Eigenverantwortung vs. Verantwortung abgeben/ übertragen

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      Eigenverantwortung vs. Verantwortung abgeben/ übertragen

      Verantwortung und Verantwortung abgeben/ übertragen.
      Es gibt etliche Threads darüber die Verantwortung abzugeben.
      Was ist aber mit der Eigenverantwortung?
      Kann man wirklich sofort davon ausgehen, dass jemand die Verantwortung übernimmt, übernehmen will?
      Gibt es nicht auch genügend Konstellationen, in denen der/ die Aktive nicht den ganzen "Balast" an Verantwortung übenhmen will/kann/möchte?
      Ist nicht für den einen oder anderen gerade darin der Kick?

      Ich möchte gerade einen anderen Thread nicht komplett ins OT bringen, deshalb hier die Fragen.

      Gerade in einem Anfängerforum finde ich es wichtig, auch auf das Thema Eigenverantwortung einzugehen.

      Einfach davon auszugehen, dass Top/ Dom die Verantwortung übernimmt, für alles was passiert, funktioniert halt nicht immer.

      Ist das im Vorfeld geklärt, sollten auch alle Beteiligten wissen worauf sie sich einlassen.
      Gerade wenn sich jemand auf eine Anzeige einlässt, sollte hinterfragt werden, was genau die Vorstellung des anderen ist.

      Lässt man sich auf eine Sache ein
      - Du kommst zu mir ich f****dich und setze sich dann vor die Tür-
      Sollte es, genau so erstmal verstanden werden.
      Da gibt es dann kein Aftercare, kein Auffangen.
      Da wird ein Kink ausgelebt.
      An dem Punkt sollte man sich dann genau überlegen, ob man selber davon auch gekickt wird.
      Genau hier setzt die Eigenverantwortung ein.

      Wenn es passt -Alles Gut-
      Probleme entstehen dort, wo mehr erwartet wird.
      Die Grenzen dessen, was man für sich möchte, kann aber nur jeder selbst ziehen.

      Ich finde nichts verwerfliches daran, wenn jemand irgendetwas ausleben möchte, ohne Verantwortung für eine weiter Person zu übernehmen. Es muss nur im Vorfeld geklärt sein.
      Auch das gehört zum Bdsm, auch wenn es nicht meines wäre. Nur sollte auch das toleriert werden.
      Auch ein Anfänge sollte im Groben entscheiden was er/ sie will.
      Warum sollte das bei einem erwachsenen Menschen nicht funktionieren?

      Verantwortung kann man meiner Meinung nach nur abgeben / übertragen wenn beide es wollen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dornenspiel ()

      dornenspiel schrieb:

      Kann man wirklich sofort davon ausgehen, dass jemand die Verantwortung übernimmt, übernehmen will?
      ...Sofort? Ich würde sagen, das hängt vom Alter, der persönlichen Reife und dem persönlichen Hintergrundwissen ab. "Jemand" sollte nicht nur Verantwortung übernehmen wollen, sondern muss sogar, mindestens mal für sich selbst (und ich meine das jetzt nicht nur im BDSM-Kontext, sondern sehr allgemein).


      dornenspiel schrieb:

      Gibt es nicht auch genügend Konstellationen, in denen der/ die Aktive nicht den ganzen "Balast" an Verantwortung übenhmen will/kann/möchte?
      Ist nicht für den einen oder anderen gerade darin der Kick?
      Klar gibt es sie, und sicher gibt es auch Menschen, denen es einen Kick gibt oder deren Kink es ist, Verantwortung zu übernehmen. Aber wie Du es selbst schon geschrieben hast:

      dornenspiel schrieb:

      Ist das im Vorfeld geklärt, sollten auch alle Beteiligten wissen wo sie sich drauf einlassen.

      Klären und Aufklären, sich selbst und gegenseitig, so detailliert wie möglich, so offen und ehrlich, wie möglich. Da wir uns alle wohl ständig weiter entwickeln und verändern, ist es sicher hilfreich, diesen Dialog mit sich selbst und seinen Mitmenschen am Laufen zu halten.
      Wenn ich plane, mich auf jemanden oder eine Situation tiefer einzulassen, versuche ich im Vorfeld, so viel wie möglich abzuklären, und ich höre dabei zusätzlich auf mein Bauchgefühl. Bekomme ich das Gefühl, dass mir jemand etwas verschweigt oder mich gar anlügt, lasse ich lieber die Finger davon.
      Trotzdem wird es unter Umständen Situationen geben, in denen man sich Dinge anders vorgestellt hat - ich würde dieses Restrisiko "Leben" nennen. :pardon:
      "A certain kind of darkness is needed to see the stars."
      Verantwortung übernehmen kann man nur, wenn man in der Lage ist, Risiken zu erkennen. Da Du direkt auf meine Anmerkung im o.g. Thread anspielst, antworte ich hier erneut. Und damit ist dann auch gut.

      Niemand kann sich komplett von Verantwortung freisprechen lassen, soweit er/sie die Situation überblicken kann. Wenn aber eine Konstellation da ist, in der ein Part Anfänger (und damit in Bezug auf Selbsteinschätzung und Einschätzung der Situation unbedarft) ist und der andere Part mehr Erfahrung hat, sollte der Profi mehr Verantwortung übernehmen - und sei es nur dadurch, den Anfänger explizit auf Risiken hinzuweisen und im Zweifelsfall nicht die eigene Lust, sondern Fürsorge und Menschlichkeit entscheiden lassen.

      Gleiche Verantwortung unter gleichwertigen Partnern. Hat man da eine Schieflage, klappt es so nicht. Das ist der primäre Unterschied zwischen unseren Standpunkten. Ich gehe von einer unerfahrenen Person aus, die nicht weiß, was psychisch-emotional mit ihr passieren kann. Du sprichst von BDSMlern, die einschätzen können, was sie tun. Unterschiedliche Konstellationen bringen unterschiedliche Ansätze.

      Es würde ja auch kein verantwortungsvoller Skilehrer den Schüler auf eine zu schwere Piste lassen, nur weil es im Kopfkino des Schülers völlig unproblematisch wäre :pardon:
      Hallo @dornenspiel,

      dornenspiel schrieb:

      Was ist aber mit der Eigenverantwortung?

      Kann man wirklich sofort davon ausgehen, dass jemand die Verantwortung übernimmt, übernehmen will?
      Gibt es nicht auch genügend Konstellationen, in denen der/ die Aktive nicht den ganzen "Balast" an Verantwortung übenhmen will/kann/möchte?


      (...)
      Ist das im Vorfeld geklärt, sollten auch alle Beteiligten wissen worauf sie sich einlassen.


      Gerade wenn sich jemand auf eine Anzeige einlässt, sollte hinterfragt werden, was genau die Vorstellung des anderen ist.

      (...)

      Verantwortung kann man meiner Meinung nach nur abgeben / übertragen wenn beide es wollen.
      bezogen auf das, was mich betrifft: Ja, ich war mir bewußt meiner Verantwortung - sowohl Eigenverantwortung wie auch die, die ich meinem sub gegenüber hatte.
      Und ich habe sie übernehmen wollen, ich war damit einverstanden und ich war bereit.
      Es wurde viel im Vorfeld besprochen, denn auch diese Übernahme - genauso wie vieles andere im BDSM-Kontext - passierte nicht von jetzt auf gleich. Man entwickelte sich dahin und man lief konform. Mein sub war sich dessen auch bewußt, ich wurde mir der Tragweite ebenfalls bewußt. Also war es uns beiden klar, auf was wir uns einlassen, was au uns zukommen mag, wie wir leben wollen.

      Nun, meine Ansicht, Einstellung bezieht sich auf meine Beziehung.
      Einmalige Unternehmungen wie Parties, Clubbesuche mit Spielen oder einmalige Treffen per Anzeige beziehe ich nicht mit ein, da ich dahingehend keine Erfahrung habe. Im Moment wüßte ich auch nicht wirklich, ob ich bereit wäre, für jemanden, der mir völlig unbekannt ist, die Verantwortung zu übernehmen. Es wären mir einfach zu viele Unbekannte. Sicher würde man auch hier im Vorfeld viel klären, aber ein "Oh, das halte ich problemlos aus." kann sehr schnell zu einer Überschätzung werden. Sicher heißt es dann, Dom hätte den sub lesen müssen können! Richtig, aber auch ich als Dom brauche meine Zeit um den sub lesen zu können. Von daher meine Antwort dass ich die Übernahme der Verantwortung nur für eine Beziehung angehe.

