Offene Beziehung/Spielbeziehungen neben der Partnerschaft - Konsens für alle?

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      @Dominantseptakkord

      Die Frage inwiefern ein Kontrakt für dich gültig ist, den dem du nicht explizit zugestimmt hast ist interessant.

      Es ist dabei zunächst sicher zwischen der Hierarchie der Kontrakte zu Unterscheiden und hier gibt es einen Anschluss an die Stufen von @Freudenschwalbe

      Ich denke aber das aus du einen Punkt übersiehst.


      Was macht uns überhaupt Fähig einen Kontrakt einzugehen? Es ist die Fähigkeit rational Entscheidungen zu treffen im Konsens mit anderen Subjekten.


      Damit ist aber noch nicht sichergestellt, dass diese Kontrakte eingehalten werden. Kontrakte bekommen ihre Gültigkeit mit der grundsätzlichen Zustimmung aller Subjekte jeden Kontrakt einzuhalten. Wenn ein Subjekt dies nicht tut sondern nur Teile der Kontrakte einhält und sogar davon profitiert, dass andere sich an Regeln halten, an das es sich selber nicht halten muss, dann spricht man von "Trittbrettfahrer".

      Hier klinkt nun im weiteren Sinn der Beitrag von@'Bdn130671 ein. Welchen Verlass habe ich auf eine Person, welche Verträge nach belieben bricht oder einhält.

      Die Berechtigung eines moralischen Systems liegt in dessen Konsistenz. Diese Konsistenz hat aber nun sehr wohl einen Einfluss auf dich, auch wenn du nicht ein direkter Vertragspartner bist.

      Denn was in diesem Fall geschieht ist, dass die absolute Grundlage für moralisches Handeln angegriffen wird. Nämlich die Bereitschaft sich hinsichtlich den eigenen festgesetzt moralischen Überzeugungen gleichwertig zu verhalten, in dem das gegebene Versprechen eingehalten werden. Moral wird bedeutungslos, wenn sie auf diese Art beliebig wird. Sie ist also in dieser Hinsicht vom Subjekt auch in einer relativistischen Position unabhängig vom Subjekt.

      Ich hoffe ich habe deine Ausführungen korrekt wiedergegeben und nichts überlesen?

      ===

      Noch zur Ausgangsfrage von @Chat.Noir. Ich sehe das wie du. Dinge welche in einer Beziehung ausserhalb der meinigen ausgehandelt wurden haben für mich die gleiche Gültigkeit wie die welche ich bestimmte für die moralische Begründung vgl. oben.

      Aber auch abgesehen von moralischen Überlegungen, will ich mir wie @Bdn130671 einfach auch das Kudelmuddel nicht antun. Wieso sollte ich mich auf so etwas einlassen was folgen könnte? Ist doch am Schluss nur anstrengend.

      ==

      @Rina Ich schliesse mich den Ausführungen von @Chat.Noir an. In dem Kontext spricht man auch vom "Recht auf nicht wissen". Mir erscheint das essentiell. Ich für meinen Teil möchte sehr genau wissen, was meine Partner*innen tun. Da bin ich schlicht auch einfach zu neugierig und erzähle auch gerne davon. Ich sehe aber grundsätzliches Problem, wenn jemand nicht mit ihrer/seiner Partner*in darüber sprechen möchte. Solang eben das grundsätzliche Einverständnis vorhanden liegt, dass ein sexueller Kontakt ausserhalb der anderen Beziehung erlaubt ist.
      Hmm, ich bin wohl nicht so ein guter Mensch.
      Die Beziehung zu Monsieur begann als Spielbeziehung, kurz danach begann er eine Liebesbeziehung. Er wies daraufhin, dass es mich gibt und er darauf nicht verzichten möchte, aber wir haben uns nicht immer an aufgestellte Grenzen gehalten. Und grundsätzlich war es nicht mein Problem, nicht meine Beziehung. Gilt für mich auch immer noch so.
      Mein Partner zu der Zeit hätte irgendwann auch gerne gehabt, dass ich die Beziehung zu Monsieur beende - darauf habe ich mich aber nicht eingelassen. Monsieur wusste das, die beiden waren auch befreundet - aber das war kein Grund für ihn, das zu beenden.
      Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. (Rut 1,16)
      Liebe Felin, ich lese deine Zeilen und muss schmunzeln. Weil der Gedanke, nicht so ein guter Mensch zu sein auch in mir aufkommt, wenn ich mir vorstelle, einen weiteren Partner in meinem Leben zuzulassen.

      Obwohl mein Partner mir alle Freiheiten lässt, solange er nichts weiss, werde ich vielleicht eben doch automatisch zu einem nicht so guten Menschen, wenn ich ihn belügen muss, eben wegen der Freiheiten, die er mir gestattet und des "Nichtwissens", auf dem er besteht.
      Die Grenze meines Partners ist das "Nichtwissen". Gleichzeitig haben wir die Regel, uns nicht zu belügen. Irgendeine Grenze verletze ich also automatisch irgendwann, sobald ich den gewohnten Rahmen verlasse.

      Und obwohl der rationale Teil in mir ganz entspannt ist, sagt die emotionale Seite "Achtung, auch das Belügen ist Betrug".

      Kurzum...was macht dich zu einem nicht so guten Menschen? Allein die Einstellung "nicht deine Beziehung, nicht dein Problem"? Das macht dich in meinen Augen nicht zu einem nicht so guten Menschen. Es ist einfach eine Einstellung. Deine. Die ist genauso zu nehmen, wie eine gegenteilige. Nicht besser und nicht schlechter in meinen Augen.
      Hmm, das hat Menschen schon sehr verletzt.
      Insbesondere, weil die damalige Partnerin von Monsieur davon ausging, wir seien befreundet und sich dann auch sehr von mir hintergangen fühlte. (Ich sah das völlig anders bezogen auf die Freundschaft)
      Aber ja, du hast vielleicht recht.
      Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. (Rut 1,16)
      Ein Thema, wo man sehr aufpassen muss, nicht einen anderen für eine andere Ansicht zu beurteilen und/oder zu verurteilen...

      meine bescheidenen Erfahrungen dazu:

      mit 23 wurde ich von einem verheirateten Mann auf eine Art und Weise verführt (es dauere Wochen...), dass ich einknickte.
      Und das obwohl ich das Prinzip hatte, nie eine Geliebte zu sein!

      mein erster Spielpartner in Sachen BDSM letztes Jahr war ein verheirateter Mann, der seine Frau belügt.

      Beide Männer sind/waren unglücklich in ihrem Leben. Beide haben/hatten unterschiedliche, aber massive Probleme mit ihren
      Partnern. Beide haben es aus unterschiedlichen Gründen nicht mit ihren Frauen ausdiskutiert. Mein Spielpartner deshalb nicht,
      weil seine Frau von seiner "Abartigkeit" nichts wissen wollte, er war/ist darüber tieftraurig, sehr gedemütigt und verletzt.

      Wenn jemand eine Mitverantwortung am Betrug dieser beider Männer hat, dann doch wohl ihre Partnerinnen? Was habe ich
      als Aussenstehende / neu Hinzugekommene im Leben der Männer mit ihrer Partnerschaft zu tun? Die Ursache für Lüge und
      Betrug war nicht ich, sondern diese findet sich im Umgang der Partner miteinander.
      Und deshalb ziehe ich mir diesen Schuh nicht an!

      Ich will keine Geliebte sein, weil ich nicht gerne den Mann, dem mein Herz gehört, teile. Das ist Egoismus, aber auch
      Selbsterhaltungstrieb. Es würde für mich Unglück pur bedeuten und das möchte ich nicht. Also bin ich in dieser Hinsicht
      keine Altruistin.

      Aber heute, wo ich BDSM lebe, kann es gut sein, dass ich meine Einstellung ändere... ich lerne hier unglaublich viel über
      Reflexion, Toleranz und eine Art Liebe, welche ich in meinem Leben so noch nicht gekannt habe.
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Ich gehöre wohl zu der Gruppe derjenigen, bei denen die Moral an der eigenen Haustüre endet..
      Für mich ist das Betrügen meines eigenen Partners ein No Go und ich habe dieses Prinzip auch in sehr langen Beziehungen immer konsequent durchgehalten. Meine Loyalität ist sehr stark ausgeprägt und ich möchte -bezogen auf meine eigene Partnerschaft- ihm in die Augen und selbst in den Spiegel sehen können.

      Ganz anders ist es jedoch um meine moralischen Werte bezogen auf die Beziehung von Männern bestellt, die ich treffe. Ich hatte da schon diverse Konstellationen, von regelmäßigen Treffen mit ungebundenen Männern, über eine Spielbeziehung mit einem Mann, der poly lebt über heimliche Affären. Ich habe mich in allen Konstellationen wohl gefühlt und empfinde schlichtweg keine Verantwortung für die Beziehung meines Gegenübers. Dass man diese Haltung durchaus fragwürdig finden kann und man selbst damit in gewisser Weise auch immer die Verantwortung für die Gefühle anderer ausblendet, ist mir bewusst, dennoch empfinde ich es so.

      Nicht ganz außer Acht lassen darf man allerdings vielleicht den Aspekt, dass der Umstand, dass der andere im Fall einer heimlichen Affäre seinen Partner dauerhaft belügt, doch etwas an seiner charakterlichen Integrität zweifeln lassen kann, auch wenn man dieses Spiel mitspielt. Ich könnte mir gerade bei einer intensiven bdsm (Spiel-)Beziehung schon vorstellen, dass dies irgendwann den Blick auf den Spielpartner verändert und somit zu einem Problem für die Spielbeziehung werden kann.

      mutigesmaedchen schrieb:


      Nicht ganz außer Acht lassen darf man allerdings vielleicht den Aspekt, dass der Umstand, dass der andere im Fall einer heimlichen Affäre seinen Partner dauerhaft belügt, doch etwas an seiner charakterlichen Integrität zweifeln lassen kann, auch wenn man dieses Spiel mitspielt. Ich könnte mir gerade bei einer intensiven bdsm (Spiel-)Beziehung schon vorstellen, dass dies irgendwann den Blick auf den Spielpartner verändert und somit zu einem Problem für die Spielbeziehung werden kann.
      Ich glaube du hast gerade die diffusen Gedanken, warum ich u.a. darauf bestehe, dass potenzielle Spielpartner unsere potenzielle Spielbeziehungen bei ihren - falls vorhanden - anderen Partner*innen kommunizieren, formuliert.

      Nun ist es bei mir individuell (leider?!) so, dass ohne D/s Komponente meine Sexualität mit anderen Menschen quasi nicht vorhanden ist. D.h. neben meinem Herren eine Vanilla-Affäre? No way. Bringt mir sexuell nichts. Es wäre also zwangsläufig eine Liaison mit BDSM oder gar D/s Komponente.

      Und im BDSM/D/s benötige ich viel Vertrauen. Und das schöpfe ich u.a. durch charakterliche Integrität meines Gegenübers. Das heißt nicht, dass wir moralisch-ethisch zu 100% auf einer Wellenlänge surfen müssen. Aber das heißt für mich, dass derjenige seine eigenen, gut begründeten Werte lebt und in sich größtenteils konsistent handelt.

      Er einfach klar ist, in dem was er tut. Nun kann man im konkreten Beispiel sicher auch gute Argumente für ein "Was in Beziehung XY vor sich geht ist nicht mein Problem" finden. Möglicherweise gäbe es situationsbedingt sogar welche, bei denen ich mitgehen könnte und meine eigene Haltung überdenke.
      Was ich allerdings als verunsichernd empfinde ist die Empfindung, mein Gegenüber macht es sich moralisch "zu einfach", weil er lediglich Eigeninteressen verfolgt. Sprich, wenn da jemand ist, der sich über eventuelle Konsequenzen so gar keine Gedanken macht oder Gespräche darüber einfach als lästig empfände. So ein Verhalten würde bei mir große Verunsicherung dahingehend auslösen, dass ich vor mir jemanden habe, der sich womöglich Ego-technisch weit überschätzt. Und da schrillen bei mir Alarmglocken. Sicher auch aus meiner eigenen Biografie heraus begründet.

      Zudem kann ich mit Lügen einfach emotional nichts anfangen. Illoyalität cuttet bei mir unverzüglich jegliches emotionales Band, egal wie dick es ist und egal wie lang es besteht. Wahrscheinlich bin ich aber auch nicht frei von Projektion meiner moralischen Werte und Ansprüche auf potenzielle Dritte.
      Im Einzelfall müsste man wohl darüber sprechen und situativ aushandeln, ob diese Spielparnerschaft zustande kommt oder nicht und unter welchen Bedingungen.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Hi!

      Also diese Zweifel an der Integrität eines Spielpartners wenn man drauf kommt, dass er eigentlich jemanden betrügen muss um sich mit einem zu treffen, kann ich gut nachvollziehen.

      Ich hab meinen Spielpartner auf ner entsprechenden Plattform kennengelernt und daher wohl gleich nicht vorausgesetzt, dass es da immer ehrlich zugeht. Ich bin also mit zwei verschiedenen Erwartungshaltungen in Bezug auf Vertrauen an die Sache rangegangen.

      Erstens : Was meinen Körper, meine Sicherheit angeht, mein diesbezüglicher Anspruch an Vertrauenswürdigkeit war und ist unumstößlich. Passt auch und wurde noch nie enttäuscht. Auch in punkto Diskretion!!

      Zweitens : Bei Onlinebekanntschaften muss man verflixt gut aufpassen, dass man nicht zuviel von sich preisgibt. Ich hab also damit gerechnet, dass sein Name, einige seiner Angaben, sein Beziehungsstatus etc. nicht 100%ig stimmen werden. Ich hab das akzeptiert, wie gesagt, wenn alles andere stimmt, ist das vielleicht moralisch fragwürdig aber nicht besonders problematisch für mich.

      Insgesamt würde ich sagen kommt es für mich darauf an WARUM und WOBEI mein Gegenüber lügt. Einige Punkte hat er dann tatsächlich recht rasch richtiggestellt, als er merkte, die is ok, und keine Irre aus dem Netz. Bei anderen Dingen hats gedauert, auch klar und ich kann nachvollziehen, warum er vorsichtig ist.

      Und, klar, wenn jemand leicht lügt oder betrügt, dann muss man realistischerweise davon ausgehen, dass es einen selbst mal treffen kann. Muss jede/r selbst entscheiden, ob er/sie das Risiko eingehen möchte.

      Izrah
      Ich wäre ziemlich gespannt, was heraus käme, wenn man die Einstellung zum "Äffare sein" mit der bevorzugten Beziehungsform (Monogamie/Polyamorie) korreliert.

      @mutigesmaedchen
      Es gibt dafür keine klare Definition, aber es tut mir immer weh, wenn jemand Poly sein mit Affären haben gleich setzt. Ich bevorzuge es deshalb, wenn betrügen und poly sein strikt getrennt wird. Poly sein hat nichts mit dem regelmäßigen Hintergehen eines Partners zu tun.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MatKon ()

      Irgendwie ein zentrales Thema, was die Mehrheit umzutreiben scheint. In diesem Zusammenhang kann ich mich nur, und möchte ich mich auch gern wiederholen.
      Jeder bewanderte Nutzer der „Neuen Medien“ würde hier ein >>verschmitztgrins<< setzen – ich erspare Euch das.

      Sein halbes Leben mag man wahrscheinlich damit verbringen können, alles zu lesen, was darüber bisher geschrieben wurde. Schließlich käme man wohl zu dem Ergebnis, es gäbe zwei große Gruppen. Die eine Gruppe lehnt es grundsätzlich ab, die andere toleriert es – nur jedoch, wenn es offen und ehrlich passiert. Eine Minderheit scheint dabei aber völlig vernachlässigt worden zu sein. Zu dieser Randgruppe, welche offenbar hierzu keine gefestigte Meinung vertritt, gehöre ich offenbar auch.
      Menschen, Gruppe, Kulturen und „Zeiten“ habe ihre spezifische Moral. Vom moralischen Standpunkt aus gesehen fällt das Urteilen wesentlich leichter, da man sich auf bestimmte Wertvorgaben beziehen kann. Da diese ja auch von vielen anderen getragen werden, kann man sich getrost bestätigt fühlen. Und so schließen wir uns mehr oder weniger freiwillig einer Moral an, mit welcher man sich identifiziert, sofern man einen freien Willen hat und nicht beeinflusst wird. Eigentlich sollte es sich damit gut leben lassen, jegliche Zweifel daran machen das Leben nur kompliziert.
      Dummerweise geschieht Beeinflussung allerdings oft auch im Unterbewusstsein. Ja, nee iss klar, uns als Individuum betrifft das natürlich nicht. Wir haben inzwischen sogar unser Unterbewusstsein im Griff, können in Zweifelsfall das Internet befragen oder haben bereits eine entsprechende App.

      Die Moral hinsichtlich monogamer Beziehungen befindet sich wohl immer mal im Wandel. Heute reden wir über offene Beziehung, was zuletzt als „Freie Liebe“ bekannt geworden war. Ich habe davon zwar nur noch den Ausklang mitbekommen, kann mich aber nicht dem Eindruck erwehren, dass ein immer wiederkehrendes Thema neu aufgelegt wird.
      Wohl dem, der tolerant genug und eifersuchtsfrei ist. Und was ist mit dem Rest? Recht einfach gestaltet es sich für die Intoleranten und Eifersüchtigen – eine klare akzeptable Einstellung, welche sich über eine weitere Moral vereint. Ziemlich einfach eigentlich und damit sollte die Welt auch in Ordnung sein.
      Man hörte allerdings schon davon, dass zwei Menschen eine Beziehungen (nennt das wohl Liebe) eingingen, die unterschiedliche moralische Auffassungen hatten. Blöderweise scheint Liebe etwas zu sein, was sich über alles hinwegsetzt. Eine Regung, ein Gefühl, welches eigentlich gar nicht mehr zeitgemäß ist und so richtig in unser ordnungsgemäß selbstreflektiertes modernes Leben passen will.
      Ich frage mich manchmal, wie viele Menschen Toleranz heucheln, nur um den geliebten Partner nicht zu verlieren? Ich weiß, niemand tut so etwas!
      Also vögeln wir uns durch allerlei Betten, ob nun tolerant, intolerant, heimlich oder vertrauensvoll, moralisch unbedenklich und ganz ehrlich. Wo ist der Unterschied? Ach ja, da war ja noch die Sache mit dem Betrug.
      Na, nun wird´s aber schwierig. Was für den Einen Betrug ist, ist es für den Anderen noch lange nicht. Jedoch ohne eine allgemeingültig Definition kommt man auch nicht weiter, und ich wäre mit meiner Erkenntnis über die Welt schon am Ende, wenn ich nicht wieder -mangels Alternativen- auf die Ableitung von der deutschen Rechtsprechung zurückgreifen würde: „Betrug ist, einen anderen in der Absicht zu schädigen, sich einen Vorteil zu verschaffen, durch Vorspiegelung falscher oder durch Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum herbeizuführen, der einen anderen schädigt.“


