Prägung/Nachhaltigkeit Ersterfahrung

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      Prägung/Nachhaltigkeit Ersterfahrung

      „Du kannst noch so viel gereist sein. Irgendwann kommt eine Person in dein Leben und zeigt dir eine ganz neue Welt.“ (Unbekannt)

      Angeregt durch obenstehendes Zitat drängt sich mir die Frage auf wie prägend/nachhaltig Ersterfahrungen (erste und gleichzeitig auch längere D/s-Beziehung) im Bereich des BDSM sind und inwieweit diese die zukünftige Entwicklung beeinflussen?

      Natürlich sind wir die Summe all unsere Erfahrungen und diese begleiten uns auf die ein oder andere Weise unser Leben lang, aber mir geht es hier konkret um das Folgende: Nehmen wir bewusst/unbewusst die Vorstellungen/Werte/etc. des Partners an, der uns in die Thematik einführt und machen sie zu unseren?

      Hat sich bei euch in eurer Entwicklung und mit wechselnden Partnern eure Grundvorstellung geändert oder haltet ihr noch immer an den „ursprünglichen“ und teilweise auch vermittelten Werten fest?

      Beziehung ist gemeinsame Entwicklung - das ist mir bewusst... dennoch frage ich mich, wie sehr einen besonders die erste Erfahrung auch zukünftig beeinflusst.

      Zwischen den Zeilen gelesen, beinhaltet meine Fragestellung natürlich auch den Prozess des Loslösens. Eine neue Person tritt in euer Leben, ihr wünscht euch, dass ihr harmoniert und plötzlich setzt eine Art Sperre ein, weil ihr gewisse Dinge anders kennt, vergleicht, andere Reaktionen und Handlungen gewohnt seid, andere Grundwerte plötzlich von größerer Bedeutung sind etc.
      Ist dies rein ein Thema einer mangelnden Loslösung oder prägt einen die erste Erfahrung (D/s-Beziehung) wirklich derart?

      Noch ausgeweitet: Was wenn ihr feststellt, dass der Mensch der euch auf diesen Weg gebracht hat plötzlich seine eigenen Werte (die er immer versucht hat hochzuhalten und euch „gelehrt“ hat) plötzlich verrät und sich entgegen diesen verhält? Ich muss gestehen, mich hat das kurzzeitig in eine kleine „Identitätskrise“ gestürzt, da ich selbst nicht mehr wusste woran ich noch glauben sollte.

      Ich freue mich auf einen regen Austausch und eure geteilten Erfahrungen.
      Oh...guter Thread....Danke!

      Nach dem abrupten Ende meiner allerersten richtigen Beziehung mit allem Drum und Dran, wusste ich trotz der tragischen Umstände ziemlich sofort, dass ich irgendwann wieder spielen werde. Die Büchse der Pandora war doch grad erst aufgegangen!

      Mir war auch klar, dass dieses Spiel ein sehr individuelles ist und ich garantiert nicht ein zweites Mal genau dasselbe erleben würde.
      Als es dann soweit war, bin ich offen gewesen und sehr neugierig.

      So war es mir auch möglich rauszufinden, was ich eigentlich wirklich brauchen würde, geben könnte und sonst noch so erleben will. Ein Tabu ist geboren, ein anderes gefallen und mich nicht auf (s)ein BDSM zu versteifen, hat mir viel gebracht. Es ist wie mit allen Dingen...man muss in Möglichkeiten denken.

      Prägend und nicht verhandelbar sind die Eckpfeiler geblieben, die in dieser Beziehung so wichtig waren. Er muss der Typ "Fels in der Brandung" sein, mich fordern und fördern und abseits vom Spiel muss grundsätzlich ein gemeinsames Verständnis für die vielzitierte Augenhöhe herrschen...dann bin zu fast jeder Schandtat bereit.
      Ich glaube, erste Erfahrungen sollte man, in welchem Bereich auch immer, nicht absolut setzen.
      Außerdem ist meine Sicht darauf eher so: Er lehrt mich nichts, sondern wir lernen gemeinsam. Ich mache mir seine Wertvorstellungen nicht zu eigen, sondern wir tauschen uns über unsere Sichtweisen aus. Prägungen beruhen meiner Meinung nach auf Gegenseitigkeit, Dominanz hin, Submissivität her. Und natürlich spielen unsere Erfahrungen in früheren Beziehungen in unserer jetzigen eine Rolle.

      Ich stell mir das gern so vor: Die erste Erfahrung als Mosaikstein. Da glaubt man vielleicht noch, es gäbe nichts anderes. Aber ich kann neue Steine an alle Seiten anlegen. Und mit der Zeit verliert der erste Stein seine Ausschließlichkeit, wird Teil eines größeren, komplexeren Gebildes.
      den Vergleich zu einem Mosaik finde ich sehr treffend @Lokipetta.
      Ein Mosaik besteht aus vielen bunten Steinchen . Und genauso bunt ist auch BDSM.
      Wie auch ein unendlicher Lernprozess.
      Aneinandergereiht ergeben diese bunten Steinchen ein Bild aus Erfahrungen, das man beliebig weitersetzen kann.
      1. Stein 1. Erfahrung. :pardon: usw.
      Teufelchen im Blut, Engelchen im Herzen
      und ein bisschen Wahnsinn im Kopf 8)

      Aphaia schrieb:

      prägt einen die erste Erfahrung (D/s-Beziehung) wirklich derart?
      mich hat sie schon sehr geprägt...aber in sehr positiver Hinsicht.


      Lokipetta schrieb:

      Die erste Erfahrung als Mosaikstein.
      das sehe ich heute - nach etwas Abstand auch genau so.....es eröffnete mir weitere WQege, die ich vorher gar nicht kannte noch im Stande war mir das überhaupt auch nur annähernd vorzustellen.

      Die erste Beziehung bleibt also schon etwas ganz besonderes.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Jede Partnerin hat Massstäbe gesetzt, manche gut, manche weniger gut. Jetzt zu sagen, so gehört es und nicht anders finde ich komisch. Klar, manches will ich unbedingt und manches gar nicht. Es liegt aber nicht so sehr am Partner sondern an meiner Vorliebe für manches bzw. meiner Abneigung.

      :D
      Ich hab mit dem ersten Partner,der mich auserwählt ,auch einen hohen ,reflektierenden Anspruch an sich selbst erlebt ...gekoppelt mit einer Form von ^Ehrencodex^, wie mit dem Eigentum-der Dienden umzugehen ist.

      Wertschätzung ,Respekt und Achtung waren wie eine Leitlinie-ein roter Faden ,der das Miteinander grade in den Extremen immer wieder erdete.

      ....
      Die Art und Weise,die leidenschaftlichen Schnittmengen haben sich von früher bis heute mit dem jetzigen Liebes-Bindungspartner zwar verändert-allerdings zeichnet auch IHN die Fürsorge um das WOHL der Holden aus,aber auch die Kreativität und den Mut ,neues Land zu erkunden ...und mich zu der SEINEN zu machen.
      Vielen Dank für eure Sichtweisen.

      Ich habe denke ich auch zu lange gebraucht um mich wirklich zu lösen und komme gerade in die (doch auch aufregende) Phase mich selbst zu finden - abseits von ihm. Ich habe unser gemeinsam Erlebtes und die Art wie wir unsere Beziehung geführt haben immer sehr auf ihn reflektiert und dabei anscheinend vorübergehen vergessen, dass auch ich Teil des Ganzen war der alles ebenso geprägt und beeinflusst hat. Es nicht seine Werte und Vorstellungen waren, sondern genauso die meinem bzw. die unseren.

      Der Vergleich mit den Mosaiksteinen gefällt mir ebenso sehr gut - jetzt fehlt nur noch der Mut den zweiten Stein zu setzen.

      Vielen Dank für die Denkanstöße...
      (1)

      Das ist wirklich ein interessantes Thema.

      Ich denke um ehrlich zu sein nicht, dass diese Frage sonderlich viel mit BDSM zutun hat, als ich den Thread gelesen habe sind mir an manchen Stellen Gedanken wie "was tun, wenn man merkt das der eigene Vater sich nicht an die eigenen Regeln hält?", "was tun wenn ein Freund sich entfernt, und man sich fühlt als steckt man noch fest?" gekommen.

      Aber das macht natürlich nichts, weil es durch die Linse von BDSM durchaus eine spezielle Perspektive gibt, alleine schon weil es eine der wenigen Formen von Interaktion ist, in dem man sich (zumindest manch einer, unter Umständen) freiwillig zur "Veränderung anmeldet". (Stichwort Training, Erziehung, etc.)

      Ich werde hier eine längere Antwort schreiben, weil das Thema so interessant ist, obwohl ich eigentlich schlafen sollte (hier ist 7 Uhr in der Früh), also verzeiht mir bitte eventuelle Fehler. Da das hier wohl länger wird, eine kurze Gliederung, falls sich jemand nicht für alles interessiert:

      1. philosophischer Aspekt
      2. allgemeine BDSM Beobachtung
      3. persönliche Beobachtung

      1. philosophischer Aspekt

      Ich denke es kommt häufig vor das Menschen große Probleme haben, wenn sie den Glauben/das Vertrauen an/in Dinge/Ideen/Werte/Menschen/what ever, verlieren. Im groben denke ich da an die folgende Kette: x ist wahr! > oh nein, x ist falsch! > wenn x falsch ist, wieso sollte y wahr sein? > alles ist falsch! (Nihilismus).

