phoibe schrieb:
Schön wäre es, wenn man nach so einer Aussage noch begründen würde, warum es die schlimmste Fehlentscheidung des Lebens war.HBinder schrieb:
Als einer der eine Vasektomie hinter sich hat und sich dann - ohne Kinderwunsch - einer Regertilisationsoperation unterzogen hat, kann ich nur jedem eindringlich raten: Lasst bloß die Finger davon! Die Vasektomie war eine der schlimmsten Fehlentscheidungen in meinem Leben!
Nach 3 Kindern relativ knapp hintereinander und dem entsprechenden Gefordertsein konnten wir uns nicht mehr vortellen, mit einem weiteren Kind alles auf die Reihe zu kriegen. Da wollte ich Verantwortung übernehmen und nicht meine Frau dem Risiko eines größeren Eingriffs aussetzen zu dem sie durchaus bereit war. Die Risiken für mich schienen überschaubar: Ambulater Eingriff und bis auf die Fruchtbarkeit soll ja alles so bleiben wie gewohnt. Naja, da war dann zuerst der Eingriff bei einem erfahrenen und renommierten Operateur. Die Sache war tatsächlich schnell und unkompliziert erledigt. Danch tat mir Monate lang der linke Samenstrang und die Eingriffstelle ordenlich weh. Dem Urlogen fiel nichts anderes als Schmerzmittel ein und dass das eigentlich nicht sein dürfte. Nachdem sich dann schon erste Verzweiflung breit gemacht hat, hat sich die Sache dann doch weitgehend verbessert und für ca. 1 halbes Jahr haben wir dann doch den unbeschwerten Sex genießen können. Danach kamen immer wieder Schmerzen zurück. Immer wieder ein Ziehen und Drücken vor allem in den Nebenhoden. Am schlimmsten nach Sex oder immer wieder nach Reisen im Flugzeug. Da kamen dann schon erste Zweifel auf, ob das wohl eine gute Idee gewesen ist. Umso mehr Zeit verging, umso intensiver wurde dieses Unwohlsein in der Gegend und die Schmerzen. Nach etwa 2 1/2 Jahren habe ich dann massive Stimmungswandel bei mir bemerkt, der Bart fing an manchen Stellen auszufallen und die zuvor ausgprägte Libido war schwer beeinträchtigt. Ich weiß, lt. allen Ärtzen kann der Testosteronspiegel nicht durch eine Vasektomie beeinflusst werden. Wie auch immer, es kann auch andere Ursachen haben, jedenfalls war das Testosteron plötzlich ganz im Keller. Mehrere Messungen in etwa 3-Monatsintervallen betstätigten dies. Danach haben sich massive psychische Probleme eingestellt. Ich verfiel in tiefe Trauer, wenn ich Hochzeitsfotos oder kleine Kinder gesehen habe. Die Verstimmung hatte Einfluss auf Familie und Beruf. Ich hätte nie gedacht, dass mich das treffen könnnte, als der Arzt damals beim Aufklärungsgespräch von möglichen psychischen Problemen gesprochen hat. Irgendwann hab ich dann gespürt, dass mich nur noch die Möglichkeit einer Vasovasostomie bei Hoffnung hält. Wie gesagt, einen Kinderwunsch gab es absolut nicht. Ich hatte große Angst vor dem Eingriff und ließ mir sehr lang Zeit. Erst ein Jahr nach der Auswahl des Chirurgen hab ich es dann tatsächlich machen lassen. Die OP war dann auch lt. Arzt etwas challanging, da einer der Samenleiter schwer zu erreichen war, hat aber dann doch alles geklappt. Interessanterweise waren die Schmerzen, dieses unangenehme Druckgefühl und das Ziehen augenblicklich weg, noch am selben Tag nach der OP. Ich war wirklich erleichtert. Nach einigen Wochen zeigte die Spermaprobe wieder eine normale Dichte an Spermien im Ejakulat, die Zeugungsfähigkeit war also wieder hergestellt. Nach einigen Monaten wurden mir dann wieder Blut abgenommen, um Testosteron zu messen und siehe da, der Spiegel passte wieder!
So weit so gut, aber das ist noch nicht alles. Leider hat sich ca. 2 Wochen nach der RückOP eine äußerst unangenehme Hydrozele ausgebildet und ist sehr schnell größer geworden. Da dies meist nicht spontan wieder verschwindet, stand eine weitere OP im Raum, bei der aber die gesamte Hodenhülle gekappt werden sollte. Zum Glück wurde mir dann vom Chirurgen abgeraten, denn im Laufe von ca. 1 1/2 Jahren hat sich die Hydrolzele dann doch zurückgebildet.
Heute, fast 3 Jahre nach der RückOP bleibt ein von der Hydrozele ausgdehntes Skotrum, was deutlich von außen sichtbar ist, Wetterfühligkeit und noch immer Spuren von Ziehen und Wetterfühligkeit, wenn auch die Schmerzen, die ich nach der Vasektomie hatte, nicht mehr da sind. Nach allem was ich psychisch durchgemacht habe, bin ich immer noch traumatisiert und war teilweise in psychlogischer Behandlung. Glücklicherweise haben meine Geschlechtsorgane ihre Hauptfunktion nicht eingebüßt, sexuelle Aktivität ist weiterhin uneingeschränkt möglich. Trotzem ist ein unbeschwertes und erfülltes Sexualleben in tiefe Sorge und große Angst getaucht worden, was immer noch deutlich nachwirkt.
Heute kann ich nicht mehr nachvollziehen, was mich damals bewogen hat, in gesunde Geschlechtsorgane schneiden zu lassen und ein derartiges Risko einzgehen. Heute sehe ich das ganze als völlig unnötige Selbstverstümmelung. Ich kann aus meiner Sicht nur jedem Mann und jeder Frau von einer Sterilisation abraten. Lieber 50 Jahre mit Kondom als so etwas noch einmal. Ich bin fast zerbrochen daran.
Es gäbe noch viel mehr zu erzählen, aber jetzt hab ich mehr als genug geschrieben.