Wenn das Psychospielchen nach hinten losgeht....

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      Wenn das Psychospielchen nach hinten losgeht....

      Wie immer, ist das hier keine Anklage, sondern nur eine Anregung an die Doms, vorsichtig mit dem Thema umzugehen. @Pat hat den Text gelesen und freigegeben.

      Pat liebt es, mich zu foppen. Mit Andeutungen, leichten Androhungen, mit Dingen, von denen er weiß, sie lösen Unbehagen in mir aus.
      Allerdings kann sowas auch mal nach hinten losgehen, weil Top nie weiß, was in Bottom damit ausgelöst, getriggert, losgetreten wird. So geschehen gestern bei uns.

      Ich habe meine Tabus, meine Grenzen, aber auch 2 Handlungen, die ich mir verbeten habe, weil ich sie als respektlos mir gegenüber empfinde.
      Eine davon ist, mich mit meinen Tabus zu foppen, also Andeutungen zu machen, dass Tabus gebrochen werden. Ich weiß, dass das nie passieren wird, das Vertrauen ist da, aber ich habe auch schon erlebt, dass die ständige Andeutung, mich in meinem Zuhause dominieren zu wollen, mich mürbe gemacht hat und ich es dann irgendwann zugelassen habe. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, das wäre in meinem Tempo geschehen und nicht in seinem, weil ich mein Zuhause als Zufluchts- und Entspannungsort sehe (aufgrund eines traumatischen Erlebnisses mit einem cholerischen Vermieter in der Vergangenheit extrem wichtig für mich).
      Ich habe also Angst, dass der stete Tropfen den Stein sozusagen höhlt und ich Handlungen zustimmen werde, obwohl ich sie (noch) nicht möchte. Ich habe allerdings auch schon Tabus zu Grenzen gemacht und umgekehrt vorher akzeptierte Handlungen zu Tabus.
      Meistens hält er sich an diesen Wunsch, manchmal jedoch geht der Schalk mit ihm durch, dann aber so überzogen, dass ich es als Scherz erkenne (Beispiel: mich als Wölfin wohnortnah Gassi zu führen).

      Gestern schrieben wir also im Chat, ich las nebenbei den Thread Mein Herr möchte mich vermieten. Er sah es, als er mit der Maus über meinen Nick streifte und meinte: “Ist interessant, oder?“ Ich bejahte, weil es mich schon reizt, auch mit anderen zu spielen, meinte dann aber, dass ich mich nicht verleihen lasse, ohne dass er dabei wäre. Er meinte dann: “Verleihen ist verleihen“. Ich beharrte wieder auf seine Anwesenheit, mir wäre aber auch klar, dass ich ihn dann evtl. nicht sehen oder hören würde.
      Im virtuellen Spiel hat er dies sehr oft schon mit eingebaut. Er meinte, dass er mich nur allein lassen würde, wenn wir die Menschen schon kennen würden. Wieder mein Protest, es sei ein Tabu. Er fragte, wo das stehen würde. Meine Antwort: “Das muss nirgends stehen, ist aber evtl. in den Neigungslisten vermerkt.“
      Bei mir zeichneten sich die ersten Fragezeichen ab. Sonst hatte er immer beteuert, dass er mich nie allein lassen würde, was war denn auf einmal los mit ihm? „Ich möchte nicht allein gelassen werden.“ „Doch nur, wenn wir diejenigen schon kennengelernt und mehrfach mit ihnen zusammen gespielt haben.“ „Das kann ein noch so netter Mensch sein, ich kann aber keinem hinter die Stirn gucken und Ihr auch nicht.“ Er versuchte, mich weiter zu beschwichtigen, ich bekomme jetzt nicht mehr alles wortwörtlich zusammen, für mich las sich das wie „ein in Sicherheit wiegen, er sucht aus und ich kann vertrauen, dass nix passieren wird.“

      Himmel, was ging denn jetzt ab? Es ratterte in meinem Kopf. Da kamen dann so blöde Gedanken hoch wie „Er sucht dir dann seinen Nachfolger aus, der dich übernehmen kann“.
      Irgendwann stellte ich die Frage, was ihn denn daran so reizen würde, ich wollte es verstehen.
      Die Antwort darauf ließ das Ganze dann eskalieren: „Dein Wehren“ Wie bitte???? Er hat mich nur gefoppt?? Ich merkte, wie ich wütend wurde, konnte mich aber noch beherrschen und schrieb ihm, dass wir eine Absprache hatten, dass er mich nicht mit meinen Tabus foppt. Er allerdings war enttäuscht, dass ich ihm zutrauen würde, mich allein zu lassen, obwohl es anders abgesprochen war.
      Als ich merkte, dass von ihm kein Einsehen kommt, schrieb ich ihm, ich würde jetzt die Manschetten abmachen. Es flogen noch ein paar griffige Sätze hin und her, jeder beharrte auf sein Recht und ich schrieb ihm dann, dass ich bis Donnerstag keine Manschetten mehr anlegen würde (er kommt dann für ein paar Tage zu mir). Seine Antwort: “Und wir werden bis Donnerstag nicht mehr reden“. Kontaktsperre? Meinetwegen, ich war so angefressen, dass ich nur „ok“ schrieb und dann ging er nach einem knappen „Gute Nacht“ auch schon aus dem Chatraum. Zum Glück sind wir beide auch im Streit so, dass wir nicht einfach das Chatfenster zuklicken oder das Telefon auflegen, sondern einen Abgang noch kurz ankündigen.

      Ich schlief sehr gut in der Nacht ohne Manschetten und Halsband, meine Gedanken änderten sich allerdings von abends bis vormittags. Anfangs noch stinkwütend, später grübelnd, wie zum Henker wir von der zuvor herrschenden Innigkeit 2x innerhalb von ein paar Tagen zu so einem Missverständnis gelangen konnten bis hin zu der Überlegung, ob er die Kontaktsperre wirklich durchziehen würde. Hätte ich Mist gebaut, hätte mich die Strafe sehr getroffen, so jedoch war ich nicht gewillt, den 1. Schritt zu tun. Er rief heut vormittag an, mein 1. Satz nach dem Abheben: „Haben wir heut schon Donnerstag?“ :D

      Wir telefonierten etliche Stunden und räumten mal wieder viele Missverständnisse aus. Im Gespräch kam Einiges heraus, was wir schon wussten, aber jetzt der Situation zuordnen konnten. Mein Urvertrauen ist in den ersten Lebensmonaten ins Wanken geraten, unbewusst kam jetzt wohl die Angst durch, „weitergereicht“ zu werden. Die Situation mit dem Mürbemachen habe ich auch noch mal verdeutlichen können, er wird jetzt noch mehr versuchen, das Foppen zu lassen bzw. dann so deutlich zu machen, dass ich es erkenne und mit Sarkasmus, STOP oder Gelassenheit reagieren kann.

      Ich musste ihm allerdings auch ein Kompliment machen, das Psychospielchen war eben so gut gewesen, dass ich tatsächlich darauf reingefallen bin.
      Außerdem konnte ich ihm verdeutlichen, dass für mich ein großer Unterschied zwischen Vertrauen und Fallenlassen besteht (der Grund unserer Diskussionen ein paar Tage vorher). Vertrauen in ihn ist uneingeschränkt da, ich kann nur den Kopf nicht abschalten, weil ja nicht alles, was er mit mir anstellt, auch zu meinem Lustgewinn ist, manchmal eben nur zu seinem. Ich bin also fast immer in Habachtstellung :pardon:

      Eine Konsequenz für das Abmachen der Manschetten gestern abend habe ich nicht akzeptiert, da ich mich immer noch im Recht wähne.
      Er hat mir wieder versichert, dass er meine Tabus respektiert und nie gegen unsere Absprachen handeln würde. Außerdem wäre er wahrscheinlich eifersüchtig, wenn ich doch mal allein mit jemandem spielen wollen würde.

      Wir haben wieder viel gelernt durch das Reflektieren und freuen uns auf nächste Woche :)

      Nachtrag: Ich habe ihn gefragt, ob ich das Foppen mit den Tabus zum Tabu benennen muss, damit er es lässt, das wird aber hoffentlich nicht nötig sein :D
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Klug ist, wer aus den Fehlern Anderer lernt, heißt es. Ich bin Euch wieder einmal sehr dankbar, dass Ihr mir ermöglicht, aus Euren Missgeschicken und Fehlern zu lernen.

      So offen mit Fehlern umzugehen, erfordert eine Größe, die nur wenige haben. Die beeindruckt mich immer wieder, bei Euch beiden. :blumen:
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      Danke für den intimen Einblick!

      Ich habe meinen Herren und mich tatsächlich wiedererkannt.
      Auch er foppt mich ab und an mit Tabus und es hat bisher ähnliche Reaktionen wie bei dir bei mir ausgelöst; auch schon Impulse mein Halsband abzulegen.
      Besonders diese wiederholten Andeutungen, die du beschreibst sind etwas, womit ich mental gar nicht klarkomme. Mein Kopf rattert und will eine Auflösung, ein klärendes Gespräch. Wenn dann noch weiter gefoppt wird, werde ich auch wütend oder bekomme ein sehr intensives Gefühl der Desorientierung.

      Wir haben es auch ähnlich gelöst. Von mir kam die Ansage so etwas künftig zu unterlassen, sonst würde ich mein Halsband ablegen und er müsste zusehen, wie er es mir wieder anlegt.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Dankeschön, @Chat.Noir für deine Antwort :blumen:

      Zum Glück haben wir viele ähnliche Tabus, so dass er nicht zu sehr eingeschränkt wird ^^
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -