Mitleid mit Sub

      @Goldmuendchen wie kommst du denn auf diese abstruse Interpretation?

      Doms haben ebenso Gefühle und nur weil Sub meint, es ist gerade alles gut, heißt es nicht, dass Dom ebenso empfinden muss. Sein Mitleid, das er empfunden hat, ist Teil seiner eigenen Gefühlswelt. Darauf hat man wenig Einfluss und es behauptete auch niemand, es sei jemandem etwas eingeredet worden. Die Gründe für das besagte Mitleidsgefühl können vielfältig sein. Vielleicht eine ungünstigen Assoziation. Vielleicht auch etwas völlig anderes.

      Abzubrechen weil man gerade Mitleid empfindet, ist kein Vorwand, sondern ein verdammt guter Grund. Gerade Männer haben häufig Schwierigkeiten beim Zugang zu den eigenen Gefühlen, von daher finde ich es sehr gut und reflektiert, dass besagter Dom souverän geblieben ist und die Sache zunächst beendet hat.
      Es geht auch einfach mal nicht immer nur um die/den Sub. Manchmal müssen die Doms auch auf sich selbst acht geben um am Ende beide zu schützen. Ich möchte das auf jeden Fall unterstützen.
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "

      Goldmuendchen schrieb:

      Ich würd mich missverstanden fühlen und evtl abstürzen. Dazu kommt es bei mir meist, wenn ich das Gefühl hab, man "macht aneinander vorbei", dass also Nähe und Zugewandtheit fehlt.
      Wenn Dom Mitleid empfindet, obwohl Sub gerade genießt - macht man dann nicht schon aneinander vorbei? Und wenn Dom sein Mitleid nicht abstellen kann (es ist menschlich, nicht immer volle Kontrolle über seine Gefühle zu haben), ist es dann nicht besser abzubrechen anstatt weiter aneinander vorbei zu machen, die Lücke auf diese Weise zu vergrößern und evtl. einen noch größeren Absturz zu riskieren?
      Werde, der du bist. (Pindar)
      Wir sind uns doch einig: Abbrechen ist richtig.

      Aber dass damit zu begründen, dass Sub zu sehr leidet, ist halt nicht korrekt, wenn eigentlich DOM gelitten hat. Entsprechend verwirrt war die TE ja über diese Begründung auch - so verwirrt, dass sie hier einen Thread erstellt hat

      Goldmuendchen schrieb:

      Aber dass damit zu begründen, dass Sub zu sehr leidet, ist halt nicht korrekt,
      Wenn der Dom es aber so empfunden hat, ist es richtig abzubrechen. Denn nicht nur Sub kann abstürzen, sondern Dom auch.

      Beim gemeinsamen Spiel sollten beide Seiten keine Bedenken haben, dies abzubrechen, wenn man das Gefühl bekommt, dass eine "Handlung" im Nachhinein einem Beteiligten schaden kann. Daher empfinde ich es als unpassend, hier zu unterstellen, dass er nur einen Vorwand gesucht hat.

      Goldmuendchen schrieb:

      Aber dass damit zu begründen, dass Sub zu sehr leidet, ist halt nicht korrekt,

      Genau so hat es der Dom aber eben nicht begründet. Zitat aus dem Originalpost:

      "er meinte dann, er weiß dass es mir gefallen würde, er aber gerade nicht mehr könne, da er Mitleid mit mir habe"

      In meiner Interpretation begründet der Dom den Abbruch hier sehr eindeutig mit seinen Gefühlen, nicht mit denen von Sub.
      Werde, der du bist. (Pindar)
      Wir alle wollen sagen immer Dom muss Empathie sein eigen nennen .
      Am besten noch in Sklavin rein schauen können .Er soll Sklavin lesen können .

      Aber Mitleid wird jetzt nicht gerne gesehen .
      Aber ist das nicht eine Grundvoraussetzung für Empathie das mit fühlen das rein versetzen in andere.
      Und dieser Person die mein Leid sieht sich da rein versetzen kann und höchstwahrscheinlich nicht Maso ist soll kein Mitleid empfinden dürfen .
      Ich denke der Job Dom ist nicht einfach ein schmaler Grad .
      Träume nicht dein Leben
      Lebe deinen Traum
      @Goldmuendchen ja aber das sagt doch niemand. Es ist doch ein großer Unterschied ob man Mitleid empfindet (aka ein Gefühl hat) oder sagt "du leidest zu sehr".

      Es ging ja hier um's Mitleid empfinden. Und da wollte ich gerne unterstreichen, dass das in Ordnung ist, wenn man das fühlt. Und dass eben der richtige Umgang damit entscheidend ist um Abstürze zu verhindern. Doms dieses Gefühl abzusprechen ist genau der falsche Umgang damit.

      Ich meine... Kannst du dir denn nicht vorstellen, dass es da auch einfach Grenzen auf Dom's Seite geben kann, die dann je nach Tagesform auch verschoben sein können? Zu wissen dass bei Sub alles in Ordnung reicht uU nicht immer aus und dann fühlt man vielleicht mal Mitleid, wo man sonst sadistische Freude empfunden hätte. Ist eben so. Ich würde da als Dom erwarten, dass mein_e Partner_in das Ernst nimmt.

      Und dass TE sich gerne über dieses Erlebnis austauschen möchte, liegt vermutlich daran, dass Mitleid beim Dom ein Thema ist, das selten angesprochen wird. Weil man ist ja krasser Dom, der keine Gnade und kein Mitleid kennt ;)
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "
      Ihr lieben,

      Erst einmal vielen Dank für die weiteren Kommentare, ich finde es sehr spannend.

      Bin leider jedoch gerade geschäftlich im Ausland und habe leider keine Zeit genauer auf die verschiedenen Anmerkungen einzugehen, werde das aber nachholen!

      Nur kurz ein paar wenige Anmerkungen:

      @Goldmuendchen: Bitte lege mir nicht etwas in den Mund was ich so nie gesagt habe. Er hat nie gesagt ich leide zu sehr, das Gegenteil war der Fall, er meinte dass er weiß wie sehr es mir gefallen würde. Das hatte ich auch so im eingangspost geschrieben... Er achtet sehr genau auf mich und weiß genau was geht und wie weit.

      @Pygmalion: vielen Dank dir für den Hinweis auf meine Wortwahl am Anfang!

      @myownspirit: auch dir vielen Dank für die Richtigstellung! Ich finde mich in deiner Argumentation zudem sehr wieder. Und ja, mir ging es um den Austausch. Ehrlicherweise fand ich die Wortwahl eher bemerkenswert und überraschend. Ich meinte es in keinster Weise negativ.

      Grundsätzlich freue ich mich jedoch, das dies ein Thema ist was rege diskutiert wird. Genau deshalb habe ich den Thread gestartet, es gab noch nichts dazu und ich fand es einfach interessant.

      Liebe Grüße aus Skandinavien
      Dalriada
      Einmal ganz allgemein gesprochen: Eigentlich ist Mitleid (oder wie immer man es nennen mag) die natürliche Reaktion darauf, wenn ein geliebter oder gemochter Mensch Schmerz empfindet (Stichwort Spiegelneuronen). Wer das nicht empfindet, ist (1) hundertprozentiger Realsadist, (2) hat eine Persönlichkeitsstörung o.äh., (3) schafft es, weil er weiß, dass es für Sub in Ordnung ist, sein Mitleid hintan zu stellen und seine sadistische Ader auszuleben und/oder (4) schafft es durch Subs Schmerzen hindurch Subs Genuss als solchen wahrzunehmen.

      Die Punkte 3 und/oder 4 dürften glücklicherweise bei den meisten Doms vorliegen, v.a. bei den immer gefragten empathischen Spezies dieser Gattung. Das bedeutet aber auch, dass es immer eine Art Transferleistung bzw. Emotionskontrolle bedeutet, kein Mitleid zu empfinden. Und diese Transferleistung zu erbringen bzw. seine Emotionen so zu steuern fällt nicht jedem in jeder Situation und mit jedem Partner gleich leicht oder schwer. Manchmal geht es ganz von alleine und vom Dom selbst unbemerkt und manchmal geht es gar nicht.

