Rückblick - Heute - Mein BDSM Weg

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      Rückblick - Heute - Mein BDSM Weg

      Ich sitze gerade im Zug zurück in meine alte Wohnung. Muss diese Wohnung abgabefertig machen und habe gerade die Zeit ein bisschen die Gedanken schweifen zu lassen.
      Vor 6 Jahren kam ich mit meiner Neigung das erste Mal in Berührung. Ich war 15 und hatte meinen ersten Freund. Alles was ich durch ihn sexuell kennengelernt habe, war negativ. Aber da wurde mir bewusst, dass ich die Kontrolle beim Sex nicht haben wollte. Mit meiner Erziehung war das erstmal ein Schock und etwas vollkommen fremdes. Es passte nicht in mein Weltbild und ich empfand mich als absolut abnormal. Knapp 7 Monate verdrängte ich es komplett, dann siegte das Bedürfnis mich selbst zu verstehen. Meine ureigene Neugierde ließ mich alles lesen was es gab und irgendwann bekam das ganze einen Namen. Jetzt wusste ich, dass ich nicht alleine war und durch all das was ich las auch wirklich schockiert.
      Aufgrunddessen verdrängte ich meine Neigung, informierte mich aber weiter. Emotional vollkommen ambivalent. Einerseits stieß es mich ab, "so bin ich nicht/so darf ich nicht sein" und auf der anderen Seite, war es beruhigend sich selbst besser zu verstehen.
      Da ich persönlich noch einige Baustellen hatte, habe ich das ausleben bis zu meinem 18 Geburtstag auf Eis gelegt. Zudem war ich in meinen 2 Beziehungen, die dazwischen lagen immer die "Dominante". Allerdings machte mich dies nicht glücklich und so hielten die Beziehungen auch nicht lange.
      In den 3 Jahren bis ich 18 war, machte ich viele Veränderungen durch und arbeitete sehr viel an mir selbst.
      Mit dem Einzug in meine erste Wohnung (und der Volljährigkeit) kam dann das Bedürfnis diesen Teil besser kennenzulernen und auszuleben.
      Ich hatte Glück und fand relativ schnell einen spielpartner. Dieser führte mich sanft an das ganze Thema heran. Allerdings war ich mit meiner Neigung noch lange nicht im Einklang und so kämpfte ich viel gegen ihn an - und gewann. Unser machtgefälle war dadurch nie wirklich stabil und nach einiger Zeit endete auch das.
      Zurück blieb Frustration. Ich hatte einen Ausblick auf mich selbst bekommen und noch immer konnte ich es nicht akzeptieren. Die Schuld suchte ich bei mir.
      Dann lernte ich wieder jemanden kennen, der sehr ausgeprägt DS als auch SM lebte. Wirklich offen war ich nicht, aber ich war auch nicht bereit das Thema wieder zu verdrängen.
      Dieser Mann sagte mir auf den Kopf die tiefe meiner devotion zu und auch das ich masochistisch sei. Ich reagierte absolut ablehnend, so war ich doch nicht. Mein Kopf ratterte ziemlich und ich verrannte mich darin. Schließlich beschloss ich, das Ganze einfach zu versuchen - ich würde ihm beweisen, dass er Unrecht hatte.
      Ich muss gestehen, hatte er nicht und das wurde mir auch nach und nach bewusst. Dann machte er einen groben Fehler und ich beendete das ganze. Der Kontakt hielt über einige Zeit und es trat bei ihm und mir eine Veränderung ein. Wir beschlossen es nochmal miteinander zu versuchen. Unser DS wurde immer tiefer und auch die SM Komponente nahm zu. Allerdings stieß mich das ab, ich hatte Angst vor seinem Sadismus und tat mein möglichstes um damit nicht in Berührung zu kommen.
      Wieder kam es zu einer untragbaren Situation und wieder ging ich.
      Danach gab ich bdsm für mich auf. Ich wollte damit nichts mehr zu tun haben. Meine nächste Beziehung war rein vanilla und es ging schief. Ich konnte diesen Teil meinerselbst nicht mehr einfach ignorieren.
      Dafür hatte ich diesen Teil auch inzwischen zu sehr akzeptiert, auch wenn ich immer noch manchmal haderte.
      Und wieder hatten der Mann und ich den Kontakt sporadisch gehalten. Wir kamen nicht voneinander los. Ich traf mich in der Zwischenzeit ein paar Mal mit einem sadisten und lernte diesen Teil meinerselbst kennen und verlor meine Angst vor dem SM.
      Der Mann hatte in der Zwischenzeit sich wieder weiterentwickelt und ich ebenfalls. Wir ergänzten uns scheinbar immer besser - also gab es Versuch Nr. 3. Wir waren fast im TPE angekommen und es fühlte sich unheimlich stimmig für mich an. Meine Neigung und ich waren beieinander angekommen und ich konnte es ganz als Teil von Mir akzeptieren. Knapp 5 Jahre nachdem ich mit dem Thema das erste Mal in Berührung kam.
      Da wir aber nur auf der Ebene des DS harmonierten hielt es auch diesmal nicht. Für mich war klar, dass es keinen nächsten Versuch geben würde. Doch wir hielten Kontakt, waren wir doch sowas wie Freunde und noch immer füreinander da.
      Letztes Jahr November lernte ich meinen Partner kennen und gleichzeitig suchte er wieder den Kontakt. Wir trafen uns auf neutralem Boden, als er jemanden zum Reden brauchte und ich merkte wie froh ich war von ihm weg zu sein. Gleichzeitig bin ich ihm bis heute dankbar, dass er mir so viel gezeigt hat und mir geholfen hat ich selbst zu sein.
      Das war jetzt ziemlich viel rückblick - für meinen Weg ins heute.

      Heute - heute lebe ich in einer Beziehung, die wächst und sich entwickelt. Wir sind noch in keinem Bereich da wo wir sein wollen, aber ich merke das ich emotional bereit dafür bin. Meine devotion ihm gegenüber ist noch viel tiefer, als ich es bisher erlebt habe und ich bin froh den Weg der Akzeptanz bereits gegangen zu sein. Sonst käme ich da heute nicht so gut mit klar.
      Heute bin ich stolz darauf ihm dienen zu dürfen und zu wissen dass ich mein zu Hause gefunden habe.
      Heute bin ich aufgeregt auf den Weg, den wir gehen werde und habe die leise Angst vor neuen Dingen nicht mehr.
      Ich finde es schön über Deinen Weg zu lesen.
      Genieße es ,dass Du herausgefunden hast,wie Du bist und was Du ersehnst.

      Ich habe da deutlich länger für gebraucht und wenn ich auch nicht mit der Vergangenheit hadere,finde ich es doch manchmal schade,mich selbst so lange nicht verstanden zu haben.
      Aber heute gehe ich meinen Weg und er ist gut wie er ist.

      Ich wünsche Dir alles Liebe
      auch für den Rest deines Umzuges...meiner steht in 3 Wochen an.

      Liebe Grüße
      Tina