Meinungsbild zur Bezeichnung "Stino"

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      Eigentlich wollte ich mich hier in keine Diskussion mehr einmischen, aber...

      :beer:

      "Stink-" in "stinknormal" kommt von stinken. Um darauf zu kommen, muss man kein Sprachwissenschaftler sein. Nicht so leicht erkennbar ist, was das mit unserem Gehirn macht. Hirnforscher waren sich lange uneinig: Weckt (bei vergleichbaren Wörtern) die ursprüngliche Wortbedeutung (unbewusste) Assoziationen, oder nicht?

      Der Neurowissenschaftler Friedemann Pulvermüller von der Freien Universität Berlin konnte zeigen, dass die ursprüngliche Wortbedeutung von Metaphern normalerweise immer mitschwingt*. Unbewusst. Das bedeutet dass die meisten Menschen wohl unbewusst** auch an einen unangenehmen Geruch denken, wenn sie das Wort "stinknormal" lesen - selbst wenn der Kontext völlig geruchlos ist.

      Das alleine wäre nicht brisant, wenn solche unbewussten, negativen Assoziationen keine Auswirkungen hätten.

      Haben sie aber.

      Die Psychologin Lera Boroditsky von der Stanford University konnte zeigen, dass eine durch einzelne Wörter ausgelöste, unbewusste Aktivierung bestimmter Areale im Gehirn Entscheidungen teils massiv (und trotzdem unbewusst) beeinflusst*.
      Auf "unseren Fall" übertragen bedeuten ihre Ergebnisse*** wohl, dass es durchaus möglich (und sogar ziemlich wahrscheinlich) ist, dass man gegenüber "den Stinknormalen" allein aufgrund dieses Wortes unbewusste und handlungsleitende Ressiments entwickelt. Obwohl es total absurd klingt.


      Deswegen mag ich das Wort nicht, wenn über Menschen oder Beziehungen geredet wird.




      * Mehr zum Thema und zu den angesprochenen Studien ist bei zeit online in dem Artikel Die Macht der Worte nachzulesen. Seite 2/5.
      ** Unbewusst bedeutet, dass man davon normalerweise wirklich
      gar nichts mitbekommt - auch nicht, wenn man sehr sensibel in sich hinein horcht. Es gibt aber verschiedene Methoden, unbewussten Assoziationen auf die Spur zu kommen, und sie nachzuweisen.
      *** in Kombination mit dem oben skizzierten Ergebnis von Pulvermüller
      Ich verwende das Wort "stinknormal" in anderen Zusammenhängen, seit ich denken kann. Ich wäre daher auch gar nicht darauf gekommen, dass es im BDSM-Bereich als abwertend empfunden wird, auch, wenn ich nun sensibilisiert bin.
      Ich habe das "stink" vor dem "normal" ganz schlicht und wertfrei als eine Art Steigerung empfunden. Halt "noch normaler als normal". Genauso empfinde ich das auch bei "stinkreich" oder "stinklangweilig". Im Übrigen habe ich (ohne BDSM-Zusammenhang) auch erlebt, dass Menschen sich selbst so bezeichnen.
      c'est le ton qui fait la musique

      Definitiv. Sich davon distanzieren ? Nein.

      'Stink normal' ist mE nach eine versuchte Steigerung des Wortes 'normal', was eigentlich nicht wirklich möglich ist. Ebenso mE ist eine gewisse Verniedlichung darin enthalten. Die beiden Sätze beinhalten 'meines Erachtens'. Das zeigt schon wie subjektiv solche Terme empfunden werden können.

      Aber auch: Wenn jemand Stino absichtlich im abwertenden Sinne verwendet, na ja, dann soll er/sie das auch dürfen. Dazu mach ich mir dann aber auch ein entsprechendes Bild von.

      Selbst political correctness kann übertrieben werden. Das führt ebenso in eine Sackgasse wie wenn man zu beleidigende Wörter verwendet. Das Wichtigste bleibt immer der Dialog. Und manchmal schadet ein bisschen Dreck nicht - im Gegenteil, es stärkt das Immunsystem.


      Real submission is about being naked for her, not just in the physical sense, but also in the spiritual one
      Hmm... man lernt nie aus....
      Also bis gerade eben ist mir der Begriff "stino" gar nicht begegnet. Ebenso "kinky" bzw. "nicht-kinky".
      Allerdings - alleine vom Gefühl her - würde ich "stino" nicht benutzen. Klingt für mich irgendwie negativ. Erinnert mich an "Homo", was für mich verachtend ist. Aber seltsam, "homosexuell" wiederum finde ich ok.

      "Vanilla" oder "Blümchensex" finde ich persönlich angenehmer.

      SMaus1001 schrieb:

      Aber auch: Wenn jemand Stino absichtlich im abwertenden Sinne verwendet, na ja, dann soll er/sie das auch dürfen. Dazu mach ich mir dann aber auch ein entsprechendes Bild von.
      Ähnlich wollte ich es gerade auch schreiben.

      Ich sehe keinen Grund, warum sich das Forum nun distanzieren sollte. Es ist ein Forum und somit neutral. Mich persönlich stört es und daher schreibe ich ab und etwas dazu.

      Wobei ich denke, wer das Wort nutzen will, der soll es nutzen. Ich verbinde mit der Nutzung negative Persönlichkeitsmerkmale und je nach Häufigkeit und Kontext verändert sich das Bild, das ich von der Person habe dann eben negativ, da ich dieser Person dann die eine oder auch mehrere dieser negative/n Eigenschaft/en zuordne. Ich nehme diese Wertung bei mir durchaus bewusst wahr, sehe aber auch keinen Grund gegenzusteuern, da ich es vom Kontext abhängig mache und ich bisher, da wo ich die Wertung vornahm richtig mit dieser lag.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom ()

      Als ich hier ins Forum kam und von "Stinos" gelesen habe, war mir überhaupt nicht bewusst, dass es sich bei diesem Begriff um eine Abkürzung für etwas handelt. Was er aussagen soll, war mir aufgrund des jeweiligen Kontextes, in welchem er verwendet wurde, trotzdem klar: Ich habe es von Anfang an einfach nur als ein anderes Wort für Nicht-BDSMler verstanden und empfinde es deshalb kein bisschen als abwertend, verachtend oder herablassend.

      Obwohl ich jemand bin, der großen Wert auf Schrift, Sprache und Ausdruck legt, finde ich, dass man nicht unbedingt jedes Wort im Einzelnen auseinandernehmen und auf die Goldwaage legen muss. Das macht es oftmals nur komplizierter, als es ist.

      Ich selbst verwende dennoch lieber die Bezeichnungen Nicht-BDSMler oder Vanilla, weil sie für mich einfach schöner und runder klingen.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Ich habe für "Nein, ich finde die Bezeichnung Stino nicht abwertend" gestimmt.

      Zum einen, weil ich ursprünglich aus dem tiefsten Ruhrpott komme und das Wort "stinknormal" dort zum täglichen Sprachgebrauch gehörte.

      Zum anderen gefallen mir persönlich auch andere Begriffe hier nicht, da kann ich aber darüberstehen.

      Wichtig ist mir nur, dass ich in einem Beitrag bestimmte Worte in einem Kontext zum Text sehe und begreife, um zu verstehen, was der andere ausdrücken möchte.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Ich benutze auch lieber Vanilla statt Stino - aber eher weil mir das Klangbild besser gefällt .
      Ich verbinde mit Stino nichts negatives - stinknormal -
      Ist nun mal alles was sich in der Mitte der Gesellschaft befindet und auch keine Absichten zeigt davon abzudriften - ich empfinde das als entspannt und beruhigend , also eher positiv .
      Und da es als Begrifflichkeit etabliert ist eigentlich auch recht unspektakulär - wir brauchen schließlich Nomenklaturen um uns abzugrenzen , zu sortieren , im Kontext erkennbar zu machen - also kann/ muss man dann die verfügbaren Nomen nutzen .
      Diese political correctness , ob ein Wort negativ besetzt , beleidigend oder anrüchig ist , ist selten zielführend .
      Und ich mag mich z B nicht gern als kinky bezeichnen - das sortiert meine Schublade für mich zu eng - also welches Wort ist jetzt besser ?
      Ich denke das liegt im Auge ( Ohr/Gehirn) eines jeden einzelnen .

      My 2 Cents
      Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont
      Ich habe nicht abgestimmt, aus dem Grunde,weil ich denke, dass jeder sich der Sprache bewusst sein sollte ,die er benutzt und der Gebrauch gewisser Vokabeln auch einen Rückschluss zulassen.

      Ich selber finde es zB allein schon schwierig zu sagen ,wer denn nun alles mit stinknormal gemeint ist? Mein nichtbdsm Umfeld ist mit Sicherheit ein komplett anderes als das von User XY hier im Forum, von daher würde ich dann von ganz anderen Menschen reden als mein Gegenüber.

      Noch dazu sage ich ja, durch die Benutzung des stinknormalen als Abgrenzung zu meiner Person ( egal ob abwertend oder nicht) dass ich nicht normal bin.
      Tja dumm gelaufen ich halte mich nämlich für normal :pardon: .
      kleiner exkurs: Lustigerweise bin ich schon immer (weit vor meinen BDSM Erfahrungen) davon ausgegangen, dass jeder Mensch masochistisch ist, nur noch nicht jeder diese wundervolle Erfahrung machen durfte :D .

      Hinzu kommt ,dass ich den Grossteil meines bisherigen Lebens nach aussen sichtbar nicht gesellschaftskonform gelebt habe in einer homosexuellen Ehe und ja es ist immer noch so, dass man dadurch Nachteile erlebt, pervers in den Augen anderer zu sein. Schon allein aus dem Grund finde ich es auch nur marginal lustig mich als Perverse (wegen des BDSM) zu titulieren und genauso wenig möchte ich "die anderen" als die normalen benennen. Und stinknormal ist für mich persönlich ein Synonym für ihr-seid-ja-so-langweilig-mit-eurem-0815-Leben.
      So wie die meisten auch Vanille als die langweiligste Eissorte bezeichnen würden, aber dann haben sie einfach noch kein köstliches handgemachtes Vanilleeis mit köstlicher Taihiti Vanille und frischer Sahne gegessen... ;)
      Ich bin da ganz bei @topaz. Als ursprünglicher Ruhrpöttler kennt man ganz andere Begriffe, die auch nicht abwertend gemeint sind und von mir auch nicht so empfunden werden.

      Davon abgesehen hängt es immer stark vom Umfeld ab, wann und wie Worte genutzt werden.

      Wichtig ist mir dabei, dass ich keine Lebensweise verurteile... und tief in uns drin sind wir alle normale Leute... irgendwie... bestimmt!
      Der Begriff Vanilla kling eleganter, aber meine vergangenen Beziehungen bezeichne ich auch als Stino-Beziehungen, in diesem Zusammenhang inkludiere ich mich selbst als Stino zu der Zeit.
      Für mich nicht abwertend, sondern nur abgrenzend zu dem wie ich heute lebe.

      Ich habe im übrigen nicht abgestimmt.
      ich dachte immer, ein Vanilla sei jemand ohne BDSM.Neigung. So dachte ich, "reine" Lack- und Lederfetischisten, Petplayer ohne BDSM-Neigung und Natursektliebhaber seien allesamt Vanillas. Und mit Stinos würden dann Leute bezeichnet werden, denen man überhaupt gar keine Wünsche und Neigungen zutraut, die seine Sexualität besonders machen.

      Aber ihr verwendet die Begriff gleichbedeutend? Wieder was gelernt...

      Ich finde das Wort Stino auch furchtbar abwertend. Würde z.B. jemand meinen Mann (der kein BDSMler ist) so nennen, wär ich auch erbost und hätte keine Lust mehr, mich sachlich weiter zu unterhalten. Denn nur, weil er mich nicht schlägt, ist er doch nicht stinknormal im Bett, sondern auf eine andere Weise einzigartig und besonders. Wie vermutlich jeder Mensch.

      Und daher fände ich es in der Tat begrüßenswert, wenn das Forum sich auch insgesamt von dem Begriff distanziert, damit Menschen ohne extreme Neigungen auch ohne persönliche Anwälte ihrer sexuellen Würde hier wertschätzend behandelt werden in unseren Diskussionen. So habe ich auch abgestimmt und habe auch schon früher überlegt, selbst so einen Thread zu starten. Danke an die TE.
      Auch ich habe mich lange zurück gehalten, doch es juckt mich zu sehr in den Fingern, da ich gerne das ein oder andere gerne auch ein wenig korrigieren würde.

      Es wird ein wenig länger werden, aber kurze Beiträge kennt man ja eh kaum jemand von mir :pardon:

      Aber zuerst, ich habe nicht abgestimmt, weil ich grundsätzlich diese Bezeichnung nicht als wertend ansehe. Ich selbst verwende diese nur sehr selten, aber ich muss das Thema auch kaum irgendwie benennen.

      Und auch wenn es es leichter fallen mag, es mit "Paul ist "nicht" kinky" oder "Paul ist kinky" zu benennen, sollte man hierbei bedenken, dass unser Gehirn mit Negationen ziemlich zu arbeiten hat, weil es dafür keine Abstraktion gibt.
      Etwas "nicht" zu sein wirkt psychologisch sogar wie eine Absprache von etwas und etwas nicht zu sein werten wir selbst als ein Defizit.
      Nun ist Merkle Psychotherapeut und Birkenbihl war keine Wissenschaftlerin, doch die Fachwelt hat diese Erkenntnisse schon vielfach und lange belegt.

