Sinn und Unsinn von Definitionen

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      Ich persönlich bin eine totale Verfechterin von (allgemeingültigen) Definitionen und auch Schubladen... ohne diese wäre Kommunikation überhaupt nicht möglich. Selbst mit ihnen gibt es noch immer genügend Konfliktpotential bedingt durch einfache Missverständnisse.

      Für mich selbst ist mir die Schublade/ Definition/ Bezeichnung "sub", "sklavin" oder whatever nicht wichtig, aber für den Austausch mit anderen sind diese Begrifflichkeiten elementar. Und je detaillierter sie definiert sind, desto grösser ist die Chance, dass die Gesprächspartner das Gleiche (oder Selbe?) darunter verstehen, sofern dies überhaupt möglich ist.

      PS: wir hatten es gestern zum Beispiel zum Thema "Lüften". Yapp, was heisst jetzt "Lüften" eigentlich genau? Heisst es: "für eine bestimmte Zeit die Fenster aufreissen und für Durchzug sorgen"? Oder ist auch "Fenster auf Kipp" Lüften? Hier können die Definitionen dessen, was Lüften bedeutet, himmelweit auseinandergehen und doch nutzen beide zurecht (?) das selbe (oder gleiche?) Wort :monster: :dash: .
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz
      Ich finde Neigungs- bzw. generell Definitionen sinnvoll; stellen sie doch die Grundlage von Austausch und gemeinsamem Weiterkommen dar.
      Jede wissenschaftliche Hausarbeit beinhaltet doch Definitionen (hier bewusst im Plural, da diese bekanntlich gerne einander gegenübergestellt werden oder es wird der Versuch unternommen, diese eigenständig zu erweitern) als Basis, worauf das Thema, die Thesen oder im interessantesten Fall die Kritik aufbaut. Kernpunkt ist und bleibt in jedem Fall die identische Auffassung eines gemeinsamen Gegenstandes.

      Wie wollen wir uns in einem Forum austauschen, wenn wir nicht wissen, über welchen Gegenstand wir da genau sprechen?
      Wenn vieles schwammig ist und bleibt, verliert sich für mich der Sinn eines Gesprächs. Nur wenn ich genau weiß, worüber ich spreche, finde ich auch heraus, was ich will (oder nicht will) und komme entwicklungstechnisch weiter.
      Ich persönlich mag generell allgemeingültige Definitionen auch total gern, ich finde sie schlichtweg praktisch für Kommunikation, Vergleich, Austausch. :pardon:
      Das bezieht sich auf mein Studium, auf meine spätere Tätigkeit in der Schule, auf Hobbys wie Gedichte oder Musik.

      Aber, nichtsdestotrotz, finde ich sie in allen zwischenmenschlichen Bereichen, dazu gehören für mich auch Sexualität und Neigung, äußerst schwierig anzuwenden, da es niemals möglich sein wird, Allgemeingültigkeit herzustellen, da diese Dinge höchst individuell sind.

      So gibt es für mich höchstens Leitbilder, an die man anknüpfen kann. :yes:
      Denn nicht jede Brat ist wie eine der oben beschriebenen, nicht jede Little will zwischendurch mal brattig sein, nicht jeder Dom will brave Sklavinnen, nicht jeder Caregiver brattige Littles.

      Definitionen ergeben für mich einfach wenig Sinn, wenn man fallspezifisch x Sachen ausklammern muss, damit sie stimmen. :pillepalle:

      MissMoon schrieb:

      Denn nicht jede Brat ist wie eine der oben beschriebenen, nicht jede Little will zwischendurch mal brattig sein, nicht jeder Dom will brave Sklavinnen, nicht jeder Caregiver brattige Littles.
      Guggi @MissMoon ja, genau darum geht es ja ... es sollte aber doch ein allgemein gültiges Verständnis davon geben, was "Brat", "Little", "Dom" etc. ist ... durch beschreibenden Adjektive wie "brave" Sklavin, "aufmüpfige Sub" u. ä. lässt sich die allgemeine Definition dann genauer ausspezifizieren. Und da komme ich dann eben wieder zu "Ausschlußkriterien", denn was unterscheidet denn eine Sub von einer Sklavin von einer Little von einer Brat von einer Bondmaid etc. Und ich finde, für all diese Bezeichnungen sollte es grundlegende Definitionen geben, der sich alle unterwerfen (das lasse ich jetzt mal so stehen, wohl wissend, dass dies niemals geschehen wird, da es genügend Personen gibt, die sich nichts unterwerfen möchten, erst Recht keinen allgemeingültigen Normen).

