Warum ich meine, dass ich hier richtig bin

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Warum ich meine, dass ich hier richtig bin

      Ich bin fest davon überzeugt, dass diese “Neigung” schon immer in mir drin ist. Soviel mal vorneweg: Ich hatte eine glückliche, fast überbehütete Kindheit. Kein größeres Trauma, keine Gewalt. Gut, in meiner Jugend wurde mir zunehmends bewußter, dass meine Mutter eigentlich nicht sehr gut auf sich acht gab, sprich Suchtprobleme hatte. Aber ich glaube nicht dass das irgendeinen Einfluss auf diese Neigung hatte. Ich bin da eher sauer auf sie, enttäuscht von ihr, vermisse manchmal jemanden in der Generation vor mir, der mal mit Rat und Tat zur Seite steht, aber das war es dann auch schon.

      Nun, aber wie hat sich das denn nun bemerkbar gemacht? Warum glaube ich, dass da was in mir ist? Mein Lieblingsmärchen beispielsweise war (und ist es noch immer) Aschenputtel. Nicht weil sie am Ende von dem schönen Prinzen gerettet wird. Nicht, weil sie diese verzauberten hübschen Kleider bekommt und trotzdem auf den Ball geht. Weil sie in der Küche in der Asche schlafen muss. Weil sie demütigende Aufgaben machen muss.

      Eine meiner Lieblingszeichentrickserien: Sarah die kleine Prinzessin. Nicht weil ich ihre hübschen Kleider bewundert hätte. Nicht (nur), weil ich Mittleid mit ihr hatte, so wie sie selbst, als sie noch reich war, Mitleid mit dem Dienstmädchen Becky hatte. Nein, ich spielte abends im Bett bestimmte Szenen in meinem Kopf nach. Und ich war Sarah.

      Und noch ein Beispiel, vielleicht ein bisschen extremer: In der Serie “die kleine Farm” kommt irgendwann ein Mann ins Dorf, mit einem “wilden Kind” in einem Käfig. Er stellt dieses Kind zur Schau, verlangt Eintritt. Es stellt sich aber heraus, dass dieses Kind von ihm misshandelt wurde und gar nicht wirklich “wild” war. Nun, in meiner Fantasie, abends im Bett, wer war ich wohl? Immer und immer wieder. Und es gibt noch viele solcher Beispiele. Ich habe mir Geschichten zusammengesponnen, in denen ich im Mittelpunkt stand, und in denen es mir nicht gut ging, ich nicht gut behandelt wurde. Und … es entspannte mich, mir das vorzustellen. Irgendwann kribbelte es dann auch “da unten”, wenn ich mir das vorstellte.

      Diese Fantasien haben mich begleitet, bis zu meinem Outing, Anfang Januar dieses Jahr. Sie wurden im Laufe der Zeit immer sexueller, immer gewaltätiger. Ich habe mir diese Dinge auch vorgestellt, beim Sex mit meinem Mann. Nur, ich habe nie etwas gesagt. Ich habe es immer geschafft, diese Seite vollkommen zu verdrängen. Ich redete mir ein, die Hauptperson in meinen Fantasiegeschichten wäre nicht wirklich ich, weil sie etwas anders aussieht und anders heißt. Und dass es mir in Wahrheit gar nicht um das Gewaltätige geht, sondern um die Befreiung am Ende. Doch da habe ich mich wohl erfolgreich selbst getäuscht. Die Kerker-Folter-Szenen waren immer sehr viel länger und detailreicher und ausgeschmückter, als das “gerettet werden/gerettet sein/Happy End”.

      Es gab Zeiten, da waren diese Fanatsien völlig verstummt, einfach weg. Und zwar drei Mal, jeweils gegen Ende der Schwangerschaften und in den ersten Monaten nach den Geburten. Nur haben sie sich nach einer Weile immer wieder eingeschlichen.

      Und nie habe ich mich getraut, mit meinem Mann darüber zu sprechen. Obwohl ich zum Beispiel schon beim Kauf unseres Bettes vor 15 Jahren, unbedingt das Bett mit der Stange am Kopfteil haben wollte. Wofür wohl? Ich habe das Bett bekommen, aber nie gesagt, warum ich das haben wollte.

      Und einmal, als unsere/meine Sexualität wieder erwachte, ein paar Monate nach der Geburt unseres zweiten Kindes. Er fing an, mich zu streicheln, zu berühren, sachte, sanft, ultrasanft. Er meinte es gut, er hatte wohl sehr viel Respekt vor meinem Alltag mit den Kindern, wollte mich nicht brüskieren. Und mir kräuselten sich die Zehennägel und ich konnte nicht anders, als ihn anzuschreien. Ich hätte den ganzen Tag diese sanften Berührungen von dem Kleinkind und dem Baby. Ich bräuchte etwas festeres, härteres. Von da an entwickelte sich unsere Art im Bett schon in eine immer wildere Art. Und er übernahm mehr und mehr das Kommando, das er eigentlich sowieso schon irgendwie hatte.

      Und trotzdem brauchte ich immer wieder diese Fantasien, beim Sex, als Entspannungsritual um einzuschlafen, immer mehr, und immer “schlimmer”. Und wenn er mal wollte, und ich eigentlich nicht, bat ich ihn, mich zu überzeugen. Und während seiner Streicheleinheiten habe ich mir dann Dinge eingeredet wie : Ich bin sein, ich gehöre ihm, er darf sich nehmen, was ihm zusteht. Und schon hatte ich dann doch Lust.

      Und nun? Seit meinem Outing? Mein Kopfkino, meine Fantasien sind fast vollständig verstummt. Ich fühle mich wie befreit. Und das durch das bisschen, was wir bisher umsetzen und ausprobieren. Und auch, weil ich es mir eingestehe, dass da was ist, und mich auch traue darüber mal im Internet zu lesen, und bei euch hier im Forum sein darf. Und da es mir im Augenblick so gut geht, und ich andererseits trotzdem irgendwo immer noch mit Scham und “das ist doch krank und pervers”-Gefühlen zu kämpfen habe, wage ich es auch nicht, ihn zu sehr zu drängen, immer mehr mit mir umzusetzen. Die Angst bleibt auch, dass er nicht den ganzen Weg mitgeht, den ich mir wünsche. Ich vermute mittlerweile schon eine sehr dominante Neigung bei ihm. Nur ist es möglich dass da absolut kein Sadist in ihm schlummert. Da lege ich meine vermutete leicht masochistische Seite einfach mal ein wenig auf Eis, bis ich wieder mehr mit mir eins bin, und er mehr Zeit hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen.

      Bitte entschuldigt, dass ich euer Forum immer wieder mal mißbrauche, um meine Gedanken zu ordnen und zu sortieren. Aber es hilft mir halt ungemein. Und vielleicht helfe ich damit ja auch dem Einen oder Anderen.

      Und: Falls ich irgenwas geschrieben habe, was nicht da stehen sollte, was nicht jugendfrei ist, oder an der falschen Stelle steht, bitte bescheid sagen, dass ich editieren kann, oder einfach löschen, oder an die richtige Stelle verschieben.
      Vielen Dank fürs Lesen, und dafür, dass es euch/dieses Forum gibt, und ich hier sein darf.

      Buffy schrieb:

      Bitte entschuldigt, dass ich euer Forum immer wieder mal mißbrauche, um meine Gedanken zu ordnen und zu sortieren. Aber es hilft mir halt ungemein.
      Liebe Buffy,

      du missbrauchst das Forum nicht, sondern bereicherst es!
      Ich lese dich gern und danke dir fürs Teilen deiner Gedanken. :)
      Und wenn es dir hilft, dich zu ordnen, ist es doch doppelt gut. ^^

      Ich freue mich jedenfalls auf weitere Beiträge von dir!
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Genau dafür ist dieses Forum da, damit wir unsere Gedanken ordnen können. :thumbsup:

      Buffy schrieb:

      und ich andererseits trotzdem irgendwo immer noch mit Scham und “das ist doch krank und pervers”-Gefühlen zu kämpfen habe,
      Glaubst du mir, wenn ich dir schreibe, dass je mehr du hier im Forum liest, diese Gefühle verschwinden werden? Es hat mir hier so ungeheuer geholfen von anderen und deren Neigung zu lesen. Die Art, wie sie formulierten, dieser Frieden, den sie bei ihren Äusserungen verbreiteten, hat sich auf mich übertragen.
      Über die Grundzüge meiner Neigung kann ich heute - wenn es denn Thema ist - völlig ruhig und offen reden. Und das ganz Private bleibt genauso privat, wie früher meine Vanilla Handlungen.

      Buffy schrieb:

      Ich vermute mittlerweile schon eine sehr dominante Neigung bei ihm.
      Es kam ein Gefühl in mir hoch, welches mich etwas verblüfft hat. Ich möchte es aber trotzdem darlegen. Ich hatte eine "BDSM Erfahrung", welche ich sehr negativ abgespeichert habe, weil der "Dom" BDSM Handlungen an mir vorgenommen hatte, mich aber über sein Tun nicht informierte. Das hat zu massiver Verstörung bei mir geführt und wurde sehr "ungut", als es zu einer "Körperverletzung" kam... :cursing:
      Nun habe ich beim Lesen den Eindruck bekommen, dass dein Mann nicht wirklich über BDSM Bescheid weiss. Ich bedauere ausserordentlich, sollte ich da was falsch verstanden haben, aber ich empfinde es als sehr wichtig, mit offenen Karten zu spielen. Deshalb rate ich dir zu, ihm von deinen Gefühlen (inkl. der Scham) zu sprechen. Das geht auch ohne dass du dich komplett offen legst (das könnte zu schwierig sein).
      Es wäre doch schön, wenn er sich selber entdecken könnte. :sofa:
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Vielen Dank für die lieben Worte @Zofe. :rot: Dann werde ich weiter immer wieder mal etwas schreiben, wenn ich Zeit habe.

      @Saubi 63: Ja, ja, ich glaube dir, dass diese Gefühle besser werden, wenn ich mich weiter hier rumtreibe. Ich habe wohl noch nie selbst so viel in einem Forum geschrieben und von mir selbst preisgegeben. Und auch noch nie so viel in einem Forum gelesen.

      Dass du diese negative BDSM Erfahrung hattest, tut mir sehr leid. Und ja, mein Mann weiss nicht wirklich viel über BDSM. Ich denke er kennt die gängigen Clichées. Er weiß ja aber seit 5 Monaten nun um meine Neigungen. Und er nimmt mich auch ernst. In dem Sinne, dass er nicht vergisst, dass ich da mal was gesagt habe. In dem Sinne, dass er immer, wenn er beispielsweise Rammstein oder Ärzte hört, dann diese bestimmten Lieder auflegt und mir zuflüstert: für dich.
      Da ich ja eher Sub/Bottom bin und er eher Dom/Top, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn körperlich verletze, relativ gering. Dass er mich körperlich verletzt, nun, wir sind ja (noch) seeehr :vani: , wenn auch wilder als bei diesem Emoji. Da kam es schon mal zu der ein oder anderen Situation, in der es mir dann unangenehm wurde, und da reicht ein erschrockenes Lufteinziehen und Anhalten mit eventuellem AU-Ausruf von mir, und er hällt sofort inne, hört auf mit dem was er gerade tut. Da brauchen wir nicht einmal ein Safewort.

      Mit ihm reden, tue ich so oft ich mich überwinden kann, so oft die Situation es auch zulässt. Es muss viel stimmen: Kinder alle 3 gesund und im Bett. Wir nicht zu müde, nicht zu spät am Abend, alles Wichtige erledigt,…

      Buffy schrieb:

      Bitte entschuldigt, dass ich euer Forum immer wieder mal mißbrauche, um meine Gedanken zu ordnen und zu sortieren. Aber es hilft mir halt ungemein. Und vielleicht helfe ich damit ja auch dem Einen oder Anderen.
      Liebe @Buffy, da kann ich mich @Zofe nur anschließen!

      Auch für mich ist das Forum manchmal eine Art "öffentliches Tagebuch". Allein dadurch, dass ich meine Gedanken niederschreibe (egal ob sortiert oder unsortiert) hilft mir das häufig, klarer zu sehen!

      Und wenn ich dann auch noch Reaktionen darauf bekomme, zeigt mir das häufig, das ich nicht allein bin mit meinen Gedanken und oft gibt es nachträglich auch noch einmal überraschenden Input.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.