      Und sicher ist dies nur dann möglich, wenn beide es wollen. Ich kann so viel Verantwortung übernehmen, wie ich nur will - wenn sub sie mir nicht übertragen will, dann ist hier ncihts zum Übernehmen. Andersrum - wenn meine Regel und Bedingungen nicht eingehalten werden, dann bin ich auch nicht bereit, sie zu übernehmen. Mit "Regel und Bedingungen" meine ich keine Schikanen oder kopflose Handlungen sondern die Voraussetzungen, die mir wichtig sind, damit ich mich auf sicherem Terrain bewegen kann, z.B. man lebt/wohnt zusammen, ich kenne den Tagesablauf, usw.
      Und hier erkennt man schnell, dass in meinem Fall die Übernahme der Verantwortung nicht nur zeitweise, während einer Session, eines Spiels war, sondern rund um die Uhr, also TPE.
      In unserem Fall war keiner Anfänger.
      Sollte ich eine Beziehung mit einem Anfänger als sub eingehen wollen, dann entwickelt sich die Verantwortung auch hier Schritt für Schritt. Wie viel kann man übernehmen, wie viel ist sub bereit abzugeben - und hier müsste ich von seinem Stand aus gehen. Zwar hätte ich mehr Erfahrung, aber damit würde ich ihn gegebenenfalls überrollen, überfordern, abschrecken.

      Viele Grüße
      Soultouch
      @MatKon mir ging es in diesem Thread nicht ausschliesslich um deine Stellungsnahme in dem anderen Thread, sondern viel mehr um ein Bild das allgemein dargestellt wird.
      Ich glaube auch, wir sind gar nicht so weit von dem Entfernt, was am Ende raus kommen soll.
      Uns ist glaube ich beiden wichtig, dass Konstellationen, wie auch immer, gut überdacht sind und Risiken minimiert werden.
      Deine Einstellung ist - der Erfahrener Dom hat Verantwortung zu übernehmen-.
      Von der Theorie her mit Sicherheit wünschenswert.
      Die Praxis zeigt aber...
      Es ist nicht immer so.
      Da ist der Punkt wo ich gedanklich bin.
      Man kann sich auf einen Unbekannten nicht 100% verlassen.
      Wenn von Anfang an ausgeschlossen wird, dass Verantwortung übernommen wird, hat man eine noch ganz andere Konstellation.

      Da setzt mein Gedanke an.
      Wenn es ausgeschlossen wird und das auch kommuniziert wird, dann ist das erst mal OK.
      Nur dann muss man sich darüber im klaren sein, worauf man sich einlässt.
      Auch als Anfänger hat man Eingenverantwortung. Auch da muss man entscheiden, ob man will/ kann.

      Mir geht es in der Hauptsache darum, an dem Mythos "Dom trägt die Verantwortung" mal realistisch ran zu gehen.
      Auch daran zu gehen, das es Konstelationen gibt, die für Anfänger schwierig sein könnten.

      Es gibt nun mal Dinge die für Anfänger eher ungeeignet sind. Das hatte ich in dem anderen Thread meine ich auch erwähnt.
      Ich übernehme als Dom sehr gern Verantwortung , aber erst wenn ich Sub auch besser kenne - ein sofort übertragendes Mandat von Sub an mich kann für mich nur bedingt funktionieren . Und das stelle ich auch klar bei den ersten Anzeichen von kompletter Übergabe . Denn auch sub muss lernen zu vertrauen ,und auch für sich verantwortlich zu denken und zu handeln .
      Es fängt schon an bei den ersten Aktionen an - ein Sub der mich sexuellaktiv erleben will , sollte in der Lage sein auch verantwortlich über Verhütung und Gesundheitspravention nach zu denken und zu erfragen , es nicht mir zu überlassen das allein verantwortlich zu erfüllen und wenn nicht ( was noch nicht vorgekommen ist ) mich in die Verantwortung und Pflicht nehmen als Verantwortungsversager .
      Ich kenne selbst den Wunsch nach Abgabe von Verantwortung da ich ja auf beiden Seiten aktiv bin , aber solange ich meinem Gegenüber nicht vertraue in allen Belangen korrekt für mich mit zu entscheiden - ein Gefühl , das sich erst entwickeln muss über einen Zeitraum des besser kennenlernens und Vertrauens , muss ich als Sub eben auch daran denken mich zu schützen , mich nur soweit dem Aktiven zu übergeben wie ich es vertreten kann . Dann entstehen eben auch nicht so elementare Schäden im Inneren weil ich nur soweit vertretbar die Kontrolle abgebe wie ich es selbst verantworten kann .
      Als Dom nehme ich sie gern , bin jedoch auch sehr vorsichtig mit dem Anspruch des Gegenübers , Bremse eher als das ich Grenzen überschreite , bis soviel vertrauen auch bei mir gewachsen ist , das ich weiß wie Sub reagiert bei Grenzgängen , Probleme besprochen und berücksichtigt sind .
      Dann mag ich es auch nicht bei einem evtl doch stattfindenden Fauxpas , Sub die Verantwortung zu geben , dann stehe ich dazu und bleibe in der Pflicht .
      Grundsätzlich sollten alle Modalitaten jedoch vorab geklärt sein , gerade bei neuen Spielpartnern ! Denn wer wie weit seinen Verantwortungshorizont sieht ist sehr unterschiedlich von Möglichkeiten , Beziehungsstatus und auch vom eigenen Anspruch an Verantwortlichkeit abhängig , deshalb sollte gerade bei Beziehungsstart abgeklärt sein was wie weit übertragen wird , wie weit sich jeder einlassen will , wie die Beziehung geartet ist , kann ich „nur“ spielen ? Brauche ich mehr ? Will ich mehr geben ?
      Und wenn nur eine Frage in Frage zu stellen ist muss man verantwortlich für sich selbst agieren , entweder sich nicht darauf einlassen oder die Konsequenzen ertragen . Denn letztendlich sind wir alle erwachsen und agieren einvernehmlich .
      Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont
      Ich war BDSM-Frischling, als ich @Pat kennengelernt habe.
      Vor unserem 1. Treffen haben wir viel geredet und geschrieben, virtuell Einiges durchgespielt.
      Auch heute testet er Neues eine Zeitlang virtuell an, um meine Reaktionen darauf zu lesen.

      Bei mir war es eher so, dass ich keine Verantwortung abgeben wollte, er mich ausbremsen musste, da ich meine Grenzen noch nicht kannte, woher auch?
      Beim Spielen ist es auch heute noch oft so, dass er eher abbricht, als ich gedacht hätte
      oder dass ich mir einen Tadel einfange, weil ich mich (mal wieder) zu schnell aufgerichtet habe und mir dann schwindelig wird.

      Außerhalb unserer Treffen musste ich erst lernen, zuzulassen, dass er teilweise die Verantwortung übernehmen möchte
      und mir Anweisungen erteilt, die meiner Gesundheit dienen.

      Was enorm wichtig ist und das hat er auch von Anfang an eingefordert, sind absolut ehrliche Antworten auf seine Fragen.
      Fragen wie "wie fühlst du dich?" möchte er auch nicht mit "gut" oder "schlecht" beantwortet haben, sondern mit Beschreibung, wie und warum.

      Wenn ich mal von mir ausgehe und mir vorstelle, ich wäre der besagte 3. aktive Part,
      würde ich schon mindestens auf ein ausführliches Vorgespräch und ein ebenso ausführliches Nachgespräch spätestens am nächsten Tag, bestehen.
      Ich hätte an mich den Anspruch, dass ich Tabus deutlich benenne, egal ob ich der aktive oder der bespielte Part wäre.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Hallo @dornenspiel und guten Abend in die Runde.

      dornenspiel schrieb:

      Deine Einstellung ist - der Erfahrener Dom hat Verantwortung zu übernehmen-.
      Von der Theorie her mit Sicherheit wünschenswert.
      Die Praxis zeigt aber...
      Es ist nicht immer so.
      Dass das in der Praxis nicht so ist, ist eine Sache. Dass das in der Praxis, und nicht nur in der Theorie, wünschenswert und mMn. auch sinnvoll wäre eine andere.

      dornenspiel schrieb:

      Man kann sich auf einen Unbekannten nicht 100% verlassen.
      Wenn von Anfang an ausgeschlossen wird, dass Verantwortung übernommen wird, hat man eine noch ganz andere Konstellation.

      Da setzt mein Gedanke an.
      Wenn es ausgeschlossen wird und das auch kommuniziert wird, dann ist das erst mal OK.
      Nur dann muss man sich darüber im klaren sein, worauf man sich einlässt.
      Auch als Anfänger hat man Eingenverantwortung. Auch da muss man entscheiden, ob man will/ kann.
      Stimmt, auf Unbekannte kann man sich nicht verlassen, aber...
      Setzt nicht da schon die Verantwortung des Aktiven ein, dass er mit dem anderen Teil spricht?
      MMn. ja, denn in dem Moment, in dem ich mit jemanden rede, über Risiken aufkläre, über Vorgehen, Absichten rede, übernehme ich doch schon Verantwortung. Nicht nur für mich sondern auch für mein Gegenüber.
      Schon allein das sich Gedanken machen um den Anderen ist ein Teil der Verantwortung, die ich übernehme.

      Ein Bergsteiger, der mit einem Unbekannten auf Tour geht würde verantwortungslos handeln, wenn er nicht im Vorfeld die eigenen Seile und Karabiner überprüft SOWIE den andern darauf zumindest hinweist, dass dieser sein Zeug in Schuss zu haben hat.
      Wenn sich der Unbekannte dann auch noch als unerfahren herausstellt, muss der erfahrene Bergsteiger dessen Equipment mit überprüfen. Schon um der eigenen Sicherheit willen.
      Er übernimmt die Verantwortung.

      So sehe ich das auch beim BDSM.

      dornenspiel schrieb:


      Mir geht es in der Hauptsache darum, an dem Mythos "Dom trägt die Verantwortung" mal realistisch ran zu gehen.
      Auch daran zu gehen, das es Konstelationen gibt, die für Anfänger schwierig sein könnten.

      Es gibt nun mal Dinge die für Anfänger eher ungeeignet sind.
      Ja, Dom kann nicht für alles die Verantwortung übernehmen, aber er sollte so viel Verantwortung übernehmen, dass er sich morgens im Spiegel ins Gesicht sehen und sagen kann: "Ich habe alles in meiner Macht stehende getan, um Schaden zu vermeiden".
      Das sollten eigentlich alle Beteiligten so handhaben, aber ein Anfänger kann die Risiken nicht so überblicken wie ein Erfahrener.
      Da muss Dom dann halt auch dafür die Verantwortung übernehmen und ihn/sie nicht gleich mit 180 Sachen um die Kurve preschen lassen.

      Gruß

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."
      Abhängig vom meiner Einschätzung einer Situation/Vorhabens (incl. der Beteiligten) und wie wichtig mir selbst ein bestimmter Verlauf bzw. ein bestimmtes Ergebnis ist, wird die Verantwortung die ich dabei übernehme mehr oder auch weniger groß ausfallen. Dieser Prozess fühlt sich für mich aber nicht wie ein bewusstes Abwägen der Faktoren an, sondern eher als etwas, das bei mir mehr intuitiv abläuft.

      Grundsätzlich gilt obiges sowohl für meine Verantwortung anderen bzw. der Situation gegenüber, wie auch für meine Eigenverantwortung. Wobei ich bei letzterer, wenn die Konsequenzen eines Handelns oder auch Nichthandelns ausschließlich mich betreffen, dann durchaus auch mal ein etwas "verantwortungsloser" agiere.

      Aber jetzt zur eigentlichen Diskussion: Ich sehe ich mich grundsätzlich erstmal immer in einer gewissen Verantwortung (die sicherlich auch mal gegen null gehen kann) für bzw. in eine/r bestimmten Situation. Wenn ich jetzt aber für etwas nicht (warum auch immer) die Verantwortung übernehmen will, dann sehe ich dies grundsätzlich auch als mein gutes Recht. Und da bin ich völlig bei dir @dornenspiel. Eine klare Kommunikation über die Nichtübernahme der Verantwortung kann da durchaus dann auch mal reichen. Und da wäre ich dann auch schon wieder am Anfang meines Posts und diesmal dann bei dir @MatKon: Wenn meine Einschätzung der Situation dann aber Zweifel aufkommen lassen, das mein Gegenüber die möglichen Folgen meiner Nichtübernahme auch richtig einschätzen und mit ihnen auch entsprechend umgehen kann, dann sehe ich mich dafür dann durchaus in der Verantwortung.
      Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune ...
      Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump

      dornenspiel schrieb:

      Verantwortung kann man meiner Meinung nach nur abgeben / übertragen wenn beide es wollen.
      da stimme ich zu 100% zu.

      Eigenverantwotung heißt für mich auch für mein handeln die Kosequenzen tragen ...und ..ich kann doch nicht abgeben und erwarten mein Gegenüber trägt, wenn er das nicht will oder kann......hier ist dann ja per se schon mal ein Ungleichgewicht.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Zum Thema: abklären, besprechen, informed consent, Eigen- und Fremdverantwortung mache ich mir auch immer wieder Gedanken und schließe mich vollumfänglich den Ausführungen von @dornenspiel an.

      So möchte ich leben, lieben, BDSM betreiben.
      Gerade im BDSM hat Ethik für mich nochmal einen viel höheren Stellenwert als ohnehin schon im Zwischenmenschlichen.

      Im Idealfall sieht es wirklich so aus, dass Menschen aufeinander zugehen, gemeinsam BDSM ausleben wollen - in welcher Konstellation auch immer - und alle Beteiligten zu den Anteilen, die sie leisten können, an einem informed consent arbeiten.

