Der Absturz und seine Folgen...

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      Der Absturz und seine Folgen...

      Hallo,

      ich hoffe, ich poste an richtiger Stelle. Falls nicht, bitte ich darum, das Thema zu verschieben.

      Ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich – nachdem ich eigentlich nur stummer Mitleser gewesen bin – schreiben soll, was mich aufwühlt oder nicht. Aber was habe ich zu verlieren? Ich weiß, dass es ein langer Text ist, aber ich habe das Gefühl, dass die Informationen nötig sind.

      Ich lebe seit fast 8 Jahren in einer 24/7-Beziehung als Sub. Aus einer reinen BDSM-Beziehung wurde eine Partnerschaft, daraus Zusammenziehen, Ehe, Eigenheim … Ich möchte behaupten, dass wir sehr gut zusammenpassen, sehr gut aufeinander abgestimmt sind und uns sehr gut lesen können. Aber seit Freitag weiß ich nichts mehr.

      Ich bin bisexuell und habe manchmal Lust auf weibliche Haut. Wir haben in den letzten Jahren ein paar Versuche mit anderen Pärchen oder Singles gehabt. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Viel Manöverkritik haben wir damals durchgesprochen und sind dann immer gestärkt daraus hervor gegangen. Aber jetzt ist es, fürchte ich, anders.



      Wir haben vor einigen Wochen eine Frau kennengelernt (die uns auf einer Plattform anschrieb). Schreiben war nett, ersten ungezwungenes Treffen auch. Sie war nicht ganz so mein Typ, aber es war eine Gelegenheit, sie sympathisch und mein Mann war von Beginn an hellauf begeistert. In weiser Voraussicht wollte ich diesmal alles vorab klären. Da mein Mann immer wieder betonte, dass ich in seiner Vorstellung mit der anderen Frau rummache und ich das okay fand, dachte ich, dass er das klar hat. (Spoileralarm: Nein, hatte er nicht.)
      Wir haben eine eher dominante Frau gesucht, weil ich mich schwer tue, andere, fremde Menschen einfach so anzufassen. Sei es aufgrund meines Berufs im Sozialen Bereich, sei es aufgrund meiner Schüchternheit, sei es aufgrund meiner Missbrauchsvergangenheit. Ich brauchte jemanden, der mich "an die Hand" nimmt. Sie sagte, dass sie das kann.
      Nun finde ich, dass es sinnvoll ist, vorher zu besprechen, was passieren könnte. Sie blockte immer wieder ab, windete sich heraus mit "Werden wir dann ja sehen." Mich machte das stutzig und misstrauisch, allerdings dachte ich mir, dass sie vielleicht einfach nicht darauf steht, dass per Chat zu diskutieren. Mittlerweile bin ich mir sicher: Sie wusste es nicht besser. Sie ist vermutlich völlig unerfahren gewesen.


      Wir sind Freitagabend zu ihr gefahren. Nachdem wir zehn Minuten durch den strömenden Regen geirrt sind, kam ich völlig durchnässt bei ihr an. Nach dem Essen durfte ich dann das nasse Zeug loswerden und als Objekt zum Aufgeilen dienen. Mein Top legte mich zweimal übers Knie (und das deutlich härter als zu Hause …), um die Stimmung aufzulockern. Als Dankeschön habe ich ihm zärtlich in die Hand gebissen (war in den letzten Monat völlig normal bei uns) und dafür dann ein paar geknallt bekommen, bin in die Brust gezwickt worden. Sowas halt.

      Die Konstellation änderte sich dann zügig in die Richtung, dass die weitere Frau zwischen ihm und mir lag und gestreichelt wurde. …und zwar überwiegend von ihm. Sie wandte mir daraufhin nach wenigen Minuten den Rücken zu, entsprechend kam ich einfach nicht mehr wirklich an sie ran, weil sie einfach ziemlich mollig war und ich zu kurze Arme habe. Ich war also fortan quasi außen vor.

      Die ganze Situation wandelte sich von „belanglos plus Frau“ zu „der Dom im Raum hat eine neue Sub, die er nun ausprobieren muss“. Sie hat komplett die Rollen getauscht. Ich bin ab diesem Zeitpunkt von beiden vollends ignoriert worden. Und dem nicht genug, begann sie plötzlich mein vorher gezeigtes Verhalten 1:1 zu kopieren. Sie warf ihm die gleichen Frechheiten an den Kopf, sie biss ihn, sie provozierte ihn genauso, er reagierte genauso: Kniff sie, knallte ihr eine, haute ihr auf den Hintern und ging voll in seiner Rolle als Top auf.


      Ich war im falschen Film. Ich habe vorher mehrfach betont, dass ich keine zweite Sub will! Unter keinen Umständen! Und ich war mir sicher, dass er das wusste, nachdem es vorher oft genug Thema gewesen ist. (Er will ja schließlich auch keinen zweiten männlichen Dom in der Konstellation haben …)

      Was dann passierte, war ein astreiner Absturz. Während die beiden sich miteinander völlig hingegeben vergnügten, habe ich wie wild am ganzen Körper gezittert, mich völlig verkrampft und bin nach einer guten halben Stunde aufgestanden, ins Badezimmer geflüchtet, wo ich ein Weilchen zitternd mit kaltem Wasser über den Handgelenken blieb. Als ich wiederkam, sind die beiden wohl aufgewacht und starrten mich einfach nur fragend an. Was ich denn hätte … Mein Körper hat mich gerettet: Kreislauf sackte ab, Hände, Beine, alles eiskalt, Blutdruck unter 90 zu 50. Das ist seitdem übrigens mein Dauerzustand.

      Mein Mann verstand irgendwann, dass mir eben nicht nur kalt war, sondern mehr passiert ist – konnte sich aber gar nicht vorstellen, was denn nun falsch gelaufen sei. Wir eruierten es auf der Rückfahrt und er verstand es und ärgerte sich tatsächlich auch selbst darüber.



      Mein Problem besteht nun aus mehreren Aspekten und mir macht das ziemlich Angst.

      Zum einen fühle ich mich in meiner Rolle als Sub 1:1 austauschbar. Und es ist egal, wie sehr er vorher und jetzt beteuert, dass ich ganz anders bin und viel besser und blah, ich fühle mich als Sub komplett ersetzlich und unzulänglich. Der rationale Teil von mir, sagt mir die ganze Zeit, dass das Humbug ist, aber mein Gefühl versteht es nicht.

      Zum anderen komme ich nicht darauf klar, dass ich getriggert und abgestürzt bin und der Mann, der mir seit Jahren weismachen will, dass er mich dann auffangen und halten kann, es einfach nicht bemerkt. Mir fällt es ohnehin schwer, loszulassen – was für mich einer der Hauptgründe war, BDSM zu praktizieren. Das ist nun weg.

      Ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf, wie er sie bespielt hat und sie darauf abgefahren ist. Und während ich das Bild im Kopf habe, ändert es sich auf mich und ich frage mich: Bin ich genauso drauf? Wenn sie mich kopiert, sieht das das genauso aus, wenn ich so bin? Bin ich gar noch extremer, weil ich auf härteren Kram abfahre? Will ich mich so sehen?

      Es widert mich an. Die Hingabe = der Kontrollverlust über sich selbst und das gesamte drumherum … warum will ich sowas? Warum lasse ich es zu, dass jemand so mit mir umgeht?

      Es geht sogar so weit, dass ich den bloßen Anblick der Korsetts im Schrank nicht mehr ertragen kann. Ich habe alles SMige weggeräumt, das Kreuz abgehangen, die Haken aus dem Bett geschraubt, Korsetts/Dessous weg, Spielzeug hinter der Fotowand verstaut. Ich habe ihm eigentlich einen Adventkalender mit verschiedenen Anregungen für Sessions gebastelt – ich habe den weggeworfen. Ich kann den Anblick nicht ertragen. Ich habe sogar meine geschriebenen Romane gelöscht, an denen ich seit 11 Jahren schreibe...

      Gleichzeitig weiß ich: Wenn sich meine Haltung nicht wieder ändert, also mein Blick auf mich als Sub, und ich mich nicht wieder darauf einlasse, dann war es das mit der Beziehung. Er sagt zwar jetzt, dass es ihm egal ist, aber ich kenne ihn gut genug, dass mir klar ist: der kann auf Dauer nicht ohne BDSM. Unsere ganze Beziehung fußt darauf und er hat immer wieder in der letzten Zeit klargestellt, dass er ohne keine Beziehung führen will. Das heißt kurz: Entweder ich reiße mich zusammen oder meine Ehe ist vorbei.

      Ich stehe massiv unter Druck. Spüre in mir eine dumpfe Angst, viel Leere, bin vermutlich so getroffen, dass ich gerade nicht anders kann. Mir hilft alles reden mit ihm nichts. Ich schaffe es kaum, mich abzulenken… habe mich gestern sogar krankgemeldet.

      Ich fühle mich furchtbar und mache mir selbst solche Vorwürfe.
      Sorry für Zutexten.
      belanglos
      Ach du meine Güte, ich weiß garnicht recht, was ich dazu schreiben soll.... :empathy:
      Das, was dir passiert ist, ist wirklich ein Alptraum und ich finde nicht, dass du dich zusammenreißen solltest, um die Beziehung zu retten.
      In erster Linie solltest du gucken, dass es dir wieder gut geht und ich denke nicht, dass es mit "Zusammenreißen" getan ist.

      Du bist verletzt, tief verletzt, weil er sich nicht an Absprachen gehalten hat und auch zuvor schon anders reagiert hat, als du es gewohnt warst (was mich im Übrigen daran erinnert, wie mein Exmann früher, sonst ein sinniger Autofahrer, wie ein Bekloppter geheizt ist, wenn andere Mädels mit im Auto saßen, typisches Imponiergehabe eben).

      Das Reden mit ihm wird dir nicht soviel nützen, weil er der Verursacher ist. Hast du die Möglichkeit, dich an jemanden zu wenden, der dir professionelle Hilfe geben kann?

      Dass du alles aus dem Blickfeld geräumt hast, weil es dich weiter verletzt und du dir so deine Wunden lecken kannst, finde ich völlig legitim. Du hast diesen Teil von dir aus deinem Leben verbannt, wie nach einer Trennung.

      Vielleicht ist das, was du erlebt hast, ein kleines bisschen vergleichbar damit, wenn eine Ehefrau entdeckt, dass ihr Mann eine Affaire hat, er sie einfach austauscht. Als Sub bist du wahrscheinlich noch verletzter, als du es als Vanillaehefrau gewesen wärst. Wie hättest du reagiert, wenn es in deiner frühreren Vanillaehe zu einem Fremdgehen gekommen wäre? Hättest du dich da auch zusammengerissen, um die Ehe zu retten?

      Das, was da passiert ist, ist ein Vertrauensbruch meiner Meinung nach. Entweder hat er sich nicht an die Absprachen gehalten, weil in dem Moment sein Verstand ausgesetzt hat, als sich die andere Sub ihm so dargeboten hat oder er war von Anfang an nicht ehrlich zu dir, als ihr die Details vorab besprochen habt, weil es schon ein Wunsch von ihm war, die andere Sub zu bespielen, was er aber nicht zugeben wollte.

      Nimm dir Zeit, setz dich bitte nicht unter Druck, so ein Vertrauensbruch kann nicht mit dem Verstand geheilt werden. :empathy:
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Ich denke, gerade wenn man zum 1. Mal zu dritt spielt, sollte es vorher ganz klare Absprachen geben. Und zwar bei allen Beteiligten!
      Das scheint bei euch nicht stattgefunden zu haben.

      "Schuldzuweisung" finde ich schwierig, da wir ja nur deine Seite kennen.

      belanglos schrieb:

      Ich möchte behaupten, dass wir sehr gut zusammenpassen, sehr gut aufeinander abgestimmt sind und uns sehr gut lesen können.
      Und genau diese Aussage von dir sollte doch eine Basis dafür sein, dass ganze gemeinsam zu besprechen und zu verarbeiten.

      Ich wünsche dir viel Glück für deinen weiteren Weg! :empathy:
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Du musst mit ihm reden .
      Ich würde es gar nicht als Vertrauensbruch sehen.
      Er hat nicht auf dich aufgepasst aber du auch nicht auf dich .
      Du hattest safewort sagen das Ding abbrechen müssen .
      Ich glaube jetzt einen Schuldigen zu finden hilft nicht weiter. Reden reden reden
      Eventuell auch mit ihr .
      Über das was war ..
      Redet auch über das was jetzt noch geht .
      Grenzen Tabus müssen unbedingt neu besprochen werden.
      Träume nicht dein Leben
      Lebe deinen Traum
      Es tut mir sehr leid, dass das so schlecht gelaufen ist. Ich drücke dir die Daumen, dass du dich bald wieder besser fühlst!



      Meine Gedanken zu deinem Erlebnis:


      Gefühle sind erstmal einfach da und nicht gut oder schlecht. Deshalb darfst du ihnen ruhig einen gewissen Platz in deinem Leben geben. Trotzdem würde ich sie nicht zu lange treiben lassen, ohne sie genauer zu betrachten. Meiner Erfahrung nach können die Gefühle eine gewisse Eigendynamik entwickeln, die eher schädlich ist.
      Irgendwann ist es Zeit die Gefühle etwas beiseite zu legen und ein bisschen sachlicher über das Erlebte nachzudenken. Das mag kalt und gefühllos anmuten, ist es aber überhaupt nicht. Oft ist in solchen Situationen eine gefühlte Hilflosigkeit ein relevanter Faktor, der das Erlebte so schwer erträglich gemacht hat. Eine nüchterne Betrachtung kann oftmals Auswege zeigen, die man in der Situation einfach nicht finden konnte, und einem das Gefühl von Kontrolle zurückgeben.


      Habt ihr beispielsweise ein Safe- oder Slowword? Wann hättest du diese am besten nutzen sollen? Und warum hast du das nicht? Wolltest du vielleicht ein Bild von dir bewahren? Oder deinem Partner nicht "in den Rücken fallen"? Findest du vielleicht neue Dinge, die in dir vorgegangen sind, die man das nächste mal nicht haben will?
      Als du gegangen bist, hättest du die Möglichkeit gehabt, deinem Partner eindeutig zu kommunizieren, dass es dir nicht gut geht?


      Ich persönlich finde die Annahme, wie die Angabe, Dom wird sicher erkennen, wenn es Sub schlecht geht grundsätzlich giftig. Auch wenn ich selbst weiß wie verbreitet derartige Aussagen hier im Forum sind. Menschen sind niemals zu 100% zuverlässig. Aber was ist denn die Konsequenz einer solchen Annahme? Man sucht sich als Paar keine Lösungsstrategie, für den Fall dass es nicht funktioniert. Und dann läuft es wie bei dir und alle sind schockiert.
      Das ist ein bisschen als würde man beim Autofahren blind dem Navi vertrauen, und wäre zutiefst schockiert, wenn es mal falsch liegt. Ich möchte dir keinen Vorwurf machen. Trotzdem kann ein Schrauben an der Erwartungshaltung auch im Nachhinein den gefühlten Vertrauensbruch entkräften.

      Und dann ist da der nächste Vertrauensbruch: Er hat mehr mit der anderen Frau gemacht, als du erwartet hattest. Eure Absprachen kenne ich ja nicht, von daher kann das gut von einem Missverständnis bis zu einer Form von Betrug reichen. Es gleichzusetzen mit einer heimlichen Affäre oder als schlimmer darzustellen, halte ich weder für gerechtfertigt, noch für hilfreich, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es sich für dich ähnlich schlimm angefühlt hat. Aber was ist der wesentliche Unterschied? Dein Partner ist davon ausgegangen, dass für dich alles okay ist. Er wollte dich nicht verletzen und hat es auch nicht billigend in Kauf genommen. Thema Eifersucht. Nachdem ihr euch damit sicher schon auseinander gesetzt habt, wenn ihr schon Erfahrung mit weiteren Mitspielern gemacht habt, würde ich das an eurer Stelle nochmal wiederholen.
      Du beschreibst im EP ja sogar explizit, wie die fremde Frau dein Verhalten scheinbar kopiert hat. 1. Scheint das eine Rolle für dich gespielt zu haben und 2. würde mich an deiner Stelle bemühen, es nicht als "sie hat mich kopiert" abzuspeichern, weil es ganz klar eine Interpretation ihres Verhaltens ist, sondern als "ich hatte den Eindruck, sie hätte mich kopiert". Das kann helfen, die Emotionen, die du dazu hast aus einer gewissen Distanz zu betrachten.


      Ich verstehe, dass dich die Erinnerung an ein so schlimmes Erlebnis, bzw. deren Projektion in die fremde Frau, absolut anwidert. Ich fände es auch nicht schlimm, dass du möglicherweise vieles in die Frau projizierst. Ist nicht die ganz feine Art, kann aber, wenn man auf den entsprechenden Menschen in seinem Leben nicht angewiesen ist, das "Abhaken" im Alltag leichter machen. Trotzdem würde ich empfehlen mal kritisch darüber nachzudenken, ob die Frau wirklich so schlimm und böse ist, wie sie dir vielleicht vorkommt ;)


      Du fühlst dich als Sub austauschbar. Hm. Ich würde vermuten, dass ich da eine sehr unpopuläre Meinung vertrete: Die Neigung ist erstmal was ziemlich Egoistisches. Selbst wenn man als sich gerne in der Rolle als Sklave/in aufgibt und ganz den Wünschen des Herrn/in dient - die Meisten hier schreiben ohne BDSM wollen sie nicht. Ist das dann immer noch komplett selbstlos? In meinen Augen Nein. Wir machen BDSM weil es uns gefällt und dazu braucht man einen Spielpartner. Alleine auf die BDSM-Kompatibilität reduziert sind wahrscheinlich die meisten hier austauschbar.
      Das was die Individuen einzigartig und unersetzlich macht ist nicht die Neigung sondern der Mensch. Und nur weil dein Partner Freude daran hatte mit jemand anderem zu Spielen, gibt es keinerlei Anlass daran zu zweifeln, dass du als Mensch für ihn ersetzlich wärst. Jemand zu mögen, wenn man seit wenigen Abenden kennt ist wirklich nicht schwer. Jemanden zu finden, den man nach 8 Jahren immer noch an seiner Seite haben möchte ist eine ganz andere Größenordnung.


      Und zum Schluss noch was zu deiner Wegwerf-und-Lösch-Aktion: Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass du erstmal nichts davon sehen willst. Es spricht nichts dagegen, das alles vorerst in eine Kiste zu verbannen und die ganz hinten unterm Bett oder auf dem Dachboden oder vielleicht sogar bei Freuden zu verstauen. Jeder wie er will.
      Dinge wegzuwerfen und Dokumente, die du einfach nicht anklicken müsstest, zu löschen, während du noch voll in der Bewältigungsphase bist, halte ich aber für eine ganz schlechte Idee. Das könntest du sehr bald sehr stark bereuen. Hol das doch aus Müll und Papierkorb nochmal vor und warte bis du wieder einen klaren Kopf hast. Wegwerfen oder verbrennen oder was auch immer kannst du dann immernoch.


      Wofür genau machst du dir Vorwürfe?
      Ich verstehe dass du dich unter Druck fühlst. Aber offenbar ist er sehr motiviert dir Zeit zu geben - nimm sie dir doch einfach. Lass das ruhen und schaue was mit dir passiert. Nimm dir Zeit da konstruktiv drüber nachzudenken, aber nimm dir auch Phasen, nicht darüber nachzudenken.
      Hallo belanglos,
      Nachdem was ich aus deinem Thread lese, wäre es für mich definitiv auch ein Vertrauensbruch. Wenn vorher klar kommuniziert wurde, keine 2. Sub.
      Habt ihr überhaupt ein Safewort? Hast nur du allein vor dem Treffen mit ihr im Chat geredet?
      Ganz kurz möchte ich dir einfach sagen, dass du dir keine Vorwürfe machen solltest.
      Nimm dir die Zeit die brauchst, um das Geschehene zu verarbeiten und suche erneut das Gespräch. Ich kann mir nicht vorstellen ( in Bezug auf deinen Mann), dass man sich so schnell trennt.
      Alles Gute
      Annica
      Lass dich drücken.

      Ich denke, wichtig ist reden, reden, reden. Auf Augenhöhe, losgelöst von 24/7. Rede über dich, was du empfindest, wie es dir geht. Deine Gedanken an die Zukunft.

      Absturz ist vollkommen scheiße und Vorwürfe sind meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Du brauchst deine Mitte wieder. Wie diese aussieht... Ich weiß es nicht.

      Ich habe auch jahrelang dem Bdsm nach einigen (nicht vernünftig, wenn überhaupt aufgefangenen) Abstürzen abgeschworen. Dieses Loch, was sich auftut während und nach einem Absturz ist übel. Und ich wünsche es keinem. Und ich hatte ne scheiß Angst wieder anzufangen.

      Wenn du merkst, ihr schafft es nicht allein, sucht euch Hilfe von aussen. Das ist nichts schlimmes oder schlechtes. Euer Leben wird sich durch dieses Ereignis verändern und wie es war, wird es nicht mehr sein.
      Das kann jetzt gut oder auch schlecht sein, das wird euch die Zeit zeigen.
      Viele Grüße
      safine

      belanglos schrieb:

      Der rationale Teil von mir, sagt mir die ganze Zeit, dass das Humbug ist, aber mein Gefühl versteht es nicht.
      Dieser Satz ist mir ins Auge gesprungen.
      Leider kann ich zu dieser bedrückenden Geschichte, die Du gerade erlebst, nichts sagen als Dir Anteilnahme auszudrücken und Dir die Erfahrung mitzuteilen, dass auch scheinbar ausweglose Situationen immer auch eine Lösung beinhalten. Das ändert aber nichts daran, dass die Schmerzen da sind.
      Was mir an diesem Satz auffällt: Ich glaube, das Gefühl kann nicht verstehen, was der Verstand sagt. Der Verstand muss annehmen, was das Gefühl sagt. Wahrscheinlich kann es nur so herum zu einer Heilung führen. Du musst Deinen Gefühlen offen gegenübertreten, und dann kann der Verstand auch helfen. Wenn Du den Verstand benutzt, um die Gefühle zu steuern, verbiegst Du Dich.
      Ob das grundsätzlich stimmt, weiss ich nicht, aber bei mir ist es so.
      Ich wünsche Dir nur das Beste, dass es bald leichter wird und ihr einen guten Weg findet.
      It's a sad and beautiful world.
      Hallo,

      danke für eure Kommentare. Ich hoffe, ihr versteht, dass ich nicht auf alles detailliert eingehen kann - dann bin ja bis morgen beschäftigt ;)
      Vorab: Ich gebe niemandem der Beteiligten Schuld. Das greift zu kurz und liegt mir fern. Wenn es also so rüberkam, war das nicht meine Absicht.
      Ich weiß auch, dass ich das, was passiert ist, nachträglich nicht ungeschehen machen kann. Ein hätte, wenn und aber nützt mir also nur etwas, um Lehren aus dem Ereignis zu ziehen, aber nachträglich ändern ist nicht möglich.
      Ich interpretiere das, was passiert ist, auch nicht als Betrug, Untreue oder so etwas. Vielleicht verhalte ich mich auch unfair - tatsächlich macht mir das Gefühl ebenfalls arg zu schaffen, weil - wenn ich doch jemandem die Schuld in die Schuhe schieben würde - dann bin das ich selbst. Ich sehe meinen Mann/Top/whatever also nicht als Verursacher meiner Gefühle. Wie denn auch? Es liegt ja in mir drin und hellsehen kann keiner.
      Was vorherige Absprachen angeht: Ich habe vorher mit ihm darüber gesprochen (während sie das abgeblockt hat). Ich habe ihm vorher gesagt, dass ich keine zweite Sub "am Tisch" haben möchte, weil es mich nicht kickt und mir ferner Angst macht, nicht zu genügen. Das war für ihn logisch - sagte er vorher. (Ihm ginge es ja genauso, wenn plötzlich ein zweiter Top mit dabei wäre...) Ich habe auch vorher mitgeteilt, wie ich mir den Abend vorstelle. Und dabei bin ich keineswegs davon ausgegangen, dass er nebendran sitzt und - übertrieben formuliert - AngryBirds auf dem Smartphone daddelt. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet und war entsprechend extrem überfordert, als sie die Rolle switchte und er darauf voll abfuhr. Da ich das vorher ausgeschlossen habe, kam es in meinen möglichen Szenarien und Handlungsstrategien einfach nicht vor.

      Safeword ... ja, haben wir. Aber ich habe das bisher noch nie genutzt, weil ich es nie habe nutzen müssen (und dabei geht es bei uns manchmal verdammt hart zu). Ich habe in der Situation auch nicht daran gedacht, weil ich mit mir selbst überfordert gewesen bin. Tatsächlich bin ich sogar ein wenig stolz, dass ich es - wenn ich auch jetzt weiß, zu spät - geschafft habe, einfach aufzustehen und den Raum zu verlassen. Stattdessen habe ich vorher darüber nachgedacht, ob und wie ich den beiden mitteilen soll, dass ich mich gerade unwohl fühle.
      Habt ihr beispielsweise ein Safe- oder Slowword? Wann hättest du diese am besten nutzen sollen? Und warum hast du das nicht? Wolltest du vielleicht ein Bild von dir bewahren? Oder deinem Partner nicht "in den Rücken fallen"?
      Ja, auch letzteres ging in mir vor. Wenn ich abbreche, was passiert dann? Ich bin ein introvertierter Mensch, einfach aufspringen und Klartext sprechen - das ist verdammt schwer für mich. Ich wollte einfach niemandem den Abend versauen - und die beiden hatten ja Spaß. 2/3 ist immer noch die demokratische Mehrheit. (Es ist bei mir auch unabhängig von SM/Sex so, dass ich mich oft zurücknehme und anderen den Vortritt lasse. Seit einem guten Jahr arbeite ich nun daran, mir beruflich und privat eben einen gesunden Egoismus herauszunehmen. Das ist manchmal echt schwer.)
      Ich gebe auch hier weder ihm noch ihr die Schuld, dass sie es nicht bemerkt haben. Es nagt dennoch an mir, weil wir im Vorfeld darüber gesprochen haben, was ist, wenn ich abzustürzen drohe. Und er hat mir immer wieder versichert, dass er mir dann daraus hilft. Nicht nur auf diese Situation bezogen, sondern auch generell, wenn wir allein sind. Und ja: da ist das Vertrauen jetzt tatsächlich angekratzt.

      Ich verteidige den Schritt, dass alles damit zusammenhängende erstmal aus meinem Blickfeld musste. Egal, ob im Schlafzimmer, im Kleiderschrank, auf dem Dektop. Ich kann die Konfrontation gerade nicht wirklich ertragen.

      LG belanglos
      Noch eine Ergänzung (Sorry für den Doppelpost, ich weiß nicht ob das hier erlaubt ist):
      Die dumpfe Angst in mir, dass das Kapitel BDSM in meinem Leben durch sein könnte, beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Sorge, dass das Ende meiner Ehe ist (denn ich liebe ihn wirklich wahnsinnig und wir ergänzen uns in allen Lebensbereichen). Es ist auch, dass ich Angst habe, einen Teil von mir selbst zu verlieren.
      Ich habe im April mein Pferd einschläfern lassen müssen. Mit ihr ist ein Teil meiner Identität verloren gegangen, der mühsam durch andere Hobbys, neue Aufgaben, einen neuen Sport, ein anderes soziales Umfeld wieder gefüllt werden musste. Der alte Part ist auf längere Sicht verschoben.
      Ich habe den Eindruck, dass ich, wenn der Sub-Teil in mir nun auch verschwindet, wieder einen Teil von mir selbst verliere, den ich sogar länger gelebt habe als den Teil "Pferdemensch". Und ich fühle mich gerade nicht kräftig genug, das zu stemmen.
      Hallo belanglos,
      die Erfahrung,dass trotz vorheriger Absprachen speziell Spiele mit anderen, möglichst auch noch unbekannten Personen unter Umständen extrem schnell eine nicht vorherzusehende Eigendynamik entwickeln, kenne ich gut. Dass dabei klare Absprachen verletzt werden, ist bei mir bzw. Uns auch schon passiert, wir haben es aber glücklicher Weise zumindest geschafft uns in den entsprechenden Situationen nonverbal zu verständigen und so quasi das Einverständnis des anderen einzuholen.
      -jetzt könnte ein Außenstehender denken: na dann ist ja alles toll, alle waren sich einig, was will man mehr.... Fakt ist aber auch, dass in meiner Erfahrung der emotionale Rattenschwanz erst im Nachhinein zum Tragen kommt.
      Meiner Meinung nach ist an dieser Stelle der einzige Weg verlorenes Vertrauen ( in den Partner aber auch in sich selbst) wieder herzustellen, die wirklich offene Komunikation. Das heisst die eigene Verletztheit und Unsicherheit ganz offen anzusprechen. Das kann verdammt weh tun ( und zwar beiden!), wenn man es aber schafft, ohne gegenseitige Vorwürfe die auslösende Situation zu analysieren, kann es in letzter Konsequenz die Beziehung sogar stärken.
      Ich lese aus Deinen Posts, dass Euch beiden an der Fortsetzung einer bis dahin erfüllenden Beziehung liegt. Daher: setzt Euch zusammen, redet, redet, redet - und legt Taschentücher bereit...- wenn man anfängt über Ängste, Unsicherheit und emotionale Verletzungen zu sprechen und man sich dann in diesen Schilderungen selbst als Auslöser erkennt, kann das sehr angebracht sein.

      Ich wünsche Euch viel Kraft und vor Allem den Willen eine bis dahin wertvolle Beziehung wieder herzustellen. Wenn Ihr das schafft, geht Ihr stärker aus der Situation heraus als Ihr vorher wart.

      Alles Gute

      Mythenmetz
      Liebe @belanglos,

      Mir tut Leid was da bei dem Dreier passiert ist.
      Im Moment sehe ich zwei Probleme:
      Erstens der "Vertrauensbruch" von deinem Mann als er sich mitreißen ließ und mit der anderen Frau das getan hat was er eigentlich nur mit dir tun sollte. Dabei würde ich gerne helfen, aber leider kenne ich euch beide dafür nicht gut genug und selbst wenn ich das tun würde. Das ist Etwas zwischen euch und betrifft euch beide. Da ist es sinnvoll, wenn ich beide Sichtweisen kenne und wirklich vermitteln/moderieren kann. Leider kann ich das hier, so nicht.

      Zweitens und das ist ein Riesenproblem in meinen Augen, hast du den Kontakt zu deiner inneren Sub verloren. Schlimmer noch du hast jede Brücke eingerissen, die du gefunden hast. Zu ihr.
      Ich kann das verstehen und auch nachfühlen zu einem Teil. Zwar von der dominanten Seite aus, aber auch ich hatte und habe damit zu kämpfen, was mir gefällt.
      Und verdammt nochmal du hast gleich die ganze Ladung auf einmal abbekommen. Das kann ich mir nicht vorstellen, wie sehr es dein Selbstbild erschüttert hat.
      Sein eigenes Spiegelbild vorgehalten zu bekommen ist nie schön. Das kann es gar nicht sein. Wir alle sind Menschen. Wir alle machen Fehler die uns zeichnen. Sind mit Narben überseht. Sind an tausend Stellen unzulänglich und versuchen das Alles hinter schönen Masken vor den Anderen und vor uns selbst zu verstecken.
      Oder sehen die eigenen Narben als Etwas Hässliches an.
      Sich selbst ganz zu sehen ist aber auch eine Chance. Eine Chance sich selbst zu finden und anzunehmen.
      Dafür braucht es mitunter Hilfe von Freunden, Familie, deinem Mann und vielleicht auch professionelle.

      Ich wünsche dir das es schaffst, dich mit all deinen Facetten anzunehmen. Als Sub, als Pferdemensch, als Ehefrau, als Freundin, etc. Als all das was dich ausmacht und ausgemacht hat. Ich hoffe du siehst irgendwann dich selbst und bist froh über das was du erlebt hast, denn es hat dich zu der Person gemacht die du bist. Auch wenn es wehtat.
      In unserer hektischen Welt muss man gelegentlich innehalten,
      um sich in aller Ruhe etwas Unanständiges auszudenken.
      :coffee:
      B. Traven
      Hallo,

      @Springfire: Dass ich den Kontakt zur "inneren Sub" verloren habe, bringt es auf den Punkt. Ich bin derzeit ratlos, wie ich sie wiederfinde.

      In den letzten Tagen habe ich - auch wegen der Denkanstöße, die ich hier bekommen habe - mehrfach das Gespräch zu meinem Mann gesucht. Er hat mir die gesamte Situation aus seiner Sicht geschildert - das hilft mir dabei, die Situation zu verarbeiten. Währenddessen hatte ich letzte Woche einen Geistesblitz was die Trigger angeht und weiß mittlerweile, warum ich so heftig reagiere. Der Trigger mit dazugehöriger Reaktion stammt aus einem Missbrauch in meiner Jugend. Daher auch der Schockzustand, der entsprechend langsam abklingt. Aber damit kann ich arbeiten.

      Eigentlich bin ich auch ganz klarer Vertreter von "Was einen nicht umbringt, macht einen stärker" und "Auch der Mist, der passiert, macht einen zu dem Menschen, der man ist", aber ich bin noch nicht bereit für konstruktive Lösungen, habe ich gestern Abend in einem Gespräch mit meinem Mann festgestellt. Ich brauche noch Zeit und Ruhe, um den Zugang zu meinen diversen Gefühlen wiederzufinden. Und mein Mann findet, dass das so auch in Ordnung ist.

      Wir haben uns dennoch darauf geeinigt, dass er mich bspw. weiterhin "Subbi" nennt. Das ist seit 7 Jahren so und mein Vornamen klingt automatisch nach "Wir-müssen-ein-ernstes-Gespräch-führen" ;)

      Es wird schon wieder. Es wird nur dauern.


      LG belanglos