Die Aufstellung

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      Die Aufstellung

      Sie legte den Kopf in den Nacken, starrte auf die letzte Etage des hohen Firmengebäudes.

      Sie würde ihrem Mann ein Ultimatum stellen, eine letzte Chance, um ihre Ehe zu retten. Ihr Mann sah gut aus, war erfolgreich und hatte sie in der Vergangenheit immer wieder betrogen. Je älter er wurde, desto jünger wurden seine Gespielinnen. Immer wieder hatte er beteuert, dass es das letzte Mal gewesen war. Sie hatte es immer wieder glauben wollen, alleine schon wegen der Kinder.

      Selbst ihrem kleinen Sohn, ihrem geliebten nicht geplanten Nachzügler, war aufgefallen, dass sie immer trauriger geworden war. Mit einem Zauberstab hatte er vor ihren Augen herumgefuchtelt. Mit den Worten: »Jetzt wird alles gut, Mama«, hatte er sie zu Tränen gerührt.

      Der Aufzug hielt in der letzten Etage. Sie stieg aus, grüßte im Vorbeigehen, wollte gerade die Türe zum Büro ihres Mannes öffnen, da wurde sie hektisch von der Empfangssekretärin aufgehalten:

      »Frau Müller, bitte, ich melde Sie kurz bei ihrem Mann an, er hat gerade eine Kundin ...«

      Mit unguter Vorahnung, riss sie die Türe auf und starrte fassungslos auf das Szenario, das sich vor ihren Augen abspielte. Sie kam sich vor wie in einer billigen Pornoproduktion. Die Türe fiel ins Schloss, sie zuckte zusammen, aber ihr Mann, der mit offener Hose in seinem Ledersessel saß und die knieende Blondine, die seinen Schwanz im Mund hatte, ließen sich nicht davon stören.

      Sie wartete auf den bekannten Schmerz, doch alles was sie fühlte war Wut. Wut auf ihn und letztendlich auf sich selbst, weil sie so naiv gewesen war zu hoffen, dass er sich ändern könnte. 'Kein Ultimatum!'

      Sie räusperte sich laut. Die Blondine sprang erschrocken auf, sah sie mit großen Augen an. 'Natürlich, Mitte Zwanzig.' Das Halsband mit dem Ring wies sie als seine Sub aus. Sie dachte an ihr neues Halsband, wie er es ihr umgelegt hatte, mit den Worten, dass sie von nun an und für immer seine einzige Sub sein würde. 'Leere Worte.'

      Ihr Mann nestelte hektisch an seiner Hose herum und besaß die Frechheit zu sagen:

      »Es ist nicht so, wie es aussieht.«

      Sie lachte trocken. »Mehr Klischee geht wirklich nicht. Dann erkläre mir doch bitte, nach was es aussieht, Friedrich.«

      Die Blondine versuchte den Raum zu verlassen, aber ihr Mann hielt sie fest.

      »Elisabeth ich liebe dich, aber ich kann nicht monogam sein. Wir sind beide erwachsen, es ist doch nichts dabei. Lass uns darüber reden. Das hier ist Tiffany. Ich möchte gerne, dass ihr euch kennenlernt.«

      »Hi«, piepste Tiffany.

      »Du meinst, Tiffany zum Ficken und mich zum Vorzeigen?«

      »Das lasse ich mir nicht gefallen!«, fauchte Tiffany.

      »Tiff, verschwinde!«

      »Aber Friedo-Bärchen?«

      »Raus!«

      Die Türe wurde mit voller Wucht zugeschlagen, die beiden waren alleine.

      »Ich will die Scheidung, Friedo-Bärchen!«, äffte sie.

      »Elisabeth, denk an die Kinder! Vor allem Philipp ist noch so klein ...«

      »Philipp will, dass seine Mama glücklich ist. Ich will raus aus dieser Farce! Du kannst die Kinder jedes zweite Wochenende haben, ansonsten nach Absprache, gemeinsames Sorgerecht.«

      Er schwieg lange, tippte mit einem Stift auf den Schreibtisch, seufzte dramatisch und meinte schließlich: »Gut, ich hole meine Sachen, ziehe ins Hotel. Wir verkaufen das Haus, du kriegst die Hälfte.«

      »Weißt du Friedrich, mir ist klar, dass du mich beziehungsmäßig für dumm verkauft hast, aber das du meine Intelligenz im Allgemeinen anzweifelst, wundert mich. Natürlich kriege ich die Hälfte … von allem.«

      Sie griff in ihre Handtasche, holte ein Blatt Papier heraus, legte es auf den Schreibtisch.

      »Was ist das?«, fragte er.

      »Eine Aufstellung unseres gesamten Vermögens«, antwortete sie nebenbei und tippte in ihr Handy.Beim Lesen wurde er immer blasser.

      »Du weißt von den Offshore-Konten und den Wertpapieren ? ... Von dem Penthouse in Nizza und der Yacht?«

      »Jup«, sagte sie lässig, drückte auf senden.

      »Und jetzt weiß es auch mein Anwalt.« :evil:
      Zu dieser Geschichte gibt es nun auch eine Audioversion zum Anhören :thumbsup: .
      Vielen Dank an die geheimnisvolle, anonyme Vorleserin und natürlich auch an die Autorin für ihre Zustimmung zum Einlesen :blumen: :blumen:
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire: