Die gegeißelte Psyche

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      Die gegeißelte Psyche

      Die gegeißelte Psyche


      Wo von alter Schönheit Trümmern
      Marmorhell die Säle schimmern,
      Seh’ ich blass und lieblich eine
      Psyche atmen in dem Steine.


      Unsichtbarem Geißelhiebe
      Beugt sie sich in Schmerz und Liebe,
      Auf den zarten Knien liegend,
      Enge sich zusammenschmiegend.


      Flehend halb und halb geduldig
      Trägt sie Schmach und weiß sich schuldig,
      Jammernd scheint ihr Blick zu fragen:
      Liebst du mich? und kannst mich schlagen?


      Soll der Himmel dich begrüßen,
      Arme Psyche, musst du büßen!
      Eros, der dich sucht und peinigt,
      Will dich selig und gereinigt.

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      Conrad Ferdinand Meyer
      Existence could not resist the temptation of creating me
      Also, das ist ja wirklich mal ein Kleinod :love:

      Ich habe damals im Alter von 15 oder so "Die Füße im Feuer" in der Schule vortragen müssen, von daher blieb mir Conrad Ferdinand Meyer immer im Gedächtnis (unter auch weil ich beim ersten Mal einen Rüffel bekommen hatte, weil ich den Namen parodierend in die Länge zog - Konraad Feerdinand Meii--er... mußte mich dann wieder hinsetzen und es am nächsten Tag nochmal rezitieren :S ). Dass es dabei eigentlich um Folter geht und Gewissenskonflikt eines Mannes, der nicht weiß, ob er sich rächen oder die Rache Gott überlassen soll, hat mich damals nicht sonderlich ergriffen, aber ich fand die Sprache schön und das Gedicht voller Dramatik (kann es noch heute auswendig).

      Das hier ist auf jeden Fall ein neuer Kandidat für meinen Schatz an alten Versen zum Auswendig lernen - Danke dafür! Auch im Namen derer, die ich irgendwann mal damit erfreuen werde.
      "Wenn Du mal groß bist, möchte ich sein wie ich!" (Ralph Wiggum)