Die Schutzfunktion des Bottom gegenüber des Tops

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      Die Schutzfunktion des Bottom gegenüber des Tops

      Wunderschönen guten Tag ihr lieben Menschen :)

      Man erlaube mir ein kurzen Rückblick bevor ich zu meiner Frage kommen. Dies macht es wohl deutlicher worauf ich hinaus will. Ich und @Regenbogen leben in einer Beziehung die wir zuerst einmal als hierarchiefreie Polyamore-Beziehung definieren. Das bedeutet, dass wir keine prinzipiellen Grenzen zwischen uns als Partnerwesen und neuen Menschenwesen machen möchten. Inzwischen sind wir auch sehr gut angekommen in unserer Beziehung und finden wohl allmählich einen Weg welche Dimension die D/s Aspekte bei uns haben sollen. Ein offener Punkt ist aber immer noch welche Rolle ein anderer Mensch in unserem D/s Verhältnis haben darf, doch dazu vielleicht ein anders mal einige Gedanken.

      Für mich ist es in jeder Beziehung wichtig, dass ich egal in welcher Rolle ich mich begebe Verantwortung für mein Gegenüber übernehmen kann. Sei dies im Alltag aber eben auch im Rahmen eines D/s Verhältnis oder auch im direkten Spiel selber. Ich habe den Eindruck als gäbe es hier viele Beziehungen in denen hier klare Unterschiede zwischen den Aufgaben des Top/Bottom gemacht werden. Dabei ist mir klar, dass wohl kaum jemand das Klischee bedienen möchte, dass Top immer stark und unnahbar sein muss. Es gab schon einige Beiträge bei denen erzählt wurde welche tragende Funktion Bottom für Top haben kann. Dennoch habe ich den Eindruck als gäbe es oftmals eben einen klaren Bereich wer wo was übernimmt. Vielleicht kommt dies einfach daraus heraus, dass in vielen Beziehungen sich eine Form der Rollenverteilung entwickelt, vielleicht aber spielt BDSM hier doch noch eine besondere Rolle. Mich würden nun zwei Fragen interessieren:

      1.) Wo seht ihr euch als Bottom in einer beschützenden Funktion gegenüber eurem Top?
      2.) Wo möchtet ihr als Top von eurem Bottom geschützt werden?

      Weiter geht für mich die Frage auch über inwiefern Top an Bottom Verantwortung ganz bewusst abgibt. Ich habe die Frage ist für euch einigermassen interessant. :) Für mich geht es persönlich auch darum etwas besser zu verstehen wohin die Reise von mir und @Regenbogen hingehen könnte, wenn sich unser D/s weiterentwickelt.

      Farben schrieb:

      1.) Wo seht ihr euch als Bottom in einer beschützenden Funktion gegenüber eurem Top?
      Bei mir ist das ganz einfach:
      Nichts zu machen, was Top in irgendeiner Weise verletzen, gegen seinen Willen outen, kränken, bloßstellen könnte usw.
      Auch einzuschreiten (soweit Top das nicht verbietet), falls eine andere Person dies versucht und ich davon Kenntnis erlange.
      Unterstützung, wenn gewünscht und nicht ausdrücklich von Top verboten, bei Behördengängen, schwierigen Krankheitsbildern etc.pp.
      Sollte Top etwas machen wollen, dass ihm mMn schaden würde, würde ich ihn höflich und respektvoll darauf aufmerksam machen.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Menschen die mir wichtig sind, bekommen jede Unterstützung von mir, die ich geben kann. Da macht es keinen Unterschied was es für eine zwischenmenschliche Beziehung ist. Für jemanden den ich gerne habe / mag / liebe, möcht ich da sein können und dürfen.
      Wenn das nicht gegeben ist, wird es für mich schwer bis unmöglich eine Beziehung zu führen. Wenn es notwendig ist, möchte ich hinter der Person stehen können und je nach Problem auch vor der Person :pump:
      Für mich gehört es zu einer funktionierenden Beziehung unabhängig jeder Neigung.
      Da würde bei einem Verbot unter Umständen die ganze Beziehung ins wanken geraten, auf jeden Fall aber gäbe es Gesprächsbedarf.

      Nachtrag:
      Ich rede selbstverständlich, nicht von aufgedrängter Hilfe und übergriffigem Verhalten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dornenspiel ()

      Auf jeden Fall interessantes Thema, da hab ich auch schon öfter drüber nachgedacht.


      Die Schutzfunktion die ich gegenüber meiner Herrin hätte wäre zwecks petplay, passender weise ein wenig mit der eines Wachhundes vergleichbar.
      Ich würde ausschau halten nach allem was Ihr schaden könnte, seien das falsche Freunde, irgendwelche vergessene Deadlines, wenn es ihr schlecht geht, von mir aus auch völlig banale dinge wie ob wir nen Handwerker für etwas bräuchten oder andere dinge etc. und so gesehen mit gespitzten Öhrchen um ihr Leben patroullieren und ihr zutragen wenn ich was verdächtiges bemerke. Eine stützende Funktion, wenn man so will.

      Manche werden jetzt sicher an die Gefahr denken wie schnell das in Eifersuchtsverhalten abrutschen kann und ja, dessen bin ich mir ebenfalls bewusst, aber a.) sprengt das hier den Rahmen und schlittert b.) ins offtopic ;)
      Auch spielt da schon ne menge Vertrauen und Ehrlichkeit mit rein dass ich zugeben muss, realistisch gesehen kann keine Beziehung die jünger als 1 Jahr ist so eingespielt sein.


      Um aber noch auf die Schutzfunktion von Herrin zu kommen, das is schon um einiges schwieriger für mich den Finger drauf zu legen bzw zu beschreiben.
      Beschützt würde ich mich fühlen wenn sie im großen und ganzen für mich das selbe täte wie ich für sie, wobei ich manchmal auch das Gefühl habe wenn es da eine Herzdame gäbe die mich vor mir selbst schützen könnte (destruktives Verhalten) wäre das schon auch n ziemlicher Gewinn.

      Ansonsten brauch ich nicht viel als das übliche "warm und geborgen fühlen".
      "She´s the giggle at a Funeral"
      Hi @Farben...

      Ist für mich ganz einfach... Zuerst geht's für mich immer um die Beziehung zwischen zwei Menschen. Geht's einem gut, freut sich der Andre mit, geht's ihm schlecht, versucht der Andre zu helfen. Ist das Leben, die Gesundheit, der Ruf oder was auch immer beim Einen bedroht, schreitet der Andre ein. Nach Kräften, mit Vernunft und Respekt. Unerheblich welches Gefälle oder welche Rollenverteilung vorherrscht.

      Ich habe zu Beginn meiner aktiven BDSM-Reise eine Situation erlebt, in der meine Naturgewalt zum ersten Mal selbst Schutz, Fürsorge und durchaus ein wenig konsequentes Auftreten benötigte. Das hat mich hinterher total durcheinander gebracht, da ich gewohnt bin, als Mutter und beruflich manchmal stark aufzutreten und ein bisschen zu sagen, wo es jetzt langgeht. Ich glitt nahtlos in diese Rolle rüber! Bei ihm! Ich hätte mich ohrfeigen können, dachte, jetzt hast du ihn verloren, GENAU DAS wollte er von MIR garantiert nie erleben. Ich fürchtete um unser herrliches Gefälle, um die klare Rollenverteilung. Aber...

      Was soll ich sagen...nichts ist kaputt gegangen. Sobald er wieder Boden unter den Füßen hatte, bin ich wieder sein Mädel gewesen und er der Top. Ich bin heute überzeugt davon, dass er glücklich war darüber, dass SEINE Partnerin kommentarlos die Führung in Punkto Gesundheit übernehmen kann, wenn's nötig ist. Ansonsten war das grundsätzlich sein Job.

      Aber wie tiefgreifend ein Gefälle auch ist, der Mensch geht immer vor. Auch wenn man hinterher vielleicht NIE MEHR darüber spricht ;) .Und wenn es leichter anzunehmen ist, seine/n dominante/n Partner/in zu beschützen und zu unterstützen ist doch auch irgendwie eine Form zu dienen. Ergo...null Problemo
      Sehr interessante Frage.
      Bei mir persönlich steht die Beziehung im Vordergrund und im Zuge der Beziehung habe ich natürlich auch ein gewisses Schutzverhalten meinem Partner gegenüber, ich kann ihn wahnsinnig schlecht unglücklich oder verletzt sehen und versuche dementsprechend das, soweit ich das kann, zu verhindern. Genauso wie er versucht es bei mir zu verhindern. Sollte es dann doch soweit kommen bin ich für ihn da und umgekehrt.
      Je nach gravität der Situation übernehme ich entweder komplett die Führung oder bin in meiner Rolle als seine sub für ihn da.
      Cunning. Ambitious. Resourceful. Determined. Shrewd.
      Dann kommentiere ich mal eure Kommentare:

      @Feuerpferd

      Kannst du das hier noch ein wenig ausführen:

      "Sollte Top etwas machen wollen, dass ihm mMn schaden würde, würde ich ihn höflich und respektvoll darauf aufmerksam machen."

      Kannst du dir einen Situation vorstellen, welche dann auch das Machtgefälle in Frage stellen könnte? Wenn ja wie würdet ihr damit umgehen?


      @dornenspiel

      "Für mich gehört es zu einer funktionierenden Beziehung unabhängig jeder Neigung."

      Ja da stimme ich zu. Doch was mich an der Frage reizt inwiefern eine D/s Neigung hier eben doch eine Rolle spielt. Verändert sich etwas? Ich selber erlebe es zum Beispiel mit @Regenbogen so, dass ich meine Aufgabe hier gerade durch die D/s Komponente nicht nur intensiver wahrnehme sondern eben auch anders umsetzen kann. Ich kann @Regenbogen durch die Neigungen die wir haben stärken. In schwachen Momenten kann ich @Regenbogen daran erinnern wie stark die Führung bei uns möglich ist und damit einen Support geben welche ich in einer nicht-D/s Beziehung gar nicht könnte. Da es dieses Gefühl von Verantwortung/Macht dort gar nicht gibt, das ich nutzen kann um @Regenbogen daran zu erinnern, was @Regenbogen alles kann.


      @Cagna

      Du schreibst

      "Ich würde ausschau halten nach allem was Ihr schaden könnte, seien das falsche Freunde, irgendwelche vergessene Deadlines"

      Magst du den Punkt mit den falschen Freunden noch etwas ausführen? Was verstehst du genau darunter? Weiter ist dies allenfalls schon einen sehr weitgehenden Eingriff in das Leben eines anderen Menschen? Ich verstehe den Punkt noch nicht genau

      @Izrah
      Das was du beschreibst hat mir und @Regenbogen sehr geholfen. Wir haben das bereits erlebt, dass die Zunahme eines Machtgefälle im Alltag absolut nichts daran ändert, dass ich wenn es nötig ist sofort in die "Führungsrolle" schlüpfen kann. Für mich ist dies ein Kernelement wie ich eine Beziehung gestalten möchte. Selber habe ich auch erlebt, dass es mir durch das explizite D/s Verhältnis leichter fällt in manchen Punkten Hilfe anzunehmen. Gerade dann wenn es um Schwächen geht die ich mir eigentlich nicht eingestehen will. Ich kann mir vorstellen das der Effekt auch wiederum umgekehrt wirkt. Wenn jemand eine explizit dienende Funktion hat, dann fällt das annehmen von Hilfe vielleicht auch leichter und damit auch das Schützen der anderen Person?

      @Aladine

      Du schreibst:

      "Je nach gravität der Situation übernehme ich entweder komplett die Führung oder bin in meiner Rolle als seine sub für ihn da."

      Wie ist der Unterschied zwischen den beiden Situationen genau? Was bedeutet in der Rolle des Sub für ihn da sein? Was bedeutet es nicht in der Rolle des Sub für ihn da sein?


