Muskeln anspannen - ja oder nein?

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      Muskeln anspannen - ja oder nein?

      Als ich @Pat im Chat kennengelernt hatte, spielten wir zunächst lange nur virtuell, bevor es zum 1. Treffen kam.
      Ich war ja der totale Frischling im Bereich BDSM und so bekam ich ab und an Tipps von ihm.

      Bei einem dieser virtuellen Spiele spannte ich als Reaktion auf einen Schlag meine Muskeln am Hintern an und Pat schrieb: "Nicht anspannen, Schläge auf angespannten Muskeln schmerzen mehr als auf lockeren." Okay, das merkte ich mir und gab mir Mühe, auch bei späteren reellen Treffen immer wieder schnell locker zu lassen.
      Pat beobachtete mich bei jeder reellen Session sehr genau und erkannte, dass ich genug hatte und an meine Grenzen kam, wenn sich meine kompletten Rückenmuskeln zusammenzogen.

      So weit, so gut.

      Irgendwann spannte ich mal wieder aus Reflex an und schaffte es zeitlich nicht, wieder lockerzulassen, bevor der nächste Schlag auf meinen Hintern traf.
      Und was geschah? Es tat weniger weh, ich war verwirrt ?(

      Ich spielte ein wenig mit dieser Erkenntnis herum. Bei den Treffen danach ließ ich anfangs bewusst immer locker. Kam der Zeitpunkt, an dem ich an die Grenze kam, aber für ihn noch aushalten wollte oder ich schon am Anfang einer Session merkte, dass ich heute nicht viel einstecken kann, spannte ich den gesamten hinteren Bereich knallhart an und konnte wesentlich mehr wegstecken als ohne Anspannung. Meine Erkenntnis war also, dass es genau umgekehrt ist, als das, was Pat mir anfangs gesagt hatte.

      Anders ist das nochmal, wenn ich vornübergebeugt auf Schläge warte. Durch die Haltung sind die Muskeln am Hintern ja automatisch gestraffter als beim Stehen. Die Schläge, die mich dann treffen, ziehen in der Tat mehr als die im Stand.

      Jetzt habe ich eben eine Geschichte hier gelesen und auch da ist beschrieben, dass Schläge auf angespannte Muskeln mehr schmerzen und das bringt mich zu der Frage:

      Wie ist das bei euch?
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Ich versuche immer, so locker wie möglich zu lassen. Dann tut es weniger weh und ich kann mich insgesamt besser auf den Schmerz einlassen, denn wenn mein Körper entspannt ist, ist auch mein Geist eher entspannt. Wenn ich mich darauf konzentriere, für jeden Schlag meine Muskeln anzuspannen, kann ich nicht loslassen und es ist wirklich nur ein Aushalten, aber kein Genießen des Schmerzes.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Oh, das ist ein guter Hinweis, @Zofe.
      Das Einlassen kann ich auch nur, wenn ich locker lasse und versuche, den Schmerz willkommen zu heißen.

      @newbarbie, ich hatte das mal beim Rohrstock bewusst getestet und bei der Hand, es war bei beiden derselbe Effekt. Bei der Hand hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie ja so liebe *g

      Was auch interessant ist: Wenn ich anspanne, weil ich einen "schlechten Tag" habe und in Ketten stehe, ist das Geräusch, was die Gegenstände auf meinen Rückenmuskeln verursachen, viel intensiver und klangvoller zu hören und auch irgendwie zu spüren, so als ob ich Ohrstöpsel drinhätte.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Ich kann da @newbarbies Erfahrungen bestätigen.

      Es hängt bei mir auch von der Art des Schlagwerkzeugs ab.

      Bei flächigen Sachen (Hand, Paddel, etc.) tut es weniger weh, wenn der Po angespannt ist.

      Bei dünnen Sachen (Rohrstock, Gerte, etc.) tut es weniger weh, wenn ich locker lasse.

      Aber auch das, was @Isegrim_w_devot erwähnt hat, kann ich bestätigen. Wenn ich nach vorne übergebeugt bin, dann tut es generell mehr weh. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass die Muskulatur, wenn ich sie anspanne, sich ja zusammenzieht. Wenn ich aber nach vorn übergebeugt bin, wird das ganze ja gestreckt.


      Aber auch das, was @Zofe geschrieben hat, kann ich bestätigen. Will ich mich auf den Schmerz einlassen und ihn genießen und annehmen, dann muss ich mich entspannen. Dazu gehören Geist und Körper.
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      Das dürfte eine Frage der Physiologie sein. Bei regelmäßigen Schmerzreizen täubt sich der betreffende Bereich ein. Die Nerven schalten sozusagen in Schonbetrieb.

      Für ein beliebtes Experiment benötigt man nur einen handelsüblichen Daumen und ein kleines Hämmerchen: Daumen nehmen und regelmäßig mit dem Hämmerchen draufhauen (möglichst immer gleich stark). Nach einer Weile lässt der Schmerz nach... Ich gehe mal davon aus, dass ein ähnlicher Effekt auch der von Dir beschriebenen Symptomatik zu Grunde liegt.

      Subjektive Wahrnehmung ist ein ziemlich faszinierendes Thema.

      Shayleigh schrieb:

      Aber auch das, was @Isegrim_w_devot erwähnt hat, kann ich bestätigen. Wenn ich nach vorne übergebeugt bin, dann tut es generell mehr weh. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass die Muskulatur, wenn ich sie anspanne, sich ja zusammenzieht. Wenn ich aber nach vorn übergebeugt bin, wird das ganze ja gestreckt.
      :facepalm: Brett vorm Kopf, @Isegrim_w_devot. Ich sollte mal was frühstücken, bevor ich hier weiter schreibe. Natürlich ist das kein Anspannen, wenn ich vornübergebeugt bin....

      @Avargon, den Effekt habe ich bei langen Rohrstocksessions. Da wird in der Tat der Hintern leicht taub, dafür zecken dann die vereinzelten Schläge, die neben das ständig bearbeitete Areal treffen, stärker als sonst. Das hat jedoch nichts mit Anspannen oder Loslassen zu tun, jedenfalls bei mir nicht.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -

      Shayleigh schrieb:

      Aber liegt das nicht eher an den ausgeschütteten Endorphinen, @Avargon ?
      Nein. Das ist eine lokale Reaktion. Die anderen Finger sind davon nicht betroffen. Die Ausschüttung von Endorphinen als generalisierte Reaktion ist dann wieder etwas anderes.

      Im Grunde gibt es zwei große Regelkreise im Körper: Nerven und Hormone. Die Nerven sind für die schnelle Reaktion zuständig, die Hormone für eine eher langfristige Reaktion, die dafür nachhaltiger anhält. Beide ergänzen sich, haben aber im Grunde nichts miteinander zu tun. Macht für unser Überleben irgendwo auch Sinn :)

      Isegrim_w_devot schrieb:


      @Avargon, den Effekt habe ich bei langen Rohrstocksessions. Da wird in der Tat der Hintern leicht taub, dafür zecken dann die vereinzelten Schläge, die neben das ständig bearbeitete Areal treffen, stärker als sonst. Das hat jedoch nichts mit Anspannen oder Loslassen zu tun, jedenfalls bei mir nicht.
      Die von mir beschriebene Reaktion hat mit Anspannen oder nicht Anspannen auch nichts zu tun. Hatte ich auch nie behauptet.

      Du solltest wirklich was frühstücken :D

      Avargon schrieb:

      Das dürfte eine Frage der Physiologie sein.
      Worauf war das denn dann bezogen?

      Avargon schrieb:

      Du solltest wirklich was frühstücken

      Ich geh ja schon, bis nachher :D

      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Mir geht es so wie @Zofe
      Ich kann den Schmerz nur genießen oder wegatmen, wenn ich entspannt bin.

      Dass was Du gemacht hast liebe @Isegrim_w_devot hab ich auch probiert. Der Schmerz war für mich viel intensiver, teilweise unaushaltbar und ich hatte plötzlich alles voll mit Striemen und blauen Flecken wo vorher nix passiert ist.

      Ich bin mir sicher, dass es auch auf die Physiognomie des einzelnen Körpers ankommt. Von daher kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen rumzuprobieren bis man das für sich richtige gefunden hat. Der Weg kann lang sein. Aber er lohnt sich.

      Zofe schrieb:

      Wenn ich mich darauf konzentriere, für jeden Schlag meine Muskeln anzuspannen, kann ich nicht loslassen
      So mache ich das übrigens nicht, also nicht anspannen, entspannen, anspannen, entspannen. Das wär ja Stress pur.

      Wenn ich einmal anspanne, bleibt da so, bis Pat zwischenstreichelt oder ganz fertig ist. Ich spanne einmal an und halte das, über Minuten.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Da irgendwie noch kein Sadist was geschrieben hat hier, bin ich als Dom mal so frei.
      Sehr schöner Beitrag und deine Erkenntnis ist auch korrekt.
      Warum Ihr da beide Recht habt erkläre ich gerne.
      Leider steckt da etwas Physik dahinter :rot: da müsst Ihr jetzt aber durch :P .

      Wenn ein harter Gegenstand auf eine harte Fläche trifft kann die Energie nur schlecht sich verteilen.
      Bei hoher Schlagenergie gibt entweder das Schlaginstrument nach oder der Muskel.
      Was damit zu Verletzungen führen kann. Deswegen wird da Domseitig auch davon abgeraten.
      Das hängt aber in der Tat von der härte der Schläge ab, denn ein Angespannter Muskel hat auch eine Schutzfunktion.
      Der Muskel spannt sich an und schützt das Gewebe dahinter. Solange die Energie nicht ausreichend stark ist passiert hier dem Muskel
      nichts.

      Desweiteren was die Energieweiterleitung betrifft sind entspannte Musklen hier besser dazu geeignet. Da sich die Energie auf eine Größere Fläche verteilt.
      Haben einige über die Schlaginstrumente hier schon bemerkt :) . Wäre der Muskel hart wirkt die Energie sehr punktuell und damit steigt die
      Wahrscheinlichkeit das die Energie ausreicht den Muskel zu schädigen.
      Auch sind spuren wie blaue Flecken nur durch eine gewisse Tiefenwirkung zu erzielen was bei einem
      Angespanntem Muskel wegen der Schutzwirkung so nur bedingt gut klappt.

      Ob ein Muskel angespannt ist oder nicht bemerkt man aber auch als Dom, da der angespannte Muskel einen Teil der Energie entweder an das
      Schlaginstrument zurückgibt oder an die Hand.
      Warum ein angespannter Muskel mehr Schmerzen bedeuten kann hat mit den oben stehen Wirkungen zu tun, die aber nur in Verbindung mit der
      dahinter steckenden Energie die Wirkung entfalten. Bei Instrumenten die von Ihrer Handhabung her schon mehr Energie mitbringen
      empfehle ich die Muskeln wirklich locker zu lassen.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Viva () aus folgendem Grund: Langzitat entfernt zwecks besserer Lesbarkeit

      Danke, @Tocken1978 für die gute Erklärung :)

      Jetzt musste ich doch etwas grinsen, hab wie beim Zeichentrickfilm vor meinem inneren Auge gesehen,
      wie der Schlag zurückfließt in den Rohrstock und sich vibrierend erst auf die Hand, dann auf den Arm und dann auf den ganzen Körper des Doms fortsetzt :D

      Nachtrag: Das erklärt auch, warum ich die Schläge dann mit meinem Körper "hören" kann :gruebel:
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Meine sanften Rundungen bevorzugen eher die angespannte Muskulatur...

      Ich kann der Energie des Partners was entgegensetzen und den Schmerz in die Tiefe ableiten.

      SCHMERZ im Bereich der Tiefensensibilität /Tiefendruck kommen mir auf meiner Sinneslandkarte entgegen...ich kann MICH besser spüren!

      Lasse ich locker wird der Schmerz über die Oberflächensensibilität wahr genommen und über die Fläche transportiert...für mich schwerer zu ertragen ,da ich dort hypersensibel bin...

      BEIDES hat seine Berechtigung 8)
      Wenn ich weiß, da kommt was auf mich zu, spanne ich auch an und habe das Gefühl, es damit besser ab zu können.

      Locker lassen habe ich noch nie bewusst probiert, wenn, dann war es in Situationen, die total unerwartet und spontan waren. Das bisher jedoch nur sehr selten.

      Werde es mal testen ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von silk_n_desire ()

      Beim letzten Mal hat tiiiiiefes Ein- und Ausatmen bewirkt, dass ich mehr aushalten konnte,
      da brauchte ich das Anspannen nicht und auch nicht mein virtuelles Schutzschild.
      Ich bin auf dem Weg :)
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Hmmm...

      Das Anspannen und entspannen habe ich auch schon versucht. Für mich persönlich habe ich festgestellt, dass ich, dass es eine bestimmte Reihenfolge gibt die mir irgendwie hilft länger durchzuhalten und dazu führt, dass ich irgendwann einfach weg bin.

      Zu Beginn anzuspannen hilft mir sehr die ersten Schläge zu ertragen. Dann fange ich an sehr tief oder auch sehr schnell zu atmen, etwas später kann ich mich komplett entspannen und weg bin ich.. ... Es gibt einfach diesen Punkt in meinem Kopf, da geht es nicht mehr darum den Schmerz auszuhalten sondern darum ihn anzunehmen und ab da ist irgendwie Regenbogen, Sonnenschein und flauschige Wolke ☁... Nur bis ich dorthin komme dauert es eben etwas und diese Zeitspanne hängt auch immer von meiner Tagesform, dem Schlaginstrument und der Schlagkraft ab und davon ob ich eine bestimmte Position halten muss und /oder gefesselt bin... Aber so ist es eben bei mir. Das Empfinden ist sicher unterschiedlich. Oh und wenn Dom sagt ich soll mich entspannen oder ruhiger atmen, dann halte ich mich dran. Er weiß besser wie hart und womit er zuschlagen will und ob es zu Verletzungen kommen könnte oder nicht.