Gesellschaftliche Akzeptanz von BDSM

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      Ein weiterer Aspekt sind für mich auch junge Menschen, die sich für BDSM interessieren. Wäre BDSM in der Gesellschaft akzeptierter und würde es mehr Wissen darüber geben, dann würden sie sich viel leichter als "Ich bin zwar nicht normal, aber trotzdem okay" akzeptieren können. Sie würden vielleicht auch schneller zu einem Stammtisch der smjg kommen, schneller feststellen was vernünftiger BDSM ist und besser einen Bogen um so Dummdoms machen können und wären weniger Gefahren ausgesetzt.
      ich denke so weit ist es mit der Akzeptanz nicht, wie man vielleicht glauben möchte.
      Manch einer macht Witze drüber und sagt die Frau gehört an die Kette und die muss nur von der Küche ins Schlafzimmer reichen. Das heißt aber noch lange nicht, dass derjenige das auch so meint was er sagt....
      Ich finde Abby von NCIS war ganz cool, sie trug Halsband, aber wehe wenn ein Mensch Halsband in der Öffentlichkeit tragen würde, was dann geredet werden würde.
      Da endet schon die Freiheit des Einzelnen. Was soll es andere stören, wie man seine Beziehung gestaltet? Jeder wie ihm beliebt.
      Doch wehe die Beziehung nach außen scheint nicht modern emanzipiert gestaltet zu sein....
      TPE kann auch als sehr konservative Beziehungsform verstanden werden, und wie reagieren die Menschen darauf? Sie stacheln auf, nach dem Motto du musst dir nix gefallen lassen und es gibt Gleichberechtigung. Oder sie glauben, dass der eine den anderen unterdrückt.
      Alles was von der Norm abweicht ist schwierig. Das finde ich sehr schade.
      Ich bin anders als Jam und ich mag auch anders leben als Jam. Ich esse nachdem sie fertig ist und es fällt mir schwer, mit ihr zusammen zu essen nur um andere nicht vor den Kopf zu stossen.
      Oder ich muss beschäftigt sein und mit fern sehen, wenn Besuch da ist, ich kann nicht einfach dabei sitzen und den Fernseher einen guten Mann sein lassen und den Moment genießen. Dann erlebe ich ja nichts, das ist ja langweilig. Ich muss alles tun können ob ich will oder nicht, tut nichts zur Sache.
      Warum muss man sich verstecken? Damit es anderen Menschen gut geht? Weil sie einen nicht mögen, wenn sie einen wirklich kennen?

      Wir fahren zum Campingtreffen und meine Freundin sagt, dann bringst du sicher neue Rezepte mit, wenn du mit dem Koch und Backforum unterwegs bist.
      Sie hatte eine unglückliche Ehe und wurde geschlagen, sie würde unsere Beziehung in der Tiefe nie verstehen sondern wäre mit der Situation überfordert.
      Also ist es das Koch und Backforum. Aber wie nervig kann das sein?
      Mich nervt es oft ziemlich sehr, weil wenn das Leben zu laut ist, kickt es mich aus meiner Lebensweise und ich gehe in den Überlebungsmodus in dem ich sehr dominant bin, weniger feinfühlig aber dafür straight und durch organisiert und Gerneral mäßig drauf. Da wieder runter zu kommen, dauert oft Tage wenn nicht Wochen. Und wofür? Wegen anderer Menschen.....

      Mich interessieren andere Menschen nicht, ob sie sich schlagen oder fesseln oder oder oder, jeder wie er mag, schade dass das nicht möglich ist.
      Guten Abend noch einmal.

      MissRiversong schrieb:

      Das an der Leine Führen kann ein Zeichen von Liebe, Zusammengehörigkeit und Respekt sein wie bei Vanillas das Händchenhalten. Vielleicht habt ihr mich falsch verstanden, ich setze diesen Wunsch nicht um, eben da es auf viele verstörend wirken könnte. Aber ich sehe das ganz anders als imaginary, dass das ein plakativer Akt wäre, der nur der Selbstdarstellung dient. Würdest du das auch einem Pärchen unterstellen, was händchenhaltend im Park spazieren geht?
      Ok, ich kann Händchenhalten und ich kann mein "Händchenhalten" jedem unter die Nase reiben.
      Ich kann eine dünne Leine durch den Ärmel einer Jacke bis zum Halsreif ziehen und ich kann eine dicke Kette von Hals zu Hand über 2 Meter spannen und neonfarben anmalen.