      @newbarbie @Artepus
      Danke für eure Kommentare

      Farben schrieb:

      @Feuerpferd

      Kannst du das hier noch ein wenig ausführen:

      "Sollte Top etwas machen wollen, dass ihm mMn schaden würde, würde ich ihn höflich und respektvoll darauf aufmerksam machen."

      Kannst du dir einen Situation vorstellen, welche dann auch das Machtgefälle in Frage stellen könnte? Wenn ja wie würdet ihr damit umgehen?
      Sind das 2 Fragen oder gehört die zweite zur ersten? :gruebel:
      Unabhängig davon:
      Ich habe jetzt schon mehrfach zur Antwort angesetzt, kann das aber nicht nur theoretisch beantworten (da ich noch nicht in der Situation war, das Machtgefälle in diesem Zusammenhang in Frage zu stellen). Das würde ich situationsbedingt entscheiden.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Puh das ist schwierig in Worte zu fassen, aber ich versuche es Mal.

      Ich denke der große Unterschied liegt darin dass er, in meiner Rolle als sub, das letzte Wort hat, ich also bewusst entscheide Dinge nicht bis zum letzten auszudiskutieren, sondern ihm die Führung zu lassen.
      Wenn es ihm aber so schlecht geht, dass er das nicht mehr kann, dann einigen wir uns entweder, oder ich entscheide wo es lang geht.
      Cunning. Ambitious. Resourceful. Determined. Shrewd.

      Farben schrieb:

      Ja da stimme ich zu. Doch was mich an der Frage reizt inwiefern eine D/s Neigung hier eben doch eine Rolle spielt. Verändert sich etwas? Ich selber erlebe es zum Beispiel mit @Regenbogen so, dass ich meine Aufgabe hier gerade durch die D/s Komponente nicht nur intensiver wahrnehme sondern eben auch anders umsetzen kann. Ich kann @Regenbogen durch die Neigungen die wir haben stärken. In schwachen Momenten kann ich @Regenbogen daran erinnern wie stark die Führung bei uns möglich ist und damit einen Support geben welche ich in einer nicht-D/s Beziehung gar nicht könnte. Da es dieses Gefühl von Verantwortung/Macht dort gar nicht gibt, das ich nutzen kann um @Regenbogen daran zu erinnern, was @Regenbogen alles kann.
      Die Fragen kann ich so gar nicht beantworten. Ich sehe Beziehungen als ganzes, ich versuche nicht sie in bestimmte Bereiche einzuordnen.
      Ich sehe Devotion und Dominanz eher als Charaktereigenschaft. Sowohl ich als auch mein Partner haben dafür keinen An/Aus-Schalter. Es gibt Zeiten wo es mal in den Hintergrund treten kann aber generell ist es schon eher ein Charakterzug.
      Deshalb gibt es für mich wohl auch nichts, was ich da im speziellen stärken möchte... es ist dann die Person als gesamtes.
      Es gäbe für mich auch keine Situation in de ich das Machtgefälle in Frage stellen würde. Dann eher die Beziehung, die Beziehungsstruktur.

      dornenspiel schrieb:

      Ich sehe Devotion und Dominanz eher als Charaktereigenschaft. Sowohl ich als auch mein Partner haben dafür keinen An/Aus-Schalter. Es gibt Zeiten wo es mal in den Hintergrund treten kann aber generell ist es schon eher ein Charakterzug.
      So ähnlich sehe ich das auch.

      Mein derzeitiger Spielpartner ist Switcher. Er hat auch ab und an das Bedürfnis nach Anlehnung und Führung. Dies teilt er mir dann auch mit, sei es durch Gesten oder Worte. Und das gebe ich ihm gern. Stelle darum aber niemals seine Position mir gegenüber in Frage.

      Ich sehe es so, dass er mich für ihn da sein lässt.

      Wenn jemand ihm versucht zu schaden oder schlecht über ihn redet, verteidige ich ihn und stehe zu ihm, wenn dies nötig ist.
      Aber niemals in seiner Anwesenheit.

