Alltag, Quality-Time und die Trennung der Bereiche

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      Alltag, Quality-Time und die Trennung der Bereiche

      Hallo ihr Lieben,
      ich möchte an dieser Stelle mal ein Thema aufgreifen, das im BDSM-Kontext relativ wenig behandelt wird bzw die Gewichtung der Anteile, einfach eine schöne Zeit zusammen zu haben vs. Sessions. Sicher liegt es daran, dass es hier und in anderen entsprechenden Foren eben ausschließlich um DAS Thema geht und andere Dinge daher eher ausgeklammert werden, andererseits evtl auch, weil viele in Spielbeziehungen ihre Leidenschaft ausleben und dieses Problem da evtl eher seltener auftritt, da die Gegebenheiten/der Ablauf geklärt sind. Dennoch, gibt es Alltag, eine Umgewichtung der Anteile, das Abwägen, wie man gemeinsam seine Zeit verbringt, nicht auch dort nach einer Weile? Hat man immer "Lust" auf eine Session, wenn die Zeit begrenzt ist? Wie geht ihr damit um? In jeder Beziehung, auch ohne BDSM, gibt es Erwartungen, Wünsche, Träume.... Jede Beziehung ist ein Stück weit auch "Arbeit" am Miteinander. Trotzdem empfinde ich es so, dass eine Beziehung mit BDSM oft noch mehr davon erfordert für beide Seiten, da noch die weitere Komponente (eben die des wie auch immer gearteten Machtgefälles) dazukommt, die auch ihren Platz und Raum fordert! Beispiel: Sub und Dom verbringen eine wunderschöne Zeit miteinander ("Quality-Time" - aber zeitlich begrenzt, durch welche Umstände auch immer. Sagen wir mal ein Wochenende) allerdings ohne BDSM! Wie geht ihr aus diesem Wochenende heraus? Zufrieden, weil es eben zu zweit einfach eine schöne Zeit war? Zwiegespalten, weil man die gemeinsame Zeit nicht auch anders genutzt hat oder unzufrieden, weil der BDSM-Part einfach fehlte? Worauf ich hinaus will: kann man beide Bereiche wirklich trennen? Wie sieht es mit dem Erwartungsdruck aus?
      Erwartungsdruck.... ;(
      Ja, irgendwie ist er schon da!
      In einer Fernbeziehung, obwohl wir uns sehr oft sehen, ist er sicher latent vorhanden.
      In der Zeit, die wir inzwischen gemeinsam verbracht haben, haben wir gemeinsam festgestellt, das wir beide regelmäßig diese Bestandteile brauchen.
      Wir haben zwei oder dreimal unsere Treffen gehabt, wo wir teilweise etwas in diesem Bereich geplant haben, aber wie im richtigen Leben, andere Dinge plötzlich Priorität bekamen.
      Schwere Krankheit näher Verwandter, Stress in der Arbeit.
      Natürlich müssen diese Dinge einfach abgearbeitet werden und haben in einer Beziehung Vorrang. In diesem Moment sind wir ein Paar, das zusammenhält.
      Wieder Zuhause, merke ich, das mir was fehlte. Besonders die Meine, wird - hier im Norden sagt man " ungnädig" oder gereizt.
      Schleichend, nicht sofort spürbar.
      Da haben sich manchmal aus lächerlichkeiten richtige Auseinandersetzungen entwickelt.
      Wenn wir damit fertig sind, und das besprechen, stellen wir immer wieder fest, das wir - besonders sie!- das wirklich brauchen.
      Maja sagt selbst, wenn sie zwei Wochen nicht körperlich BDSM bekommt, merkt sie selbst, das sie unausstehlich wird.
      Also kann ich sagen, wir haben einen gewissen Druck.
      Können wir sehr gut damit leben, da dieses Verlangen beide haben
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !
      Ich bin kein Freund davon die Freizeit in feste Blöcke einzuteilen. "I want to spend some quality time with you." ist für mich nicht mehr als eine abgedroschene, amerikanische Phrase. Mir ist es wichtig diverse Aktivitäten nicht abzuwerten, nur weil sie keinen großen Spaß bringen. Zusammen den Abwasch zu machen ist nicht der Höhepunkt der Zweisamkeit, aber es gehört zum Leben dazu.
      BDSM ist kein getrennter, versteckter Teil meines Lebens. Er fließt in der Freizeit gerne mal ein, ohne, dass man es gleich Session nennen muss. Zum Sport gehe ich ins Fitnessstudio, aber trotzdem genieße ich die Fitness auch im restlichen Leben.
      Ein komplettes Wochenende alleine mit meinem Dom ohne BDSM-Elemente fände ich zwar nicht so toll, aber ich würde ihn schon währenddessen darum fragen. Wenn er dann davon nichts umsetzt, dann muss ich das akzeptieren. Tragisch wäre es nur, wenn sich das häufig wiederholen würde. Das fällt für mich nicht unter Erwartungsdruck, da wir ja in einer BDSM-Beziehung leben. Eventdruck finde ich schlimmer, sprich, dass immer etwas Tolles, Einmaliges geplant werden muss und man nur nach 50 Höhepunkten in zwei Stunden zufrieden sein kann. Die kleinen Sachen machen mich langfristig glücklich.
      Irgendwie ist es schon lustig: Jeder Mist muss mittlerweile durchgeplant werden (teilweise mit blumigen Begriffen) und dann beklagt man sich über Stress und Druck und miese Lebensqualität. Nota bene: Das ist eine allgemeine Beobachtung meinerseits und explizit nicht auf die TE gemünzt.
      Trotzdem: Ich habe im Laufe meines Lebens einiges an Fernbeziehungen mitgemacht und wenn ich dabei eines gelernt habe, ist es, dass es der Tod jeder Nähe ist, alles planen zu wollen.Spaß ist - genauso wie Zweiosamkeit - was Du draus machst. Selbst öde Dinge wie Einkaufen gehen, können zusammen Spaß machen. Mehr als die Planung ist es schlicht die Einstellung. Wichtig ist, dass man kommuniziert und bereit ist, auf einander einzugehen. Wenn eine Seite ständig etwas unternehmen möchte, während das Gegenüber nur noch in der Lage ist, komatös auf dem Sofa zu liegen, klappt es einfach nicht. Und daraus ergibt sich auch die Antwort auf die Frage der TE: Es ist IMHO schlicht egal, ob man jetzt das Wochenende durchrammelt, eine 48-Stunden-Hardcore-Session macht, oder einfach nur nebeneinander auf dem Sofa liegt und Helene Fischer hört - entscheidend ist, dass man seine Erwartungen austauscht und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beiträgt, gemeinsam Zeit zu verbringen, die beiden etwas bringt. Stress habe ich schon im Arbeitsleben genug - den brauche ich nicht auch noch im Privatleben.
      Mein Herr und ich leben nicht zusammen, können uns aber ca. 5-mal pro Woche sehen. BDSM beschränkt sich bei uns nicht aufs Schlafzimmer. Das Machtgefälle ist mittlerweile auch im Alltag immer (latent) spürbar bzw. abrufbar. Das heißt natürlich nicht, dass wir jedes Mal eine Session haben, wenn wir uns sehen. In unserer Beziehung gibt es genau wie in anderen Beziehungen auch Gespräche über Gott und die Welt, kleine Ausflüge, gemeinsame Aktivitäten fernab von BDSM, gemeinsames Kaffee trinken usw. Ich genieße das alles sehr!

      Bei unserem abendlichen Telefonat haben wir manchmal nur 'dieses eine' Thema, weil wir uns beide nach einer Session sehnen und große Lust auf einander haben. Dann steht eigentlich fest, dass dies am nächsten Tag bzw. beim nächsten Treffen passieren wird - und die Vorfreude ist natürlich bei uns beiden riesig. Es kommt aber vor, dass es sich dann doch nicht ergibt und unsere Verabredung anders verläuft als geplant, z. B. weil wir ein Gespräch beginnen und dabei gar nicht merken, wie die Zeit vergeht - bis wir keine mehr haben, da sie bei uns immer begrenzt ist. Oder auch weil einer von uns beiden doch nicht so recht in Stimmung ist und wir daher etwas anderes machen.

      Letztlich haben wir dann trotzdem eine schöne Zeit verbracht, die für uns beide wichtig und wertvoll war. Aber... Wenn ich nach seinem Besuch wieder alleine bin, macht sich manchmal eine gewisse Traurigkeit breit. Nicht weil ich enttäuscht bin oder denke, dass wir unsere Zeit 'besser' hätten verbringen können, sondern weil die Sehnsucht so groß ist und ich sehr deutlich spüre, dass mir aktiv ausgelebtes BDSM in Form einer Session doch sehr fehlt und ich es einfach brauche. Meistens ist das der Fall, wenn mein Herr berufsbedingt ein paar Wochen am Stück nur wenig Zeit für mich/uns hat, wir uns seltener sehen und die Treffen kürzer sind als sonst. Da bleibt dann einfach keine Zeit für ausgiebige Sessions. Und ja, doch, da entsteht dann evtl. doch ein gewisser Druck in mir, weil ich mich regelrecht nach dieser Art der Nähe verzehre. Aber wir machen uns nie gegenseitig Druck. Wenn es nicht passt, dann passt es eben nicht. Die Umstände müssen schon stimmen und sich für uns beide gut anfühlen.

      Ich genieße jede Minute mit ihm, ganz ehrlich. Eine Trennung von BDSM und Alltag gibt es bei uns in dem Sinne nicht. Phasenweise ist die Frequenz von Sessions sehr viel niedriger, als uns lieb ist (wie gesagt: aus Zeitgründen), aber das (latente) Machtgefälle im Alltag gleicht das ganz gut aus.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.

      Avargon schrieb:

      ... Es ist IMHO schlicht egal, ob man jetzt das Wochenende durchrammelt, eine 48-Stunden-Hardcore-Session macht, oder einfach nur nebeneinander auf dem Sofa liegt und Helene Fischer hört - entscheidend ist, dass man seine Erwartungen austauscht und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beiträgt, gemeinsam Zeit zu verbringen, die beiden etwas bringt. Stress habe ich schon im Arbeitsleben genug - den brauche ich nicht auch noch im Privatleben.
      Nichts hinzuzufügen.

      Bzgl. Bereichstrennung stellt sich mir die Frage: Warum? Als meine Situation mit ehemaliger Partnerin (und damals vier Kindern) ähnlich zeitbeschränkt (und öffentlichkeitskritisch) wurde, hatten wir das mit (für uns) eindeutigen Signalen/Zeichen gehandhabt. Wenn sie vom Anderen entsprechend beantwortet wurden, war es klar und wenn nicht eben auch. Das funktionierte sehr gut. Das Zitierte vorausgesetzt.
      :rot: Ups, wir sind ja ein Koch- und Backforum: "No Pain for Cakes" [thanks John Lurie]
      Ja...quality time ist, was man draus macht, finde ich.

      Wenn man schon mal Zeit füreinander hat, SINDS ja oft die kleinen, alltäglichen Dinge, wie Wäsche machen , zusammen einkaufen, blödeln, wasauchimmer. Hauptsache zusammen. Außerdem hängts wohl auch stark davon ab, wie stark SM in den Alltag sonst einfließen soll und wie durchgehend das Gefälle aufrechterhalten wird in einer Beziehung. Und letztlich ist es auch ne Frage vom Typ.

      Der Eine braucht Struktur und penible Planung um alles unterzubringen, der Nächste lebt am liebsten in den Tag rein.

      Ich fahre am Besten mit ner guten Mischung. Ein Wochenende mit Session braucht vielleicht domseitig etwas Voraussicht und bei Fernbeziehungen eben umso mehr.

      Aus meiner Erfahrung muss ich sagen, manchmal ist es das Beste eine gut durchdachte, vorbereitete Session mit allem drum und dran einfach sausen lassen zu können und sich einfach so aufeinander zu konzentrieren. So geschehen am letzten richtig gemeinsamen Abend mit meiner Naturgewalt.
      ALLES,wirklich ALLES war vorbereitet. Mobiliar aufgebaut, Spielzeug hergerichtet, Seile an ihrem Platz, Haken, Manschetten....you know the drill...

      Und dann...einfach drauf gepfiffen, gekuschelt, stundenlang geredet....usw. Nicht ein bisschen Spiel... :gruebel: (wir haben von "Spiel" geredet, wenn's um Sessions ging)

      War rückblickend die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. :love:
      Das kommt ganz darauf an welches Beziehungsmodell man lebt und welchen Stellenwert BDSM für einen persönlich darin einnehmen soll. Hinzu kommt, dass Menschen auch noch individuell so verschieden sind, dass man da kein Patentrezept für anbieten kann. Was aber wahrscheinlich immer zutrifft, ist die Tatsache, dass man körperliche Lust nicht planen kann und sich deswegen auch nicht zu sehr auf bestimmte Zeitfenster festlegen sollte wie z.B Freitag von 20-22 Uhr machen wir ne Session und danach gehen wir noch was trinken. Das kann man natürlich so machen, aber es ist nie ideal, weil man 1. Zu einer bestimmten Zeit funktionieren muss und 2. Weil man sich durch den engen Zeitkorridor stressen lässt, was für ein entspanntes und intensives Erlebnis, bei dem man alles um sich herum vergisst, sicherlich nicht die besten Vorraussetzungen bietet.

      Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen berichten. Ich lebe eine jahrelangen, festen Beziehung ohne permanentes Machtgefälle. BDSM ist uns sehr wichtig, aber es ist nicht der entscheidende Teil der Beziehung, denn die Liebe war schon da bevor wir BDSM für uns entdeckt haben. Deshalb versuchen wir uns Freiräume in unserem Alltag zu erarbeiten. Es bietet sich an möglichst große Zeitfenster zu schaffen und mögichst flexibel zu bleiben, um dann, wenn beide merken, dass der richtigte Zeitpunkt gekommen ist, ins Spiel zu gehen. Wir versuchen dabei eine gewisse Balance zwischen anderen Hobbies, dem Freundeskreis und der Arbeit zu halten.

      Oft kommt es vor, dass ich nicht die Möglichkeit habe das Spiel so auszukosten wie ich es eigentlich wollte, weil wieder spontan etwas anderes ansteht. Ich versuche die Lust dann so gut es geht zu konservieren. Das Prinzip hierbei ist die Vorfreude. Lieber eine schlechte oder gehetzte Session ausgespart, dafür dann aber beim nächsten mal ein intensives Erlebnis ohne wenn und aber genossen. Aber wie gesagt, körperliche Lust ist nur bedingt planbar. Deshalb ist es auch nicht immer ideal oder perfekt. Umso wertvoller sind aber diese perfekten Momente dann im Nachhinein!
      Für mich ist Qualiy Time auch die Zeit, die man intensiv gemeinsam verbringt. Quatschen, Musik hören, Spazieren gehen, um. Einfach die Zeit, die man braucht, um eine Partnerschaft lebendig zu halten.
      Subbie und ich brauchen unsere Sessions, sonst werden wir unrund. Und trotzdem sind wir vor 2 Wochen nach der Spaziergang bei einem Schlückchen sitzen geblieben und haben endlos gequatscht. Keine Session, nur der Spaziergang, den er in DW absolvieren durfte. Aber ein Abend, der uns ein ordentliches Stück näher gebracht hat. Ein schöner, guter Abend. Die Session vorige Woche war dafür halt umso intensiver.
      Es ist beides wichtig und gut, Partnerschaftszeit und BDSM-Zeit. Und wir wollen beide kein Muss dabei. Wie es passt, so passt es.
      Danke für eure bisherigen Antworten, die ich im Großen und Ganzen genauso sehe. Nochmal aber zum Begriff "Quality Time" (den ich bewusst in " " gesetzt hatte und explizit meinte, eben nicht nur BDSM-Kontext gesehen) All das, was sonst noch schön ist: Ausgehen, zusammen kochen oder zu zweit Essen gehen, einfach quatschen, kuscheln, miteinander lachen, zusammen einschlafen und aufwachen, Fernsehen etc... Toll, wichtig und einfach schön!! Was aber, wenn diese Zeit zu zweit (ganz alleine zusammen, um Anglizismen zu vermeiden), nun mal aus verschiedenen Gründen sehr begrenzt ist (Kinder, Job, Entfernung, Haushalt(e), Hobbys, Familie(n), andere Unternehmungen.....) und der Bereich BDSM dann trotzdem während dieser Zeiten selten stattfindet. Alltag im/mit BDSM. Oder keinen mehr wegen des Alltags. So meinte ich die Ausgangsfrage...
      Zeit dich ich mit ihm verbringen ist immer super .
      Und natürlich rutscht Herr und Sklavin durch Fernbeziehung Kinder immer wieder in den Hintergrund.
      Ich werde dann schon mal unbewusst etwas zickig . Ich gebe ihm mehr Widerworte .

      Er sagt dann schon immer das Weib braucht Schläge.

      Und ja ich brauche in regelmäßigen Abständen ganz bewusstes groß machen seiner Person und damit verbunden fühle ich mich klein .

      Aber wirklich zielführende ist für uns beide einfach das wir immer wieder miteinander reden und einfach sagen He mir fehlt was
      Träume nicht dein Leben
      Lebe deinen Traum

      sklvn1411 schrieb:

      Was aber, wenn diese Zeit zu zweit (ganz alleine zusammen, um Anglizismen zu vermeiden), nun mal aus verschiedenen Gründen sehr begrenzt ist (Kinder, Job, Entfernung, Haushalt(e), Hobbys, Familie(n), andere Unternehmungen.....) und der Bereich BDSM dann trotzdem während dieser Zeiten selten stattfindet. Alltag im/mit BDSM. Oder keinen mehr wegen des Alltags. So meinte ich die Ausgangsfrage...
      Mei, dann ist das eben so. Das ist blöd, aber dann muss man eben - siehe mein Statement weiter oben - schauen, dass man eine gemeinsame Lösung findet. Es ist unbefriedigend, wenn in einer BDSM-Beziehung einer den Helden der Arbeit spielt und der Andere daliegt, wie eine tote Makrele. Und wenn die Umstände es nicht erlauben, eine wilde Session zu haben ("Mami, ich hab Durst....warum hat der Onkel Dich an den Tisch gebunden?"), dann muss ich mich erstmal damit abfinden und eine andere Lösung finden. Sei es, die Kinder mal auszulagern, sei es ein Wochenende in einem einschlägigen Hotel... Allerdings sollte man tunlichst aufpassen, dann nicht in die jetzt-muss-es-aber-gigantisch-toll-werden-Falle zu laufen. Wenn sub plötzlich einen Migräneanfall schiebt, ist das sicher frustrierend für Dom, aber es ist eben so. Da muss man im Zweifelsfall eben schlucken und sich damit abfinden.

      Ich sage nicht, dass das immer einfach ist. Aber der entscheidende Punkt ist es, einen Konsens zu finden und gemeinsam (!) Lösungen und Kompromisse zu finden. Wie in einer echten Beziehung eben ;)
      Wenn das nicht funktioniert, wird die Beziehung - so meine leidvolle Erfahrung - über kurz oder lang zerbrechen. Wenn eine Seite beständig Druck macht, während die andere mit dem Burnout kämpft, und froh ist, noch halbwegs ausreichend Energie zu haben, um gerade noch so schwimmen zu können, dann wird es nicht klappen, weil irgendwann der Frust zu groß ist. So wenig wie eine sub beständig auf Abruf funktinieren kann und wird, kann es ein Dom. Da spielt dermaßen viel rein, dass man nur gemeinsam in der Lage leben kann und versuchen muss, immer wieder das Beste draus zu machen und gemeinsam Situationen zu nutzen, um die knappe zeit miteinander so schön und erfüllend wie möglich zu verbringen. Es muss nicht immer Feuerwerk, Spiel, Spaß und Schokolade sein.

      Ich denke allerdings, dass das bei vielen schon scheitert, weil sie im Grunde gar nicht definieren können, was ihnen eigentlich wichtig ist und was sie genau erwarten. Gerade im BDSM und gerade in solchen Situationen ist es wichtig, kommunizieren zu können und nicht nur zu reden. Ein Kompromiss findet sich nur, wenn beide gegenseitig verstehen, was der andere eigentlich will. Und da fängt das Problem leider oft schon an. "Quality Time" oder ähnlich ausformulierter Unsinn ist oft nur eine Umschreibung für verzweifelten Aktionismus, ohne durchschlagende Wirkung. Zumindest meiner Beobachtung nach suchen viele den Kick oder irgendwelche außergewöhnlichen Aktionen, um sich selber davon abzulenken, dass sie innerlich Leere spüren bzw. um zu übertünchen, dass das Problem in der Beziehung als solcher liegt. Ich unterstelle nicht, dass das im Fall der TE so ist, aber ich habe das schon oft beobachten müssen. Viele Menschen geben sich damit zufrieden, dass die Oberfläche schön poliert ist. Gerade aber Situationen wie die von der TE beschriebene sind die Nagelprobe, ob man wirklich zueinander steht, ob man wirklich kommunizieren kann, ob man wirklich zueinander passt, ob die Beziehung wirklich funktioniert. Wenn ja, dann findet man auch eine Lösung. Wenn nein, wird der Druck in der Regel irgendwann so hoch, dass einem das Ganze um die Ohren fliegt.

