Wenn jemand eine Reise tut …
Ich saß mit Grit bei uns zuhause vor einer Tasse Kaffee und sie hatte Kuchen mitgebracht. Süße Sünden. Schwarzwälder Kischtorte und Birnen-Schoko-Sahne. Da quält man sich im Fitness-Studio und würgt fiese Smoothies runter, nur um die ganzen Mühen mit einer Geschmacksbombe wieder zunichte zu machen. Lecker!
Mit dem genau passenden verschwörerischen Genießergrinsen schlugen wir die guten Vorsätze in den Wind, die jede von uns zum Jahreswechsel hoch und heilig gelobt hatte … es war schließlich schon März und damit allerhöchste Zeit! Und pummelig waren wir beide nicht.
Bernd war auf Dienstreise, da brauchte sie Trost. Grit würde vier oder fünf Wochen ohne ihn auskommen müssen, denn er war auf der jährlichen Tour durch Asien und Südamerika, wo er Zulieferer besuchte und nach neuen Optionen für seinen Arbeitgeber suchte.
Das war immer eine schwierige Zeit voller Zweifel für Grit. Bernd war zwar eine treue Seele, aber wer wusste denn schon, was auf der anderen Seite der Erde passierte? Wir waren auch keine 20 mehr und sie machte sich immer Sorgen um ihre Attraktivität - völlig ohne Grund aus meiner Sicht. Grit war im Herbst 40 geworden, bildhübsch und top in Schuss.
M.I.L.F. nannte Pete solche Frauen: Mothers I’d Like to Fuck. Sie hätte total in sein Beuteschema gepasst, wenn er sie im Swingerclub getroffen hätte.
MILFs waren heiß, wollten sich ausleben und hatten Erfahrung … ohne Versorgungsansprüche, Kinder und sonstige lästigen Nebenwirkungen. Pete liebte mich und ich ihn, aber wir gaben uns viel Spielraum, solange es unser gemeinsames Leben und Umfeld nicht beeinträchtigte.
Insofern hätte ich an Grits Stelle die Zeit genutzt, um viel Spaß zu haben. Aber so tickte sie nicht.
Darum kam es nicht unerwartet, dass Grit ernst wurde und sagte:
“Susanne, du bist doch … wie sage ich das, ohne dass das falsch rüberkommt … erfahrener als ich. Du nimmst mir das nicht übel, oder?”
“Falls du damit andeuten willst, dass ich ein paar Männer mehr beglückt habe, als Du, wird das wohl stimmen. Bernd und Du, ihr seid schließlich schon eine halbe Ewigkeit zusammen - was bestimmt auch seine Vorteile hat.”
“Ja, bestimmt. Aber ich muss dich trotzdem was fragen … Gott, ist mir das peinlich. Aber wen soll ich sonst um Rat bitten?”
Erwartungsvoll schaute ich meine Freundin an, denn so druckste sie nur selten herum, wenn wir unseren Kaffeeklatsch hielten. Das musste wirklich schwere Kost sein, was jetzt kam.
“Raus damit, Grit! Was auch immer du auf dem Herzen hast, es bleibt hier im Raum. Und zwischen uns ist doch nichts peinlich, oder?”
“Naja, das aber schon.” Aus ihrer Shopper-Tasche zog sie mehrere Heftchen. Pornos, dachte ich erst. Aber es waren Fetischmagazine. Genüsslich nahm ich sie nacheinander in Augenschein, blätterte kurz durch, um mir einen Überblick zu verschaffen.
“Bernd?”
“Ja. Bernd!” schnaubte Grit. “Ich habe die Zeit genutzt für den Frühjahrsputz, jetz, wo er gerade weg ist. Er mag meine Putzanfälle nicht. Und in seinem Schreibtisch lagen die Dinger da herum. Männer in seinem Alter werden ja angeblich wieder umtriebig und abenteuerlustig … was mache ich denn jetzt?”
“Bernd ist echt altmodisch. Pete hat seine Lieblingsbilder auf dem Computer und seinem Smartphone.”
“Susanne! Findest du das etwa normal? Ich dachte du tröstest mich jetzt! Schau dir doch mal an, was er da als …. Wichsvorlage nimmt! Zumindest vermute ich es. Das ist doch … pervers, ist das!”
“He, Grit! Langsam! Wann hast du die gefunden?”
“Vorgestern.”
“Und seitdem hast du an nichts anderes gedacht und dich immer schön reingesteigert, stimmts?”
“Ja! Aber habe ich denn nicht Recht! Dieser perverse …”
“... liebe Mensch” fiel ich ihr ins Wort “der dich üblicherweise auf Händen durchs Leben trägt, hat halt Bedürfnisse. So what? Und so wie du jetzt reagierst, kann er wohl kaum offen mit dir darüber reden. Armer Bernd, wenn du mich fragst!”
“Susanne, sowas ist doch nicht normal!”
“Grit, doch! Warte mal hier.”
Ich holte mein Tablet, suchte in der Bildersuche nach “Fetisch”, einer gewissen Mindestgröße und schaltete den Familienfilter aus. Als Frau von Welt kannte ich die Features, die mein Mann am liebsten benutzte, denn Pete und ich verschafften uns gerne gemeinsam einen Überblick über die neuesten Ideen. Grit konnte so etwas nicht finden, selbst wenn sie es wollte.
“So liebe Grit, schaust du bitte mal auf die Trefferzahl? Würdest du dich immer noch trauen, das als unnormal oder pervers einzustufen?”
“Das sind ja Millionen! Und … tun die das da wirklich, das ist ja … uuurgh.”
“Pinkelspiele, ja, das ist weit verbreitet. Ich mag es nicht.” zuckte ich mit den Schultern.
“Du hast das nicht ausprobiert!”
“Doch, einmal. Das war nicht schlimm, aber es hat mir auch keinen Kick gebracht.”
“Susanne!”
“Was? Soll ich lügen?”
Grit wusste nicht, was sie sagen sollte. Die beiden Menschen, denen sie am meisten vertraute, hatten kein Problem mit sexuellen Praktiken, die ihr völlig fremd waren. Frustriert sackte sie zurück in die Rückenlehne ihres Stuhls.
“Susanne, ich bin durcheinander. Was ich sehe stößt mich ab, aber Bernd fehlt es offensichtlich. Und jetzt sagst du mir indirekt, dass ich eine verklemmte, alte, frigide Schachtel bin.”
“Vielleicht ein wenig eng in der Wahrnehmung und deinen Phantasien. Den Rest kannst du vergessen. Bei eurem letzten Besuch hier ging es im Gästezimmer ordentlich zur Sache, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.”
“Scheiße, waren wir so laut?” feixte Grit. “Stimmt aber, wir haben schon unseren Spaß. Und das nicht selten.”
“Na also! Ich mache dir einen Vorschlag. Wir arbeiten dein Problem Schritt für Schritt auf. Erst einmal sichten wir diese Heftchen. Die sind eine super Chance, dass du deinen Mann besser kennenlernst.”
“Fast 20 Jahre sind wir zusammen. Was weiß ich sonst noch nicht über ihn?!”
“Welches Thema ist das kniffeligst zwischen Partnern? Genau, Sex! Ansonsten kennst du ihn vermutlich wirklich besser als er sich selbst.”
“Gut. Du meinst ich muss mich damit beschäftigen. Fang an. Sag mir was dazu, denn du scheinst dich ja auszukennen.”
“Mal grob sortieren … hier die drei sind Latexfetisch. Da hast du zwei mit Dominas! Wow! Und hier … Intimschmuck. Gleich fünf Hefte!”
Grit mochte gar nicht hinsehen und schielte nur durch die Hände, die sie vor ihr Gesicht hielt.
“So, jetzt schau gefälligst mal hin! Es geht immerhin um deinen Mann!”
Beschwichtigend legte sie nun die Hände auf den Tisch, aber sie war total durch den Wind, meine beste Freundin.
“Hat er irgendwo Eselsecken gemacht, oder sind bestimmte Seiten abgegriffen … oder, entschuldige die Direktheit, fleckig?”
“Boah, du bist so abgebrüht! Ich kann das nicht!”
“Hast du bessere Ideen? Du bist zu mir gekommen und hast dich ausgeflennt, nicht umgekehrt. Willst du jetzt meine Hilfe oder nicht?”
“Entschuldigung, Susanne. Du hast ja Recht.” Grit atmete mehrmals tief durch und stellte sich dann der Aufgabe. Während sie blätterte fragte sie mich, wie wir das in unserer Beziehung handhabten.
“Wir reden über alles. Einfach so, ganz offen. Das geht aber nur, wenn niemand für seine Wünsche verurteilt wird. Nichts ist pervers oder abartig. Dafür muss auch niemand gezwungen mitmachen. Aber wie sollen wir sonst herausfinden, was uns beide antörnt? In meinen ersten Beziehungen ging das auch nicht. Aber als Pete und ich zusammenkamen, waren wir ja keine Twens mehr.”
“Du sagst mir also, dass wir sexuell vor mindestens 10 Jahren stehen geblieben sind.”
“Nein, nicht unbedingt. Aber wenn es sich für dich oder Bernd so anfühlt, könnte es schon so sein.”
