Gesellschaftliche Akzeptanz von BDSM

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Nachdem das Thema immer noch aktiv ist, melde ich mich auch noch dazu.

      Ich fühle mich nicht wirklich eingeschränkt, so wie es jetzt ist - ich möchte mein BDSM nicht in die Öffentlichkeit tragen. Aber anzunehmen, alles sei gut so, wäre auch nicht richtig. In meinem erweiterten Umfeld gibt es viele denen ich nichts von meiner Neigung erzähle. Soweit so gut, geht bspw. Kollegen ja nichts an. Ich sehe mich aber gezwungen noch einen Schritt weiter zu gehen, und tue Dinge um zu vermeiden, dass jemand etwas davon erfährt - da ist für mich das Kennzeichen für mangelnde Akzeptanz. Ich wäre gerne auf dem Stand: Ich binde es niemandem auf die Nase, aber wenns raus kommt ist auch egal.

      Der Vergleich der hier immer wieder aufgegriffen wird, hinkt für mich aber etwas. Ich habe auch Verständnis für vermehrte Vorbehalte bspw. im Vergleich zu Homosexualität. Vieles von dem was wir machen, stellt (nach außen hin) grundlegende Werte unserer Gesellschaft in Frage wie Menschenwürde, Gleichberechtigung, die Freiheit des Individuums usw. Ich finde es ist viel erwartet von Unbeteiligten, den Anblick des Gegenteils unserer Grundwerte (Halsband+Leine, Halsring, Fesseln, Redeverbot usw.) zu ertragen, praktisch ohne dass er überprüfen kann, dass alles mit rechten Dingen vorgeht. Ohne mich klar auf eine Seite zu stellen: Das ist was anderes, als Händchen halten!
      Nachdem der Vergleich bereits aufkam: Ich sehe da Parallelen zur Skepsis gegenüber dem Hijab. Es ist ein Symbol für Unterdrückung, zumindest aktuell in unserer Kultur.

      MissRiversong schrieb:

      ich finde es schade, dass es von vielen von euch einfach als gegeben hingenommen wird, dass die Mehrheit der Gesellschaft das was wir tun im schlimmsten Fall als ablehnenswert, verstörend, krank und ungesund einordnet und im besten Fall als pervers und verrückt. Mir ist das nicht egal, dass ich so gesehen werde. Und es ist auch anstrengend, wenn man sich dann mal outet zum Beispiel vor engen Freunden, erstmal mit den ganzen albernen Vorurteilen aufräumen zu müssen.
      Siehst du, ganz so schlimm sehe ich das nicht.

      Ich lebe in einem katholischen 2000-Seelen-Nest. Ich bin nicht von hier und habe dadurch etwas "Narrenfreiheit". Ich sehe aber zu, dass ich mich nicht allzusehr verbiegen muss. Das bedeutet, dass ich einen ungewöhnlichen Eindruck hinterlasse. Ich bin halt "wild" und lebe mit den Blicken.
      Seit einiger Zeit habe ich mit Krebs zu tun. Das hat mir einen kahlen Kopf beschert. Ich habe einen Teufel getan und das verborgen. Ja, das war anstrengend. Aber auch befreiend.
      Mit BDSM halte ich es anders. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich gern mit Grenzen spiel. Ich mag das halb Verborgene, halb Offene.

      Ich bin auch der Ansicht, dass wer sein BDSM selbstverständlicher leben will, das auch tun können sollte. Und viele tun das auch schon, in den Städten z.B..
      Es bedarf aber, wie gesagt, einigen Aufwand und Mut. Deshalb finde ich es schade, dass sogar dir schon "zu anstrengend" ist, dich zu erklären. So sollte es doch beginnen, oder nicht?
      Sofern Akzeptanz eingefordert wird, was hier der Fall ist, möchte ich auf folgendes hinweisen: "Das Einfordern von Akzeptanz sexueller Vielfalt verstößt gegen das Indoktrinationsverbot" Prof. Dr. jur. Ulrich Palm

      Wen mehr interessiert, es gibt auch online Gerichtsurteile, die man zum Thema lesen kann.


      Egal, wie ich es drehe und wende, BDSM ist bei mir immer als Lebensweise und untrennbar mit meiner Sexualität verbunden. Es ist kein Zwang, sondern ein gesunder Teil von mir. Und diesen muss ich nicht in irgend einer besonderen Form nach aussen tragen. Sie nicht anderen beibringen oder aufdrängen. Es ist mein privates Ding.
      Verstelle ich mich? Nein, das tue ich nicht. Ich lebe ein ganz normales Leben. Wie jeder andere auch.

      BDSM ist nichts, das mich zu einem andersartigen Menschen macht oder als etwas Besonderes hervorhebt. Und wenn ich genau überlege, hat jeder Mensch etwas an sich, das ihn zu einer Minorität macht, jeder Mensch ist individuell, womit ich wiederum ein Teil des Ganzen bin. Und keiner Minderheit angehöre.
      Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich eine BDSMlerin bin - Menschen die mir wichtig sind und mich gut kennen. Und - oh Wunder - keiner davon hat ein Problem damit, auch meine erzkonservativen, katholischen Eltern nicht. Wäre es nicht so, wäre ich im falschen Umfeld.

      Meine bisherigen Erfahrungen zeigen mir, dass es von unserem Habitus und weniger von den nach aussen getragenen Erkennungszeichen abhängt, wieviel Toleranz wir ernten.

      Alle anderen geht es übrigens nichts an. Ich möchte schliesslich auch nicht wissen und sehen, ob andere, mir nicht nahestehende Menschen, als Teil ihrer Sexualität Käfer zerquetschen, vor Barbiepuppen onanieren, pinke Blumen anziehend finden, geil auf Luftballons oder Mechanophil sind, einen Tampon-Fetisch haben, usw. usf..
      Warum nicht? Weil jeder von uns ein Recht auf gesunden Abstand und unantastbare Distanzräume hat. Liebe ich Halsleinen/Hundehalsbänder/etc.? Ja! Will ich sie sehen in der Öffentlichkeit? Muss nicht sein.

      Ich lebe in einem Land, in dem ich so viel Freiheit wie nirgends sonst auf der Welt geniessen darf. Diese Freiheit haben wir nur, weil sich jeder von uns öffentlich in irgendeiner Form einschränkt und Regeln befolgt, die für alle gelten. Und ich möchte nicht, dass mir diese Freiheit genommen wird. Auch von "Gleichgesinnten" nicht. Dafür kann ich mich in meinen privaten Bereichen austoben, wie immer ich will.

      Sich angenommen fühlen in seiner Ganzheit steht einem jeden von uns zu. Das ist erstrebenswert in der Gesellschaft. Es kann aber ohne Einschränkungen aller Menschen nicht funktionieren. Also sollte man sich jedes Mal, wenn man etwas einfordert, fragen, was man selbst bereit ist zu geben oder opfern für die anderen.
      Ein Halsband oder andere Erkennungszeichen in der Öffentlichkeit sind nichts, das mich mehr oder weniger zu einer BDSMlerin macht. Und wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, dann hänge ich nicht von Erkennungszeichen ab. Dann ist nur wichtig, was ich in mir selbst sehe und trage. Das sollte die Gesellschaft annehmen und nicht irgendwelche Zeichen, die ich an mir tragen könnte.

      Edit: Das Zitat bezieht sich auf den Schulunterricht. Es hat ausserhalb dessen keinen Stellenwert. Könnte aber einen haben, sofern man auf Akzeptanz hinaus will. Man sollte sich also ruhig fragen, wieviel BDSM-Aufklärung man seinen Kindern abverlangen kann, wenn man die Akzeptanz in der Gesellschaft durch hat.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Rina ()

      Jane.Freigeist schrieb:

      Vergleich zu Hijab geht fehl, weil hinter uns paar Perversen kein milliardenschweres politisch-religiöses System steht.
      Eigentlich vergleiche ich gar nicht Hijab mit BDSM, sondern die Skepsis gegenüber Symbolen der Unfreiheit miteinander, selbst wenn sie nicht im Rahmen einer Unfreiheit genutzt werden.
      Sofern du dich auf mich beziehst, fände ich es schön, wenn du mein Argument nicht nur aufgrund vom Thema 'Islam' für nichtig erklärst, sondern auch inhaltlich darauf eingehst ^^
      Leute, zum letzten Mal und sehr deutlich: Bitte behaltet das Thema im Auge und verzichtet auf argumentative Ausflüge in andere Bereiche und Nebenkriegsschauplätze. Dass es ohne Nazivergleiche, politische Diskussionen und Religionsdebatten bzw. Angriffe sehr gut funktionieren kann, zeigen schließlich viele Beiträge, sowohl hier als auch in anderen - durchaus auch kontroversen - Threads im Forum.

      Ich würde es sehr bedauern, wenn wir hier ein Schloss anbringen müssten. Das würde weder dem eigentlichen Thema des Threads, noch der Akzeptanz als solcher gut tun ...
      @Rina, so wie du schilderst, dass diejenigen, die von deiner Neigung wissen, kein Problem damit haben ("oh Wunder"), empfinde ich es als zynisch gegenüber denen, die soziale Ausgrenzung bei einem (evtl. unfreiwilligen) Outing im Freundes-, Familien- und Bekanntenkreis befürchten. Seien die Ängste berechtigt oder nicht: Ich finde, sie gehören ernstgenommen. Insbesondere in einem BDSM-Forum.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Frl. Irrlicht () aus folgendem Grund: Anführungszeichen ergänzt

      @Frl. Irrlicht, in meinem engsten Kreis hat kein Mensch ein Problem damit. Nur diese geht es auch etwas an. Und nur auf diese ist mein Satz bezogen.

      Und ja, ich habe auch selbst ein unfreiwilliges Outing mit Anfang 20 herbei gerufen, weil ich mir mein Oberteil runter riss, als ich mit heissem Tee am Arbeitsplatz übergossen wurde. Es war alles andere als schön und letztendlich musste ich die Arbeitstelle verlassen, weil es für mich dort nicht mehr auszuhalten war.
      Gleichzeitig, dadurch habe ich an Lebensqualität gewonnen und es hat mich gestärkt.

      Ich sage ganz sicher nicht, dass es kein Ding ist oder keinerlei Auswirkung insgesamt hat. Aber Menschen, denen ich wichtig bin und die mir sehr nahestehen, auf diese bin ich zugegangen (Flucht nach vorne sozusagen) und ja, sie nehmen mich so, wie ich bin. Sie lehnen mich nicht ab. Ich hätte es aber nie rausgefunden, wenn ich es nicht versucht hätte.