      Fernbeziehungen sind Mist, ja. Aber man kann sich arrangieren. Ich sage bewusst nicht, dass eine erfolgreiche Zeit der Fernebeziehung ein Garant dafür ist, dass es auch klappt, wenn man dann endlich zusammenlebt. Manchmal geht man sich dann erst richtig auf den Geist und stellt fest, dass ein Zuviel des Zusammenseins genausoi anstrengend sein kann wie ein Zuwenig. Aber auch in diesem Fall gilt: Gemeinsam Lösung finden und sich keinen unnötigen Druck machen.
      So oder so ist die Frage: Was sind die jeweiligen Erwartungen und wie kann man diese miteinander unter einen Hut bringen und an die äußeren Umstände anpassen.

      Avargon schrieb:

      Zumindest meiner Beobachtung nach suchen viele den Kick oder irgendwelche außergewöhnlichen Aktionen, um sich selber davon abzulenken, dass sie innerlich Leere spüren bzw. um zu übertünchen, dass das Problem in der Beziehung als solcher liegt.
      Meine Beobachtung ist, die Freude den anderen zu sehen, die gemeinsamen Bedürfnisse zu stillen und gemeinsam etwas zu unternehmen.
      Nicht die innerliche Leere zu übertünchen.
      Die habe ich nämlich nicht.
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !
      Deswegen schrub ich ja auch "viele", nicht alle. Wenn beide Freude haben und es Zeit und Gelegenheit hergeben, ist ja nichts dagegen einzuwenden, gemeinsam etwas zu unternehmen. Problematisch wird es eben nur dann, wenn man sich nicht auch mal anschweigen kann, ohne sich gegenseitig auf den Zeiger zu gehen.

      Avargon schrieb:

      Und da fängt das Problem leider oft schon an. "Quality Time" oder ähnlich ausformulierter Unsinn ist oft nur eine Umschreibung für verzweifelten Aktionismus, ohne durchschlagende Wirkung. Zumindest meiner Beobachtung nach suchen viele den Kick oder irgendwelche außergewöhnlichen Aktionen, um sich selber davon abzulenken, dass sie innerlich Leere spüren bzw. um zu übertünchen, dass das Problem in der Beziehung als solcher liegt. Ich unterstelle nicht, dass das im Fall der TE so ist, aber ich habe das schon oft beobachten müssen. Viele Menschen geben sich damit zufrieden, dass die Oberfläche schön poliert ist. Gerade aber Situationen wie die von der TE beschriebene sind die Nagelprobe, ob man wirklich zueinander steht, ob man wirklich kommunizieren kann, ob man wirklich zueinander passt, ob die Beziehung wirklich funktioniert....


      So oder so ist die Frage: Was sind die jeweiligen Erwartungen und wie kann man diese miteinander unter einen Hut bringen und an die äußeren Umstände anpassen.
      Ich finde das etwas widersprüchlich. Zum einen soll man seine Erwartungen äußern und darüber sprechen, zum anderen aber kein Druck entstehen. Ich denke, das passiert dann oft automatisch, wenn ein Partner eben diese Erwartungen bzw das Bedürfnis danach hat/äußert und der andere weniger. Vielleicht haben auch beide das Bedürfnis danach, aber die Zeit, ALLE Bereiche unter einen Hut zu bringen, reichte trotzdem nicht aus. Das hat mMn auch überhaupt nichts mit wildem Aktionismus zu tun. Ich denke, da gibt es einen Unterschied, in welcher Beziegungsform man lebt: in einer Spielbeziehung ist es schön und vielen wichtig, auch außerhalb des Kontexts dann auch noch so Zeit miteinander zu verbringen, der Fokus liegt aber klar eher auf dem BDSM-Bereich. Ein Paar, dass sich beispielsweise als Spielbeziehung kennengelernt hat und nun zusammen lebt bzw in einer festen Partnerschaft mit Alltag und allem drum und dran, muss andererseits wahrscheinlich eher aufpassen, dass der BDSM-Bereich oft nicht zu kurz kommt. Dass man eben nicht nur Paar ist, sondern eben auch Dom und Sub. Diesen Spagat stelle ich mir teilweise recht schwierig vor (TPE oder 24/7 mal ausgenommen).

      sklvn1411 schrieb:

      Ergänzung: und da liegt, denke ich mir, der Hase im Pfeffer: wie das Machtgefälle aufrecht erhalten, wenn der BDSM-Part selten gelebt wird oder werden kann? Und wie @Avargon da schon richtig schrieb: beide Seiten nicht auf Abruf agieren können. Geht das? Ich stelle mir das sehr schwierig vor...

      Dabei können einfache kleine Ritual helfen, die auch im Alltag ihren Platz haben.
      Das Geheimnis ist nicht, die Schmetterlinge zu jagen, sondern den Garten zu pflegen, so dass sie von alleine kommen - Mario Quintana
      Machtgefüge findet für mich viel im Kopf statt.
      Ich habe ihn als meinen Herr angenommen . Ich brauche nicht täglich eine Demonstration seiner Macht .
      Natürlich brauche ich auch zwischen durch meine Dosis Schmerz und Erniedrigung. Das fordert einfach die Masochistin ein .

      Aber oft reicht im Alltag ein fester griff in den Nacken ein Blick .

      Dadurch das ich hin gut kenne kann er mich auch schriftlich per WhatsApp ganz gut einfangen .
      Träume nicht dein Leben
      Lebe deinen Traum

      sklvn1411 schrieb:

      Avargon schrieb:


      Ich finde das etwas widersprüchlich. Zum einen soll man seine Erwartungen äußern und darüber sprechen, zum anderen aber kein Druck entstehen. Ich denke, das passiert dann oft automatisch, wenn ein Partner eben diese Erwartungen bzw das Bedürfnis danach hat/äußert und der andere weniger. Vielleicht haben auch beide das Bedürfnis danach, aber die Zeit, ALLE Bereiche unter einen Hut zu bringen, reichte trotzdem nicht aus. Das hat mMn auch überhaupt nichts mit wildem Aktionismus zu tun. Ich denke, da gibt es einen Unterschied, in welcher Beziegungsform man lebt: in einer Spielbeziehung ist es schön und vielen wichtig, auch außerhalb des Kontexts dann auch noch so Zeit miteinander zu verbringen, der Fokus liegt aber klar eher auf dem BDSM-Bereich. Ein Paar, dass sich beispielsweise als Spielbeziehung kennengelernt hat und nun zusammen lebt bzw in einer festen Partnerschaft mit Alltag und allem drum und dran, muss andererseits wahrscheinlich eher aufpassen, dass der BDSM-Bereich oft nicht zu kurz kommt. Dass man eben nicht nur Paar ist, sondern eben auch Dom und Sub. Diesen Spagat stelle ich mir teilweise recht schwierig vor (TPE oder 24/7 mal ausgenommen).
      Das ist keineswegs wiedersprüchlich. Es macht einen Unterschied, ob Du freundlich sagst, dass es schön wäre, wenn Du mal Schokolade haben könntest bzw. dass Du Schokoldae magst, oder ob Du das bei jeder passenden oder unpassenden Gelegeheit lautstark erzählst bzw. schreiend im Supermarkt auf dem Boden liegst (um es mal etwas metaphorisch zu formulieren).

      Wie und wo sich Prioritäten verschieben, ist eher sekundär. Letztlich gilt es, zu verstehen, was die jeweiligen aktuellen Prioritäten sind und Wege zu finden, den Wünschen und Bedürfnissen beider zu entsprechen. Z.B. in Form der von @donatin genannten Rituale

      sklvn1411 schrieb:

      wie das Machtgefälle aufrecht erhalten, wenn der BDSM-Part selten gelebt wird oder werden kann? Und wie @Avargon da schon richtig schrieb: beide Seiten nicht auf Abruf agieren können. Geht das? Ich stelle mir das sehr schwierig vor...

      sklvn1411 schrieb:

      Vielleicht haben auch beide das Bedürfnis danach, aber die Zeit, ALLE Bereiche unter einen Hut zu bringen, reichte trotzdem nicht aus.
      [...]
      Dass man eben nicht nur Paar ist, sondern eben auch Dom und Sub.

      Meine Erfahrung ist, dass sich D/s hervorragend dafür eignet, es in den Alltag zu integrieren und das Machtgefälle auch ohne regelmäßige Sessions auszuleben und aufrechtzuerhalten. Selbst dann, wenn man sich nicht viel sehen kann oder wenig aktiv gelebte Zweisamkeit genießen kann.

      Wie ich schon schrieb, ist 'unser D/s' mittlerweile immer spürbar für mich. Sogar wenn mein Herr nicht bei mir ist. Um ein einfaches Beispiel zu nennen, welches ich schon des Öfteren erwähnt habe: Mir fällt abends ein, dass ich noch ein paar Sachen einkaufen muss. Ich fahre aber nicht einfach los! Zuerst ein Blick aus dem Fenster: Ist es draußen noch hell? Nein? Dann darf ich nicht mehr einkaufen gehen, denn wenn es dunkel ist, habe ich (außer in Ausnahmefällen) zu Hause zu bleiben. Ist es noch hell, muss ich darauf achten, wie ich gekleidet bin: Mein Rock/Kleid soll mindestens knielang sein, wenn ich alleine rausgehe. Bevor ich losgehe, habe ich mich schriftlich bei meinem Herrn abzumelden. Die Zeit nehme ich mir, auch wenn ich spät dran bin. Wenn ich wieder zu Hause bin, melde ich mich schriftlich zurück.

      Das Machtgefälle ist also präsent, egal wie groß die räumliche Distanz gerade ist.

      Oder: Wenn wir zwar Zeit miteinander verbringen, aber bspw. irgendwelche Alltagsdinge Priorität haben (Gespräche führen, anstehende Ereignisse planen, gemeinsame Termine wahrnehmen usw.), muss BDSM trotzdem nicht unbedingt zu kurz kommen. Es gibt so viele 'Kleinigkeiten', die ganz nebenbei passieren können... So sitze ich z. B. immer auf meinem Kissen zu seinen Füßen, egal ob er nur schnell auf eine Zigarette vorbeikommt oder fünf Stunden bei mir bleibt; egal ob eine Session geplant ist, wir tiefgründige Gespräche führen oder albern drauf sind und uns den größten Blödsinn erzählen. ^^ Das ist und bleibt mein Platz. Allein das ist schon ein Ausdruck des mitschwingenden Machtgefälles - ohne dass wir uns bewusst Zeit dafür nehmen müssten. Wenn wir zusammen unterwegs sind, habe ich auf seiner rechten Seite zu gehen. Er will das so - also achte ich darauf. Wenn wir essen gehen, schaue ich nur in die Karte, damit Außenstehende nichts davon mitbekommen, dass er aussucht, was ich esse. :love: Und ich beginne erst dann zu essen, wenn er angefangen hat.

      Möglichkeiten, das Machtgefälle präsent zu halten und D/s in die gemeinsame Zeit einfließen zu lassen, selbst wenn andere (alltägliche) Dinge mal Vorrang haben, gibt es also wirklich viele! :) Einen vom Alltag abgetrennten Zeitrahmen braucht es dafür wirklich nicht (außer man will es so). Bei mir würde das allein auf der mentalen Ebene schon nicht funktionieren, weil es mir viel zu gezwungen und 'unecht' vorkäme. Wir mögen es lieber, wenn sich die Dinge spontan in die eine oder die andere Richtung entwickeln - ganz ohne Druck und Erwartungen, denen beide oder einer von uns eventuell gar nicht gerecht werden kann/möchte. Emotionen und Stimmungen entstehen eben nicht auf Knopfdruck - und dann ist es doch viel schöner, das zu tun, worauf man gerade wirklich Lust hat. :) Vergeudete Zeit ist es für uns nie!
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.