      Wenn ich in eine Schwulenbar gehen will und in einem erzkonservativen Umfeld lebe/arbeite, das meine Homosexualität nicht tolerieren kann, dann habe ich 2 Möglichkeiten: Ich fahre ein paar Kilometer und gehe mit abgeschaltetem GPS und ohne Facebookankündigung in eine nette Schwulenbar und verhalte mich auch ansonsten unauffällig, oder ich gehe in die nächstgelegene Schwulenkneipe, kündige das auf Plakaten an und gehe unter dem Blitzlichtgewitter der von mir bestellten Lokalreporter knutschend mit meinem Lover nach Hause.


      Unterschied klar geworden?

      Erstes ist jeweils nicht plakativ, zweites ist plakativ.
      Erstes ist unauffällig.
      Zweites ist ein "In Your Face!".

      Wer unbedingt die zweite Version des Vorgehens durchführen will, der muss damit rechnen, anzuecken.
      Wer aber unter allen Umständen die zweite Version des Vorgehens durchführen will, der will auch provozieren.

      Ja, ich übertreibe,
      Ja, ich schreibe jetzt sehr plakativ.
      Ja, es ist mir durchaus bewusst, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt.

      Aber ich habe immer die Wahl, wie ich mich verhalte.

      Auch bei Vanilla-Hetero-Paaren würde ich ein Händchenhalten der 2. Art für absolut deplaziert erachten.
      Wenn ich will, kann ich diesem fiktiven Vanilla-Hetero-Paar mit ein paar gut plazierten Äußerungen ebenso das Leben so richtig vermiesen.

      Zwangsouting ist für mich ein ganz anderes Thema.
      Da habe ich keine Wahl.
      Und da ich wünsche jedem, dem dass passiert, verständnisvolle Menschen.
      Zwangsouting und/oder daraus resultierende ernsthafte berufliche oder private Probleme auf eine Stufe mit "Ich will jetzt aber unbedingt öffentlich meinen Fetisch ausleben!" zu stellen geht definitiv am Ziel, gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen, vorbei. Das sind zwei völlig unterschiedliche Baustellen.

      MissRiversong schrieb:

      Zum Thema Doppelleben: Ich habe mal ein Paar kennen gelernt, die TPE leben und was die so berichtet haben, was sie alles verheimlichen müssen und was für Tricks sie sich ausgedacht haben, damit keiner mitbekommt was sie da tun hörte sich schon sehr nach Doppelleben an und vor allem auch sehr anstrengend.
      Ich lebe TPE.
      Und nein, ich mache keine Klimmzüge, kein Doppelleben, keine Tricks.
      Nur einfach eine etwas unauffälligere Art der Steuerung. Keine "In Your Face!"- Aktion.
      Natürlich ist es immer schön jemanden zu treffen und mit jemandem zu reden, dem man nicht erst großartig erklären muss wie man lebt, der einfach Verständnis hat, weil er selbst so lebt.
      Aber im Alltag: warum soll ich mich verstecken, wenn ich es in einem gesellschaftlich tolerablen Bereich ausleben kann?

      Gruß

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."

      imaginary schrieb:

      Ok, ich kann Händchenhalten und ich kann mein "Händchenhalten" jedem unter die Nase reiben.
      Ich kann eine dünne Leine durch den Ärmel einer Jacke bis zum Halsreif ziehen und ich kann eine dicke Kette von Hals zu Hand über 2 Meter spannen und neonfarben anmalen.
      Ja klar, der Unterschied ist mir bewusst.

      imaginary schrieb:

      Auch bei Vanilla-Hetero-Paaren würde ich ein Händchenhalten der 2. Art für absolut deplaziert erachten.
      Sehe ich auch so. Deswegen verstehe ich nicht, weshalb wir hier so aneinander vorbei reden. An welcher Stelle habe ich denn für ein plakatives an der Leine führen plädiert? Wäre ein sichtbares Halsband und eine sichtbare Leine für dich schon plakativ? Wenn ich die Leine erst durch den Ärmel ziehen muss, damit sie für andere nicht sichtbar ist wäre das für mich schon ein sich verstecken müssen.

      Vielleicht bin ich auch einfach nur eine Idealistin, aber stellt euch doch mal vor jeder wüsste was eine Leine und Halsband ausdrücken kann und das wäre genauso normal wie Händchen zu halten. Niemand würde sich umschauen, niemand wäre schockiert, es würde einfach niemanden groß interessieren. Wäre das nicht ein Fortschritt?


      imaginary schrieb:

      Zwangsouting und/oder daraus resultierende ernsthafte berufliche oder private Probleme auf eine Stufe mit "Ich will jetzt aber unbedingt öffentlich meinen Fetisch ausleben!" zu stellen geht definitiv am Ziel, gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen, vorbei. Das sind zwei völlig unterschiedliche Baustellen.
      Ja und ich will das auch nicht in einen Topf schmeißen. Das sind nur zwei verschiedene Beispiele zum Thema gesellschaftliche Akzeptanz. Natürlich ist ein Zwangsouting und daraus resultierende Probleme etwas ganz anderes als die Einschränkung seine Art der Beziehung in der Öffentlichkeit nicht ausleben zu können. Worauf ich hinaus wollte ist, dass beides eine Einschränkung (zwar in unterschiedlichem Maß) ist, der man aufgrund seiner Neigung ausgesetzt sein kann.
      Was die Leute in Vanilla-Beziehungen im Bett machen, erfährt ja auch keiner. So kann man es auch mit BDSM halten. Das stört mich nicht.

      Allerdings nervt schon ein wenig, wenn man da einige Sachen "durchblicken" lassen muss, um zu schauen, wie klar man reden kann. Warum kann man nicht einfach sagen "Ich stehe nicht (nur) auf Blümchensex.", die Leute nehmen das zur Kenntnis und es muss auch nicht weiter darüber geredet werden?!

      Es ist ebenfalls nervig, wenn Vanilla-Leute in Konsens feststellen, dass die Beziehung von X und Y komisch sei und man trotz besseren Wissens dasitzt und möglichst teilnahmslos agiert, um eben niemanden zu outen.

      Mich freut es, dass es nicht mehr gesellschaftlich akzeptabel ist, über Homosexuelle schlecht zu sprechen und wünschte, es wäre ebenso bei uns.

      MissRiversong schrieb:

      Vielleicht bin ich auch einfach nur eine Idealistin, aber stellt euch doch mal vor jeder wüsste was eine Leine und Halsband ausdrücken kann und das wäre genauso normal wie Händchen zu halten. Niemand würde sich umschauen, niemand wäre schockiert, es würde einfach niemanden groß interessieren. Wäre das nicht ein Fortschritt?
      Liebe @MissRiversong,

      ja, es wäre in der Tat ganz schön toll, wenn man sich so frei bewegen könnte und es niemanden kümmern würde! Ich glaube allerdings, dass das in naher Zukunft nicht so einfach möglich sein wird, ganz gleich wie viel Aufklärung über BDSM stattfindet. Hintergrundwissen zu haben und etwas in der Theorie zumindest so einigermaßen zu verstehen, bedeutet schließlich noch lange nicht, dass man es auch gut findet, befürwortet, toleriert, sehen und miterleben möchte.

      Wir BDSMler sind gegenüber den 'Vanillas' ganz klar in der Unterzahl und unsere Neigungen werden daher vermutlich immer für viele befremdlich erscheinen. Und was einem fremd ist und einen auch nicht anspricht (oder einen sogar abstößt), macht einem in der Regel entweder Angst oder es löst Unbehagen aus. Dinge, die einem 'extrem' erscheinen - und so werden unsere Neigungen wahrscheinlich von vielen wahrgenommen - sind den meisten nicht einfach egal. Da wird eher Distanz aufgebaut, man will sich davon abgrenzen und nichts damit zu tun haben...

      Sicher ist das schade, aber irgendwie doch auch verständlich. Ich denke, darauf müssen wir einfach Rücksicht nehmen.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Guten Morgen zusammen.

      MissRiversong schrieb:

      Wäre ein sichtbares Halsband und eine sichtbare Leine für dich schon plakativ?
      Ja, wäre es.

      MissRiversong schrieb:

      Wenn ich die Leine erst durch den Ärmel ziehen muss, damit sie für andere nicht sichtbar ist wäre das für mich schon ein sich verstecken müssen.

      Für mich ist das kein Verstecken, sondern Rücksicht nehmen auf die Befindlichkeiten anderer.
      Ich laufe ja auch nicht nackt durch die Stadt, sondern gehe angezogen zum 10 km entfernten FKK-Strand und ziehe mich erst da aus.
      Ich lass meinen Hund ja auch nicht in den Sandkasten des Spielplatz sch... sondern gehe weiter und lass ihn sich dort lösen, wo ich seinen Haufen auch wieder wegmachen kann.
      Ich nehme einfach auf meine Mitmenschen Rücksicht.

      Die Freiheit des einen endet nun einmal dort wo die Freiheit des anderen anfängt.
      So funktioniert Zusammenleben nun einmal.

      MissRiversong schrieb:

      Vielleicht bin ich auch einfach nur eine Idealistin, aber stellt euch doch mal vor jeder wüsste was eine Leine und Halsband ausdrücken kann und das wäre genauso normal wie Händchen zu halten. Niemand würde sich umschauen, niemand wäre schockiert, es würde einfach niemanden groß interessieren. Wäre das nicht ein Fortschritt?
      Wir leben in der realen Welt und nicht bei "Wünsch dir was".

      Du bist 27. Ich bin 51.

      D.h. ich bin, im Gegensatz zu dir, in einer Zeit groß geworden in der es kein Mobbing gab.
      Ganz einfach weil die Erziehung so war, dass, wenn man gemobbt wurde, es hieß : "Pass dich an." und "Lern damit zu leben."
      Ich bin, im Gegensatz zu dir, in einer Zeit groß geworden, in der es genügte die Haare lang zu haben um ausgegrenzt zu werden.
      Ja, ich hatte lange Haare und ja, ich bin dafür ausgegrenzt und angefeindet worden.

      Ich habe gelernt damit zu leben, in dem ich gelernt habe nicht auf das Gerede zu achten.
      Und geredet wird immer. Über jeden. Egal was du tust oder an hast.
      Ich bin da voll bei den Ärzten ("Lass die Leute reden").
      Oder auch bei Udo Jürgens ("Ein ehrenwertes Haus")

      Und ich habe glernt auf andere Rücksicht zu nehmen.

      Und ich habe gelernt mir meine Freunde auszusuchen.

      Du forderst Verständnis für ein Verhalten, das von der Mehrheit als "ablehnenswert", verstörend, andersartig empfunden wird.
      Zeigst dabei aber erstaunlich wenig Verständnis dafür, dass dein Verhalten so empfunden wird.

      MissRiversong schrieb:

      Ja und ich will das auch nicht in einen Topf schmeißen. Das sind nur zwei verschiedene Beispiele zum Thema gesellschaftliche Akzeptanz. Natürlich ist ein Zwangsouting und daraus resultierende Probleme etwas ganz anderes als die Einschränkung seine Art der Beziehung in der Öffentlichkeit nicht ausleben zu können. Worauf ich hinaus wollte ist, dass beides eine Einschränkung (zwar in unterschiedlichem Maß) ist, der man aufgrund seiner Neigung ausgesetzt sein kann.
      In meinen Augen schmeißt du aber genau dadurch beides in einen Topf.
      Entweder willst du dadurch das eine verharmlosen oder das andere dramatisieren.
      Das sind für mich nicht nur Äpfel und Birnen, sondern Äpfel und Häuser, die du in meinen Augen da zusammen abhandeln willst.
      Das eine ist für mich nicht akzeptabel (Zwangsouting und damit verbundene Folgen im Privat und Berufsleben), das andere ein simples "so what?".
      Am ersten sollte unbedingt gearbeitet werden, bei letzerem pass dich an und lern damit zu leben.

      Gruß

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von imaginary ()

      @'imaginary
      'ich finde deine Ansichten etwas zu strikt und folge ihnen nicht.
      Früher gab es Mobbing, das ist eine Fehlannahme zu glauben das das neu ist, der Unterschied ist lediglich das es nur es keinen Namen hatte.
      Sich anpassen um zur Mehrheit zu gehören ist nicht immer der beste Weg, genau dieses Anpassen und schweigen führte im dritten Reich zur Verfolgung und Auslöschung vieler Juden.
      Sich einer Mehrheit anzupassen kann somit fatal sein.
      Jemand mit Halsband ist nicht provokativ oder anders schlimm, er folgt seinem Inneren.
      Gerade heute in der Zeit müssen wir aufpassen, das uns diese ganze Toleranz nicht an den Baum fährt. Der Islam ist auf dem Vormarsch, was das mit uns zu tun hat? Es werden anders Denkende und lebende in islamischen Ländern hingerichtet für ihr Sein.
      Und daher ist es gerade heute wichtig an richtigen Stellen tolerant zu sein.
      Und ich persönlich finde es scheisse, das Mwnschen,die tpe bevorzugen vieles im geheimen heimlich ausleben müssen, nur um andere nicht zu stören. Diese anderen sind es zumeist nicht wert.
      Wenn ich also nicht gezwungen sein möchte, das sexuelle Empfinden Anderer mitanzusehen, bin ich nicht besser als ein Nazi-Mitläufer oder ein radikaler Islamist, der Andersdenkende hinrichtet, um den "Vormarsch seiner Religion" (an sich schon eine höchst fragwürdige Darstellung) voranzutreiben?
      Ich hoffe, @Books, dass Du bewusst übertrieben hast und das so nicht meintest.

