Drache im Wind

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      Drache im Wind

      Sie balanciert auf den Buhnen, weit hinaus ins Meer. Nackt. Der Wind umschmeichelt ihren Körper, streichelt ihre Haut, zaust ihre Haare. Behutsam setzt sie einen Fuß vor den anderen, tastet sich vorsichtig voran auf den rauen Holzpfählen. Gischt spritzt hoch, benetzt ihren Körper; Wellen umspülen den hölzernen Pfad, dem sie folgt, lecken an ihren Füßen. Der Schrei der Möwen, das Rauschen der Brandung und des Windes in ihren Ohren. Er beobachtet sie vom Strand aus. Ihre Silhouette zeichnet sich vor dem Horizont ab, im weichen Licht der untergehenden Abendsonne.


      Der Strand ist leer geworden. Ruhig liegt er da nach der Hitze des Tages. Nur vereinzelt finden sich noch Menschen am Strand, in den Anblick des Farbenspiels über dem Wasser versunken. Jemand lässt einen Drachen steigen. Bunt tanzt er im Wind, wild und ungezügelt, zerrt an seiner Schnur, stürzt sich hinab, nur um sich erneut in die Lüfte zu erheben.


      Sie genießt das Gefühl der Weite um sich herum, die Gefährlichkeit des Meeres vor ihr und die Sicherheit des Strandes in ihrem Rücken; genießt das Spiel der Elemente, den Wind auf ihrer Haut, die Nacktheit ihres Körpers. Sie wagt sich weit hinaus, Schritt für Schritt; spürt das Kribbeln der Erregung, die sich ausbreitet, je weiter sie sich vortastet. Als sie die letzte Buhne erreicht, kehrt sie um, sucht sich ihren Weg zurück durch die Wellen und gelangt schließlich zum Strand, wo sie sich neben ihn in den Sand fallen lässt.
      Sie greift nach seiner Hand und schmiegt sich an ihn, hinein in die Geborgenheit seines warmen Körpers. Er sieht das Leuchten in ihren Augen, riecht den Duft der Sonne in ihrem Haar, als er sich über sie beugt, um sie zu küssen. Sie versinken ineinander, lassen den Strand weit hinter sich zurück, als sich ihre Blicke begegnen, und sie sich an einem Ort treffen, den nur sie beide kennen. Als sie wieder aus ihrem Kuss erwachen, hat die blaue Stunde bereits begonnen. Sie packen ihre Sachen zusammen und machen sich auf den Heimweg.


      Sie lassen die Dünen hinter sich und folgen einem schmalen Pfad durch die Wiesen. Ausgebreitet liegen sie vor ihnen mit ihren sanften Hügeln und Senken im letzten Licht des Tages. Schweigend gehen sie nebeneinander her, atmen den Frieden und die Stille dieser verlassenen Gegend; mitunter streifen sie einander leicht an den Armen. Die Luft ist merklich kühler geworden, ein leichtes Frösteln überzieht ihre Haut. Er umfasst ihre Taille, zieht sie zu sich heran und flüstert ihr zu: „Gleich im Wald werde ich dich züchtigen, einfach so.“ Sie blickt zu ihm herüber. Ihr Frösteln verstärkt sich, nun aufgrund der Erwartungsspannung, die sich in ihr aufbaut. Im Bruchteil einer Sekunde hat sich die Stimmung zwischen ihnen verändert, Erregung liegt in der Luft. Sie atmet tiefer, ihre Sinne sind geschärft, ihr zuvor träumender Geist hellwach. Sie haben die Abmachung, dass er sie züchtigen darf, wann und wo immer er will, als Zeichen, dass sie ihm gehört.
      Sie laufen auf den Wald zu, immer noch schweigend, aber die friedliche Stille ist dem Sirren der Erregung gewichen, das anschwillt, je näher sie dem Waldrand kommen. Sie ist nun ganz auf ihn fokussiert, und obwohl sich ihre Blicke nicht mehr begegnen, ist sie sich jeder seiner Bewegungen überdeutlich bewusst.