      Ich warte nur darauf, bis nun der nächste um die Ecke kommt und kritisiert, dass "kinky" schnon wieder ein Anglizismus ist, der die deutsche Sprache weiter verwässern wird.
      Nun, haben wir keine deutsche Bezeichnung und wollen keine andere Wortgebung, so spricht man eben gar nicht mehr darüber...*bitte die Polemik verzeihen, sie passte nur gerade so gut und sie ist auch nicht wertend gemeint*


      Und was die Macht der Worte angeht, so wird in dem zitierten Artikel von @Frl. Irrlicht keine einzige Studie konkretisiert, die nachvollziehbar ist, noch fehlen Korrelationen von A zu B oder gibt es, trotz der Fülle der angeblich klaren Ergebnissen, bis heute Metastudien dazu, die zusammenfassend mehr als nur Indizien schließen lassen.
      Chomsky´s Theorie der Universalsprache hält sich schon lange, ist aber bis heute noch nicht belegt, weil man sie bis heute auch nicht untersuche kann, weil man nicht weiß, wie sich Babys verständigen können, auch wenn es sehr interessant zu beobachten ist. Man vermutet Mikroexpressionen und einfachste Kommunikation durch diese, aber Beleg? Fehlanzeige.


      Frl. Irrlicht schrieb:

      "Stink-" in "stinknormal" kommt von stinken. Um darauf zu kommen, muss man kein Sprachwissenschaftler sein. Nicht so leicht erkennbar ist, was das mit unserem Gehirn macht. Hirnforscher waren sich lange uneinig:


      Das stimmt in der Einzelbetrachtung der Worte schon, doch Kombinationen verändern ja durchaus auch den Kontext.
      So sind Metaphern und Umgangssprache nicht immer direkt wörtlich zu nehmen.

      Wenn man nun sagt:"Kotz dich ruhig aus!" ist das ja auch selten wörtlich gemeint <X ;)

      Unmöglich ist, bis heute, genau zu sagen, was welche Aktivierungen im Hirn im Detail tun, da viele Areale miteinander vernetzt sind und in Kombination eine andere Wirkung haben als einzeln betrachtet. Es können nur Indizien dafür finden, in welche Richtung es gehen "könnte".

      Was Lera Boroditsky angeht, so wurde ein Bericht im Spektrum über Linguistik, wie die Sprache das Denken formt, 2012, in der Fachwelt mehr als nur kritisch diskutiert.
      Sie stellte in einer Kultur die Frage, wo denn Norden sei und selbst Kinder konnten dies deutlich und präzise benennen. In einer anderen Kultur wurde bei der gleichen Frage in einem Hörsaal in jede erdenkliche Richtung gezeigt.
      Warum ist das so? 2 Gründe.
      1. In manchen Kulturen wird anders verortet, wir orientieren uns mit rechts, links, vorne, hinten etc... Andere Kulturen verorten mit Osten, Süden, Westen, Norden, weil sich jede Gesellschaft den Gegebenheiten anpassen wird, wie sie effizient und möglichst zweifelsfrei agieren kann.
      2. Manche Sprachräume haben für manches einfach keine Bezeichnungen. In den 1990/2000ern konnte man häufig dieses Phänomen hören, dass in einer Sprache gesprochen wurde, dann aber die Telefonanlage in deutsch bezeichnet wurde, weil es diese in Muttersprache gar nicht gab.

      Ja, der Sprachraum hat Einfluss darauf, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, das stimmt und ist mehrfach auch von Sprachwissenschaftlern belegt. Doch auch der Versuch von dem Bericht "Zeit-Online" hat einen Haken, denn es ist ein Bias erzeugt, da eine selektive Auswahl der Probanden bzw. des Versuchsaufbaus verwendet wurde. Diese Verzerrung lässt zu viele Variablen zu, sodass notwendige Gütekriterien um die Reliabilität zu wahren nicht gegeben sind.
      Auch wenn die Studie nicht prüfbar ist, weil sie nicht benannt wurde, im Artikel, ist diese Beschreibung Grund genug das Ergebnis stark anzuzweifeln.

      Dass man unbewusstes nicht bewusst machen kann, auch wenn man tief in sich hinein horcht, ist nicht korrekt.
      Kirsten Lehmkuhl hat in ihrem Buch "Unbewusstes bewusst machen - Selbstreflexive Kompetenz und neue Arbeitsorganisation", wie auch viele andere, sinnvolle Techniken dargelegt.
      Jeder der mit NLP und/oder Gesprächspsychotherapie geschult wurde bzw. arbeitet, hat Techniken erlernt unbewusstes sichtbar zu machen.
      Eine gesunde Selbstreflexion ist dabei jedoch schon ein großer Schritt. Sich nicht den Automatismen hinzugeben, die unser Gehirn zu gerne anwendet (Siehe hier "schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahneman)
      Wobei wir gut daran tun, schon früh damit anzufangen, uns nicht von Heuristiken leiten zu lassen, da sie sehr fehlerbehaftet sind und wir dadurch auch damit aufhören uns von fremden Deklarationen leiten zu lassen, sondern unsere eigenen Schlüsse ziehen und diese auch regelmäßig hinterfragen und ggf. neu ausrichten.



      Frl. Irrlicht schrieb:

      Auf "unseren Fall" übertragen bedeuten ihre Ergebnisse*** wohl, dass es durchaus möglich (und sogar ziemlich wahrscheinlich) ist, dass man gegenüber "den Stinknormalen" allein aufgrund dieses Wortes unbewusste und handlungsleitende Ressiments entwickelt. Obwohl es total absurd klingt
      Wenn wir in der Zeit der Psychoanalyse oder des Behaviorismus wären, dann würde dem sicher zugestimmt werden, doch da wir uns über diese Stadien schon hinaus entwickelt haben und über die Zeit des Kognitivismus und Human-Kognitiven Epochen hin zu der Systemtheorie entwickelt haben, weiß man auch, dass der Mensch in der Lage ist selbstwirksam über die Dinge zu denken und seine Schlüsse ziehen zu können.
      Somit machen erst mal Worte, sofern sie grundlegend in ihrer Bedeutung verwendet werden, das aus einer Aussage, was der jeweilige Empfänger daraus interpretiert.
      Manchmal, recht häufig sogar, macht es sogar Sinn, nicht zu interpretieren, sondern die Aussage so zu nehmen, wie sie ist und das auch wertfrei.

      Und um am Ende den Kreis zum Ursprung schließen zu können, wenn "stinknormal" abwertend sein soll, ist dann "Kinky=schrullig, verkorkst, abnorm, verdreht, pervers"...naja, pervers schon :P nicht auch irgendwie abwertend, in der Wortgebung?

      Und dann muss auch die Frage im Raum stehen, wer definiert denn bitte normal? Die groben 2/3 der Grundgesamtheit in der Bevölkerung? Ist etwas "normal" nur weil es die Mehrheit so sieht?
      Wenn dem so ist, dann gute Nacht Individualismus und wir müssen uns irgendwann keine Gedanken mehr um uns machen, da es andere tun und wir nur noch akzeptieren.
      Ich für meinen Teil bin, trotz meiner Neigung, meines Lebensstils, meiner Ticks und meiner Perversion, sowas von normal in meiner Welt. :coffee:

      In diesem Sinne, eine gute Nacht und manchmal die Dinge, trotz des Ernstes, mit einem Augenzwinkern sehen :old:
      PA

      P.S.: nichts von dem, was ich oben geschrieben habe, soll eine einzelne Person oder deren Ansicht angreifen. Nur falls sich jemand zu persönlich angesprochen fühlen sollte, dies ist nicht die Absicht meines Beitrages.
      - Folge nicht einem Pfad, hinterlasse selbst einen -

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von PA1976 ()

      Pulvermüller und Boroditsky scheinen in der Fachwelt einen gewissen Stand zu haben und werden auch in der Fachliteratur (nicht nur in populärwissenschaftlichen Medien) zitiert. Die Positionen, an denen sich beide befinden, erfordern ein Mindestmaß an ordentlicher wissenschaftlicher Vorgehensweise. Ich weiß, dass das über die Qualität der einzelnen Studien oder ihre Arbeitsweise letztlich keine Aussage macht - aber einen kleinen Hinweis darauf liefert es schon. ;) Kritisierbar ist nach meiner Erfahrung sowieso jede wissenschaftliche Studie. :pump: Die beiden sind zudem anscheinend Vorreiter auf ihrem Gebiet. Da erwarte ich noch keine Metastudien. Spannende Indizien liefern sie allemal. ^^


      PA1976 schrieb:

      Dass man unbewusstes nicht bewusst machen kann, auch wenn man tief in sich hinein horcht, ist nicht korrekt.
      Darum würde ich auch nicht behaupten, dass man Unbewusstes nicht bewusst machen kann. Ich habe beschrieben, wie es normalerweise ist. Damit meine ich im Alltag und ohne in speziellen Techniken geschult zu sein. Klar haben Psychologen schöne Methoden entwickelt, um unbewusste Inhalte bewusst zu machen. :sekt:


      PA1976 schrieb: "Das stimmt in der Einzelbetrachtung der Worte schon, doch Kombinationen verändern ja durchaus auch den Kontext. So sind Metaphern und Umgangssprache nicht immer direkt wörtlich zu nehmen. Wenn man nun sagt:"Kotz dich ruhig aus!" ist das ja auch selten wörtlich gemeint"
      (Sorry, das Zitat will gerade nicht an die Stelle, an der ich es haben will - darum so.)

      Es ging Pulvermüller ja genau darum, zu zeigen, dass Metaphern bestimmte Areale im Gehirn aktivieren, die mit der ursprünglichen Wortbedeutung zusammenhängen. Trotz des veränderten Kontexts.


      PA1976 schrieb: "Wenn wir in der Zeit der Psychoanalyse oder des Behaviorismus wären, dann würde dem sicher zugestimmt werden, doch da wir uns über diese Stadien schon hinaus entwickelt haben und über die Zeit des Kognitivismus und Human-Kognitiven Epochen hin zu der Systemtheorie entwickelt haben, weiß man auch, dass der Mensch in der Lage ist selbstwirksam über die Dinge zu denken und seine Schlüsse ziehen zu können."

      Ich liebe die Systemtheorie.
      Wobei es ja nicht "die eine" Systemtheorie gibt. Aber der Einfachheit halber schließe ich mich dir an und tu so, als ob.
      Sie eignet sie sich wunderbar für die Praxis. Nach meiner Erfahrung und so weit ich weiß, negiert sie aber z.B. keine neurowissenschaftlichen Erkenntnisse. Sie relativiert sie bloß, indem sie sie auf eine besondere Weise interpretiert.


      PA1976 schrieb:

      Und dann muss auch die Frage im Raum stehen, wer definiert denn bitte normal? Die groben 2/3 der Grundgesamtheit in der Bevölkerung? Ist etwas "normal" nur weil es die Mehrheit so sieht?
      Danke, dass du das ansprichst! :thumbsup:

      Für mich dient der Verweis auf "die (Stink-)Normalen" auch nicht der sprachlichen Klarheit. Ich finde ihn eher verwirrend.

      Die Gruppe der BDSMler ist ja nicht die einzige, in der die Tendenz besteht, sich vom sogenannten "normalen" Rest der Bevölkerung abzugrenzen. Auch in anderen Gruppen ist die Rede von "den Normalen". Gemeint sind (in den Gruppen, in die ich Einblick habe) die jeweils anderen. Für Gruppe A sind die Gruppen B-Z die "Normalen"/"Normalos". Für Gruppe B sind Gruppe A, C, D bis Z"die Normalen". Für Gruppe C sind...

      Ich treffe mich mit Leuten der Gruppe A und wenn das Wort die "Normalen" fällt, sind damit ganz andere Menschen gemeint, als wenn ich mich in Gruppe B bewege, und hier sind mit der gleichen Bezeichnung wieder andere gemeint als in Gruppe C und so weiter. Als sprachliche Klarheit empfinde ich das nicht. Es erleichtert auch meine Kommunikation nicht, sondern macht sie umständlicher. Zumindest muss ich oft kurz überlegen, wer jetzt gerade mit "die Normalen" gemeint ist (mit oder ohne "stink-" :D ), und ob ich gerade aus Sicht des Gegenübers selber dazu gehöre oder nicht.

      Darum glaube ich, es dient der sprachlichen Klarheit, wenn immer möglichst genau benannt wird, wer jeweils gemeint ist: Nicht-BDSMler, Menschen ohne ADHS etc. etc. - Statt "Normalos" hier und da und dort. Alternativbezeichnungen wie "Vanillas" oder "Astronauten" (es gibt ein Magazin für ADHSler und Autisten, das alle anderen so benennt) vermeide ich auch.
      Für mich ist es so klarer. Außerdem muss ich dann nicht meinen Sprachgebrauch ändern, wenn ich mich mit Freunden unterhalte, die keiner dieser bestimmten Gruppen angehören. Das tu ich meistens. Wahrscheinlich bleibt mir deshalb jeder Szene-Jargon auch immer irgendwie fremd. Ich tauche quer durch verschiedene Szenen, und identifiziere mich mit keiner davon zu 100%. Ich sehe mich zwar als BDSMlerin, aber ich würde z.B. nicht von "wir" sprechen, wenn ich mich + alle anderen BDSMler meine. Dafür nehme ich zu viele Unterschiede und zu wenige Gemeinsamkeiten wahr. Genauso geht es mir unter ADHSlern und in den anderen Gruppen, in denen ich mich bewege.




      OT:

      Mein ADHS sagt, dass ich ab jetzt, bis ich am Montag wieder arbeiten muss (und am besten auch an den folgenden Wochenenden) sprachwissenschaftliche und neurowissenschaftliche Studien suchen und prüfen soll, damit ich auf die schönen Einwände, die du, @PA1976 auf diesen Beitrag bestimmt bringen wirst, mit ebenso schönen Gegenargumenten kontern kann - und immer so weiter. So würde sich bestimmt eine ganz herrliche Diskussion ergeben. ^^ Aber noch lieber will ich andere Dinge tun. :pardon: Deswegen gebe ich dir jetzt einfach in Gedanken einen aus, @PA1976, ziehe die Reißleine und verabschiede mich aus diesem Thread. :beer:

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Frl. Irrlicht () aus folgendem Grund: Wortwiederholungen ersetzt; Tippfehler verbessert

      Ich mag das Wort Stino auch nicht, wie so einige Wörter auch, die nicht im Bezug zu BDSM stehen ... ich fühlte mich vor ein paar Jahren schon auf den Schlips getreten, als ich noch kein BDSM lebte, dass man mich als "Stino" betitelte ... wenn ich eins mit Sicherheit nicht bin, dann ist es "stinknormal" ... wahrscheinlich bin ich durchgeknallter als die Meisten :D

      Mit stinknormal assoziiere ich langweilig, mit der Herde trabend, nichts tun was aus der Reihe tanzt ... aber ich hatte auch vor BDSM schon Spaß am Sex und jaaaa, ich liebe auch heute noch meinen "stinknormalen" Kuschelsex hin wieder :love:

      Man kann das Wort aber auch nicht aus dem Forum verbannen ... nur zu meinem Vokabular wird es nie gehören, weil ich es abwertend finde
      Du siehst die Welt nicht wie sie ist, Du siehst die Welt so wie Du bist
      Ich hatte den Begriff Stino tendenziell eher negativ empfunden, wusste bis zu diesem Thread aber nicht mal, dass er "stinknormal" bedeutet.
      Es war für mich vorher der Klang oder wie er im Zusammenhang benutzt wurde.
      Mit dem Begriff stinknormal assoziiere ich hingegen überhaupt nichts negatives, eher im Gegenteil.
      Ich halte mich ja auch für stinknormal.
      Meine Umwelt sieht das vielleicht anders, aber für mich ist ja auch pervers was ganz normales.

      dornenspiel schrieb:

      ist das Problem wirklich das Wort die Bezeichnung? Ist es nicht viel eher die Einstellung? Wenn ich lese das Bdsm Beziehungen intensiver, besser, tiefer...what ever sind, komme ich ins grübeln, denn an dem Punkt wird versucht die eigene Beziehungsart als besser darzustellen.
      Dies ist aus meiner Sicht ein Interpretationsfehler des Lesenden. Natürlich sage ich auch das meine Ds-Beziehung intensiver ist. Und wieso sage ich das? Weil sie eben viel intensiver ist als jegliche Beziehung die ich zuvor hatte. Und aus dieser Sicht werden das vermutlich auch die Anderen sehen, welche sowas sagen. Wieso will man ihnen ihre persönliche Erfahrung/Ansicht absprechen?


      Lokipetta schrieb:

      Ich empfinde alle solche Kürzel, ob nun "Assi", "Ossi" oder eben "Stino" als abwertend, im besten Fall vielleicht noch als verniedlichend, auf jeden Fall als nicht-ganz-für-voll zu nehmend.

      Ossi erlebe ich als nicht negativ/abwertend. Gelernt habe ich auch "Ossi sagt man nicht". Und dann vor vielen Jahren lernte ich erst eine Dame, geboren in Karl-Marx-Stadt, kennen. Und sie bezeichnete sich selbst als Ossi. Auch viele andere Menschen aus dem Osten bezeichneten sich so. Absolut wertfrei. Als ich in Bayern lebte, war ich der Preuß. Für viele war das einfach die logische Bezeichnung eines Nicht-Bayern.

      Valkyrie schrieb:



      Denn jmd "stinknormal" zu nennen, finde ich persönlich absolut wertend. Und zwar nicht im positiven Sinne...

      Hingegen finde ich den Begriff Vanilla süß und nett und der ist mir absolut lieber, um "Nicht-BDSMler" zu bezeichnen.

      Dabei ist doch gerade Vanilla aka Vanilleeis das stinknormale Eis. Das Eis was man immer haben kann. Es steht immer zur Verfügung. Immer. Aus dem Grunde ist entweder beides scheiße oder beides neutral.

      topaz schrieb:

      Ich habe für "Nein, ich finde die Bezeichnung Stino nicht abwertend" gestimmt.

      Zum einen, weil ich ursprünglich aus dem tiefsten Ruhrpott komme und das Wort "stinknormal" dort zum täglichen Sprachgebrauch gehörte.

