Diskussion/Erfahrungsberichte Neigungen unterdrücken

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      Ich will es nicht unterdrücken nennen. Wollte ich nie.
      Es war bei mir eher ein Ignorieren oder Verdrängen.
      Es war ein von mir selber gewählter Akt der Verweigerung um mich selber zu schützen.

      Diese Zeit ist jetzt vorbei und ich bin darüber froh.
      Nach der langen Zeit war das Eingestehen, dass ich noch immer so bin der schwierigste Teil.
      Wie ein Neuling erlebe ich jetzt wieder alles.

      Eine Neigung zu Ignorieren ist möglich.
      Auch über lange Zeit.
      Es erfordert viel Disziplin und Selbsterkenntnis.
      Ich bin zu schnell, zu hoch geflogen. Meine Flügel verbrannten.
      Abgestürzt in meine persönliche Hölle, aus der ich mich selber ausgegraben habe.
      Hier stehe ich nun, kein Engel kein Teufel - nur ein Mensch.
      Erst einmal danke an alle für die vielen weiteren Eindrücke.

      Nicht ausleben können und deshalb verdrängen ist für mich auch eine Art von unterdrücken. In dem Fall arbeitet man ja aktiv gegen seine Neigungen weil man keine andere Möglichkeit sieht.

      Eine Äußerung dich gerade gelesen habe ich, allerdings mit der zitieren Funktion nicht so gut klar:
      „Ich würde sagen, manchmal läuft es rund, manchmal eben nicht.„Stelle ich auch immer wieder fest. Aber es geht weiter.

      Der Vergleich mit der Weggabelung gefällt mir.

      Ich hab in den letzten Monaten viel nachgedacht, revidiert, reflektiert und dazu gelernt. Außerdem war ich überrascht nachdem ich diesen Thread gestartet habe dass es doch so viele Leute gibt die das kennen und welche Zeit unterschiede es doch gibt.

      Ein großes Haus mit vielen Türen,einige sind verschlossen und lassen sich erst öffnen wenn eine andere zugefallen ist. Es findet sich ein Weg aufs Dach zum Sterne gucken.
      Mal schauen wo er lang führt.

      Freue mich aber weiterhin über jede(n), der/die sich trotzdem weiter äußern mag.


      Tamo
      Zum Unterdrücken und Verdrängen kann ich dann doch auch mal was beisteuern, weil ich es ewige Jahre getan habe.
      Fantasien habe ich gefühlt schon immer - aber nie ausgelebt bis vor Kurzem. Und immer wieder habe ich die Neigungen ganz tief in meinem Inneren verbuddelt. Letzten Endes brach es immer wieder hervor - nicht ständig und auch mal monatelang oder über ein Jahr nicht. Kam ganz auf die (Lebens)Phase an - aber irgendwann kam alles wieder hoch und hat mich meist in den Momenten sehr heftig eingenommen und auch zerfressen. Zumal mich auch jedes Mal diese ungestillte Sehnsucht total zerrissen hat. Und immer wieder die Fragen, die mich zermürbten: Gefällt mir das in der Realität wirklich? Oder ist es nur Kopfkino? Was wäre wenn..? Was könnte sein..?
      Ganz klare Antwort: In diesen Phasen war ich definitiv nicht glücklich.

      Jetzt bin ich gerade dran diese ganze Welt zu erkunden, meine ersten Erfahrungen zu machen. Und mit jedem Stück, das ich mehr zulasse, finde ich mehr zu mir selbst. Man liest es hier im Forum ja öfter und auch bei mir trifft es das sehr genau: Ich habe das Gefühl, dass ich endlich Ich sein darf. Und das macht glücklich. Ich merke, dass mir dieser Teil wirklich all die Jahre gefehlt hat.
      Pauschal kann man da sicher keine Antwort drauf geben, aber ich für mich kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass ich nicht meine Neigung unterdrücken und gleichzeitig glücklich sein konnte. Glücklich sein kann ich nur dann, wenn ich Ich sein darf. Und das wiederum bin ich nur inklusive der Neigung.
      »Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.«
      Konfuzius
      Guten Abend allerseits,

      nun, ich habe Zeiten gehabt, in denen ich BDSM nicht ausgelebt habe. Es hatte mir nichts ausgemacht, ich denke dabei, dass es auch damit zusammen hing, dass ich mich nicht ganz entdeckt hatte. Für mich war BDSM eine Bereicherung meiner Sexualität, noch nicht so tiefgreifend, einfach ein "Mehr".
      Seit ich meinen jetzigen Partner kenne, habe ich mich unheimlich weiter entwickelt, viel weiter. Da sind Seiten von mir zum Vorschein gekommen, von denen ich keine Ahnung hatte, dass ich sie habe, dass sie in mir existieren. Würde ich jetzt in einer Situation kommen, in der ich BDSM nicht ausleben könnte, würde es mir wahrscheinlich nicht mehr so leicht fallen. Aber letztendlich werde ich mich der neuen Situation anpassen müssen. Sicher würde ich daran denken, es mir zurück wünschen. Aber mit der Zeit würde dieses Verlangen abklingen. Zumal ich auch eine Person bin, die keine halben Sachen macht: eine Notlösung à la Spielbeziehung würde für mich nicht in Frage kommen, dafür investiere ich gefühlsmäßig viel zu viel.

      Ich habe in meinem Bekanntenkreis BDSMler, die ihre Neigung auch nicht mehr ausleben - aus verschiedenen Gründen. Unter anderem der, dass in der neuen Partnerschaft BDSM keine Rolle spielt. Und sie vermissen nichts. Daher denke ich, man kann auch ohne BDSM eine erfüllte Partnerschaft haben. Eine Beziehung ist eine Summe von Details: eine Sache weniger, dafür anderes mehr … und Erotik findet ja nicht immer 24 Stunden am Tag statt. Und da kommt in der neuen Beziehung dafür etwas anderes, was evtl. sogar deutlich wichtiger ist.

      Viele Grüße
      Soultouch
      Ich habe schon mehrfach im Forum darüber geschrieben, wie ich jahrelang in meiner Ehe versucht habe, wahlweise meine Neigung zu unterdrücken oder meinem Mann BDSM näher zu bringen.
      Um es kurz zu fassen: hat beides nicht funktioniert.
      Resultat: eine gescheiterte Ehe.

      Nun gut, das ist meine Geschichte. Anderen mag es anders ergehen. Mir persönlich war bzw. ist meine Sexualität in meiner persönlichen Bewertung relativ wichtig.

      Sofern jemand mehr wissen möchte - Nachfragen gerne, sowohl hier im Thread als auch per PN.
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
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      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'
      Ich glaube man kann es unterdrücken, ich glaube aber auch das man damit nicht glücklich wird.
      Ich Vergleiche das mal mit einem Stück Schokolade was vor einem liegt und man es ja eigentlich genüsslich in seinen Mund stecken will, diesen süßen, zarten Geschmack spüren will.

      Aber es liegt hinter Panzerglas. ?(
      Ich komme bei dir an und zieh' dich an mich ran.
      Bis nichts, nichts, nichts mehr zwischen uns steht.
      Und ich endlich spür', wie dein Herz schlägt.
      -Eisbrecher-
      Meine eigene Erfahrung ist, dass man es nur begrenzte Zeit unterdrücken kann.

      Beispiel: Mit Mitte zwanzig traf ich meinen ersten Dom. Nur hatte es damals noch keine Begrifflichkeiten. Ja es fiel zum ersten Mal das Wort devot..
      Ich stand nun da.. Mit all den Erlebnissen, den Gedanken. Das war Mitte der neunziger. Da geht man nicht mal eben zu ner Freundin und sagt: "hey ich habe da was erlebt, dass muss ich Dir unbedingt erzählen..."
      Internet war zu dieser Zeit ebenfalls noch nicht. Was tat ich? Verdrängte es in mir. Aber die Sehnsucht holt einen irgendwann ein. Die Seele lässt sich nicht betrügen. 14 Jahre hatte ich es vor mir selbst verleugnet. War rastlos, auf der Suche, aber wusste nicht nach was. Erst 2010 konnte ich es endlich vor mir selbst zugeben und ab da an wAr mir klar, dass eine Stino Beziehung mir das niemals geben kann. Ich Führung will.

      Wie sehr ich tatsächlich Führung brauche, in welch extremer Form, dass habe ich jetzt erst verstanden. Und es macht mich glücklich, dass wir beide diesen Weg in dieser Form wollen.