      Im beschriebenen Szenario sehe ich gleich mehrere Faktoren, die es erschwert haben könnten: ihr hattet euch lange nicht gesehen und vermisst (mehr Nähe und Zuneigung als sonst), der Mann hatte schon einen Orgasmus, wenn ich das richtig verstanden habe (da sind Menschen eher friedlich) und seine Grundstimmung war nicht ganz da (die Initiative ging von Sub aus).
      Werde, der du bist. (Pindar)
      Ich finde die Diskussion wirklich überaus spannend, sie bringt mich zum Nachdenken.

      Dabei habe ich das Gefühl, dass hier Einiges ‚vermischt‘ wird.
      Zuerst frage ich mich, ob die Begriffe ‚Dom‘ und ‚Sadist‘ wirklich synonym zu verwenden sind. Ich für meinen Teil sehe da schon Unterschiede. Für mich ist nicht jeder Dom sadistisch veranlagt, aber jeder Sadist dominant veranlagt - auf den Zeitraum der Session bezogen.

      So, hier im SM-Forum gehe ich davon aus, dass es um die Frage nach dem Zusammenhang von Sadismus und Mitleid geht. Einerseits denke ich, dass die Ausprägung von Sadismus dabei eine Rolle spielt (geneigter oder veranlagter Sadismus?). Andererseits stelle ich mir Mitleid und sexuelle Erregung in Kombination schwierig vor. Es geht doch um Lustgewinn durch Schmerzerleidung/Schmerzzufügung.
      Mitleid...also das Mitleiden mit dm Bottom steht doch im Widerspruch zur sexuellen Erregung durch Leid, oder nicht? Verhindert/vermindert Mitleid nicht gewissermaßen die sadistische Erregung?

      Davon abzugrenzen ist meiner Meinung nach Mitgefühl, also die Fähigkeit, nicht nur kognitiv, sondern auch emotional empathisch zu agieren. Das heißt...ich spüre, fühle, sehe und höre das Leid meiner Partnerin/meines Partners und es erregt mich, aber ich leide nicht mit. Ob das Mitleiden in den weiteren Rahmen von Mitgefühl passt, wurde und wird in der Wissenschaft recht konträr diskutiert.

      Also ich möchte hier niemandem seine Gefühle absprechen, das steht mir auch niemals zu..., aber ich stolpere doch gedanklich.
      Dass Mitleid im Alltag etwas Gutes, Gesundes, richtig und wichtig ist, ist und bleibt unantastbar. Nur der Stellenwert und die Position von Mitleid innerhalb dieser sexuellen Neigung/Veranlagung ist mir noch nicht ganz klar.

      kara schrieb:

      Andererseits stelle ich mir Mitleid und sexuelle Erregung in Kombination schwierig vor. Es geht doch um Lustgewinn durch Schmerzerleidung/Schmerzzufügung.

      Mitleid...also das Mitleiden mit dem Bottom steht doch im Widerspruch zur sexuellen Erregung durch Leid, oder nicht? Verhindert/vermindert Mitleid nicht gewissermaßen die sadistische Erregung?
      Ich würde es anders formulieren. Wenn der Sadist aus der "Schmerzzufügung" keinen Lustgewinn zieht, kann er durch die Reaktionen seiner Partnerin/seines Partners keine Erregung ziehen und "leidet" dann vielleicht mit seinem Partner mit.

      Ich denke auch Sadisten unterliegen einer Tagesform und daher kann ich mir gut vorstellen, dass es ihnen ebenfalls mal schwerfällt in eine Session hineinzukommen oder, dass das Gefühl der Erregung währenddessen kippt. Daher ist für mich dann ein Abbruch einer Session genau der richtige Weg.

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      Hallo liebe Gemeinde.
      Ich möchte mal dieses Thema wieder hervorholen und etwas fragen.
      Darf ein Dom Mitleid haben? Diese Frage wurde ja schon diskutiert.