      Die Kernaussage wäre : „Einen anderen zu schädigen, in der Absicht zu schädigen.“
      Genau hier lässt sich eine deutliche Grenze ziehen.
      Wir gehen sicherlich d´accord, Spielbeziehungen neben der Partnerschaft geschehen nicht mit Absicht, sich einen Vorteil zu verschaffen, vor allem aber nicht mit der Absicht einen anderen zu schädigen (Hierzu muss ich mal anmerken, dass dies für mich nicht nur bezüglich der Partnerschaft gilt, sondern auch beispielsweise im S/M-Bereich).
      Aus dem Kontext genommen hört sich „.... ist, sich einen Vorteil zu verschaffen, durch Vorspiegelung falscher oder durch Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum herbeizuführen,....“ irgendwie schon besser an. Wenn der Vorteil auch noch für andere und nicht nur für sich selbst herbeigeführt wird, und es niemanden schädigt, was ist es dann? Dann ist es zwar immer noch die Vorspiegelung falscher respektive Unterdrückung wahrer Tatsachen aber nicht mehr zwangsläufig das Herbeiführen eines Irrtums. Na bestens. Haben wir doch damit eine Erklärung, dass wir mit dem Betrug an unseren Partnern eigentlich nur Gutes tun. Demnach gibt es überhaupt keinen Bedarf über irgendwelche Dinge mit dem Partner zu reden, solang nicht die Absicht dahinter steckt, ihn zu schädigen.


      Aber es geht noch weiter bzw. es wird noch besser. Da man ja weiß, dass Betrug, Unaufrichtigkeit etc. in der Partnerschaft einen Vertrauensbruch hervorrufen oder mit Verrat gleichgesetzt werden, ist es dann wohl doch eine Form der Schädigung.Dies nimmt man durch das Verschweigen billigend in Kauf und gleichsam versucht man den Partner hierdurch vor der vermeintlichen Schädigung zu schützen. Ja was denn nun? Besser darüber reden? Wie können wir aber sicher sein, dass unser Partner aus Angst uns zu verlieren (wir erinnern uns: Liebe) seine Toleranz und Einverständnis nur heuchelt und unter der Situation dauerhaft leidet? Wenn dies bemerkt wird, ist es dann ohnehin zu spät.
      Nichts ist so relativ wie Betrug. Oder? Nee, ist ja alles relativ. Vielleicht sogar das Relative? ..

      Alles ganz schön verwirrend. Muss mal versuchen, einen klaren Kopf zu behalten.
      In der Partnerschaft soll jeder seine Freiheiten haben. Ich kann also der Sitzung des Kaninchenzüchtervereins beiwohnen während meine Frau mit ihren Freundinnen sich zum Häkelkurs trifft. Zum Abendessen können wir uns vortrefflich darüber austauschen und wir hatten beide einen schönen Tag, sind völlig zufrieden und ausgeglichen und die Liebe will kein Ende nehmen.
      Wie war das mit der Exklusivität beim Sex? Verstehe, das wird nicht geteilt, dabei wird die Toleranzgrenze überschritten. Essen ist der Sex des Alters. Vielleicht wissen einige wovon ich rede? Ha, und nun will ich nicht mehr, dass Sie mit ihrer Freundin essen geht, damit wird meine Toleranzgrenze aber weit überschritten.

      Um die Sache auf den Punkt zu bringen hätte ich wohl auch einfach schreiben können:
      Wenn die Liebe zu einem andern Menschen größer ist und verschwiegen wird, dann besteht kein Konsens für alle.

      BigDaddy schrieb:



      Um die Sache auf den Punkt zu bringen hätte ich wohl auch einfach schreiben können:
      Wenn die Liebe zu einem andern Menschen größer ist und verschwiegen wird, dann besteht kein Konsens für alle.
      Hmja.... Der letzte Satz fassts ganz gut zusammen. Letztlich kann man über Moral diskutieren solange man will....

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich zum Beispiel hätte verhindern können, dass ich mich in meinen Spielpartner verliebe. "Erlaubt" bzw. Vereinbart war das Spiel, unter dem mein Lebensgefährte, da Vanilla, sich gar nichts richtig vorstellen konnte und Sex, worüber er explizit nix wissen will. Rausgekommen ist was völlig anderes und jetzt haben wir den Salat.

      Point being.... In einem Punkt war und bin ich ehrlich und tue nichts hinter seinem Rücken, was löblich und moralisch einwandfrei ist, andererseits kann ich nicht einfach hergehen und öffentlich verkünden :"Sorry, Schatz, ich hab mein ideales Gegenstück gefunden und das wars für uns." Das macht mich aber zur Betrügerin.... Also was denn nun?

      Na, muss ich für mich selber klären.... Wird ein harter Aufprall.... Aber Schuld? Moral? Betrug? Ich glaub nicht immer im Leben kann man mit diesen Kategorien arbeiten.

      Izrah

      BigDaddy schrieb:

      „Betrug ist, einen anderen in der Absicht zu schädigen, sich einen Vorteil zu verschaffen, durch Vorspiegelung falscher oder durch Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum herbeizuführen, der einen anderen schädigt.“


      Die Kernaussage wäre : „Einen anderen zu schädigen, in der Absicht zu schädigen.“
      In deinem langen Text könnte untergehen, das die Kernaussage, die du aus dem Satz ziehst durchaus gewagt ist.

      Nach meinem Verständnis ist die Kernaussage eher:

      "Einen anderen zu schädigen, um sich einen Vorteil zu schaffen (mit in Kauf nehmen, jemand anderem zu schaden)"

      Würde ja auch sonst keinen Sinn machen, oder? Wenn ich ein kaputtes Auto als wie-neu verkaufe, tue ich das in der Regel um mir selbst ein Vorteil zu verschaffen und nicht weil gezielt dem Käufer einen Schaden zufügen möchte. Der Käufer ist mir eher egal und ich nehme seinen Schaden in Kauf.





      Und noch was gaaaanz Wichtiges:

      Rehlein schrieb:

      Poly sein hat NICHTS mit dem regelmäßigen Hintergehen eines Partners zu tun.
      Das Wichtigeste im Satz vergessen :facepalm:
      Leider kann ich es nicht mehr nachträglich einfügen.... (Aber ich kann ;) LG MatKon)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MatKon ()

      Rehlein schrieb:

      n deinem langen Text könnte untergehen, das die Kernaussage, die du aus dem Satz ziehst durchaus gewagt ist.

      Nach meinem Verständnis ist die Kernaussage eher:

      "Einen anderen zu schädigen, um sich einen Vorteil zu schaffen (mit in Kauf nehmen, jemand anderem zu schaden)"

      Würde ja auch sonst keinen Sinn machen, oder? Wenn ich ein kaputtes Auto als wie-neu verkaufe, tue ich das in der Regel um mir selbst ein Vorteil zu verschaffen und nicht weil gezielt dem Käufer einen Schaden zufügen möchte. Der Käufer ist mir eher egal und ich nehme seinen Schaden in Kauf.

      Mir war es schon wichtig aus der Definition die Kernaussage: „Einen anderen zu schädigen, in der Absicht zu schädigen.“ rauszugreifen, um damit darzustellen, dass ich hier in Bezug auf Partnerschaften (und darum ging es doch) eine deutliche Grenze ziehe.
      "Einen anderen zu schädigen, um sich einen Vorteil zu schaffen (mit in Kauf nehmen, jemand anderem zu schaden)" ist doch das Selbe. Oder irre ich da?
      @Rehlein, ich glaube, Du hast mich ein wenig missverstanden.. es war schlichtweg eine Aufzählung meiner persönlichen Erfahrungen... ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt, deswegen sind mir die Unterschiede durchaus bewusst und mir liegt es wirklich fern, das heimliche Betrügen eines Partners mit einer auf Ehrlichkeit und Offenheit basierenden poly Beziehung gleichzusetzen.

      BigDaddy schrieb:

      Mir war es schon wichtig aus der Definition die Kernaussage: „Einen anderen zu schädigen, in der Absicht zu schädigen.“ rauszugreifen, um damit darzustellen, dass ich hier in Bezug auf Partnerschaften (und darum ging es doch) eine deutliche Grenze ziehe.
      "Einen anderen zu schädigen, um sich einen Vorteil zu schaffen (mit in Kauf nehmen, jemand anderem zu schaden)" ist doch das Selbe. Oder irre ich da?
      Verstehe ich euch/dich richtig, dass „Einen anderen zu schädigen, in der Absicht zu schädigen.“ und "Einen anderen zu schädigen, um sich einen Vorteil zu schaffen (mit in Kauf nehmen, jemand anderem zu schaden)" synonym verwendet werden?

      Ich sehe da nämlich einen kleinen, aber feinen Unterschied in der Handlungsmotivation. Vielleicht werte ich aber auch den Begriff "Absicht" zu stark.

      Ich denke gerade bei ersterer Formulierung an etwa eine solche Situation, wo eine Nebenpartnerin/Spielbeziehung bewusst versucht den Partner/Spielpartner durch eigenes Handeln vom Liebes/Lebenspartner zu entfernen oder etwa an jemanden, der bewusst immer wieder ausgehandelte Beziehungsrahmen verletzt, aber für alles Scheinargumente vorbringt, die den Partner abwerten oder versuchen dumm dastehen zu lassen. Das wäre bei mir unter "mit Absicht schädigen" angesiedelt. Es ist irgendwie forcierender, pro aktiver, egozentrischer als "Schaden in Kauf nehmen".

      Etwa so wie der Unterschied zwischen kalkulierbaren (Schaden in Kauf nehmen) und umkalkulierbaren (mit Absicht schädigen) Risiken.

      Dahingehend denke ich, egal wie jede Konstellation ihre Rahmenbedingungen aushandelt, stellt ein Betrug immer eine Grenzverletzung und somit eine Schädigung dar.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      @Chat.Noir
      Ja natürlich hast Du in diesem Zusammenhang völlig Recht. Dieser Unterschied in der Handlungsmotivation besteht. Wenn wir bei der Aussage so differenzieren wollen, würde es nicht mal allein darum gehen, dass eine Beziehung von einer „dritten Person“ bewusst auseinandergebracht werden soll. Das Inkaufnehmen jemand anderem zu schaden entstünde bereits in der Beziehung selbst, also nicht durch eine „dritten Person“.

      Ebenso ließe sich herleiten, dass ein Partner in einer Beziehung vom andern Partner mit Absicht geschädigt wird, allein schon um des Wissens, dass dieser den Betrug „nicht verkraften“ würde.


      Ähm, ich wollte eigentlich mit meinem längeren Beitrag nur mal so ;) machen.

      Chat.Noir schrieb:

      Ich vertrete die Ansicht, dass ich mit niemandem eine Spielbeziehung führen möchte, der diese heimlich hinter dem Rücken seines/seiner Partner*in führen wollen würde. Ich würde nicht diejenige sein wollen, die an einem Betrug mitwirkt und darauf drängen, dass die Spielbeziehung mit mir allen Beteiligten offen kommuniziert wird. Schließlich hat diese auch Auswirkungen auf die Dynamik der jeweils anderen Partnerschaft; sowohl aus Ressourcen- als auch Emotionen-technischen Gründen.
      Trifft genau meine Einstellung. Klare Worte unter allen Beteiligten, kein Konsens, keine Spielbeziehung.