Wie gut Kommuniziert ihr

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      Legat schrieb:

      Aber wie schätzt ihr euch ein dass ihr lesen könnt?
      Habt ihr die kleinen Signale eures Partners schnell im Blick und könnte diese Richtig auswerten?

      Es sind nicht die kleinen Signale, sondern vielmehr die Interpretation der Situation. Das Wort „eingespielt“ wird es bei uns besser umschreiben. Natürlich bin ich auch ein Reaktionsfetischist, der seine Lust aus der Reaktion des Gegenübers bezieht, besonders dann, wenn meine Sub Ihre Komfortzone verlassen muss. Das geht nicht, ohne dass ich meine Sub genau beobachte. Im Zweifel löse ich die Situation auf, breche die Session ab oder gebe Ihr einen anderen Verlauf. Das impliziert auch, dass nicht jede Session perfekt läuft. Muss sie auch nicht, denn das macht für uns u.a. den Reiz aus!

      Ein Rüffel oder eine Session-Kritik sind für mich kein „Topping form the Botton“, sondern eine Form der Abstimmung, Ihre Signale besser zu interpretieren.

      Nach der Session ist für uns auch immer vor der Session. Das „lesen“ des anderen auch im Alltag, der emotionale Umgang ist für uns ein Teil der Wertschätzung des Partners. Im Gegensatz zur Session, die oft ein festes Setting hat, ist der Alltag für uns, die wesentlich größere Herausforderung. Die Zukunft wird es einfach zeigen, wie gut wir die Signale des anderen lesen konnten. Mal sehen, werde diese Diskussion nach einen Jahr mal rauskamen und noch ein paar Worte ergänzen?
      Das Geheimnis ist nicht, die Schmetterlinge zu jagen, sondern den Garten zu pflegen, so dass sie von alleine kommen - Mario Quintana
      Interessant eure Meinungen und Erfahrungen dazu zu lesen. Ich habe auch einiges gelesen was ich so noch nicht gehört habe und auch mal in die Untiefen des Netz abgetaucht bin.

      Die Allgemeine Tendenz geht dazu dass ihr euren Partner kennt und schnell reagieren könnt.

      Lasst mich die Frage hier doch etwas ändern. Da sich hier die „ alten Hasen“ zu Wort gemeldet haben.

      Wie seht ihr eure unterschiede zu

      1. Eurer Einstiegszeit
      2. Beim „beschnuppern und probieren“ als euer Partner noch fremd und neu war
      3. und jetzt

      Ich selber muss von mir am Anfang sagen ich war nen Pfosten, wusste echt nicht auf was ich achten muss.

      Meine Kleine und ich sind jetzt ja auch noch nicht so lange zusammen, das eigentliche „einspielen“ denke ich aber wir soweit. Ich konnte mich schnell auf sie Einstellen und mittlerweile die ich sie „lesen“ kann wird es auch intensiver, wobei ihr generell die verbale Kommunikation schwer fällt und ich viel aus ihr raus „kitzeln“ muss, aber ich erkenne ihr Stimmung usw. aus Gestik und Mimik und kann mich auch gut drauf einstellen.

      Wie seht ihr da eure unterschiede ?
      You think you want me
      I control you
      @legath

      Ich habe bereits in einem anderen thread kundgetan, dass ich ein Neuling bin. Jedoch ist deine Frage eigentlich nichts BDSM-spezifisches.

      Das Lesen von Menschen ist m.E. eine Gabe. Darüber kann philosophiert werden, also die Frage, was bedeutet der Begriff "Gabe".

      Vieles kann von Menschen gelernt werden. So sicherlich auch das Lesen von nicht explizit und willentlich nach außen gebrachten Emotionen, Gedanken etc.. Dabei ist jedoch eines von großer Bedeutung: Die Verifizierung dessen, was (vermeintlich) gelesen wird.
      Das wiederum impliziert zwingend eine Rückmeldung der Person, die gelesen wird. Und noch mehr: Die Rückmeldung muss verlässlich sein.

      Daraus lernen wir und interpretieren in anderen Situationen dieses Erlernte auf ähnliche Sachverhalte bzw. Beobachtungen.

      Ja, ich schreibe ganz bewusst "interpretieren". Denn m.E. funktioniert Kommunikation nie ohne Interpretation. Das hier bereits zitierte "ja" und "nein" , das Jesus uns nahe legt, ist zwar eindeutig, bezieht sich jedoch auf einen anderen Kontext: Dort geht es um vermeintliche Verstärkungen, die Gesagtes - als bereits explizit Verbalisiertes - bekräftigen sollen: "Ja, ich will es wirklich", "Ja, ich schwöre es bei utznibutz". Hier reicht ein "ja".

      Es mag sein, dass Interpretiertes irgendwann zu Wissen wird. Hier ist jedoch die Grenze zum Halbwissen sehr unscharf.

      Ich persönlich kenne meine Sub noch nicht lange und ebenso wenig (oder viel) kenne ich ihre Art, "zu schreiben", damit ich lesen kann. Bislang kann ich lediglich auf mein Erlerntes mit anderen Personen zurückgreifen. Das könnte aber auch fatal sein.

      Daher lasse ich mir vorlesen, oder mache Schreibübungen, um ihre Schrift zu lernen und lesen zu können. Das wird für mich zukünftig eine äußerst spannende und motivierende Aufgabe.

      Legat schrieb:

      Eurer Einstiegszeit

      Beim „beschnuppern und probieren“ als euer Partner noch fremd und neu war

      und jetzt
      1. Einstiegszeit
      Diese war sehr stark von neuen Erkenntnissen jeglicher Art bereichert.
      Da ich damals meinen Anfang anders als mancher andere gewählt habe, gab es da weniger Probleme
      was die Erfahrung anbelangt. Mein Anfang bestand eben aus diversen Workshops
      mit Praxisanteil der den Einstieg deutlich erleichtert hat.

      2. Mit jedem neuen Partner fängt man letztlich bei Null an.
      Nur wenn schon Erfahrung vorliegt sind einige Entwicklungsschritte
      zügiger als bei einem Anfänger/in.

      3. Heute hat sich zu früher das Repertoire stark erweitert.
      Erkenntnisse über sich selbst und der Durchführung in der breite gefächert.
      Dennoch lernt man nie aus im Leben.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Ich kann Aussagen nie hundertprozentig objektiv verstehen. Ich glaube auch nicht, dass irgendjemand das kann. Kommunikation funktioniert nicht ohne Wahrnehmung, aber unsere „Wahrnehmungssysteme liefern keine vollständigen, objektiven Bilder der Außenwelt“ *. „Wahrnehmung ist Bedeutungszuweisung zu an sich bedeutungsfreien neurologischen Prozessen, ist Konstruktion und Interpretation“ **. Nach diesem Verständnis von Wahrnehmung gehört zur Kommunikation das Interpretieren zwangsläufig dazu. Insofern ist es keinem Menschen möglich, eine Aussage völlig objektiv zu verstehen. Vor dem Hintergrund finde ich es faszinierend, dass Menschen sich überhaupt manchmal verstehen.

      Legat schrieb:

      Diese Frage gilt nicht nur den Doms sondern auch den Subs, erkennt ihr die Stimmung eures Doms schnell alleine an seiner Haltung, einer kleinen Bewegung ?
      Eher nicht. Bin ich eine schlechte Sub? 8o :ironie:


      * Kaiser: Wahrnehmung, in: Online Lehrbuch der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie, hrsg. v. Deinzer, v.d.Knesebeck, 2018, Kap. 2.2.1
      ** Roth 1986, zit. n. Burkart: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder einer interdisziplinären Wissenschaft, 2019, S.268
      Kommunikation ist für mich SEHR wichtig. Mein Partner/Herr und ich reden und schreiben sehr sehr viel miteinander. Wir sind den ganzen Tag über in Kontakt und unterhalten uns über Dinge die uns beschäftigen. Wir können einander lesen wie ein Buch und merken daher beide sehr sehr schnell, wenn den anderen etwas belastet und lassen dann auch nicht locker bis er/sie es erzählt hat. Uns ist Offenheit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit extrem wichtig und wir wissen daher alles über den anderen und sein Leben (ausgenommen sind private Details, welche unsere weiteren Partner nicht weiter gegeben haben möchten), auch wenn es uns schmerzt.
      Dadurch dass wir beide sehr große Dickköpfe haben und so viel miteinander kommunizieren, rasseln wir häufig aneinander und manchmal knallt es dann richtig heftig. Aber wir würden es beide niemals wieder gegen eine Beziehung eintauschen wollen, in der jeder alles in sich hinein frisst und des lieben Friedens willen nichts sagt, wenn ihn etwas belastet.

      Was Kommunikation innerhalb einer Session angeht: In seiner vorherigen Beziehung hat mein Partner/Herr bei seiner Partnerin grundsätzlich Augenbinden aufgesetzt und tut dies bei manchen Spielpartnerinnen (aus bestimmten Gründen) heute immernoch. Bei Sessions mit mir ist es allerdings so, dass er mir seltenst eine Augenbinde aufsetzt, da uns beiden der Augenkontakt enorm wichtig ist. Wir kommunizieren über unsere Blicke. Sehen die Lust, Gier, Schmerz und Qual des anderen in seinen Augen und das steigert unsere eigenen Empfindungen.

      Am Anfang unserer Beziehung als wir nur eine Spielbeziehung/Nebenbeziehung geführt und nicht zusammen gelebt haben, hatten wir die Regel, dass ich nach jeder Session einen Bericht schreiben musste, über die Dinge welche wir innerhalb dieser Sessions gemacht haben. Ich musste aufschreiben welche Gedanken und Empfindungen ich in den jeweiligen Situationen hatte. So konnte er sich ein besseres Bild verschaffen was mich antörnt, was mich kickt, was mich abtörnt und garnicht gefällt, was mir angst macht usw. Er konnte meine Aussagen mit seinen Beobachtungen vergleichen und dadurch herausfinden, ob er die Situation korrekt eingeschätzt hat. So konnten er mich besser kennenlernen. Heute braucht es diese Berichte nicht mehr, aber wir unterhalten uns dennoch über solche Dinge.
      Leider kann man dies nicht auf jeden anderen übertragen. Wir haben leider die Erfahrung machen müssen, dass nicht jeder solche Berichte schreiben kann. Nicht kommunizieren KANN (egal ob schriftlich oder mündlich) was er in jeweilige Situationen empfunden hat bzw empfindet. Genauso wie nicht jeder ein Safeword verwenden kann (zu tief im Subspace, Stolz, whatever).