Angeregt durch viele Beiträge hier zu vielen verschiedenen Themen, schreibe ich meine/unsere Erfahrungen mit dem Öffnen unserer Beziehung und deren Verlauf danach mal auf, um Mut zu machen, daß es nicht immer in die Hose gehen muss und sich ein Versuch immer lohnt.
Um den Weg dahin beschreiben zu können, muss ich etwas weiter ausholen: Ich lebe mit meinem Partner nun im 15. Jahr zusammen (nicht verheiratet), und wir haben viel gemeinsam erlebt, Gutes und weniger Gutes zusammen bewältigt. Wir haben unterschiedliche Berufe (beide selbständig) und ein sehr zeit- und arbeitsintensives gemeinsames Hobby, das uns sehr zusammenschweißt. Vor ca. 6 oder 7 Jahren kam ich, „geweckt“ durch ein Schlüsselerlebnis mit meinem Partner, auf das Thema BDSM, das mich brennend interessierte, wusste ich doch sehr wenig darüber. Also habe ich begonnen, mich schlau zu machen, bin relativ schnell auf die Gentledom-Hauptseite gestoßen und dadurch hier im Forum gelandet, wo ich seitdem (relativ schweigsames, aber immer aktiv lesendes) Mitglied bin. Ich habe mich als devot-masochistisch erkannt und wollte das natürlich (er)leben. Also habe ich mit meinem Partner darüber gesprochen, und er war auch durchaus interessiert, ist aber ein bißchen lesefaul. Immerhin hat er sich aber auch hier angemeldet (VaBeFiLu). Gemeinsam haben wir Stammtische (plus) besucht, Forentreffen, Freunde gefunden, an privaten Treffen teilgenommen, entsprechend ausgestattete Wohnungen gemietet, tausend Ideen gehabt, viel gesehen usw. Es hat uns und auch unser sexuelles Leben inspiriert und belebt. Meine Wünsche/Träume wuchsen und gediehen, genauso wie unser Spielzeugsortiment, und mein Partner probierte sich aus, hatte zwar Spaß an meinen Reaktionen, stellte aber relativ bald fest, daß Dominanz nichts für ihn ist und später, daß er auch nichts Sadistisches an sich hat. Zugucken gefiel ihm, meine Reaktionen inspirierten ihn, aber selbst in der Richtung tätig sein mochte er nicht. Und er hat es wirklich versucht, bis es dann anfing, ihn und unseren Spaß am Sex zu belasten, was natürlich das Letzte war, was wir wollten.
In den ganzen Jahren dieser Entwicklung haben wir immer wieder und viel geredet, auch sehr offen über Wünsche, Träume, Ängste und Sorgen. Nicht täglich, aber doch, so oft sich Gelegenheit bot. Dabei kam auch die Frage auf: Was wäre, wenn nun einer von uns sich etwas sehr wünscht, das der andere aber nicht erfüllen kann oder will? Woanders suchen? Könnte jeder von uns damit leben? Würden wir unsere Beziehung dafür aufgeben? Immer wieder und auch in verschiedenen gedachten Szenarien kamen wir Beide zu dem Schluss, daß unsere Gefühle füreinander sehr stark und ja trotzdem noch da sind und wir der Meinung wären, daß wir trotzdem zusammenbleiben wollen würden und könnten, und dem anderen ja nichts abginge, wenn der eine das, was ihm zwischen uns fehlt, woanders fände. Vorausgesetzt, man ist ehrlich miteinander und die dritte Person versucht nicht, sich in unsere Beziehung einzumischen. Dazu muss man sagen, daß wir Beide über fünfzig (ich über sechzig) sind, jeder eine gescheiterte Ehe hinter sich und sein(e) Kind(er) groß und unabhängig hat. Ich stamme aus gerade in dieser Hinsicht „interessanten“ Familienverhältnissen, sodaß ich sowieso schon sehr lange und viel über Partnerschaften und die „Liebe“ nachgedacht hatte. Eine gewisse „Reife“, Lebenserfahrung und das Bewusstsein für gewisse Werte sind bei uns Beiden also durchaus vorhanden.
Als vor jetzt ziemlich genau drei Jahren sein Vater und meine beiden Eltern sehr kurz nacheinander starben, wurde mir sehr klar, daß ich nicht das Zeitliche segnen wollte, ohne wenigstens einen Teil meiner Träume erlebt zu haben, und mein Nachdenken sowie auch meine Wünsche wurden intensiver, irgendwie existenzieller. Ich wollte aber auch meine Beziehung zu meinem Partner nicht verlieren, den ich bis heute sehr liebe. Betrügen wollte ich ihn aber auch nicht – ich mag keine Unehrlichkeiten – zumal das „technisch“ sehr schwierig geworden und sicher früher oder später aufgeflogen wäre, und das hätte ihn ganz sicher zutiefst verletzt, was ich auf keinen Fall wollte. Aber verzichten wollte ich auch nicht!
Nach gut zwei Jahren weiteren Grübelns entschloss ich mich, einen gemeinsamen Urlaub als Gelegenheit zu nehmen, ihn um eine Öffnung unserer Beziehung zu bitten. Ich kann gar nicht sagen, wie viele schlaflose Nächte ich über das „Wie“ zugebracht habe. In den ersten Urlaubstagen habe ich nachts gesessen und einen Brief an ihn geschrieben, weil ich mir nicht sicher war, ob ich es ihm sagen könnte, und an einem der letzten Urlaubstage habe ich all meinen Mut zusammengenommen, ihm gesagt, daß wir etwas bereden müssten, und er mir sagen sollte, ob er es lieber lesen würde, oder direkt von mir hören. Er wollte nicht lesen – sagte ich schon, daß er lesefaul ist? Ich weiß bis heute nicht, ob er geahnt oder gewusst hat, was kommen würde, aber er hat mir sehr aufmerksam zugehört, und dann war es, als hätte ich mit Vollkaracho ein offenes Scheunentor eingerannt! Er hat sofort verstanden, was meine Motivation ist, was ich mir wünsche, und daß ich keinesfalls vorhabe, unsere Beziehung in Frage zu stellen und hat mich freigegeben für das Ausleben meiner Neigung. Daß ich mich ihm mitgeteilt und ihn gefragt habe, sei für ihn der größte Liebes- und Vertrauensbeweis, hat er gesagt. Einzige Bedingung: auch er hätte Lust auf „fremde Haut“ und würde sich auch gerne danach umschauen, was mir natürlich recht war (und ist). Ich wäre auch bereit gewesen, ein für alle mal von meiner Neigung Abstand zu nehmen, wenn er es nicht hätte ertragen können, und das habe ich ihm auch gesagt. Das wollte er aber nicht, weil er mich nicht unglücklich sehen wollte. Wir waren uns einig, daß diese Abmachungen auch unserer Partnerschaft gut tun könnten. Und JA, das haben sie!
Nach jetzt fast einem Jahr, in dem ich einen festen (ebenfalls gebundenen) Herrn gefunden habe, der mir sehr gut tut, kann ich nur sagen, daß diese Öffnung der Beziehung uns Beiden, jedem für sich, und unserer Partnerschaft (auch sexuell) nur Gutes gebracht hat, wobei mein Partner leider bisher noch keine passende „Spielbeziehung“ (ohne BDSM) gefunden hat, u.a. weil viele Frauen entweder eine echte Beziehung suchen, oder ihm die offene Beziehung nicht glauben. Die gegenseitige Toleranz geht so weit, daß mein Partner, der sowieso viel außerhalb arbeitet, sogar das Haus räumt, wenn ich mich mit meinem Herrn treffe, und ich würde das Gleiche für ihn tun, ohne daß es mir irgendwelche Schmerzen bereiten würde. Ich würde es ihm von Herzen gönnen und bin ihm unendlich dankbar, daß er es mir gönnt. Auch auf mehrfache Nachfrage meinerseits, bestätigt er mir immer wieder, daß es ihm nicht nur nichts ausmacht, sondern er sich daran erfreut, wie ich dabei aufblühe.
Unser Miteinander ist in dieser Zeit um Einiges tiefer und bewusster geworden und auch sexuell wieder deutlich aktiver und unbefangener, u.a. weil der „Druck“ raus ist, etwas tun oder auf etwas verzichten zu müssen.
Ich habe das alles aufgeschrieben, weil die Frage nach Möglichkeiten einer Öffnung von Beziehungen hier im Forum in vielen Diskussionen immer wieder auftaucht, es oft als Problemlösung empfohlen, aber auch oft mit der Bemerkung „Das funktioniert sowieso nicht“ abgetan wird, und weil ich denke, daß ein solcher Erfahrungsbericht evtl. anderen helfen kann.
Danke für’s geduldige Lesen.
Um den Weg dahin beschreiben zu können, muss ich etwas weiter ausholen: Ich lebe mit meinem Partner nun im 15. Jahr zusammen (nicht verheiratet), und wir haben viel gemeinsam erlebt, Gutes und weniger Gutes zusammen bewältigt. Wir haben unterschiedliche Berufe (beide selbständig) und ein sehr zeit- und arbeitsintensives gemeinsames Hobby, das uns sehr zusammenschweißt. Vor ca. 6 oder 7 Jahren kam ich, „geweckt“ durch ein Schlüsselerlebnis mit meinem Partner, auf das Thema BDSM, das mich brennend interessierte, wusste ich doch sehr wenig darüber. Also habe ich begonnen, mich schlau zu machen, bin relativ schnell auf die Gentledom-Hauptseite gestoßen und dadurch hier im Forum gelandet, wo ich seitdem (relativ schweigsames, aber immer aktiv lesendes) Mitglied bin. Ich habe mich als devot-masochistisch erkannt und wollte das natürlich (er)leben. Also habe ich mit meinem Partner darüber gesprochen, und er war auch durchaus interessiert, ist aber ein bißchen lesefaul. Immerhin hat er sich aber auch hier angemeldet (VaBeFiLu). Gemeinsam haben wir Stammtische (plus) besucht, Forentreffen, Freunde gefunden, an privaten Treffen teilgenommen, entsprechend ausgestattete Wohnungen gemietet, tausend Ideen gehabt, viel gesehen usw. Es hat uns und auch unser sexuelles Leben inspiriert und belebt. Meine Wünsche/Träume wuchsen und gediehen, genauso wie unser Spielzeugsortiment, und mein Partner probierte sich aus, hatte zwar Spaß an meinen Reaktionen, stellte aber relativ bald fest, daß Dominanz nichts für ihn ist und später, daß er auch nichts Sadistisches an sich hat. Zugucken gefiel ihm, meine Reaktionen inspirierten ihn, aber selbst in der Richtung tätig sein mochte er nicht. Und er hat es wirklich versucht, bis es dann anfing, ihn und unseren Spaß am Sex zu belasten, was natürlich das Letzte war, was wir wollten.
In den ganzen Jahren dieser Entwicklung haben wir immer wieder und viel geredet, auch sehr offen über Wünsche, Träume, Ängste und Sorgen. Nicht täglich, aber doch, so oft sich Gelegenheit bot. Dabei kam auch die Frage auf: Was wäre, wenn nun einer von uns sich etwas sehr wünscht, das der andere aber nicht erfüllen kann oder will? Woanders suchen? Könnte jeder von uns damit leben? Würden wir unsere Beziehung dafür aufgeben? Immer wieder und auch in verschiedenen gedachten Szenarien kamen wir Beide zu dem Schluss, daß unsere Gefühle füreinander sehr stark und ja trotzdem noch da sind und wir der Meinung wären, daß wir trotzdem zusammenbleiben wollen würden und könnten, und dem anderen ja nichts abginge, wenn der eine das, was ihm zwischen uns fehlt, woanders fände. Vorausgesetzt, man ist ehrlich miteinander und die dritte Person versucht nicht, sich in unsere Beziehung einzumischen. Dazu muss man sagen, daß wir Beide über fünfzig (ich über sechzig) sind, jeder eine gescheiterte Ehe hinter sich und sein(e) Kind(er) groß und unabhängig hat. Ich stamme aus gerade in dieser Hinsicht „interessanten“ Familienverhältnissen, sodaß ich sowieso schon sehr lange und viel über Partnerschaften und die „Liebe“ nachgedacht hatte. Eine gewisse „Reife“, Lebenserfahrung und das Bewusstsein für gewisse Werte sind bei uns Beiden also durchaus vorhanden.
Als vor jetzt ziemlich genau drei Jahren sein Vater und meine beiden Eltern sehr kurz nacheinander starben, wurde mir sehr klar, daß ich nicht das Zeitliche segnen wollte, ohne wenigstens einen Teil meiner Träume erlebt zu haben, und mein Nachdenken sowie auch meine Wünsche wurden intensiver, irgendwie existenzieller. Ich wollte aber auch meine Beziehung zu meinem Partner nicht verlieren, den ich bis heute sehr liebe. Betrügen wollte ich ihn aber auch nicht – ich mag keine Unehrlichkeiten – zumal das „technisch“ sehr schwierig geworden und sicher früher oder später aufgeflogen wäre, und das hätte ihn ganz sicher zutiefst verletzt, was ich auf keinen Fall wollte. Aber verzichten wollte ich auch nicht!
Nach gut zwei Jahren weiteren Grübelns entschloss ich mich, einen gemeinsamen Urlaub als Gelegenheit zu nehmen, ihn um eine Öffnung unserer Beziehung zu bitten. Ich kann gar nicht sagen, wie viele schlaflose Nächte ich über das „Wie“ zugebracht habe. In den ersten Urlaubstagen habe ich nachts gesessen und einen Brief an ihn geschrieben, weil ich mir nicht sicher war, ob ich es ihm sagen könnte, und an einem der letzten Urlaubstage habe ich all meinen Mut zusammengenommen, ihm gesagt, daß wir etwas bereden müssten, und er mir sagen sollte, ob er es lieber lesen würde, oder direkt von mir hören. Er wollte nicht lesen – sagte ich schon, daß er lesefaul ist? Ich weiß bis heute nicht, ob er geahnt oder gewusst hat, was kommen würde, aber er hat mir sehr aufmerksam zugehört, und dann war es, als hätte ich mit Vollkaracho ein offenes Scheunentor eingerannt! Er hat sofort verstanden, was meine Motivation ist, was ich mir wünsche, und daß ich keinesfalls vorhabe, unsere Beziehung in Frage zu stellen und hat mich freigegeben für das Ausleben meiner Neigung. Daß ich mich ihm mitgeteilt und ihn gefragt habe, sei für ihn der größte Liebes- und Vertrauensbeweis, hat er gesagt. Einzige Bedingung: auch er hätte Lust auf „fremde Haut“ und würde sich auch gerne danach umschauen, was mir natürlich recht war (und ist). Ich wäre auch bereit gewesen, ein für alle mal von meiner Neigung Abstand zu nehmen, wenn er es nicht hätte ertragen können, und das habe ich ihm auch gesagt. Das wollte er aber nicht, weil er mich nicht unglücklich sehen wollte. Wir waren uns einig, daß diese Abmachungen auch unserer Partnerschaft gut tun könnten. Und JA, das haben sie!
Nach jetzt fast einem Jahr, in dem ich einen festen (ebenfalls gebundenen) Herrn gefunden habe, der mir sehr gut tut, kann ich nur sagen, daß diese Öffnung der Beziehung uns Beiden, jedem für sich, und unserer Partnerschaft (auch sexuell) nur Gutes gebracht hat, wobei mein Partner leider bisher noch keine passende „Spielbeziehung“ (ohne BDSM) gefunden hat, u.a. weil viele Frauen entweder eine echte Beziehung suchen, oder ihm die offene Beziehung nicht glauben. Die gegenseitige Toleranz geht so weit, daß mein Partner, der sowieso viel außerhalb arbeitet, sogar das Haus räumt, wenn ich mich mit meinem Herrn treffe, und ich würde das Gleiche für ihn tun, ohne daß es mir irgendwelche Schmerzen bereiten würde. Ich würde es ihm von Herzen gönnen und bin ihm unendlich dankbar, daß er es mir gönnt. Auch auf mehrfache Nachfrage meinerseits, bestätigt er mir immer wieder, daß es ihm nicht nur nichts ausmacht, sondern er sich daran erfreut, wie ich dabei aufblühe.
Unser Miteinander ist in dieser Zeit um Einiges tiefer und bewusster geworden und auch sexuell wieder deutlich aktiver und unbefangener, u.a. weil der „Druck“ raus ist, etwas tun oder auf etwas verzichten zu müssen.
Ich habe das alles aufgeschrieben, weil die Frage nach Möglichkeiten einer Öffnung von Beziehungen hier im Forum in vielen Diskussionen immer wieder auftaucht, es oft als Problemlösung empfohlen, aber auch oft mit der Bemerkung „Das funktioniert sowieso nicht“ abgetan wird, und weil ich denke, daß ein solcher Erfahrungsbericht evtl. anderen helfen kann.
Danke für’s geduldige Lesen.
Wir brauchen dringend einige Verrückte. Guckt Euch an, wo uns die Normalen hingebracht haben! (G.B. Shaw)