      Wer einmal diesen Weg eingeschlagen hat und für den es kein Spiel ist, wird immer wieder von seinen Sehnsüchten eingeholt. Ja man kann es sicherlich mehrere Jahre unterdrücken. Aber glücklich wird man dabei nicht. Irgendwann zerreißt es einen.
      Ich glaube, dass es nicht so sehr auf die Stärke der Neigung ankommt, ob man gut "ohne sie" leben kann. Entscheidend sind, schätze ich, die jeweiligen Umstände und die individuelle Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit.

      Das Argument, es sei unmöglich, glücklich ohne BDSM zu leben, weil es ein Teil von einem ist, gefällt mir nicht. Es spricht aus meiner Sicht - wenn man es verallgemeinert - allen Amputierten die Möglichkeit ab, ein rundum glückliches Leben zu führen. Ja, manche zerbrechen an einer Amputation. Manche verlieren ihr Lachen. Fühlen sich nie wieder "vollständig". Manche schaffen es aber, sich wieder rundum wohl zu fühlen. Es kommt sehr auf das Individuum und die jeweiligen Umstände an.

      Nach dem Ende meiner letzten Spielbeziehung hab ich gedacht, ich muss verrückt werden, wenn die Sub in mir keine Möglichkeit mehr bekommt, sich auszuleben. Ich musste mir immer vorstellen, dass sie in einem kalten Tempel sitzt und weint. Nicht weiß, wem sie sich widmen soll. Das war schlimm.
      Trotzdem... Ich halte mich für sehr flexibel und kann mir vorstellen, dass ich unter Umständen rundum glücklich sein kann, ohne meine Neigung auszuleben - oder dass ich unter gewissen Bedingungen sogar die Lust verlieren könnte, weitere BDSM-Erfahrungen zu sammeln.
      Da kommt mir immer das Bild eines Krugs in den Sinn, der gefüllt werden will und irgendwann voll ist. Wann das sein wird, steht in den Sternen. Ob das mit meinem Lebensende zusammenfallen wird, oder ob mein BDSM-Krug schon vorher voll sein wird, kann ich nicht vorhersehen. Ich glaube, es hängt sehr vom weiteren Verlauf meiner Beziehungen ab. Würde ich morgen als Single aufwachen, hätte ich bestimmt keine Motivation, mir einen neuen Herrn zu suchen - und vielleicht käm sie nie wieder zurück.

      Was mir auch noch zum Thema einfällt:
      Ich verstehe mich als Switcherin und lebe meine andere Seite schon lange nicht mehr aus. Manchmal schau ich in Gedanken nach ihr: Sie sitzt im Freien vor ihrer Höhle und rührt ruhig in einem Kessel, der über dem Feuer hängt. Anscheinend geht es ihr gut und es besteht bis auf Weiteres kein Bedarf, sie irgendwie "in die Realität zu holen". Sie ruht in sich. Ich kann mir vorstellen, dass sich auch die Sub in mir, wenn die Umstände es nahe legen würden, irgendwann ruhig und gelassen in mein Inneres zurückziehen könnte.

      Was @Unholy zurzeit in seinem Blog beschreibt, kann ich gut nachvollziehen. Zumal er sich künstlerisch auslebt und ich weiß, wie tief befriedigend künstlerisches Arbeiten sein kann.
      Mir hat mal jemand gesagt, dass in einer Beziehung der Sex nur 20% ausmacht. Wenn er allerdings nicht zufriedenstellend sei oder ganz wegfallen würde,
      aus welchen Gründen auch immer, würde seine Wertung auf 80% Prozent anwachsen.

      Das habe ich in meiner Vanilla-Ehe erlebt. Alle anderen guten Eigenschaften meines Mannes waren irgendwann nicht mehr so gewichtig,
      dass es gereicht hätte, mich in einer langjährigen Ehe zu halten,
      nachdem ich gemerkt habe, dass das Thema Sex nicht so "bearbeitet" werden kann, dass ich bis zu meinem Lebensende glücklich damit wäre.

      Jetzt, wo ich meine Neigung entdeckt und akzeptiert habe, sie genieße, kann ich mir nicht vorstellen,
      dass ich in einer Partnerschaft auf Dauer glücklich sein könnte, in der nicht wenigstens Soft-BDSM praktiziert
      und mich mein Partner auch ab und mal auf die dominante Seite switchen lassen würde.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Ich glaube, dass es mir aus zwei Gründen relativ gut möglich ist, zeitweise ohne BDSM auszukommen:
      Zum einen ist mein Bedarf danach maßgeblich sexueller Natur, was bedeutet, dass ich mich nur in bestimmten Momenten danach verzehre und es in anderen gelassener nehme. Zum anderen bin ich ohnehin ein eher zurückgezogener Mensch, der phasenweise gut ohne sexuelle Kontakte oder intensivere Beziehungen leben kann bzw. sich bewusst zurückzieht.

      Bisher habe ich ausschließlich Vanilla-Beziehungen geführt. Wobei es in meiner letzten, fast sechsjährigen Beziehung dann doch irgendwann schwierig wurde, als Sehnsüchte Überhand nahmen. Ich wollte schließlich nicht mein Leben lang ohne BDSM auskommen müssen. Zum Glück gibt es das Internet, um sich auszutauschen und hier und da Anregungen zu holen... Ansonsten wäre ich sicherlich eingegangen. :D
      Ja, man kann diese Neigung auch ein Leben lang unterdrücken. Begründet ist dies zum großen Teil immer noch darin, dass BDSM einfach nicht Gesellschaftskonform ist. In diesem Sinne Dank an "SoG", denn durch den Trend wagen es auch viel mehr Menschen zu sich zu stehen, wenn es bei manchen halt nur trendy ist können sich andere endlich leben.

      Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass es auch lange in der Psychologie abgelehnt/als Krankheitsbild dargestellt wurde.

      Es ist, in meinen Augen, tragisch, wenn ein Mensch nicht lebt, was er ist.

      Ich unterdrücke mein BDSM nicht, weil ich mich Ganz leben will, aber erst jetzt habe ich einen Herrn gefunden, der meine Unterwerfung verdient hat und nicht nur meinen SM.
      Alles nur meine subjektive Meinung :)
      Ich glaube, der Stress, den man sich macht, wenn man versucht, seine Neigung mit allen Mitteln und möglichst dauerhaft zu unterdrücken, ist viel größer als der Stress, den man hat, wenn man die Neigung akzeptiert und da sein lässt, sie aber dann aus welchem Grund auch immer eine zeit lang nicht ausleben kann.

      Mir gefallen die Bilder mit dem Grundwasser und mit dem Eimer. Ich selbst verwende ganz gerne das Bild "unter den Teppich kehren". Was immer ich unter den Teppich kehre, kommt irgendwann – und meistens zum unpassendsten Zeitpunkt - wieder zum Vorschein und ist dann in der Regel umso heftiger. Das gilt m.E. nicht nur für unterdrückte BDSM Neigungen, sondern für alles was man verdrängt, weil es einem unangenehm erscheint, weil man einem Konflikt aus dem Weg gehen will usw. Ich glaube, das ist eine psychologische Binsenweisheit.

      Und wie @Majasdom schon geschrieben hat: Warum sollte ich meine Neigung unterdrücken? Was bringt mir das außer Stress? Quäle ich mich da nicht selbst?

      Nach meiner Erfahrung kann man Neigungen höchstens kurzzeitig unterdrücken, wobei das dann m.E. eher ein Verdrängen ist.

      DeepSanguin schrieb:

      Und die Neigung entscheidet, ob sie bleibt oder geht, nicht ich.
      Sehr schön ausgedrückt. Genau so sehe ich es auch.
      Heißt für mich aber: Auch wenn ich meine Neigung gerade nicht ausleben kann ist sie dennoch da und ich akzeptiere sie bzw. muss sie akzeptieren.

      Meine persönliche Erfahrung: Ich habe meine Neigung schon sehr früh entdeckt (da war ich so ca. 13 oder 14) und habe mich zunächst dafür geschämt, habe mich für krank gehalten. Das war lange bevor es Internet gab. Austausch mit Gleichgesinnten bzw. überhaupt erst einmal Gleichgesinnte zu finden war quasi unmöglich. Ich habe also mit niemandem darüber gesprochen. Später ist mir klar geworden, dass ich nicht krank bin und dass es andere gibt, die ähnlich ticken. Dennoch hatte ich mein Coming-out und mein erstes wirkliches Ausleben erst mit knapp 30. Aber die Neigung war trotzdem immer präsent, mal weniger stark, mal stärker, aber sie war da! Trotz aller Versuche, sie zu verleugnen und zu verdrängen! Diese Versuche haben mich nicht glücklich gemacht, eher im Gegenteil. Das Nicht-Ausleben (auch Nicht-Ausleben-Können) hat mich zeitweise zur Verzweiflung gebracht.
      Durch die Leidenschaften lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß.
      Nicolas Chamfort
      die Neigung wird nie vergehen. Das ist richtig.
      Nochmal, wir brauchen alle mal irgendwann Urlaub. So auch die Neigung.
      Deshalb unterdrücke ich sie nicht, weil ich sie im Moment nicht ausleben kann. Zu viele negative Erfahrungen. Deshalb pausiere ich jetzt mal. Um dann wieder völlig frei von jeglichem negativen "Ballast" durchzustarten.
      Tja, auch Sichtweisen ändern sich :pardon:
      Teufelchen im Blut, Engelchen im Herzen
      und ein bisschen Wahnsinn im Kopf 8)
      Man kann auch unheimlich viel allein mit dem Kopfkino und schreibendem/telefonierendem Austausch erleben, ohne real in Kontext miteinander zu treten. Ich hatte mit vielen Männern Kontakt für einmalige Rollenspielchats oder längerfristige virtuelle Spielbeziehungen. Die leben es gar nicht real aus, weil sie ihre Ehe nicht gefährden wollen. Und das klappt seit Jahren gut, dass sie sich mal phasenweise im Internet austoben und dann wieder einige Monate gar nicht außerehelich beschäftigen. Und es niemals real ausleben. Solchen Leuten begegnet man dann natürlich nicht im Forum und vergisst schnell, wie viele es davon gibt :)

      Mit meinem jetzigen Dom hat das solche Dimensionen eingenommen, dass ich es gar nicht mehr als "virtuell" empfinde, sondern als echtes Ausleben. Daher würde ich es nicht in die Schublade "unterdrückte Neigung" packen... obwohl andere hier vermutlich genau das über unsere Beziehung denken würden, in der man sich nicht trifft.
      Hi!

      Ich wusste auch einfach jahrelang nicht, dass das Ding einen Namen hat. Ich dachte einfach, ich bin eben ein bisschen komisch drauf und habs für mich behalten.

      Dann kam einer, der legte einfach los, war es wohl gewöhnt zu befehlen und da hats klick gemacht. Dann kam noch einer mit vielen Ideen aber ohne Gefälle, wieder klick. Danach nochmal Vanilla.... lustig, aber einfach nicht mehr genug. Ich sehnte mich so schrecklich nach diesem anderen Umgang.

      Man kann es wegschieben, verdrängen und sich ne ganze Weile selbst belügen, aber auf Dauer so ganz rund laufen??? Glaube ich nicht.

      Izrah
      Mal mein Tütchen Senf dazu:
      Hatte eine sehr lange Liebesbeziehung, in der wir gemeinsam unserer Neigung lebten.Dann kamen Alter(er war 12 Jahre älter) und schwere Krankheit,keine Kraft und Lust zu "Spielen".Hatte in den Letzten Jahren nur Sorge um meinen Gefährten.Die Neigung auf Eis gelegt und ihn umsorgt.Er war mir wichtig!Das Kopfkino konnte ich nicht völlig ausschalten,zeigte mir immerwieder,da fehlt was.Die Liebe zu meinem Gefährten hat mich dabei stark gemacht,durchzuhalten.Nur wenige-wirklich gute Freunde haben mich gestützt und sich immer mal wieder mein Gejammer angehört.
      Jetzt bin ich Singel und lebe meine Neigung wieder aus.Fühle mich wieder komplett und bin völlig in meiner Mitte.

