HIV Präventionsmedikament auf Kosten der Krankenkassen

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      HIV Präventionsmedikament auf Kosten der Krankenkassen

      Im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids soll, laut unserem Bundesgesundheitsminister Spahn, die sogenannte HIV-Präexpositionsprophylaxe (Prep) in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden. Zuerst einmal was ist das. Es gibt Wirkstoffe die dazu führen, dass eine dauerhafte Ansteckung mit dem Virus unterbunden wird. Zum einen gibt es die Präparate die man nimmt, weil man dauerhaft einem solchen Risiko ausgesetzt ist, zum anderen jene die man kurz nach einer möglichen Ansteckung nimmt (Infektion mittels Nadel im Krankenhaus, Vergewaltigung, usw).

      Spahn schlägt nun vor, dass man das Mittel welches man nimmt um sich präventiv zu schützen, Menschen die gefährdet sind (Mitarbeiter von Krankenhäuser, Schwule, usw), auf Kassenrezept zugänglich macht. Die Reaktionen sind dabei sehr gemischt, die Krankenkassen sehen darin keinen Sinn, die deutsche Aidshilfe begrüßt hingegen diesen Vorstoß.

      Was denkt ihr darüber?
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Aus meiner reinen Unkenntnis zu dem Thema befürworte ich die listung im Leistungskatalog.
      Niemand wird sich das Medikament freiwillig Verabreichen wollen und diejenigen die es brauchen sollen sich in Deutschland, einem der Reichsten Länder der Welt, keine Gedanken machen müssen über irgendwelche Kosten, nach eine Theoretischen Infektion durch eine Nadel, Vergewaltigung oder anderen Vorfällen.

      Mfg Talon
      :dance:
      Dass, das Medikament immer übernommen werden sollte, wenn eine unfreiwillige Gefährdung mit dem Virus vorkam, steht für mich außer Frage. Sprich der Pfleger der sich an einer Nadel möglicherweise infiziert hat, der muss natürlich sofort Zugang zu dem Medikament erhalten (in Kliniken gibt es den aber immer, dort gibt es entsprechende Notfallsets). Auch bei einer Vergewaltigung oder einem gerissenen Kondom ist das selbstverständlich.

      Darüber hinaus sehe ich es recht kritisch. Jene Menschen die sich nicht zum Spaß einem erhöhtem Infektionsrisiko aussetzen, bei denen kann ich es verstehen. Wobei jene die ich kenne, lehnen das Medikament ab. Zum einen ist das Risiko in einem Krankenhaus sich an einem Patienten zu infizieren gering, zum anderen gibt es eben die Notfallsets und vor allem ist das Medikament Nebenwirkungen aufweist und einen hohen Wirkungsgrad hat, aber dennoch keinen 100% Schutz bietet.

      Sollte jemand mit einem Partner in einer Lebensgemeinschaft leben, der Aids hat und beide wollen auf natürlichem Wege Kinder zeugen, dann könnte ich einer Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse halbwegs verstehen, sollte es aber nicht dieser Grund sein, dann wäre ich strikt gegen eine Kostenübernahme.

      Zum einen muss ich den Krankenkassen beipflichten, Sex kann man auch mit Kondom haben und ein Mehr an Spaß muss nicht durch die Allgemeinheit finanziert werden. Vor allem aber wundert es mich, wie positiv die Deutsche Aidshilfe reagiert hat. Natürlich würde der verbreitete Einsatz des Medikaments die Aidsquote senken. Aber ohne Kondom Sex haben bedeutet doch, dass man sich nicht nur Aids einfangen kann. Ich glaube jene die das Medikament nehmen würden, würden sich dann gehäuft mit anderen Krankheiten wie Hepatitis und Co anstecken, was mit weniger Lebensqualität und eine Hep C Behandlung kostet die Krankenkasse mehr als 500.000 Euro.

      Für mich würde eine solche Pille die ohne Abwägung an Gruppen die gefährdet sind verteilt wird, einen negativen Effekt haben und auch wenn die Kosten moderat sind (60-70 Euro pro Monat), sehe ich keinen Grund darin, dass die Krankenkassen diese Kosten übernehmen müssen, da das Kondom zuverlässig, nebenwirkungsfrei und günstige wirkt. Zumal es eben keinen 100% Schutz bietet sondern Aids nur mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verhindert.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Jep. Deiner Argumentation kann ich sehr gut Folgen und befürworten.
      Jedoch schmeiße ich Mal in den Raum das die Krankenkassen schon jetzt bei viel zu vielen Leistungen grundlos (nicht grundlos, sondern nur um Geld zu Sparen) Streicht, Ablehnt oder Kosten nicht übernimmt.
      Wenn etwas im Leistungskatalog steht ist es zumindest einfacher seine Rechte im Ernstfall
      --->schneller<---
      Durchzusetzen.

      Mfg Talon
      :dance:
      Eine sehr interessante ethische Frage in Bezug auf einen Teil der betroffenen Menschen!
      Uninteressant sind die Menschen, die unabsichtlich zum Wohle der Allgemeinheit ein Ansteckungsrisiko eingehen, denen sollte selbstverständlich medikamentöse Hilfe gewährt werden. Allerdings genügt da die Postexpositionsprophylaxe, es gibt meines Wissens keinen Beruf, wo das Ansteckungsrisiko so hoch ist, dass eine Dauermedikation mit Nebenwirkungen gerechtfertigt wäre.
      Meiner Meinung nach ebenso uninteressant sind feste Geschlechtspartner von HIV-Infizierten. Denen würde ich das Medikament ebenfalls ohne Wenn und Aber zugestehen, im Gegensatz zu Gentledom auch dann, wenn sie nicht gerade ein Kind zeugen wollen (wer soll diese Absicht auch diagnostizieren?).
      Interessant wird es bei Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern: Unter diesen gibt es so unvernünftige Menschen (Gruppe A), die ohne Kondom Sex haben und sich dem Risiko einer Ansteckung mit verschiedensten sexuell übertragbaren Krankheiten aussetzen. Diesen sollte man meiner Meinung nach dringend kostenlosen Zugang zur Prophylaxe gewähren. Nicht nur, um sie selbst (trotz ihrer Unvernunft) zu schützen, sondern auch, um die weitere Ausbreitung von HIV einzudämmen und damit die Allgemeinheit zu schützen. Andererseits gibt es ganz sicher eine Gruppe Menschen, die wechselnde Geschlechtspartner haben und Kondome benutzen, aber unvernünftigerweise keine Kondome mehr benutzen würden, würde man sie mit der medikamentösen Prophylaxe ausstatten (Gruppe B). Diese Menschen sollte man meiner Meinung nach nicht durch Versorgung mit dem Medikament zur Unvernunft verleiten und sie damit einem erhöhten Ansteckungsrisiko für HIV (med. Prophylaxe im Vergleich zu Kondom) und anderen Erkrankungen aussetzen. Manch einer wird jetzt argumentieren, das sei Paternalismus, aber da damit auch die Allgemeinheit vor schnellerer Verbreitung verschiedener Krankheiten geschützt wird, finde ich diesen hier absolut gerechtfertigt.

      In der Praxis ist es unmöglich, Gruppe A zu versorgen, Gruppe B aber nicht. Also stellt sich die Frage, darf man Menschen der Gruppe A gesundheitlichen Risiken aussetzen, um Menschen der Gruppe B vor solchen zu schützen? Und welcher Effekt auf die Allgemeinheit ist größer, der Schutz über die Versorgung von Gruppe A oder die Gefährdung über die Versorgung von Gruppe B? Und falls die Allgemeinheit durch die Vorenthaltung besser geschützt ist, rechtfertigt dies die Gefährdung von Gruppe A? Und wenn diese Erwägungen zum Ergebnis führen, dass die medikamentöse Prophylaxe verfügbar sein sollte, soll dann die Allgemeinheit dafür bezahlen müssen?

      Ich persönlich finde keine absoluten Antworten auf diese Fragen und würde dies von Wahrscheinlichkeiten der Ansteckung, Wahrscheinlichkeiten der Verhaltensänderung (also der Größe von Gruppe B) und den Kosten abhängig machen.

      Grüße
      Pygmalion
      Werde, der du bist. (Pindar)