      Ich denke es ist nicht sonderlich ratsam sich seine moralischen Vorstellungen so solide, und so eng zusammen zu schrauben, das man leicht in so eine Falle tappt. Das ist das Problem mit großen Gedanken Gebäuden, die haben Fundament-Steine und wenn die wackeln hat das keine schönen Konsequenzen.

      Ich für meinen Teil versuche das auf zwei Weisen zu verhindern. Erstens extrem simple, und extrem Wage grundlegende Prinzipien, zweitens so wenige Prinzipien wie möglich.

      Ich habe nur zwei Prinzipien, deren Widerlegung mich wirklich ins Wanken bringen würde und ich unterlasse es so gut wie möglich, mich auf andere Dinge zu verlassen.

      1. Jeder Mensch ist immer egoistisch, was ich will ist für mich gut, weil ich es will, was du willst ist für dich gut, weil du es willst. Das kann auch heißen das man sein Leben damit verbringt anderen zu helfen, das kann viele Gründe haben. Menschen haben, wie andere Tiere, evolutionär Mechanismen entwickelt, die belohnende Gefühle auslösen wenn man diversen Tätigkeiten nachkommt (Sex, Rauschmittel, Nahrung, Bewegung, Kampf, inner familiäre Kooperation, inner-Stamm Kooperation, inner-Spezies Kooperation, etc. etc. etc. etc.).

      2. Will man irgend was über die faktische Realität wissen, sollte man auf die wissenschaftliche Methodik vertrauen. (Beispiel: Ich stelle fest das ich den Wunsch habe meinen Freund glücklich zu machen. Diese Idee alleine reicht nicht, denn, wie stelle ich das an? >wissenschaftliche Methodik< Ich untersuche also (oder informiere mich bei anderen die diese Untersuchung bereits gemacht haben) über Daten zu menschlicher Zufriedenheit, Lebenserwartung, emotionaler Auslastung, etc. etc. etc. um dem Antrieb best möglich nach zu gehen.)

      Das sind die einzigen beiden Dinge bei denen ich mich wirklich völlig, rational, emotional, darauf verlasse das sie zutreffen. Alles andere ist für mich danach extrem relativ. Jeder untersucht, ob bewusst oder unterbewusst, die Mixtur der inneren Antriebe die man spürt (die verändern sich natürlich mit der Zeit und neuen Erfahrungen) und baut sich eine Art Lebensstrategie, bei manchen ein "Sinn für Anstand (oder "das Richtige")" bei anderen "ein Plan/Ziel", bei anderen ein Set von Maximen (z.B. kategorischer Imperativ), etc. zusammen.

      Die sind für mich auch relativ kurz und bündig.

      1. Mit der Wahrheit fährt man meist am besten.
      2. Abbau von Schwächen, Ausbau von Stärken, ist in der Regel was vernünftiges.
      3. Wissen ist Macht.
      4. Von sich aus Konflikt schüren ist meist eine schlechte Idee.
      5. Wenn man es mit Menschen zutun hat, sollte das Ziel sein dass das restliche Leben der beteiligten danach zumindest nicht schlechter, am besten besser ist als vor der Interaktion.
      6. Taten sagen mehr als Worte.
      7. Wenn du keine bessere Idee hast, halt dich an dein Bauchgefühl.

      Ich behaupte nicht das diese Ideen wahr sind, weder für jeden, noch für irgend wen, nicht mal wirklich für mich selbst, es sind nur die Maxime die sich bisher für mich am nützlichsten erwiesen haben. Würde sich das ändern, habe ich keine großartige Bindung an sie, und würde sie einfach über Bord werfen (oder abändern) wenn sich die Gegebenheiten ändern.

      Der Einfluss anderer Menschen:

      Natürlich haben viele Menschen die man trifft einen großen Einfluss auf die eigene Entwicklung. Ich sehe das als eine Form von "Wachstum". Jeder hat Intuitionen, für Emotionen, für die Wahrheit, mathematische Intuitionen, moralische Intuitionen, etc.

      Ich sehe es so das im Laufe der Entwicklung der Bereich des Wissens und der Erfahrung Stück für Stück erweitert wird. Je mehr neue Erfahrungen und Informationen, desto erfahrener wird der Mensch.

      Ich sehe es aber nicht wirklich direkt so, wie in dem Zitat zu Anfang geschrieben "...zeigt dir eine ganz neue Welt.", bzw. ich sehe es nur auf die metaphorische Weise so. Die neue Welt, das Potential zur Veränderung, ist im Individuum selbst. Deshalb halte ich es für so wichtig, sich nicht in die eigenen Ansichten zu verrennen. Ich, der ich (die meisten zumindest) meine Ansichten als Arbeitsvorlage, Provisorien, sehe, behaupte von mir selbst sehr unvoreingenommen und offen an nahe zu alle Dinge und Menschen heran treten zu können.

      2. allgemeine Beobachtungen zu BDSM

      Was dieses ganze Thema auf BDSM bezogen angeht, ist die erste Sache die mir auffällt, und ich will wirklich niemandem auf die Füße treten, ich habe es nur schon sehr oft gelesen, das sich eine Kette wie von mir am Anfang beschrieben abspielt.

      Ich habe das bisher hauptsächlich von Subs gelesen, ich bezweifle nicht das es diese Situation auch genau so aus Dom Sicht gibt (auch in vanilla Beziehungen), ich halte es der Einfachheit wegen, und weil ich es eben am häufigsten so gelesen habe, in dieser Form.

      Ich merke/gestehe mir ein/entdecke/etc. das ich devot bin>Ich stehe sehr auf Dom x>Ich vertraue Dom x>Es stellt sich raus Dom x ist unverantwortlicher Idiot>Ich traue Doms nicht.

      Das ist im wesentlichen genau die Kette zum Nihilismus, nur eben nicht bis zum Schluss vollzogen (nächste theoretische Schritte: wenn ich Doms nicht trauen kann, wieso Menschen an sich trauen?>Wenn ich Menschen nicht trauen kann, worauf dann verlassen?>Ich glaube nichts mehr!)

      Aus meiner Sicht, und wer das anders sieht kann das gerne anders sehen, wurde hier ab dem dritten Schritt völlig falsch gehandelt/gedacht. Vertrauen heißt für mich die Einschätzung auf (auf Daten beruhend (Gespräche, gegenseitig füreinander aufgebrachter Aufwand, etc.)) dass das eigene Wohlergehen in der Werte Rangordnung des anderen einen ziemlich hohen Stellenwert hat.

      Ich halte es für sehr wichtig erstens darüber nach zu denken wie andere Personen für mich stehen (wie weit sie mir vertrauen könnten), zweitens zu beobachten und kühl ein zu schätzen wie ich in dem Sinn für andere stehe, und drittens dabei nicht in Romantisierungen/Idealisierungen/Wunschdenken/etc. zu verfallen. Das geht natürlich nur zu einem gewissen Punkt, dennoch habe ich bisher nicht gesehen das jemand mit dieser Einstellung böse gegen eine Wand rennt.
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.
      (2)

      Der nächste Fehler ist auf der Ebene der Generalisierung Dom x zu "Doms", einfach weil Generalisierungen und andere Simplifikationen der Art in zwischenmenschlichen Interaktion für mich wenig nützlich erscheinen, wenn man sich über die Ebene der Flüchtigkeit die eine Interaktion mit einem Verkäufer oder ähnlichem an sich hat hinaus bewegt. Das man sowas leicht sagen kann, und es eine ganz andere Sache ist entsprechend emotional zu reagieren weis ich, aber ich stelle mir gern hohe Ansprüche.

      Die nächste Beobachtung die ich im Bereich BDSM gemacht habe ist die, dass "Individualität" für mich oft zu groß geschrieben wird. Was ich damit meine ist die Behauptung (die ich schon sehr oft, nicht das ich wüsste in diesem Forum aber an anderer Stelle sehr oft gelesen habe) "Erfahrung bringt nichts/sagt nichts aus/ hilft nicht groß/etc." wenn es um eine neue Beziehung, einen neuen Menschen geht.

      Ich denke das diese Behauptung so nicht stimmt. Es gibt gewisse Dinge, die sich von Mensch zu Menschen wirklich kaum unterscheiden (Knoten, Schlagtechnik mit Werkzeug um auch wirklich so rhythmisch/stark/schwach/etc. genau da zu treffen wo man will, Wissen über Orte wo man Dinge nachschlagen kann, ein durch Erfahrung und Austausch feiner werdendes Risiko Bewusstsein für Situationen, etc.).

      Darüber hinaus gibt es auch emotionale Muster, die sich zwischen Menschen ähneln können, und für den Umgang damit kann man ein Gespür entwickeln. (Beispiel: Sub 1 hat mit gewissen Dingen Probleme, Sub 2 hat mit gewissen Dingen Probleme. Selbst wenn nicht ein einziges der Probleme identisch ist, kann man doch über die Zeit ein Gespür dafür entwickeln ob es sinnvoller ist erst alle kleinen, dann mittleren, dann großen Probleme an zu gehen, oder gemischt, etc. Das muss natürlich kein Muster haben, aber es könnte ein Muster haben. Zweites Beispiel: Dom 1 hat Probleme seinen Sadismus zu zu lassen, Dom 2 hat Probleme seinen Sadismus zu zu lassen. Mir kann niemand erzählen das der Verlauf von Gesprächen über dieses Thema, die eine erfahrene Sub mit diversen Doms nacheinander hat, nicht produktiver wird wenn sie das schon mal erlebt hat.)

      Natürlich ist jeder Mensch anders, und bei einigen sehr eigensinnigen/kreativen/ungewöhnlichen Leuten gibt es vielleicht keine Gemeinsamkeiten mit irgend wem den man bisher getroffen hat, aber die Idee jedes mal mit einem frischen Blatt Papier anfangen zu müssen scheint mir etwas voreilig und zu einem gewissen Punkt auch unmöglich.

      3. Persönliche Erfahrungen

      Ich bin 18 Jahre alt, also extrem viele Erfahrungen habe ich mit diesem Thema noch nicht gemacht, aber ich würde behaupten genug um einige Dinge sagen zu können.

      Ich fand bisher wenn ich neue Dinge kennengelernt habe, egal ob durch Literatur, Kunst, Reisen, Menschen oder sonst wie, das sich das ganze in etwa so abspielt, wie beim Lernen einer Sprache. Neue Dinge, Informationen (bei der Sprache Vokabeln), sind wie lose Punkte in einem schwerelosen Raum im eigenen Kopf. Je tiefer man in etwas eintaucht, desto mehr Punkte kommen hinzu und wenn man einen Gedanken hat, egal ob ein eigener oder ein gelesener/gehörter ist dieser Gedanke wie ein kleiner Faden der mehrere Punkte verbindet (bei Sprachen Zusammenhänge thank-you ist durch eine Struktur verbunden).

      Im Laufe der Zeit entsteht dabei immer mehr Ordnung (bei Sprachen Grammatik, bei anderem Wissen/Erfahrung darin richtig/logisch/strukturiert/überlegt zu denken), und für mich würde ich es wie einen inneren Kern an fest verankertem Wissen (motorisches Wissen, Wissen über meine direkte geographische Umgebung, einfache Sprache, Wissen über enge Familie und Freunde, etc.) beschreiben, Umgeben von diversen Wolken von neuen Bereichen mit denen ich gerade erst begonnen habe mich zu beschäftigen. Wenn ich also neue Leute oder Dinge kennen lerne bildet sich etwas das ich als neue lose Wolke sehe, die mit der Zeit dichter wird, und irgend wann anfängt sich mit dem zu verknüpfen was schon fester da ist. Es zieht einen ja selten zu völlig unzusammenhängenden Dingen hin.

      Was BDSM angeht bin ich eindeutig durch meine erste (und immer noch aktuelle) Freundin geprägt, genau wie in den meisten anderen Bereichen meines Lebens. Die Frage ist nur, wie viel sagt das über ihren Einfluss auf mich aus? Wie viel sagt das einfach nur über mich aus? Wissen kann ich es natürlich nicht, aber ich vermute das jede Idee, die ich durch sie im Kopf habe, etwas darüber aussagt wie ich BDSM mit einer Frau die so ist wie sie leben will.

      Ich habe 1000 Ideen für Strafen und Belohnungen im Kopf, weil ich weis das sie ihr miss/gefallen, ich denke über Strafen und Belohnungen nach weil uns beiden die Idee von DS gefällt. Ich denke hätte ich eine neue Sub, wären die Ideen für Strafe und Belohnung für meine jetzige Sub von wenig Bedeutung, da diese zu meiner neuen Sub kaum passen würde.

      Was aber die Idee von Strafe und Belohnung an sich angeht, denke ich sind wir auf einem Level auf dem eine Frau mit der ich BDSM in etwa so leben kann wie ich es will gleichbedeutend wird mit einer Frau die meiner jetzigen Freundin in dem Sinn gleicht, das sie auch Strafe und Belohnung als Teil des Sexuallebens will.

      Ich wurde durch eine Sub geprägt, die einige von den Dingen mag die ich mag, manches von dem was ich mag nicht mag, und manches von dem das ich nicht mag mag. Zu einem gewissen Punkt wird mich das beeinflusst haben/noch beeinflussen, anderer Seits sehe ich das ganze, wie oben beschrieben, eher als das entdecken von Seiten der eigenen Persönlichkeit, also keine wirkliche Prägung im Sinne von "ich stehe jetzt wegen dir auf x" sondern "ich habe durch dich erkannt das ich auf x stehe".

      Demnach sehe ich die hauptsächliche Beeinflussung auf mich (und auch meinen Einfluss auf sie) als Hilfe zur Selbsterkenntnis über das was einem gefällt und was nicht.

      Abschließend, hier ist es wirklich spät, und ich weis nicht genau wann ich das nächste mal viel Zeit habe um länger was zu schreiben, deswegen antworte ich jetzt. Ich hab das ganze zwei mal durchgelesen und hoffe ich hab keinen all zu großen Fehler gemacht, im Bereich von Werten und Moral wird das schnell unangenehm, naja, wie dem auch sei, falls ich irgend wo wie ein totaler Idiot klinge, wo ein "nicht" oder ein "außer x" mich retten würde, liegt das vielleicht an der Müdigkeit.

      In dem Sinne, euch noch nen angenehmen Tag,

      Lg
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.
      ...was für ein epischer Diskurs @LordMarlboro, und das mit 18 Jahren, Respekt!

      Ich bin da eher Meister des Kurzfassens...

      Um beim Thema BDSM zu bleiben: ich vermute, dass dominante Menschen submissive mehr beeinflussen als umgekehrt, aber natürlich nimmt jeder von jedem irgendetwas mit.

      Izrah schrieb:

      ...und manches ist mit einem Partner möglich, mit einem Anderen aber undenkbar...selbst, wenn beide dasselbe wollten...auch so ein Lerngeschenk
      Das zum Beispiel unterschreibe ich sofort!

      Ich nehme der Einfachheit halber mich als Beispiel:
      Ich hatte meine Neigung schon immer, auch lange bevor ich überhaupt reale Erfahrungen sammeln konnte. Am Anfang gab es also nur Kopfkino; teilweise sehr extrem, sodass ich auch ohne Erfahrung schon wusste, dass es das immer bleiben wird. Was ich aber damals über so ziemlich jeden sadistischen Gedanken dachte. Mein Faible war Bondage (damals natürlich noch ohne diesen Namen). Als ich dann die ersten realen Erfahrungen sammeln durfte, stellte ich sehr schnell fest, dass Kopfkino und reale Ausführung zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe sind. Hier änderte sich meine "Prägung" also schon das erste mal. Und um auf obiges Zitat zurück zu kommen: mit jeder Partnerin ändern sich auch die angewendeten Praktiken, weil man diese ja auch anwendet, um sich an den Reaktionen darauf zu erfreuen. Und die sind bei verschiedenen Menschen natürlich auch unterschiedlich. Heute bin ich ebenso Sadist wie Seilkünstler, oder kombiniere beides. Und auch wenn die Partnerin jetzt seit 11 Jahren die gleiche ist, haben sich auch hier die Gewohnheiten im Laufe der Zeit geändert.

      Nachhaltig bleibt nur der Rahmen BDSM im Allgemeinen, dafür aber wohl lebenslänglich.
      LotOfKnots
      Ich finde das Thema sehr interessant :) .
      Deine erste (und dritte) Frage würde ich bejahen. Ich bin mir recht sicher, dass erste Erfahrungen immer prägend sind und sozusagen den Massstab bilden. (Wobei diese erste Erfahrungen ja kein festes unumstößliches Konstrukt darstellen, sondern sich im Idealfall in Form eines Prozesses weiter entwickeln.)

      Zur zweiten Frage kann ich nichts sagen, weil ich nie den Besitzer gewechselt habe.

      Deine letzte Frage kann ich derzeit sehr gut nachempfinden. Mein Herr hat letztens ein grausames Mindfuck mit mir getrieben, das genau zu so einer Identitätskrise führte. Und Identitätskrise finde ich auch irgendwie noch verharmlosend für das Durchlebte, wenn ich ehrlich bin, aber mir fällt gerade keine bessere Beschreibung ein :gruebel: . Aber ich kann mich dadurch gut in Dich reinversetzen. Das Problem dabei war, dass plötzlich alles in Frage gestellt wird und man sich neu definieren muss. Ich sah einen langen und schweren Weg vor mir und es hat mir nach der Auflösung klar gemacht, wie wichtig und einzigartig doch gemeinsame Ziele, Werte und Empfindungen sind.

      LordMarlboro schrieb:

      Ich denke das diese Behauptung so nicht stimmt. Es gibt gewisse Dinge, die sich von Mensch zu Menschen wirklich kaum unterscheiden (Knoten, Schlagtechnik mit Werkzeug um auch wirklich so rhythmisch/stark/schwach/etc. genau da zu treffen wo man will, Wissen über Orte wo man Dinge nachschlagen kann, ein durch Erfahrung und Austausch feiner werdendes Risiko Bewusstsein für Situationen, etc.).
      Dieser Meinung schließe ich mich gerne an!

      Es sind vielleicht einfach nur die Erfahrungswerte, die jeder in eine D/s Beziehung einbringt, denn Erfahrung ist nicht nur die Summe der persönlichen Fehlschläge (schönes Wortspiel im SM). Es sind auch die positiven Dinge, die man gerne als Blaupause für die nächste Partnerschaft im BDSM benutzen möchte.


      Ich glaube das jeder Dom/Top seine eigene Handschrift/Stil im BDSM hat und damit auch unbewusst seinen Partner prägt. Das gilt im positiven aber auch im negativen Sinn. Als Dom habe ich dann oft geerntet was mein Vorgänger gesät hat. Ich kenne aber auch Situationen, wo ich den Eindruck hatte, der letzte Dom steht unsichtbar in meiner Session bzw. Beziehung und mein Handeln wird an seinen vermittelten Wertvorstellungen gemessen.


      Gemeinsame Wertvorstellungen in Bezug auf D/s, waren für mich immer ein Attraktivitätsmerkmal, beim Kennenlernen. Diese sind aber nicht in Stein gemeißelt, können sich in einer Beziehung auch entwickeln oder wie Ballast einfach über Bord geworfen werden, wenn Sie in der Realität keinen bestand mehr haben. Gerade eine Trennung von einem Partner, ist die Gelegenheit für mich meine Werte infrage zu stellen.
      Das Geheimnis ist nicht, die Schmetterlinge zu jagen, sondern den Garten zu pflegen, so dass sie von alleine kommen - Mario Quintana

      Aphaia schrieb:

      Angeregt durch obenstehendes Zitat drängt sich mir die Frage auf wie prägend/nachhaltig Ersterfahrungen (erste und gleichzeitig auch längere D/s-Beziehung) im Bereich des BDSM sind und inwieweit diese die zukünftige Entwicklung beeinflussen?
      Hängt von der Erfahrung ab und wie diese verarbeitet wird.Alle Menschen sind Individuen und dementsprechend nicht exakt gleich.
      Auch hängt es von der Dauer ab. Ist deine Ersterfahrung über einen langen Zeitraum erfolgt hat dies mitunter durchaus Einflüsse.
      Das passiert aber auch außerhalb vom BDSM durch Freunde etc. ! Vielleicht kennst Du den Satz ja:
      Sag mir wer deine Freunde sind, und ich sage Dir wer Du bist.
      Außeneinflüsse können durchaus zu einem gewissen Grad also eine Entwicklung beeinflussen.


      Aphaia schrieb:

      Natürlich sind wir die Summe all unsere Erfahrungen und diese begleiten uns auf die ein oder andere Weise unser Leben lang, aber mir geht es hier konkret um das Folgende: Nehmen wir bewusst/unbewusst die Vorstellungen/Werte/etc. des Partners an, der uns in die Thematik einführt und machen sie zu unseren?
      Auch dies geschieht mitunter in Teilen. Aus der Prämisse heraus ob dies bei der Verarbeitung der Erfahrung uns für Wertvoll erscheint.
      Dementsprechend wäre man dann geneigt dazu solche Werte auch zu den seinigen zu machen.
      Was Du vermutlich meinst ist das es in Beziehungen ein angleichen mit zunehmender Zeit mitunter gibt.
      Dies geschieht dadurch das beide diese Beziehung wollen und Ihren Teil dazu beitragen das ein Wir auch von dauerhafterer Art ist.


      Aphaia schrieb:

      Hat sich bei euch in eurer Entwicklung und mit wechselnden Partnern eure Grundvorstellung geändert oder haltet ihr noch immer an den „ursprünglichen“ und teilweise auch vermittelten Werten fest?
      Sowohl als auch. Bestimmte Eigenschaften sind geblieben und Werte und manche waren auch einer Entwicklung unterzogen.
      Die Prioritäten können von Partner zu Partner unterschiedlich ausfallen. Die "must Have" sind aber immer gleich geblieben.


      Aphaia schrieb:

      Zwischen den Zeilen gelesen, beinhaltet meine Fragestellung natürlich auch den Prozess des Loslösens. Eine neue Person tritt in euer Leben, ihr wünscht euch, dass ihr harmoniert und plötzlich setzt eine Art Sperre ein, weil ihr gewisse Dinge anders kennt, vergleicht, andere Reaktionen und Handlungen gewohnt seid, andere Grundwerte plötzlich von größerer Bedeutung sind etc.
      Ist dies rein ein Thema einer mangelnden Loslösung oder prägt einen die erste Erfahrung (D/s-Beziehung) wirklich derart?
      Ich Antworte Dir mal DS bezogen darauf. Dein Dom möchte etwas mit Dir machen und legt dazu einen Weg fest.
      Du bist nun der Meinung das man es anders machen sollte.
      Frage: Hast Du dem Dom eingeräumt zu führen ?
      Wenn deine Antwort ja lautet dann lass Ihn machen. Viele Wege führen nach Rom auch wenn unsere Vorstellungen des Weges
      nicht immer die selbigen sind. Vielmehr noch kann ein neuer Weg Dich überraschen das er letztlich funktioniert.
      Das obwohl Du anfangs gezweifelt hast.


      Aphaia schrieb:

      Noch ausgeweitet: Was wenn ihr feststellt, dass der Mensch der euch auf diesen Weg gebracht hat plötzlich seine eigenen Werte (die er immer versucht hat hochzuhalten und euch „gelehrt“ hat) plötzlich verrät und sich entgegen diesen verhält?
      Doms und Subs sind Entwicklungsprozessen unterworfen. So kann sich ein Dom auch wie eine Sub weiterentwickeln.
      In Beziehungen sorgen aber gemeinsame Ziele dafür das dies nicht auseinander driftet. Nur wer gemeinsame Ziele verfolgt
      geht auch einen gemeinsamen Weg.
      Sprichbildlich dargestellt:
      Sub Ziel Hamburg
      Dom Ziel München
      Beide entwickeln sich auseinander !
      Sub Ziel München
      Dom Ziel München
      beide streben das selbige Ziel an !
      Nun führen aber viele Wege nach München. Wenn Dom (vorher abgesprochen) führen soll, ist Dom das Navi
      und sagt damit auch an wo es langgeht. Auch wenn Sub der Meinung ist,
      die Autobahn wäre besser als die Landstraße. ;)

      Warum das führen lassen ?
      Dom hat bestimmte Eigenschaften, Werte, Fähigkeiten bei denen er sich sicher ist das dieser Weg zum
      gewünschtem Ziel führen wird. Soll er nun aber einen Weg gehen, weil Sub das so will, dessen Fähigkeiten
      Werte und Eigenschaften Dom nicht hat. Gelingt es Ihm auch nicht Sub an das Ziel zu führen.
      Dies würde nur dann gelingen wenn Sub das Navi ist und führt ;) . Ist ja auch der weg der Sub.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Ich möchte hierzu gerne auch meine Gedanken aufschreiben.

      Meine erste Erfahrung war durchaus sehr prägend, habe ich durch meinen damaligen Partner überhaupt erst zu meiner Neigung gefunden. Vieles war sehr schön, aufregend, interessant. Anfangs. Ich war sehr jung und hatte wirklich null Ahnung von BDSM und vor fast 30 Jahren war es für mich auch nicht wirklich leicht, eigentlich unmöglich, Infoaustausch zu bekommen. Im Laufe der Zeit hatte ich keinerlei Selbstbestimmung mehr, ohne dass wir das jemals vereinbart hatten. Mit der Hochzeit war ich komplett ihm. Und es gab auch keine Möglichkeit daran etwas zu verhandeln.
      Das waren dann auch Gründe, die zur Trennung führten.

      Fazit der ersten Erfahrung war also: Ich habe gemerkt, dass es da etwas gibt, was mir total liegt, was ich nicht mehr missen möchte, aber ich war nicht bereit, mir alles einfach so überstülpen zu lassen und noch nicht mal mehr angehört werde, was ich möchte.

      Ein paar Jahre später hatte ich dann eine Spielbeziehung neben meiner Partnerschaft und erfuhr da wieder andere Aspekte. Also ein weiteres "Mosaiksteinchen". Insgesamt eine sehr positive Erfahrung.

      Mittlerweile, um viele Erfahrungen und vor allem Informationen reicher, weiß ich eigentlich sehr genau, was ich (ausprobieren) möchte, was mir gut tut.
      Ich bin auch so gereift/gefestigt, dass ich mir 24/7 oder auch TPE als Beziehungsmodell vorstellen kann und wir uns da auch schrittweise hin bewegen. Nach meiner Ersterfahrung habe ich das für mich kategorisch ausgeschlossen.

      Es ist also bei mir so, dass meine ersten Erfahrungen durchaus sehr prägend waren und auch sehr lange nachgewirkt haben. Aber durch weitere (positivere) Erfahrungen nicht absolut prägend waren.