, dass man mit Sub das auch kommuniziert, warum man sie nun wirklich bestraft (Punishment) um eine Anpassung ihrer Einstellung zu erreichen, oder ob man nur mit ihr spielen will.
      Und ehrlich gesagt, für Funishment sehe ich als Dom keinen Grund, mich vor Sub erklären zu müssen, was ich angeleckt habe ist meins und damit kann ich spielen wie ich mag. :yes: :D
      Außerdem bringt Letzteres ja beiden Spaß. :saint:
      Ich bin d'accord damit, dass eine Strafe für ein Fehlverhalten keine ist, wenn sie Sub in erster Linie Spaß macht. Aber nicht jeder Regelverstoß ist gravierend und wenn der Anlass geringfügig ist, kann ich auch mit einem Augenzwinkern strafen und es eher als Aufhänger für ein "Strafspiel" nehmen. Das soll dann zwar auch kein reines Vergnügen für Sub sein bzw. ihm nicht unbedingt leicht fallen, aber ich fände es schade und es wäre in dem Kontext von mir auch nicht gewollt, dass er es von Anfang bis Ende einfach nur hasst und erduldet. Das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen, unverhältnismäßig. Uns ist Fairness wichtig, für nichtige Anlässe bierernst und harsch zu strafen würde unser DS untergraben.

      Zum Thema "macht es Dom Spaß", es gibt Spielarten, die mein Mann als reine Strafe empfindet und nur in diesem Rahmen bereit ist zu erdulden, andernfalls nicht. Also eine Grenze, wo er durch sein Verhalten steuern kann, ob sie in einer Session überschritten werden kann oder nicht. Das ist grundsätzlich so OK für mich. Blöd und schade ist es halt, wenn es etwas ist, was ich an sich sehr gerne mag und für mich rein positiv besetzt ist. Ich mich freuen würde, wenn er auch Freude daran fände. Das durch seine Augen als ernsthafte Strafe zu betrachten und dann entsprechend einzusetzen, zieht es für mich in den Dreck und raubt mir daran den Spaß. Dann verzichte ich lieber ganz darauf und strafe mit etwas Anderem. Fazit, manche Dinge, die mir als Dom an sich Spaß machen würden, tun das nicht mehr, wenn sie eine Strafe sein sollen.
      :staubsaugen:
      Ich nehme mal den leichten Staub vom Thread.

      Spaß ist vielleicht das falsche Wort. Aber anmachen darf sie m. E. im DS schon. Beide Partner haben sich ja auf etwas verständigt, was bestenfalls beiden gefällt.
      Einige haben ja geschrieben, dass die Strafe selber keinen Spaß macht, aber z. B. dass es gefällt, die Strafe für den/die Dom ausgehalten zu haben oder das Aftercare hinterher erleben zu dürfen.
      Insofern schließe ich mich an. Die Strafe selber soll keinen Spaß machen, sie ist im DS ein Mittel des Doms Fehlverhalten zu sanktionieren. Auch hilft gegebenenfalls der Respekt vor Strafe Subbie von allzu frechem Verhalten abzuhalten.
      Wie bei fast allen Themen muss jedes Paar für sich entscheiden, ob es Strafen gibt, wie heftig diese sind und ob es Spaß machen darf oder ob diese nur legitimierte Mittel zum Zweck sind.
      Wer nicht hören kann,.....
      So…, nachdem der Staub vom Thread genommen wurde…
      Ich bin immer ein wenig in mir gefangen, grüble viel und mein Kopf sagt andere Dinge als mein Körper.
      Strafen sind abgesprochen, dennoch habe ich wahnsinnigen Respekt vor Schlägen. Ich habe den Respekt aber auch vor meinem Dom und möchte ihm so gut es möglich ist, gar keine Gründe für Züchtigung geben. Fällt nicht immer leicht. Aber es ist schon genau so, dass es auch um das Danach geht. Der allergrößte Genuss ist es, anschließend in seinen Armen zu liegen.
      Vor oder während der Züchtigung ist das Nichtwissen, was passiert, die Auswahl der Kleidung und der Instrumente aufregend, erregend. Ich ertrage dann natürlich auch die Schmerzen, abhängig von der Tagesform. Und dann kommt der Kopf und sagt mir, warum machst du das? Die Zwickmühle aus dem Kopf zu bekommen und einfach zu genießen, wäre einfacher.
      Ich rede mit meinem Dom, oft und auch über meine Gefühle, meine Zweifel. Ich weiß, dass es ihn verletzt, wenn ich Züchtigung in Frage stelle.Suche nach dem Weg, mich fallen zu lassen und den Kopf frei zu kriegen und nur das aus D/S zu ziehen, was mir gut tut. Das wichtigste ist, dass ich ihm voll und ganz vertrauen kann. Das und der Respekt vor ihm, dem ich eine gute Sub sein will, hilft.
      So ist es bei uns auch. Natürlich darf Strafe mir auch Spaß machen. Es kommt allerdings darauf an, worum es geht. Meistens geht es natürlich darum, Vergehen meiner Herzensdame im Sinne der Abmachungen konsequent zu bestrafen. Allerdings ist Sub fast immer im Nachhinein stolz darauf, es ertragen zu haben und sie ist dann auch dankbar dafür.
      BDSM die Möglichkeit, die Welt auf die Unendlichkeit auszudehnen ...
      … Konsequenz, die auf dem Hinterteil ausgetragen wird und dazu führt, dass ein Thema damit beendet, erledigt ist. Das Beste daran, bei mir erst gestern, dass danach so viel Harmonie herrscht, dass ich davon zehren muss. Denn so ganz wird es mir nicht gelingen, keine Verfehlungen zu machen. Ich kenne meine Regeln, schaffe es nicht immer, sie einzuhalten. Was folgte war dieses Mal das Ausprobieren neuer Geräte (war wirkungsvoll) und das Weinen in seinen Armen und dann ein traumhaftes Wochenende.
      Also bin ich auch dankbar.☺️

      Zofe schrieb:

      Welt schrieb:

      Sie kann rein für mich ertragen werden oder einen ihrer Wünsche erfüllen.
      Und inwiefern ist das dann eine Strafe?Ich verstehe es nicht… Warum nennt man es Strafe, wenn es keine ist?
      Das Zitierte nenne ich Wunscherfüllung oder Belohnung.
      Ich schätze, das hängt davon ab, wie du "Strafe" für dich definierst: Wenn eine Strafe einfach nur eine "Konsequenz aus einem Fehlverhalten" (ob das Fehlverhalten jetzt wirklich ein solches ist oder nur vom Strafenden so bezeichnet wird, sei dahingestellt) ist, dann trifft das auch auf das von @Welt beschriebene zu. Aber viele Leute verbinden damit wohl auch automatisch "muss unangenehm sein"
      Sanfte Grüße, John Spartan!
      Hm, ich finde, es kommt darauf an.
      Vielleicht auch darauf, ob man sich "nur ab und an trifft", die Zeit zusammen also mehr oder weniger auf ein paar Std begrenzt ist, oder ob man 24/7 zusammen lebt und immer irgendwie ein bisschen bdsm auch im Alltag mitschwingt.

      Eine echte Strafe, für tatsächliches Fehlverhalten... macht mir..und ein Stück weit wohl auch ihm, definitiv keinen Spaß.
      Als ich ihn 1x völlig aufgebracht angespuckt habe....war das was folgte, so beeindruckend und einprägsam, dass mir das nie, nie wieder passieren wird.
      Ich bezweifle, nein ich weiss, dass er an dem Abend auch keinen Spaß daran hatte.
      Aber er war konsequent...

      Es gibt Fehlverhalten, da hat er am strafen selbst durchaus Spaß und geniest es geradezu, ich dafür... weniger :|

      Aber, es gibt Kleinigkeiten, da ist die Situation so aufgelockert, dass die "Strafe" für den Quatsch den ich gemacht habe, doch irgendwie Spaß macht und lustig ist, auch wenns dennoch eine Strafe ist und ich mir dessen bewusst bin/sie als das wahrnehme.