Leider wieder einmal ein tödlicher BDSM Unfall vor Gericht

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      Nachdem ich den Focus-Bericht und andere Presseartikel zum Fall gelesen habe, bleiben für mich noch reichlich Fragen offen. Vermutlich stellt sich diese aber der „Stino“-Reporter auch nicht.
      Zuerst und juristisch bestimmt am wichtigsten, war dies tatsächlich eine vollständig einvernehmliche BDSM—Beziehung, oder spielen hier Misshandlung oder Vergewaltigung auch mit? Wie vorher schon geschrieben, werden wir es nie sicher wissen. Aber nach Konsum der Berichterstattung bleibt für mich da ein großes Fragezeichen...
      Die nächste Frage ist die, nach der Eigenverantwortlichkeit von Subs. Ist es eigenverantwortlich sich auf Praktiken einzulassen, die für mich gefährlicher (z.B. durch bereits bestehende Beschwerden) sind , als man allgemein annimmt?
      Ein anderer Aspekt ist die Frage nach Selbstbestimmung im Angesicht gravierender gesundheitlicher Folgen.
      In diesem Fall, muss der Wunsch keine medizinische Hilfe zu holen akzeptiert werden? Gibt es hierfür vielleicht objektive Gründe? Schwierig!
      Die Frage die bestimmt vielen unter den Nägeln brennt, was ist mit der Verantwortung als Dom?
      Hätte er nicht eigentlich von potenziell gefährlichen Praktiken Abstand nehmen müssen, in dem Wissen, dass hier ein noch ungeklärtes medizinisches Problem vorliegen könnte?
      Hätte er medizinische Hilfe holen müssen, obwohl Sub dies ablehnt?
      ...
      Die letze Frage die sich mir im Zusammenhang mit dem Fall gradezu aufdrängt ist, welchen Wert haben Aussagen über jahrzehntelange Erfahrung im BDSM? Für diesen Fall ist man vielleicht geneigt zu sagen, überhaupt keine. Ist das tatsächlich so?
      Dies sind aber alles Themengebiete, die hier im Forum an anderer Stelle bereits beleuchtet wurden. Auf den Fall bezogen ist es für mich äußerst schwierig das einzuordnen. Durch den Mangel an weitergehenden Informationen bleibt das Spektrum offen. Von tragischem Unfall bis übelster, bewusster Misshandlung mit der Absicht zu verletzen....
      Es bleibt zu hoffen, dass solche Unglücke die absolute Ausnahme bleiben!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von jg72 ()

      Könntest du in dem Fall die Verantwortung tragen, den Arzt NICHT zu rufen? Auch ein Notarzt darf niemanden zwangsbehandeln. Dann ist das aber die ausdrückliche Entscheidung des Patienten, und ist dann auch (wieder) eigene Verantwortung des Patienten.

      Was gefährliche Praktiken angeht gibt es einmal den rechtlichen Rahmen. Siehe Sittenwidrigkeit, ab da ist die Einwilligung unbeachtlich. Unabhängig vom rechtlichen OK musst du entscheiden, ob du die Verantwortung dafür tragen kannst oder willst.

      Ansonsten wird dein Wissen zum Zeitpunkt der Tat berücksichtigt, was Sittenwidrigkeit angeht. Hier waren ungeklärt Probleme im Bereich des Darms bekannt. Auch da muss jeder selbst entscheiden, ob er das in Kauf nimmt.

      Die Einwilligung funktioniert immer zweiseitig, wenn du so willst. Du willigst ein, die Verantwortung zu übernehmen. Auch für Fahrlässigkeit oder Unfallrisiken. "Er/ Sie hat es so gewollt" bringt einen weder moralisch noch juristisch aus der Verantwortung.

      Generell sollte man sich von der juristischen Seite nicht verunsichern lassen, wenn man einen gesunden Menschenverstand besitzt. Besitzt man keinen, hilft einem das Gesetz auch nicht. Ich mag halt Jura, und auch abstrakte Diskussionen, hat bei mir aber wenig mit der gelebten Praxis zu tun.
      Naja, der springende Punkt in diesem Fall ist und bleibt für mich die Frage nach der Einvernehmlichkeit. Ist diese nicht gegeben, entfallen alle anderen Fragen eigentlich. Gegen Einvernehmlichkeit sprechen die Anzeige(n) wegen Misshandlung und die „Flucht“ in das Krankenhaus bzw. Frauenhaus. Zumindest zeitweise scheint ja nicht immer alles so einvernehmlich auf beiden Seiten wahrgenommen worden zu sein.
      Sollte mir so etwas passieren, und gleich mehrfach, würde ich die gesamte Beziehung scharf überdenken. Vermutlich beenden (Konjunktiv, da ich keine persönlichen Erfahrungen damit habe). Egal ob Sub oder Dom, beide haben nicht die Konsequenzen gezogen, die der sogenannte gesunde Menschenverstand empfehlen würde. Zugestehen muss ich, dass Liebe allerdings in der Lage ist, auf beiden Augen blind zu machen...
      Soviel zu meinen Zweifeln an der durchgehenden Einvernehmlichkeit...
      Alle weiteren Fragen stellen sich nur, wenn es sich tatsächlich um eine einvernehmliche BDSM-Beziehung gehandelt hat und dies nicht eine Schutzbehauptung ist, um eine missbräuchliche Beziehung zu verbergen...