      Im Übrigen steht in meinem Post nirgends, dass ich Empathielosigkeit gegenüber anderen Menschen empfinde - und das wird auch in keinem Beitrag von mir zu finden sein. Ich weigere mich lediglich, mich von der Angst beherrschen zu lassen. Und das steht mir durchaus zu. Aber deshalb heisst es noch lange nicht, dass ich andere für ihre Ängste verurteile oder ihnen ihr Recht auf diese abspreche.
      BDSM wird vielleicht als sexuelle Ausrichtung akzeptiert, zumindest wenn es nicht extrem wird. Als Lebensform wirkt es in der Gesellschaft abstoßend. Unterwerfung, Schläge.... ich habe auch gar keine Lust mich zu erklären, zu outen. Warum auch, hier auf der Plattform finde ich Gleichgesinnte. Bevor es das Internet gab, solche Plattformen wie Gentledom, war es schwer für mich, unmöglich mit Menschen zu kommunizieren deren Neigung BDSM ist. Mir ist vollkommen wurscht was die Gesellschaft über BDSM denkt. Gott sei dank leben wir in einer liberalen, pluralistischen gut funktionierenden Demokratie und es ist nicht zu fürchten dass sich das ändert, wir in den Untergrund müssen um uns auszuleben da der Staat BDSM als abartig verbietet, also weiter machen.
      Guten Morgen ;)
      Das Thema ist ja beileibe nicht neu und immer wieder Gegenstand der Diskussion, nicht nur hier in diesem Forum.
      Auch die argumentative Ebene bleibt ähnlich, die einen sehen keine Notwendigkeit für vollständige Akzeptanz, die anderen wünschen sich mehr Toleranz oder sogar Akzeptanz ihrer Lebensweise.

      Ich persönlich komme aus der Gothic-Ecke und habe somit glücklicherweise stets einer Peer-Group angehört, die wenig bis gar keine Probleme damit hat, wenn Menschen sich gegenseitig an der Leine durch die Gegend führen (manche tun es tatsächlich auch NUR aus modischen Gründen, komplett ohne BDSM-Kontext).
      Zu einer Randgruppe gehört man dann als schwarzgekleideter "Szenegänger" (was für ein schreckliches Wort..) in der Öffentlichkeit sowieso schon und freundlich sind einem/-r manche Mitbürger auch nicht immer gesinnt.

      Entscheide ich mich also dazu, meine(n) Musikgeschmack/Lebenstil/Philosophie oder gar Sexualität so zu präsentieren, dann weiß ich, worauf ich mich einlasse.
      Der Wunsch nach einer toleranteren Gesellschaft bzgl BDSM ist ja ein schöner Gedanke, aber ganz ehrlich: Gäbe es nicht eine Menge anderer Bereiche, die für unsere Mitbürger(-innen) erstmal wichtiger zu bearbeiten wären als diese sexuelle Ausrichtung (und ja, ich ordne BDSM so ein, auch wenn eine ganze Lebensweise dran hängen mag)?

      Solange die Egozentrik auf dem Vormarsch ist und wir unserem Nachbarn nicht die Butter auf dem Brot gönnen, haben wir, meiner Meinung nach, wichtigere Aufgaben vor uns, als die vollständige Akzeptanz einer Neigung.

      Deshalb: Ja, wenn es Dir sehr am Herzen liegt offen an der Leine geführt zu werden, dann tu es. Komm mit den Kritikern ins Gespräch und gib ihnen die Chance zu verstehen und zu entscheiden, ob sie tolerant genug sind oder nicht. Dazu gehört zwar etwas Mut, aber wer idealistisch genug ist, kann diesen dann auch vielleicht aufbringen.
      Zum Thema Akeptanz und Toleranz würde ich gerne zwei Aspekte unterscheiden. Akzeptanz als Mensch mit BDSM-Neigung kann jeder für sich erwarten und einfordern. Auch mir war es immer wichtig, Menchen und gute Freunde zu haben, mit den ich über meine Sehnsüchte und Gefühle rund um BDSM offen reden kann, ohne dafür verurteilt oder abgelehnt zu werden. Solche Menschen wird man (nach meiner Erfahrung) auch immer finden.

      Das Einfordern auf ein öffentliches Ausleben von BDSM geht für mich aber schon einen Schritt weiter. Hier gibt es gesellschaftliche Tabus, die man respektieren sollte, weil Toleranz eben - auch wenn es wie eine Plattitüde klingt - keine Einbanhnstraße ist. Vielleicht ist der Vergleich blöd, aber "normale" heterosexuelle (oder homosexuelle) Paare dürfen ja auch nicht mitten in aller Öffentlichkeit Sex haben, weil es das Scham- und Anstandsgefühl der allermeisten anderen Menschen verletzt , da Sexualität (gleich welcher Ausrichtung) von der Mehrheit als etwas Privates und Intimes angesehen wird, das nicht an die Öffentlichkeit gehört.

      Wer beispielsweise den Wunsch hat, unbedingt unbedingt mal öffentlich an der Leine geführt zu werden, dafür gibt es Szene-Clubs und Szene-Parties, wo man sozusagen auf eine "künstliche" Öffentlichkeit trifft, die solche Bedürfnisse versteht und einordnen kann. Solche Szene-Veranstaltungen in "geschützten" Räumen wären für mich der Kompromiss zwischem dem Recht auf die eigene Sexualität einerseits, und den Schamgefühlen und Tabus der Gesellschaft.

      Der Wunsch nach einem öffgentlichen Ausleben, sich öffentlich in der Rolle als Dom oder Sub zur Schau stellen, gehört für mich auch nicht zwangsläufig zum BDSM dazu. Ich sehe das eher als einen speziellen (exhibitionistischen?) Fetisch, der dazu kommen kann, aber nicht muss.
      Ich finde, man muss bei der ganzen Diskussion die Begrifflichkeiten scharf abgrenzen. Toleranz und Akzeptanz sind - auch wenn oft synonym benutzt - nicht identisch miteinander, im Gegenteil. Akzeptanz bedeutet, dass ich etwas gutheiße, für mich annehme, teile. Toleriere ich hingegen etwas, dann dulde ich es. Ich nehme hin, dass es so ist, egal ob ich es gut finde oer nicht. Wenn ich etwas akzeptiere, muss ich es nicht mehr tolerieren. Ich bin bereits darüber hinaus gegangen.

      Kann ich also für meine sexuelle Ausrichtung, für mein von BDSM geprägtes Leben Akzeptanz einfordern? Nein. Das würde bedeuten, dass ich meinem Umfeld meine nicht alltägliche, persönliche Sichtweise und meinen eigenen Wertekanon aufdrücke, gar aufzwinge. Dazu bin ich nicht bereit, denn das steht wiederum meinen Werten entgegen, die sehr von unserem Grundgesetz geprägt sind.

      Kann ich an mehr Toleranz in meinem Umfeld arbeiten? Selbstverständlich. Das mache ich jeden Tag, indem ich mein BDSM als Normalität lebe. Ich arbeite daran, indem ich interessierten Menschen (auch aus der Szene, die ja sehr heterogen ist) auf ihre Fragen ehrlich antworte - immer in einem Umfang, der mir für sie angemessen erscheint. Angemessen im Sinne von "Wo steht mein Gegenüber? Wo kann ich ihn/sie abholen? Was ist nicht überfordernd?". Ich arbeite daran, indem ich durch meinen Umgang mit meinem BDSM demonstriere, dass es eben nichts Besonderes oder Auffallendes ist, sondern mein ganz normales Leben. Positive Normalität.

      Kann ich Toleranz erzwingen? Sie anordnen? Nein, denn damit füttere ich die Ablehnung, die immer größer und größer wird und ein Weitergehen in Richtung Respektieren der Andersartigkeit und vielleicht sogar darüber hinaus blockieren wird.

      Noch höher zu werten und ein Ziel, das mir immer vor Augen steht, ist eine Wertschätzung des Gegenübers in seiner Eigenartigkeit. Wenn wir in unserer Gesellschaft an den Punkt kommen, an dem wir unsere Eigenartigkeit leben und gleichzeitig die des anderen wertschätzen und respektieren (nicht tolerieren, nicht akzeptieren) können, an dem wir unsere persönliche Freiheit in den Dienst des Wohlergehens des Anderen, der Gesamtgesellschaft stellen, an dem wir ohne Hader die Grenzen des anderen respektieren können, da wir wissen, er tut es ebenfalls - dann ist sehr viel erreicht.

      Mir ist bewusst, dass dieses Ziel zu meinem Lebzeiten gesamtgesellschaftlich nicht erreicht werden wird. Vielleicht nie, denn Menschen sind nunmal Menschen. Ich kann aber bei mir, bei meinem Umfeld und in der Erziehung meines Kindes anfangen.
      Und wenn viel, viel Kleinvieh viel, viel Mist macht, ist der Haufen irgendwann nicht mehr zu übersehen ;)

      MatKon schrieb:

      Akzeptanz bedeutet, dass ich etwas gutheiße, für mich annehme, teile. Toleriere ich hingegen etwas, dann dulde ich es. Ich nehme hin, dass es so ist, egal ob ich es gut finde oer nicht. Wenn ich etwas akzeptiere, muss ich es nicht mehr tolerieren. Ich bin bereits darüber hinaus gegangen.
      [...]
      Wenn wir in unserer Gesellschaft an den Punkt kommen, an dem wir unsere Eigenartigkeit leben und gleichzeitig die des anderen wertschätzen und respektieren (nicht tolerieren, nicht akzeptieren) können, [...]
      Ich teile Deine Definitionen von Toleranz und Akzeptanz. Was aber bedeutet für Dich respektieren und wertschätzen, wenn es nicht tolerieren und nicht akzeptieren heißt?
      Wertschätzen klingt für mich doch sehr nach gutheißen, also akzeptieren. ?(
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      Sorry aber ich kann absolut nicht den Drang einiger Menschen nachvollziehen ihr Privatleben in die breite Öffentlichkeit hinaus zu zerren.

      Akzeptanz muss ich nur einfordern wenn ich vorhabe mein Privatleben anderen unfreiwillig aufs Auge zu drücken.
      Nein, ich brauche keinerlei Akzeptanz (von Außen) für mein Sexleben, meinen Musikgeschmack und dafür was ich Esse oder trinke oder im Fernseh gucke weil es Anderen einfach nichts angeht und ich deren Meinung dazu auch nicht wissen will.
      Ich muss nicht jede meiner Eigenschaften in die Welt hinausschreien und dafür Beifall erwarten

      Ich will aber auch nicht wissen ob mein Gegenüber Schwul,Lesbisch, Perversling oder Veganer oder sonst was ist.
      Was mein direktes Umfeld angeht sieht das natürlich anders aus, meine Freunde zähle ich nicht zu der Öffentlichkeit sondern zu meinem Privatleben.

      Toleranz und Klappe halten sind die einzigen Punkte die ich erwarte

      Dominantseptakkord schrieb:

      Ich teile Deine Definitionen von Toleranz und Akzeptanz. Was aber bedeutet für Dich respektieren und wertschätzen, wenn es nicht tolerieren und nicht akzeptieren heißt?
      Wertschätzen klingt für mich doch sehr nach gutheißen, also akzeptieren.
      Bitte beachte den gesamten Absatz, nicht nur den einzelnen Satz. Ich sprach explizit von "Wertschätzung des Gegenübers in seiner Eigenartigkeit" (Eigenart im Sinne von "seine eigene Art", nicht im Sinne von "seltsam"). Ich kann die Individualität des Gegenübers wertschätzen, ohne im Einzelnen mit allen Bestandteilen dieser Eigenart einverstanden zu sein. Das hat primär erst einmal nichts damit zu tun, ob ich einzelne Bestandteile davon toleriere (was immer in gewissem Grade auch eine unterschiedlich ausgeprägte Ablehnung impliziert) oder akzeptiere. Somit kann ich die Gesamtheit der Diverstität wertschätzen und gleichzeitig akzeptieren, tolerieren oder einfach auch nur neutral betrachten, diese Ebene gibt es nämlch auch noch. Was mir egal ist, brauche ich nämlich weder akzeptieren noch tolerieren *g*

      Toleranz ist Duldung, da muss ich nicht wertschätzen. Wertschätzung kann, muss aber nicht ein Bestandteil von Toleranz sein und ist i.d.R. ein Bestandteil von Akzeptanz, aber nicht gleichbedeutend. Gleichzeitig kann ich etwas tolerieren und gleichzeitig respektieren - oder ich toleriere es, respektiere es aber nicht. Oder ich lehne es einfach nur ab, aber an dem Punkt brauchen wir mit Respekt und Wertschätzung gar nicht erst anfangen.

      Somit ist mir Wertschätzung der Eigenartigkeit wichtiger als Akzeptanz (die ich ohnehin weder voraussetzen noch fordern kann) oder duldende Toleranz. Das geht jetzt aber langsam sehr weit vom Thema in die philosophische Richtung und eignet sich daher mehr für einen gemütlichen Abend mit gutem Single Malt, weniger für ein Forum ;)

      Wichtig ist mir daher vor allem, dass der Weg zu Toleranz, Respekt, Wertschätzung und vielleicht sogar Akzeptanz immer bei sich selbst beginnt. Und da ist es egal, ob wir von BDSM-Lebensart oder anderen Baustellen im täglichen Miteinander reden.
      Generell bin ich der Ansicht, dass eine Gesellschaft von der Wertschätzung der Andersartigkeit eines jeden einzelnen leben sollte. D.h. mir muss bestimmt nicht alles gefallen aber es ist ein Unterschied ob ich etwas ablehne, es toleriere oder mich vielleicht sogar damit auseinandersetze ohne unbedingt für mich persönlich alles gut zu finden. Soviel zur Theorie.

      Was die Ursprungsfrage nach BDSM und gesellschaftlicher Akzpeptans vs. Stigmatisierung angeht: Ich halte es so, dass mein Privatleben nur diejenigen etwas angeht, die ich damit "konfrontieren" (blödes Wort) will. Nichtsdestotrotz würde ich mir wünschen, dass eines Tages auch BDSM eine gesellschaftliche Akzeptanz erfährt wie jede einvernehmliche andere Lebensform auch.

      Nachteile o.ä. habe ich in diesem Zusammenhang persönlich noch nicht erfahren, dafür wissen es aber auch zu wenige. Allerdings ist mir Stigmatisierung durchaus im anderen Kontext (Behinderung) widerfahren, so dass ich weiß, wie mies sich das anfühlen kann.
      Hallo zusammen, ich hab ein paar Gedanken hierzu

      1. Die Gründe für das BDSM Stigma

      1.1.

      Der erste Grund für ein Stigma im Bereich BDSM den ich sehe, ist das nicht richtig kontextualisiert wird. Menschen ordnen Dinge oft binär in die Kategorien gut und schlecht ein. Schlagen, demütigen, durch fesseln der Freiheit berauben, etc. wird als Handlung in die Kategorie schlecht geworfen, weil diese Handlungen eindeutig negative Motive haben können. Das sie jedoch bei anderen Menschen, je nach Kontext, auch positiv konnotiert sein können, soweit denken viele nicht.

      1.2.

      Viele Leute haben keine Zeit, und machen es sich deshalb einfach. Es gibt durchaus einiges im Bereich BDSM das auf den ersten Blick erstmal "schlimm" aussieht, z.B. rape-play. Für einige ist diese "optische Nähe" zu schlimmen Dingen genug.
      Im Fall der LGBTQ* Community sieht alles im "Normalfall" (ein schwules Pärchen im Park / ein hetero Pärchen im Park) ziemlich genau so aus wie das Leben des Beobachtenden. Im Fall der BDSM Community, ein Halsband, oder Knien vor dem Dom, eine Ohrfeige, etc. etc. sieht eher nach Dingen wie Sklaverei, Misshandlung in der Beziehung oder ähnlichem aus, daher wohl zum Teil die falsche Wahrnehmung.

      1.3.

      Meiner Erfahrung nach, und auch kulturellen Klischees nach, sind oft heimlich homosexuelle selbst die größten Schwulenhasser, und das macht für mich auch Sinn, aus persönlichen Vorurteilen, familiären oder kulturellen Einflüssen, fühlen sie Ekel vor sich selbst, und entwickeln Hass auf jene die sich nicht verstecken (müssen).
      Im Bezug auf BDSM, an der Stelle ein Gedanke. Ich würde ziemlich kategorisch in Frage stellen das es eine "neutrale" Beziehung zwischen Menschen, was das Machtgefälle angeht, überhaupt gibt.
      Ich sehe immer eine "Spannung", zwischen Eltern und Kind, Chef und Untergebenen, älteren und jüngeren Geschwistern, und im Bezug auf Beziehungen, auch zwischen Partner, meistens hat immer "jemand die Hosen an".
      Woran das jetzt liegt, in der Natur des Menschen, weil wir hirarchisch organisierte Tiere sind, an der Kultur, oder einer Mischung daraus ist völlig egal.
      Ich denke viele Leute haben Elemente aus Ds in ihren Beziehungen, ob sie es nun merken/wissen, oder nicht. Dinge wie, wer trägt die Taschen nach hause, wer fügt sich leichter, oder ähnliches.
      Wenn man nun eine Mischung in betracht zieht, das Menschen unterbewusst diese Tendenzen in ihrem Leben erkennen, und eine wie in 1.2. beschriebene falsche Einstellungen zu BDSM haben, kann man sich gut vorstellen wie eine unterbewusste Gedankenspirale losgeht, die bei "ich bin doch nicht so jemand" enden muss.

      1.4.

      Unwille/Unfähigkeit zwischen Fantasie und Handlung zu unterscheiden. Eine "relativ vanilla" Gedankenwelt zum Thema Sex dürfte, in unserer heutigen, recht aufgeklärten Zeit selten den Rahmen des gesellschaftlich akzeptablen verlassen. Leute haben eben ihre Fetische, ihre Vorlieben, nichts wildes.
      Im Bereich BDSM könnte das leicht anders aussehen. Ich will hier niemandem etwas unterstellen. Was ich über mich selbst sagen kann ist allerdings, das Gedankenspiele in die Richtung von futuristischen, mythologischen, postapokalyptischen Gesellschaften mit BDSM Elementen im Sinne von Gor oder ähnlichem mich nicht kalt lassen.
      Auch wenn ich mal einen recht weiten Blick auf erotische Geschichten und Rollenspiele im Internet werfe, oder an die Symbolik denke die einigem wie dem Halsband zumindest irgendwo zugrunde liegt ist es für mich recht eindeutig das sich ein gewisser Teil der Gedanken und Fantasiewelt im Bereich BDSM weiter in moralisch, ethisch nicht akzeptablen Bereichen befindet.
      Das dann noch kombiniert mit allgemeinen Unwissen und fast schon Desinformationen (fifty shades of grey) macht es leicht zu glauben das viele Leute Vorurteile vor BDSMlern haben, was für mich in diesem Punkt hauptsächlich daran liegt das viele Menschen sich oft weigern eine klare Unterscheidung zwischen Fantasie und Tat zu ziehen.

      2. Das tiefer liegende Problem

      2.1.

      Ich denke das tieferliegende Problem ist, das in Deutschland und Europa heutzutage eine seltsame Situation vorliegt. Das alte, dogmatisch christliche System zur Einordnung was gut und schlecht, erlaubt und verboten, ist wurde zu einem großen Teil abgelegt.
      Grenzen und Stigmata im Bereich Geschlechterrollen und im Hinblick auf Homosexualität, Transgenderismus, und ähnliches wurden aufgelöst.

      2.2.

      Viele Menschen, ich würde behaupten die meisten, sind sich nicht sicher nach welchem Regelwerk sie für sich einordnen sollen was gut und was schlecht ist.
      Man hat die Wahl zwischen verschiedenen mehr oder minder "entschärften" Versionen des Christentums, atheistischen Philosophien, oder Theistischen Philosophien.
      Viele Leute haben weder das Interesse daran noch die Zeit sich Stück für Stück ihre Weltanschauung zusammen zu basteln und durch zu denken.
      Entschieden und ethisch eingeschätzt wird also aus der Ursuppe aus biologischem menschlichem Wesen, christlich geprägtem Wertesystem, griechischer Philosophie, aufklärungs Philosophie und der Interaktion von alledem.

      2.3.

      Das Problem ist für mich nicht wirklich wie weit und in welcher Hinsicht BDSM akzeptiert werden sollte oder nicht, sondern wie muss das System, das Regelwerk mit dem jemand die Welt beurteilt beschaffen sein und was sind die Implikationen daraus auf den Blick auf BDSM.

      2.4.

      Was BDSM angeht, treffen einige Probleme aufeinander die ein riesen Chaos verursachen. Sollte der Staat den Bürger vor sich selbst schützen dürfen? Habe ich das Recht mich freiwillig zu "versklaven"? Gibt es Regeln des "Anstands" die per Gesetz, oder auf der Ebene der gesellschaftlichen Akzeptanz, Toleranz durchgesetzt werden sollen? Wenn ja, wer bestimmt diese Regeln? Was ist, falls ich mit dieser Einschätzung nicht einverstanden bin?

      3. Wie wünsche ich mir das sich die Einstellung der Leute ändert, was auch den Blick auf BDSM ändern würde

      3.1.

      Ich wünsche mir das die Menschen über andere Personen auf der Grundlage von Taten urteilen, nicht auf der Grundlage von Trieben oder Bedürfnissen. Ich nehme den Satz "die Gedanken sind frei" ernst. Ein Gedanke ist für mich ein moralisches Neutrum bis zu dem Punkt an dem er beginnt Handlungen zu beeinflussen.

      3.2.

      Ich wünsche mir das die Menschen weniger schnell und allgemein mit ihrer Annahme sind, das sie das Maß aller Dinge sind. Ich wünsche mir mehr Akzeptanz für den Gedanken das die Vorstellung eines guten Lebens sich von Person zu Person stark unterscheidet, und das sich hier niemand "irren" muss.

      3.3.

      Ich wünsche mir eine liberalere Gesellschaft, in der jeder in Ruhe gelassen wird solange er nicht die körperliche Unversehrtsein einer anderen Person beeinträchtigt und das Eigentum anderer nicht stielt oder zerstört.
      Ich meine das nicht nur auf der Ebene von Gesetzen, sondern auch was die eigene Einstellung gegenüber anderen angeht.

      3.4.

      Ich würde mir wünschen das sich die Menschen selbst, und alle anderen um sie herum, als selbstverantwortliche Herren über sich selbst begreifen. Ich bin kein Freund von dem Gedanken das der Staat mich vor mir selbst beschützen soll. Für mich kann jeder mit sich selbst alles machen was er will, und in alles einwilligen was er will. Problematisch würde das erst über längere Zeiträume.

      4. Privatsphäre und der öffentliche Raum

      4.1.

      Bedeuten meine bisherigen Ausführungen das ich will das niemand ein Problem damit hat wie jemand in der Öffentlichkeit auftritt, und ab jetzt einfach alle BDSM Orgien im nächsten Stadtpark feiern sollen wenn sie darauf Lust haben?
      Nein.

      4.2.

      Ich bin ein Freund von Manieren, auf einer tiefen Ebene. Ich denke man sollte andere Leute in Ruhe lassen wenn es darum geht was sie privat, und bei sich zuhause so treiben, wie oben beschrieben. Ich bin auch der Meinung man sollte sehr vorsichtig mit Verboten und sogar moralischen Urteilen sein wenn, z.B. kompromittierende Bilder von jemandem verbreitet werden, oder im einfachsten Beispiel ausversehen der wortwörtliche Vorhang fällt und man bei wem durchs Fenster sieht.
      Selbst wenn jemand sein Privatleben, egal wie unappetitlich (sofern legal) in den öffentlichen Raum bringt bin ich für Toleranz.
      Das alles ist gesprochen vom Blickwinkel wie ich mich als Beobachter, als Wahrnehmender verhalten würde.
      Vom Blickwinkel des Handelnden, Beobachteten, Wahrgenommen aus gesprochen, bin ich der Meinung man sollte den Rest der Welt weitest möglich mit den eigenen Angelegenheiten verschonen, und andere Menschen erst nach engem Kennenlernen näher ran lassen.
      Kurz, ich finde man sollte sich mit guten Manieren durch die Welt bewegen, nur weil ich fast jede Lebensweise tolerieren würde will ich sie nicht unbedingt sehen, und ich verstehe, nehme sogar an, dass das für 99% der Menschen auch im Bezug auf mich und meine Lebensweise gilt.

      4.3.

      Ich bin kein Utopist, ich spreche ganz bewusst von einer leicht besseren, nicht von der idealen Welt.

      4.4.

      Ich finde diese Unterscheidung sehr wichtig, der Blickwinkel der Gesellschaft den ich mir sehr liberal wünsche, und der Blickwinkel des Handelnden, welchen ich mir sehr diskret und auf Privathaltung bedacht wünsche.

      5. Konklusion

      Ich denke es gibt Gründe dafür das es für BDSM ein schweres, und schwerer zu überwindendes Stigma als Beispielsweise für Homosexualität gibt.
      Ich denke die Lösung für dieses Problem muss tiefer, auf einer grundsätzlicheren Ebene als nur im Hinblick auf BDSM, gesucht werden um sinnvoll zu sein.
      Ich habe meine eigenen Vorstellung wie diese Lösung aussehen könnte, auf der Grundlage meiner persönlichen Überzeugungen. Ich überzeuge gern andere von meinem Standpunkt aber ich habe kein Problem wenn viele das völlig anders sehen und meine Standpunkte nicht als Sinnvoll erachten.
      Obwohl meine persönliche Vorstellung einer Gesellschaft weitaus liberaler ist als unsere heutige ist meine persönliche Vorstellung von individuellem Verhalten viel zurückhaltender als die heutige. Ich mag es nicht wie Menschen ihr Privatleben auf Facebook, Twitter und co jedem geradezu aufzwingen.
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.
      @LordMarlboro, ich möchte dir meinen Dislike erklären. Dieser liegt an genau dieser Stelle (Zitat) und weiter habe ich auch nicht mehr gelesen.

      LordMarlboro schrieb:

      Meiner Erfahrung nach, und auch kulturellen Klischees nach, sind oft heimlich homosexuelle selbst die größten Schwulenhasser, und das macht für mich auch Sinn, aus persönlichen Vorurteilen, familiären oder kulturellen Einflüssen, fühlen sie Ekel vor sich selbst, und entwickeln Hass auf jene die sich nicht verstecken (müssen).
      Es überrascht mich, dass ein 18jähriger bereits über einen massiven Erfahrungsschatz verfügt, welcher diesen Satz zulässt. Die Erfahrung, dass oft heimlich Homosexuelle selbst die größten Schwulenhasser sind, z.B. Ich habe sehr grosse Schwierigkeiten mit diesen obigen Ausführungen.

      Weiterhin halte ich diesen Satz und Ausführungen für sehr bedenklich und absolut nicht zielführend. Wenn ich mir nämlich vorstelle, dass insbesondere junge Menschen, die in ihren Neigungen und Selbstfindung noch nicht gefestigt sind - sei es nun wegen des persönlichen Umfelds, oder aber aus anderen Gründen - hier mit diesem Satz konfrontiert werden, kann ich mir durchaus Vorstellen, dass sie sich nicht nur unverstanden, sondern auch bestätigt fühlen in der Annahme, mit ihnen würde etwas nicht stimmen.

      Stigma kann man nur eindämmen oder gar auslöschen, indem jeder Einzelne bei sich selbst anfängt. Dein Satz enthält Stigma, wenn man genau liest.
      @Rina

      Hallo erstmal. Ich kann sehen von welchem Punkt du kommst, und ich finde deine Intention auf jeden Fall lobenswert. Es mag an einem Fehler in der Kommunikation von meiner Seite liegen, oder von einem Fehler im Wahrnehmen von deiner Seite oder beiden, aber ich bin definitiv nicht der richtige wenn du nach Menschen suchst die Probleme mit schwulen haben.

      Kurz zu meinen Erfahrungen, mit denen du ein Problem zu haben scheinst. Mein Großvater väterlicherseits ist schwul, bin mir zu 99% sicher, hab da mal als Kind Bilder von nackten Männern in seinem Büro auf der Suche nach Bastelkram gefunden. Er hat ein riesen Problem mit schwulen, hat mich öfter als ich zählen kann darauf hingewiesen wie er mich verprügeln würde, und ich in der Hölle brenne falls ich schwul währe, angefangen bei mir so etwa im Alter von 9.
      Ich habe 3 Freunde die schwul sind. Zwei kommen aus ziemlich offenen Familien, und die hatten soweit ich das mitbekommen habe nie ein Problem damit. Der andere kommt aus einer sehr konservativen Familie. Er hat, für Jahre, immer sehr negativ reagiert wenn zwei Schwule in der Öffentlichkeit zusammen wahren, das hörte auf als er mit 17 ein Coming out hatte.
      Ich kenne/kannte die Tumblr LGBTQ* Community sehr gut und hab ähnliches dort extrem oft gelesen.

      Ich werde jetzt mal versuchen dir zu sagen, was ich denke das du Ausdrücken willst, sag mir bitte falls das hier nicht ganz richtig ist. Du denkst das ich mit diesem Satz Menschen ein Stigma aufbürde, sie auf eine Weise daran hindere ihre Sexualität frei zu entfalten und speziell Personen die vielleicht genau so ein Problem haben in ihrem Irrglauben bestätige. Ich hoffe das ist eine faire Darstellung, sag mir falls nicht.

      Falls ich dich richtig verstanden habe, denke ich das du dich irrst. Zuerst, mit dieser Aussage, die ich übrigens ganz bewusst nicht als Fakt sondern als Erfahrungsbericht und Hörensagen angegeben habe, versuche ich ohne jede Wertung einen Ist-Zustand zu beschreiben. Ich denke, das Menschen die aus religiösen oder anderen Gründen ein Problem mit Homosexualität haben und selbst Homosexuell sind mehr mit sich zu kämpfen haben als jene die nur ein Problem mit Homosexualität haben ohne selbst homosexuell zu sein, einfach weil ich mir vorstelle das ein solcher Selbsthass sehr belastend ist. Ich kann mich irren, aber ich denke das stimmt. Darüber wie ich das jetzt finde habe ich noch nichts gesagt. Um ehrlich zu sein dachte ich, das währe durch meine Ausführungen zu Liberalismus klar.
      Tut mir Leid, aber mir kommt es so vor als würde ich einen Ist-Zustand (ob er jetzt stimmt oder nicht) beschreiben, diese Beschreibung gefällt dir nicht, und deshalb unterstellst du mir eine Wertung, das ich diesen Ist-Zustand irgendwie legitimiere, oder rechtfertige, was absolut nicht meine Absicht ist und war.

      Also, jetzt weg von einer Beschreibung des Ist-Zustands zu einer Wertung.
      Ich denke es ist absolut nichts falsch mit Homosexualität.
      Ich denke das eine Person, die Homosexualität ablehnt, die eigene oder fremde, ein Problem in ihrem Wertesystem hat, nicht in der Sexualität.
      Ich denke das jede homosexuelle Person die in einer familiären oder gesellschaftlichen Situation ist, in der ihre sexuelle Orientierung nicht anerkannt wird, ein furchtbares Schicksal auslebt.
      Meine Vorurteile gegen Homosexuelle gehen so ziemlich gegen null, ich begegne Menschen immer als Individuen und ob jemand schwul ist oder nicht interessiert mich in etwa genau so viel wie der Unterschied ob jemand Fußball oder Handball mag, ob jemand lieber italienisch oder chinesisch isst, etc.

      Irgendwie kann ich schon sehen, wie man mir meinen Satz, mit viel Denkaufwand seltsam so auslegen kann wie hier gemacht, schwulenfeindlich und Stigma enthaltend. Ich werde jetzt mal keine bösen Motive unterstellen, aber irgendwie kann ich nicht anders als zu Fragen ob du mich nicht leiden kannst, und falls ja warum. Es scheint mir, vor allem bei meinem häufigen erwähnen das ich die Gesellschaft viel liberaler will als sie ist, und der Tatsache das Homosexualität heute in Deutschland schon so halbwegs akzeptiert ist, doch ziemlich absurd mir zu unterstellen das ich hier Stigmata gegen Schwule verbreiten will, oder irgend was das auch nur wage in diese Richtung geht.
      Ich nehme so eine Anschuldigung überaus ernst, da sie sogar ein Kernpunkt meiner Weltanschauung in Frage stellt, und mir unterstellt das diametrale Gegenteil zu vertreten.

      Ich weiß das dieser Beitrag ziemlich OT ist, aber er ist eine Antwort auf eine in diesem Thread geäußerte Anschuldigung, und ich bitte darum das falls dieser Beitrag gelöscht wird auch die Anschuldigung gelöscht wird, alles andere wäre unfair und würde mir die Möglichkeit nehmen mich hier gegen sowas ernstes zu verteidigen.
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.