      Ich teile ihm unbemerkt ( um sein Gesicht zu wahren ) meine Meinung mit, wenn ich der Meinung bin, dass es unbedingt von Nöten ist.

      Er mag Einmischung gar nicht und das respektiere ich, auch wenn ich manchmal denke: "Ob das gut geht..."
      Aber er gibt mir die Sicherheit und Ruhe mit seiner Art, dass ich immer öfter denke: "Er weiß was er tut. Und wenn es doch schief geht, wird er es richten."

      Ich muss noch viel lernen, was das angeht, ruhiger werden, vertrauen.
      Er ist für mich da, aber ich bin auch für ihn da, wenn er mich braucht.




      Im sexuellen Bereich schaue ich, wie er reagiert, wenn er oder jemand anderes etwas mit mir tut oder ich mit ihm tue.
      Merke ich, dass es ihm Unbehagen bereitet, versuche ich die Situation zu entschärfen. Manchmal besteht dann nachher Redebedarf.
      Ich glaube, gerade weil er Switcher ist, verursacht die gleiche Situation nicht immer die gleiche Reaktion, das ist wie bei jedem wohl, auch Tagesform abhängig.
      - Man muß das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. -
      Hermann Hesse

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MatKon () aus folgendem Grund: Schriftfarbe Rot geändert

      Frage 1 kann ich nicht beantworten
      Frage 2:
      Das Bottom sich entsprechend des vorherrschenden Umfeldes verhält. Dazu gehören unter anderem outen, gebührendes Verhalten das die Reputation des Herrn nicht beschädigt.
      Da gleiches auch dem Bottom zu Teil wird. Mitzuwirken im Sinne der Fähigkeiten und vorherigen absprachen gemeinsam definierte Ziele zu erreichen.

      Weiter geht für mich die Frage auch über inwiefern Top an Bottom Verantwortung ganz bewusst abgibt.

      Kommt auf den Top an. Ich persönlich räume meinem Bottom Verantwortung in Sachen ein in denen Sie letztlich mehr Ahnung von der Materie hat.

      Bzw. dies für beide einen Vorteil in der Beziehung bietet.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von nightbird () aus folgendem Grund: Zitat des EPs für die Übersichtlichkeit entfernt.

      In dem Moment, wo es um die Gesundheit/das Wohlergehen meines Herrn geht, entscheide ich aus der Situation heraus, ob ich das Machtgefälle vorübergehend außer Kraft setze.

      Wir hatten in den 3 Jahren unseres Zusammenseins schon etliche Phasen, in denen es ihm richtig schlecht ging, und da ist es für mich völlig normal und selbstverständlich, dass ich auch mal sage, wo es lang geht, was er tun soll usw. Es bedarf manchmal ein paar kleiner Diskussionen :D , aber er akzeptiert das dann auch.( oder versucht es zumindest.)

      Er ist ja nunmal nicht nur mein Herr, sondern in erster Linie der Mann, den ich liebe, und das bedeutet für mich, dass ich auch eine gewisse Fürsorgepflicht ihm gegenüber habe. Dadurch büßt er im übrigen kein bißchen von seiner Dominanz mir gegenüber ein!
      Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt. Franz Kafka
      Da mein Herr auch mein Ehemann und der Vater unserer Kinder ist, gehe ich ziemlich pragmatisch an die Sache heran. Wir müssen und wollen zusammen alles rund um unser Familienleben organisieren, und ich nehme ihm schon im Vorfeld solche Dinge ab, die nicht seine Lieblingsbeschäftigungen sind. Daher plane ich die allermeisten Termine, denke an Geburtstage, Geschenke, Behördenschreiben, Überweisungen usw. :lesen: An meinem schwarzen Terminbuch kommt in unserem Haushalt keiner vorbei ^^
      Zum einen, weil ich es gern tue und weil es mir einfach liegt, und zum anderen, um meinen Herrn hier schon mal deutlich zu entlasten.

      Wenn er krank ist, tritt nochmal eine "Steigerung" ein, und ich versuche nach Möglichkeit, ihm Ruhepausen zu verschaffen, denke an seine Medikamente, versorge ihn mit Getränken usw. Auch das ist die Art von "Schutzfunktion", die ich als meine Aufgabe ansehe und sehr gern für ihn übernehme.
      Vom potenziell tödlichen Männerschnupfen kann ich übrigens ein Lied singen :ironie:

      Was mir aber nicht im Traum einfallen würde, ist es ihn in der Öffentlichkeit zurechtzuweisen, weil ich z.B. anderer Meinung bin. Oder ihn bloßzustellen, wenn ihm ein Mißgeschick, Versprecher oder ein anderer Ausrutscher passiert. Das kann ich daheim immer noch mit ihm besprechen (und knie dabei am liebsten vor dem Sofa) und es hilft mir sogar selbst, etwas Abstand zu einer hektischen Situation zu finden.

      Wenn wir uns beide an eine größere Unternehmung wagen, z.B. Urlaub planen, Garten umgestalten wollen, Handwerker beauftragen usw., dann können wir schon heiß in der Sache diskutieren. Letztendlich entscheidet aber mein Herr, und auf wundersame Weise tut er das zu unser aller Besten. Falls ich nun hier mit einer Entscheidung gar nicht einverstanden wäre, eine drohende Katastrophe ahnen oder den Untergang des christlichen Abendlandes fürchen würde - ja, dann würde ich trotzdem darauf vertrauen, dass mein Herr alle Aspekte gut überlegt hat und es auch später noch Korrekturmöglichkeiten gibt, wenn etwas aus der Spur läuft. So hab ich das schon ganz oft erlebt, und das gibt mir Zutrauen und Ruhe - auch ohne, dass ich ständig das Gefühl haben muss, meinen Herrn schützen oder von etwas abhalten zu "müssen".

      Ach ja, welch tröstliche und beruhigende Lebensart ist unser BDSM eigentlich, überlege ich mir gerade.... :rolleyes:
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.
      Meine beschützende Funktion gegenüber meines Tops ist in erster Linie, ihm den Rücken freizuhalten. Ich empfinde mich als seine Zuspielerin, die ihn unterstützt, berät und die Sachen abnimmt, die mir leichter fallen und ihm lästig sind.

      Wobei ich eigentlich denke, dass das eine normal menschliche Einstellung ist bzw. sein sollte. Er ist ja nicht nur mein Top, sondern auch mein Lebensfreund, mein Geschäftspartner, die zweite Hälfte meines Ichs...mein absoluter Lieblingsmensch - und eben nicht ‚nur‘ mein Top.

      Diese loyale, gegenseitige Unterstützung hat uns immer ausgezeichnet. Wir haben uns von Anfang an ergänzt: Ich habe die Sachen übernommen, die ihm nicht liegen, aber mir zufliegen und umgekehrt. Das ist eine Stärke, die uns beiden bewusst ist und die wir effektiv nutzen können.

      Farben schrieb:

      1.) Wo seht ihr euch als Bottom in einer beschützenden Funktion gegenüber eurem Top?


      Vieles wurde schon geschrieben, dem ich mich anschließen könnte.
      Ich bin sehr beschützerisch, wenn es um Menschen geht, die ich liebe und wertschätze (bitte nicht mit übergriffigem Helferverhalten gleichsetzen).
      Wenn ich merke, dass ein anderer Mensch, eine Situation im Leben, eine Krankheit etc. meinem Top und Partner übel mitspielt, biete ich aktiv Hilfe und Beistand an, kann aber auch gut damit leben, wenn er mir sagt, dass er erst einmal damit alleine sein möchte.

      Ich bin grundlegend misstrauischer und vorsichtiger als mein Top/Partner, was mit vielen negativen Erfahrungen zusammenhängt.
      Trotz der Aufarbeitung dieser Negativerfahrungen u.a. mit professioneller Hilfe, habe ich feine Antennen für komisch anmutende Situationen und Menschen.
      Meine Risikobereitschaft ist deutlich niedriger als seine. Auch da greift mein Beschützerinstinkt. Ich weise hier und da mal freundlich und respektvoll auf Risiken hin, ob nun bei Situationen oder im Zwischenmenschlichen, überlasse ihm dann aber jedwede Entscheidung, würde ihn nie krampfhaft und forsch von etwas abhalten, jedoch klare Grenzen setzen, welche Aktionen und Kontakte ich mittragen kann und welche nicht.
      Er weiß das durchaus zu schätzen, auch wenn er sich hier und da durch meine Hinweise und Bedenken intuitiv erst einmal gebremst fühlt.
      Es gab jedoch schon Situationen, wo er mir rückblickend Recht gab und es sehr schätze, dass ich ihn trotzdem habe eigene Erfahrungen mit Menschen und Situationen machen lassen.
      Ich sage oft zu ihm, dass ich unsere Dynamik von negativen Einflüssen schützen will. Ich glaube das trifft es ganz gut.
      Darin sehe ich auch meine Rolle.

      Farben schrieb:

      Dann kommentiere ich mal eure Kommentare:

      @Feuerpferd

      Kannst du das hier noch ein wenig ausführen:

      "Sollte Top etwas machen wollen, dass ihm mMn schaden würde, würde ich ihn höflich und respektvoll darauf aufmerksam machen."

      Kannst du dir einen Situation vorstellen, welche dann auch das Machtgefälle in Frage stellen könnte? Wenn ja wie würdet ihr damit umgehen?

      (...)


      Spannende Frage @Farben,


      bei uns gab es bisher in beinahe zwei Jahren genau eine Situation, in der unser Machtgefälle und unsere D/s Beziehung auf der Kippe stand.
      Es ging um eine potenzielle Spielpartnerin, welche laut eigener und fremder Aussagen mehrfach in therapeutischer Behandlung war und selbstschädigende Tendenzen bei geringfügiger Problemeinsicht sich selbst gegenüber an den Tag legte. Ich stufte sie aufgrund dieser Informationen als "Gefahr" für meinen Top, sich selbst und unsere Beziehung ein.
      Trotzdem fühlte mein Top sich zu ihr hingezogen.
      Wir besprachen unter welchen Umständen diese Spielbeziehung entstehen könne und mein Beschützerinstinkt sprang an.
      Mein Top sah das ganze wesentlich lockerer als ich, meiner Meinung nach zu locker.
      Daher gingen unsere Meinungen was die Gestaltung des ersten Treffens anging weit auseinander, ebenso was machbar ist ohne sich selbst und die Spielpartnerin zu gefährden.
      Das teilte ich ihm auch mit, überlies aber trotzdem ihm, wie das Treffen und der Abend mit potenziell neuer Spielpartnerin verlaufen würde.

      Gleichzeitig war ich mir klar, dass ich bereit gewesen wäre mein Halsband abzulegen und unsere Verbindung auf D/s Ebene oder gar überhaupt aufzukündigen, sollte mein Top unter gegebenen Umständen mit der Dame in ein Spiel starten, so wie er es als problemlos ansah.
      Wäre es so gekommen, hätte ich ihm nicht mehr vertrauen können, dass er mir gegenüber und im Spiel mit anderen an das Wohl aller Beteiligten denkt.
      Unter diesen Umständen hätte ich mit ihm kein BDSM mehr ausleben können und mir hätte es innerlich widerstrebt mich diesem Menschen auf dieser Ebene hinzugeben.


      Es kam jedoch nicht soweit. Sie trafen sich und verbrachten lediglich Vanilla-Zeit miteinander, da er im Gespräch bemerkte, dass besagter Frau die emotionale Reife und Stabilität für BDSM fehlte, so wie ich es zu Bedenken gegeben hatte.
      Sich diese Gedanken zu machen und Konsequenzen zu durchdenken, hat mir Schmerzen bereitet, worüber wir hinterher auch ausführlich gesprochen haben.
      Dazu bereit gewesen wäre ich allerdings, mit allen emotional traurigen Folgen für unsere Beziehung.
      Seitdem reden wir offener und häufiger über unsere Standards, was am Ende die Beziehung bereichert hat.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)