      Als sie die Baumgrenze erreichen, verlangsamt er seinen Schritt, sucht mit den Augen das Unterholz ab, um eine passende Rute zu finden. Da sprintet sie los. Er folgt ihr nicht sofort, vielleicht um ihr einen Vorsprung zu gewähren, vielleicht weil er glaubt, dass sie ihre Flucht nur vortäuscht. Doch als sie zusehends an Abstand gewinnt, nimmt er die Verfolgung auf. Sie nimmt den Pfad außen am Waldrand entlang, links von ihr die Wiesen, den Hügel hinauf. Im Laufen wirft sie einen Blick zurück über die Schulter, prüft die Entfernung zu ihm; noch liegt genügend Strecke zwischen ihnen. Sie weiß, dass sie ihm nicht entkommen kann, ihm nicht entkommen will, dass er sie bald einholen wird, aber noch will sie sich nicht geschlagen geben, will sich nicht kampflos ergeben. Wenn er sie schlagen will, soll er sie holen.
      Sie erhöht ihr Tempo, verschmilzt mit ihrem Körper, mobilisiert neue Kräfte. Die Steigung hat es in sich, das Blut pulsiert in ihren Ohren. Gleich wird er bei ihr sein, wird sie einfangen und überwältigen, das Adrenalin schießt durch ihren Körper; sie liebt diese Spannung, dieses lustvolle Gemisch aus Angst und Erregung. Sie weiß, dass es keine gute Idee war zu flüchten, dass es nun härter für sie werden wird, dass sie den Schlägen ohnehin nicht entgehen kann, aber vielleicht will sie genau das: spüren, dass sie keine Wahl hat, spüren, dass sie ihm gehört. Ein paar Meter noch, dann wird er sie einholen; sie spürt ihn schon hinter sich, lauscht nach seinen Schritten, während sie rennt.


      Dann ist er bei ihr. Er erwischt sie am Arm, drängt sie ab in die Wiese, bringt sie zu Fall, und während sie noch fällt, spürt sie, dass er sie hält, den Sturz abfängt. Sie fallen ins weiche Gras. Er liegt über ihr, hält sie mit seinem Körper am Platz, hält sie gefangen, geborgen. Sie kann sich unter seinem Gewicht kaum rühren; schwer atmend liegen sie übereinander, versuchen, wieder zu Atem zu kommen. Im Moment herrscht Waffenstillstand. Ergeben hat sie sich noch nicht. Später wird sie sich ergeben, später, wenn er mit ihr fertig ist. Dann wird sie weich und anschmiegsam in seinen Armen liegen, unterwürfig jeden seiner Befehle befolgen, in ihrer Hingabe baden. Aber jetzt noch nicht. Sie windet sich unter ihm, kneift, knufft, versucht, ihn von sich herunterzuschieben- ein unmögliches Unterfangen, und sie weiß das. Er richtet sich ein wenig auf, hält sie mit einer Hand auf ihrer Brust mühelos am Boden und schaut sie an, Funkeln, Begierde, Leidenschaft in seinen Augen. Dieser Blick und die Gelassenheit, mit der er über ihr thront, die Leichtigkeit, mit der er sie unter Kontrolle hält, machen sie wild. Sie ist wie berauscht von dieser Naturkraft, die zwischen ihnen wütet; will sich aufbäumen, frei kämpfen und sich ihm gleichzeitig vor die Füße werfen. Alles in ihr ist in Aufruhr, alles in ihr bebt. In jeder Faser ihres Körpers pulsiert das Leben, sie ist sich ihrer selbst so sehr wie selten bewusst.

      Da zerrt er sie schon auf die Füße; blitzschnell hat er sich erhoben und sie in einem Schwung mit sich nach oben gezogen. Taumelnd steht sie noch da, als er ihr den Arm auf dem Rücken verdreht. Der Schmerz durchfährt ihren Körper, sie muss sich nach vorne beugen, um ihm auszuweichen. Mit der freien Hand fasst er grob in ihre Haare, zieht ihr den Kopf in den Nacken und zerrt sie Richtung Wald, während sie neben ihm her stolpert, ihr Körper hilflos in seinen Händen verbogen, sich sträubend, jeden kleinsten Bewegungsspielraum nutzend, um sich seiner Kraft entgegen zu stellen. Rangelnd erreichen sie die ersten Bäume. Er drängt sie tiefer ins Unterholz, Laub raschelt, Zweige knacken unter ihren Füßen, streifen ihre Körper und Gesichter. Er drückt sie gegen einen Baum, hält sie zwischen sich und dem breiten Stamm eingeklemmt, während er den Gürtel aus seinen Shorts zieht und ihr damit die Hände auf dem Rücken fesselt. Dann entfernt er auch ihren Gürtel, wodurch ihr Jeansrock gefährlich ins Rutschen gerät. Er verbindet beide Gürtel miteinander und bugsiert sie zu einem recht tief hängenden Ast, zieht ihre gefesselten Handgelenke soweit wie möglich nach oben und bindet sie dort fest.
      Sie steht jetzt tief vorne über gebeugt, ausgeliefert, weitgehend bewegungsunfähig, und ihre Demütigung wird noch größer, als er ihren Rock samt Höschen mit einem Ruck ganz nach unten zieht. Entblößt, den nackten Po weit heraus gereckt, muss sie ausharren, warten auf das, was folgt; Rock und Slip kringeln sich um ihre Knöchel. Er lässt sich Zeit, betrachtet in Ruhe seine Beute im fahlen Licht der Dämmerung zwischen den Bäumen. Mit einem Fuß schiebt er ihre Füße weiter auseinander, soweit es die Kleidung um ihre Beine zulässt. Sanft streicht er über die Rundungen ihrer Hüften, ihren Po, fährt mit der Hand ihren Rücken hinauf, wobei er ihr Shirt weiter nach oben schiebt. „Du wolltest es so, nicht wahr!“, flüstert er. Es ist keine Frage. Seine Finger spielen zärtlich mit den verstrubelten Haaren, dann verschwinden plötzlich seine Hände von ihrem Körper, und er entfernt sich.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      Sie bleibt allein, gezwungen in diese unmögliche Haltung, exponiert, zur Schau gestellt. Ihr Atem geht jetzt ruhig und tief, gierig saugt sie den Duft des Waldes ein; sie ist nun dort, wo sie sein will. Sie horcht nach seinen Schritten, folgt mit ihrer Aufmerksamkeit jedem Rascheln und Knacken, das er hinterlässt; sehen kann sie ihn in ihrer Position nicht. Dann Stille. Kein Laut von ihm ist zu hören, nur das unablässige Summen des Waldes, sein Flüstern und Säuseln, Knirschen und Ächzen. Er scheint irgendwo regungslos zu verharren, bietet ihr keinen Anhaltspunkt zur Orientierung. Und doch weiß sie ihn in ihrer Nähe, spürt seine Präsenz, weiß, dass er sie nicht aus den Augen lässt. Ruhe umfängt sie, legt sich über sie wie ein zarter Schleier, hüllt sie ein.


      Dann wieder Rascheln, Schritte, die sich nähern. Ihr Puls beschleunigt sich schlagartig, alarmiert; die Spannung schnellt von Neuem in die Höhe, alles in ihr vibriert. Noch bevor er sie erreicht, spürt sie schon seine Hände auf ihrem Körper, streckt sich ihnen unwillkürlich entgegen. So gut, dass er da ist, so bedrohlich und doch so beruhigend. Sie ahnt, was jetzt kommt, und sie verzehrt sich danach. Der Stock berührt zuerst ihre Waden, wandert ihre nackten Beine hinauf, langsam, fast andächtig. Zarte Berührungen, flüchtig. Mit einer Hand greift er in ihren Nacken, drückt sanft zu, liebkost ihre Schulter. Die Bewegungen des Stocks werden schneller, federnd, versetzen ihren Körper in Schwingung. Mehr! Ihr Atem passt sich dem Rhythmus der Schläge an, sie seufzt leise. Dann der erste festere Hieb, der sie am Po trifft; sie heißt ihn willkommen, jede Faser ihrer selbst sehnt sich nach mehr. Die Schläge werden härter, steigern sich zu einem wilden Tanz, prasseln auf Gesäß, Oberschenkel und Waden. Sie kann schon längst nicht mehr still halten, windet sich unter den Schlägen, zerrt an ihren Fesseln, versucht, dem Schmerz auszuweichen, und doch will sie ihn mehr als alles andere in diesem Moment.


      Nach einer Weile hört er auf, tritt vor sie, fasst in ihre Haare und zieht ihren Kopf nach oben, sodass er in ihre Augen sehen kann. „Bist du jetzt bereit zu gehorchen?“, fragt er leise. Sie spürt in sich hinein, sucht nach einer Antwort, doch noch ehe sie etwas sagen kann, stiehlt sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. „Also nicht!“, meint er trocken und lässt ihren Kopf zurücksinken. Die Antwort, die ihr Innerstes gibt, überrascht sie selbst, und doch ist sie wahr: sie kann sich noch nicht unterwerfen, nicht vollständig, nicht so, wie sie es ersehnt.

      Die Schläge beginnen von Neuem, treffen auf ihre sensibilisierte Haut, graben sich in ihren Körper. Sie zuckt, stöhnt, zischt, jault, zerfließt in dem Brennen des Schmerzes. Dann endlich Erlösung. Erleichterung durchströmt sie, als ihr Körper nachgibt, sich ausdehnt, mit den letzten Hieben verschmilzt. Die Spannung fließt aus ihr heraus. Befreiung.


      Er wirft den Stock beiseite und schmiegt sich von hinten an sie, umfängt sie mit seinem Körper. Eine kleine Ewigkeit verharren sie so in zeitloser Stille, eins mit dem Atem des anderen. Schließlich löst er sich behutsam von ihr, befreit sie von ihren Fesseln, zieht sie in seine Arme, hüllt sie in seine Wärme. Ihre Haut glüht, Striemen schmücken ihren Körper, kaum noch zu erkennen in der einsetzenden Dunkelheit. Sie ist jetzt ganz bei ihm, ganz zu Hause, ganz bei sich. Dankbarkeit überkommt sie, Frieden. Sie spürt eine Weichheit in sich, die sie nieder sinken lässt, trockenes Laub und kleine Zweige unter ihren Knien. Tiefe Ruhe breitet sich in ihr aus. Er streichelt zärtlich ihre Wange und schiebt ihr dann zwei Finger in den Mund. Sie schaut zu ihm hoch, saugt hingebungsvoll an ihnen, umspielt sie mit ihrer Zunge. „Meins!“, flüstert er; sie nickt nur, seine Finger zwischen den Lippen. Sie lehnt ihren Kopf gegen seine Beine, reibt ihn an seinem Oberschenkel, drückt ihn an seinen Schritt. Jetzt will sie ganz für ihn da sein, nur für ihn. Sie sieht das Verlangen in seinen Augen: „Komm, wir gehen nach Hause. Den Rest heben wir uns für später auf.“ Seine Stimme klingt rau, verheißungsvoll.


      Er hebt sie auf ihre Füße, zieht sie mit sich; sie folgt ihm, nun ohne Widerstand, den Kopf an seiner Schulter.

      Beide wissen, sie wird sich ihm hingeben, sich unter seinen Händen räkeln, sinnlich, lustvoll, katzenhaft; wird ihm dienen, immer tiefer in ihre Unterwerfung fallen, in ihrer Hingabe fließen. Sie wird es genießen, seins zu sein, ihm zu gehören; sich klein und doch stark fühlen, sich vor ihm niederwerfen, seine Füße küssen, sich in ihrer Unterwürfigkeit suhlen. Sie wird stolz sein und schön. Sie wird gehorchen und sich wunderbar dabei fühlen.


      Vielleicht ist sie wie ein Drache im Wind: sie liebt diesen Tanz, wild und ungezähmt. Sie macht, was sie will, folgt eigenwillig ihrem inneren Rhythmus, ihrer eigenen Melodie. Sie schlägt Kapriolen, versucht zu entkommen, sich der Kontrolle zu entziehen, aber sie kann sich nur in die Lüfte erheben, wenn jemand am Boden dem Wind einen Widerstand bietet. Sie braucht die Hände, die sie halten, um fliegen zu können. Vielleicht ist sie sein Drache im Wind- und ihre Leine liegt sicher in seinen Händen.
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning