26. April 2019: BDSM und Alltag

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      26. April 2019: BDSM und Alltag

      Einen wunderschönen Freitagnachmittag wünsche ich allerseits!

      Der Frühling ist da und geht schon fast in den Sommer über, die Hormone kochen über...und nehmen keine Rücksicht darauf, dass man trotzdem zur Arbeit, Uni oder Schule muss, dass man Familie hat und andere Verpflichtungen des Alltags.
      "Bitte keine Spuren, ich habe morgen Sportunterricht", "ich würde Dich gern den ganzen Tag gefesselt bei mir behalten, aber mein Chef wird dafür kein Verständnis haben"...und so weiter.

      Wie bringt Ihr das unter einen Hut? Das ist das heutige Thema. Während es in BDSM & Stress um die inneren Auswirkungen von Stress auf das persönliche BDSM geht, interessieren wir uns hier für die äußere Vereinbarkeit. Welche kleinen Aufgaben versüßen Euch den Alltag? Wie mogelt Ihr ein kleines bisschen BDSM in den Tag?

      Wir sind gespannt :popcorn:
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      @annalena97, Euer Leben mag BDSM sein, aber der Alltag? Auch BDSMler müssen ja ab und zu stinknormal zur Arbeit (wenn sie nicht stinkreich sind wie gewisse fünfzigfach graue Romanfiguren ;) ). Auch BDSMler müssen Geschirr spülen oder die Spülmaschine ausräumen. Wäsche waschen. Einkaufen. In die Schule oder Uni gehen. Sport machen. Andere Freunde treffen. Verwandte besuchen.

      Manches davon kann sehr schön sein, aber die Häufung kann eben auch sehr anstrengend sein. Wenn Du es schaffst, Dich trotz allem Alltag ganz den Wünschen Deines Herrn unterzuordnen, ist das wirklich toll. Aber wie macht er es? Wenn er mal eine sehr anstrengende Woche hat, kommt es dann nicht vor, dass er mal keine Lust hat auf Sex oder BDSM? Oder einfach keine Zeit?


      Bei mir ist das jedenfalls so. Wenn es mir nicht gut geht, brauche ich Nähe, aber Lust auf BDSM habe ich dann weniger. Aber auch wenn es mir gut geht, haben @igel und/oder ich nicht immer die Zeit dafür. Dann vermissen wir es und ich versuche, durch kleine Aufgaben eine gewisse Würze zu erhalten.

      Ein eigentlich simples Beispiel aus unserem Leben vereint zwei Dinge, die ich sehr mag: BDSM und Kaffee. Wenn @igel und ich beieinander sind, ist es ihre Aufgabe, mir Kaffee zu holen. Das lässt sich auch wunderbar vor Nicht-BDSMlern praktizieren, ohne dass es auffällt, zum Beispiel beim Frühstück mit meinem Mitbewohner. Wir achten einfach darauf, dass sie näher an der Kaffeemaschine sitzt als ich. Dann kann ich sie ganz unverfänglich um noch einen Kaffee bitten. Sie achtet auch selbst darauf, ob meine Tasse leer ist und fragt mich dann, ob ich noch einen möchte. Nach außen hin wirkt das wie ein verliebtes Pärchen auf Augenhöhe, wir beide genießen aber die verborgene zusätzliche Ebene, die das hat. Auf diese Weise lässt sich das Machtgefälle auch ganz heimlich in einen Verwandtenbesuch mitnehmen, wo sonstiges Spielen mindestens schwierig ist.

      Da wir nicht zusammen leben, haben wir keinen gemeinsamen Alltag. Das hat den Vorteil, dass wir unser BDSM nicht in einen gemeinsamen Alltag retten müssen, weil es immer etwas besonderes ist, wenn wir uns sehen. Es hat aber auch den Nachteil, dass wir keinen gemeinsamen Alltag mit Platz für BDSM gestalten können und uns nicht allzu oft sehen. Umso wichtiger ist es dann für uns, auch zwischendurch nicht nur Kontakt zu haben, sondern auch unser D/s immer wieder zu erleben, trotz der Trennung. So treffe ich manche kleineren Entscheidungen für sie oder fordere manchmal plötzlich ein Selfie ein (kein Nacktbild oder so, einfach nur ein „mach was für mich“). Nichts davon ist für irgendwen als BDSM erkennbar. Zu BDSM wird es nur dadurch, dass es zwischen uns passiert, dass ich es anordne und sie es ausführt.


      P.S.: Dieser Beitrag ist natürlich mit @igel abgesprochen.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      Ich scheine da auch ein anderes Verständnis von Alltag und Bdsm zu haben. Hätte ich das Gefühl, ich müsste Bdsm in den Alltag "reinmogeln", wäre ich wirklich unglücklich. Wenn diese Kleinigkeiten nicht vollkommen selbstverständlich unter einem Hut sind, sondern erst dorthin befördert werden müssten, wäre da grundsätzlich was falsch für mein Empfinden. Die Kleinigkeiten haben für mich fester Bestandteil des Alltags zu sein und kein Plus zum Alltag dazu, Bdsm hat einfach Alltag zu sein.

