Gesenkter Blick im Vorübergehen

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Gesenkter Blick im Vorübergehen

      Liebes Forum,

      mir geht eine Frage immer und immer wieder durch den Kopf, die mir einfach (mal wieder ;-)) keine Ruhe lässt.
      (Wobei die BDSM-Thematik an sich nur in der Hinsicht berührt wird, als dass ich diese Problematik mit BDSM-Augen betrachte).
      Also, worum geht es:

      Wenn ich eine mir (z.B. in der Innenstadt) zu Fuß entgegenkommende Frau beim Vorübergehen ansehe (ins Gesicht), bemerke ich häufig, dass Frau beim Vorübergehen den Kopf nach unten senkt.

      Für mich gibt es zwei mögliche Interpretationen:

      (scharf differenziert):

      "Du interessierst mich nicht"
      "Ich unterwerfe mich Dir"

      Dieses Verhalten soll typisch deutsch sein.

      Ich bin mir aber relativ sicher, dass es hierzu keine wohldefinierte allgemeingültige Aussage gibt,
      da das Verhalten vermutlich vom einzelnen Individuum abhängt :(

      Dazu würde ich gerne Eure Meinung hören.
      Wie sehr ihr das?

      Liebe Grüße

      DominusBremen

      Übrigens: ist mir das bei Männern nicht aufgefallen.
      Na gut, die gucke ich ja auch im Vorübergehen nicht an ;)
      Hätte ich früher auch so gemacht.
      Genervt vom anstarren, keinen fremden Kontakt wollend. Wobei manche Männer echt fies und aufdringlich gucken können.

      Heute gehe ich hocherhobenen Hauptes durch Malls und Strassen. Meine Demut gehört nur meinem Herrn.
      Ich bin ein Mann. Und ich schau auch oft genug weg, wenn mich jemand offensiv ansieht. Ich werte dieses Ansehen als Kontaktaufnahme, die ich in dem Moment nicht möchte. Besonders offensiv schauen mich meistens Menschen an, die mir entweder ihren Glauben aufdrängen, etwas verkaufen, oder die Welt retten wollen. Wenn es jemand bekanntes ist, oder der Blick sympathisch rüber kommt, erwidere ich ihn auch.
      "And all those exclamation marks, you notice? Five? A sure sign of someone who wears his underpants on his head."
      -Terry Pratchett, Masquerade
      Man kann das auf verschiedenen Ebenen betrachten:

      Ein "ich unterwerfe mich dir" sehe ich unter Fremden generell sehr kritisch, gerade im BDSM-Kontext, weil das eine Option ist, die verschwindend selten zutreffen dürfte, dafür aber fälschlicherweise davon ausgegangen sehr schädlich sein kann. Um den Fehler nicht zu riskieren: Streiche diese Idee zumindest mit BDSM-Verständnis von Unterwerfen bitte aus deinem Kopf.

      Wenn man eine Ebene tiefer geht klar: Jemanden anstieren kann eine Provokation darstellen, einem Blick auszuweichen kann ein Meideverhalten darstellen. Was man, wenn man das unbedingt will, als Unterwerfungsgeste verstehen kann.
      Aus eigener Erfahrung würde ich vermuten: Wohin man mit dem Blick ausweicht, ist viel situationsabhängig und Gewohnheitssache. Ich habe in meinem Leben noch keinem fremden Mann signalisieren wollen, dass ich mich ihm unterwerfe, indem ich nach unten mit dem Blick ausweiche. In den meisten Fällen gibt es Grund woanders hinzusehen, und irgendwo danach kommt ein "ich will keinen Kontakt"

      Aber was leider auch vollständigkeitshalber erwähnt werden muss: Viele Frauen gewöhnen sich ganz viele blöde unbegründete "Beschwichtigungsgesten" an. Ob die einen jetzt stören oder nicht, ich kenne sowas fast ausschließlich von Frauen. Ich ertappe mich dabei leider immer wieder und versuche sie mir abzugewöhnen. Gerade weil es sicherlich einen Haufen Helden gibt, die meinen das hätte was damit zu tun wie toll sie sind :facepalm:
      Mein Verhalten ist da sehr unterschiedlich. Wenn ich entspannt durch die Stadt laufe, geniesse ich dieses in der Regel, von daher ist auch mein Blick offen, zugewandt. Ich geniesse die kleinen Momente, wo sich in das Gesicht meines Gegenübers ein Lächeln stiehlt, die Freude gibt mir was.

      Meinen Blick wende ich ab, wenn mein Gegenüber ausdruckslos bleibt, ebenso, wenn mich jemand auf eine Art und Weise anblickt, die ich als aufdringlich oder distanzlos empfinde.
      Also Abwendung aus Desinteresse oder Vermeidung. Das hat für mich nichts mit Unterwerfung zu tun.
      Ich bin da bei rehlein und halte das für eine Beschwichtigungsgeste, die im übrigen auch bei Männern passiert und zwar in dem Moment, wenn der Augenkontakt als kurzes Machtspiel Intermezzo genutzt wird. ich kenne es bei mir selbst in beiden Ausprägungen , bewusst und unbewusst. Ich finde es ehrlich gesagt auch als dominante Frau nicht schlimm mich in dem Sinne dann auf der Augenkontakt Ebene zu unterwerfen, am Ende ist es meist ein sehr schnelles instinktives Abchecken im Sekundenbereich. Grad auf der Straße. Was anderes ist es, zb in Machtgefälle Settings, wie Arbeit oder BDSM da steuere ich es sehr bewusst, auch in beiden Ausprägungen. a propos ob es nur Frauen betrifft, das wird ausgehebelt, wenn es um zwei Frauen geht. Eine "gewinnt" immer.
      Es kann auch schlicht und ergreifend Unsicherheit sein. Kennt ihr das, wenn euch jemand anschaut und ihr das Gefühl habt, dieser Mensch würde euch direkt in die Seele schauen bzw. es versuchen? Dann schaut man meistens auch schnell woanders hin, weil es einen verunsichert oder weil man es als zu viel Nähe empfindet, die unter Fremden einfach unangebracht ist.

      Und manchmal ist man auch völlig gedankenverloren, blickt im Vorbeigehen zufällig jemanden an - und wenn dieser einen dann ebenfalls anschaut, guckt man automatisch in eine andere Richtung bzw. senkt den Blick.

      Für mich bzw. bei mir hatte das noch nie etwas mit Unterwerfung/Demut oder ähnlichem zu tun.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Ich bemerke relativ schnell, wenn mich jemand anblickt. Wenn der Blick offen und ehrlich ist, dann habe ich damit kein Problem dieser Person direkt ins Gesicht und in die Augen zu blicken.

      Wenn Ich das Gefühl des in die Augenschauen als unangenehm empfinde, schaue ich weg und senke unbewußt dabei den Kopf. ABER.... nicht weil ich mich demjenigen unterwerfe, sondern ich definitv keinen Kontakt haben möchte.

      Kommt es auf einem Stadtfest etc. dazu, dass man sich zwanglos unterhält und ich spüre, mein Gegenüber ist dominant, dann senke ich den Kopf. Kann man jetzt als Zeichen der Unterwerfung deuten -ich empfinde es allerdings nicht so.

      Bei mir ist das ein Automatismus.

      Besser kann ich es nicht beschreiben.
      Ich sehe auch immer weg, weil ich nicht starren möchte. Ich habe Angst, ansonsten unhöflich zu wirken. Mein Vater war Bodybuilder und stark tätowiert und er hat sich immer aufgeregt, dass man in Österreich so viel angestarrt wird, daher versuche ich das zu vermeiden.

      Augenkontakt kann meiner Meinung nach auch schnell aggressiv oder "abcheckend" wirken. Außerdem ist es mir unangenehm, fremden Personen in die Augen zu sehen.

      Unterwerfung ist das auf gar keinen Fall, eher ein respektvolles Abstand halten.
      Wenn mich ein fremder Mann direkt anschaut, bedeutet das für mich immer, dass er irgendein Interesse an mir hat.
      Warum sonst sollte er mich anschauen?
      Bei mir ist es dann tagesformabhängig und abhängig vom Mann, wie ich reagiere:

      1.
      Ich schaue weg, weil ich vermeiden will, dass er mich anspricht.Das passiert entweder, wenn ich keine Zeit habe, missmutig gestimmt bin und/oder mich belästigt fühlen würde, sollte er mich ansprechen.zB Männer, die Broschüren verteilen.
      2.
      Ich schaue zurück und lächle, weil ich gut drauf bin. Meist passiert das, wenn ich den Mann und seinen Blick als neutral und ihn als nett, aber ungefährlich werte (sei es, weil er sehr viel älter oder sehr viel jünger oder irgendein Funktionsträger ist)
      3.
      Ich registriere den Blick, werde rot und schaue weg. Das ist der Falll, wenn ich den Mann sexuell interessant finde, aber nicht glauben kann, dass er mich meint.
      (Habe ich schon gesagt, daß ich nicht flirten kann? :/ )

      Hat das etwas mit Unterwerfung zu tun? :gruebel:
      Keine Ahnung. Ich will in dem Fall auch vermeiden, dass er mich anspricht, weil ich das Anschauen als Flirten werte, weiß, dass ich das nicht kann, mir das unangenehm ist und ich eh nicht flirten möchte, weil ich das als Betrug ansehen würde.

      Es gibt auch noch diverse Zwischenformen dazu, aber die obigen drei sind mMn bei mir die direktesten Reaktionen.

      Hinzufügen muss ich jedoch, dass ich ein solches Anschauen meist eh nicht registriere, :rot: .
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Eowyn schrieb:

      Ich bemerke relativ schnell, wenn mich jemand anblickt. Wenn der Blick offen und ehrlich ist, dann habe ich damit kein Problem dieser Person direkt ins Gesicht und in die Augen zu blicken.

      Wenn Ich das Gefühl des in die Augenschauen als unangenehm empfinde, schaue ich weg und senke unbewußt dabei den Kopf. ABER.... nicht weil ich mich demjenigen unterwerfe, sondern ich definitv keinen Kontakt haben möchte.

      Ja, bei mir das selbe. Ich blicke grundsätzlich jedem der mir entgegenkommt in die Augen. Ruft der Blick*) etwas hervor oder deutet etwas an, was ich nicht will, schau ich weg. Ich senke aber nicht zwingend den Blick. Das mach ich eher nur, wenn ich nicht wo drüber stolpern will oder mit Heels grazil eine Treppe runterstolzieren soll :)


      *) also ein "der will gleich Kontakt aufnehmen bzw mich anflirten" bzw ein "der will was schnorren" bzw "mir irgendwas verkaufen" oder "mir eine Mitgliedschaft andrehen" oder leider auch manchmal ein "gefährliches Funkeln, nicht dominant sondern Unbehagen und Fluchtreflex auslösend" :huh:
      Ich gehöre auch zu der Sorte, die wegschaut. Aber das mache ich nicht aus Demut, sondern weil ich es absolut nicht mag, wenn Fremde mich lange anschauen. :pardon:

      An Cafés vorbeizulaufen, ist zum Beispiel einfach der Horror für mich. :rolleyes: Da kommt es mir immer so vor, als würde mich die ganze Welt anstarren und ach, das ist einfach ein großes Nein von mir. :fie:

      Damit ich das also nicht merke, gucke ich herum, schaue in Schaufenster, auf den Boden oder auf mein Smartphone. Ich nenne es mal „bewusstes Ignorieren" der Umwelt, um mögliche Interaktionen zu verhindern.

      Im Umkehrschluss versuche ich auch nicht, Leute arg anzustarren und wenn ich doch mal jemanden (relativ intensiv) mustere, verbinde ich es meist mit einem Lächeln, damit die Person weiß, dass ich es nicht böse meine. ^^

      Übrigens lässt mich nichts unwohler fühlen, als ein fremder Mann, der mich mit Intention angrinst. Da ist es vorbei für mich. Da mach ich :LA2:
      Seit einiger Zeit versuche ich es mir anzutrainieren einfach mal weg zu schauen.
      Im Vorbeigehen sehe ich eigentlich immer mein Ziel vor den Augen, weniger die Menschen, so kommt man auch schneller und ohne Rempeleien durch das Frankfurter Gewusel durch. Ich bekomme also gar nicht bewusst mit, ob man mich anschaut.

      Bei Begegnungen und in Gesprächen, gerade auch mit neuen Menschen, fühle ich aber den Drang, Menschen in die Augen zu sehen und nicht weg zu schauen.
      Nicht, weil ich die Person verunsichern oder unterwerfen möchte, sondern einfach um zu vermitteln: "Ich höre dir zu, du hast meine volle Aufmerksamkeit."

      Leider ist es manchmal so, dass es andere stark verunsichert, wenn ich den Menschen noch nicht nahe stehe oder ihnen vertraut bin. Oder es wird als offensives Flirten oder Interesse angesehen, was aber meinerseits gar nicht so gemeint ist. Deshalb wende ich hin und wieder - wenn es mir einfällt - den Blick ab, damit nach Möglichkeit keine unangehme Situation entsteht.
      Moin,

      Wenn ich in einer mir bekannten Stadt unterwegs bin schaue ich auf meinen Weg.
      Je nach Gelände auf den Boden oder in die Umgebung.
      Menschen nehme ich dabei meist als "Hindernisse" auf dem Weg wahr.

      Bin ich jetzt devot weil ich anderen Menschen nicht ist Gesicht sehe?
      Nö.

      In einer mir fremden Stadt sehe ich mir nicht nur das Gelände auf Hindernisse an sondern auch die Menschen.
      Mit welcher Attitüde kommen sie auf mich bzw. auf meine Familie zu?
      Dazu muss ich die Menschen natürlich anschauen, wahrnehmen, beobachten und in Folge dessen anschauen.
      Aggressiv... meinetwegen.
      Raum einnehmend? Ganz bestimmt.
      Aber bin ich deswegen dominant?
      Nö.

      Ok, doch bin ich... aber nur einer bestimmten Person gegenüber :D .

      Im Gespräch versuche ich eine Mischung aus Augenkontakt und Wegschauen zu finden.
      Meist schaue ich aber dann doch nur weg, wenn ich meine eigenen Gedanken sammeln will oder schwenke von einem zum anderen wenn ich zu einer Gruppe rede.
      Bin ich jetzt ein Switcher?
      Nö.

      Also alles in allem:
      Ob ein Blick abgewendet, zum Boden geht oder direkt in die Augen hängt primär von den Umständen ab.
      Durch mein eigenes Verhalten gehe ich davon aus, dass sich auch viele Menschen ähnlich verhalten und messe ihren Blicken nur dann Bedeutung bei, wenn ich mich näher in Kontakt mit ihnen befinde.
      Und selbst dann wäre ich sehr vorsichtig mit irgendwelchen Aussagen bezüglich Dominanz und Devotion.

      Just m2c

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."
      @DominusBremen, ich gestehe, mich ärgern deine Rückschlüsse etwas...

      Den gesenkten Blick einer fremden Frau mit devotem Verhalten in Verbindung zu bringen, finde ich bereits überheblich. Hier direkt eine Unterwerfung auch nur in Erwägung zu ziehen, empfinde ich schlicht als weltfremd, und ja, auch als unverschämt. :huh: Da sollte die Neigungsbrille dringend mal geputzt, und vielleicht auch mal abgenommen werden.

      Ja, auch ich wende den Kopf oder nur den Blick ab, wenn mir ein fremder Mann auf der Strasse ins Gesicht starrt. Ich empfinde das als aufdringlich und unangenehm. Ich gestatte dann den Blickkontakt einfach nicht, es gibt keinen Grund, weshalb ich mich dem aussetzen bzw das zulassen müsste. Ich wende mich ab, drehe den Kopf weg oder senke für einen Moment den Blick, das ist eine aktive Entscheidung mit daraus resultierender Handlung.

      Was ich aber durchaus mag und auch beantworte, sind Blicke, die mich streifen und einfach einen kleinen Moment hängen bleiben. Ein Lächeln meines Gegenüber beantworte ich in der Regel gerne und herzlich, und beginne solch eine kleine Interaktion auch selbst, wenn es sich ergibt. Der Blickkontakt löst sich im nächsten Augenblick wieder, zurück bleibt der flüchtige Nachhall eines freundlichen Kontakts.
      Das ist für mich etwas völlig anderes, wie der direkte Versuch Blickkontakt herzustellen, und sei es nur im Vorbeigehen. Das eine ergibt sich "einfach so", das andere möchte jemand bewusst und gezielt herbeizuführen, was ich aber deshalb noch lange nicht zulassen muss.
      :coffee:

      Wir haben zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
      ~ Mario de Andrade :coffee:
      Hallo zusammen,

      vielen Dank für Eure Antworten:
      Teufelanna, Talara, Poetin, Aldones, DCP-195, Rehlein, Sternenglanz, Viva, Zofe, Eowyn, Norigh, Feuerpferd, Magnita, Aix, Rina, imaginary, Marathy, June

      (und an diejenigen, die vielleicht noch antworten).

      Teufelanna schrieb:

      Interessantes Thema.
      @Teufelanna: Danke dafür.


      An Beschwichtigung hatte ich überhaupt nicht gedacht!
      Danke für diesen Gesichtspunkt!!!

      Rehlein schrieb:

      Gerade weil es sicherlich einen Haufen Helden gibt, die meinen das hätte was damit zu tun wie toll sie sind
      @Rehlein
      :-)))))

      Feuerpferd schrieb:

      weil ich das Anschauen als Flirten werte, weiß, dass ich das nicht kann
      @Feuerpferd:
      Natürlich kannst Du das!
      Ein Ansehen mit einem Lächeln sollte im Normalfall Freundlichkeit sein. (Es gibt aber jede Menge Männer, die das fehlinterpretieren dürften).

      Danke nochmal für Eure Beiträge

      Liebe Grüße

      DominusBremen