      Z. B. wenn ich sage: "ich habe einen Job", dann heisst das für mich, ich gehe einer Tätigkeit nach, für die ich Geld bekomme und die in irgendeiner Weise offiziell angemeldet ist. Das heisst jetzt aber weder, dass ich davon leben kann, noch dass ich dadurch reich werde oder mich die Tätigkeit erfüllt. All dies lässt sich erst durch weitere Ausführungen darlegen. Dennoch geht höchstwahrscheinlich auch mein Gegenüber davon aus, dass ich "für Geld einer Tätigkeit nachgehe und dies beim Staat/ Amt bekannt ist." Wenn ich jetzt aber eigentlich von einem Hobby spreche, für das mir der Nachbar ab und an einen 10er zusteckt oder von Schwarzarbeit, dann deckt sich das für mich nicht mit meiner Definition von Job/ geregelter Arbeit.
      Es reicht ja hier schon, wenn Begriffe eindeutig mehrdeutig sind. Mein Mann spricht z. B. von "Job", wenn er irgendwas speziell in SAP macht. Für mich hat das mit "Job" nichts zu tun, mit meinem Verständnis von Job. Dies hat zu Beginn unserer Unterhaltung darüber zu grossen Verwirrungen geführt. Weil jeder unter "Job" etwas anderes verstand. Für mich sind diese "Jobs" jetzt Jobs im Zusammenhang mit SAP - damit komme ich klar und unsere Kommunikation funktiert wieder :rolleyes: .

      Um nochmals auf beispielsweise den Begriff des Sklaven zurückzukommen: ein Sklave ist ... ja, was ist eigentlich ein Sklave? Mal ganz unabhängig von BDSM u.ä.? Für mich bedeutet Sklave: rechteloser Mensch, ganz kurz und knapp. Jetzt passt das natürlich in Deutschland auf keine Person, denn es gibt unveräusserliche Rechte. Also wird der Sklave im BDSM-Sinne .. ja, wird er neu definiert oder nur anders spezifiziert? Was ist jetzt ein Sklave im BDSM Sinne? Hier fängt es ja schon an mit der Begriffs-Verwirrung, denn es herrscht große Uneinigkeit. Deshalb würde ich mich am liebsten auf eine möglichst allgemeingültige Defintion berufen und sagen: es gibt keine Sklaven ... *Hilfe, Aufschrei* Einlassen kann ich mich darauf zu sagen, jemand, der in sexuellen Angelegenheiten keine Rechte hat, kein Mitspracherecht hinsichtlich seiner eigenen Sexualität hat, ist ein Sklave im BDSM-Sinne oder im sexuellen Sinne. Ja, ich glaube, darauf könnte ich mich einlassen.
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      Marie Luise Kaschnitz
      Nun dann schreibe ich mal meine Meinung dazu ohne jetzt hier jeden Post durchgelesen zu haben.

      Definitionen finde ich durchaus wichtig. Denn sie helfen in der Kommunikation.
      Die Gefahr aneinander vorbei zu Kommunizieren schwindet ein wenig dadurch.
      Dies betrifft aber letztlich nur Definitionen die einen gewissen Standart inne haben.
      Denn letztlich muss der andere Part die Bedeutung des Wortes kennen bzw. für was die Definition steht.
      Selbsterstellte Definitionen die sich noch nicht etabliert haben, sind dabei wenig hilfreich.
      Zumindest so lange nicht eine Ausführliche Definition vorhanden und für den anderen Part auffindbar ist.

      Sich selbst zu definieren macht zumindest bei der Partnersuche durchaus Sinn. So findet sich etwas leichter
      was auch zusammenfinden kann. Allerdings begrenzen Deffinitionen auch genau dies.
      Letztlich kommt man so oder so, nicht darüber hinweg sich intensiv mit dem anderen Part über die Wünsche,
      Bedürfnisse etc. zu unterhalten.
      Genauso wenig ersetzen diese ein intensives Kennenlernen einer anderen Person.

      Für eine Grobe Selection eignen sich Definitionen von daher meiner Meinung nach durchaus.
      Allerdings sind diese nicht das finale Ende. Im Forum finde ich diese teilweise auch
      praktisch. Aber eben nur sofern sie Eindeutig sind.

      Jemand mit einem starken DS Bezug wird auf frech sein anders antworten als jemand
      dem ein Machtgefälle nicht wichtig ist. So lassen sich manche Antworten auch zum Teil einordnen.
      Denn letztlich ist jede Antwort von einer individuellen Sichtweise geprägt. Kann man Rückschlüsse
      auf die Art des anderen ziehen steigt hierdurch das Verständnis mancher Fragen und Antworten.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

      Viva schrieb:

      Aber es ist halt wichtig für jeden sich grad in der Findungsphase zu definieren um sich selbst annehmen zu können und da helfen solche Schubladen halt , sie geben grade durch die Abgegrenztheit Sicherheit. Das einzige was dann noch wichtig ist, ist die Schublade nicht zu schliessen, sondern immer ein wenig offen zu lassen um in die anderen rein schauen zu können und evtl seine eigene Schublade zum Schrank auszubauen.
      Oh ja, genau so! Ich bin gerade am Schrank ausbauen :D

      Was ist das ? ?(

      SklavinPrinzessin schrieb:

      Aber ein gutes Fundament ist doch nur wenn ich mit mir im reinen bin
      Genau und wie kommt man ins Reine mit sich selber? Ich durfte dank der vielen, möglichen Schubladen und deren Definitionen dazu erkennen, dass ich nicht einfach X, sondern eben auch Y + Z bin. So kann ich mich als Ganzes annehmen und muss mir nicht anhören, dass eine X so und so zu sein hat... . Dank all dieser Schubladen bin ich heute einen sehr grossen Schritt weiter und kann erkennen, dass ich eben ich bin und keine Schublade.
      Indem du Schubladen ablehnst, setzt du eigentlich selber eine Grenze, finde ich.

      newbarbie schrieb:

      ich finde es schon wichtig eine Definition zu haben um annähernd das Gleiche zu verstehen
      Genau.

      Begriffe helfen bei der Kommunikation und eben auch beim Verständnis von Neigungen. Und diese Begriffe müssen definiert sein.
      Warum reden wir eigentlich von Schubladen? Könnten wir nicht das Ganze als Strukur von Neigungen bezeichnen.


      Neigung.PNG
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Lack/Leder/Latex

      Erwähnt hatte ich das bereits hier, aber da ich heute morgen auf dem Weg zur Arbeit nur mit dem Handy drin war, war mir eine Querverlinkung zu mühsam.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      topaz schrieb:

      SklavinPrinzessin schrieb:

      Hinzu kommt braucht alles einen Namen ?
      Ja, ich glaube schon. Wir sind umgeben von Namen, Definitionen, Erklärungen, Worten...Wir alle sind hier in diesem Forum, weil uns unsere Neigung vereint.
      Neben unserer Neigung vereint uns auch der Wunsch, darüber zu kommunizieren. Manche aktiver als andere, manche lesen nur. Aber wir alle verwenden Sprache, um uns mit unserer Neigung zu beschäftigen, und vor allem auch mit der Neigung Anderer. Niemand hier kann mir glaubhaft versichern, sich nur und ausschließlich mit der eigenen Neigung zu beschäftigen und keinerlei Input diesbezüglich zu wollen - warum bist Du denn dann im Forum? ;)
      Damit Sprache funktionieren kann, müssen die verwendeten Worte einigermaßen allgemeingültig sein. Wenn ich "Sofa" sage, damit aber kein Sitzmöbel meine sondern den Vorgang der Nahrungsaufnahme, dann gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Es ist also wichtig, dass wir alle einen gemeinsamen Nenner haben in der Sprachverwendung. Kleinere Ausnahmen schaden hier nicht zu sehr, weil man in der Regel genügend Synonyme hat, um das eigentlich Gemeinte noch einmal anders auszudrücken und sich somit Verständnis zu verschaffen (im Österreichischen ist "pudern" ein Ausdruck für Sex haben, was sicher nicht jeder nördlich der Donau weiß. "Sex haben" und etliche andere Bezeichnungen versteht man aber im ganzen deutschen Sprachraum, man kann das Missverständnis also aufklären). Wenn die Unterschiede aber zu gravierend werden, wird es kompliziert.


      MissMoon schrieb:

      Ich persönlich mag generell allgemeingültige Definitionen auch total gern, ich finde sie schlichtweg praktisch für Kommunikation, Vergleich, Austausch.
      [...]
      Aber, nichtsdestotrotz, finde ich sie in allen zwischenmenschlichen Bereichen, dazu gehören für mich auch Sexualität und Neigung, äußerst schwierig anzuwenden, da es niemals möglich sein wird, Allgemeingültigkeit herzustellen, da diese Dinge höchst individuell sind.

      So gibt es für mich höchstens Leitbilder, an die man anknüpfen kann.
      Die Idee des Leitbilds ist verlockend, ich halte sie aber für den genau falschen Ansatz. Es gibt nämlich nur ganz wenige Begriffe mit nur einer einzigen Bedeutung. Chemische Elemente oder SI-Einheiten sind eindeutig bezeichnet. Schwefel ist Schwefel und ein Meter ist ein Meter, daran lässt sich nicht rütteln. Die meisten Begriffe sind dagegen notwendigerweise etwas schwammig:
      Bleiben wir beim "Sofa"-Beispiel. Selbst, wenn wir uns alle einig sind, dass damit ein Sitzmöbel gemeint ist, hat das Wort mehr als eine einzige eindeutige Bedeutung. Ein Gang zum nächsten Möbelhändler zeigt, wie viele verschiedene Exemplare es geben kann - und alle sind zweifelsfrei Sofas. Das liegt auch nicht daran, dass die Möbelhersteller an ein Leitbild, also ein "Ideal-Sofa" angeknüpft haben und dann bewusst oder versehentlich abgewichen sind. Es liegt daran, dass man sich Hunderttausende von Sitzmöbeln vorstellen kann, die alle anders aussehen. Wenn man diese hunderttausend Sitzmöbel vor sich hätte, könnte man sie verschieden einteilen: Was kein Polster hat, ist eher ein Stuhl oder eine Bank, abhängig von der Länge. Was ein Polster hat, kann immer noch Stuhl oder Bank sein, vielleicht aber auch schon Sessel oder Sofa. Wenn man tiefer in die Materie eintaucht, kann man vielleicht noch Chaiselongues oder Ottomanen unterscheiden, und so weiter und so fort...
      Ich will hier nicht über Möbel referieren, so gut kenne ich mich da auch gar nicht aus. Was ich aufzeigen will, ist die Funktion einer Definition.
      Das Wort "Definition" kommt übrigens laut Wikipedia aus dem Lateinischen definitio, was "Abgrenzung" bedeutet ( :whistling: ). Das Wort kommt von de ("von etwas weg") und finis ("Grenze"). Und genau diese Funktion hat eine Definition auch: Sie dient dazu, bestimmte Sitzmöbel von anderen abzugrenzen. Damit ich meine neue Wohnung anschaue und Dir erzählen kann: "Da kommt ein Sofa hin", und dann wissen wir beide ungefähr, was für eine Art von Sitzmöbel das wird, dass die Ecke eher gemütlich werden wird und so weiter. Auch, wenn es immer noch hundertausend Möglichkeiten gibt, wie das Ding aussehen wird, das dann hinterher tatsächlich da steht.

      Genug von Möbeln, auf zum BDSM:
      Wenn ich "Brat" sage oder "Dom" oder irgendwas anderes, dann drückt das genau kein Leitbild aus. Sonst wären wir ja auch ganz schnell wieder bei der "idealen Sub" oder der "echten Sklavin". Das wollen wir alle nicht.
      Es ist vielmehr so, dass alle Menschen verschieden sind. Manchmal sind die Unterschiede größer, manchmal kleiner. Meine Neigung unterscheidet sich vermutlich stark von @SklavinPrinzessins und weniger stark von @Azraels, um nur zwei beliebige Beispiele zu nennen. Es wird kein einziges Wort geben, welches meine Neigung perfekt ausdrückt, bei jeder Bezeichnung muss man Abstriche machen. Sonst hätten wir so viele Wörter wie es BDSMler gibt, damit wäre auch niemandem geholfen. Man kann aber Gruppen bilden. Eine grobe Einteilung bildet das Begriffspaar "Top"/"Bottom". (man könnte auch von der Begriffstrias "Top"/"Bottom"/"Switcher" sprechen, aber nach meinem Verständnis bringt "Switcher" keine selbstständige Bedeutung mit sich, sondern vereint die Bedeutungen von "Top" und "Bottom" - als grobe Einteilung, mit einer Million Unterteilungen natürlich). Da "Top" und "Bottom" noch sehr grobe Unterteilungen sind, kann man das jetzt weiter unterteilen. Man findet ein paar Tops, die eher dominant sind und weniger sadistisch und "steckt" sie in eine Gruppe, um diesen Neigungsschwerpunkt sinnvoll bezeichnen zu können. Die nennt man dann "Dom". Einige andere Tops sind eher sadistisch und weniger dominant, also fassen wir sie unter dem Begriff "Sadisten" zusammen.
      Wichtig ist dabei, dass man nie aus den Augen verliert, in welcher Reihenfolge das passiert: Man fasst existierende Personen mit existierenden Neigungen sinnvoll zusammen. Es ist nicht so, dass man ein Neigungsideal definiert und diejenigen, die dem nahekommen, dem Ideal unterordnet.
      Ich schaue mich an, stelle fest, dass ich gerne dominiere, gerne leiden lasse, ungern dominiert werde und ungern leide. Daher stelle ich mich mal zu den sadistischen Doms. Das sind die Schubladen, die einfach zur Erleichterung der Kommunikation dienen.
      Wenn ich mir stattdessen den Ideal-Dom ausmale und mir überlege, wie ich mich verändern müsste, um so zu sein, mache ich mich unglücklich. Das sind die Schubladen, die immer wieder für Probleme sorgen.

      Dasselbe gilt auch für Beziehungen. Ich gucke mir eine konkrete Beziehung an und überlege dann, ob sie am ehesten in das Label "TPE" passt oder in ein anderes. Wenn mir jemand sagt "wir leben Petplay, aber eine Variante, bei der keinerlei Tiere vorkommen", dann bringt das nichts. Natürlich darf jeder von sich sagen, was er will. Die Kommunikation funktioniert aber nur, wenn "Sofa" ein Sitzmöbel meint und nicht den Vorgang der Nahrungsaufnahme. Und nur wenn beim "Petplay" wenigstens eine der beteiligten Personen irgendwas tierisches tut oder sich verkleidet oder wasweißich (ich bin kein Petplayer, daher übersehe ich vermutlich 100 Dinge, aber Ihr wisst sicher, was ich meine).

      Fazit:
      Die Bezeichnungen sind hilfreich, um sich auszutauschen (in der Findungsphase auch mit sich selbst). Mehr aber auch nicht. Sie sind definitv kein Ideal, dem man nacheifern sollte. Erst kommt die eigene Neigung, zu der kann man sich dann ein passendes Etikett suchen.


      Edit: Den Platzhaltertext durch den passenden Smiley ersetzt
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Dominantseptakkord ()

      Sodele, was ich schreibe, gibt nur meine Sicht auf den Apfel wieder, auf den wir alle aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln schauen ^^

      Dominantseptakkord schrieb:

      Neben unserer Neigung vereint uns auch der Wunsch, darüber zu kommunizieren. Manche aktiver als andere, manche lesen nur. Aber wir alle verwenden Sprache, um uns mit unserer Neigung zu beschäftigen, und vor allem auch mit der Neigung Anderer.
      Vereint. Das ist in diesem Zusammenhang ein wesentliches und schönes Wort. Ich bin unwissend in dieses Forum gekommen, einzig mit der Ahnung " devot" zu sein. Die Begriffe haben mich schier erschlagen.
      Ich bin dem Forum sehr dankbar, habe gute Freunde und interessante Bekanntschaften kennengelernt und schätze diese Gemeinschaft. Hier kann man geschützt lesen, sich austauschen und erste Schritte gehen. Die ersten Begriffe hat man sich angeeignet und versucht zu erklären wie man sich sieht, während man sich entwickelt. Immer wieder kamen in meinem fall neue Facetten, neues Wording hinzu. Ich merkte irgendwann, dass mir die theoretische Annäherung an das Thema nicht reicht und ich mich etwas abnabeln musste. Ich wollte wissen, ob das, was theoretisch im Kopf gut funktioniert auch in der Realität Bestand hat. Sich mit Neigungen wörtlich zu beschäftigen bietet eben auch viel Raum für Theorie und Kopfkino. Die Realität sieht manchmal ganz anders aus......

      Dominantseptakkord schrieb:

      Damit Sprache funktionieren kann, müssen die verwendeten Worte einigermaßen allgemeingültig sein.
      ......So auch was Begriffe angeht. Es wäre schön, wenn das in diesem Bereich BDSM funktionieren würde, ist aber mMn von zu vielen Faktoren abhängig.
      Eigener Werdegang im BDSM, emotionale Belegung von Begriffen, Umgebung in der man bisher über BDSM geredet hat, eigene Persönlichkeit und Biografie z.B.
      Ausserhalb des Forums z.B. können viele den Begriffen die hier oft verwendet und definiert werden nicht folgen. Nicht aus Dummheit, sondern weil sich Menschen ausserhalb evtl nie so theoretisch mit BDSM befasst haben.
      Als ich tiefer vordrang in meiner Selbserkenntnis, gab es einen Moment, da nannte mich das erste Mal jemand Sklavin. Nun gibt es 1001 Definitionen und Meinungen zu diesem Wort. Für mich war es ab dem Zeitpunkt emotional belegt und Ausdruck für das was ich über mich herausgefunden hatte. Ich grenzte mich innerlich von dem Oberbegriff (für mich) Sub ab, weil sich dieses neue Wort Sklavin noch näher an meiner Art der Neigung ( das würde jetzt zu weit führen, diese zu erläutern) befand. Mir ging es nie um Wertung oder das ich mich als "besser/ whatever" empfinde. Ab dem Zeitpunkt fiel mir auf, wie viele Menschen versuchten über " du bist aber nicht so oder so" zu definieren was ich wohl bin. Kritik an dem Wort Sklavin , Antipathie aufgrund der eigenen Vorstellung von " wie eine Sklavin zu sein hat", Vorurteile, Beleidigungen und Ausgrenzung habe ich nicht selten gelesen und erfahren.
      Je weiter wir uns von der groben Einteilung Dom/Sub fortbewegen und noch mehr Definitionen finden, desto weiter bewegen wir uns mMn von " vereint sein" fort und komplizieren, grenzen aus etc....
      Allgemeingültig sehe ich hier als frommen Wunsch ;)

      Dominantseptakkord schrieb:

      Es ist also wichtig, dass wir alle einen gemeinsamen Nenner haben in der Sprachverwendung
      Aus den genannten Gründen finde ich das sehr schwierig. Eine Spielbeziehung beispielweise wird sehr unterschiedlich ausgelegt. 2 die sich treffen und dies wollen, müssen sich genau mit den Rahmenbedingungen etc auseinandersetzen. Was für den einen von der Definition her zu nah an einer Liebesbeziehung ist, ist einem anderen zu unverbindlich. Auffangen umfasst für den einen eine kurze Umarmung und für den anderen eine Stunde kuscheln. Mancher kann mit dem Begriff der für uns selbsverständlich erscheint nichts anfangen. Mir sind Menschen begegnet, die zwar DS sagen und auch sonst die Vokabeln kennen, aber die Neigung gar nicht habe bzw es nur vorspielen. Sehr viel Potential für Missverständnisse und "Fehler" bis hin zur Täuschung in der Kommunikation.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Selbst, wenn wir uns alle einig sind, dass damit ein Sitzmöbel gemeint ist, hat das Wort mehr als eine einzige eindeutige Bedeutung
      Ich finde, das ist bezogen auf Dinge einfacher umzusetzen als im Bezug auf Gefühle, Neigung und Sexualität.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Bleiben wir beim "Sofa"-Beispiel. Selbst, wenn wir uns alle einig sind, dass damit ein Sitzmöbel gemeint ist, hat das Wort mehr als eine einzige eindeutige Bedeutung.
      sorry, doppelt :rot:

      Dominantseptakkord schrieb:

      Das Wort kommt von de ("von etwas weg")
      Das genau passiert. Je mehr Begriffe und Definitionen desto weiter entfernt man sich vom Kern ( für mich besteht der aus Menschen die sich vertrauen). So mein Eindruck.
      Beispiel: Häkchenlisten in denen Vorlieben etc aufgelistet sind. Da ist etwas angegeben, von dem ich vielleicht nicht weiss ob ich es jemals gut finde, der Mensch dahinter könnte die Lust darauf eventuell triggern. Das weiss ich noch nicht, weil ich meine Vorstellungen, Ängste etc in Begriffen mit mir trage und die Frage ist, geht der andere gut mit mir um. Die Begriffe machten " früher" mehr Grenzen in meinem Kopf noch bevor ich den Menschen kennenlernte, mit dem ich mich vielleicht nie unterhalten habe, weil er die "falschen" Häkchen gesetzt hat :pardon:

      Dominantseptakkord schrieb:

      Und genau diese Funktion hat eine Definition auch: Sie dient dazu, bestimmte Sitzmöbel von anderen abzugrenzen. Damit ich meine neue Wohnung anschaue und Dir erzählen kann: "Da kommt ein Sofa hin", und dann wissen wir beide ungefähr, was für eine Art von Sitzmöbel das wird, dass die Ecke eher gemütlich werden wird und so weiter. Auch, wenn es immer noch hundertausend Möglichkeiten gibt, wie das Ding aussehen wird, das dann hinterher tatsächlich da steht.
      Für Sitzmöbel macht es mental und emotional keinen Unterschied ^^

      Dominantseptakkord schrieb:

      Es wird kein einziges Wort geben, welches meine Neigung perfekt ausdrückt, bei jeder Bezeichnung muss man Abstriche machen. Sonst hätten wir so viele Wörter wie es BDSMler gibt, damit wäre auch niemandem geholfen.
      Weshalb also immer noch weiter unterteilen, sich vom Kern entfernen und dabei als Nebeneffekt künstlich Randgruppen in der Randgruppe BDSMler bilden, wenn wir sowieso jede Menge Erklärungen und Adjektive brauchen ?
      Und beim Kennenlernen ? Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Bereitschaft sich gemeinsam zu entwickeln schrumpft. Es wir der passgenaue Gegenpart zum hochspezialisierten Sicherheitsschlüssel gesucht.
      Manchmal frage ich mich, wer das alles erfüllen soll.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Man kann aber Gruppen bilden. Eine grobe Einteilung bildet das Begriffspaar "Top"/"Bottom"
      Auf das Kleinste heruntergebrochen....

      Dominantseptakkord schrieb:

      Ich schaue mich an, stelle fest, dass ich gerne dominiere, gerne leiden lasse, ungern dominiert werde und ungern leide. Daher stelle ich mich mal zu den sadistischen Doms. Das sind die Schubladen, die einfach zur Erleichterung der Kommunikation dienen.
      Damit wird es genauer.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Ich gucke mir eine konkrete Beziehung an und überlege dann, ob sie am ehesten in das Label "TPE" passt oder in ein anderes
      :)
      Ich Botschaft : Ich mit meiner Vorstellung und mehr oder weniger selbst gelebten Erfahrung von einer TPE Beziehung, bilde mir ein Urteil über das Ausleben und Verständnis von Menschen in einer TPE Beziehung mit ihrer eigenen Erfahrung und Herangehesweise und beurteile dann, ob es zum Label TPE passt. Da wird mir beim Schreiben schon schwindelig ;)

      Dominantseptakkord schrieb:

      Natürlich darf jeder von sich sagen, was er will
      :yes: und das ist entscheidend..... von sich selber, ohne z.B. andere wertend mit hineinzuziehen.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Die Bezeichnungen sind hilfreich, um sich auszutauschen (in der Findungsphase auch mit sich selbst). Mehr aber auch nicht.


      :thumbup: :thumbup: :thumbup: