Leise stöhnend lasse ich mich auf das Sofa fallen. Die Kinder sind im Bett und die Küche ist jetzt auch weitesgehend wieder sauber.Wie jeden Abend bin ich von einem normalen Tag müde und fertig, obwohl ich mich immer frage, warum. Körperlich schwere Arbeit habe ich auch an diesem Tag nicht verrichtet, aber die Summe aus Selbstständigkeit, wenn auch nur am Schreibtisch, Schulkindern, Haushalt und den üblichen Kleinigkeiten des Alltags, lässt mich abends um 21 Uhr nur noch aufs Sofa fallen.
Ich nehmen mir meinen Laptop auf den Schoß und schiele unauffällig zu meinem Mann nach links. Kein Reaktion, er starrt weiter auf den Fernseher wo irgendeine Netflix-Serie läuft. Ich schaue schon lange nicht mehr mit, den Anfang jeder Folge verpasse ich eh immer.
Mir gehen, wie an so vielen Tagen, Gedanken durch den Kopf. Sieht so jetzt der Rest meines Lebens aus? Mit einem Mann, der jeden Abend auf dem Sofa sitzt, irgendeine Serie schaut und mich, auf Deutsch gesagt, mit dem Arsch nicht mehr anschaut? Kein Kuss morgens oder abends, kein Kuscheln im Arm, kein liebes Wort, von irgendwelchen anderen Zärtlichkeiten oder Sex ganz zu schweigen.
Dann aber wieder die Gedanken, dass ich mich nicht beschweren kann. Ich habe ein gutes Leben. Ich habe tolle Kinder, die ich über alles liebe, Eltern, mit denen ich mich gut verstehe, wohne seit einigen Jahren in einer modernen Doppelhaushälfte mit netten Nachbarn am Rand einer Großstadt und habe mir meinen Traum von einer weißen Hochglanzküche mit Kochinsel erfüllen können. Im Job bin ich seit mehreren Jahren erfolgreich als Selbstständige tätig, auch wenn ich wegen der Kinder nur halbtags arbeite. Sowohl aus alten als auch aus neuen Zeiten habe ich viele Freunde, und, das Wichtigste zum Schluss, alle in meiner Familie sind gesund!
Den Mann neben mir will ich hier kaum erwähnen. Ja, ich habe auch einen Mann. Aber ist er noch „mein“ Mann?
Alles kam langsam, nach und nach hat sich diese Lethargie in unser Eheleben eingeschlichen. Wir sind seit 15 Jahren zusammen, zehn davon verheiratet und haben zwei wundervolle Kinder zusammen. Die Kinder, meine Wunschkinder – der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Eines neuen Familienlebens.
Wir sind nicht die einzigen, das weiß ich. Vielen Ehen geht es so. Manche bekommen aber die Kurve oder haben es geschafft, sich auch über Durststrecken hinweg die Zweisamkeit von zwei Erwachsenen zu erhalten. Wir leider nicht.
Ich habe mir immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie, wann und wo es wohl begonnen hat. Die Geburten der Kinder. Sie haben ihn verändert. Sie waren meine Wunschkinder. Im nachhinein habe ich jedoch das Gefühl, dass es sein Wunsch nicht unbedingt war. Oder aber, dass er keine Vorstellung davon hatte, wie Kinder sein Leben verändern werden. Zwar hatte ich auch keine Vorstellung davon, wie wohl keiner, der es nicht schon erlebt hat. Er ist kein schlechter Mensch und auch kein schlechter Vater. Nur eben auch kein guter.
Ihm war alles zu viel, als die beiden noch Babys und Kleinkinder waren. Ich verurteile es nicht, kann es auch verstehen. Mir war und ist auch das ein oder andere Mal alles zu viel. Das Positive überwiegt jedoch für mich.
Das letzte Mal Sex hatten wir vor sechs Jahren, da waren die Kinder zwei und drei. Sex kann ich es aber eigentlich kaum nennen, eher Rein-Raus während er sich auf dem Handy einen Porno angesehen hat. Und das auch nur auf mein Drängen hin, dass wir ja mal wieder „könnten“. Die Male in den Jahren davor kann ich an einer Hand abzählen. Und anders waren sie auch nicht.
Meine Versuche, mit ihm über seine und meine Bedürfnisse zu reden sind ebenso, wie ihn durch ein wenig Abwechslung in Stimmung zu bringen, gescheitert.
Liebt er mich noch? Die Frage kann ich nicht beantworten, nur er, jedoch glaube ich, dass es keine Liebe mehr zu mir ist, sondern die Gewohnheit eines bekannten, dank älteren Kindern, mittlerweile bequemen Lebens, was ihn zufrieden sein lässt.
Liebe ich ihn noch? Eine Frage, die ich mir schon länger stelle. Für mich kann ich sie beantworten. Nein, ich liebe ihn nicht mehr.
Ich bin gerade mal 40! Das kann es doch nicht gewesen sein?! Oder sieht ein „normales“ Leben, wie es bestimmt viele führen, so aus? Heiraten, Kinder, Haus, einmal im Jahr ein Urlaub irgendwo in Europa, vielleicht noch mal ein Wochenende oder zwei mit dem Auto nach Holland? Der Mann arbeitet ganztags, die Frau halbtags und kümmerst sich am Nachmittag um die Kinder. Am Wochenende geht es mit den Kindern mal ins Kino, zum Fußballspiel des Älteren, oder man trifft sich mit Freunden und deren Kindern. Ja, wahrscheinlich sieht ein „normales“ Leben so aus. Und es ist auch gut so. Auch für mich, meistens jedenfalls.
Wenn da nicht diese unerfüllte Sehnsucht wäre. Eine Sehnsucht nach Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe. Und nach zwei anderen Dingen ...
... nach Dominanz. Nach Der Gedanke reizt mich sehr. In der Unterwerfung vermute ich meine Sehnsucht befriedigt zu bekommen, die Ehefrau und Hausfrau, die alles für die Familie organisiert,alle Termine koordiniert, das Essen plant, die Urlaube plant, die Finanzen und Steuern macht, hinter mir zu lassen und mich in eine stille und willige Dienerin zu verwandeln. Aufgaben nur noch auf Anweisung auszuführen und sich genau nur darauf konzentrieren zu müssen. Mir würde es nicht nur erlaubt, sondern von mir würde erwartet werden, hilflos zu sein. Ein schöner Gedanke, der mir einen Schauer über den Rücken jagt.
... nach Schmerzen. So komisch es sich für mich zwar eigentlich anhört, aber ich glaube, dass es mir gefallen könnte. Woher diese Vermutung kommt, ist zwar fast zu peinlich, um es zu erwähnen, aber es war das Buch „Shades of Grey“, was für mich in gewisser Weise eine Offenbarung war.
Meine Nachbarin hatte mir vor vielen Jahren ständig von dem Buch erzählt und sagte in jedem zweiten Satz, dass sie das Buch erst mal weglegen musste, weil es ihr zu sexy sei. Nach einiger Zeit hab ich dann nur gedacht, gib her das Ding, das lese ich jetzt auch mal. Und, anders als sie, dachte ich nur „Wow, das hört sich nach einer sehr interessanten Art an, Sex zu haben“. Ich fand es zu keiner Zeit zu sexy oder zu schräg. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass Schläge mit dem Rohrstock auch wirklich weh tun und dass das Buch kein BDSM-Sachbuch oder kein BDSM-Aufklärungsbuch ist, sondern schlichtweg „Unterhaltung“. Dennoch, der Gedanke an diese Spielart jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken und macht mich sehr, sehr neugierig darauf, wie es wohl ist, in beidseitigem Einvernehmen geschlagen zu werden.
Ich entscheide für mich, dass ich ab sofort das Recht habe, mir mein Leben auch im sexuellen Bereich wieder lebenswert zu machen.Mein Mann scheint keinen Bedarf zu haben. Ich habe ihn, weiterhin. Eine Entscheidung, die ich bewusst treffe, nach reiflichen Überlegungen. Nicht spontan in diesem Moment, sondern nach vielen Jahren, in denen ich mir darüber den Kopf zerbrochen habe.
Dennoch habe ich auch Zweifel und Gewissensbisse. Betrüge ich meinen Mann schon, wenn ich mich einfach mal unverbindlich auf einer Datingplattform anmelde, jedoch mit dem Hintergedanken mit einem davon vielleicht Sex zu haben? Gilt der Gedanke schon als Betrug?
Nachdem ich erneut zu meinem Mann geschielt habe, klappe ich meinen Laptop auf und suche nach der Datingplattform, von der ich mal gehört habe. Total unauffällig versuche ich ein allgemeines Surfen im Internet vorzutäuschen, aber ihn interessiert es eh nicht. Zur Sicherheit drehe ich den Laptop auf meinen Knien etwas von ihm weg, damit er nicht auf den Bildschirm schauen kann – wobei ein halbes Sofa zwischen uns liegt und er Details eh nicht erkennen können wird, vielleicht jedoch den Namen der Plattform, der oben in der Ecke prangt.
Ein wenig klicke ich mich durch die Seiten und durch ein paar Profile der Mitglieder, die ich ohne eine Registrierung sehen kann. „Okay, dann will ich mal“, denke ich im Stillen bei mir und klicke auf den Button „Anmelden“.
Ich nehmen mir meinen Laptop auf den Schoß und schiele unauffällig zu meinem Mann nach links. Kein Reaktion, er starrt weiter auf den Fernseher wo irgendeine Netflix-Serie läuft. Ich schaue schon lange nicht mehr mit, den Anfang jeder Folge verpasse ich eh immer.
Mir gehen, wie an so vielen Tagen, Gedanken durch den Kopf. Sieht so jetzt der Rest meines Lebens aus? Mit einem Mann, der jeden Abend auf dem Sofa sitzt, irgendeine Serie schaut und mich, auf Deutsch gesagt, mit dem Arsch nicht mehr anschaut? Kein Kuss morgens oder abends, kein Kuscheln im Arm, kein liebes Wort, von irgendwelchen anderen Zärtlichkeiten oder Sex ganz zu schweigen.
Dann aber wieder die Gedanken, dass ich mich nicht beschweren kann. Ich habe ein gutes Leben. Ich habe tolle Kinder, die ich über alles liebe, Eltern, mit denen ich mich gut verstehe, wohne seit einigen Jahren in einer modernen Doppelhaushälfte mit netten Nachbarn am Rand einer Großstadt und habe mir meinen Traum von einer weißen Hochglanzküche mit Kochinsel erfüllen können. Im Job bin ich seit mehreren Jahren erfolgreich als Selbstständige tätig, auch wenn ich wegen der Kinder nur halbtags arbeite. Sowohl aus alten als auch aus neuen Zeiten habe ich viele Freunde, und, das Wichtigste zum Schluss, alle in meiner Familie sind gesund!
Den Mann neben mir will ich hier kaum erwähnen. Ja, ich habe auch einen Mann. Aber ist er noch „mein“ Mann?
Alles kam langsam, nach und nach hat sich diese Lethargie in unser Eheleben eingeschlichen. Wir sind seit 15 Jahren zusammen, zehn davon verheiratet und haben zwei wundervolle Kinder zusammen. Die Kinder, meine Wunschkinder – der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Eines neuen Familienlebens.
Wir sind nicht die einzigen, das weiß ich. Vielen Ehen geht es so. Manche bekommen aber die Kurve oder haben es geschafft, sich auch über Durststrecken hinweg die Zweisamkeit von zwei Erwachsenen zu erhalten. Wir leider nicht.
Ich habe mir immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie, wann und wo es wohl begonnen hat. Die Geburten der Kinder. Sie haben ihn verändert. Sie waren meine Wunschkinder. Im nachhinein habe ich jedoch das Gefühl, dass es sein Wunsch nicht unbedingt war. Oder aber, dass er keine Vorstellung davon hatte, wie Kinder sein Leben verändern werden. Zwar hatte ich auch keine Vorstellung davon, wie wohl keiner, der es nicht schon erlebt hat. Er ist kein schlechter Mensch und auch kein schlechter Vater. Nur eben auch kein guter.
Ihm war alles zu viel, als die beiden noch Babys und Kleinkinder waren. Ich verurteile es nicht, kann es auch verstehen. Mir war und ist auch das ein oder andere Mal alles zu viel. Das Positive überwiegt jedoch für mich.
Das letzte Mal Sex hatten wir vor sechs Jahren, da waren die Kinder zwei und drei. Sex kann ich es aber eigentlich kaum nennen, eher Rein-Raus während er sich auf dem Handy einen Porno angesehen hat. Und das auch nur auf mein Drängen hin, dass wir ja mal wieder „könnten“. Die Male in den Jahren davor kann ich an einer Hand abzählen. Und anders waren sie auch nicht.
Meine Versuche, mit ihm über seine und meine Bedürfnisse zu reden sind ebenso, wie ihn durch ein wenig Abwechslung in Stimmung zu bringen, gescheitert.
Liebt er mich noch? Die Frage kann ich nicht beantworten, nur er, jedoch glaube ich, dass es keine Liebe mehr zu mir ist, sondern die Gewohnheit eines bekannten, dank älteren Kindern, mittlerweile bequemen Lebens, was ihn zufrieden sein lässt.
Liebe ich ihn noch? Eine Frage, die ich mir schon länger stelle. Für mich kann ich sie beantworten. Nein, ich liebe ihn nicht mehr.
Ich bin gerade mal 40! Das kann es doch nicht gewesen sein?! Oder sieht ein „normales“ Leben, wie es bestimmt viele führen, so aus? Heiraten, Kinder, Haus, einmal im Jahr ein Urlaub irgendwo in Europa, vielleicht noch mal ein Wochenende oder zwei mit dem Auto nach Holland? Der Mann arbeitet ganztags, die Frau halbtags und kümmerst sich am Nachmittag um die Kinder. Am Wochenende geht es mit den Kindern mal ins Kino, zum Fußballspiel des Älteren, oder man trifft sich mit Freunden und deren Kindern. Ja, wahrscheinlich sieht ein „normales“ Leben so aus. Und es ist auch gut so. Auch für mich, meistens jedenfalls.
Wenn da nicht diese unerfüllte Sehnsucht wäre. Eine Sehnsucht nach Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe. Und nach zwei anderen Dingen ...
... nach Dominanz. Nach Der Gedanke reizt mich sehr. In der Unterwerfung vermute ich meine Sehnsucht befriedigt zu bekommen, die Ehefrau und Hausfrau, die alles für die Familie organisiert,alle Termine koordiniert, das Essen plant, die Urlaube plant, die Finanzen und Steuern macht, hinter mir zu lassen und mich in eine stille und willige Dienerin zu verwandeln. Aufgaben nur noch auf Anweisung auszuführen und sich genau nur darauf konzentrieren zu müssen. Mir würde es nicht nur erlaubt, sondern von mir würde erwartet werden, hilflos zu sein. Ein schöner Gedanke, der mir einen Schauer über den Rücken jagt.
... nach Schmerzen. So komisch es sich für mich zwar eigentlich anhört, aber ich glaube, dass es mir gefallen könnte. Woher diese Vermutung kommt, ist zwar fast zu peinlich, um es zu erwähnen, aber es war das Buch „Shades of Grey“, was für mich in gewisser Weise eine Offenbarung war.
***
Meine Nachbarin hatte mir vor vielen Jahren ständig von dem Buch erzählt und sagte in jedem zweiten Satz, dass sie das Buch erst mal weglegen musste, weil es ihr zu sexy sei. Nach einiger Zeit hab ich dann nur gedacht, gib her das Ding, das lese ich jetzt auch mal. Und, anders als sie, dachte ich nur „Wow, das hört sich nach einer sehr interessanten Art an, Sex zu haben“. Ich fand es zu keiner Zeit zu sexy oder zu schräg. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass Schläge mit dem Rohrstock auch wirklich weh tun und dass das Buch kein BDSM-Sachbuch oder kein BDSM-Aufklärungsbuch ist, sondern schlichtweg „Unterhaltung“. Dennoch, der Gedanke an diese Spielart jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken und macht mich sehr, sehr neugierig darauf, wie es wohl ist, in beidseitigem Einvernehmen geschlagen zu werden.
***
Ich entscheide für mich, dass ich ab sofort das Recht habe, mir mein Leben auch im sexuellen Bereich wieder lebenswert zu machen.Mein Mann scheint keinen Bedarf zu haben. Ich habe ihn, weiterhin. Eine Entscheidung, die ich bewusst treffe, nach reiflichen Überlegungen. Nicht spontan in diesem Moment, sondern nach vielen Jahren, in denen ich mir darüber den Kopf zerbrochen habe.
Dennoch habe ich auch Zweifel und Gewissensbisse. Betrüge ich meinen Mann schon, wenn ich mich einfach mal unverbindlich auf einer Datingplattform anmelde, jedoch mit dem Hintergedanken mit einem davon vielleicht Sex zu haben? Gilt der Gedanke schon als Betrug?
Nachdem ich erneut zu meinem Mann geschielt habe, klappe ich meinen Laptop auf und suche nach der Datingplattform, von der ich mal gehört habe. Total unauffällig versuche ich ein allgemeines Surfen im Internet vorzutäuschen, aber ihn interessiert es eh nicht. Zur Sicherheit drehe ich den Laptop auf meinen Knien etwas von ihm weg, damit er nicht auf den Bildschirm schauen kann – wobei ein halbes Sofa zwischen uns liegt und er Details eh nicht erkennen können wird, vielleicht jedoch den Namen der Plattform, der oben in der Ecke prangt.
Ein wenig klicke ich mich durch die Seiten und durch ein paar Profile der Mitglieder, die ich ohne eine Registrierung sehen kann. „Okay, dann will ich mal“, denke ich im Stillen bei mir und klicke auf den Button „Anmelden“.