      P.S., weil mir Dein letzter Satz erst gar nicht aufgefallen war: während Du volle Toleranz für Deine Lebensweise einforderst, sagst Du gleichzeitig, dass die meisten Menschen, die sich dadurch gestört fühlen, es nicht wert seien, dass man auf sie Rücksicht nehme. Das scheint mir genau die Form der egoistischen Intoleranz zu sein, die Du ihnen vorwirfst, oder nicht?

      Auf eine Perspektive, die diesen von mir empfundenen Widerspruch auflöst, wäre ich ehrlich gespannt.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      Wenn diese Fragen aufkommen, frage ich mich immer , was will man erreichen?
      Welche Akzeptanz wird da gefordert?
      Das die eigene Neigung akzeptiert wird? Oder soll es weiter gehen?
      Wie weit soll es dann gehen?

      Bevor ich anfange mir Gedanken darüber zu machen, dass die Gesellschaft, also alle Menschen Bdsm tolerieren bzw. es akzeptieren, finde ich es erst mal einfacher , dass es unter den Bdsm-lern soweit ist, dass dort mehr Toleranz ist.
      Erst dann denke ich, kann man sich Gedanken um den Rest der Gesellschaft machen.

      Wenn man hinschaut und sieht das selbst unter uns, einige sich nur trauen in einem kleinem Kreis Gleichgesinnter sich auszutauschen, dass es dafür extra Gruppen geben muss, dann möchte ich die Gesellschaft, die sich damit noch gar nicht auseinandergeht hat nicht damit konfrontieren.
      Solange man sich nicht mal untereinander austauschen kann, macht es meiner Meinung nach keinen Sinn.
      Selbst in Bdsm- Communitys muss ständig darauf hingewiesen werden, dass es von beiden so gewollt ist, das es einvernehmlich ist... einige Gruppen ziehen sich zurück, weil sie es öffentlich nicht diskutieren können...

      Da sollte vielleicht angefangen werden.
      Oder sollen diese Randgruppen innerhalb einer Randgruppe dann nicht akzeptiert werden. Geht es um eine "massentaugliche" Akzeptanz?
      ;( this escaleted quickly

      @MissRiversong und @imaginary: Soooooo weit wies erst mal scheint seit Ihr garnicht auseinander, ihr habt nur beide auf verschiedene gesellschafliche Klimata reagieren müssen.

      :empathy: @Books ich glaube, Du warst wahrscheinlich einfach grad etwas zu emotional, als Du Deinen Beitrag geschrieben hast :yes:

      :old: jetzt alle mal :huggy:


      Darüber, was man anderen wie weit "zumuten" kann und wieviel Tolernz man VERLANGEN kann, lässt sich ruhig diskutieren :yes:

      :* :* :*
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Ich finde ja, wer in einer Gesellschaft sich selbst relativ ungestört ausleben will, ja sie sich "fortschrittlicher" wünscht, Vorurteile abbauen will, der muss "politisch" werden.

      Ich empfehle also, an die Öffentlichkeit zu gehen. Lass dich an der Leine spazieren führen. Halte den Gegenwind,die Blicke aus. Steh für das ein, was du leben willst. Und warte nicht darauf, dass jemand anders damit schon anfangen wird.
      Dass Schwule heute wenigstens in unserer Öffentlichkeit Händchen halten können, haben sie mutigen Vorgängern zu verdanken, die sich getraut haben damit anzufangen.

      imaginary schrieb:

      D.h. ich bin, im Gegensatz zu dir, in einer Zeit groß geworden in der es kein Mobbing gab.
      Ganz einfach weil die Erziehung so war, dass, wenn man gemobbt wurde, es hieß : "Pass dich an." und "Lern damit zu leben."
      Oh, das gab es damals genauso wie heute. Sagst Du mit Deinem zweiten Satz auch.
      Deinen zweiten Satz finde ich iü ziemlich gefährlich, weil er falsch verstanden werden könnte.
      Es war nicht gut, dass so etwas zu den Gemobbten gesagt wurde. Dadurch wurde Mobbing verharmlost und die Schuld daran dem Gemobbten zugeschoben.
      Ich bin sehr froh, dass es heute zumindest etwas anders geworden ist und Mobbing schon Thema in der Schule ist.


      Um nicht völlig OT zu werden:
      Ich bin für Akzeptanz in der Öffentlichkeit.
      Das bedeutet jedoch für mich nicht, dass jetzt jeder mit jedem Halsband und Leine/Kette überall rumlaufen soll, am besten noch mit Knebel und Handschellen im Ganzkörperlatexanzug und keinen kümmerts.
      Das wäre iü den meisten, die so etwas machen, auch nicht recht, weil sie gerade dadurch getriggert werden, dass sie etwas tun, das nicht gesellschaftlich akzeptiert ist.

      Akzeptanz wäre für mich, wenn im Freundes/Bekanntenkreis das Thema zufälligerweise darauf kommt, man nicht befürchten muss, ausgegrenzt zu werden, wenn man selbst sagt, man steht darauf. Das es nicht als krank und pervers in den Köpfen verankert ist, sondern als normale sexuelle Spielart wie Missionarsstellung oder 69.
      Mehr wünsche ich mir nicht.

      Bis jetzt würde ich das jedoch niemals wagen.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Ich hatte einen ähnlichen Gedanken zu dem Thema wie @Lokipetta

      Ich würde bei der Thematik gerne zwei Ebenen unterscheiden:

      1. Es handelt sich bei öffentlichen wahrnehmbaren Handlung um eine sexuelle Komponente für die Beteiligten, dann gehört es für mich nicht in die Öffentlichkeit. Das sehe ich ähnlich wie @imaginary und andere hier.

      2. Die öffentlich wahrnehmbare Handlung ist Teil eines als selbstverständlich gefühltem Lebensstil. Dann könnte ich theoretisch (weil für mich nicht zutreffend ) den Wunsch nach stärkerer öffentlicher Akzeptanz verstehen.

      Allerdings ist auch in der Vergangenheit die Akzeptanz von alternativen Lebensformen nicht von selbst entstanden, sondern wurde durch bewusste (politische) Provokation überhaupt erst thematisiert und damit über lange Zeiträume eine Akzeptanz geschaffen. Dabei brauchen wir nicht nur in die Homosexuellenszene zu schauen. Noch vor 100 Jahren war die gesellschaftliche Stellung der Frau eine ganz andere als heute. Wer zur damaligen Zeit sich als Frau emanzipiert hat oder bereits in einer emanzipierten Ehe gelebt hat, war gesellschaftlicher Ausgrenzung sicher. Aber es gab Menschen, die sich öffentlich stark gemacht haben und für ihre Ideale gekämpft haben. Heute erscheint uns dies so selbstverständlich, dass der Mut und die Entschlossenheit dieser Menschen gerne vergessen wird.

      Worauf ich hinaus will ist, dass das was als gesellschaftlich akzeptabel angesehen wird einem politischen, moralischen und ethischen Wandel unterliegt. Nichts davon ist in Stein gemeißelt. ABER nichts davon hat sich einfach so verändert. Für Veränderungen braucht es immer Menschen die diese betreiben und Ausgrenzung und Repressalien in Kauf nehmen.

      Ich für meinen Teil fühle mich nicht nicht akzeptiert, aber es gibt für mich auch keinen Grund meine Neigung in die Öffentlichkeit zu tragen. In meinem Freundeskreis taucht dieses Thema schlicht und ergreifend nicht auf. Wäre dem aber so, hätte ich kein Problem damit, dazu zu stehen.
      Je größer der Dachschaden, umso besser sieht man die Sterne

      Books schrieb:

      Der Islam ist auf dem Vormarsch, was das mit uns zu tun hat? Es werden anders Denkende und lebende in islamischen Ländern hingerichtet für ihr Sein.
      Ich bin sprachlos. Ich würde gerne mal die Hintergründe von Islamfeindlichkeit beleuchten und das ganze mit Zahlen und Fakten zu füttern und auch Quellen verlinken, die die Mechanismen erklären, die die AfD & Co nutzen um in der Allgemeinbevölkerung Angst zu schüren. Leider sind hier ja keine politischen Diskussionen erlaubt. Aber so eine rechts eingefärbte Äußerung macht mir echt Bauchschmerzen.
      Desweiteren möchte ich an dieser Stelle für die Toleranz von unterschiedlichen Lebensentwürfen plädieren und das schließt zumindest für mich auch beispielsweise Kopftuchträgerinnen und vollverschleierte Frauen mit ein. Eine Vollverschleierung in der Öffentlichkeit könnte man ebenso als "Störung" anderer betrachten, da ja offenbar viele von etwas getriggert werden, was scheinbar nicht in ihr Wertesystem passt.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Wenn ich also nicht gezwungen sein möchte, das sexuelle Empfinden Anderer mitanzusehen, bin ich nicht besser als ein Nazi-Mitläufer oder ein radikaler Islamist, der Andersdenkende hinrichtet, um den "Vormarsch seiner Religion" (an sich schon eine höchst fragwürdige Darstellung) voranzutreiben?
      Ich verstehe nicht, warum gerade in diesem Forum BDSM immer auf das sexuelle Empfinden reduziert wird. Das ist sicher ein Teil davon, aber für mich geht BSDM weit über Sexualität hinaus und muss sie auch nicht immer zwangsläufig mit einschließen.

      Lokipetta schrieb:

      Ich finde ja, wer in einer Gesellschaft sich selbst relativ ungestört ausleben will, ja sie sich "fortschrittlicher" wünscht, Vorurteile abbauen will, der muss "politisch" werden.
      Ja das sehe ich auch so. Das war auch meine Intention als ich das Thema hier eröffnet habe.

      venusfalle schrieb:

      2. Die öffentlich wahrnehmbare Handlung ist Teil eines als selbstverständlich gefühltem Lebensstil. Dann könnte ich theoretisch (weil für mich nicht zutreffend ) den Wunsch nach stärkerer öffentlicher Akzeptanz verstehen.
      Genau diesen Fall meinte ich mit meinem Leinen-Beispiel. Für mich ist das keine sexuelle Handlung in der Öffentlichkeit. Von daher auch das Gegenbeispiel mit dem Händchenhalten.

      venusfalle schrieb:

      Worauf ich hinaus will ist, dass das was als gesellschaftlich akzeptabel angesehen wird einem politischen, moralischen und ethischen Wandel unterliegt. Nichts davon ist in Stein gemeißelt. ABER nichts davon hat sich einfach so verändert. Für Veränderungen braucht es immer Menschen die diese betreiben und Ausgrenzung und Repressalien in Kauf nehmen.
      Danke für diesen Hinweis. Die Anmerkungen, die Gesellschaft wäre noch nicht bereit dafür, finde ich doch etwas kontraproduktiv. Dann müssen wir sie unterstützen, offener für andere Lebensweisen zu sein. Gerade in der heutigen Zeit sind wir in der unglaublich privilegierten Position, in anderen Bereichen schon so viel Toleranz erreicht zu haben. Warum also nicht jetzt damit anfangen, die Menschen zu sensibilisieren, dass es Sexualität gibt, die über Vanilla-Sex hinaus geht und dass es Menschen gibt, die Beziehungen aus persönlicher, eigenständiger Entscheidung heraus nicht auf Augenhöhe führen möchten?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MissRiversong () aus folgendem Grund: Nutzungsbedingungen

      MissRiversong schrieb:


      Ich verstehe nicht, warum gerade in diesem Forum BDSM immer auf das sexuelle Empfinden reduziert wird. Das ist sicher ein Teil davon, aber für mich geht BSDM weit über Sexualität hinaus und muss sie auch nicht immer zwangsläufig mit einschließen.
      Ich fasse den Begriff der Sexualität sehr weit. Mein BDSM hat keineswegs immer mit Sex zu tun, ist aber immer Ausdruck meiner Sexualität und damit meines sexuellen Empfindens. Genau wie Händchenhalten, sofern es in einem partnerschaftlichen Kontext geschieht. Homosexuelle Menschen halten in partnerschaftlichem Kontext eben nur sehr selten mit andersgeschlechtlichen Menschen Händchen. Das macht Händchenhalten nicht zu Sex, aber zum Ausdruck der sexuellen Identität. Was ich mit meiner Partnerin mache, ist beileibe nicht alles Sex. Aber eben auch Teil der Sexualität. Selbst wenn wir Halma spielen würden (mein Standardbeispiel für eine maximal langweilige Tätigkeit), wäre das etwas, was ich mit ihr mache, und damit wäre es Bestandteil unserer Partnerschaft, die eben Ausdruck unserer Sexualität ist...jetzt wird es sehr philosophisch, tut mir leid.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      imaginary schrieb:

      Wir leben in der realen Welt und nicht bei "Wünsch dir was".
      Ich habe mich ja schon als Idealistin geoutet. Wir leben in der realen Welt, aber wo kämen wir denn hin, wenn diese nicht veränderbar, gestaltbar wäre und sich zum Positiven wandeln könnte?

      imaginary schrieb:

      Du forderst Verständnis für ein Verhalten, das von der Mehrheit als "ablehnenswert", verstörend, andersartig empfunden wird.
      Zeigst dabei aber erstaunlich wenig Verständnis dafür, dass dein Verhalten so empfunden wird.
      Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, das ich meine Neigung nicht so auslebe, dass ich damit andere einschränke oder verstöre. Ich habe lediglich den Wunsch geäußert, sie freier ausleben zu können. Mir ist bewusst, was andere im Kopf haben könnten, wenn sie jemanden an der Leine sehen und deshalb mache ich das nur im Dunkeln, dort wo nur wenige Menschen unterwegs sind, sodass die Chance jemanden zu treffen relativ gering ist. Und wenn wir doch jemanden treffen, dann versuchen wir die Leine zu verbergen, indem wir uns umarmen oder so tun als würden wir knutschen. Von daher möchte ich mich von dem Vorwurf frei sprechen, ich würde keine Rücksicht auf andere nehmen.
      Aber ich finde es schade, dass es von vielen von euch einfach als gegeben hingenommen wird, dass die Mehrheit der Gesellschaft das was wir tun im schlimmsten Fall als ablehnenswert, verstörend, krank und ungesund einordnet und im besten Fall als pervers und verrückt. Mir ist das nicht egal, dass ich so gesehen werde. Und es ist auch anstrengend, wenn man sich dann mal outet zum Beispiel vor engen Freunden, erstmal mit den ganzen albernen Vorurteilen aufräumen zu müssen.

      imaginary schrieb:

      Du bist 27. Ich bin 51.
      Ja natürlich, du bist älter als ich. Und das ist automatisch mit weiser, intelligenter und höherer Autorität gleichzusetzen. Ist ja selbstverständlich. Ich verneige mich vor dem Alter.
      Trotzdem solltest du mich nicht für so naiv halten, dass ich deine "Argumentationsmethoden" nicht durchschaue.
      Klar haben wir einen unterschiedlichen Erfahrungshintergrund. Aber erlaube mir doch aufgrund meiner Erfahrungen andere Entscheidungen zu treffen als du. Das bedeutet nicht, dass ich einfach so Verständnis einfordere. Aber ich möchte mir das Recht heraus nehmen, aufzuklären und dann Toleranz einzufordern, damit ich freier leben kann und meine Neigung nicht verstecken muss.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Was ich mit meiner Partnerin mache, ist beileibe nicht alles Sex. Aber eben auch Teil der Sexualität. Selbst wenn wir Halma spielen würden (mein Standardbeispiel für eine maximal langweilige Tätigkeit), wäre das etwas, was ich mit ihr mache, und damit wäre es Bestandteil unserer Partnerschaft, die eben Ausdruck unserer Sexualität ist...
      Das ist eine interessante Sichtweise. Da kann man drüber diskutieren.
      Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass man das an der Leine geführt werden vergleichen kann mit dem Händchenhalten hetero- oder homosexueller Pärchen und es deshalb auch genauso akzeptiert sein sollte. Bis dahin ist es natürlich noch ein langer Weg.

      MissRiversong schrieb:

      Dominantseptakkord schrieb:

      Was ich mit meiner Partnerin mache, ist beileibe nicht alles Sex. Aber eben auch Teil der Sexualität. Selbst wenn wir Halma spielen würden (mein Standardbeispiel für eine maximal langweilige Tätigkeit), wäre das etwas, was ich mit ihr mache, und damit wäre es Bestandteil unserer Partnerschaft, die eben Ausdruck unserer Sexualität ist...
      Das ist eine interessante Sichtweise. Da kann man drüber diskutieren.Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass man das an der Leine geführt werden vergleichen kann mit dem Händchenhalten hetero- oder homosexueller Pärchen und es deshalb auch genauso akzeptiert sein sollte. Bis dahin ist es natürlich noch ein langer Weg.
      Das halte ich für einen sehr guten Vergleich. Die männliche Homosexualität ist erst seit 1969 nicht mehr strafbar.

      Das Händchenhalten von zwei Männern war noch vor relativ kurzen Zeit von einigen wenigen Jahrzehten potentiell ein Hinweis auf strafbares Handeln. Gesellschaftlich verpönt ist es teilwese immer noch, und führt teilweise zu Beleidigungen und körperlichen Angriffen.

      Es war und ist ein wiederholter Tabubruch notwendig, um durch öffentlich erkennbare Hinweise auf bestimmte sexuelle Orientierung einer Minderheit eine gesellschaftliche Normalität für diese zu bewirken.
      Auch durch schlichte Gewöhung der Mehrheitsgesellschaft.