Wie BDSM nicht laufen sollte, zwei Erlebnisberichte

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      Wie BDSM nicht laufen sollte, zwei Erlebnisberichte

      Bin ich keine richtige Sklavin?

      Meine Geschichte beginnt mit Mitte 20. Spätzünderin, lange auf der Suche nach dem richtigen Namen für meine Neigungen. Dank unzähliger heimlicher Nächte im Internet bekam das diffuse Etwas langsam Konturen – und ich durfte feststellen es gibt noch mehr Menschen wie mich.

      Nach langem Zögern traf ich meinen ersten Dom, und eine wunderschöne Reise in eine faszinierende Welt und zu mir selbst begann. Endlich entdeckte auch ich meine Weiblichkeit. Freundschaften entstanden, die zum Teil bis heute halten. Es kamen Partner und Spielpartner – einige gingen und einige blieben.

      Dann kam er. Eigentlich wollte ich erstmal garnichts von ihm. Aber zielsicher erfasste er instinktiv meine Schwächen und er erzählte mir genau das, was ich hören wollte. So verliebte ich mich, und in meiner Neugier ließ ich mich auf seine Regeln ein: Sklavin, 24/7.

      Zu Beginn eine tolle Sache: die Sessions waren großartig, er bewunderte meine Charakterstärke und meinen Masochismus, an dem er sich endlich mal von der Leine lassen konnte. Doch schleichend – viel zu langsam um es bewusst zu bemerken - änderten sich die Dinge.

      Er wollte mehr, er saugte an meiner Persönlichkeit. Bald reichte ihm mein Masochismus nicht mehr aus und die Vorwürfe hielten Einzug in mein Leben. In den Sessions wurden alle Grenzen überschritten, ich stürzte ab und weinte vor Verzweiflung und Wut, wieder und wieder. Aber statt dringend notwendigem Auffangen hagelte es Erniedrigungen. Ich sei nicht mehr die, die ich mal war, ich sei zum Weichei geworden, ja und vor allem sei ich keine richtige Sklavin. Lange hielt ich still, suchte die Schuld bei mir. Sie musste ja auch bei mir liegen, schliesslich betonte er das nur zu gern. In den Sessions wurde ich zur Puppe, versuchte mich geistig zu distanzieren, und letztendlich fraß ich mir den Kummer auf die Rippen.

      Im Alltag wurde ich zunehmend isoliert, keine Freunde, keine Hobbies. Denn jedes mal wenn ich einen Schritt in diese Richtung gehen wollte, hagelte es ja nur wieder Vorwürfe.

      Irgendwann, beim unzähligsten Streit, fand ich endlich die Kraft zu gehen und die Tür endgültig hinter mir zu schließen.
      Also sammelte ich die Trümmer davon auf, was mal meine Persönlichkeit war, und versuchte zu retten was zu retten war. In dieser Situation habe ich gemerkt wer meine wahren Freunde sind, und ja – es gab und gibt sie zum Glück und auf sie kann ich mich verlassen.

      Meine erste Entscheidung – nämlich auch dem BDSM den Rücken zuzukehren – habe ich mittlerweile zum Glück wieder verworfen. Mein Weg führt zurück in diese faszinierende und bunte Welt, und davon wird mich nichts und niemand mehr abhalten.

      Verfasserin1 will anonym bleiben, wird aber den Thread sicher verfolgen und kann auch über mich antworten ohne sich zu outen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ich war einmal ein BDSMer

      Meine Spielkarriere begann mit 19, als die Phantasien Realität wurden und der Spieltrieb dank aufgeschlossener Partner in die richtige Richtung gelenkt wurde. Man lernte Doms kennen, man spielte miteinander, man verliebte sich eventuell, man probierte Sachen aus, manche Sachen liefen gut, andere weniger gut. Und dann kam ER. Er wollte mehr, wollte mich, wollte in meine Seele. Wollte mich ganz.

      Und wollte zu viel.

