Gibt es einen Unterschied zwischen geistigem und körperlichem BDSM?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Gibt es einen Unterschied zwischen geistigem und körperlichem BDSM?

      Hallo ihr Lieben,

      mich erreichte vorhin folgender Beitrag mit der Bitte ihn anonym einzustellen.

      Anonym liest interessiert mit und wird bei Fragen sicher gerne drauf eingehen ;)

      Ich bin gespannt auf eure Antworten ^^


      Anonym schrieb:

      Liebes Forum,



      seit einiger Zeit unterhalte ich mich mit einem netten Herren ganz unverbindlich über BDSM und unser Empfinden dazu. Er ist devot und ich bin Switcher, zufälligerweise sprachen wir eine Sexpraktik an, auf die ich nicht wirklich positiv reagierte und er sie wiederum wirklich spannend fand (welche empfinde ich nicht als wichtig, aber als Erklärung ist es sicherlich hilfreich). Daraufhin sprach er den Unterschied unserer Wahrnehmung an:



      „(Sinngemäß): Du befasst Dich viel mehr mit der emotionalen und psychischen Komponente von BDSM. Ich fokussiere mich eher auf den körperlichen Aspekt."



      Aber, ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht, was er meint. Ich habe ihn natürlich auch gefragt, was das bedeutet, aber da der Gute immer unterwegs ist und ich einfach zu neugierig, frage ich Euch auch parallel zwei Fragen:



      • gibt es für Euch eine psychischen und physischen Komponente beim BDSM und wie würdet ihr es beschreiben?
      • Beschäftigt Euch auch eines mehr als das andere?


      Meinen Erklärungsansatz schreibe ich später. Erst einmal interessiert mich was ihr denkt
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Abigail () aus folgendem Grund: Kursiven Text auf Wunsch von anonym umformuliert

      Ja, ich sehe da einen riesigen Unterschied.
      Ich finde z.B. manchmal Schmerzen gut, auch ohne Machtgefälle oder ähliches. Das ist für mich eine rein körperliche Sache, weil es keinerlei "Bedeutungsgebung" für mich hat. Als anderes Extrem gibt es z.B. Menschen, die gerne Bedienen. Da sehe ich keine körperliche Komponente, sondern die Bedeutungsgebung im Kopf ist der relevante Teil. Dazwischen gibt es natürlich viele Möglichkeiten, das ganze zu mischen, und eine konkrete Handlung kann für den einen auch etwas körperliches sein, während es für den anderen eine ganz andere Bedeutung hat.
      Ich könnte mir die Beschreibung oben so vorstellen, dass Top Bottom schlägt, und für den Top die körperlichen Reaktionen der interessante Teil sind, während für den anderen im Vordergrund steht, die Schmerzen auszuhalten, um Top zu gefallen.
      Obwohl bei dieser Körper vs. Geist-Diskussion gerne mal ein SM vs. DS entsteht, hat @ponos mit dem zweiten Beispiel gut gezeigt, dass auch innerhalb einer Kategorie (hier eben SM) beides im Vordergrund stehen kann. Auf welcher Ebene eine Aktion nun kickt oder nicht, hat aber - so denke ich - wenig mit dem tatsächlichen Ausmaß an körperlicher Betätigung zu tun sondern vorallem mit der persönlichen Bewertung dieser Aspekte. So könnte bei Analverkehr die körperliche Komponente im Vordergrund stehen (ggf. Schmerz, selbst keine Lust empfinden, sehr wohl Lust empfinden, ...) oder die geistige (benutzt werden, Lust bereiten, erniedrigt werden,...). Wo ich eine Aktivität nun einordne ist völlig individuell, genauso wie die Bewertung dieser Zuordnung.

      Das konkrete Beispiel hätte aber schon nochmal geholfen um genauer zu verstehen, worauf du, anonym, hinaus willst.
      Oh ja, ohne psychische BDSM Komponente ist alles Physische für mich reine Technik. Wie Wassersuppe :sleeping: :sleeping: ...

      just my 2 cents :pardon:
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Hallo Anonym,

      ich persönlich kann die zwei Komponenten nicht wirklich trennen.
      Das Machtgefälle ist bei uns permanent da, egal welche Handlung man unternimmt.
      Ich fessle meinen sub - er läßt es zu, also sowohl geistig wie auch körperlich. Die verbale Erniedrigung geht auch einher mit körperlichen Aktionen, sei es das Schlagen oder aber auch nur das Hinknien.
      Was mir jetzt so auf Anhieb wiederum einfällt - interessant, welche Gedanken sich beim Schreiben auftun, wenn man sich mit einer Fragestellung auseinander setzt - sind z.B. die Telefonate oder Chats. Sicher kann man hier behaupten, dass man aufgrund der gesprochenen bzw. geschriebenen Worte nur den geistigen BDSM bedient - "Du bist mein sub, richtig?", "Ich werde dies/jenes machen, Herrin." - allerdings wenn es auch hier zu Befehlen/Aufträgen kommt, die womöglich noch zeitgleich erledigt werden, dann haben wir auch hier den körperlichen Aspekt mitlaufend.

      Andersrum ist es für mich so, dass kein körperlicher BDSM ohne den geistigen Aspekt erfolgen kann - soweit man SM und DS auslebt, wie es bei mir der Fall ist. Hier ist die gewollte Unterordnung (also der psychische Aspekt) die Erlaubnis für den physischen BDSM.

      Mag sein, dass es jetzt bei der Auffassung des geistigen und körperlichen BDSM zu Unterschiede kommt. Für @ponos z.B. ist beim Dienen nur die psychische Komponente vorhanden, für mich nicht. Auch hier sind für mich beide Komponenten vorhanden. Alleine der geistige Aspekt wäre es für mich, wenn es nur auf verbaler Ebene bleiben würde, sprich, man redet über seine Gedanken, seine Phantasien, spinnt die auch weiter, erregt sich gegenseitig. Physischer BDSM ist für mich nicht nur in Verbindung mit Schmerz vorhanden, sondern ich sehe ihn überall dort präsent, wo der Körper auch einbezogen ist.
      Aber wie bereits erwähnt - hier sind wohl Unterschiede in der persönlichen Auffassung, was auch ok ist.

      Was mich mehr beschäftigt?
      Wenn man jetzt "sich-Gedanken-machen" auch als geistigen BDSM auslegt, dann wird es wohl so sein, dass mich dieser Teil mehr beschäftigt, weil er in diesem Fall zusätzlich vorhanden ist. Denn ich überlege gerne (und viel), auf welche Art und Weise ich meinen sub erniedrigen, wie ich ihn fesseln, wie ich ihn mal wieder anketten und während dessen was ich mit ihm anstellen kann, usw.
      Ansonsten kann ich schreiben, dass ich situationsbedingt die beiden Teile gleichstark vorhanden sehe. Situationsbedingt deswegen weil ich bei den erwähnten Telefonaten und Chats gegebenenfalls nur den psychischen Aspekt habe (auch wenn eher selten, denn meistens sind Befehle auszuführen).
      Zusammenfassend kann ich daher behaupten, dass ich den einen Teil nicht getrennt, nicht losgelöst von dem anderen ausleben kann.

      Viele Grüße
      Soultouch
      Ich denke schon, dass es eine psychische und eine physische Ebene gibt.

      Wenn man ein SM-Spiel hat und eine angenehme Welle von Schmerz durch Schläge erhält oder verteilt, steht für mich die physische Ebene im Vordergrund.

      Wenn man das aber eher in Richtung DS spielt und die Schmerze als Strafe setzt, ohne primär Lust am Schmerz zu generieren - weil die Schläge dafür z.B. zu hart sind etc., dann steht die psychische Ebene im Vordergrund.

      Ich bin aber auch der Meinung, dass man das Physische vom Psychischen nur schwer trennen kann. Denn man kann auch psychische Zustände körperlich spüren und was mir körperlich geschieht, macht mich ja auch fröhlich/traurig/an...
      Schwächen zu zeigen macht einen stark.

      Anonym schrieb:

      gibt es für Euch eine psychischen und physischen Komponente beim BDSM und wie würdet ihr es beschreiben?

      Ja, definitiv. Die psychische Komponente ist für mich in erster Linie all das, was mich ganz ohne körperliche Unterwerfung/Einschränkung/Berührungen usw. das Machtgefälle spüren lässt. Im Grunde ist es die Art, wie er mich führt. Seine Dominanz und das, was sie bei mir bewirkt. Seine Blicke, mit denen er mich und meine Gefühle lenkt - wie er mich mit wenigen Worten dazu bringt, folgsam zu sein und zu tun, was er will - sein Umgang mit mir, der den Wunsch auslöst, mich ihm unterzuordnen/zu unterwerfen und ihm zu folgen.

      Die physische Komponente umfasst für mich die verschiedenen Spielarten, Schmerz und alles, was eindeutig sexuell orientiert ist. Das wiederum löst natürlich auch einiges an Emotionen aus und kann das Bedürfnis, mich ihm zu unterwerfen, noch verstärken.


      Anonym schrieb:

      Beschäftigt Euch auch eines mehr als das andere?

      Ja, die psychische Komponente, weil sie für mich die Grundvoraussetzung ist, um mich auf die körperliche/sexuelle BDSM-Ebene einlassen zu können und zu wollen. Ohne das Psychische und Emotionale finde ich an allem weiteren keinen/kaum Gefallen und nehme meine eigene Submissivität nur wenig wahr.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Ja gibt es. Es gibt z. B Handlungen oder Aufgaben, die mich sexuell körperlich nicht erregen. Die mir körperlich keine Erregung verschaffen. Die von mir auch nie gewünscht wären. Zwar keine Tabus sind, aber ich dachte, sie würden mir nichts geben. Tun sie körperlich auch nicht.
      Aber psychisch. Es für ihn getan zu haben, durchgehalten zu haben, erfüllt zu haben und dann z. B Lob zu bekommen, gibt mir keine psychische oder körperliche Erregung aber befriedigt mich auf einer psychischen Ebene, dass ich zufrieden mit mir bin.

      Mir ist es zwar wichtig, dass er Dinge mit mir tut, die mir auch gefallen, aber eine große Freude ist es auch anderes zu tun. Mich erregt oder befriedigt es auf psychischer Ebene, was dann war auch wenn mir die Sache selbst gar nicht so gefiel.
      Manchmal kommt dieses Gefühl sogar erst einen Tag danach und füllt mein Herz aus.
      Die Normalität ist eine gepflasterte Straße - man kann gut darauf gehen, aber es wachsen keine Blumen auf ihr.
      (van Gogh)