Trichomoniasis - Projekt Geschlechtskrankheiten

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      Trichomoniasis - Projekt Geschlechtskrankheiten

      Was ist Trichomoniasis ?

      Trichomoniasis ist eine vor allem sexuell übertragene Geschlechtskrankheit, die durch eine Infektion mit dem 5-20 µm (0,005 – 0,02 mm) großen, einzelligen, beweglichen Parasiten Trichomonas vaginals (Trichomanaden) verursacht wird.
      Von einer Erkrankung sind Frauen häufiger betroffen als Männer, die aber oft symptomlose Überträger des Parasiten sind. Besonders häufig mit Trichomonaden infizieren sich Menschen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten sowie Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern.

      Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Zahl der Infektionen weltweit auf ca. 250 Millionen pro Jahr. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Sexualpartner und der Wahrscheinlichkeit infiziert zu werden. Dies ist auch der Grund, weshalb die Häufigkeit der Infektion zwischen dem 15. und 50. Lebensjahr ansteigt. Ebenso ist die Infektionskrankheit in Bevölkerungsgruppen mit schlechten wirtschaftlichen und / oder sozialen Verhältnissen häufiger zu finden. Schätzungen der WHO zufolge sind in Europa etwa 6 % der weiblichen Bevölkerung und 1 % der männlichen Bevölkerung mit Trichomanaden infiziert, wobei es für Deutschland aufgrund einer fehlenden Meldepflicht für die Erkrankung keine genauen Zahlen gibt. Wichtig ist, dass der Sexualpartner einer infizierten Person häufig ebenfalls infiziert ist.

      Welche Symptome gibt es?
      Bei bis zu 50% der Frauen und bei bis zu 90% der Männer verläuft die Infektion ohne Krankheitszeichen. In den übrigen Fällen zeigen sich die Krankheitssymptome als Lokalinfektion zwischen 5 und 30 Tagen nach der Infektion. Beim Mann sind die Krankheitszeichen oft gering und zeigen sich vor allem als ein (leichtes) Brennen beim Urinieren sowie einem Druckgefühl auf der Blase als Zeichen einer Harnröhrenentzündung. Selten kommt ein dünnflüssiger, eher klarer Ausfluss vor. Bei der Frau kommen vor allem ein schaumiger, übelriechender, gelbgrünlicher vaginaler Ausfluss als Zeichen einer Entzündung der Vagina sowie ein verstärkter Harndrang und Brennen beim Wasserlassen als Zeichen einer Harnröhrenentzündung vor. Außerdem kommt es häufig zu einer Entzündung der Vulva (äußeres Genitale) mit angeschwollenen, geröteten und juckenden Schamlippen im Sinne einer Entzündung des äußeren Genitales und der Vagina (Vulvovaginitis) und damit einhergehend Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Bei beiden Geschlechtern kann die Entzündung selten „aufsteigen“. So kann es beim Mann zu einer Entzündung der Prostata oder des Nebenhodens kommen, bei der Frau zu einer Gebärmutterhalsentzündung oder auch zu einer Eileiterentzündung. Sofern diese Entzündungen langwierig anhalten (chronisch verlaufen), kann die Trichomoniasis dadurch selten auch die Ursache einer erworbenen Unfruchtbarkeit sein.
      Bei entsprechenden Sexualpraktiken (siehe Übertragungswege) können auch der Enddarm und der Rachenraum seltene Orte einer durch Trichomonaden verursachten Entzündung sein.
      Bei Schwangeren kann die Trichomoniasis zu einer Frühgeburtlichkeit und zu einem geringeren Geburtsgewicht führen.

      Wichtig ist auch zu wissen, dass eine Infektion mit Trichomonaden die Empfänglichkeit für eine HIV-Infektion (durch die Entzündung / Narben) im besonderen Maße erhöht.

      Wie werden Trichomonaden übertragen?
      Solange eine Person infiziert ist, kann sie eine andere Person anstecken, unabhängig davon, ob Krankheitszeichen bestehen oder nicht. Dabei ist das Vorhandensein anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen ein begünstigender Faktor für eine Infektion. Auch eine Person, die bereits einmal eine Trichomoniasis hatte, hat ein erhöhtes Risiko für eine erneute Infektion.

      Für eine Infektion muss der Erreger mit der Schleimhaut einer Person in Kontakt kommen, beispielsweise mit der Peniseichel, der Harnröhre, der Vaginalschleimhaut, dem Enddarm oder dem Rachen. Die intakte Haut kann der Erreger dagegen nicht durchdringen. Eine Übertragung des Parasiten erfolgt dabei durch direkten Kontakt infizierter Bereiche, z.B. Penis oder Vulva, oder auch über infektiöse Sekrete wie Vaginalsekret, Prostatasekret, Urin, Rektalschleim oder auch Speichel.

      Dies geschieht vor allem beim Geschlechtsverkehr, selten auch beim Analverkehr. Eine Übertragung beim Oralverkehr ist sehr selten und hier auch bislang nur beschrieben für den Cunnillingus („Lecken“ des äußeren Gentiale einer Frau) einer infizierten Frau und führt dann zu einer Entzündung des Rachens durch Trichomanden. Nicht beschrieben ist dies bislang für die Fellatio (Oralverkehr beim Mann).

      Außerhalb des Körpers können Trichomonaden mehrere Stunden überleben, vor allem im feuchten Milieu. In dieser Zeit kann der Erreger dann auch indirekt über die Hände beim Petting, „Fingern“ oder beim „hand job“ übertragen werden. Auch ist eine indirekte Übertragung über mit infektiösen Sekreten/Körperflüssigkeiten kontaminierte (behaftete) Gegenstände in dieser Zeitspanne möglich, jedoch ist dies wesentlich seltener als die direkte Übertragung. Mögliche Übertragungen finden daher vor allem innerhalb einer Zusammenkunft / Session statt. Eine Übertragung am nächsten Tag ist dagegen sehr unwahrscheinlich. Als Gegenstände kommen vor allem solche mit bestimmungsgemäßem Kontakt mit den Schleimhäuten des Genitalbereiches in Frage, wie z.B. Dildos. Unwahrscheinlich, aber denkbar wäre auch eine Übertragung durch Schlaginstrumente, wenn damit der Intimbereich (Vulva, Anus) verschiedener Personen kurz hintereinander mit dem gleichen Schlaginstrument geschlagen würde.

      Eine Übertragung erfolgt selten auch über andere Gegenstände bzw. nicht-sexuell, z.B. über feuchte Handtücher oder auch beim gemeinsamen Baden (in nicht-chloriertem Wasser).
      Eine Übertragung findet dagegen weder über Muttermilch, noch über Blut statt.
      Wie wird die Infektion festgestellt?
      Ein Erregernachweis erfolgt üblicherweise mittels Mikroskopie aus frischem Abstrichmaterial von der infizierten Schleimhaut, aus deren Sekreten (z.B. Vaginalksekret) oder aus Urin.Der Abstrich ist schmerzfrei. Alternativ gibt es auch einen Schnelltest, der Erregerbestandteile aus dem Abstrich nachweist. Sehr empfindlich und hochgenau ist der Nachweis des Erbgutes des Erregers mittels molekularbiologischer Methoden, dieser wird aber aufgrund der höheren Kosten nur in bestimmten Fällen durchgeführt. Ebenfalls nur in seltenen Fällen ist zudem eine Anzucht des Erregers notwendig, z.B. bei vermuteter Resistenz (nicht Wirksamkeit) gegen die Medikamente, mit denen der Erreger abgetötet werden soll. Auch hierfür ist ein Abstrich erforderlich.
      Wichtig ist, bei einer eigenen Infektion auf jeden Fall auch den Sexualpartner zu untersuchen, auch wenn dieser keine Krankheitszeichen hat (siehe Behandlungsmöglichkeiten).

      Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
      Eine Trichomoniasis lässt sich gut mit bestimmten Antibiotika behandeln. Meist reicht eine einmalige Einnahme eines Antibiotikums für eine erfolgreiche Therapie aus. Bei nachgewiesenem Therapieversagen kann eine mehrtägige Therapie notwendig sein.
      Eine lokale Behandlung mit antimikorbiellen Zäpfchen oder Salben wird heute nur noch in Ausnahmefällen bzw. unter bestimmten Voraussetzungen empfohlen.
      Bis zum Ende der Antibiotikatherapie bzw. bis zum Verschwinden der Krankheitszeichen sollte auf sexuelle Kontakte verzichtet werden.
      Da der Sexualpartner häufig ebenfalls infiziert ist, ist es sehr wichtig, auch diesen zu untersuchen und bei einem Nachweis von Trichomaden auch zeitgleich zu behandeln, auch wenn bei diesem keine Krankheitszeichen bestehen.

      Wie kann ich mich und andere schützen?
      Durch die Verwendung von Kondomen bzw. lässt sich die Ansteckungswahrscheinlichkeit für eine Trichominiasis deutlich senken. Einen 100%-igen Schutz bieten Kondome aber nicht. Beim Cunnilingus oder beim Rimming können sog. Lecktücheroder Femidome das Ansteckungsrisiko senken. Eine indirekte Übertragung lässt sich durch die personenbezogene Anwendung von Sextoys und anderen BDSM-Utensilien oder durch deren Reinigung und Desinfektion (siehe eigenes Kapitel) verhindern. Auch die personenbezogene Nutzung von Handtüchern, Waschlappen o.ä. ist zu empfehlen. Das zügige Anziehen trockener Kleidung bzw. Ausziehen nasser Kleidung nach dem Baden in nicht-chloriertem Wasser kann ein diesbezügliches Übertragungsrisiko ebenfalls senken.
      Eine Vaginalspülung vermindert das Risiko einer Infektion dagegen nicht.
      Gibt es eine Impfung?
      Eine Impfung gibt es nicht.

      Wie verläuft die Erkrankung mit/ ohne Behandlung?
      Eine Trichomoniasis lässt sich in den meisten Fällen sehr gut behandeln. Falls die Infektion trotz Therapie nicht ausheilt oder Infektionszeichen schnell wiederkommen, ist meist eine erneute Ansteckung durch den Sexualpartner hierfür verantwortlich (im Sinne einer erneuten Infektion). Daher ist es sehr wichtig, auch immer den Sexualpartner zu untersuchen und auch wenn dieser keine Krankheitszeichen hat, ebenfalls zu behandeln. Nur sehr selten sind Resistenzen gegen antimikrobielle Substanzen der Grund für ein Therapieversagen. Hier sollte dann eine Anzucht und Testung des Erregers stattfinden, um ein geeignetes Mittel zu finden.
      Eine spontane Ausheilung ohne Therapie ist möglich, findet aber nur in etwa 20% der Fälle und gegebenenfalls erst nach langwierigen Verläufen statt.


      Eine erfolgreich behandelte bzw. ausgeheilte Trichomoniasis hinterlässt meist keine bleibenden Schäden. Selten kann jedoch sowohl beim Mann als auch bei der Frau durch die Entzündung zur Unfruchtbarkeit kommen, die durch die antimikrobielle Therapie nicht rückgängig gemacht werden kann. Auch ist bei verbleibenden, mikroskopischen Narben, die Anfälligkeit gegenüber anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen erhöht.
      Nach einer ausgeheilten oder erfolgreich behandelten Infektion besteht kein Immunschutz. Dies bedeutet, man kann sich leider immer neu wieder mit Trichomonaden anstecken.

      Hinweis:
      Die hier zur Verfügung gestellten Texte dienen der Information. Sie sollen damit einen Beitrag zur Aufklärung und auch zur Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen leisten.
      Es wird eindringlich darauf hingewiesen, dass die hier jeweils dargestellten Informationen dem interessierten Leser nur eine Orientierung geben können und keinesfalls (!) den individuellen direkten Arztkontakt ersetzen können! Bei Erkrankung oder Verdacht auf eine Erkrankung sollte daher unbedingt der individuelle Arztkontakt erfolgen.

      Quellenangaben
      Centers for Disease Control and Prevention: Trichomoniasis - CDC Fact Sheet; .cdc.gov/std/trichomonas/stdfact-trichomoniasis.htm , Datum des Zugriffs: 05.07.2018

      WHO: Prevalence and incidence of selected sexually transmitted infections,Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae, syphilis and Trichomonas vaginalis: methods and results used by WHO to generate 2005 estimates; 2011: ISBN 978 92 4 150245 0 ; Download: .who.int/reproductivehealth/publications/rtis/9789241502450/en/ ; Datum des Zugriffs 05.07.2018

      Centers for Disease Control and Prevention: 2015 Sexually Transmitted Diseases Treatment Guidelines: Trichomoniasis; .cdc.gov/std/tg2015/trichomoniasis.htm ;Datum des Zugriffs 05.07.2018

      Jackie Sherrard, Cathy Ison, Judith Moody et al.;United Kingdom National Guideline on the Management of Trichomonas vaginalis 2014.Int J STD AIDS. 2014 Jul;25 (8):541-9

      BZGA: Trichomonaden; .liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/trichomonaden/ ; Datum des Zugriffs: 04.07.2018

      Deutsche AIDS-Hilfe e. V.: sexuell übertragbare infektionen; 2017. Download: .aidshilfe.de/shop/sexuell-ubertragbare-infektionen-2017 ; Datum des Zugriffs: 04.07.2018

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