Cytomegalie – Projekt Geschlechtskrankheiten

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      Cytomegalie – Projekt Geschlechtskrankheiten

      Was ist Cytomegalie (Zytomegalie)?
      Cytomegalie ist eine sexuell übertragbare Krankheit. Die Ursache ist eine Infektion mit dem Zytomegalie-Virus (CMV). Das Virus gehört zu den humanen Herpes Viren und wird auch Humanes Herpes Virus 5 (HHV-5) genannt. Das Virus hat verschiedene Varianten, so dass man sich durchaus mit verschiedenen Varianten des Erregers anstecken kann (Reinfektion). Zwischen den Varianten gibt es keine Unterschiede bei den Krankheitssymptomen. Der Erreger kommt sowohl bei Menschen als auch bei einer Vielzahl von Tieren vor. Jedoch ist das Virus auf nur eine Spezies angepasst und kann nicht auf eine andere Spezies überspringen.

      Das Virus ist weltweit stark verbreitet und einer der häufigste viralen Erreger. Eine Infektion kann bereits im Mutterleib, während der Geburt oder im Kleinkindalter, jedoch auch mit der Aufnahme sexueller Aktivitäten erfolgen. Es liegen keine repräsentativen Untersuchungen zur Durchseuchung in Deutschland vor. Schätzungen zufolge liegt die Durchseuchungsrate in Mitteleuropa im Erwachsenenalter zwischen ca. 50% bis 80%. Untersuchungen zwischen 1992 und 2002 bei Blutspendern ergaben in Deutschland eine Durchseuchungsrate von ca. 46%, mit einer jährlichen Steigerung der Infektionsrate von 0,5%. Stichprobenartige Untersuchungen haben diese Tendenz bestätigt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass einige Risikogruppen für CMV von einer Blutspende ausgeschlossen sind. In Afrika hat man dagegen eine Durchseuchungsrate von nahezu 100%.

      Welche Krankheitszeichen gibt es?
      Primärinfektion (Erstinfektion)
      Nach einem Erstkontakt mit dem Virus beträgt die Inkubationszeit (Zeit bis zum Auftreten von Krankheitszeichen) 2 – 6 Wochen. Menschen mit einem gesunden Immunsystem haben aber oft keine oder nur relativ unspezifische Krankheitszeichen. Die unspezifischen Krankheitszeichen ähneln einem grippalen Infekt (z.B. Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Husten) öfter mit zusätzlichen leicht erhöhten Leberwerten im Blut als Zeichen einer leichten Schädigung der Leberzellen. In seltenen Fällen kann es zur Schwellung von Drüsen, z.B. Speicheldrüsen und Lymphknoten oder auch zu einer deutlichen Leberentzündung (Hepatitis) kommen. In sehr seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen mit Blutungsgefahr) oder Pneumonie (Lungenentzündung).

      Bei immungeschwächten Menschen z.B. Personen mit HIV oder nach Transplantationen kann es bei einer Erstinfektion zu erheblichen Komplikationen kommen. Hierzu zählen unter anderem Schädigungen der Organe, Pneumonie (Lungenentzündung) und bei einem Befall der Netzhaut kann eine Erblindung drohen. Ist eine Vielzahl von Organen betroffen, kann die Infektion durchaus tödlich sein.

      Beim Bestehen einer Schwangerschaft ist besondere Vorsicht geboten, da das Virus plazentagängig ist. Bei einer Erstinfektion im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel kommt es bei ca. 40% der Schwangeren zu einer Übertragung des Virus und damit verbunden zu einer Infektion des Ungeborenen und kann bei bis zu 50% zu zahlreichen Schädigungen führen. Dazu zählen unter anderem Wachstumsverringerung, Schädigung der Leber, Milz oder häufig des Gehörs oder auch leichte geistige Entwicklungsstörung bis hin zur Früh- oder Totgeburt. Die Schädigungen zeigen sich jedoch erst nach der Geburt. Sehr häufig machen sich die Schäden erst nach Jahren bemerkbar. Zu den Schädigungen des Ungeborenen im letzten Schwangerschaftsdrittel gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Insgesamt ist die Cytomegalie damit die häufigste innerhalb der Gebärmutter erfolgende Infektion des Ungeborenen in Deutschland mit den meisten Folgeschäden für das Kind (deutlich mehr als 1000 Fälle pro Jahr in Deutschland)

      Bei der Geburt kann sich das Neugeborene mit dem Virus über das Blut oder auch über das Vaginalsekret infizieren. Ebenso ist es möglich, den Säugling über die Muttermilch zu infizieren. Es führt jedoch nicht zu dem schweren Erkrankungsbild wie bei einer Infektion im Mutterleib.

      Problematisch ist jedoch, dass Personen mit einer frischen Infektion, mit oder ohne Krankheitszeichen, noch relativ lange (teils Monate) das Virus in teilweise sehr großen Mengen ausscheiden und damit unbemerkt andere anstecken können.

      Reaktivierung (Erneute Erkrankung)
      Nach der akuten Erkrankung verbleibt das Virus lebenslang im Körper (Persistenz), zieht sich aber in bestimmte Zellen zurück (Latenz) und kann von dort jederzeit und immer wieder ausbrechen. Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse, wohin genau sich das Virus zurückzieht. Diskutiert werden sowohl verschiedene Zelltypen, vor allem Blutzellen, als auch die Möglichkeit, dass das Virus sich in das Knochenmark oder in bestimmte Organe zurückzieht. Bei einem erneuten Ausbruch der Krankheit (Reaktivierung) kommt es bei einem gesunden Menschen zu gar keinen oder nur sehr geringen Krankheitszeichen. Problematisch ist eine Reaktivierung bei immungeschwächten Menschen. Hier kann es zu schwerwiegenden Erkrankungen bis hin zu einem tödlichen Ausgang kommen. Immungeschwächte Menschen sind Patienten mit HIV, Organtransplantierte, Krebspatienten etc.. Studien zeigen, dass, wenn man 100 erwachsene Personen, die das Virus in sich tragen, zu einem beliebigen Zeitpunkt untersucht, etwa 7% von diesen den Virus ausscheiden. Reaktivierungen sind also sehr häufig. Mit jeder Reaktivierung kann man aber auch erneut andere Personen anstecken (Infektiösität), zumal man nicht immer Krankheitszeichen entwickelt. Jedoch ist die Ansteckungsfähigkeit teilweise sehr viel niedriger als bei eine Erstinfektion.

      Wie wird CMV übertragen?
      Das Virus ist in nahezu jeder Körperflüssigkeit vorhanden, allerdings in unterschiedlichen Mengen. Eine Übertragung erfolgt vor allem bei direktem Kontakt mit Blut, Sperma, Scheidensekrete, Speichel und Urin, kann aber auch über Tränenflüssigkeit oder Muttermilch erfolgen. Im sexuellen Kontakt kann die Übertragung folglich beim GV, OV, AV aber auch schon beim Küssen erfolgen. Während einer Schwangerschaft, kann das Virus über den innerhalb der Gebärmutter sitzenden Mutterkuchen (Plazenta) auf das Ungeborenen übertragen werden. Eine Übertragung durch eine Schmierinfektion, also indirekt über Körperteile (z.B. Hände) oder Gegenstände, Z.B. Sextoys ist möglich, da das Virus außerhalb des Körpers im feuchten Milieu zumindest einige Stunden überleben kann. In dieser Zeitspanne kann also eine Übertragung durch mit infektiösen Sekreten behafteten Sexspielzeug oder ggf. auch Schlaginstrumente erfolgen. Insgesamt ist dieser Übertragungsweg gegenüber dem direkten Kontakt allerdings selten.

      Eine Ansteckung ist auch möglich, wenn keinerlei Sexualkontakt vorliegt. Es genügt, wenn eine bisher nicht infizierte Person mit dem Erreger in Berührung kommt. Hier sind Erzieher/innen gefährdet, da sie häufig mit Speichel, Tränenflüssigkeiten oder Ausscheidungen in Kontakt kommen. Eine Übertragung des Virus von dem Kind zur Mutter ist aus den geschilderten Gründen ebenfalls möglich.

      Kommt es zu einem Kontakt mit dem Virus, dockt das Virus an der Wirtzelle an, durchbricht sie und vermehrt sich in der Zelle. Dabei verändert die Zelle ihr Aussehen und wird größer. Deswegen nennt man das Virus auch Riesenzellvirus (Cytomegalie heißt übersetzt Riesenzell).

      Wie wird die Infektion festgestellt?
      Eine Feststellung, ob man das Virus in sich trägt kann durch einen Bluttest erfolgen. Hierbei werden die CMV-Antikörper nachgewiesen. Kommt es dabei zu einem unklaren Befund, können weitere Tests erfolgen, bis hin zur Anlegung einer Zellkultur.

      Für bestimmte Fragestellungen gibt es auch die Möglichkeit das Virus durch eine DNA-Analyse zu bestimmen. Hier kann man aus Blut, Urin, Speichel und anderen Sekreten das Vorhandensein von CMV-Genen nachweisen. Wichtig ist aber, dass eine solche Untersuchung nur eine Momentaufnahme darstellt, da dasr Virus nur bei der Erstinfektion oder der Reaktivierung nachgewiesen werden kann, nicht jedoch in der Ruhephase (Latenz), während der Nachweis von Antikörpern in jeder Phase der Infektion möglich ist.

      Der Nachweis von CMV oder CMV-Antikörper ist nur in bestimmten Fällen eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkasse.

      Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
      Das Virus selbst ist nicht heilbar, es verbleibt lebenslang im Körper. Nachdem evtl. Krankheitszeichen zurückgegangen sind, zieht sich das Virus in bestimmte Zellen zurück, kann aber immer wieder auszubrechen.

      Bei gesunden Menschen wird von einer Therapie mit virushemmenden Mitteln abgeraten. Bei Bedarf werden nur die Krankheitszeichen, wie Fieber und Husten, mit geeigneten Mitteln behandelt. Nur bei immungeschwächten Personen wird versucht, die Virusvermehrung zu hemmen.
      Wie kann ich mich und andere schützen?
      Bei einer akuten Erkrankung sollte man jeden Austausch von Körperflüssigkeiten vermeiden, also kein sexueller Verkehr und auch kein Küssen auf den Mund. Gründliches Händewaschen, auch unter den Fingernägeln ist Pflicht, da bereits Seife das umweltlabile Virus inaktiviert. Danach sollte man sich die Hände desinfizieren. Eine Senkung des Risikos einer Übertragung des Virus auf Angehörige gegen Null ist nicht möglich.

      Bei Sexualkontakten empfiehlt sich generell das Benutzen eines Kondoms und/oder eines Lecktuchs. Dadurch wird das Risiko einer Übertragung von CMV deutlich gemindert. Eine Senkung gegen Null ist ausgeschlossen. Bei der Benutzung von Toys, Schlagwerkzeugen etc. sollten diese nach Benutzung desinfiziert werden (s. Desinfektionsleitfaden). Wäsche sollte bei 60° C gewaschen werden.

      Im Allgemeinen gilt, dass eine Vorsorge sehr schwierig ist, da bei gesunden Menschen die Erstinfektion meist ohne jegliche und die Reaktivierung ohne irgendwelche Krankheitszeichen ablaufen.

      Gibt es eine Impfung?
      Eine vorbeugende Impfung ist derzeit nicht möglich.

      Wie verläuft die Erkrankung mit/ohne Behandlung
      Beim gesunden Menschen verläuft die Infektion meist unbemerkt und ohne Krankheitszeichen ab. Eventuell auftretende Begleiterscheinungen wie Fieber können mit den entsprechenden Medikamenten behandelt werden.

      Bei Anzeichen einer Infektion oder einer Reaktivierung der Krankheit wird bei immungeschwächten Menschen versucht, mit virushemmenden Mitteln die Vermehrung des Virus zu unterdrücken. Je nach Ausprägung der Immunschwäche und des Stadiums der CMV-Infektion/Reaktivierung gelingt dies oft sehr gut.

      Von einer Therapie mit virushemmenden Mitteln wird bei gesunden Personen, Schwangeren, Stillenden und Neugeborenen abgeraten, da diese mit einem Risiko behaftet ist.

      Hinweis
      Die hier zur Verfügung gestellten Texte dienen der Information. Sie sollen damit einen Beitrag zur Aufklärung und auch zur Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen leisten.

      Es wird eindringlich darauf hingewiesen, dass die hier jeweils dargestellten Informationen dem interessierten Leser nur eine Orientierung geben können und keinesfalls(!) den individuellen direkten Arztkontakt ersetzen können! Bei Erkrankung oder Verdacht auf eine Erkrankung sollte daher unbedingt der individuelle Arztkontakt erfolgen.

      Quellen

      Robert-Koch-Institut. Zytomegalievirus-Infektion- RKI Ratgeber für Ärzte

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