Unklare Beziehungsverhältnisse

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      Unklare Beziehungsverhältnisse

      Hallo liebe Community.

      Ich bin jetzt erst seit einigen Wochen/Monaten in der realen BDSM-Szene unterwegs und habe viele liebe und auch autentische Menschen kennengelernt. Mir ist jedoch aufgefallen, dass BDSM-Beziehungen häufig unklar definiert sind. Wer will was von wem und was genau überhaupt ist man füeinander. Gleiche Begrifflichkeiten und Dinge haben oft eine völlig unterschiedliche Bedeutung und Bezihungsverhältnisse wie Freundschaft, Partnerschaft, Spielbeziehung mischen sich miteinander. Es gibt häufig keine klaren Grenzen und Trennlinien und so bleibt es dann manchmal unklar was man da jetzt eigentlich gerade miteinander hat oder was nicht. Überall lese ich immer das Rezept wäre "reden, reden und nochmals reden", aber an einer klaren Kommunikation scheint es offensichtlich manchmal zu hapern... Neben den wie gesagt ganz tollen Menschen ist die Szene wohl auch Tummelplatz für Selbstdarsteller und Narzisten, nach meinem Empfinden zumindest. "Mehr Schein als Sein" eben... Ich finde das äußerst schwierig, weil ich bspw. mit so unklaren Verhältnissen überhapt nicht umgehen kann, es aber für manche "normal" zu sein scheint. Ich bin sehr im Zwiespalt deswegen, weil ich immer das Bedürfnis habe meine Beziehungskonstellationen geklärt zu wissen. Einige scheinen das aber nicht zu brauchen oder sogar gar nicht zu wollen? Weil dann ist ja alles offen und man hat einander gegenüber keine Verpflichtungen? Ist ja soviel einfacher? Ich hoffe es fühlt sich jetzt niemand angegriffen, es gibt immer solche und solche und meine Aussage ist nicht, dass alle so sind.

      Mich würden jetzt eure Gedanken, Meinungen und Eindrücke dazu interessieren :)

      Liebe Grüße,
      Snake
      Ist es denn so viel anders in der Vanillawelt?
      Klar ist im Grunde doch nur dann oberflächlich alles, wenn zwei Personen verheiratet sind. Und auch dann ist es lediglich oberflächlich.
      Hinter dem Rüücken des Partners wird auch in der Vanillawelt vieles anders gehandhabt als nach außen hin.
      Ich sehe da keine großen Unterschiede.
      Höchstens, dass viele BDSMler vielleicht (!) offener für alternative Beziehungsmodelle sind.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Liebe snake,
      ich mag das ganze unverbindliche nicht. Bloß nicht festlegen und schön weitersuchen denn vielleicht kommt ja noch etwas besseres. Finde ich, ehrlich gesagt, zum Kotzen. Leider gibt es dieses Denken mittlerweile in allen möglichen Bereichen, nicht nur im BDSM.
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      Diese Erfahrungen habe ich bisher so nicht gemacht.
      Im Gegenteil, die meisten Menschen, die ich kennen lernen durfte, sind sehr bodenständig und leben aus ihrer Sicht klare Beziehungskonstrukte.


      Snake schrieb:

      Gleiche Begrifflichkeiten und Dinge haben oft eine völlig unterschiedliche Bedeutung und Bezihungsverhältnisse wie Freundschaft, Partnerschaft, Spielbeziehung mischen sich miteinander.
      Normal, denke ich. Denn jeder von uns hat eine eigene Definition von dem Begriff "Beziehung".
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Also ich kann Deinen Eindruck so gar nicht bestätigen, ehrlich gesagt. Im Vergleich zur sog. Vanillawelt finde ich es eher tendentiel weniger. Und dass mehr Monogamie gelebt(!) wird in der Vanillawelt finde ich auch nciht, nämlich, weil es so viele Fremdgeher etc gibt, im Zweifele wären diese Menschen auch glücklicher,wenn sie z.B. ihre Beziehungen ehrlich öffnen könnten.

      Das unverbindliche und unscharfe in der Beziehungsdefinition sehe ich noch viel mehr bei meinen Vanillafreunden, weil die oft nur das Gefühl haben keine Abstufungen nutzen zu können, was in der BDSM doch verbreiterter ist und da sie Angst haben sich auf immer und ewig gleich binden zu müssen, lawieren sie eher rum.
      Um den heißen Brei drumrum schnacken ist auch nicht das meine. Allerdings können meiner Erfahrung nach viele Menschen mit direkten gradeaus Worten gar nicht gut umgehen und beginnen zu interpretieren anstatt das Wort als solches zu nehmen.

      Mein Fazit ist oftmals gewesen - biste grad heraus wird dir Gefühlskälte unterstellt. Dabei meide ich bloß bröckelnde Zuckergußkulisse.
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe
      Danke für eure Ansichten und Meinungen, die teile ich so auch überwiegend. Ich muss sagen, dass es in meinem "Vanilla-Umfeld" so gut wie nur verbindliche Beziehungsmodelle gibt und ich viellecht deshalb den Eindruck habe es unterscheide sich so sehr von dem was ich jetzt kennengelernt habe.

      Ich halte die Monogamie auch nicht für das einzig richtige Modell und denke es ist egal welches Beziehungsmodell man lebt solange alle Beteilgten miteinbezogen und zufrieden damit sind.
      Mein Bedürfnis nach Klarheit und Sicherheit ist halt auch sehr hoch, deshalb kläre ich sowas immer gerne schnell und direkt. Leider kommt das wie von anderen hier auch schon erwähnt nicht immer so gut an.
      Momentan habe ich drei Menschen, zu denen ich solch ein unklares Verhältnis hatte, wodurch mein EIndruck wohl auch subjektiv eingefärbt ist/war. Mit zweien davon habe ich das jetzt geklärt, fehlt mir noch die dritte Person, mit der ich das demnächst, mal tun werde...

      Mit den Begrifflichkeiten meinte ich z.B. das Halsband. Wenn ich mir in einer Session ein Halsband von jemandem anlegen lasse, würde es für mich nicht bedeuten ich bin dann automatisch dessen Sub. Es heißt für mich höchstens das ich für den Zeitraum des Spiels "unten" bin und selbst das Gefühl muss sich nicht zwingend einstellen habe ich festgestellt. Das heißt für mich hat es dann vielleicht gar keine Bedeutung und für den anderen könnte es aber total wichtig sein, weil er denken könnte man "unterwerfe" sich ihm damit völlig. Das ich mir dann gerade denke ein Halsband ist ja irgendwie praktisch um den Hals beim Auspeitschen zu schützen, weiß derjenige dann ja nicht und es in dem Moment zu sagen könnte auch ein Stimmungskiller sein ... :whistling: . Mir war als Neuling ehrlich gesagt auch gar nicht so bewusst welch starke Symbolik so ein Halsband für viele zu haben scheint, bis meine Mentorin mich darauf aufmerksam gemacht hat :rot: . Konsequenz wird dann jetzt wohl sein, dass ich mir entweder kein Halsband mehr anlegen lasse oder es vorher ganz klar sage welche Bedeutung es für mich hat und welche nicht.
      Was ich damit sagen möchte ist, dass beiden Parteien möglicherweise nicht immer bewusst ist, dass ein und das selbe vielleicht unterschiedliche Bedeutungen haben kann und schon kommt es einen gar nicht in den Sinn, dass man darüber reden müsste. Das Halsband war jetzt bestimmt nicht das beste Beispiel dafür...
      Drüber reden reicht meistens nicht - man muss sicherstellen, dass der andere versteht und man selber eben auch. Darum ist auch Selbstreflektion und Abfrage von Verständnis zusätzlich zum Gespräch wichtig wo nicht Begriffe fliegen , sondern Inhalte und Gefühle ausgetauscht werden und denen auch intensiv nachgegangen. Meine Erfahrung. :)
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe

      Snake schrieb:

      weil ich immer das Bedürfnis habe meine Beziehungskonstellationen geklärt zu wissen
      Ich finde dein Thema sehr spannend und dein Beispiel mit dem Halsband hervorragend :D
      Es erinnert mich an meinen ersten Hund, den ich mit einem Stachelhalsband geschenkt bekam und ich ihm das Stachelhalsband
      mit den Stacheln nach aussen anzog und dachte: " das ist ein super Halsband, das schützt meinen Hund vor Nackenbissen"... :rot:

      Eigentlich ist es ganz einfach, du hast das Bedürfnis nach klaren Beziehungskonstellationen, also sagst du einfach genau, was du
      unter z.Bsp. monogam verstehst. Da "die Spielwiese" in BDSM Kontext so ungeheuer viel grösser ist als in Vanilla, müssen effektiv
      ehemals verständliche Begriffe nochmals genau erklärt werden zwischen zwei Spielpartnern. Das BDSM Lexikon ist übrigens ein
      guter Anfang für Begrifflichkeiten und beinhaltet auch BDSM Symbolik (wie eben das Halsband).

      Aber auch unter BDSMlern findest du natürlich Menschen, die gewisse Begriffe einfach nur verwenden, um sich nicht festlegen zu
      müssen. Polyamorie ist sicherlich ein "wunderbarer Begriff" und soviel hübscher als "notorischer Fremdgänger" :icon_lol: .
      Hier ist einfach deine ganz normale Menschenkenntnis gefragt, um all diese xxx auszusortieren.

      Übrigens spürt man nach einer gewissen Zeit ratzfatz, mit was für einem Gegenüber man es zu tun hat.
      :blumen: :blumen:
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno

      Saubi63 schrieb:

      Polyamorie ist sicherlich ein "wunderbarer Begriff" und soviel hübscher als "notorischer Fremdgänge
      Es wäre schön hier nicht alles in eine Schublade zu schmeißen.
      Poly-Beziehung haben nichts mit fremdgehen zu tun.
      Und Sorry...aber das ist eine Schublade, in die ich nicht möchte und in die ich auch meine Beziehung nicht eingeordnet haben möchte.

      Kopfschüttel
      Ich glaube, @Saubi 63 wollte damit folgendes sagen:

      Du wirst Menschen finden, die einen Begriff "zweckentfremden", um sich selbst damit zu rechtfertigen.
      Es ging ja aus von der Frage, was bestimmte Begriffe bedeuten.

      Wir alle kennen und hassen die Sprüche à la "wenn Du echtes D/s leben willst, dann musst Du aber XY tun". Spätestens, wenn wir vom "wahren Dom" und der "echten Sub" hören, ergreifen wir - je nach persönlicher Präferenz - die Flucht oder die Peitsche.
      Was passiert da? Jemand hat eine persönliche, meist egoistische Einstellung dazu, was um ihn herum passieren soll und versucht, das Gegenüber nach seinem Willen zu formen mit dem Argument, dass das eben zum Konzept gehört.

      Und so wird es garantiert auch Menschen geben, die einfach notorisch fremdgehen, aber als Rechtfertigung dieses Verhalten als Polyamorie verkaufen, weil das bequemer ist, als treu zu bleiben oder zu seinen Fehlern zu stehen.

      Ich glaube nicht, dass @Saubi 63 behaupten wollte, Polyamorie sei dasselbe wie Fremdgehen. Es ist einfach nur so, dass das - wie jedes andere auch - ein Beziehungskonzept ist, das sich jeder auf die Fahne schreiben kann, ohne es ernst zu meinen. Das war ja auch das Problem der TE.

      Sollte @Saubi 63 tatsächlich am Konzept von Polyamorie grundsätzlich rütteln wollen, würde sie das hoffentlich in einem anderen Thread tun. Meine Ausführungen spiegeln jedenfalls auch meine Antwort auf die Ursrprungsfrage wider:

      Manchmal werden Begriffe verwendet, die nicht klar definiert sind. Manchmal werden Begriffe verwendet, die man für sich klar definiert findet, die jemand anderes aber anders definiert. Und manchmal werden Begriffe gezielt irreführend verwendet.

      Das einzige, was da hilft, ist sich von den Etiketten zu lösen und konkret darüber zu reden, was Sache ist. Anstrengend, aber meiner Überzeugung nach der einzige Weg. :pardon:
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Dominantseptakkord () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert

      Dominantseptakkord schrieb:

      Du wirst Menschen finden, die einen Begriff "zweckentfremden", um sich selbst damit zu rechtfertigen.
      Natürlich wollte ich das ausdrücken! Danke @Dominantseptakkord

      Ich verurteile doch nicht die Polyamorie. Ich verurteile den Missbrauch des Ausdrucks...
      @dornenspiel und @triangel :blumen: :blumen:

      na bitte, da haben wir ein "wunderbares" :ironie: Beispiel für Kommunikationsprobleme... Du siehst also @Snake, reden, reden und nochmals reden ist immer vonnöten. ^^
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno