Es ist nie zu spät.

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      Es ist nie zu spät.

      (Hallo, meine Zeit ist knapp. Die Geschichte habe ich nun in einer Stunde geschrieben, bitte verzeiht eventuelle Fehler.)



      Ach, ach, ach. Jetzt war sie angekommen, am Ende ihres Lebens. Von nun an konnte es jeden Tag so weit sein. Zugegeben, dass konnte es eigentlich immer, doch wenn man erst mal über 80 ist, und im Altenheim gelandet ist, wie sie jetzt seit drei Wochen, dann spürte man das Ende doch sehr viel näher.

      Sie war ja eigentlich freiwillig hier, wollte ihren 3 Kindern ja nicht zur Last fallen. Und sie genoss es ja auch, sich um nichts mehr wirklich kümmern zu müssen, nur noch mit sich selbst, ihren Erinnerungen und dem was sie mochte und noch konnte beschäftigt zu sein. Mit den anderen “Insassen” hier hatte sie noch kaum Kontakt. Sie war nie sehr kontaktfreudig gewesen. Aber das machte nichts, sie beobachtete lieber. Zum Beispiel diesen Herbert. Er wurde von den Frauen bedrängt und verfolgt. Nur weil er ein Mann war und allein war. Er galt unter den Omas hier wohl als gute Partie und letzte Gelegenheit noch einmal verliebt sein zu dürfen und so.

      Aber sie war nicht interessiert. Für sie gab es nur einen Mann. Und der war vor 5 Jahren gestorben. Ein guter Mann. Sie hatten wohl ihre Höhen und Tiefen zusammen erlebt, doch letztendlich hatten sie immer zusammen gehalten und auch immer wieder zu einander gefunden. Weit über ein halbes Jahrhundert lang.

      Sie blickte gerne auf ihr Leben zurück. Es war ein wahrhaft erfülltes Leben. Und sie würde, wenn sie die Chance hätte, noch einmal alles ganz genau so machen. Obwohl … aber, sie traute sich ja nicht einmal darüber nachzudenken. Sie wurde ja schon rot allein bei dem Gedanken. Sie hatte nie mit ihrem geliebten Mann über ihre geheimen Wünsche geredet. Er war immer so sanft und einfühlsam gewesen. Dabei hätte sie sich im Bett gewünscht, dass er sich auch mal einfach nimmt, was er will, dass er sie auch mal härter anpackt, ja, so ganz im Geheimen hat sie oft davon geträumt, auch mal gefesselt zu werden und den Hintern versohlt zu bekommen. Aber sie hatte diese Fantasien nie ausgesprochen. Sie empfand sie als zu pervers. Und ihr so sanfter Mann wäre sicher sowieso nicht darauf eingegangen. Nun, ja. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, wäre das etwas, was sie ändern würde an ihrem Leben. Pervers und gestört hin oder her, sie würde versuchen mit ihrem Mann über diese Fantasien zu reden. Aber jetzt war es eh zu spät. Und sexuelle Gefühle hatte sie schon lange nicht mehr. Mit all den Pillchen die sie schlucken musste, für dieses und jenes Wehwehchen.

      “Hallo Sylvia.” Abrupt wurde sie in die Realität zurück geholt. Jemand hat sie angesprochen. “Ich setze mich zu dir, wenn du nicht mit mir redest, und mich in Ruhe lässt.”
      “Herbert? Ja, natürlich, setz dich nur. Es ist ja genug Platz hier auf der Bank. … Die anderen Frauen laufen dir ja schön hinterher. Es muss sehr anstrengend sein, ihnen immer wieder zu entwischen.”
      “Ja, ich bin nicht interessiert. Ich bin noch nicht über den Verlust meiner geliebten Sss… ich meine Frau hinweg. Ich möchte einfach ungestört meinen Erinnerungen nachhängen. Du scheinst auch sehr nachdenklich und still zu sein. Wenn ich mich einfach mal zu dir setzen kann, lassen die anderen Frauen mich vielleicht in Ruhe.”
      “Kein Problem, ich denke auch lieber über die guten vergangenen Zeiten nach, mit meinem Mann. Aber sag mal, was meintest du mit Sss? Den Namen deiner Frau?”
      “Hmm, was? Meine Frau hieß Julia.”
      “Und was meintest du nun mit Sss?”
      “Nichts, das würdest du nicht verstehen. Aber ich hätte schon richtig Lust es herum zu erzählen, dann würde man mich warscheinlich in Ruhe lassen. Nur der eine Pfleger mit den gefärbten Haaren, Ramon, weiß bescheid.”
      “Jetzt machst du mich aber neugierig. Jetzt will ich erst recht wissen, was du mit Sss meintest. Und ich verspreche dir, was auch immer du für ein düsteres Geheimnis in dir trägst, ich werde nicht schreiend weglaufen. Und du darfst dich in Zukunft trotzdem zu mir setzen. Bitte sag’s mir.”

      Und er erzählte. Das hatte er vorher noch nie getan. Er hatte mit niemandem über Julia und ihre und seine Neigung gesprochen. Das ging ja auch niemanden etwas an, war seine Privatsache. Aber diese Sylvia hatte etwas an sich. Und anscheinend hatte er auch das tiefe Bedürfnis, sich mal auszukotzen. Es tat auch nach drei Jahren immer noch so verdammt weh, dass Julia nicht mehr da war. Er erzählte Sylvia alles. Wie sie sich kennen gelernt hatten, wie sie gemeinsam ihre Neigung entdeckt hatten. Wie sie lernten und sich auslebten. Wie er zum Dom und sie zur Sub, und später zu seiner 24/7 Sklavin wurde. Er erzählte von den Fesseln, den Schlägen, den Schlaginstrumenten, wie sie sich geliebt hatten und wunderbar ergänzt hatten, bis sie an Krebs erkrankte und schließlich vor drei Jahren gestorben ist. Er hatte sie mit ihrem lieblings Halsband einäschern lassen. Er hatte noch ein anderes, das hatte er behalten. Zusammen mit einigen Schlag-und Fesselinstrumenten. Er hatte alles in einem Koffer in seinem Schrank stehen. Und Ramon hatte es entdeckt, als er mal etwas aus dem Schrank holen wollte. Deshalb war er eingeweiht. Und er verstand es, er war selbst auf der Suche nach einem passenden Dom.

      Sylvia hörte zu. Sie mußte schlucken. Sich zusammenreißen, dass ihre Kinnlade nicht zu laut runtersackte, dass sie einen halbwegs neutralen Gesichtsausdruck behielt. So was alles gab es? Irgendwas hatte sie wohl doch in ihrem Leben verpasst.

      Von da an hatten Sylvia und Herbert diese Abmachung. Dass sie sich einfach immer zusammen setzen würden, wenn es ihnen danach war zu erzählen, dann taten sie es, wenn nicht, saßen sie einfach beieinander. Es entwickelte sich eine Art Freundschaft zwischen ihnen, und Sylvia erzählte auch von ihrem Leben, ihrem Mann und den drei Kindern. Den Enkelkindern. Dem ältesten Enkel, der homosexuell war, und wie sein Outing die Familie geschockt hatte, bis sie ihnen alle den Kopf gewaschen hatte. Der Junge war immerhin über 20, studierte, und sein Sexualleben ging niemanden was an.

      An einem Nachmittag, beim 4 Uhr Kaffee und Kuchen, als sie sich gerade ein Stück Kuchen holen wollte, passierte es. Diese andere Frau rempelte sie an und schüttete angeblich ganz aus Versehen ihre Tasse noch ziemlich warmen Kaffee über Sylvias Hose. Sie war so nass, dass sie in ihr Zimmer zurück musste, um sich umzuziehen. Beim Abendessen meinte Herbert: “Du weißt schon, warum die ihren Kaffee über deine Hose geschüttet hat? Die ist eifersüchtig. Kaum warst du weg, hatte ich sie am Halse. Eine unangenehm aufdringliche Person. Und nicht einmal hübsch.”
      “Ja, ja, aber wer ist in unserem Alter schon noch wirklich hübsch! Unglaublich!”, meinte Sylvia. Das war ja wohl die Höhe. Selbst beim Zu Bett gehen ließ sie der Gedanke nicht los. Absichtlich? Um an Herbert heranzukommen? Waren sie hier etwa im Kindergarten? Aber sie hatte eine Idee. Eine der perversen, gestörten Art.

      Gleich am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück ging sie zu Herbert.
      “ich habe eine Idee. Die Leute werden geschockt sein. Das sage ich dir! Aber es wird niemand mehr seinen Kaffe über mich schütten, und dich werden sie auch in Ruhe lassen. Wir werden Ramon in unser Vorhaben einweihen, und auch meinen ältesten Enkel. Der schuldet mir sowieso noch einen Gefallen. Also hör zu: Du wirst mir ab sofort dieses Halsband anlegen und mich an der Leine spazieren führen. Ich werde natürlich nicht wirklich deine Sklavin sein, niemand kann deine Julia erstezen, und keiner kann mir meinen Mann ersetzen, aber wir könnten so tun als ob. Ich werde dich dann in der Öffentlichkeit auch mit Herr ansprechen und so. Das wird die anderen Frauen so abschrecken, dass sie uns beiden aus dem Wege gehen. Und als Gegenleistung …”, sie wurde rot. Sie traute sich nicht. Aber was hatte sie zu verlieren? Und wenn Herbert es nicht verstehen würde, wer dann? SIe nahm ihren Mut zusammen “ … Als Gegenleistung wirst du mich einmal fesseln und mir den HIntern vesohlen. Davon habe ich schon immer geträumt.”
      @Buffy,
      die Idee, die hinter deiner Geschichte steckt, finde ich prima. Ich mag mir gar nicht vorstellen, welchen inneren Zwiespalt deine beiden Protagonisten durchlitten hätten, wenn du etwas mehr Zeit zum Schreiben gehabt hättest.
      Bitte schreibe eine Fortsetzung. Ich bin nämlich gespannt, wie Herbert und Sylvia es schaffen, die lästigen Mitbewohner von sich fernzuhalten.