Fußt DS primär auf sexuelle Motive oder ist dem nicht so?

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      Ich versuche mal DS bewusst von der sexuellen Komponente zu trennen.

      Ein dominanter Mensch, unabhängig von sexueller Interaktion, kann bei mir zum Beispiel ein Gefühl der Sicherheit auslösen. Ich weiß, dass ich mich in schwachen Momenten an diese Person wenden kann und aufgefangen werde. Im konkreten Fall meines Freundeskreises handelt es sich zwar um einen Dom, jedoch besteht zwischen uns keinerlei sexuelles Verhältnis. Es ist mehr eine vertraute Basis des Wissens darum, dass er aufgrund seiner Dominanz die Fähigkeit besitzt, mich in schwierigen Situationen zu beruhigen und zu führen. Möglich, dass dies auf sein DS zurückzuführen ist - ich weiß es nicht.

      Ich selbst tue mich schwer damit mich Menschen zu öffnen, jedoch verursachen wie bereits erwähnt, dominante Persönlichkeiten durchaus ein Gefühl der Sicherheit bei mir, ganz ohne sie sexuell attraktiv zu finden. Die sexuelle Komponente kommt meist hinzu, wenn der Gegenüber für mich attraktiv ist, es sich aus dem Kontext ergibt und nicht um schwerwiegende Themen geht, bei der ich mich an Dominanz wende um Halt zu bekommen.

      Also nein, DS fußt für mich nicht auf der sexuellen Komponente, nicht zwangsweise.

      Rudolf schrieb:

      Nur mit den zweiten Teil deines letzten Satzes ("...,weil ich es nicht lebe.") kann ich jetzt sehr wenig bis gar nichts anfangen.
      Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich mein SM ohne Sex auslebe.

      Viva schrieb:

      Wichtig wäre es doch, ob jemand der ansonsten eher sexuell gesteuerte Beziehungen führt dies beim D/S nicht benötigt, oder umgekehrt.
      Das ist auch ein interessanter Gedanke.
      Die Frage für mich wäre dann noch, ob jemand es nicht benötigt oder eben darauf verzichten mag, weil andere Aspekte wichtiger sind (eben z.B., wenn man mit einem asexuellen Menschen eine BDSM-Beziehung führt).

      Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass viele Kontakte genau an dem Punkt enden. Wenn das Gespräch auf die sexuelle Ebene geht und ich sage, wie ich das für mich sehe, kommen die meisten nicht damit klar und beenden den Kontakt.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      Sahnetoertchen schrieb:

      Ein dominanter Mensch, unabhängig von sexueller Interaktion, kann bei mir zum Beispiel ein Gefühl der Sicherheit auslösen. Ich weiß, dass ich mich in schwachen Momenten an diese Person wenden kann und aufgefangen werde.
      Ja, das Gefühl kenne ich auch. Hat für mich (!) aber nichts mit DS im BDSM zu tun, sondern ist einfach eine Beziehung wie Lehrer und Schüler.
      Ist das für Dich auch schon DS? :gruebel:
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Feuerpferd schrieb:

      Sahnetoertchen schrieb:

      Ein dominanter Mensch, unabhängig von sexueller Interaktion, kann bei mir zum Beispiel ein Gefühl der Sicherheit auslösen. Ich weiß, dass ich mich in schwachen Momenten an diese Person wenden kann und aufgefangen werde.
      Ja, das Gefühl kenne ich auch. Hat für mich (!) aber nichts mit DS im BDSM zu tun, sondern ist einfach eine Beziehung wie Lehrer und Schüler.Ist das für Dich auch schon DS? :gruebel:
      Wenn es eine mir nahestehende Person ist, ja. Es besteht dann kein Lehrer und Schüler Verhältnis, sondern eine Freundschaft, in der ich mich in die Obhut einer dominanten Persönlichkeit gebe und mich auch lenken lasse.

      Kann man verstehen, was ich meine? Also nach meiner Definition ist es durchaus DS.
      Ich verstehe manche Antworten so, dass einige entgegen der gängigen Definition nicht davon ausgehen, dass BDSM mit DS als Teilbereich eine sexuelle Neigung ist. Sondern etwas anderes, das unter Umständen nicht im Entferntesten auf etwas Sexuellem fußt (wobei Sexualität weit mehr umfasst, als den bloßen Akt oder Körperlichkeiten). Das finde ich bemerkenswert.
      Für mich ist D/S ganz klar etwas Sexuelles. Bei D/S geht es um Macht, aber Macht ist für mich nie ein Selbstzweck. Im Gegenteil, Macht muss für mich immer gerechtfertigt werden, Macht dient einem Zweck. Man hat z.B. oft auch im Beruf Macht, wo diese eine ordnende Funktion hat. Bei D/S hat die Macht für mich die Funktion Lust zu bringen und das beiderseitig. Klar kann man auch in einer D/S Beziehung abseits der Sexualität auch Sicherheit vermitteln, aber da ist für mich Macht fehlplatziert, weil es auch anders geht und Macht auch große Nachteile mit sich bringt.

      Mademoiselle schrieb:

      Je nach dem wie weit man den D/S Begriff aber auslegt (siehe oben Kerndefinition), kann dies auch im Rahmen einer vollkommen platonischen Freundschaft stattfinden. Eine meiner engen Vertrauten hat beispielsweise ein Rückenleiden und es fällt ihr schwer, sich zu bücken. Da gehe ich auch vor ihr auf die Knie - um ihr die Schuhe zu binden, ihre Tasche vom Boden aufzuheben, ihr vieles zu erleichtern. Man hat mich schon scherzhaft ihre "Kammerdienerin" genannt. Ich müsste es nicht tun, sie würde es selbst auch hinbekommen, wenn auch unter Schmerzen. Aber ich nehme es ihr gerne ab. Wenn man so möchte, ordne ich mich in diesem Kontext auch (mit erhobenem Haupt) unter.
      Den Ansatz finde ich durchaus interessant, insbesondere was die Emotionen betrifft, die eine solche Situation in dir auslöst. Ich denke aber, dass der Vergleich nicht so ganz passt, da sich die beschriebene Situation außerhalb eines von beiden Seiten vereinbarten BDSM-Rahmens abspielt, also gar nicht in einem solchen Kontext stattfindet. D/s, so wie ich es bislang verstanden habe, ist niemals eine einseitige Sache, sondern beinhaltet ein Machtgefälle, das von beiden Seiten als solches 'erkannt' wird und gewollt ist. Der eine will dominieren/führen/beherrschen, der andere will sich unterwerfen/folgen/dienen. Ob sie es D/s nennen, eine andere Bezeichnung vorziehen oder gar keinen speziellen Ausdruck dafür verwenden, spielt im Grunde keine Rolle.

      Was du hier beschreibst, sehe ich(!) eher so: Deine Freundin ist krank, du unterstützt sie und sie nimmt deine Hilfe gerne und vermutlich auch dankbar an. Dass du dies als Unterordnung und Dienen wahrnimmst und dabei vielleicht auch Demut empfindest, möchte ich keineswegs in Abrede stellen! Aber was ist mit der anderen Seite, also deiner Freundin? Will und erwartet sie es von dir? Hat sie deswegen das Gefühl, dich zu beherrschen? Übt sie Macht aus? Hat sie das Gefühl, dir übergeordnet/überlegen zu sein?
      Ich kenne sie natürlich nicht, gehe aber davon aus, dass dem nicht so ist. Denn ist so etwas in einer engen, vertrauten Freundschaft nicht nahezu selbstverständlich? Ich finde schon (was nicht heißt, dass ich es erwarte/verlange, es nicht wertschätze oder es für nichts Besonderes halte - ganz im Gegenteil!). Wenn mein bester Freund (eigentlich sage ich auch lieber 'engster Vertrauter') krank ist, erledige ich bspw. auch mal den Einkauf für ihn, koche ihm Tee, helfe ihm im Haushalt oder unterstütze ihn anderweitig. Und das mache ich von Herzen gern! Aber nicht, weil er sich in einer Position sieht, in der er so etwas von mir erwarten/verlangen dürfte; nicht, weil er mich dominiert oder wir es jemals so vereinbart hätten! Es gibt in diesem Kontext bei uns kein Beherrschen, Dominieren und keine Machtausübung. Dies ist laut deiner Kerndefinition, die übrigens auch der meinen entspricht, aber ein Teil von D/s:

      Mademoiselle schrieb:

      Dominance & Submission. Herrschaft und Unterwerfung, Macht und Unterordnung. Eine erotische Komponente kann hierbei mitspielen, muss es jedoch meiner Ansicht nach nicht.

      Ohne den, der Macht über den anderen hat und haben will, ist es in meinen Augen nicht D/s, selbst wenn der andere sich ihm unterordnet und dabei devote Gefühle hat. Umgekehrt gilt das gleiche: Von jemandem dominiert und unterworfen zu werden, ohne sich wirklich unterwerfen zu wollen, ohne seine Macht als solche anzuerkennen und zu akzeptieren, und ohne mit einem zwischenmenschlichen Miteinander dieser Art einverstanden zu sein, ist kein D/s-Kontext vorhanden. In welchem Verhältnis auch immer man zueinander steht: Fehlt das 'D' oder das 'S', ergibt sich daraus einfach kein D/s. ^^

      D/s ist ein Teil von BDSM, für den es mindestens 2 Personen mit 'entgegengesetzter' (und somit zueinander passender) Neigung braucht. Ein Machtgefälle im Sinne von Dominanz & Unterwerfung besteht in meinen Augen also nur, wenn beide eine entsprechende Neigung haben - wobei sie sowohl die eigene als auch die des anderen anerkennen - und sie gemeinsam ausleben wollen. Das ist natürlich nur mein Verständnis von D/s, aber ich glaube, wenn man sich gegenüber einer anderen Person in bestimmten Situationen unterwürfig und dienend fühlt, diese Person aber nichts davon weiß, es zudem nicht so empfindet und sieht (und auch nicht so sehen möchte), weil sie die jeweiligen Situationen nicht mit Dominanz und Unterwerfung in Verbindung bringt und auch keinerlei Macht ausübt oder irgendwie anders dominierend/führend auf die andere Person einwirkt, ist man von D/s recht weit entfernt.


      Übrigens: Wenn ich mal krank bin und nicht so kann, wie ich will, macht mein Herr all diese Dinge ebenfalls für mich. Er umsorgt mich liebevoll, nimmt mir ab, was mir schwerfällt und gibt sein Bestes, um mir die Situation ein bisschen angenehmer und so erträglich wie möglich zu machen. Natürlich kann man das als 'dienen' ansehen. Es ist aber ein Dienen ohne BDSM-Bezug. Es berührt unser Machtgefälle nicht. Wenn ich mit einer dicken Erkältung im Bett liege und mein Liebster sich hingebungsvoll so um mich kümmert, wie ich es gerade brauche, habe ich deswegen ja nicht plötzlich Macht über ihn - und er wird dadurch auch nicht plötzlich zum devoten Partner. ^^ Er macht es einfach 'nur' aus Liebe und weil ihm mein Wohl am Herzen liegt. Seine fürsorgliche Art und sein Beschützerinstinkt gehören einfach zu ihm - genauso habe ich ihn kennen- und lieben gelernt.


      Es sollen nur ein paar Gedankenanstöße sein, die Dich dabei:

      Mademoiselle schrieb:

      Darüber denkt eine kleine Mademoiselle für sich selbst noch ein wenig nach

      ...vielleicht ein bisschen unterstützen, auch wenn sie natürlich nur meine persönliche Sicht (die sicher nicht jeder teilt) beschreiben. :)


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      Meinen Beitrag auf Seite 1 möchte ich gerne noch ergänzen:

      Sex ist mir in meiner Beziehung wichtig. Und Sex ohne D/s gibt mir mittlerweile (leider) nicht mehr viel. Sex ist aber nur ein Teil meiner Beziehung. D/s mag ich hingegen in fast(!) jedem Bereich meiner Beziehung - und dann hat mein Dienen oft überhaupt nichts mit sexuellen Absichten zu tun und erregt mich auch nicht. Ich fühle mich einfach wohl damit und es ist seelisch sehr erfüllend (auch für ihn). Es ist eine wunderschöne Basis für eine Beziehung.

      Klar hängen D/s im Alltag und D/s als sexuelle Komponente oftmals zusammen oder gehen fließend ineinander über. In unserem alltäglichen D/s-lastigen Miteinander gibt es aber eine ganze Menge Dinge, die ich überhaupt nicht erregend und geil finde - weil sie mit Sex einfach nichts zu tun haben. Es sind 2 Ebenen unserer Beziehung, die vermischt werden können, aber auch unabhängig voneinander existieren können.

      Ich stelle mir gerade vor, zwischen meinem Herrn und mir könnte es fortan keine sexuelle Interaktion mehr geben, z. B. wegen einer schlimmen Krankheit, einem schweren Unfall oder aus irgendeinem anderen Grund (egal warum, es ist ja nur rein hypothetisch). Wäre D/s als Beziehungsmodell dann nicht mehr möglich? Bzw. wäre es nicht mehr erfüllend? Würde ich mich ihm nicht mehr unterwerfen wollen? Könnte er mich nicht mehr beherrschen und führen? 4x 'Doch!'. Der Sex würde mir ganz sicher sehr fehlen, aber es wäre nur eine von mehreren Ebenen, die wegfallen würde. Auf D/s in unserer Beziehung würde ich deswegen nicht verzichten wollen, denn es gibt mir auch viel, wenn es keinen sexuellen Hintergrund hat. D/s-Handlungen können auch 'nur' dem Wunsch zugrunde liegen, in einer harmonischen, nicht-gleichberechtigten Partnerschaft einander das zu geben, was man braucht, um sich wohl und sicher und geborgen zu fühlen und miteinander glücklich zu sein.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Ich finde diesen Thread total interessant, weil viele es so völlig anders sehen als ich, ^^

      Für mich fußt DS eindeutig auf sexuellen Motiven, wie ich bereits oben erwähnte, denn BDSM ist für mich eine sexuelle Neigung. Ohne eine entsprechende sexuelle Neigung gäbe es für mich kein BDSM und damit auch kein DS.

      Zofe schrieb:

      Ich stelle mir gerade vor, zwischen meinem Herrn und mir könnte es fortan keine sexuelle Interaktion mehr geben,
      Der Satz hat mich noch einmal zum Nachdenken gebracht.
      Denn er betont, wie viele andere es im Grunde auch gesagt haben, daß sie "sexuelle Motive" mit "sexuellen Handlungen" gleichsetzen. Ich trenne das jedoch.
      Natürlich bedeutet auch für mich "sexuelle Motive", daß ich mir wünsche, daß es irgendwann zu sexuellen Handlungen kommt. Muss es aber nicht zwangsläufig bzw. es reicht mir aus, wenn ich sexuell erregt werde. Das Gegenüber muß nicht zwangsläufig aktiv sexuelle Handlungen vollziehen.

      Zofe schrieb:

      D/s-Handlungen können auch 'nur' dem Wunsch zugrunde liegen, in einer harmonischen, nicht-gleichberechtigten Partnerschaft einander das zu geben, was man braucht, um sich wohl und sicher und geborgen zu fühlen und miteinander glücklich zu sein.
      Ohne sexuelle Anziehung hätte ich jedoch diesen Wunsch nicht. Das war bisher bei jeder Partnerschaft/Beziehung der Fall.
      Scheinbar bin ich ein sehr sexuelles Wesen im Gegensatz zu den meisten hier, :sofa: .
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Sternenglanz schrieb:

      aber ich denke nicht, dass nur, weil der Wunsch zur Devotion auf andere Motive fusst, diese Menschen weniger sexuelle Wesen sind.
      Da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt, :sofa: . Tut mir leid, ;( .
      Ich wollte nicht sagen, daß andere grds. weniger sexuelle Wesen sind.
      Da ich jedoch Devotion ohne sexuelle Anziehung nicht wünsche und empfinde, bin ich in dem Bereich scheinbar sexueller als andere. :pardon:
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Liebe @Feuerpferd


      Ich schleiche schon eine ganze Weile um diesen Thread umher.
      Ich würde lügen, wenn ich sagen würde dass mein D/s nicht sexuell geprägt gewesen wäre.
      Ohne die sexuelle Komponente wäre ich nie dort gelandet.
      Auch ich bin nicht so selbstlos.
      Ich kann mir D/s ohne sexuellen Einfluss schlicht und ergreifend nicht vorstellen.
      Deine Beiträge in diesem Thread kommen meinem Empfinden sehr nahe und ich bin froh für diesen Einblick.


