Solche und solche - oder: man lernt nie aus

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      Solche und solche - oder: man lernt nie aus

      Das mit mir schon immer etwas "anders" war, wusste ich bereits als Kind - bekam es zu spüren. Seltsame Blicke, Abwertung, Meidung bis hin zu tätlichen Übergriffen - weil ... tja weil? Als Kind und Jugendliche gab es für mich nicht die Bezeichnung "devot" oder "dominant", es gab nur "stärker" oder "folgsam" und andere, ähnlich gerichtete Worte und Umschreibungen. Schon damals hasste ich Fehler, immer bestrebt, möglichst alles zur absoluten Zufriedenheit zu erledigen. An mir zu arbeiten, um das gewisse Maß an Perfektion zu erlangen. Doch Wissen hatte ich keines, wieso, weshalb. Es war und ist ein Drang, mit dem ich zu leben lernen musste, genau wie mit vielen anderen Dingen, mit denen ich lernen musste, umzugehen. Das bedeutet nicht, dass ich "herumheule", sondern das ich meinen Weg gesucht und wohl auch gefunden habe. Eine Erklärung meiner Art und Weise, mit Dingen umzugehen.
      Die erste Begegnung mit einem dominanten Menschen, der wusste was er ist, war vor Ewigkeiten mit meinem damals besten Freund. Das er dominant ist, erkannte ich nur am Auftreten, seiner Lebensführung - und der Führung von mir selbst. Als Erster half er mir zu verstehen, dass meine Art "gut" so war, wie sie immer noch ist. Ein erster Schritt in die Richtung von Vertrauen, Abgabe von Konventionen und anderen Fesseln - sein zu dürfen wie ich war und dabei angenommen zu werden ohne Vorbehalte - mehr noch: die Förderung genau dieser Abgabe, des Erlangens von Vertrauen in sich selbst. Und die ersten Schritte in Richtung sexueller Hingabe. Das Kennenlernen der eigenen Lust, nur weil man freiwillig jemandem etwas schenkt, was man sonst nie gemacht hätte - zu sehen wie glücklich man denjenigen damit macht war etwas Einschneidendes, was mir wohl ewig im Gedächtnis bleiben wird. Durch ihn, ohne wirkliches Wissen, wurde mir gezeigt, wie es sein sollte.
      Der erste "wirkliche" Kontakt zu einem Dom folgte Jahre später, als ich bereits erwachsen, verheiratet und Mutter war. Bis dato hatte ich einen großen Bogen um spürbar dominante Menschen geschlagen, wollte ich nach dem Verlust des bisher einzigen Menschens nicht einen weiteren hinnehmen müssen. Die Unterhaltung, geführt in einem Chat, mit einem Mann, den ich aus früheren Tagen zwar kannte, aber immer einen Bogen um ihn geschlagen hatte, schlug eine tiefe Bresche in die gut gesicherte Mauer, die ich um meine Erlebnisse und Gedanken der Vergangenheit gezogen hatte. Es war seltsam, beunruhigend, wie schnell, sicher und überlegen dieser sämtliche Sicherungen ausschaltete und mich einfach mitnahm in eine Welt, die ich nicht kannte. Zwiegespalten zwischen brennender Neugierde / Faszination und dem immer leiser werdenden warnenden Stimmchens meiner Vernunft wurde mein Kopf schlichtweg überrollt und geradezu eingenommen. Im wahrsten Sinne des Wortes... inklusive fortlaufendem "mindfuck", wie es so schön heißt. Es folgte das, was kommen musste, ein erstes reales Treffen. In wenigen Worten war es umwerfend, überwätigend .. wie ein Kind vor einer riesigen Flutwelle, vor der es nicht fortlaufen kann. Es war eine einschneidende, zum Glück kurze und sehr schmerzhafte Episode, dieser Schritt in die Welt des BDSM. Es dauerte, sich davon zu erholen, lange ..

      ...und in dieser Erholungsphase trat ein weiterer dieser "Gattung" (sorry an die Herren/Damen Doms)in mein Leben. Als "Freund", wie man so schön sagt .. und wie es zu Anfang auch war. Man sagte mir vonseiten eines Bekannten, gerade in dieser Konstellation könne es keine Freundschaften, keine echten, geben. Ein Dom und eine devote Person können niemals freundschaftlich verbunden sein, ohne dass in irgendeiner Art und Weise die Neigungen beginnen, eine Rolle zu spielen. Nun, zu dem Zeitpunkt lachte ich darüber, weil es mir widersinnig erschien, das eine sexuelle Ausrichtung Teil haben sollte an einer stinknormalen Freundschaft. Weit gefehlt.... Es begann wirklich wie eine normale Freundschaft. Er schien als einziger zu verstehen, wieso ich so weit nach unten gefallen war. War da, hörte zu .. brachte eine riesige Schachtel Pflaster für die vielen Wunden mit - kümmerte sich einfach. Meine innere Stimme, vorher noch laut, fast schreiend, wurde durch diese Bemühungen besänftigt, bis sie sich ganz beruhigte und sich das Gefühl von Sicherheit wieder einstellte. Unmerklich und auch unbeachtet veränderte sich langsam aber sicher die Konstellation. Veränderte sich das Verhalten, die Gespräche... einfach alles. Warum ich mich dennoch so wohl fühlte, sicher, aufgehoben? Ganz einfach... ich konnte sein, wie ich war, sollte es teilweise sogar, ohne, wirklich gänzlich ohne sexuelle Komponenten. Und doch wuchs das Machtgefälle immer weiter, bis es zu spät war und er sich mit meinem Ehemann auf eine gleiche Stufe stellte, was mit ein ausschlaggebender Punkt war, aus dieser Wohlfühlsicherheitsblase heraus zu kommen, in der ich mich die ganze Zeit über befunden hatte.
      Dieses Mal war ich zum Glück jedoch nicht allein. Mein Mann hatte sich, auf mein Bitten hin, bereits mit dem Thema BDSM beschäftigt und auseinander gesetzt, verstand mich.. auch wenn er selbst leider keine Neigung in sich trägt. Darüber hinaus war bereits seit einer Weile eine Dame in mein Leben getreten, die - selbst dominant - mich an die Hand nahm und mir half, mit vielen Dingen zurecht zu kommen. Da sie außen vor stand, konnte sie aus einem anderen Blickwinkel heraus alles betrachten, gab mir Hilfestellungen wo ich sie brauchte und eine starke Schulter, um durch diese Zeit zu kommen.
      Nach einer weiteren "Bekanntschaft", dieses Mal real in einer Art Spielbeziehung, hatte ich endgültig die Nase gestrichen voll von sämtlichem, was auch nur annähernd mit Dominanz und dem Thema BDSM zu tun hatte. Die Stürze waren zu dicht nacheinander, zu hart und einfach zu viel geworden, als das ich etwas anderes hätte tun können, als mich komplett aus allem heraus zu ziehen, alles so tief wie möglich in mir zu vergraben, Deckel drauf - Ende. Damit wollte ich nichts mehr zu tun haben, das Negative überwog bei Weitem alles, was an Schönem davor gewesen war. Ohne dies alles musste man doch auch glücklich sein können - oder? Natürlich! Also konzentrierte ich mich auf meine Familie, vermied jegliches an Lesestoff in diese Richtung, hörte auf zu schreiben... einfach alles, was nur annähernd mit diesem Thema in Berührung kam oder in sonstigem damit in Zusammenhang stand, wurde radikal entfernt.
      Eine lange lange Zeit später (zwischen 1,5 und 2 Jahren), ging ich wieder zurück in eine skypegruppe, die von ebenjener Domme gegründet worden war. Diese Dame erschien mir als Einzige ungefährlich, immer ein sicherer Hafen und Anker, eine gute Freundin... wenngleich ich sie sträflich vernachlässigt hatte. Von dieser Gruppe aus streckte ich vorsichtig, SEHR vorsichtig, meine Fühlerchen doch wieder Richtung der Geschichten aus.. grub meine alten, selbst geschriebenen aus, wanderte wieder auf die Seite, wo sie veröffentlicht wurden und befasste mich damit, eine neue zu schreiben. Dem angebundenen Chat gönnte ich ab und an mal ein Auge, oder auch zwei ... und dann, nach Dutzenden von Gesprächen mit einem, den ich dort kennenlernte, kam irgendwann zur Sprache, was... angesprochen werden musste...
      Meine Gedanken waren "nein...bitte nicht... nicht schon wieder... und ich dachte, diesmal hätte ich Glück...". Als Erklärung: Derjenige war bzw ist: Dom .. nur durch seine absolute "Leisetreterei" war er mir als solcher nicht aufgefallen, sondern von meinem Hirn in eben eine ganz andere Richtung geschoben worden und somit: ungefährlich gewesen. Nach weiteren Gesprächen, vielen... begann mein Hirn langsam zu begreifen: Nicht jeder dieser "Gattung" ist so, wie meine vorherigen Bekanntschaften mit ebenjenen dieser Art ... es wird Zeit, erneut zu lernen... Auf ein Neues!

      Kyra
      Danke, @topaz .. das kommt daher, weil ich ihn so aufschrieb, wie er nuneinmal war - und ist. Vieles habe ich raus gelassen, weil ich keine Lust dazu hatte, einen Seelenstriptease hier aufs Parkett zu zaubern.. aber ich denke, ich habe es ganz gut zusammengefasst. Zwischendurch überlege ich, ob ich nochmal etwas schreibe, weiß es aber nicht. Es widerstrebt mir, zu viel offen zu legen.

      LG Kyra