      Ich versteh wonach gefragt ist, tu mich mit der Fragestellung aber dennoch auch schwer. Das Prinzip "kleine Aufgaben" ist festen Regeln, kleinen, aber regelmäßigen Gesten und einer Einstellung die auf meinen Partner und dessen Entscheidungen ausgerichtet ist, zu großen Teilen gewichen. Übrig bleiben "Standards" wie die Nutzung eines Plugs, Fotos und dergleichen.
      There will be a time when we must choose between what is easy and what is right.
      Ich kenn die Trennung von Alltag und BDSM durchaus mal. Auch in meinen DS-lastigen Spielchen gibt's Bereiche die davon ausgenommen sind. Ein ganz heißes Thema ist bei mir die Uni. Wenn mir ein Top versucht vorzuschreiben, wie ich meine Aufgaben und Hausarbeiten zu erledigen hab, bin ich vor lauter Wut über alle sieben Berge. Das ist und bleibt meins und meine Verantwortung. Das kommuniziere ich allerdings im Vorhinein auch so. Gleiches gilt für meinen Nebenjob. ICh hab da vor Ort die Verantwortung und die kann ich und darf ich nicht abgeben - ganz einfach.

      Mich hat das Beispiel grad zum Grinsen gebracht:

      Dominantseptakkord schrieb:

      "Bitte keine Spuren, ich habe morgen Sportunterricht"
      Ich hab dieses und nächstes Semester im Curriculum Schwimmen fix verankert. Rain denkt sich also: ich bin klug. Blaue Flecken bekomm ich am leichtesten (und daher am häufigsten) auf den Brüsten. Easy cheesy: ich besorg mir einen Sportbadeanzug, der vorne bis zum Hals geschlossen ist. Mir ist bei der ganzen Sache allerdings ein kleiner Denkfehler unterlaufen...beim Umziehen sieht man da die Spuren ja trotzdem, weil da ein komplettes Ausziehen nunmal nicht ausbleibt. Jaaaa...das hat beim letzten Mal kurz für einen schockierten Blick bei meiner Kollegin gesorgt (den ich erstmal gar nicht zuordnen konnte) und dann haben wir drüber gelacht. Meine Mädels wissen ohnehin immer, wenn ich zum Spielen fahre und sind da einiges gewöhnt mittlerweile und auch vor den anderen bin ich geoutet, was ich als sehr angenehm empfinde, weil das dann halt auch kein Drama ist, sollte eben doch mal was auffallen, auch wenn ich alles daran setze, dass niemand etwas sehen muss, was sie nicht sehen möchte.

      An den anderen Körperstellen ist das mit den Spuren in dem Fall zum Glück, sonst eher zu meinem Leidwesen, im Normalfall eh kein Problem. Würde mich meine Professorin auf einen blauen Fleck am Oberschenkel oder dergleichen ansprechen, wenn sich doch mal einer hinverirren sollte, würde ich ihr aber auch im persönlich Gespräch nahelegen, dass das im Einvernehmen beider passiert ist und es mir gut geht - soweit zumindest die Theorie.

      Zum Thema Aufgaben im Alltag:
      Am Anfang meiner Beziehung hab ich täglich am Ende des Tages Tagebuch geschrieben. Das hat unserer Beziehung unheimlich gut getan, weil ich einen Ort hatte, an dem ich Digne frei ansprechen konnte und einen Ort meine Gedanken zu sortieren. Mittlerweile ist da keine Regelmäßigkeit mehr da, aber wenn dann doch was im BDSM-Kontext passiert, das ich nicht vergessen oder nochmal genauer reflektieren möchte, findet da dann doch immer noch ein Text seinen Weg auf die Plattform.

      Mit meinem Lebenspartner hab ich untertags unter der Woche wenig Kontakt - wir sind beide ziemlich beschäftigt und on the go und haben dieses Maß an Nähe und Distanz als für uns gut erörtert. Er steht im Berufsleben, ich verbringe meinen Alltag in Seminarräumen und das ist gut so. Wir haben da beide nicht das Bedürfnis BDSM großartig einfließen zu lassen. Am Wochenende sind wir hingegen meist in seiner Wohnung und haben dort unseren Wochenendalltag, den wir beide sehr genießen.
      Mit meinem Spielpartner ist das ein wenig anders. Wenn ich mit ihm im Alltag schreib, hab ich ihn richtig anzusprechen und er vermag es auch mich in den subbie-space zu kicken, wenn er es drauf anlegt und das genieß ich sehr. Da schwingt das Machtgefälle, das ich mit meinem Lebenspartner ja nicht habe, immer mit. Das funktioniert aber auch nur deshalb so gut für mich, weil er mir da nicht gegenübersteht, weil wir uns nicht allzuoft oft sehen, weil ich jederzeit (mit Begründung) mein Handy weglegen kann, wenn es mir jetzt nicht reinpasst oder es mir zu viel wird und weil ich weiß, dass das Ganze täglich ein Ende hat, sobald er und seine Partnerin beide zu Hause sind (bevor jetzt irgendwer auf blöde Gedanken kommt - sie weiß von unserer Speilbeziehung und hat da nix dagegen) - da haben ganz klar die beiden als Paar miteinander Priorität, was mir aber auch die tägliche Gelegenheit einer Pause gibt.

      Ich geb @annalena97 und @LittleSub aber schon zu gewissen Teilen recht. Bei mir gibt es definitiv eine Schnittmenge aus BDSM und Alltag. Einige meiner engen Freundinnen sind selber BDSMlerin - klar wird da auch beim unverfänglichen Kaffeetrinken mal über "Perverses" gesprochen und die Wochenenden bestehen für meinen Lebenspartner und mich meistens aus mindestens einem BDSM-lastigen Event oder aus Unternehmungen mit unserer BDSM-Freundesgruppe. Das ist Alltag für mich - da hat BDSM als Teil von mir und meiner Persönlichkeit auch definitiv Platz.

      So...jetzt aber genug gelabert für die Woche :D
      -regenmädchen
      Guten Abend Ihr Lieben,

      dann gebe ich auch mal meine Perspektive dazu. @Dominantseptakkord hat ja schon das eine oder ander erzählt, aber ich kann sicherlich noch etwas ergänzen.

      Dominantseptakkord schrieb:

      Aber auch wenn es mir gut geht, haben @igel und/oder ich nicht immer die Zeit dafür
      Zusätzlich zu dem Zeitproblem in unserer Fernbeziehung kommt unser beider Wohnsituation. Wir leben beide in einer WG und haben daher Mitbewohner. Letztes Wochenende waren die leider die ganze Zeit da und es ist ein wenig hellhörig... Wir sind also zu nicht besonders viel von dem gekommen, was wir uns gewünscht haben. :pardon:

      Ganz unabhängig davon gibt es einfach Bereiche, die von D/S nicht eingenommen sind. Ich bin da ganz bei Dir @Rain. Uni und Arbeit ist einfach außen vor.

      Rain schrieb:

      Am Wochenende sind wir hingegen meist in seiner Wohnung und haben dort unseren Wochenendalltag, den wir beide sehr genießen.
      Auch wir entwickeln natürlich einen Wochenendalltag, aber das ändert nichts daran, dass wir uns auch mal vier Woche nicht sehen oder einfach gewisse Phasen ohne bestimmte Dinge überstanden werden müssen- es sei denn, wir wollen Gespräche darüber mit unseren Mitbewohnern führen...

      Da genieße ich durchaus, wenn @Dominantseptakkord mir morgens schreibt, was es mittags in der Mensa der Uni für mich zu essen gibt oder einfach nur bedauert, dass er seinen Kaffee selber holen muss ;) Diese Nachrichten bringen unser BDSM und unser Machtgefälle einfach etwas stärker zum Vorschein, gerade wenn man was anderes im Kopf hat, und mich meistens zum lächeln :)

      LittleSub schrieb:

      Hätte ich das Gefühl, ich müsste Bdsm in den Alltag "reinmogeln", wäre ich wirklich unglücklich. Wenn diese Kleinigkeiten nicht vollkommen selbstverständlich unter einem Hut sind, sondern erst dorthin befördert werden müssten, wäre da grundsätzlich was falsch für mein Empfinden. Die Kleinigkeiten haben für mich fester Bestandteil des Alltags zu sein und kein Plus zum Alltag dazu, Bdsm hat einfach Alltag zu sein.
      @LittleSub Für mich hat das auch nichts mit "reinmogeln" zu tun, im Sinne von sich täuschen oder Ähnliches. Es geht mehr darum, wie man das Spagat hinkriegt und was einem dabei wichtig ist. Natürlich müssen diese Kleinigkeiten aber erst in den Alltag "befördert werden" wie Du sagst, um dort als selbstverständlich zu wachsen, sodass man diese Aufgaben dann (wenn gewollt) jeden Tag verfolgt.

      Mein Alltag war zumindest da, bevor @Dominantseptakkord und ich diese Reise zusammen begonnen haben und mein Alltag hat auch vorher gut funktioniert und an manchen Stellen muss ich mich einfach umgewöhnen. Das ist nicht schlimm und ich mache das gerne, aber natürlich muss man dann manche Dinge bewusst Alltag werden lassen.

      Liebe Grüße,
      igel.
      "It doesn't matter what you've heard,
      'impossible' is not a word!

      It is just a reason - for someone not to try."
      - Kutless, What faith can do