      Ich denke es macht dich nicht ungenügend und mit Sicherheit bist du mit deinem Empfinden nicht allein. :blumen:
      Wie bei so Vielem...Jedem so wie es gefällt und richtig und passend erscheint.

      Für mich persönlich fußt es nicht primär darauf, kann aber zusammenspielen.
      Im Umkehrschluss: ich kann es für mich auch trennen.
      D/s bedeutet für mich Führung und Unterwerfung. Machtgefälle. Das spüre ich auch sehr gerne ohne sexuelle Komponente.

      Was bei mir z.b. in das Thema mit reinspielt, sind die Seile. Seile bringen mir eigentlich nur wirklich etwas, in Verbindung mit einem Machtgefälle.
      Ich habe mich auch mal von Jemandem fesseln lassen, der nicht dominant war. Zwar hab ich mich dann trotzdem über die Seile auf der Haut gefreut, aber die Intensität und Fülle an Gefühlen war dann nicht da.

      Aber bevor ich abschweife:
      Bondage hängt für mich also sehr eng mit D/s zusammen wenn es mir wirklich was geben soll...aber nicht mit Sex.
      Hätte ich hier also die Wahl, würde ich eindeutig sagen: Bondage bitte ohne sexuelle Komponente, dafür aber mit deutlichem Machtgefälle.
      Sei immer Du selbst.
      Außer Du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!
      Hallo zusammen

      Ich hab die langen Antworten hier nur zum Teil gelesen/überflogen, ich antworte also nur auf die Frage aus dem ersten Post.

      Ich denke DS fußt auf dem gleichen, auf dem Liebesbeziehungen an sich fußen. Ich denke man könnte es sexuell nennen, aber auch anders.

      DS ist natürlich erstmal eine sexuelle Sache, die dann (manchmal) immer mehr und mehr in den Alltag eingreift. Das gilt aber auch für romantische Beziehungen jeder Art, zumindest bei denen die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Erstmal findet man sich attraktiv, dann hat man eine ganze Menge Sex, dann lernt man die Familien und Freunde kennen, dann fängt man an sich gegenseitig im Alltag zu helfen und zu unterstützen, dann zieht man vielleicht zusammen, denkt über Kinder nach, etc.

      Der Beginn ist immer sexuell, und die Folgen, die Beziehung an sich, breitet sich im jeweiligen Leben von dort aus aus. Für mich ist DS ein Modus Operandi der Dynamik der Beziehung, die sich vom sexuellen weiter und weiter in den Alltag der beteiligten ausbreitet.

      Lg
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.
      Auch ich möchte die Eingangsfrage beantworten, ohne alles akribisch gelesen zu haben.

      D/s ist für mich eine (Liebes-) Beziehungsform in einer wie auch immer gearteten sexuell motivierten Partnerschaft. Aus diesem Grund ist D/s für mich durchaus sexuell geprägt. Wobei "sexuell" ein größeres Feld umfasst, also nicht nur den geschlechtlichen Akt. Es ist einfach die Art, wie ich meine Partnerschaft lebe.

      Natürlich bin ich in meinem Wesen insgesamt hilfsbereit, zurückhaltend, daran interessiert, dass ich helfen kann, dass es anderen Menschen gut geht. Das macht für mich aber nicht mein D/s aus. In meiner gesellschaftlichen Stellung, in meinem sozialen Beruf, ordne ich mich nicht bedingungslos unter. In meiner Partnerschaft ist das etwas, was ich erstrebenswert finde. Dem Menschen, den ich liebe und vertraue, auch die Macht über mich zu geben.

      Ich habe das jetzt mal versucht kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen und hoffe, mich verständlich ausgedrückt zu haben.
      Eine von Wind und Hasten zerzauste Mademoiselle schaut eiligst hier herein und lässt ein paar Worte zurück:

      @Zofe: Vielen, lieben Dank für deine Anregungen! Mir war bewusst, dass das Beispiel mit der Freundin etwas, nun, im wahrsten Sinne des Wortes 'grenzwertiges' (definitorisch betrachtet) ist. Es war ein bisschen als Gedankenexperiment ersonnen. Viele, recht vage, andere Überlegungen sind darin mit eingeflossen, als ich es nieder geschrieben habe. Gewiss hätte ich die geschilderte Situation auch - wäre ich spontan gefragt worden - nicht zu D/S gezählt. Ich hatte lediglich ein wenig darüber sinniert, ob D/S auch dann vorhanden sein kann, wenn beide Parteien unausgesprochen und vielleicht fast unbewusst Tendenzen in die eine oder andere Richtung haben, sich diese komplementären Parteien treffen und diese Dynamik unterschwellig stets zum Tragen konnt. Ich hab gegrübelt, ob das in verschiedenen Kontexten denkbar und als D/S bezeichenbar wäre. Beispielsweise in einer Freundschaft, in der sich ein Part eher als 'Prinzessin' sieht und sich schon gerne bedienen lässt und der andere Part ab und an gerne die Rolle einer 'Hofdame' übernimmt - etwas überzogen ausgedrückt. Oder, um etwas Anderes aufzugreifen, ein führungstarker Hotelmanager und ein Dienstmädchen mit Leib und Seele. Das waren so meine Hirngespinste. Ich glaube noch immer, dass beide hier genannten Beispiele Aspekte von D/S aufweisen. Würde sie aber nach einigem Überlegen nicht wirklich als D/S Beziehungen/Konstellationen in dem Sinne ansehen - das führt dann doch zu weit, glaubt eine kleine Mademoiselle ;)
      Auch wegen der von dir beobachteten und geschilderten Unterschiede, Zofe. Merci für die Denkhilfe!
      You think it's just a puppet
      A puppet on a string
      Loyal marionette to your will

      But beware, master, beware!
      The net you weave
      the strings you play
      may play with you as well
      Schaut man sich nur die Definitionen im Gentledom Lexikon an, sind für DS sexuellen Motive nicht zwingend notwendig.

      Offensichtlich spielen die sexuelle Motive aber häufig doch eine tagende Rolle.

      Die essentiellen Punkte beim DS sind für mich persönlich
      -Eingehen eines freiwilligen Machtgefälles zwischen D und S in einem gewissen Rahmen
      -Ausnutzung des Machtgefälles durch D um die eigene sexuelle Lust bis zum Höhepunkt zu steigern
      -Sexueller Lustgewinn von S durch die erfahrene Macht von D
      -Angebot und Nachfrage

      Dies schließt für mich jedoch nicht aus, dass auch nicht sexuelle in einer DS Beziehung eine wichtige Rolle spielen können. Aber DS ohne Sex wäre für mich ehrlich gesagt keine Option.

      Für mich als S wäre es auch essentiell, dass die treibende Kraft meiner D der eigene sexuelle Lustgewinn ist, weil die bestmögliche Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse meiner D meine sexuelle devote Neigung ist.

      Ich selbst suche offen gesagt, in einer solchen DS Beziehung selbst meine bestmöglich sexuelle Befriedigung.

      Nun ist es aber wohl so, dass die Bedürfnisse von D und S sicherlich weder inhaltlich noch zeitlich immer im Einklang stehen. Aus dem Machtgefälle ergibt ich aber aus meiner Sicht, automatisch die Tendenz eines Vorrangprinzips der Bedürfnisse von D.

      Ich als S würde das freiwillige Machtgefälle solange akzeptieren, solange meine Bedürfnisse in ausreichenden Teilen ausreichend oft erfüllt werden. Was für mich noch ausreichend ist, bestimmt in wesentlichen Teilen auch Angebot und Nachfrage. Als männlicher Sub befinde ich mich in einer Masse, die nur von wenigen weiblichen DOMs nachgefragt wird und daraus ergibt sich bei mir auch eine hohe Bereitschaft andere Dienste außer die sexuelle Befriedigung meiner DOM zu leisten.
      Ich für mich muss sagen: mein persönliches DS fußt sogar ausschließlich auf sexueller Motivation. Vielleicht ist es bei mir eher sowas wie ein DS-Fetisch. Ohne DS macht Sex jedenfalls meist keinen Spaß.
      Wir haben versucht, auch im Alltag ein Machtgefälle zu etablieren, aber ich musste feststellen, dass mich ein Machtgefälle im Alltag absolut abstößt.
      Nein, es ist für mich ein rein sexueller Kink.