Aggressiver Führungsstil

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      Grundsätzlich muss ja jeder selber wissen, welchen Stil er/sie anwendet und wie das beim Gegenüber ankommt. Wenn beide damit keine Probleme haben, okay.

      Der Knackpunkt ist für mich jedoch „wenn beide damit keine Probleme haben“. Dies scheint bei Dir definitiv nicht der Fall zu sein. Und nein... Du stellst Dich sicher nicht an! Egal wie man das Spiel nennt, welches man gerade spielt (oder in welchem man sich plötzlich wiederfindet): Es ist nicht okay, wenn einer sich dabei schlecht fühlt! Und in meinen Augen ist es dabei unerheblich, in welchem „Format“ man sich befindet (Spiel, 24/7, wie auch immer).

      Meins wäre übrigens der aggressive Stil nicht. Ich (und nur für mich kann ich sprechen) finde, dass man innerhalb dessen was wir so treiben stets klar und fokussiert sein muss. Selbst dann kann mich genug schief gehen. Wenn ich mich nicht auf mein Gegenüber einlassen kann, lasse ich es für den Moment lieber.
      ...also, ich war auch im Chat, als du ganz frisch davon erzählen wolltest, aber als ich eine Antwort gefunden hatte, warst du schon wieder rausgegangen. Es war schwer, darauf die richtigen Worte zu finden... weil es immer zunächst naheliegt, auf den Zug aufzuspringen "der böse rücksichtslose Kerl, wie kann er nur seine Laune an dir auslassen!" ... aber das ist im BDSM viel zu einfach gedacht! Manche BDSMler mögen es bei Stress eben gern härter, das liegt in der Natur unserer Neigung, das ist an sich etwas Schönes und daraus darf man uns auch keinen allgemeinen Strick drehen.

      Zuallererst: Wenn du dich nicht gut fühlst und die Erinnerung daran schlecht ist, dann nimm das ernst, red mit ihm und sorg dafür, dass es dir besser geht und die Erinnerung nicht eure gemeinsame Zeit und Erwartung an ihn vergiftet! Was du fühlst, ist erst mal echt und muss ernstgenommen werden!

      Aber nun zu dem, was deinen Freund anbelangt. Hat er - aus seiner Sicht und angesichts dessen, was er in der Situation wusste über deinen inneren Zustand, etwas falsch gemacht? Ist er wirklich ein böser, rücksichtsloser Kerl und "aggressiv"? Ich denke nicht, und darum ist es so schwer, dich einerseits zu trösten und andererseits ihn nicht anzugreifen...

      Ihr habt ganz klare Regeln vereinbart und er hat sich gewissenhaft daran gehalten. Er hat zuerst das Halsband angelegt und damit klar gemacht "alles gut, es ist nur ein Spiel" - und er hat von dir kein Safeword gehört, womit du das Gegenteil klargemacht hättest. Er hielt es also für einvernehmlich.

      Das mit der schlechten Laune und dem "Abreagieren" sah bei ihm womöglich so aus: "Ich hatte einen anstrengenden Tag und freue mich so, dass wir endlich zeit für uns haben - ich wünsch es mir grad nämlich härter und hab so ein Glück, dass mein Schatz sowas auch mag." Ich kann es mir kaum vorstellen, wie niederschmetternd es für einen Mann nach solchem Sex, den er für schön und einvernehmlich hielt, ist, wenn es hinterher heißt "ich fand es furchtbar und hab mich missbraucht gefühlt." Möglicherweise ähnelt das Gefühl des Mannes dann ebenfalls einem Missbrauchsgefühl - er dachte ja, alles wär ok, so lang kein Safeword fällt, und dann war es doch nicht schön. Woran soll er nun glauben, wie kann er der Partnerin vertrauen? Ich weiß es nicht, was in ihm vorging... es ist echt schwer, mir vorzustellen, dass ihn das nicht hart trifft.

      Bitte nicht falsch verstehen: ich mache dir nicht zum Vorwurf, dass du das Safeword nicht herausgebracht hast! Das ist mir auch schon passiert. Das ist eine ganz blöde Situation und du konntest in dem Moment nicht anders.

      Für ihn zieht diese Erfahrung, wie unzuverlässig eurer Safeword sein kann, aber ebenso viel Boden unter den Füßen weg. Das ist ein gemeinsames Schockerlebnis, nicht nur deins. Und gemeinsam solltet ihr es überwinden, ohne Schuldfrage.

      Es ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema, das ihr klären solltet. Für beide. Für ihn, welche Regeln und Sicherheitsnetze denn überhaupt noch gelten und worauf er sich verlassen kann. Das Halsband, das Safeword... was war denn jetzt falsch und wie kann er es beim nächsten Mal erkennen? Und bei dir... was hast du vermisst, wie hätte es denn sein müssen, damit es schön wäre? Wäre es z.B. dein Wunsch, dass er innerhalb härterer Rollenspiele ab und zu aus der Rolle fällt und dir einen Kuss auf die Stirn drückt? Oder möchtest du nach dem Anlegen des Halsbandes immer selber das Signal zum Losspielen geben, indem du aufstehst? Ihr habt so viele gut durchdachte Regeln aufgestellt. Aber sie scheinen nicht zu reichen. Ich denke, das solltet ihr thematisieren, und zwar ohne Schuldzuweisungen und nicht nur daran abgearbeitet, wie es schlimm war, sondern immer mit Blick darauf, wie es schöner sein kann.
      Hallo @Freudenschwalbe :)
      Zunächst einmal danke.

      Auch mir selbst liegt es fern, meinem Freund irgendeine Art Schuld zuzuweisen, er hat das natürlich nicht absichtlich getan, es war einfach eine unglückliche Situation.
      Er ist weder böse noch sonst etwas, manchmal wie ich auch nur etwas unbeholfen mit der ganzen neuen Situation ;)

      Mein Herr hat sich an eine Regel nicht gehalten, was ihm im Nachhinein jetzt auch bewusst ist. Das Halsband anzulegen sollte immer in einer festgelegten Position geschehen. Als ich diese einnahm, hat er mich weggeschubst und wie bereits erwähnt das Halsband einfach sehr roh ungelegt.
      Das hat mich so „verstört“, nach dem
      Motto: Ich hab doch richtig gemacht, wieso wird er böse? :(

      Alles danach war für mich nur schlimm, oder unangenehm, weil ich sowieso schon furchtbar verstört war. Das weiß er auch.

      Dann noch an die anderen: auch euch ganz herzlich Danke :love:
      Dass es mal Rapegames gibt, ist unser beider Wunsch gewesen.
      Es ist auch immer noch etwas, das mich sehr reizt. Allerdings sieht er denke ich auch ein, dass er etwas beruhigter sein muss, wenn es so an den Grenzen geht.
      Und dass ein Rapegame bei uns ohne Halsband stattfindet.

      MissMoon schrieb:

      Hi.
      Mich würde interessieren, ob und inwiefern ihr aggressives Verhalten als Doms anwendet oder als Subs duldet.
      Könnt ihr Aggressivität und Dominanz in Einklang miteinander bringen, oder funktioniert das für euch nicht?
      Aggressives Verhalten eines "Doms" hat mal dazu geführt, dass ich gegen ihn Strafanzeige erstattet habe. Damit hatte es sich "ausgedominanzt".
      Sollte noch mal jemand versuchen, mich auf diese Weise zu "dominieren", werde ich mich immer wieder dagegen wehren, denn ich bin kein Fußabtreter für schlechte Laune oder Machtphantasien, sondern ein Mensch.

      MissMoon schrieb:

      Allerdings sieht er denke ich auch ein, dass er etwas beruhigter sein muss,
      Ich glaube, wir alle träumen von vermeintlichen Rapegames. Aber kann ein Rapegame "beruhigt" ablaufen? Aggression (wenn auch gespielt) gehört zu einem Vergewaltigungsspiel irgendwie dazu. Das Wort "Gewalt" beinhaltet nichts Ruhiges, es bedeutet Kampf in meinen Augen...

      Für mich bedeutet das ungeheuer viel Kommunikation vorher um zu klären, was genau die Fantasie für den jeweils anderen darstellt. Meine z.Bsp. wäre eine Art "Tanz der Körperteile", sprich Dom überwältigt mich wohlüberlegt mit kluger Positionierung seiner Arme/Beine und seines Körpers und vielleicht Hilfsmittel (Seile ;) ) ohne Schläge und auch ohne Aggression mit dem Risiko, dass ich mich erfolgreich "rausschlängle" (ohne Halsband darf und muss ich mich zur Wehr setzen) und das Spiel somit zu Ende wäre ohne Erfolg. Aber ist das wirklich ein Rapegame? In meinen Augen nicht...

      Ein Rapegame ist per Definition zwar ein einvernehmliches Spiel aber trotzdem Rape! Für mich gehört es zu den extremeren Spielarten in BDSM, welches grosse Risiken birgt und für BEIDE massive Konsequenzen haben kann.

      Deshalb würde ich auch im Vorfeld über die Nachsorge intensiv nachdenken und sie vielleicht sogar rituell ablaufen lassen, damit beide wieder in die Realität der liebenden Beziehung zurückfinden.
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Ich hab jetzt länger überlegt ob ich antworte, insbesondere auch, da ich oftmals nicht sehr schöne Worte finde um mich auszudrücken.

      Ich akzeptiere eine aggressive Führung, evtl fordere ich Sie manchmal sogar durch mein Verhalten heraus und diese Aggression sehe ich in jedem Fall auch im Einklang mit der Dominanz mir gegenüber (sie wird dann in diesem Moment körperlich noch spürbarer).
      Was ich nicht akzeptiere ist, als Fußabtreter genutzt zu werden und für Frust, welcher sich in anderen Lebensbereichen anstaut, unabdingbar herzuhalten. In diesem Moment fühle ich mich nicht mehr als Person wahrgenommen sondern vollständig objektifiziert, was mich absolut nicht kickt.