Von Vorurteilen gegenüber "Spielern" - DS-Bottoms vs. Subs

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      Hm... ein paar meiner Gedanken dazu:

      - "Spielen" ist ja oft einfach ein Synonym von "BDSM praktizieren". Aber je nachdem, wie sich jemand ausdrückt, kann das abernatürlich schnell (ab)wertend klingen oder als würde man demjenigen die Ernstahftigkeit und Tiefe absprechen, ohne dass es so gemeint ist.

      - Es ist aber leider auch nichts neues, dass "Lebenseinstellung" und "gehalteloses Spielen" zwei ziemlich krasse Gegenpole darstellen (können). Manche nennen diese Pole auch paraphil und hedonistisch. Was aber gerne mal vergessen wird ist, dass sich sehr viele Menschen irgendwo zwischen diesen Polen befinden.

      - Ich selbst sehe mein BDSM als Lebenseinstellung, lebe in einer 24/7-Beziehung und trotzdem sag ich zu unserem Sex und unseren Sessions gerne "spielen". Einfach, weil es nach etwas klingt, das schön, bereichernd, positiv, aber auch innig ist. Das Wort "Spielen" impliziert für mich im BDSM-Kontext in keiner Weise, dass es gehaltlos, hedonistisch und ohne jegliche Tiefe wäre. Im Gegenteil, ich gehe pauschal davon aus, dass jemand, der BDSM praktiziert, dies aus einer tiefen Neigung heraus tut. Sonst lässt er es nämlich mir hoher Wahrscheinlichkeit bald wieder.

      - Vorurteile, Intoleranz und Abwertung gibt es leider überall und in alle Richtungen. Manche denken, sie seien etwas Besonderes, weil sie 24/7 leben und andere Menschen niemals so eine intensive Beziehung führen könnten. Und andere sehen BDSM grundsätzlich als "Spiel" und "nicht real" an, und wer es anders sieht, habe den Bezug zur Realität verloren und sei psychisch krank. Wenn die eine "Gruppe" die andere so beleidigt, ist es letzendlich nicht verwunderlich, wenn die sich abspalten und erst recht aufeinander "rumhacken".

      - Oft sind Vorurteile und Abwertungen einfach nur ein Ausdruck von Unwissenheit. Da hilft es oft, ruhig und sachlich aufzuklären. Viele nehmen das auch dankend an, solange man nicht selber abwertend oder gar beleidigend wird. Manche Menschen wollen ihre Scheuklappen aber gerne behalten. Dagegen kann man dann auch nichts machen und davon sollte man sich auch möglichst nicht beeindrucken lassen. Ich seh das so: Wenn jemand ein Problem mit (m)einer Spiel- oder Lebensweise hat, dann... naja, wie der Satz schon suggeriert: hat er das Problem. Und wenn das "nur irgend ein Mensch aus dem Netz" ist, muss ich nicht zu meinem machen :pardon:
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)

      Emilia schrieb:

      dass man da überhaupt diskutieren muss, verwundert mich sehr. Ich halte es auch im BDSM so: jedem Tierchen sein Plaisierchen
      Ich persönlich finde es durchaus richtig, bestimmte Themen (eben auch dieses) zu diskutieren, ist es doch Teil zwischenmenschlicher Kommunikation.

      @Sublimis, auch nach 2 Jahren hier im Forum werde ich immer wieder aufs Neue überrascht von der Vielfältigkeit des BDSM.
      Ebenso von den unterschiedlichen Definitionen verschiedener Begrifflichkeiten.
      Ich z.B. mag den Begriff "Spielen" nicht, DURFTE hier aber lernen, dass jeder dieses Wort anders bewertet und benutzt.

      Als ich anfing, meine Neigung auszuleben, habe ich sehr viel dazu gelesen, weil es mir wichtig war, zu verstehen.
      Woher kommt meine Neigung? Warum bin ich masochistisch? usw.
      Da ich sehr kopgbesteuert bin, wollte ich Erklärungen und klare Definitionen, um zu verstehen.
      Inzwischen weiss ich für mich, dass es nicht für alles Erklärungen gibt und kann damit gut leben!

      Und der Aussage von @Frl. Irrlicht kann ich mich nur anschliessen:
      "Ich würde mich freuen, wenn hier öfter mehr unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen geteilt werden würden. Auch welche, die mit meiner Welt (scheinbar!) gar nichts zu tun haben."
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      Sublimis schrieb:

      Wie ist eure Einstellung dazu?

      Dann melde ich mich auch mal zu Wort denn ich gehöre zu der Fraktion die mit dem Wort "Spiel" auf Kriegsfuß steht und es absolut nicht ausstehen kann. Weder Spiel noch spielen oder Spielbeziehung, alles was das Wort "Spiel" enthält lässt mich die Krallen ausfahren.

      Trotzdem unterscheide ich mich wiederum von den Meisten die das Wort ebenso verteufeln denn im Gegensatz zu ihnen beziehe ich diese Assoziation ausschließlich auf mein persönliches BDSM. Dort "spiele" ich nicht sondern ich lebe. Ich lebe BDSM und habe zwischendurch Sessions oder Szenen.

      Wenn ich (über) etwas schreibe nutze ich das Wort "Spiel" zähneknirschend weil ich einfach weiß das die Mehrheit damit mehr anfangen kann als mit anderen Begrifflichkeiten, vor allem wenn sie gänzlich neu in der Materie sind.

      Wie andere das Wort nutzen... ist allein ihre Angelegenheit, nicht meine.

      Für mich ist das meine Form von Toleranz.


      :coffee:
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      Jeder lebt sein ganz eigenes BDSM. Der eine lebt seine Neigungen in einer Spielbeziehung aus und für den anderen ist es eine Lebenseinstellung. Niemand hat das Recht über andere zu urteilen oder sich an zu zu maßen was richtig oder falsch ist. Fakt ist doch, dass niemand anderer unsere Schritte geht und niemand anderer für uns glücklich ist.

      Umgekehrt haben mein Herr und ich schon oft erlebt, dass 24/7 und dann sogar tpe für viele als krank bezeichnet und angeblich nicht leb bar sei. Hmm.. uns geht es sehr gut damit und wir sind glücklich. Und das ist das Einzige was für uns zählt.

      Warum immer wieder so viel Intoleranz? Warum meinen so viele sie seien die einzig wahren die genau wüssten wie BDSM zu leben oder zu praktizieren sei?

      Rozabel schrieb:

      Dort "spiele" ich nicht sondern ich lebe. Ich lebe BDSM und habe zwischendurch Sessions oder Szenen.
      Aber wieso siehst du denn spielen und leben als Gegensätze? In meiner Welt ergänzt sich das. Man lebt es und manchmal hat man Lust zu spielen. Oder man lebt es eben nicht, aber trifft sich zum Spielen.

      Man spielt ja nicht, dass man dom und sub ist, denn das ist man ja immer, wenn man die Neigung hat. Sondern man spielt so etwas wie "Was kann ich dir alles schönes mit diesem Rohrstock hier antun :whistling: " oder man spielt "Möbelstück" oder "Nadelkissen" oder, oder, oder...


      Was für einen Begriff würdest du denn bevorzugen?
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "

      myownspirit schrieb:

      Man spielt ja nicht, dass man dom und sub ist, denn das ist man ja immer, wenn man die Neigung hat. Sondern man spielt so etwas wie "Was kann ich dir alles schönes mit diesem Rohrstock hier antun :whistling: " oder man spielt "Möbelstück" oder "Nadelkissen" oder, oder, oder...
      Es soll auch Doms und Subs geben, die jegliches Rollenspiel als Abweichung von der Realität ablehnen. Selbst wenn es sich um etwas Banales wie eine geringfügige Veränderung der Persönlichkeit in der Session oder um Objektifizierung handelt.

      Wäre für mich persönlich überhaupt nichts, da ich einfach dieses Eintauchen in andere Welten und den Ausstieg aus der Realität brauche.
      @myownspirit

      Ich sehe spielen und leben als Gegensätze weil es für MICH Gegensätze sind. Es liegt an der von mir und für mich persönlichen Definition der Begriffe.

      Ich betone es noch mal, für MICH bedeutet das Wort spielen genau das was es für Millionen Menschen bedeutet. Man spielt etwas, man tut so als ob oder man sieht es locker, nicht so ernst what ever...

      Mein BDSM ist für mich aber anders, es ist kein Spiel für mich und ich spiele es nicht sondern, ich wiederhole, ich lebe es. Innerhalb meines BDSM finden Sessions und/oder Szenen statt und bevor nun auch hier gefragt wird wo da für mich der Unterschied ist... eine Session ist ein Zeitraum in dem alles mögliche sehr intensiv statt findet und eine Szene ist nur eine bestimmte (von mir geplante) Sache die ich mache.

      Ich brauche und bevorzuge keine anderen Begriffe, wozu auch? Es ist nun mal einfach so das die Worte "Spiel", "spielen", "Spielbeziehung" usw. weder zu mir passen noch bei mir vorkommen.


      Ich weiß das jeder Mensch anders ist, jeder hat seine eigene Definition von allem und genau das ist der Grund warum ich das alles ausschließlich auf mich selbst beziehe und es nicht, wie viele andere es tun, auf andere projiziere.


      myownspirit schrieb:

      Sondern man spielt so etwas wie "Was kann ich dir alles schönes mit diesem Rohrstock hier antun " oder man spielt "Möbelstück" oder "Nadelkissen" oder, oder, oder...
      Nein das kommt bei mir nicht vor. Wenn ich DAS mache was du da schreibst dann fällt das für mich unter die Begriffe ärgern, demütigen, aufziehen, necken usw.


      :coffee:

      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      @Sublimis, ich freue mich, wie ich mich eigentlich in all deinen Beiträgen wiederfinde. Danke, dass du hier schreibst, so fühl ich mich tatsächlich weniger allein.

      Für mich ist es z.B. definitiv eine Art von Spiel (nicht Rollenspiel!), wenn ich mich z.B. beschimpfen lasse. Denn ich bin ja nicht WIRKLICH eine *+#'x_%$`§*#'+* und ER hält mich auch nicht wirklich für eine. Sondern in dem Moment gefällt es uns beiden, dieses Wort für mich zu verwenden. Das ist ein Eintauchen und Loslösen von der wirklichen Welt und nicht mein "wahrer Name" oder so...

      Sublimis schrieb:

      Es soll auch Doms und Subs geben, die jegliches Rollenspiel als Abweichung von der Realität ablehnen. Selbst wenn es sich um etwas Banales wie eine geringfügige Veränderung der Persönlichkeit in der Session oder um Objektifizierung handelt.
      Dann sind sie eben der Meinung, aber ich schätze das wird eher eine Minderheit sein, die so denkt. Außerdem ist es doch ein alter Hut, keiner kann für den anderen definieren, was dessen speziellen BDSM ausmacht: "Your kink is not my kink, but your kink is ok". Die Szene ist äußerst heterogen und geht durch alle Bevölkerungs- und Bildungsschichten. Klar gibt es da immer ein paar Schlaumeier, die ihre Weltsicht als einzig wahre propagieren. Ich ärgere mich beispielsweise auch jedesmal, wenn einer erklärt, Frauen könnten doch von Natur aus niemals dominant sein. Doch dann denke ich mir, dass derjenige anscheinend noch nicht sehr viel in seinem Leben erlebt hat.

      Ich persönlich mache übrigens auch keine Rollenspiele, aber nicht weil ich sie generell als irgendwie "minderwertig" empfinde, sondern weil ich mich persönlich nicht gut dabei/darin fühle. Dafür sehe ich aber ausgesprochen gerne anderen dabei zu. :)

      Sublimis schrieb:

      Es soll auch Doms und Subs geben, die jegliches Rollenspiel als Abweichung von der Realität ablehnen.
      Das verstehe ich sehr gut :yes: .

      Sublimis schrieb:

      Selbst wenn es sich um etwas Banales wie eine geringfügige Veränderung der Persönlichkeit in der Session oder um Objektifizierung handelt.
      Hier hakt es bei mir. Ich scheine ein Verständnisproblem zu haben - was genau meinst Du damit?

      Sublimis schrieb:

      Sind Bottoms mit einer Vorliebe für zeitlich begrenzten DS also schlechtere BDSMler oder einfach etwas komplizierter als der Durchschnitt?
      Nein :thumbdown: . Wer bin ich, darüber zu urteilen, wer/was besser, schlechter, komplizierter ist?
      Ich mag Vielfalt statt Einfalt. Je bunter gemischt, desto besser.
      Es ist doch gerade interessant, dass es so viele unterschiedliche Denkweisen und Lebensmodelle gibt.
      Wie furchtbar monoton wäre es, wenn alle gleich wären. Dies würde einem Stillstand ähneln - mein eigener, persönlicher Alptraum :D .
      In meiner Anfangszeit nach dem inneren Outing sind mir diese "BDSM gleich Lebenseinstellung" vs. "BDSM als temporäres, erotisches "Spiel"" Debatten analog zu "wahrhaftigem/richtigem/tiefem BDSM" vs. "pseudo/falschem/oberflächlichem BDSM" sehr oft begegnet. Nicht hier, aber in einschlägigen Gesichtsbuch-Gruppen.

      Anfangs hat mich das zunehmend verunsichert und in eine Verteidigungshaltung getrieben. Denn schrieb ich etwas, wurde sofort - ganz im Sinne dieses schwarz-weiß Schemas - in einer der beiden Gattungen sortiert. Dabei konnte ich mich selbst noch gar nicht verorten, wusste zwar um meine Neigung, aber noch nicht um deren Facetten und Komponenten.

      Als ich dann anfing mich auszuleben, zu entdecken, mein/unser BDSM zu gestalten und nicht nur darüber theoretisch zu reflektieren sowie auch andere aus der Community kennenlernte (nicht auf das Forum bezogen, sondern generell auf BDSMler) und sah, wie liebe- und lustvoll unterschiedliche Intensitäten von temporären erotischen Rollenspielen über sanftes 24/7 D/s bis hin zu TPE gestaltet und gelebt wurden, kamen mir solche schwarz-weißen Zuordnungen zunehmend lächerlich und den üblichen gruppendynamischen Prozessen geschuldet vor, die in vielen Szenen auftreten. Zudem vermutete ich zunehmend hinter vielen Profilen der angeblich einzig wahren BDSMler sprichwörtliche "Tastenwichser".

      Daher würde ich raten eher auf das eigene Selbst und das Entdecken der eigenen Neigungsausprägung und den Austausch mit wohl gewählten anderen zu fokussieren, als sich diese Machtkämpfe um das einzig wahre und ultimative BDSM zu geben. In der Regel stiftet es mehr Verunsicherung als Sinn für den eigenen Weg. Ich denke hier im Forum ist eine gute Gelegenheit dazu, habe ich doch die Diskussionen hier immer als offen und differenziert wahrgenommen.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Danke, Chat.Noir. Damit sprichst du mir wahrlich aus der Seele. :) Ich sollte mich auch nicht andauernd von solch einem Gerede beeinflussen lassen. Wer bewusst ausgrenzen möchte, tut das wohl leider so oder so, egal wie sehr man dagegen anredet. Lange ist es bei mir noch nicht her, dass ich mich der Szene geöffnet habe und gerade der Online-Austausch auf gewissen Plattformen ist eher Stressfaktor denn Mehrwert.
      Das Forum gefällt mir bisher sehr gut und es ist alles so viel gesitteter als auf Fb. :D