      Und doch kenne ich Fälle, wo das nicht geleistet werden konnte aufgrund mangelnder Kommunikation, Missverständnissen, Geilheit, Selbstüberschätzung-Selbstunterschätzung, Übermut, Hochmut, psychischer Instabilität etc. pp.
      Ich sage immer: kalkulierbare Risiken können eingegangen werden. Unkalkulierbare Risiken sollte man mitunter meiden. Was für einen selbst kalkulierbar ist, muss jeder herausfinden. Eben so gut, wie es jeder für sich und den anderen leisten kann.

      Ich lasse lediglich die Finger von Menschen, die BDSM leichtfertig und aus dem Moment heraus betreiben wollen, ohne sich eingehend mit dem Thema und den Praktiken beschäftigt zu haben.
      Und von Menschen, die mir sagen, dass zu viel Reden, Besprechen, Ab- und Aufklären die Spannung kaputt macht und Unfälle ja selbst dann passieren können.
      Ich überlasse meinen Körper und meine Psyche im BDSM nur Menschen, die wissen was sie tun und das auch kommunizieren können.

      Ich bin mir schließlich wichtig.
      Das ist mein Grad der Eigenverantwortung, den ich selbst als 24/7 Sub leiste.
      Und ich überprüfe diesen Status immer wieder.
      Vertrauen ist wie eine zarte Pflanze, die stets bewässert werden muss. Und mein Gärtner kann sich darauf verlassen, dass ich um Gespräche bitte, sollte ich Unstimmigkeiten oder mangelnde Verantwortung seinerseits bemerken.
      Nur so kann ich Verantwortung abgeben.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Idealerweise sollte man auch als Anfänger seinen Verstand nicht komplett ausschalten, denn dann sind wir wieder bei dem Thema Selbstüberschätzung.

      Ich weiß selbst von mir, dass eine Hälfte höher, schneller, weiter möchte. Besonders, als ich vor einem halben Jahr begonnen habe BDSM auszuleben. Aber es ist gut, dass ich mich selbst hinterfrage und jemanden an meiner Seite habe, der weiß, dass er Schritt für Schritt mit mir vorgehen muss.

      Ja, in meiner/unserer Konstellation ist er sicherlich derjenige, der mehr Verantwortung übernimmt. Dennoch ist es wichtig, dass er weiß, wie ich mich fühle und dass ich ihm sage, dies oder jenes geht nicht. Damit übernehme ich auch Verantwortung für mich und reflektiere. Damit ist es möglich im abgesteckten Rahmen, dann die Verantwortung abzugeben. In einer Session, bei einer Aufgabenstellung. Wir leben kein 24/7.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von scorpio67 ()

      dornenspiel schrieb:



      Kann man wirklich sofort davon ausgehen, dass jemand die Verantwortung übernimmt, übernehmen will?
      Gibt es nicht auch genügend Konstellationen, in denen der/ die Aktive nicht den ganzen "Balast" an Verantwortung übenhmen will/kann/möchte?
      So lange mit Safeword gespielt wird, verbleibt meiner Meinung nach immer Eigenverantwortung bei sub/bottom. Nämlich die Verantwortung, dieses bei Bedarf auch zu nutzen. Soweit die Theorie. Schwierig wird es natürlich wenn es um Anfänger geht, die ihre Grenzen nicht richtig einschätzen können. Letztendlich entfällt hier meiner Meinung nach die Verantwortung verstärkt auf den erfahreneren Part, ganz egal ob es sich dabei um Dom oder sub handelt. Das ist nicht anders als sonst im Leben. Wenn ich mit einem Anfänger Skifahren gehe, dann führe ich ihn nicht auf schwarze Pisten bzw. halte ihn davon ab, sich diese runter zu stürzen.

      Anders sieht es im CNC Bereich aus. Hier entfällt tatsächlich die gesamte Verantwortung auf den dominanten Part. Aber das ist ja dann auch tatsächlich so gewollt und macht den Kick aus. Allerdings spielen Anfänger wahrscheinlich eher selten im Metakonsens. Und bei neuen Bekanntschaften ist es auch eher unwahrscheinlich, da es bei dieser Variante schon wichtig ist, den Partner richtig lesen zu können.
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.

      DarkDesire schrieb:

      dornenspiel schrieb:

      Kann man wirklich sofort davon ausgehen, dass jemand die Verantwortung übernimmt, übernehmen will?
      Gibt es nicht auch genügend Konstellationen, in denen der/ die Aktive nicht den ganzen "Balast" an Verantwortung übenhmen will/kann/möchte?
      (...)

      Anders sieht es im CNC Bereich aus. Hier entfällt tatsächlich die gesamte Verantwortung auf den dominanten Part. Aber das ist ja dann auch tatsächlich so gewollt und macht den Kick aus. Allerdings spielen Anfänger wahrscheinlich eher selten im Metakonsens. Und bei neuen Bekanntschaften ist es auch eher unwahrscheinlich, da es bei dieser Variante schon wichtig ist, den Partner richtig lesen zu können.
      ...und doch bekomme ich Online und Real immer wieder mit, wieviele Anfänger*innen gerade von CNC fasziniert sind oder vom "erfahreneren" Part, dahin gebracht werden, eben WEIL sie ihren eigenen Grenzen nicht kennen.

      Für mich ist ein Mensch, der mit mir neu sofort im Metakonsens einsteigen will per se jemand, mit dem ich nicht spiele. Denn selbst wenn ich Erfahrung mit meinem Dom und mit einem weiteren Ex-Dom habe, ist sie mit jedem Menschen vollkommen neu und ich/wir fangen bei Null an.
      Da kommt meine Eigenverantwortung ins Spiel.

      Und ein Dom, der mit mir neu direkt im CNC einsteigen will, wird nicht mein Spielpartner, wenn er davon nicht abrückt. Denn dieser kommt meiner Meinung nach seiner Selbst- und Fremdverantwortung nicht nach.
      Kick schön und gut. Es gibt aber für mich einen Unterschied zwischen Kicks, die auf kalkulierbaren Risiken aufbauen und Kicks, die auf unabsehbaren Risiken aufbauen.
      Letztere halte ich, wenn sie per se gesucht werden, eher für selbst- und fremdschädigend. Eine steile These, ich weiß. Und für solche Handlungsmuster möchte ich nicht herhalten (Eigenverantwortung) und diese auch nicht füttern (Fremdverantwortung).
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)

      DarkDesire schrieb:

      So lange mit Safeword gespielt wird, verbleibt meiner Meinung nach immer Eigenverantwortung bei sub/bottom.
      Diesen Satz kann ich so noch unterstützen; allerdings ist mir das nicht genug.
      Denn:

      DarkDesire schrieb:

      Anders sieht es im CNC Bereich aus. Hier entfällt tatsächlich die gesamte Verantwortung auf den dominanten Part.
      Diese Meinung teile ich so gar nicht. Ich finde, man hat IMMER eine gewisse Eigenverantwortung, egal, wie tief und fest das Gefüge ist oder die Regeln sind.
      Ich muss dafür sorgen, dass es mir gut geht, dass ich am Leben blebe und möglichst keinen irreparablen Schaden davon trage. Diese Verantwortung kann und werde ich keinem Anderen vollständig in die Hand geben.
      Ich werde mir immer vorbehalten, ein Spiel oder was auch immer abzubrechen, auch ohne Safeword, oder notfalls davonzulaufen, um mich zu schützen.
      Vor allem bei Partnern, die ich noch nicht richtig einschätzen kann oder nicht so lange kenne; ist man schon jahrelang in einer stabilen Beziehung, kann man sich durchaus erlauben zu denken, der dominante Part hätte die gesamte Verantwortung - aber meiner Ansicht nach entspräche das selbst dann nicht der Wahrheit. Einen letzten Rest Eigenverantwortng habe ich immer.

      DarkDesire schrieb:

      Letztendlich entfällt hier meiner Meinung nach die Verantwortung verstärkt auf den erfahreneren Part, ganz egal ob es sich dabei um Dom oder sub handelt.
      Dieses letzte Zitat wiederum ist absolut richtig für mich. :yes:

      Des Weiteren kommt hinzu, dass in die Eigenverantwortung meiner Ansicht nach auch die Verantwortung mit einfließt, die ich anderen Lebewesen gegenüber habe, die auf mich und meine Unversehrtheit/Wohlergehen angewiesen sind, wie etwa Kinder /andere Verwandte oder Haustiere.
      Gebe ich meine Eigenverantworung komplett auf, liegt folglich auch die Verantwortung gegenüber den Erwähnten beim Dom. Und das kann ein Dom irgendwann einfach nicht mehr leisten oder bedenken, finde ich.
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Wir spielen ohne Safewort und Tabus .besser gesagt er bestimmt die .
      Spricht mich das von Eigenverantwortung frei .
      Nein
      Ich habe diese Beziehung diesen Mann gewählt.
      Ich habe immer die Möglichkeit mit ihm zu reden ihm mitzuteilen das es mir gut geht oder eben auch nicht .
      Ihm ist es wichtig das es mir gut geht das ich glücklich bin .
      Aber dennoch bin ich immer noch dafür verantwortlich das auf mein eigens wohl zu achten .
      Kann ich das will ich das ist das ein Weg den ich gehen will . Ich hinterfrage mich und die Situation immer wieder.

      Ok es gibt Situationen da muss ich da jetzt durch . Strafe muss sein .
      Jetzt kommt aber dazu das mich es extrem reizt das er seinen Willen über meinen stellt .
      Das ich Dinge mache die ich eigentlich nicht will .
      Aber gerade solche Situationen sind die wo es extrem wichtig das ich immer noch mir im Klaren bin ich bin für mich verantwortlich und wenn es nicht mehr das ist was ich will muss ich das große Ganze verändern
      Träume nicht dein Leben
      Lebe deinen Traum
      Für mich persönlich bleibt immer eine restliche Eigenverantwortung in meinen Händen - für mich und vor allem für die mir Anvertrauten.
      So kann ich selbst innerhalb einer langjährigen CNC-Beziehung Vieles von mir geben, aber doch niemals Alles. Das letzte Stück Selbstgefühl muss für mich bei mir verbleiben - zeichnet es mich neben dem obigen Aspekt auch als Persönlichkeit aus. Ansonsten bliebe ja nur eine leere Hülle - und ganz ehrlich: Wer will das schon sein bzw. so etwas haben?

      Aber ich habe das Glück, mit einem stark reflektierenden Herrn zusammenzuleben. Er kümmert sich ausgiebig um mich, fragt ehrlich interessiert, wie es mir geht und spricht regelmäßig über meine/unsere Bedürfnisse.
      Nur so ist meines Erachtens diese Verbindungsform dauerhaft für beide erfüllend.

      Lilly13 schrieb:

      DarkDesire schrieb:

      So lange mit Safeword gespielt wird, verbleibt meiner Meinung nach immer Eigenverantwortung bei sub/bottom.
      Diesen Satz kann ich so noch unterstützen; allerdings ist mir das nicht genug.Denn:

      DarkDesire schrieb:

      Anders sieht es im CNC Bereich aus. Hier entfällt tatsächlich die gesamte Verantwortung auf den dominanten Part.
      Diese Meinung teile ich so gar nicht. Ich finde, man hat IMMER eine gewisse Eigenverantwortung, egal, wie tief und fest das Gefüge ist oder die Regeln sind.Ich muss dafür sorgen, dass es mir gut geht, dass ich am Leben blebe und möglichst keinen irreparablen Schaden davon trage. Diese Verantwortung kann und werde ich keinem Anderen vollständig in die Hand geben.
      Ich werde mir immer vorbehalten, ein Spiel oder was auch immer abzubrechen, auch ohne Safeword, oder notfalls davonzulaufen, um mich zu schützen.
      Vor allem bei Partnern, die ich noch nicht richtig einschätzen kann oder nicht so lange kenne; ist man schon jahrelang in einer stabilen Beziehung, kann man sich durchaus erlauben zu denken, der dominante Part hätte die gesamte Verantwortung - aber meiner Ansicht nach entspräche das selbst dann nicht der Wahrheit. Einen letzten Rest Eigenverantwortng habe ich immer.
      Ich glaube, Du fasst hier den Begriff CNC zu weit. CNC oder Metakonsens ist für mich nicht mit TPE 24/7 gleichzusetzen. Es bezieht sich tatsächlich nur auf das Spiel, im Sinne von einer Szene. Diese kann dann aber tatsächlich nicht durch Safeword abgebrochen werden. Ich sehe darin kein Risiko, denn die Eigenverantwortung findet vor dem eigentlichen Spiel statt, nämlich bei der Partnerwahl. Selbstverständlich werde ich nicht einem CNC-Spiel zustimmen, wenn ich den Partner nicht gut kenne, ihm nicht vertraue, befürchte, dass er mir irreparable Schäden zufügt oder alles zusammen. Das ist essentiell, denn zum einen kann Davonlaufen spielgemäß etwas schwierig werden ;) und außerdem muss mein Partner mich gut genug kennen, um mich lesen zu können. Ich spiele mit meinem Mann seit Jahren im Metakonsens. Und ja, während des Spiels liegt sämtliche Verantwortung bei ihm.
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.