      Und ich war verliebt. Sehr. Sah in ihn meinen Dom, den Herrn, den ich suchte. Wir spielten. Er fragte mich, ob ich seine Sklavin sein wollte. Ich wollte. Er wollte mehr, 24/7, in allen Konsequenzen. Ich wollte. Ich lies mich auf Verhaltensänderungen meinerseits ein. Ich wusste ja nichts, ich war ja durch meine Vergangenheit geprägt. Dass Beziehungen nicht funktionierten lag immer an meiner Vergangenheit, dem konnte man entgegen wirken. Ich nahm zu. Ich war ihm zu dick. Destruktive Kommentare folgten, ein Teufelskreis begann. Er möchte eine attraktive Sklavin. Die er fleißig mit Süßigkeiten fütterte.
      Er wollte eine Masochistin. Die ich bin. Deren Masochismus aber nicht ausreichte für ihn. Deren Abstürze regelmäßig in Schuldzuweisungen seinerseits führten. Also lieber nicht spielen.
      Aber ich liebte ihn doch. Er liebte mich ja auch. Ich würde keinen anderen Dom finden. Ich wäre nicht lebensfähig ohne ihn. Ich könnte mir den Lebensstandard nicht mehr leisten ohne ihn.

      Ich blieb.

      Duldete, dass er verbal destruktiv war. Ich war ja Sklavin, es musste ja so sein.
      Duldete, dass er meine Ideen und Phantasien als Topping from the bottom sah.
      Duldete, dass er mich (wahrscheinlich unbewusst) manipulierte, dass ich aus der Szene verschwand.
      Duldete, dass ich mich weiter und weiter verbog, um ihn zu gefallen.
      Duldete, dass meine Wünsche zu kurz kamen.
      Duldete, dass ich meine eigene Sexualität verleugnete, damit ich nicht mehr von ihm bespielt wurde.
      Dass ich schwieg, wenn er zu seinen Monologen ansetzte, dass ich Freunde nicht mehr traf, weil er sich von ihren Meinungen gestört fühlte. Dass ich mich mehr und mehr aus sozialen Strukturen zurückzog, da er mein Universum war.
      Dass ich mir glaubhaft versicherte, ich bin vanilla, ich habe mit diesem BDSM und dem Masochismus eigentlich nichts so wirklich am Hut, das ist nur eine Phase.

      Es fühlte sich nicht richtig an. Aber ich hatte mich selbst verloren. War nicht mehr ich. Hatte zwar eine Meinung zu Dingen, erzählte sie aber nicht, da es in Streit geendet hätte. Nervenaufreibenden Streit, der Tage anhielt, und wo ich am Ende wieder diejenige war, die sich entschuldigte. Ich war ja seine Sklavin….

      Bis…
      Menschen in mein Leben traten. Menschen die nur einen einzigen Satz sagten.
      Du bist schön.

      Die ihn mehrfach sagten. Die Dinge an mir sahen, die jemand anderes jahrelang vielleicht wahrgenommen, aber nie kommuniziert hatte.
      Die mir die Kraft gaben, mich zu trennen. Die mir die Tür öffneten zu dem, was ich jetzt bin.
      Und dafür Danke ich ihnen.

      Auch Verfasserin2 will anonym bleiben, wird aber den Thread sicher verfolgen und kann auch über mich antworten ohne sich zu outen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Hallo Verfasserin 1,

      ohje, da ist ja viel schief gelaufen und kaputt gegangen :empathy:

      Es erinnert mich ein wenig an meine eigene Beziehung zu einem narzisstischen Mann, ganz ohne BDSM Bezug.

      Du kannst stolz auf Dich sein, dass du Dich wieder so zusammengeflickt hast. Du hast ja selbst gesagt, dass Du deine Teile wieder eingesammelt und versucht hast zu retten, was noch zu retten war. Genau so fühlt es sich an. Du hast das wunderbar beschreiben. Und hey, du hast es geschafft! ^^

      Es freut mich, dass du zu Deiner Neigung zurück gekommen bist. Denn das ist ein Teil von Dir.

      Danke für Deine nicht so schöne Geschichte. Ich denke daraus können viele hier etwas lernen.
      Hallo Verfasserin 1 und 2, erst mal Blumen für euch! :blumen: :blumen: :blumen: :blumen: :blumen: :blumen: :blumen: :blumen: :blumen: :blumen:

      Warum? ihr seid willensstarke und jetzt kampferprobte Frauen, die BDSM leben wollen.

      Es ist richtig, dass es manchmal eine Weile dauert, bis man den Mut und auch die Kraft gefunden hat, sich aus einer destruktiven Verbindung zu lösen.

      Werte Verfasserin 1, danke dass du nicht dem BDSM entsagt hast, das kann nämlich nichts dafür. Abgesehen davon ist es eine Neigung,

      welche man auf längere Sicht ganz schwer unterdrücken kann.

      Und dir werte Verfasserin 2 kann ich nur sagen: ich gratuliere dir zu diesen Menschen, ich glaube, du darfst sie als Freunde bezeichnen.


      Ich drücke euch die Daumen, das Leben ist so schön bunt.

      Intruder
      Die Frauen kosten uns achtzig Prozent unserer Kraft, aber ohne Sie hätten wir gar keine.


      Dieter Noll, "Kippenberg"
      Vielen Dank für Eure Berichte. Ich empfinde das Teilen persönlicher Erfahrungen als überaus wichtig und gewinnbringend für mich. Positive Erfahrungen sind gut, um zu sehen, wie es geht und negative eben, wie es nicht geht. In Euren Fällen kristallisiert sich für mich die Wichtigkeit der Verantwortung beider ( Dom/ Sub ) heraus, auf sich selbst und sein Gegenüber zu achten, zu reflektieren, zu kommunizieren und zu respektieren, um BDSM das sein zu lassen, was es aus meiner Sicht ist - ein bereichernder, lustvoller Teil meines Lebens auf den ich nicht verzichten möchte, der aber der Unversehrtheit aller Beteiligten untergeordnet ist.


      Vielen Dank Euch
      Wie muss man eigentlich drauf sein, diesen ganzen Quatsch ohne Zynismus ertragen zu können?
      (Ich frage für einen Freund)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von magicswitch ()

      Ich bin bei derartigen Themen immer etwas hin- und hergerissen. Denn sie zeigen nur eine Seite, ein Empfinden, eine Erlebenswelt. Letztlich zeigen sie nur eines: Dass Kommunikation trotz aller Bemühungen nicht immer funktioniert.

      Ich könnte derartige Geschichten auch von Seiten des Doms erzählen: Von der Mühe, das Gegenüber aus einer prekären Situation wieder auf die Beine zu bringen, eine eigenständige wirtschaftliche Existenz zu ermöglichen, sich intensiv um die damit einhergehendem Probleme mit zu kümmern, obwohl man genug eigene hat. Trotzdem das Gefühl zu haben, nicht genug zu sein, nicht an den Anderen ranzukommen, letztlich zu frustrieren und im Grunde hilf- und kraftlos zuzusehen, wie die Beziehung in die Spirale abwärts läuft. Zumindest die Trennung einigermaßen fair über die Bühne bri gen zu wollen, beim Neustart der Ex zu helfen und dann zu erleben, dass der Kontakt abbricht und man das personifizierte Böse ist - zumindest in der Erlebenswelt der Ex.

      So what? Mir ist völlig bewusst, dass sie es anders sieht. Und das mag aus ihrer Sicht die gleiche Berechtigung haben, wie mein Standpunkt. Beurteilen können das nur die, die dabei waren. Und selbst diewerden ihre subjektive Erlebenswelt haben. Insofern sei mir die Frage erlaubt, was derartige Threads bezwecken. Oft genug mutieren sie zu einem öffentlichen Tribunal. Sind wir über diese Zeiten nicht hinweg?
      An beide Verfasserinnen;

      ich denke, ihr macht eure Geschichte öffentlich, um aufzuzeigen wie es nicht sein sollte. Als wirklicher Spätzünder - inneres Outing mit ü/50 ;) merke ich, dass genau das ein grosses Glück für mich als sub ist. Selbst ich gerate immer wieder in wirklich massive Konflikte aufgrund von Wünschen an mich, die ich gefühlt nicht erfüllen kann/will...

      Und das gehört sich ja nicht als sub :monster:

      Und mich rettet jedes Mal mein Alter und das Wissen darum, dass das Basiskonstrukt meiner Persönlichkeit einfach nicht wandelbar ist, ohne dass ich Schaden nehme. So gern ich manchmal eine Andere wäre, es geht nicht, ohne dass etwas in mir bricht. Mir trotz meiner Neigung treu zu bleiben und eben als "ich" meine Neigung auszuleben, das ist die grosse Herausforderung.

      Und wenn ich dann eure Berichte lese, dann fühle ich mich bestärkt in meinem Tun. Ich denke, ihr heisst es gut und das bedeutet mir viel.

      Deshalb ein grosses Dankeschön an euch beide!



      PS
      Und ich danke auch @Avargon für seinen Bericht, der ebenfalls für mich hier seinen Platz hat. Der Titel des Themas ist doch, wie BDSM nicht laufen sollte. :blumen:
      Und wenn ich jetzt meine Zeilen unter diesem Gesichtspunkt von Avargon nochmals lese, dann sehe ich, dass ich auch aus Dom-Sicht genauso handeln muss. Es ist meine Aufgabe als sub zu erspüren, was ich leisten kann und was nicht. Nur ist das in meinem Alter halt leichter zu handhaben, weil die Neigung dem Verstand gerne widerspricht. Es ist ausserordentlich viel Selbsttreue und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber nötig...
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Guten Tag,

      eine heikle Angelegenheit, mit großem Interesse verfolge ich Eure Berichte und Meinungen. Aus meiner Sicht ist es immer wieder unverständlich, wie sich Menschen deart zerstören lassen und sei es aus Liebe. Nicht nachvollziehbar welche Pein ihr über euch ergehen lasst. Aus meinem Verständnis heraus ist BDSM das Ausleben sexueller Vorlieben. Die Augen verbinden, gefesselt einen Höhepunkt erleben usw. .

      Was mir bei beiden Geschichten fehlt, ist der Kontext BDSM.

      Oft, sehr oft, höre ich dass vor allem Frauen in die schöne Welt BDSM gelockt werden und dann von sogenannten Doms misshandelt, zum Frustabbau benutzt werden.

      Eure Geschichte ist traurig, denn nicht nur körperlich auch seelisch bekommt ihr das allein kaum geregelt.

      Hutmacher schrieb:

      Aus meinem Verständnis heraus ist BDSM das Ausleben sexueller Vorlieben. Die Augen verbinden, gefesselt einen Höhepunkt erleben usw. .

      Was mir bei beiden Geschichten fehlt, ist der Kontext BDSM.
      Der Kontext BDSM ist eindeutig über die DS-Schiene vorhanden.
      BDSM besteht bei vielen nicht nur aus physischen Elementen, sondern im Gegenteil aus sehr vielen psychischen Elementen.

      Ich stimme Dir aber insoweit zu, dass diese Erlebnissse auch in Vanilla-Beziehungen passieren können. Liebe macht oft blind für Manipulationen und zu weit gehenden Erniedrigungen.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Das psychische Element der Unterwerfung, sich der Macht seines DOMs hinzugeben, gipfelt nicht selten darin, dass SUB regelrecht missbraucht wird unter dem Deckmantel BDSM.

      Heute bin ich soweit, dass ich jedem DOM empfehle, sich mal auf die andere Seite zu begeben. Mal das Halsband zu tragen, auf die Knie zu gehen um zu spüren was da passiert, im Kopf. Gefesselt beschimpft werden und die Peitsche ohne Widerspruch zu akzeptieren.
      Das möchte ich so nicht stehen lassen, ich denke, dass es eben doch seltener der Fall ist, man hört nur meist mehr Negatives als Positives, was in der Natur des Menschen zu liegen scheint.

      Für mich ist BDSM weitaus mehr, als das Ausleben sexueller Vorlieben. Meine Neigung ist ein Teil von mir, ich mag diesen Teil von mir und zwar nicht nur im sexuellen Kontext.

      Auch nützt es mir nichts, wenn jemand, der keine Devotion verspürt, diesen Teil einnimmt, es ist gekünstelt und gespielt und er wird nie das denken und empfinden wie ich es tue.

      Hutmacher schrieb:

      jedem DOM empfehle, sich mal auf die andere Seite zu begeben
      ...mir scheint, dass das Empfinden für eine/n Dom doch ein anderes ist, als das einer/s Sub und somit nicht für jede/n Dom möglich/ zielführend.
      Aber solche Erfahrungsberichte, Kommunikation und Respekt, vorausgesetztes Verantwortungsbewusstsein und stabile Persönlichkeit sind meiner Meinung nach eine gute Basis, um im "Spiel" zu bleiben.
      Wie muss man eigentlich drauf sein, diesen ganzen Quatsch ohne Zynismus ertragen zu können?
      (Ich frage für einen Freund)

      Hutmacher schrieb:




      Oft, sehr oft, höre ich dass vor allem Frauen in die schöne Welt BDSM gelockt werden und dann von sogenannten Doms misshandelt, zum Frustabbau benutzt werden.
      Ist das so? Zweifelsohne gibt es eine erhebliche Anzahl "Dummdoms" die nicht wissen, was sie tun. Aber wie zu allem, gehören hier zwei dazu. Und ich möchte hier explizit nicht von "Opfer" und "Täter" sprechen. Davon kann man reden, wenn Person a Person B gegen deren Willen im Keller einsperrt und misshandelt.

      Im BDSM-Kontext gehe ich aber von gegenseitigem Einverständnis aus. Und dann wird die Sache langsam schwierig. Denn im Endeffekt reden wir hier von Beziehungen, in die Erwartungen, Gefühle, Sehnsüchte und Gott weiß was noch alles reinspielen. Und genau, wie in jeder anderen Beziehung können diese Gefühle enttäuscht werden. Mit der Folge, dass im Endeffekt BEIDE Beteiligten Täter UND Opfer sind.
      Ich kenne genug Stino-Beziehungen, in denen es ähnlich läuft. Und die Frage, die sich mir manchmal stellt, wenn ich die Beteiligten hinterher höre ist: Wenn' s so schlimm war, warum hast Du nicht eher die Reißleine gezogen? Und oft genug frage ich mich, ob beide wirklich von derselben Beziehung mit denselben Menschen sprechen.

      Was ich an Threads dieser Art nicht mag ist, dass man nur eine Seite hört und letztlich nur das Resultat sieht (und das auch noch subjektiv dargestellt), nicht aber die Entwicklung und insbesondere auch nicht die vielen Umstände, stolpersteine und Entwicklungen, die dazu geführt haben.

      Das Resultat: Mitleidsbekundungen. "Du arme, das muss Dir wehtun, schön, dass Du jetzt endlich echte Freunde gefunden hast...." implizite Verurteilung des Verflossenen inklusive.
      Wer bitte sagt Euch, dass es ihm nicht vielleicht genauso beschissen geht? Dass beide nicht die richtige Kommunikationsebene gefunden haben? Dass es Missverständnisse gab? Begleitumstände, die die Entwicklung der Beziehung beeinflussten? Und und und....

      Wenn ich die Darstellungen meiner Ex aus meinem obigem Beispiel höre, bin ich durchaus in bestimmten Bereichen bei ihr. Auf der anderen Seite frage ich mich bei anderen Dingen, die sie offenbar von sich gibt (ich bekomme es ja auch nur um die Ecke mit), ob das wirklich die gleiche Beziehung war. Und dann stelle ich mir noch die Frage, ob sie meinen Standpunkt dazu überhaupt mitbekommen hat. Meine klare Antwort dazu ist: nein. Denn wenn sie es hätte (genauso wie umgekehrt) wären wir wohl noch zusammen.

      Natürlich könnte ich böse Dinge über sie oder andere Verflossene aus meinem Leben sagen. Und ja, natürlich bin ich auch enttäuscht von ihr und anderen Verflosenen. Genauso, wie es umgekehrt ist. Aber gerade deswegen habe ich mit Threads dieser Art mein Problem: Weil sie der eigentlichen Problematik in den wenigsten Fällen gerecht werden, einseitig sind und oft genug in Schwarz-Weiß-Malerei ausarten (armes Opfer, böser Täter), was so eben meist nicht stimmt. Die Trennungen - ob Stino oder BDSM - die ich sowohl in meinem näheren und weiteren Umfeld als auch persönlich erlebt habe, hatten bis auf extrem seltene Ausnahmen niemals nur einen Schuldigen. Sie waren immer Mischformen aus Missverständnissen, unterschiedlichen Erwartungen, Zwängen von außen und vielem anderen mehr, die dann in Frust und Enttäuschung auf beiden Seiten resultierten und in aller Regel Trümmer auf beiden Seiten hinterließen. Nur mal so als Nachdenkerli.

      Wenn ich an meine vergangenen Beziehungen zurückdenke, ist da auch Enttäuschung, ja. Manchmal auch Wut. Aber vor allem Traurigkeit über das gegenseitige (!) Unvermögen, eine gemeinsame Basis zu finden. Aber gehört das detailliert in ein öffentliches Forum? Ich mejne, dass nein.
      Ich finde es schade, dass diese Erlebnisberichte in eine Diskussion "Sind solche Berichte sinnvoll oder nicht" oder "Können wir die Situation beurteilen oder nicht" abdriften.
      Vielleicht hat es den Verfassern dieser Berichte geholfen ihre Erlebnisse besser zu verarbeiten/einzuordnen und das ist doch dann etwas positives und manch anderer findet sich vielleicht darin wieder und erkennt etwas für sich selbst.
      Ich möchte diese Diskussion nicht unterbinden, vielleicht wäre ein eigener Thread dazu eine Alternative. :gruebel:
      Ich finde, beide Geschichten bzw. der Verlauf sind für mich erst einmal losgelöst von BDSM, Die "Macht" der Neigung kommt hier nur als weiterer Aspekt hinzu.

      Beeinflussungen, Erniedrigungen, "Klein machen", Verbot sozialer Kontakte usw. sind leider auch in "Vanilla"- Beziehungen häufig anzutreffen.

      Hutmacher schrieb:

      Aus meiner Sicht ist es immer wieder unverständlich, wie sich Menschen deart zerstören lassen und sei es aus Liebe.
      Das kann man wohl auch erst dann wirklich nachvollziehen, wenn man es selbst erlebt hat. Ich weiß, wovon ich spreche.


      Hutmacher schrieb:

      Oft, sehr oft, höre ich dass vor allem Frauen in die schöne Welt BDSM gelockt werden und dann von sogenannten Doms misshandelt, zum Frustabbau benutzt werden.

      Hutmacher schrieb:

      Das psychische Element der Unterwerfung, sich der Macht seines DOMs hinzugeben, gipfelt nicht selten darin, dass SUB regelrecht missbraucht wird unter dem Deckmantel BDSM.
      Sehr pauschale Aussagen....Wo hörst du so etwas?

      Hutmacher schrieb:

      Aus meinem Verständnis heraus ist BDSM das Ausleben sexueller Vorlieben.
      Ja, aber eben nur aus deinem Verständnis heraus. Für viele ist es eben wesentlich mehr. Kannst du selbst hier im Forum eine Menge drüber lesen.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      @Avargon ich bin in vielen Dingen auch diplomatisch und mache mir lieber ein Bild von beiden Seiten.

      Natürlich kann es sein, dass es dem Gegenpart beider Verfasserinnen ähnlich geht, wie du beschreiben hast und eine ganz andere Geschichte erzählt. Was ist so schlimm daran ihm dann Trost und Verständnis entgegen zu bringen?

      Was ist so schlimm daran den beiden Frauen hier Verständnis für ihr persönliches Leid entgegen zu bringen. Es hat niemand nach einer Lösung des Problems gefragt. Diese haben sie auf ihre eigene Weise schon gefunden.

      Wenn ein Kumpel zu dir kommt und sich beklagt, spendest du ihm Trost? Oder schickst du ihn Weg, um erst die andere Seite zu hören?
      beide Erlebnisse zeigen mir, daß nicht alle Menschen mit der angeboten Macht, Vertrauen und Hingabe umgehen können.
      Das erlebt man nicht nur im Bdsm- Bereich sondern überall.
      Bei Erlebnisberichten wird man nie beide Seiten lesen oder hören können
      Wenn denn auch noch anonym ist, sollte man doch Verständnis aufbringen und nicht die Abwehrhaltung aller Freud anwenden.
      Ich habe mir die Geschichten, Erfahrungen auch mal durch gelesen und bin verblüfft, wie viel ähnliches sich darin auch in meiner wieder findet. Vor allem der Ausdruck, wie masochistisch ich doch wäre, habe ich dabei selbst oft gehört... Mir könnte da keine andere Sub da Wasser reichen. Heute schüttel ich darüber den Kopf, entspricht es nämlich überhaupt nicht meinem Naturell, mich sinnlos verprügeln zu lassen... Ich hab noch heute Bilder in meinem Kopf, die die Spuren der sogenannten Herren zeigen was definitiv unter Körperverletzung abgelegt werden kann. Nun kommt dann sicher die Frage, warum hast du das dann überhaupt zu gelassen...? Eine gute Frage, es gab dafür viele Gründe und auch ein wichtiger Aspekt war, auch wenn man sie als dum Doms bezeichnen mag, die Fähigkeit der Manipulation, des schön redens scheint ihnen in die Wiege gelegt. Und ist man dann einmal in ihren Fängen, kommt man da so schnell und ohne Hilfe nicht mehr raus.
      Viel schlimmer finde ich allerdings die Nachwirkungen, das Erlebte nicht abschütteln zu können und wenn dann der richtige Herr vor einem steht, dass man es dann kaum erkennt, sich sehr dagegen wehrt und es ein langer Weg ist, dann richtiges bdsm zu leben und zu verstehen