      Ich beobachte bei mir schon länger etwas, was mich nachdenklich macht. Je älter ich werde, desto öfter kommt bei mir ein bestimmter Gedanke vor. In einer Session wird ein Punkt erreicht, an dem ich denke, es reicht, es ist genug jetzt. Ich sehe, wie Subbie leidet, und je grösser das Leid wird, desto grösser wird meine Lust, und das kann durchaus bis zum Höhepunkt gehen. Soweit alles in Ordnung.
      Aber irgendetwas sagt manchmal Stopp, nicht weiter! Und dabei bleibt ein Gefühl zurück, das ich mit Mitleid beschreiben könnte. Das hatte ich früher nicht in dieser Form. Ich hatte es immer beobachtet und fand es wichtig, hatte aber nie „mitgelitten“. Jetzt beschäftigt mich aber dieser Stopp-Gedanke, der ein komisches Gefühl zurück lässt.
      Ich habe mit Subbie darüber gesprochen. Subbie bestätigt mir einen ähnlichen Gedanken. Subbie sagt auch, es reicht und beschreibt es mit einer Art Erschöpfung. Nein, Subbie denkt es nur, genauso wie ich. Die Ampel springt nicht auf rot. Wir brauchen keine Ampel, weil wir alle Kreuzungen schon kennen. Aber der Gedanke ist da. Ich will ja nicht abbrechen, aber ich fühle etwas.

      Ich habe den Eindruck, dass dieser Gedanke häufiger kommt, je älter ich werde. Kann das sein?
      Woran kann es liegen? Empfinden wir mehr Mitleid, weil wir älter werden? Weil wir uns schon so lange kennen und vertrauter sind? Weil wir weniger Libido haben?
      Wird ein älter werdender Dom „mitleidiger“? Wird ein älter werdender Sub „empfindlicher“?
      Vielleicht kann ja einer der „älter werdenden“ Doms und Subs was dazu sagen.

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      @ramira
      Ob Mitleid oder Empfindlichkeit die zutreffenden Begriffe sind weiß sich nicht. Alter ist auch relativ. Ich bin 60, mein Mann wird im Dezember 65 und Dom ist 67 1/2.
      Die Libido ist bei uns dreien tatsächlich weniger als früher. Bei mir war es in den Wechseljahren deutlich zu spüren. Zudem merken wir alle, dass wir auch körperlich nicht mehr so können und unsere Zipperlein haben. Dazu kommt natürlich auch die Tagesform. Ich denke, jeder, egal ob Sub oder Dom hat Verständnis für den anderen, dass manches halt nicht mehr so „geht“. Ich würde also eher Verständnis statt Mitleid sagen. Wir sagen dem anderen, wenn irgendwas nicht geht oder wenn es genug ist.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin

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      ramira schrieb:

      Wird ein älter werdender Dom „mitleidiger“? Wird ein älter werdender Sub „empfindlicher“?
      ich denke man hat auch mehr Erfahrung/ Lebenserfahrung........kennt sich sehr gut.........weiß Grenzen noch besser einzuschätzen....gerade die Grenze, die von der Tagesform abhängig ist.

      Vielleicht ist auch die "Menge" - die man braucht etwas geringer.........man spürt mehr in sich hinein......


      ramira schrieb:

      Nein, Subbie denkt es nur, genauso wie ich. Die Ampel springt nicht auf rot.
      ...ja...warum wohl....weil Ihr Euch so gut kennt und Eure Grenzen....auch wenn sie immer mal wieder sehr unterschiedlich sind.
      Genau das habt Ihr doch miteinander gelernt......mit zunehmenden Alter ;)
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

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      newblackshaddow schrieb:

      Ich würde also eher Verständnis statt Mitleid sagen.
      Danke @newblackshaddow Verständnis ist ein sehr guter Begriff.
      Ich habe Verständnis, wenn Subbie leidet, und Subbie hat Verständnis, wenn ich hart bleibe. Verständnis passt für beide gut.

      newbarbie schrieb:

      Vielleicht ist auch die "Menge" die man braucht ... etwas geringer.
      Und auch das stimmt. Die grossen Aktionen kommen nicht mehr so häufig vor. Es sind mehr die alltäglichen kleinen Gesten (und Gemeinheiten, hihihi..) , die mich - uns - kicken.