Angepinnt Leitfaden Desinfektion - Projekt Geschlechtskrankheiten

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    Leitfaden Desinfektion - Projekt Geschlechtskrankheiten

    Hallo zusammen,

    im Rahmen des Projektes „Geschlechtskrankheiten“ entstand die Idee einen Leitfaden für die Desinfektion von Sextoys, BDSM-Spielzeug und Möbeln zu schreiben.
    Das Ziel war, eine Anleitung zur Desinfektion für Laien zu schreiben, die fachlich tief genug geht, um jemanden, der sich wirklich mit dem Thema auseinandersetzen möchte, die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Handeln zu geben. Es gibt eine ausführliche Version und zum schnellen Nachschlagen oder für besonders Schnelle eine Kurzfassung.

    Die Kurzfassung lest ihr hier in dem Thread, angehängt findet ihr die ausführliche Langfassung als PDF.
    In der Langfassung gibt es noch Zusatzteile: 1. Risikoeinschätzung in verschiedenen Situationen und 2. Übungsbeispiele

    Im gesamten gesehen ist es sicher kein kleines Werk und es ist zeitaufwendig sich hier als Laie einzuarbeiten. Aber die eigene Gesundheit bzw. die Gesundheit des (Spiel)Partners sollte es u.E. einem schon wert sein. Und Zeit investieren, um verantwortlich und sicher handeln zu können, muss man ja auch bei so manch anderen Dingen im BDSM, z.B. beim Bondage oder beim sicheren Führen einer Bullwhip.
    Von daher hoffen wir, dass verantwortungsvolle BDSMler sich über das Werk freuen und die Mühe nicht scheuen, es zu lesen und zu durchdenken.

    Der Aufbau des Leitfadens ist fokussiert auf die eigentliche Fragestellung. D.h. zusätzliche Infos bzw. weiterführende Themen wurden nur aufgenommen, wenn dies für das Verständnis des Kernthemas wichtig erschien.
    Fachlich wurde versucht bei ‚Null‘ anzufangen, dadurch ließ es sich aber nicht vermeiden, teils recht lang zu werden. Wiederholungen sind beschränkt auf sehr wichtige Punkte. Im „Übungsteil“ sind sie jedoch beabsichtigt, da soll der Leser die Systematik hinter dem Vorgehen erkennen.

    Hinweise, Verbesserungsvorschläge oder Anregungen für Ergänzungen sind jederzeit sehr willkommen (PN an die Forumsmoderation).






    Desinfektion - Ein Leitfaden für den Laien im Kontext von BDSM und sexuell übertragbaren Erkrankungen

    (CC BY-ND 4.0 – vgl. Lizenzbestimmung)
    Haftungsausschluss und Lizenzbestimmung

    Haftungsausschluss
    Die Inhalte dieses Leitfadens dienen nur der unverbindlichen allgemeinen Information, es wird ausdrücklich keine ärztliche Beratung vorgenommen. Der Ersteller dieses Leitfadens ist kein Mediziner und übernimmt daher auch keine Gewähr für die Aktualität, die Richtigkeit und die Vollständigkeit der jeweiligen Informationen. Das Team besteht aus Medizinern und Nichtmedizinern, welche zusammen und mittels gegenseitiger Prüfung diesen Leitfaden erstellt haben.

    Für die gemachten Empfehlungen übernehmen daher weder ich noch die Ärzte/Biologen irgendeine Haftung. Wem es um eine absolut sichere Empfehlung geht, der muss einen entsprechenden Fachmann aufsuchen, der eben auch über eine entsprechende Berufshaftpflicht verfügt. Der Ersteller schließt jegliche Haftung für Schäden, die aus ihrer Verwendung resultieren, so weit wie möglich aus.

    Lizenzbedingungen
    Auf den Wunsch der Mitwirkenden wird dieser Leitfaden unter der Lizenz CC-BY-NC 4.0 (Attribution-Noncommercial-No Derivatives International) veröffentlicht.

    Dies bedeutet, dass der Leitfaden auch von Dritten unter den Bedingungen der Lizenz weitergegeben werden können, dabei ist Folgendes zu beachten:

    - Korrekte Urheber-und Rechteangaben sind zu machen (Sofern des Werk als ganzes geteilt wird, sind diese Angaben bereits im Werk vorhanden)

    - Das Material darf unverändert in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreitet werden auch für kommerzielle Zwecke. Dabei dürfen das Werk oder Auszüge daraus nicht verändert werden. Sollte es doch verändert, anders angeordnet oder anderweitig direkt auf dem Original aufgebaut werden, so darf die derart bearbeitete Fassung nicht verbreitet werden.

    - Sollten nur Teile des Werkes genutzt werden, so ist folgender Hinweis deutlich voran zu stellen: "Dies ist ein Teil des Desinfektionsleitfadens des Gentle Health Teams. Den ganzen Leitfaden und auch den entsprechenden Lizenzschlüssel finden Sie im Bereich: gentledom.de/home/downloads."

    - Sollte eine Nutzung abweichend von diesen Lizenzbestimmungen angestrebt werden, so können Sie sich mit uns in Verbindung setzen und wir können schauen, ob sich eine Lösung finden lässt.

    creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/


    I. Kurzfassung Allgemeiner Teil – Hintergrund und Durchführung

    1. Warum Desinfektion?
    Erreger sexuell übertragbarer Erkrankungen sind aufgrund ihrer geringen Größe sehr häufig nicht mit bloßem Auge sichtbar, selbst in größeren Mengen nicht. Eine gereinigte, optisch saubere Oberfläche ist somit nicht unbedingt auch unter hygienischen Aspekten „sauber“, also ohne Infektionsgefahren. Wie lange Erreger in der Umwelt überleben, ist sehr unterschiedlich, häufig aber zwischen mehreren Stunden und mehreren Wochen.
    Im Gegensatz zur direkten sexuellen Übertragung von Erregern kann eine indirekte Übertragung, also eine Übertragung über Gegenstände, Oberflächen oder kontaminierte Körperteile, durch eine korrekt durchgeführte Desinfektion sehr zuverlässig verhindert werden. Verfahren der Flächendesinfektion und Hände- / Hautdesinfektion sind hierfür sehr bewährte Standardverfahren.

    2. Was ist Desinfektion?
    Eine alleinige Reinigung ist nicht ausreichend, damit von einem Gegenstand oder einer Oberfläche sicher keine Infektionsgefahr mehr ausgeht.
    Eine Desinfektion hingegen kann dieses Ziel erreichen. Desinfektion bedeutet also, eine Oberfläche so zu behandeln, dass hiervon keine Infektionsgefahr mehr ausgeht.
    Bei bestmöglicher Auswahl des Verfahrens und der Mittel wird dies im Privatbereich für viele Gegenstände auch mit hoher Sicherheit erreicht werden können, eine 100%-ige Sicherheit aber in der Regel nicht. Dabei ist eine sehr wichtige Voraussetzung, dass die Oberfläche vor Desinfektion bereits sauber ist, gegebenenfalls also vorgereinigt werden muss.

    3. Wirkspektrum von Desinfektionsverfahren
    Bei der Wirkung von Desinfektionsverfahren wird nach einer Wirkung bezüglich der verschiedenen Erregergruppen unterschieden (Wirkspektrum). Um alle Erreger sexuell übertragbarer Erkrankungen (STD) sicher zu erfassen sollte das Verfahren Bakterien, Pilze und bestimmte Viren erfolgreich inaktivieren können. Die gängigsten Systeme zur Beschreibung des Wirkspektrums sind die Desinfektionsmittelliste des Robert-Koch-Institutes, die Liste des Verbandes für angewandte Hygiene e.V. und das A0-Wert System aus der DIN-Norm 15883-1.

    4. Welche Desinfektionsverfahren gibt es?
    a. Desinfektionsverfahren mit (ggf. anteiliger) physikalischer Wirkweise
    Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. wenig komplexe, solide Gegenstände aus Metall oder Glas) ist im Privatbereich von einer Desinfektion mit trockener Hitze (z.B. im Backofen) abzuraten.
    Für eine wirklich sichere Desinfektion mit feuchter Hitze im Privatbereich ist lediglich das desinfizieren mit heißem Wasser („Auskochen“) zu empfehlen. Übliche Bedingungen sind 100°C für 5 Minuten oder 93°C für 10 Minuten (exaktes Thermometer zur Temperaturprüfung nehmen).

    b. Desinfektionswirkstoffe mit chemischer Wirkweise
    Den universellen chemischen Wirkstoff für die Desinfektion, welcher alle Anforderungen hinsichtlich Wirksamkeit, Toxizität, Anwenderfreundlichkeit und Materialverträglichkeit erfüllt, gibt es leider nicht. Wirkstoffe, die eine sehr breite Wirksamkeit haben, haben oft auch eine hohe Toxizität und / oder sind in der Anwendung und hinsichtlich der Materialverträglichkeit oft problematisch. Es ist daher notwendig, sich vorher Gedanken darüber zu machen, mit welchem Ziel und für welche Flächen oder Gegenstände man ein Desinfektionsmittel nutzen möchte. Dabei sollte man sich auch überlegen, welchen gegebenenfalls entstehenden Aufwand man hierfür investieren möchte. Das nachfolgende Kapitel soll hierfür eine Hilfestellung geben.

    5. Die chemische Desinfektion
    a. Wie werden chemische Desinfektionsmittel ausgewählt?
    Die Auswahl erfolgt am besten mittels VAH-Liste mit folgenden Kriterien: Wirkspektrum umfasst alle STD-Erreger (bakterizid, levurozid sowie viruzid, begrenzt viruzid plus oder begrenzt viruzid inkl. Polyomavirus / SV40). Hinsichtlich der Toxizität eigenen sich im Privathaushalt i.d.R. Alkohole und oberflächenaktiven Substanzen sowie Wasserstoffperoxid und Caroat als Wirkstoffe. In Bezug auf die Materialverträglichkeit sind die oberflächenaktiven Substanzen sehr oft unkritisch bei den meisten Oberflächen, müssen aber nachgereinigt werden. Alkohole sind auch gut materialverträglich, verdunsten rückstandsfrei, aber Vorsicht ist bei weichen Kunststoffen, Makrolon oder Plexiglas geboten. Bei Wasserstoffperoxid und Caroat sind unedle Metalle schwierig, da diese Mittel hier korrosiv wirken. Bei Caroat ist zudem eine Nachreinigung zu empfehlen.
    Bei allen Desinfektionsmitteln ist das vom Hersteller ausgewiesene Einsatzgebiet (z.B. Hände / Haut, Fläche, Instrumente) zu beachten, ein zweckfremder Einsatz (z.B. Händedesinfektionsmittel für Flächen) ist grundsätzlich nicht empfehlenswert.
    Alle hier genannten Wirkstoffgruppen bzw. Wirkstoffe sind in Deutschland grundsätzlich frei verkäuflich.



    Grafik_Tabelle3.png
    Dateien

    Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von Viva () aus folgendem Grund: Ergänzungen

    b.Wie werden chemische Desinfektionsmittel angewendet?

    • Sicherheits- und Anwendungshinweise des Herstellers immer beachten (siehe auch entsprechendes Kapitel zur Sicherheit unten).
    • Nur wo das Desinfektionsmittel hinkommt, desinfiziert es auch. Dabei meint „hinkommen“ die vollständige Benetzung der gesamten Oberfläche. Bei rauen Oberflächen muss mit einer entsprechenden Menge gearbeitet werden, ggf. ist dies nur mit einer Tauchdesinfektion möglich.
    • Die Wirkung kann durch Verschmutzungen beeinträchtigt werden. Alle Gegenstände für die Desinfektion müssen daher vor Desinfektion optisch sauber sein, gegebenenfalls ist eine Vorreinigung notwendig.
    • Desinfektionsmittel sollten nie mit Reinigungsmitteln / Chemikalien gemischt werden. Folge kann hier eine Wirkungsbeeinträchtigung sein, im schlechten Fall auch eine sofortige, heftige und womöglich gesundheitsschädliche oder explosive chemische Reaktion sein.
    • Achtung auch bei nassen / sehr feuchten Oberflächen. Diese führen zu einer (unerwünschten) Verdünnung des Desinfektionsmittels, gegebenenfalls muss die Oberfläche also vorher getrocknet werden.
    • Um die gewünschte Wirkung zu erhalten, ist die richtige Konzentration sehr wichtig. Wo notwendig, muss also genau dosiert werden. Zum Ansatz dabei kaltes Wasser nehmen.
    • Die erforderliche Einwirkzeit ist immer einzuhalten, um die entsprechende Wirkung zu erzielen. Kein Trockenwischen!
    • Nicht unkritisch ist der Einsatz von Tüchern (z.B. Küchenkrepp) bei flüssigen Desinfektionsmitteln. Hier kann es zu einer starken Absorption des Wirkstoffes an das Tuch kommen. Am besten vom Hersteller freigegebene Tücher verwenden.
    • Die Haltbarkeit des Desinfektionsmittels ist grundsätzlich zu beachten.
    • Sofern nicht ausdrücklich anders angegeben, sollten alle desinfizierten Flächen, die bestimmungsgemäß Schleimhautkontakt haben (z.B. Dildo) oder die langandauernden oder großflächigen Hautkontakt haben (z.B. Manschetten oder Liegen) nach der Desinfektion gründlich mit Wasser nachgereinigt bzw. abgespült werden.
    • Standard sollte die Wischdesinfektion sein, am besten mit vom Hersteller vorgetränkten Tüchern, da schnell, sicher und gut verfügbar. Alternativ können Produkte zur Sprühdesinfektion verwendet werden, wobei hier Produkte die Schaum „versprühen“ eindeutig zu bevorzugen sind. Aber auch Sprays sind nach dem Aufsprühen auf der Fläche zu verwischen. Die Tauchdesinfektion ist aufwendiger, kann aber nützlich sein für alle Gegenstände, die aufgrund ihrer Oberfläche mittels Sprüh- oder Wischdesinfektion nicht sicher vollständig benetzt werden können.

    6. Hinweise zur Anwendungssicherheit
    Vor dem erstmaligen Gebrauch eines Flächendesinfektionsmittels sollten immer die Gebrauchsanweisung und hier insbesondere auch die Sicherheitshinweise gelesen werden. Grundsätzlich sind alle Desinfektionsmittel bei nicht korrekter Anwendung möglicherweise gesundheitsschädlich, daher sollten sie immer „kindersicher“ aufbewahrt werden. Um Gesundheitsschäden zu vermeiden, sollten Flächendesinfektionsmittel nie in den Körper kommen: Also nicht in den Mund nehmen, schlucken oder trinken, nicht in Wunden geben und auch die Augen vor Kontakt schützen. Sollte dies passieren, sollte man das Desinfektionsmittel ggf. sofort mit Wasser auswaschen (Wunde, Augen). Um abzuklären, ob weitere Maßnahmen notwendig sind, sollte man unverzüglich einen Arzt oder eine Giftnotrufzentrale kontaktieren, dabei das Desinfektionsmittelbehältnis für Nachfragen griffbereit haben. Sprühnebel und Dämpfe nicht einatmen. Desinfektionsmittel grundsätzlich nicht versprühen (außer Schaum). Flüssigkeiten geschlossen lagern, um Verdunstung zu verhindern. Flächendesinfektionsmittel haben i.d.R. ein geringes Risiko für eine Allergieentwicklung, dennoch sollte Hautkontakt vermieden werden, vor allem bei längerer oder häufigerer Anwendung. Am besten sollten beim Gebrauch Einmalhandschuhe aus Nitril (Klasse 2 nach EN 374-3) getragen werden.
    Flächendesinfektionsmittel nie mit anderen Flüssigkeiten / Desinfektionsmittel / Reinigern / Chemikalien mischen, da dies zu nicht vorhersehbaren, ggf. gefährlichen chemischen Reaktionen führen kann.
    Alkoholische Desinfektionsmittel sind leicht entzündlich und brennbar, daher sind sie von Zündquellen und Feuer unbedingt fern zu halten!


    7. „Do´s and Dont´s“ der Flächendesinfektion

    „Do’s“
    Desinfektionsmittel nie für Kinder erreichbar aufbewahren!
    • Mittel für die Flächendesinfektion nie auf Schleimhäute oder in Wunden geben!
    • Flächendesinfektionsmittel nie zur Händedesinfektion verwenden!
    • Immer Entfernung von Desinfektionsmittelrückständen mit Wasser nach der Desinfektion bei vorgesehenem Schleimhautkontakt!
    • Vor der Desinfektion Überlegungen zu Wirkspektrum und Desinfektionsverfahren machen: Welche Erreger möchte ich inaktivieren? Welches Verfahren ist für den Gegenstand oder die Fläche geeignet?
    • Nur Desinfektionsverfahren / -mittel aus der RKI-Liste oder der VAH-Liste oder nach dem A0-Konzept auswählen.
    • Bei chemischen Desinfektionsmitteln immer Herstellerangaben beachten, insbesondere die Gefahrenhinweise, das Einsatzgebiet und die Haltbarkeit.
    • Bei allen Verfahren auf mögliche „Nebenwirkungen“ achten: Gesundheitsschädliche Rückstände zu erwarten? Materialverträglichkeit gegeben? Aufwand akzeptabel?
    • Wischdesinfektion mit vorgetränkten Tüchern als einfachstes und in der Anwendung sicherstes Verfahren anstreben.
    • Nur sichtbar saubere Flächen und Gegenstände desinfizieren (ggf. Vorreinigung).
    • Vollständige Benetzung bzw. Einwirkung auf die Oberfläche, selbst kleinste Lücken sicher vermeiden.
    • Einwirkzeit und ggf. Konzentration strikt beachten.
    • Bei (möglichem) Gewebekontakt, Schleimhautkontakt oder längerem / großflächigem Hautkontakt Rückstände nach der Desinfektion mit Wasser abwaschen / beseitigen.
    • Chemische Desinfektionsmittel nie mit anderen Flüssigkeiten (z.B. Reiniger, andere Desinfektionsmittel), sondern nur mit Wasser mischen. Auch nicht nacheinander auftragen. Bei Anwendung mögliche Zündquellen ausschalten.
    • Einmalhandschuhe bei längerem Umgang mit Chemikalien verwenden.

    „Dont’s“
    • „Drogerieartikel“ verwenden. 99.9% Bakterienbeseitigung sind keine sichere Desinfektion!
    • Haushaltsverfahren zur Desinfektion verwenden(außer Auskochen).
    • Desinfektionsmittel direkt auf Verschmutzungen, Sekrete, Urin oder Blut geben.
    • Desinfektionsmittel mit warmem Wasser ansetzen.
    • „Im Schuss“ (nach Augenmaß) dosieren.
    • Oberflächen zur Desinfektion nur besprühen.
    • Bei komplexen / nicht glatten oder saugenden Oberflächen nicht ausreichend „nass“ wischen.
    • Zur schnelleren Abtrocknung trocken nachwischen / Trockenwischen.
    • Desinfektionsmittel mit anderen Flüssigkeiten / Chemikalien / Desinfektionsmitteln mischen.
    • Rauchen / offenes Feuer (Kerzen) bei der Anwendung.
    • Offen stehend lagern (Verdunstung).
    • Lappen mehrfach in Desinfektionsmittellösung eintauchen.
    • Über Jahre verwenden („Alkohole werden nicht schlecht“).
    • Mittel für die Hände auf Fläche oder Gegenstand anwenden.



    8. Flussdiagramme
    a. Notwendigkeit und Auswahl eines chemischen Desinfektionsverfahrens

    Grafik_NotwendigkeitDes.png

    b. Standardablauf einer chemischen Desinfektion

    Grafik_AblaufDes.png



    9. Zusatz Händehygiene
    Bei allen Praktiken, bei denen Erreger durch die Hände (direkt oder indirekt über Gegenstände) mit normalerweise geschützten, natürlicherweise keimfreien Körperregionen bzw. Geweben in Kontakt kommen können, sollte immer eine Händedesinfektion durchgeführt werden (beispielsweise beim „Nadeln“). Bei Praktiken, bei denen es zu einer Erregerverschleppung zwischen Körperteilen (z.B. von anal nach vaginal) oder zwischen Personen kommen kann, kann eine Händedesinfektion einen zusätzlichen präventiven Effekt gegenüber der Händewaschung leisten. Ansonsten reicht eine normale Händewaschung aus. Als Desinfektionsmittel werden vor allem Alkohole eingesetzt, als Mittel, die das STD-Erregerspektrum erfassen, eigenen sich z.B. Sterillium classic pure, desderman pure, Softa-Man acute, Manurapid Synergy (alle frei verkäuflich). Bei der hygienischen Händedesinfektion werden ca. 3 ml Händedesinfektionsmittel in die saubere Hand gegeben (ggf. vorher Händewaschen) und für 30 Sekunden eingerieben. Wichtig ist die vollständige Benetzung aller Handanteile, denn nur wo ausreichend Desinfektionsmittel hinkommt, desinfiziert es auch.
    Händedesinfektionsmittel sind als hochprozentige Alkohole leicht entzündlich und brennbar. Alle sind potentiell gesundheitsschädlich und sollten keinesfalls verschluckt werden oder auf Schleimhäute (vaginal, Harnröhre, anal) oder in offene Wunden gelangen.
    Einmalhandschuhe dienen vor allem dem Schutz des Trägers vor möglichen Infektionen (z.B. HIV). Empfohlen werden medizinische Nitrilhandschuhe, die die Normen EN 455 (AQL 1,5) und EN 374-3 (mind. Klasse 2) erfüllen. Da Einmalhandschuhe aber nicht „mikrobiologisch dicht“ sind, können sie keine Händedesinfektion ersetzen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Viva ()