Ich saß mit Grit bei uns zuhause vor einer Tasse Kaffee und sie hatte Kuchen mitgebracht. Süße Sünden. Schwarzwälder Kischtorte und Birnen-Schoko-Sahne. Da quält man sich im Fitness-Studio und würgt fiese Smoothies runter, nur um die ganzen Mühen mit einer Geschmacksbombe wieder zunichte zu machen. Lecker!
Mit dem genau passenden verschwörerischen Genießergrinsen schlugen wir die guten Vorsätze in den Wind, die jede von uns zum Jahreswechsel hoch und heilig gelobt hatte … es war schließlich schon März und damit allerhöchste Zeit! Und pummelig waren wir beide nicht.
Bernd war auf Dienstreise, da brauchte sie Trost. Grit würde vier oder fünf Wochen ohne ihn auskommen müssen, denn er war auf der jährlichen Tour durch Asien und Südamerika, wo er Zulieferer besuchte und nach neuen Optionen für seinen Arbeitgeber suchte.
Das war immer eine schwierige Zeit voller Zweifel für Grit. Bernd war zwar eine treue Seele, aber wer wusste denn schon, was auf der anderen Seite der Erde passierte? Wir waren auch keine 20 mehr und sie machte sich immer Sorgen um ihre Attraktivität - völlig ohne Grund aus meiner Sicht. Grit war im Herbst 40 geworden, bildhübsch und top in Schuss.
M.I.L.F. nannte Pete solche Frauen: Mothers I’d Like to Fuck. Sie hätte total in sein Beuteschema gepasst, wenn er sie im Swingerclub getroffen hätte.
MILFs waren heiß, wollten sich ausleben und hatten Erfahrung … ohne Versorgungsansprüche, Kinder und sonstige lästigen Nebenwirkungen. Pete liebte mich und ich ihn, aber wir gaben uns viel Spielraum, solange es unser gemeinsames Leben und Umfeld nicht beeinträchtigte.
Insofern hätte ich an Grits Stelle die Zeit genutzt, um viel Spaß zu haben. Aber so tickte sie nicht.
Darum kam es nicht unerwartet, dass Grit ernst wurde und sagte:
“Susanne, du bist doch … wie sage ich das, ohne dass das falsch rüberkommt … erfahrener als ich. Du nimmst mir das nicht übel, oder?”
“Falls du damit andeuten willst, dass ich ein paar Männer mehr beglückt habe, als Du, wird das wohl stimmen. Bernd und Du, ihr seid schließlich schon eine halbe Ewigkeit zusammen - was bestimmt auch seine Vorteile hat.”
“Ja, bestimmt. Aber ich muss dich trotzdem was fragen … Gott, ist mir das peinlich. Aber wen soll ich sonst um Rat bitten?”
Erwartungsvoll schaute ich meine Freundin an, denn so druckste sie nur selten herum, wenn wir unseren Kaffeeklatsch hielten. Das musste wirklich schwere Kost sein, was jetzt kam.
“Raus damit, Grit! Was auch immer du auf dem Herzen hast, es bleibt hier im Raum. Und zwischen uns ist doch nichts peinlich, oder?”
“Naja, das aber schon.” Aus ihrer Shopper-Tasche zog sie mehrere Heftchen. Pornos, dachte ich erst. Aber es waren Fetischmagazine. Genüsslich nahm ich sie nacheinander in Augenschein, blätterte kurz durch, um mir einen Überblick zu verschaffen.
“Bernd?”
“Ja. Bernd!” schnaubte Grit. “Ich habe die Zeit genutzt für den Frühjahrsputz, jetz, wo er gerade weg ist. Er mag meine Putzanfälle nicht. Und in seinem Schreibtisch lagen die Dinger da herum. Männer in seinem Alter werden ja angeblich wieder umtriebig und abenteuerlustig … was mache ich denn jetzt?”
“Bernd ist echt altmodisch. Pete hat seine Lieblingsbilder auf dem Computer und seinem Smartphone.”
“Susanne! Findest du das etwa normal? Ich dachte du tröstest mich jetzt! Schau dir doch mal an, was er da als …. Wichsvorlage nimmt! Zumindest vermute ich es. Das ist doch … pervers, ist das!”
“He, Grit! Langsam! Wann hast du die gefunden?”
“Vorgestern.”
“Und seitdem hast du an nichts anderes gedacht und dich immer schön reingesteigert, stimmts?”
“Ja! Aber habe ich denn nicht Recht! Dieser perverse …”
“... liebe Mensch” fiel ich ihr ins Wort “der dich üblicherweise auf Händen durchs Leben trägt, hat halt Bedürfnisse. So what? Und so wie du jetzt reagierst, kann er wohl kaum offen mit dir darüber reden. Armer Bernd, wenn du mich fragst!”
“Susanne, sowas ist doch nicht normal!”
“Grit, doch! Warte mal hier.”
Ich holte mein Tablet, suchte in der Bildersuche nach “Fetisch”, einer gewissen Mindestgröße und schaltete den Familienfilter aus. Als Frau von Welt kannte ich die Features, die mein Mann am liebsten benutzte, denn Pete und ich verschafften uns gerne gemeinsam einen Überblick über die neuesten Ideen. Grit konnte so etwas nicht finden, selbst wenn sie es wollte.
“So liebe Grit, schaust du bitte mal auf die Trefferzahl? Würdest du dich immer noch trauen, das als unnormal oder pervers einzustufen?”
“Das sind ja Millionen! Und … tun die das da wirklich, das ist ja … uuurgh.”
“Pinkelspiele, ja, das ist weit verbreitet. Ich mag es nicht.” zuckte ich mit den Schultern.
“Du hast das nicht ausprobiert!”
“Doch, einmal. Das war nicht schlimm, aber es hat mir auch keinen Kick gebracht.”
“Susanne!”
“Was? Soll ich lügen?”
Grit wusste nicht, was sie sagen sollte. Die beiden Menschen, denen sie am meisten vertraute, hatten kein Problem mit sexuellen Praktiken, die ihr völlig fremd waren. Frustriert sackte sie zurück in die Rückenlehne ihres Stuhls.
“Susanne, ich bin durcheinander. Was ich sehe stößt mich ab, aber Bernd fehlt es offensichtlich. Und jetzt sagst du mir indirekt, dass ich eine verklemmte, alte, frigide Schachtel bin.”
“Vielleicht ein wenig eng in der Wahrnehmung und deinen Phantasien. Den Rest kannst du vergessen. Bei eurem letzten Besuch hier ging es im Gästezimmer ordentlich zur Sache, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.”
“Scheiße, waren wir so laut?” feixte Grit. “Stimmt aber, wir haben schon unseren Spaß. Und das nicht selten.”
“Na also! Ich mache dir einen Vorschlag. Wir arbeiten dein Problem Schritt für Schritt auf. Erst einmal sichten wir diese Heftchen. Die sind eine super Chance, dass du deinen Mann besser kennenlernst.”
“Fast 20 Jahre sind wir zusammen. Was weiß ich sonst noch nicht über ihn?!”
“Welches Thema ist das kniffeligst zwischen Partnern? Genau, Sex! Ansonsten kennst du ihn vermutlich wirklich besser als er sich selbst.”
“Gut. Du meinst ich muss mich damit beschäftigen. Fang an. Sag mir was dazu, denn du scheinst dich ja auszukennen.”
“Mal grob sortieren … hier die drei sind Latexfetisch. Da hast du zwei mit Dominas! Wow! Und hier … Intimschmuck. Gleich fünf Hefte!”
Grit mochte gar nicht hinsehen und schielte nur durch die Hände, die sie vor ihr Gesicht hielt.
“So, jetzt schau gefälligst mal hin! Es geht immerhin um deinen Mann!”
Beschwichtigend legte sie nun die Hände auf den Tisch, aber sie war total durch den Wind, meine beste Freundin.
“Hat er irgendwo Eselsecken gemacht, oder sind bestimmte Seiten abgegriffen … oder, entschuldige die Direktheit, fleckig?”
“Boah, du bist so abgebrüht! Ich kann das nicht!”
“Hast du bessere Ideen? Du bist zu mir gekommen und hast dich ausgeflennt, nicht umgekehrt. Willst du jetzt meine Hilfe oder nicht?”
“Entschuldigung, Susanne. Du hast ja Recht.” Grit atmete mehrmals tief durch und stellte sich dann der Aufgabe. Während sie blätterte fragte sie mich, wie wir das in unserer Beziehung handhabten.
“Wir reden über alles. Einfach so, ganz offen. Das geht aber nur, wenn niemand für seine Wünsche verurteilt wird. Nichts ist pervers oder abartig. Dafür muss auch niemand gezwungen mitmachen. Aber wie sollen wir sonst herausfinden, was uns beide antörnt? In meinen ersten Beziehungen ging das auch nicht. Aber als Pete und ich zusammenkamen, waren wir ja keine Twens mehr.”
“Du sagst mir also, dass wir sexuell vor mindestens 10 Jahren stehen geblieben sind.”
“Nein, nicht unbedingt. Aber wenn es sich für dich oder Bernd so anfühlt, könnte es schon so sein.”
Mit einer verliebten Frau kann man alles tun, was sie will.
(Gustav Klimt)
(Gustav Klimt)