Wenn Alles alles ist....

      Wenn Alles alles ist....

      Wenn Alles alles ist

      Die Nachricht war kurz. Sehr kurz. “ZWEI STUNDEN“

      Alleine die kurze Vorstellung über das Mögliche erregte mich.
      Wird er seine Peitsche lässig am Hosenbund tragen, die sich um meinen Körper zärtlich schlängelt und nur die letzten Zentimeter eine Härte entwickeln, die mir den Atem rauben wird?
      Oder wird er den Rohrstock in der Hand haben, fast nebensächlich, so wie, als wäre dieser eine Zigarette, die er ab und zu bei Bedarf benutzen würde?
      Wird er mich am Boden liegen sehen wollen und um Gnade winseln hören, nachdem unzählige Schläge mich getroffen haben?

      Erschrocken blickte ich auf die Uhr.
      Ein zu spät kommen wäre unverzeihlich und nichts fürchtete ich mehr, als seine Bestrafungen.
      Ich hatte noch zwei Stunden, die mir auf der einen Seite unendlich vorkamen und auf der anderen Seite viel zu kurz, um mich darauf vorzubereiten.
      Seit Wochen stand es im Raum.
      Ich wusste, was ich zu tun hatte.
      Er hatte es mir einmal gesagt.
      Nur einmal.
      Ich hatte noch jedes Wort genau im Gedächtnis.
      Seine ruhige und klare Art zu reden und der dunkle Farbton seiner Stimme ließ keine Unaufmerksamkeit zu.
      Kein Nachfragen, keine Unterbrechung und kein Zweifel duldete seine Stimme.

      „Wenn du die Nachricht bekommst, wirst du genau wissen, dass es soweit ist.
      Geh dann in deine Wohnung und ziehe dich um.
      Mach dich dann auf den Weg.
      Wenn du angekommen bist, wirst du durch die Eingangstür gehen.
      In der Mitte der Eingangshalle wird ein Sessel stehen.
      Gehe darauf zu, ziehe dich aus.
      Neben dem Sessel ist ein kleiner Tisch.
      Darauf wird eine Flasche Wein stehen.
      Gies dir ein Glas ein.
      Auf dem Sessel wird eine Augenbinde liegen, die du dir umbinden wirst.
      Danach setzt du dich mit leicht gespreizten Beinen auf den Sessel.
      Nimm dann das Glas und trinke. Nicht schnell, sondern langsam und lustvoll.
      Lege deine linke Hand auf deinen linken Oberschenkel und halte deinen Kopf gerade mit der Augenrichtung zur Eingangstür und warte.
      Alle 10 Minuten wirst du deine Nässe kontrollieren und falls sie abnimmt, erwarte ich, dass du sie wieder herstellst und zwar ohne dich anzufassen.
      Du wirst dich nicht von dem Sessel entfernen, geschwiege denn das Haus verlassen.“

      Als ich damals das alte Haus zum ersten Mal gesehen habe war ich sofort von ihm beeindruckt.
      Es übte einen Sog auf mich aus, der sich schwer fassen ließ.
      Es war düster und sah unbewohnt aus.
      Finster, und doch irgendwie anziehend.
      Er bemerkte mein Interesse an dem Haus.
      Allein die großen Eingangstüren, die gleichzeitig vor Schlichtheit und Präsenz erstrahlten, regten meine Phantasie an.
      Ein wunderbarer Ort mich schutzlos seinen sadistischen Handlungen auszusetzten.
      Wochen später fragte er mich, was ich dafür tun würde, um in diesem Haus eine Session haben zu können.
      Ich antwortete „Alles“.
      Bist du wirklich sicher, dass du „Alles“ dafür tun würdest, fragte er nach.
      Wieder antwortete ich mit ja.
      Stirnrunzelnd sah er mich an und überlegte kurz, ob ich es vielleicht ein wenig abschwächen sollte, aber dafür war es zu spät.

      Jetzt, zwei Stunden nachdem ich seine Nachricht bekommen habe, und ich völlig nackt in dem wundervollen Samtsessel sitze, die Augen verbunden habe,
      den köstlichen Wein in meinem Mund schmecke, voller Unsicherheit was nun geschehen wird,
      die Angst vor „dem Erwischt werden“ in jeder Faser meines Körpers spüre und meine Erregung bis ins Unermessliche steigt,
      wäre mir nie der Gedanke gekommen, dass er nicht auftauchen würde…

      Einen Tag später erhielt ich eine SMS, dass ich wohl künftig mit dem Wort „Alles“ ein wenig vorsichtiger umgehen sollte.
      Denn „Alles“ führt ins Leere…….




      Die Geschichte ist nicht FSK 18, aber ich wollte sie nicht im öffentlichen Bereich posten. Hier traue ich mich, ein paar Geschreibsel von mir zu posten.
      WOW...Kompliment. Ich war ziemlich heiß darauf zu wissen was passiert, aber mit diesem Ende hätte ich bei Weitem nicht gerechnet. Ich mag deine Schreibweise und werde mir merken, dass alles wirklich alles sein kann!

      LG
      Anka :love:
      "Unausprechbar ist und namenlos, was meiner Seele Qual und Süße macht und auch noch der Hunger meiner Eingeweide ist." - Friedrich Nietzsche
      Ich mag Geschichten, die entweder ein Ende nehmen, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hat oder wo das Ende kein wirkliches ist. Wo man seine eigenen Gedanken und Phantasien einfließen lassen kann.
      @Gast 125: wenn alles, alles ist, dann muss es einfach weitere Geschichten von dir geben :)