Göttin der Morgenröte (Satire)

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      Göttin der Morgenröte (Satire)

      Da wandle ich nun, im sandigen Meer,
      die Füße versunken und doch so schwer.
      Die Augen geblendet, vom flirrenden Licht,
      behindert durch Sommerstaub,
      kein Ende in Sicht.
      Eifersucht, ein sinnloses Gebaren,
      Aphrodite ist damit genug geschlagen.
      Belegt bin ich mit einem Fluch,
      beschreiten der Morgenröte
      mit Fleischeslust.
      Sterbliche Jünglinge nehmt euch in Acht,
      ich bezaubere euch mit ganzer Pracht.
      Bruder Helios auf deinem Sonnenwagen,
      ich schreite voraus, du folgst meinen Klagen.
      Bei Zeus, was ist bloß geschehen,
      wo ist der Morgen?
      Ich will nicht in Ewigkeit,
      um das Verbleiben mich sorgen.

      ***

      Eine Satire

      »Aurora!«

      »Lass mich in Ruhe!«, rufe ich Helios hinter mir zu.

      Er, allmächtiger Sonnengott, nerviger Bruder, geht mir so was von auf den Zeiger. Steht lässig auf seinem mit Pferden gezogenen Streitwagen, das Haupt beschattet durch ein lächerliches Sonnenschirmchen mit Fransen – MIT FRANSEN – in der Hand eine gekühlte Caipirinha und ich, Aurora, Göttin der Morgenröte, latsche in der Affenhitze am Strand herum und schwitze mich zu Tode.

      Apropos schwitzen. Ich möchte mal wissen, was die gestern im Olymp gesoffen haben, dass die ganze Ordnung durcheinander geraten ist. Wenn ich rausbekomme, wer das war, dann lasse ich Hades, den geilen Bock, einmal zwischen meine göttlichen Schenkel – grottenhäßlich wie er ist, stelle ich mir einfach Apollos dabei vor – damit er den Übeltäter unendlichen Tantalusqualen aussetzt.

      Was mache ich hier, am helllichten Tag? Die liebliche Verheißung des erwachenden Morgens ist meine Baustelle.

      Getrieben durch eine innere Unruhe marschiere ich mit forschen Schritten weiter.

      »Aurora, bleib doch endlich mal stehen, wir müssen reden!«

      Wütend drehe ich mich um, stampfe mit dem Fuß auf, so dass der Boden erzittert. »Was gibt’s zu reden? Ich, eine Göttin, schwitze Helios – SCHWITZE – und zu allem Überfluss habe ich wieder das lästige Jucken im Schritt.«

      »Es juckt im Schritt?«
      »Immer zur Morgenröte und jetzt.«
      »Weshalb juckt es im Schritt?«
      »Das habe ich Aphrodite, der notgeilen Schnepfe, zu verdanken.«
      »Wegen Aphrodite juckt es im Schritt? Ich verstehe nur Bahnhof.«

      »Das wundert mich nicht. Bevor es zum Jucken anfängt, preschst du normalerweise mit deinen Pferdchen in die Meeresgischt hinein, verschwindest bis zum nächsten Morgengrauen. Wo bist du eigentlich die ganze Zeit? Was machst du dort unten? Wahrscheinlich kippst du dir mit Neptun einen hinter die Binde und treibst es mit den Nixen. Brauchst gar nicht so süffisant zu grinsen.«

      »Ein guter Ficker wird nicht dicker!« Mit stolzgeschwellter nackter Brust, fährt er sich über seinen Sixpack. »Täte dir auch nicht schaden etwas abzunehmen.«

      Ich ziehe meinen Bauch ein. »Spinnst du! Am Ficken kann´s ja wohl nicht liegen.«

      »Eher zu viel Ambrosia erwischt, gib´s zu.«
      Ich kicke einen Stein weg. »Na ja, kann schon sein«, murmle ich.
      »Helios?«
      »Hm?«
      »Gib mir auch eine Caipirinha, vielleicht hat´s weniger Kalorgöttrien.«

      Wir stoßen an. Gar nicht so schlecht das Erdengetränk. Fast idyllisch ist´s, wenn bloß nicht das Jucken wäre. Ich steige von einem Fuß auf den anderen, kurz davor … Plötzlich erspähe ich in der Ferne meine Rettung.

      Ein prachtvoller Jüngling wirft seine Fischernetze aus. Ich räuspere mich, sehe zu Helios, dessen sehnsuchtsvoller Blick immer wieder zum Meer schweift.

      »Du Helios, ich spür´s, Neptun wartet auf dich.«
      »Meinst du?«
      Ich nicke.
      »Gut. Aber das Jucken, mit dem ist nicht zu spaßen. Vielleicht was Exotisches?«
      »Och, mach dir keinen Kopf, ich finde schon eine Lösung.«

      Und als des Sonnengottes Pferdchen in die Brandung traben, lasse ich den Jüngling zwischen meinen Schenkeln laben.