      Zum anderen gefallen mir persönlich auch andere Begriffe hier nicht, da kann ich aber darüberstehen.

      Wichtig ist mir nur, dass ich in einem Beitrag bestimmte Worte in einem Kontext zum Text sehe und begreife, um zu verstehen, was der andere ausdrücken möchte.
      Unterschreibe ich zu 100 %, auch als Emsländer. Stinknormal ist für mich der Ausdruck für was alltägliches. Etwas was immer zur Verfügung steht oder immer passiert.

      Ehrlich gesagt, verstehe ich auch nicht warum man Menschen negativ bewertet, wenn sie diese Worte nutzen. Egal ob kinky, stino, vanilla die Worte werden genutzt um sich bewusst von einer anderen Gruppe abzugrenzen. Diese Abgrenzung ist gerade wenn es um Verständnisfragen geht oft wichtig oder auch um persönliche Erfahrungen aufzuzeigen. Für mich macht es da mehr Sinn solche Wörter zu nutzen als zu sagen "in meiner Ds-Beziehung im Gegensatz zur normalen Beziehung". Denn so eine Aussage würde schlussendlich sagen, dass was ich tue ist unnormal. Und das sehe ich als wertend.
      Ich habe jetzt lange überlegt, ob ich etwas in diesem Thread schreiben soll.
      Wissenschaftliche Diskussionen kann und mag ich (mangels Hintergrund in diesem Fachbereich) nicht führen.
      Was ich gerne teile, ist mein persönliches Empfinden zu einigen Begriffen.

      - Stino empfand ich tendenziell als einen unproblematischen Begriff. Darüber, was jetzt normal ist, was nicht normal ist, ob Normalität etwas erstrebenswertes ist, ob Normalität einhergeht mit Konformität, ob Konformität nun besser oder schlechter ist als Individualität (gerade in unserer heutigen Zeit, in der es um sich greift, dass jeder seine vermeintliche Individualität und sein "Special-Snowflake-Dasein" zelebrieren will...) kann man wieder trefflich diskutieren. Auch hier macht der Kontext und der Ton die Musik; und ja - der Begriff kann natürlich als Kampfbegriff und Beleidigung verwendet werden (ich meine, mich auch hier schon an einige Beiträge zu erinnern, in denen der nicht an BDSM interessierte Ehemann als so ein Stino abgewertet wurde und auch erkennbar war, dass es abwertend gemeint war). Unabhängig davon - für mich hat der Begriff keine negative Konnotation.

      - Vanilla ist ein Begriff, bei dem sich mir alles spreizt. Ich empfinde diesen Begriff als gekünstelt. Es hilft wohl auch nichts, dass ich kein Vanille/Vanilleeis mag (sorry, @Viva - aber neee, Vanille ist nicht meines)

      - Ich bin etwas verwundert darüber, dass "Blümchensex" hier anscheinend als ein neutraler bis positiver Begriff wahrgenommen wird. Mein Erfahrungen sind da ganz anders. Gerade Menschen, die "Blümchensex" betreiben, empfanden in meinen Umfeld den Begriff als sehr abwertend, da sie damit Begriffe wie "langweilig" "nichts Besonderes" etc. in Verbindung brachten (und ja, auch da waren wir wieder bei der "Special-Snowflake-Diskussion")

      - um Dinge "kinky" zu nennen, bin ich wohl zu alt - der Begriff ist mir schlicht und ergreifend zu neumodisch. Ich würde es nicht über die Lippen bringen, mich als "kinky" zu bezeichnen und kann mein Selbst damit auch nicht assoziieren. Das klingt mir zu verspielt für etwas, das mich emotional so tief berührt.
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
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      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'
      Ich empfinde die Bezeichnung Stino in keinster weise abwertend und ja ich benutze sie seit vielen Jahren. Früher, bevor ich den Weg des BDSM ging, hatte ich Stino Beziehungen.

      Die Bezeichnung kinki hat dafür für mich negativen Beigeschmack. Aus dem einfachen Grunde, auf einer anderen Plattform sind sämtliche Veranstaltungen die mit kinki bezeichnet werden, sexuelle Veranstaltungen. Kinki Outfit bedeutet dort, Fetisch, sprich Lack, Leder und Latex, extrem freizügig. Nein ich möchte definitiv nicht mit der Bezeichnung kinki in Verbindung gebracht werden. Wir sind D/Sler und leben es. Aber mit kinki hat das in meinen Augen nichts zu tun.

      Bis heute habe ich noch nie erlebt, dass sich jemand an der Bezeichnung Stino gestört hätte