      Neigung unterdrücken geht,aber wirklich glücklich dabei...ich nicht
      Ich habe in meiner Jugend bemerkt dass ich ein wenig mehr beim Sex brauche... Beim ersten richtig erfüllenden Sex mit meinem damaligen Freund wo ich auch erstmals zum Höhepunkt kam war ich gefesselt und hatte die Augen verbunden. Er war deutlich älter als ich und ging da sehr vorsichtig vor. Ich konnte lediglich nicht wirklich benennen was ich brauche, heute würde ich es unter dem Namen D/s Elemente zusammen fassen. Nach der Trennung (er musste beruflich umziehen und die Entfernung war einfach zu groß) traf ich meinen späteren Mann aber das Thema Sex war einfach eine einzige Enttäuschung. Ich habe einmal ganz vorsichtig versucht ihn so ein wenig in die Richtung zu dirigieren und das Resultat war ein totaler Rückzug seinerseits und die Scheidung (völlig gestört war noch das netteste was ich zu hören bekam) ich habe es in der Zeit danach noch 2 mal versucht mit einer Beziehung zu einem Partner aber getraut was zu sagen habe ich mich nie wieder. In beiden Fällen war ich nach kürzester Zeit sexuell völlig unterfordert und gelangweilt (nur im Dunkeln, nicht gucken, ein bisschen fummeln, rein raus, umdrehen fertig) keine Leidenschaft zu spüren. Mir fehlte etwas wichtiges, das wusste ich, aber vor 20 Jahren war es noch etwas schwieriger an einschlägige Informationen zu kommen und ich hatte mittlerweile 2 Kinder die ich ganz alleine groß ziehen musste. Der Leidensdruck war enorm. Vor einigen Jahren bekam mein "Problem" dann endlich einen Namen und ich begann ein wenig zu recherchieren. Ich bin devot und das schon seit dem zarten Alter von 17 Jahren. Aber durch die Erfahrungen die ich gemacht hatte als ich mich zu outen versuchte traute ich mich jetzt nicht mehr, auch weil es als Single Mama nicht wirklich einfach ist Männer kennen zu lernen und dann sollte es auch von der Neigung her passen. Als ich völlig unverhofft meinen Herrn traf war er es der erkannte was da in mir steckt und er war es auch der es vorsichtig aus mir herauskitzelte. Er brachte mich sanft dazu es ihm gegenüber zu zugeben und führte mich langsam aber bestimmt in die Welt des Bdsm ein. Er war es auch der meine masochistische Seite entdeckt hat und langsam aufgebaut hat. Seit ich nun endlich meine Neigung vollständig ausleben kann und an seiner Seite auch noch weitere Aspekte meiner Neigung erfahren und entdecken darf bin ich wesentlich zufriedener und glücklicher als es jemals vorher war und das ist natürlich auch meinen Kindern aufgefallen. Sie haben keine Ahnung warum, aber sie mögen ihn sehr weil er Mama so glücklich macht.
      Ich habe die vielen Jahre ohne bdsm zwar irgendwie leben können, aber einen so wesentlichen Teil der eigenen Persönlichkeit zu unterdrücken ist sehr schwer und macht nicht glücklich. Mich zumindest nicht
      Teamwork makes the dream work :love:
      Ich denke, man sollte klar differenzieren zwischen:

      - Neigungen (temporär) nicht ausleben können, weil vielleicht der Partner aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage dazu ist.

      - Neigungen (temporär) bewusst nicht ausleben, weil man eventuell eine Pause braucht, da man gerade andere Prioritäten hat

      und

      - Neigungen (dauerhaft) unterdrücken. Vor allem aus dem Glauben heraus, das was man macht ist schlecht. Oder weil man dem Ganzen fälschlicherweise nicht genug Gewicht im Leben gibt.

      Diese dauerhafte Unterdrückung von eigenen Neigungen und Wünschen halte ich für sehr schlimm, ungesund und auch traurig. Es sollte heute, zumindest im westlichen Teil unserer Welt, keinen Grund mehr geben, zu glauben, die Neigung zu BDSM sei schlecht und man sollte es nicht ausleben.

      Und über den für sich selbst notwendigen Anteil von BDSM am eigenen Leben sollte man sich auch bewusst sein und diesem dann auch dementsprechend Raum geben. Alles andere führt zu großer Unzufriedenheit. Auch bei eventuell vorhandenen Vanilla-Partnern, für die man sich selbst so zurückhält. Diese spüren irgendwann auch, dass sie nicht genug geben oder machen können um dem Partner gerecht zu werden.
      you never know it all